Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.5. Die Wirkungen der äußern Sinne in psychologischer Rücksicht. Ueber das musikalische Gehör.Die Verhältnisse, die in Ansehung der Größen dem Auge angenehm sind, lassen sich in dem Grade, worin sie es sind, leicht mit dem Verstande begreifen, man kann sie sich leicht in Gedanken vorstellen. Die Verhältnisse, die in Ansehung der Töne dem Ohre angenehm sind, lassen sich in dem Grade, worin sie es sind, auch leicht mit dem Verstande begreifen, man kann sie sich auch leicht in Gedanken vorstellen. Die Vorstellungsart beider in der Seele, muß doch aber wohl verschieden seyn, indem man sich bei der Vorstellung der erstem einbildet, man sähe etwas; hingegen bei der Vorstellung der letztern, man höre etwas, und man sich doch eigentlich von einem Tone kein Bild machen kann, als welches etwas Sichtbares aber nichts Hörbares darstellet. Da es also scheint als ob einbilden das rechte Wort, für die Vorstellung eines Tones in der Seele, nicht sey, so scheint auch für diese Vorstel- 5. Die Wirkungen der aͤußern Sinne in psychologischer Ruͤcksicht. Ueber das musikalische Gehoͤr.Die Verhaͤltnisse, die in Ansehung der Groͤßen dem Auge angenehm sind, lassen sich in dem Grade, worin sie es sind, leicht mit dem Verstande begreifen, man kann sie sich leicht in Gedanken vorstellen. Die Verhaͤltnisse, die in Ansehung der Toͤne dem Ohre angenehm sind, lassen sich in dem Grade, worin sie es sind, auch leicht mit dem Verstande begreifen, man kann sie sich auch leicht in Gedanken vorstellen. Die Vorstellungsart beider in der Seele, muß doch aber wohl verschieden seyn, indem man sich bei der Vorstellung der erstem einbildet, man saͤhe etwas; hingegen bei der Vorstellung der letztern, man hoͤre etwas, und man sich doch eigentlich von einem Tone kein Bild machen kann, als welches etwas Sichtbares aber nichts Hoͤrbares darstellet. Da es also scheint als ob einbilden das rechte Wort, fuͤr die Vorstellung eines Tones in der Seele, nicht sey, so scheint auch fuͤr diese Vorstel- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0045" n="45"/><lb/><lb/> </div> <div n="3"> <head>5. Die Wirkungen der aͤußern Sinne in psychologischer Ruͤcksicht. <note type="editorial"><bibl><persName ref="#ref19"><note type="editorial"/>K. St. <=Moritz, Johann Christian Conrad?></persName></bibl></note> Ueber das musikalische Gehoͤr.</head><lb/> <p>Die Verhaͤltnisse, die in Ansehung der Groͤßen dem Auge angenehm sind, lassen sich in dem Grade, worin sie es sind, leicht mit dem Verstande begreifen, man kann sie sich leicht in Gedanken vorstellen. </p> <p>Die Verhaͤltnisse, die in Ansehung der Toͤne dem Ohre angenehm sind, lassen sich in dem Grade, worin sie es sind, auch leicht mit dem Verstande begreifen, man kann sie sich auch leicht in Gedanken vorstellen. </p> <p>Die Vorstellungsart beider in der Seele, muß doch aber wohl verschieden seyn, indem man sich bei der Vorstellung der erstem einbildet, man <hi rendition="#b">saͤhe</hi> etwas; hingegen bei der Vorstellung der letztern, man <hi rendition="#b">hoͤre</hi> etwas, und man sich doch eigentlich von einem Tone kein <hi rendition="#b">Bild</hi> machen kann, als welches etwas Sichtbares aber nichts Hoͤrbares darstellet. </p> <p>Da es also scheint als ob <hi rendition="#b">einbilden</hi> das rechte Wort, fuͤr die Vorstellung eines Tones in der Seele, nicht sey, so scheint auch fuͤr diese Vorstel-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0045]
5. Die Wirkungen der aͤußern Sinne in psychologischer Ruͤcksicht. Ueber das musikalische Gehoͤr.
Die Verhaͤltnisse, die in Ansehung der Groͤßen dem Auge angenehm sind, lassen sich in dem Grade, worin sie es sind, leicht mit dem Verstande begreifen, man kann sie sich leicht in Gedanken vorstellen.
Die Verhaͤltnisse, die in Ansehung der Toͤne dem Ohre angenehm sind, lassen sich in dem Grade, worin sie es sind, auch leicht mit dem Verstande begreifen, man kann sie sich auch leicht in Gedanken vorstellen.
Die Vorstellungsart beider in der Seele, muß doch aber wohl verschieden seyn, indem man sich bei der Vorstellung der erstem einbildet, man saͤhe etwas; hingegen bei der Vorstellung der letztern, man hoͤre etwas, und man sich doch eigentlich von einem Tone kein Bild machen kann, als welches etwas Sichtbares aber nichts Hoͤrbares darstellet.
Da es also scheint als ob einbilden das rechte Wort, fuͤr die Vorstellung eines Tones in der Seele, nicht sey, so scheint auch fuͤr diese Vorstel-
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