einzelnen Sprachen, Redensarten, Ausdrücke und Worte. Wir lernen nunmehr a posteriori aus der Erfahrung, wie a priori eine Sprache und ein Wort dem Wesen nach entstanden sind. Wir erforschen und bestimmen, aus was für Elementen, die wir Buchstaben nennen, ein Wort bestehe, aus was für Wörtern eine Sprache komponirt sey, in welchem Sprachgebrauche dieses oder jenes Wort willkührlich angewandt werde, was es für Aenderungen der Aussprache und Bedeutung leide. Und dies alles heißt mit einem Namen: Etymologie oder Wortforschung. Diese schließt eine doppelte Beschäftigung in sich: erstens zeigt sie die Elemente, aus denen ein Wort besteht, und was für Grundbegriffe sie an die Hand geben; zweitens den bestimmten Begriff, den das Wort durch den Gebrauch hat. Daraus folgt: bei welchem Volke, zu welcher Zeit, unter welchen Umständen das Wort entstanden, und wie es theils in der Aussprache, theils in Nebenbedeutungen verwandelt worden sey. Dieses nennen wir die historische, jenes die grammatikalische Wortforschung, die um der Genauigkeit willen beisammen bleiben müssen. So habe ich z.B. das Wort stumm in meinen
kleinen Rapsodien über Denk- und Lehrart der Taubstummen, 1ste Raps. 8.
historisch und grammatikalisch untersucht. Auch dieses Wort stumm dient vorzüglich sehr zu meiner Behauptung.
einzelnen Sprachen, Redensarten, Ausdruͤcke und Worte. Wir lernen nunmehr a posteriori aus der Erfahrung, wie a priori eine Sprache und ein Wort dem Wesen nach entstanden sind. Wir erforschen und bestimmen, aus was fuͤr Elementen, die wir Buchstaben nennen, ein Wort bestehe, aus was fuͤr Woͤrtern eine Sprache komponirt sey, in welchem Sprachgebrauche dieses oder jenes Wort willkuͤhrlich angewandt werde, was es fuͤr Aenderungen der Aussprache und Bedeutung leide. Und dies alles heißt mit einem Namen: Etymologie oder Wortforschung. Diese schließt eine doppelte Beschaͤftigung in sich: erstens zeigt sie die Elemente, aus denen ein Wort besteht, und was fuͤr Grundbegriffe sie an die Hand geben; zweitens den bestimmten Begriff, den das Wort durch den Gebrauch hat. Daraus folgt: bei welchem Volke, zu welcher Zeit, unter welchen Umstaͤnden das Wort entstanden, und wie es theils in der Aussprache, theils in Nebenbedeutungen verwandelt worden sey. Dieses nennen wir die historische, jenes die grammatikalische Wortforschung, die um der Genauigkeit willen beisammen bleiben muͤssen. So habe ich z.B. das Wort stumm in meinen
kleinen Rapsodien uͤber Denk- und Lehrart der Taubstummen, 1ste Raps. 8.
historisch und grammatikalisch untersucht. Auch dieses Wort stumm dient vorzuͤglich sehr zu meiner Behauptung.
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einzelnen Sprachen, Redensarten, Ausdruͤcke und Worte. Wir lernen nunmehr a posteriori aus der Erfahrung, wie a priori eine Sprache und ein Wort dem Wesen nach entstanden sind. Wir erforschen und bestimmen, aus was fuͤr Elementen, die wir Buchstaben nennen, ein Wort bestehe, aus was fuͤr Woͤrtern eine Sprache komponirt sey, in welchem Sprachgebrauche dieses oder jenes Wort willkuͤhrlich angewandt werde, was es fuͤr Aenderungen der Aussprache und Bedeutung leide. Und dies alles heißt mit einem Namen: Etymologie oder Wortforschung. Diese schließt eine doppelte Beschaͤftigung in sich: erstens zeigt sie die Elemente, aus denen ein Wort besteht, und was fuͤr Grundbegriffe sie an die Hand geben; zweitens den bestimmten Begriff, den das Wort durch den Gebrauch hat. Daraus folgt: bei welchem Volke, zu welcher Zeit, unter welchen Umstaͤnden das Wort entstanden, und wie es theils in der Aussprache, theils in Nebenbedeutungen verwandelt worden sey. Dieses nennen wir die historische, jenes die grammatikalische Wortforschung, die um der Genauigkeit willen beisammen bleiben muͤssen. So habe ich z.B. das Wort stumm in meinen
kleinen Rapsodien uͤber Denk- und Lehrart der Taubstummen, 1ste Raps. 8.
historisch und grammatikalisch untersucht. Auch dieses Wort stumm dient vorzuͤglich sehr zu meiner Behauptung.
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/59>, abgerufen am 15.06.2024.
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