Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.
Dieser Zustand ist immer dem Traume gleich, nur mit dem Unterschiede, daß man hier wachend träumt, und die Phantasieen größtentheils ihren Grund in physischen Begebenheiten haben, so wie Hr. Herz mehrere sehr gut, und einige mit großem Scharfsinn erklärt hat, S. 56-58. Dann die Erhöhung oder Verstärkung der Sinne, besonders des Geruchs, S. 57. Die Neigung zum Komischen S. 59. 63. 64. Dies sind alles Symptome, die mehr oder weniger sich in jeder schweren Krankheit besonders in bösartigen Fiebern zeigen. Jch kenne sie alle aus meinen eigenen Erfahrungen, nachdem ich ein Faulfieber mit einem beständigen Delirio, die bösartigsten Pocken mit einem dreitägigen methodischen Delirio, die Gelbsucht, und über alles eine andre äusserst zusammengesetzte Krankheit überstanden habe. Diese entstand aus einem Gifte, daß ich zu mir genommen hatte, und 5 Jahre hindurch spottete sie aller Kunst der Aerzte. Zulezt lag ich völlige neun Monathe im Bette, und litte Schmerzen, die jede Tortur übertreffen, bis ich endlich so völlig entkräftet, und ausgesaugt war, daß meine Genesung ein wahres Wunder, und in der Medizin fast einzig ist.
Dieser Zustand ist immer dem Traume gleich, nur mit dem Unterschiede, daß man hier wachend traͤumt, und die Phantasieen groͤßtentheils ihren Grund in physischen Begebenheiten haben, so wie Hr. Herz mehrere sehr gut, und einige mit großem Scharfsinn erklaͤrt hat, S. 56-58. Dann die Erhoͤhung oder Verstaͤrkung der Sinne, besonders des Geruchs, S. 57. Die Neigung zum Komischen S. 59. 63. 64. Dies sind alles Symptome, die mehr oder weniger sich in jeder schweren Krankheit besonders in boͤsartigen Fiebern zeigen. Jch kenne sie alle aus meinen eigenen Erfahrungen, nachdem ich ein Faulfieber mit einem bestaͤndigen Delirio, die boͤsartigsten Pocken mit einem dreitaͤgigen methodischen Delirio, die Gelbsucht, und uͤber alles eine andre aͤusserst zusammengesetzte Krankheit uͤberstanden habe. Diese entstand aus einem Gifte, daß ich zu mir genommen hatte, und 5 Jahre hindurch spottete sie aller Kunst der Aerzte. Zulezt lag ich voͤllige neun Monathe im Bette, und litte Schmerzen, die jede Tortur uͤbertreffen, bis ich endlich so voͤllig entkraͤftet, und ausgesaugt war, daß meine Genesung ein wahres Wunder, und in der Medizin fast einzig ist. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0076" n="76"/><lb/> in seinem Kopfe brannten, wenn das Delirium herankam, S. 54. 63. das Delirium selbst S. 54. </p> <p>Dieser Zustand ist immer dem Traume gleich, nur mit dem Unterschiede, daß man hier wachend traͤumt, und die Phantasieen groͤßtentheils ihren Grund in physischen Begebenheiten haben, so wie <hi rendition="#b">Hr. Herz</hi> mehrere sehr gut, und einige mit großem Scharfsinn erklaͤrt hat, <choice><corr>S. 56-58.</corr><sic>S. 56-58.</sic></choice> Dann die Erhoͤhung oder Verstaͤrkung der Sinne, besonders des Geruchs, <choice><corr>S. 57.</corr><sic>S. 57.</sic></choice> Die Neigung zum Komischen S. 59. 63. 64. </p> <p>Dies sind alles Symptome, die mehr oder weniger sich in jeder schweren Krankheit besonders in boͤsartigen Fiebern zeigen. Jch kenne sie alle aus meinen eigenen Erfahrungen, nachdem ich ein Faulfieber mit einem bestaͤndigen Delirio, die boͤsartigsten Pocken mit einem dreitaͤgigen methodischen Delirio, die Gelbsucht, und uͤber alles eine andre aͤusserst zusammengesetzte Krankheit uͤberstanden habe. Diese entstand aus einem Gifte, daß ich zu mir genommen hatte, und 5 Jahre hindurch spottete sie aller Kunst der Aerzte. Zulezt lag ich voͤllige neun Monathe im Bette, und litte Schmerzen, die jede Tortur uͤbertreffen, bis ich endlich so voͤllig entkraͤftet, und ausgesaugt war, daß meine Genesung ein wahres Wunder, und in der <choice><corr>Medizin</corr><sic>Medezin</sic></choice> fast einzig ist.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0076]
in seinem Kopfe brannten, wenn das Delirium herankam, S. 54. 63. das Delirium selbst S. 54.
Dieser Zustand ist immer dem Traume gleich, nur mit dem Unterschiede, daß man hier wachend traͤumt, und die Phantasieen groͤßtentheils ihren Grund in physischen Begebenheiten haben, so wie Hr. Herz mehrere sehr gut, und einige mit großem Scharfsinn erklaͤrt hat, S. 56-58. Dann die Erhoͤhung oder Verstaͤrkung der Sinne, besonders des Geruchs, S. 57. Die Neigung zum Komischen S. 59. 63. 64.
Dies sind alles Symptome, die mehr oder weniger sich in jeder schweren Krankheit besonders in boͤsartigen Fiebern zeigen. Jch kenne sie alle aus meinen eigenen Erfahrungen, nachdem ich ein Faulfieber mit einem bestaͤndigen Delirio, die boͤsartigsten Pocken mit einem dreitaͤgigen methodischen Delirio, die Gelbsucht, und uͤber alles eine andre aͤusserst zusammengesetzte Krankheit uͤberstanden habe. Diese entstand aus einem Gifte, daß ich zu mir genommen hatte, und 5 Jahre hindurch spottete sie aller Kunst der Aerzte. Zulezt lag ich voͤllige neun Monathe im Bette, und litte Schmerzen, die jede Tortur uͤbertreffen, bis ich endlich so voͤllig entkraͤftet, und ausgesaugt war, daß meine Genesung ein wahres Wunder, und in der Medizin fast einzig ist.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791/76>, abgerufen am 17.06.2024. |