Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

stätische Kirche, und die lauschende Menge, und
die Stimme des Predigers hinzu, welche itzt in
seiner Phantasie noch weit himmlischer klang. --
er zählte Stunden und Minuten bis zum näch¬
sten Sonntage.

Dieser kam; und ist je ein unauslöschlicher
Eindruck auf Antons Seele gemacht worden, so
war es die Predigt, die er an dem Tage hörte.--
Die Anzahl von Menschen war womöglich noch
größer, als am vorigen Sonntage. -- Vor
der Predigt wurde ein kurzes Lied gesungen,
worin die Worte des Psalms vorkommen:

"Herr, wer wird wohnen in deiner Hütte?
"wer wird bleiben auf deinem heiligen Berge?

"Wer ohne Wandel einher gehet und recht
"thut, und redet die Wahrheit von Herzen.

"Wer mit seiner Zungen nicht verläumdet,
"und seinem Nächsten kein Arges thut, und sei¬
"nen Nächsten nicht schmähet.

"Wer die Gottlosen nichts achtet, und ehret
"die Gottesfürchtigen: Wer seinem Nächsten
"schwöret, und hälts.

"Wer sein Geld nicht auf Wucher giebt, und
"nimmt nicht Geschenk über den Unschuldigen.
"Wer das thut, der wird wohl bleiben.

Durch
H z

ſtaͤtiſche Kirche, und die lauſchende Menge, und
die Stimme des Predigers hinzu, welche itzt in
ſeiner Phantaſie noch weit himmliſcher klang. —
er zaͤhlte Stunden und Minuten bis zum naͤch¬
ſten Sonntage.

Dieſer kam; und iſt je ein unausloͤſchlicher
Eindruck auf Antons Seele gemacht worden, ſo
war es die Predigt, die er an dem Tage hoͤrte.—
Die Anzahl von Menſchen war womoͤglich noch
groͤßer, als am vorigen Sonntage. — Vor
der Predigt wurde ein kurzes Lied geſungen,
worin die Worte des Pſalms vorkommen:

„Herr, wer wird wohnen in deiner Huͤtte?
„wer wird bleiben auf deinem heiligen Berge?

„Wer ohne Wandel einher gehet und recht
„thut, und redet die Wahrheit von Herzen.

„Wer mit ſeiner Zungen nicht verlaͤumdet,
„und ſeinem Naͤchſten kein Arges thut, und ſei¬
„nen Naͤchſten nicht ſchmaͤhet.

„Wer die Gottloſen nichts achtet, und ehret
„die Gottesfuͤrchtigen: Wer ſeinem Naͤchſten
„ſchwoͤret, und haͤlts.

„Wer ſein Geld nicht auf Wucher giebt, und
„nimmt nicht Geſchenk uͤber den Unſchuldigen.
„Wer das thut, der wird wohl bleiben.

Durch
H z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0127" n="117"/>
&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;che Kirche, und die lau&#x017F;chende Menge, und<lb/>
die Stimme des Predigers hinzu, welche itzt in<lb/>
&#x017F;einer Phanta&#x017F;ie noch weit himmli&#x017F;cher klang. &#x2014;<lb/>
er za&#x0364;hlte Stunden und Minuten bis zum na&#x0364;ch¬<lb/>
&#x017F;ten Sonntage.</p><lb/>
      <p>Die&#x017F;er kam; und i&#x017F;t je ein unauslo&#x0364;&#x017F;chlicher<lb/>
Eindruck auf Antons Seele gemacht worden, &#x017F;o<lb/>
war es die Predigt, die er an dem Tage ho&#x0364;rte.&#x2014;<lb/>
Die Anzahl von Men&#x017F;chen war womo&#x0364;glich noch<lb/>
gro&#x0364;ßer, als am vorigen Sonntage. &#x2014; Vor<lb/>
der Predigt wurde ein kurzes Lied ge&#x017F;ungen,<lb/>
worin die Worte des P&#x017F;alms vorkommen:</p><lb/>
      <p>&#x201E;Herr, wer wird wohnen in deiner Hu&#x0364;tte?<lb/>
&#x201E;wer wird bleiben auf deinem heiligen Berge?</p><lb/>
      <p>&#x201E;Wer ohne Wandel einher gehet und recht<lb/>
&#x201E;thut, und redet die Wahrheit von Herzen.</p><lb/>
      <p>&#x201E;Wer mit &#x017F;einer Zungen nicht verla&#x0364;umdet,<lb/>
&#x201E;und &#x017F;einem Na&#x0364;ch&#x017F;ten kein Arges thut, und &#x017F;ei¬<lb/>
&#x201E;nen Na&#x0364;ch&#x017F;ten nicht &#x017F;chma&#x0364;het.</p><lb/>
      <p>&#x201E;Wer die Gottlo&#x017F;en nichts achtet, und ehret<lb/>
&#x201E;die Gottesfu&#x0364;rchtigen: Wer &#x017F;einem Na&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
&#x201E;&#x017F;chwo&#x0364;ret, und ha&#x0364;lts.</p><lb/>
      <p>&#x201E;Wer &#x017F;ein Geld nicht auf Wucher giebt, und<lb/>
&#x201E;nimmt nicht Ge&#x017F;chenk u&#x0364;ber den Un&#x017F;chuldigen.<lb/>
&#x201E;Wer das thut, der wird wohl bleiben.</p><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch">Durch<lb/></fw>
      <fw place="bottom" type="sig">H z<lb/></fw>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0127] ſtaͤtiſche Kirche, und die lauſchende Menge, und die Stimme des Predigers hinzu, welche itzt in ſeiner Phantaſie noch weit himmliſcher klang. — er zaͤhlte Stunden und Minuten bis zum naͤch¬ ſten Sonntage. Dieſer kam; und iſt je ein unausloͤſchlicher Eindruck auf Antons Seele gemacht worden, ſo war es die Predigt, die er an dem Tage hoͤrte.— Die Anzahl von Menſchen war womoͤglich noch groͤßer, als am vorigen Sonntage. — Vor der Predigt wurde ein kurzes Lied geſungen, worin die Worte des Pſalms vorkommen: „Herr, wer wird wohnen in deiner Huͤtte? „wer wird bleiben auf deinem heiligen Berge? „Wer ohne Wandel einher gehet und recht „thut, und redet die Wahrheit von Herzen. „Wer mit ſeiner Zungen nicht verlaͤumdet, „und ſeinem Naͤchſten kein Arges thut, und ſei¬ „nen Naͤchſten nicht ſchmaͤhet. „Wer die Gottloſen nichts achtet, und ehret „die Gottesfuͤrchtigen: Wer ſeinem Naͤchſten „ſchwoͤret, und haͤlts. „Wer ſein Geld nicht auf Wucher giebt, und „nimmt nicht Geſchenk uͤber den Unſchuldigen. „Wer das thut, der wird wohl bleiben. Durch H z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/127
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/127>, abgerufen am 13.06.2024.