Da also alle höheren Rücksichten für die Werthbestim- mung der Dinge verschwunden, da in diesem Chaos durch- einander schweifender ökonomischer Atome von einer Richtung, von einem lebendigen Verhältniß der ökonomischen Kraft nicht weiter die Rede seyn kann, so gibt es nur augenblickliche Bestimmungen gewisser Scheinwerthe, oder Preise, deren Schwanken und unverhältnißmäßiges Steigen schon dar- thut, daß sie mit dem natürlichen Gange der ökonomischen Geschäfte nichts zu schaffen haben, sondern daß sie von der ungewissen Ebbe und Fluth eines eingebildeten Weltmarkts abhangen.
Denn, daß zu aller Werthbestimmung ein Mittelpunct gehöre, kann der Instinkt selbst nicht verläugnen, wenn auch die Einsicht in das Centrum aller Mittelpuncte und aller Kraftrichtungen längst verloren wäre: man imaginirt sich einen Mittelpunct, und sollte er auch wie der sogenannte Weltmarkt überall und nirgends seyn.
Die Metalle sollte es scheinen, müßten in diesem Zustande der Dinge, da sie mit der Neigung aller Kräfte so genau zusammenhängen, in einer unendlich beschleunigten Progression kostbarer werden, auch klagt das ganze Geschlecht wie mit einem Munde über ihren Mangel; aber so gerecht, so sym- metrisch offenbart sich die Natur, der nunmehr allein das Regi- ment überlassen worden, auch in den Krankheiten der bürger- lichen Gesellschaft: die einzelnen Nothwendigkeiten des augen- blicklichen Lebens, werden, da die gegenseitige persönliche Hülfe mehr und mehr nachläßt, noch viel dringender als die Noth- wendigkeit sich in den Besitz des höchsten Gutes dieser Zeit,
Da alſo alle hoͤheren Ruͤckſichten fuͤr die Werthbeſtim- mung der Dinge verſchwunden, da in dieſem Chaos durch- einander ſchweifender oͤkonomiſcher Atome von einer Richtung, von einem lebendigen Verhaͤltniß der oͤkonomiſchen Kraft nicht weiter die Rede ſeyn kann, ſo gibt es nur augenblickliche Beſtimmungen gewiſſer Scheinwerthe, oder Preiſe, deren Schwanken und unverhaͤltnißmaͤßiges Steigen ſchon dar- thut, daß ſie mit dem natuͤrlichen Gange der oͤkonomiſchen Geſchaͤfte nichts zu ſchaffen haben, ſondern daß ſie von der ungewiſſen Ebbe und Fluth eines eingebildeten Weltmarkts abhangen.
Denn, daß zu aller Werthbeſtimmung ein Mittelpunct gehoͤre, kann der Inſtinkt ſelbſt nicht verlaͤugnen, wenn auch die Einſicht in das Centrum aller Mittelpuncte und aller Kraftrichtungen laͤngſt verloren waͤre: man imaginirt ſich einen Mittelpunct, und ſollte er auch wie der ſogenannte Weltmarkt uͤberall und nirgends ſeyn.
Die Metalle ſollte es ſcheinen, muͤßten in dieſem Zuſtande der Dinge, da ſie mit der Neigung aller Kraͤfte ſo genau zuſammenhaͤngen, in einer unendlich beſchleunigten Progreſſion koſtbarer werden, auch klagt das ganze Geſchlecht wie mit einem Munde uͤber ihren Mangel; aber ſo gerecht, ſo ſym- metriſch offenbart ſich die Natur, der nunmehr allein das Regi- ment uͤberlaſſen worden, auch in den Krankheiten der buͤrger- lichen Geſellſchaft: die einzelnen Nothwendigkeiten des augen- blicklichen Lebens, werden, da die gegenſeitige perſoͤnliche Huͤlfe mehr und mehr nachlaͤßt, noch viel dringender als die Noth- wendigkeit ſich in den Beſitz des hoͤchſten Gutes dieſer Zeit,
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Da alſo alle hoͤheren Ruͤckſichten fuͤr die Werthbeſtim-
mung der Dinge verſchwunden, da in dieſem Chaos durch-
einander ſchweifender oͤkonomiſcher Atome von einer Richtung,
von einem lebendigen Verhaͤltniß der oͤkonomiſchen Kraft nicht
weiter die Rede ſeyn kann, ſo gibt es nur augenblickliche
Beſtimmungen gewiſſer Scheinwerthe, oder Preiſe, deren
Schwanken und unverhaͤltnißmaͤßiges Steigen ſchon dar-
thut, daß ſie mit dem natuͤrlichen Gange der oͤkonomiſchen
Geſchaͤfte nichts zu ſchaffen haben, ſondern daß ſie von der
ungewiſſen Ebbe und Fluth eines eingebildeten Weltmarkts
abhangen.
Denn, daß zu aller Werthbeſtimmung ein Mittelpunct
gehoͤre, kann der Inſtinkt ſelbſt nicht verlaͤugnen, wenn auch
die Einſicht in das Centrum aller Mittelpuncte und aller
Kraftrichtungen laͤngſt verloren waͤre: man imaginirt ſich
einen Mittelpunct, und ſollte er auch wie der ſogenannte
Weltmarkt uͤberall und nirgends ſeyn.
Die Metalle ſollte es ſcheinen, muͤßten in dieſem Zuſtande
der Dinge, da ſie mit der Neigung aller Kraͤfte ſo genau
zuſammenhaͤngen, in einer unendlich beſchleunigten Progreſſion
koſtbarer werden, auch klagt das ganze Geſchlecht wie mit
einem Munde uͤber ihren Mangel; aber ſo gerecht, ſo ſym-
metriſch offenbart ſich die Natur, der nunmehr allein das Regi-
ment uͤberlaſſen worden, auch in den Krankheiten der buͤrger-
lichen Geſellſchaft: die einzelnen Nothwendigkeiten des augen-
blicklichen Lebens, werden, da die gegenſeitige perſoͤnliche Huͤlfe
mehr und mehr nachlaͤßt, noch viel dringender als die Noth-
wendigkeit ſich in den Beſitz des hoͤchſten Gutes dieſer Zeit,
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/112>, abgerufen am 15.06.2024.
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