Gebundenheit gewöhnt können wir es kaum begreifen, daß der Japaner, ohne irgendwie seiner Sprache Zwang anzuthun, ein Sätzchen von sechs Worten einige Dutzend Mal variieren kann. Ich will mich mit einer kleinen Probe begnügen, indem ich einige Variationen des Satzes: "Dieses Zeichen ist gut geschrieben" gebe.
kono ji wa yoku kaite aru
kono ji ga yoku kaite aru
kono ji no kakikata wa ii
kono ji no kakikata ga ii
kono ji wa kakikata ga ii
kono ji wa kakikata wa ii
kono ji ga kakikata wa ii
kono ji wa yoi kakikata desu
kono ji wa kakikata no yoi ji desu
kono ji ga kakikata no yoi ji desu
kono ji no kakikata wa yoi kakikata desu
kono ji no kakikata ga yoi kakikata desu
Die Zahl dieser Variationen ließe sich durch kleine Veränderungen bis auf sechzig bringen. Das sieht nun allerdings wie Spielerei aus und der Unkundige ist versucht, ungläubig zu lächeln. Und doch klingen alle diese Formen dem japanischen Ohr natürlich, darum weil sie direkte Ausdrücke einzelner Vorstellungen sind. Ein jedes Ding und ein jeder Vorgang läßt sich von verschiedenen Seiten betrachten, und die Vorstellungs- bilder im Geist sind mehr oder weniger verschieden je nach der Art der Betrachtung. Die Fähigkeit, diese verschiedenen Nuancierungen auch möglichst direkt und getreu wiederzugeben, hat sich die japanische Sprache mehr bewahrt als die unsrigen, während man sie andrer- seits wegen Mangels an festen Formen von dem Vor- wurf einer gewissen Zerfahrenheit nicht freisprechen kann.
Gebundenheit gewöhnt können wir es kaum begreifen, daß der Japaner, ohne irgendwie ſeiner Sprache Zwang anzuthun, ein Sätzchen von ſechs Worten einige Dutzend Mal variieren kann. Ich will mich mit einer kleinen Probe begnügen, indem ich einige Variationen des Satzes: „Dieſes Zeichen iſt gut geſchrieben“ gebe.
kono ji wa yoku kaite aru
kono ji ga yoku kaite aru
kono ji no kakikata wa ii
kono ji no kakikata ga ii
kono ji wa kakikata ga ii
kono ji wa kakikata wa ii
kono ji ga kakikata wa ii
kono ji wa yoi kakikata desu
kono ji wa kakikata no yoi ji desu
kono ji ga kakikata no yoi ji desu
kono ji no kakikata wa yoi kakikata desu
kono ji no kakikata ga yoi kakikata desu
Die Zahl dieſer Variationen ließe ſich durch kleine Veränderungen bis auf ſechzig bringen. Das ſieht nun allerdings wie Spielerei aus und der Unkundige iſt verſucht, ungläubig zu lächeln. Und doch klingen alle dieſe Formen dem japaniſchen Ohr natürlich, darum weil ſie direkte Ausdrücke einzelner Vorſtellungen ſind. Ein jedes Ding und ein jeder Vorgang läßt ſich von verſchiedenen Seiten betrachten, und die Vorſtellungs- bilder im Geiſt ſind mehr oder weniger verſchieden je nach der Art der Betrachtung. Die Fähigkeit, dieſe verſchiedenen Nuancierungen auch möglichſt direkt und getreu wiederzugeben, hat ſich die japaniſche Sprache mehr bewahrt als die unſrigen, während man ſie andrer- ſeits wegen Mangels an feſten Formen von dem Vor- wurf einer gewiſſen Zerfahrenheit nicht freiſprechen kann.
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Gebundenheit gewöhnt können wir es kaum begreifen,
daß der Japaner, ohne irgendwie ſeiner Sprache Zwang
anzuthun, ein Sätzchen von ſechs Worten einige Dutzend
Mal variieren kann. Ich will mich mit einer kleinen
Probe begnügen, indem ich einige Variationen des
Satzes: „Dieſes Zeichen iſt gut geſchrieben“ gebe.
kono ji wa yoku kaite aru
kono ji ga yoku kaite aru
kono ji no kakikata wa ii
kono ji no kakikata ga ii
kono ji wa kakikata ga ii
kono ji wa kakikata wa ii
kono ji ga kakikata wa ii
kono ji wa yoi kakikata desu
kono ji wa kakikata no yoi ji desu
kono ji ga kakikata no yoi ji desu
kono ji no kakikata wa yoi kakikata desu
kono ji no kakikata ga yoi kakikata desu
Die Zahl dieſer Variationen ließe ſich durch kleine
Veränderungen bis auf ſechzig bringen. Das ſieht nun
allerdings wie Spielerei aus und der Unkundige iſt
verſucht, ungläubig zu lächeln. Und doch klingen alle
dieſe Formen dem japaniſchen Ohr natürlich, darum
weil ſie direkte Ausdrücke einzelner Vorſtellungen ſind.
Ein jedes Ding und ein jeder Vorgang läßt ſich von
verſchiedenen Seiten betrachten, und die Vorſtellungs-
bilder im Geiſt ſind mehr oder weniger verſchieden je
nach der Art der Betrachtung. Die Fähigkeit, dieſe
verſchiedenen Nuancierungen auch möglichſt direkt und
getreu wiederzugeben, hat ſich die japaniſche Sprache
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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/59>, abgerufen am 16.06.2024.
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