gediehen seyn mag. So begegnen sich Wirth' und Schriftsteller immer auf einem Weg, den sie einschlagen, um sich in die Höh' zu helfen. Gleichfalls verfahren sie beyde ganz auf einerley Weiß', wenn sie einmal in Ruf stehen; anfangs schüsseln sie auf, das beste was in ihrem Vermögen ist, sind gegen jedermann freundlich und manierlich und begnügen sich mit kleinem Gewinnst; haben sie sich aber einmal aufs große Pferd geschwungen, so giebts kein trotziger, unbändiger Volk, als die Nation der Wirth' und Autoren; da kümmern sie sich wenig mehr um die Landkutschenregen- ten, oder um den Freund Thorwächter, mit dem sie vorher Brüderschaft gemacht hat- ten. Schnauzen wohl selbst die Gäste mäch- tig an, wenn die dünnen Brühen, die sie nun auftischen, das zähe Rindfleisch und der ranzige Speck nicht hinunter wollen und irgend einer das Maul dabey verzieht. Das
dür-
gediehen ſeyn mag. So begegnen ſich Wirth’ und Schriftſteller immer auf einem Weg, den ſie einſchlagen, um ſich in die Hoͤh’ zu helfen. Gleichfalls verfahren ſie beyde ganz auf einerley Weiß’, wenn ſie einmal in Ruf ſtehen; anfangs ſchuͤſſeln ſie auf, das beſte was in ihrem Vermoͤgen iſt, ſind gegen jedermann freundlich und manierlich und begnuͤgen ſich mit kleinem Gewinnſt; haben ſie ſich aber einmal aufs große Pferd geſchwungen, ſo giebts kein trotziger, unbaͤndiger Volk, als die Nation der Wirth’ und Autoren; da kuͤmmern ſie ſich wenig mehr um die Landkutſchenregen- ten, oder um den Freund Thorwaͤchter, mit dem ſie vorher Bruͤderſchaft gemacht hat- ten. Schnauzen wohl ſelbſt die Gaͤſte maͤch- tig an, wenn die duͤnnen Bruͤhen, die ſie nun auftiſchen, das zaͤhe Rindfleiſch und der ranzige Speck nicht hinunter wollen und irgend einer das Maul dabey verzieht. Das
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gediehen ſeyn mag. So begegnen ſich
Wirth’ und Schriftſteller immer auf einem
Weg, den ſie einſchlagen, um ſich in die
Hoͤh’ zu helfen. Gleichfalls verfahren ſie
beyde ganz auf einerley Weiß’, wenn ſie
einmal in Ruf ſtehen; anfangs ſchuͤſſeln
ſie auf, das beſte was in ihrem Vermoͤgen
iſt, ſind gegen jedermann freundlich und
manierlich und begnuͤgen ſich mit kleinem
Gewinnſt; haben ſie ſich aber einmal aufs
große Pferd geſchwungen, ſo giebts kein
trotziger, unbaͤndiger Volk, als die Nation
der Wirth’ und Autoren; da kuͤmmern ſie
ſich wenig mehr um die Landkutſchenregen-
ten, oder um den Freund Thorwaͤchter, mit
dem ſie vorher Bruͤderſchaft gemacht hat-
ten. Schnauzen wohl ſelbſt die Gaͤſte maͤch-
tig an, wenn die duͤnnen Bruͤhen, die ſie
nun auftiſchen, das zaͤhe Rindfleiſch und
der ranzige Speck nicht hinunter wollen und
irgend einer das Maul dabey verzieht. Das
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/91>, abgerufen am 14.06.2024.
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