Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

wohl die drey nothwendigen Ding versagen,
die ein Gast von seinem Wirth begehren
kan: nämlich ein freundlich Gesicht, ein
Licht, und ein Gericht, wo Sie sich nicht
an Hirschfeld und der Gastfreundschaft ver-
sündigen wollen. Das Kundschaften kan
ich nicht wehren, werd' aber meine Karten
fein dicht zusammen halten, daß Sie nicht
viel eingucken können; denn ich bin ent-
schlossen, biß zu Freund Spörtlers Ankunft
das strengste Jncognito zu beobachten.

Die Tochter vom Hauß an mich.

Guter Mann, wer du auch seyn magst,
da du nicht Vetter Anton bist, wär mirs
der größte Gefalle wenn du dich empföhlst:
ausser ihm ist uns kein Mensch willkommen.
Deine Gegenwart sezt mich in die äuserste
Verlegenheit. Siehst du wie Mama, mit
ihrem strafenden Auge, mir meine kleine Ue-
bereilung verweißt? -- Wenn meine Bit-
ten etwas über dich vermögen, so mach kei-

nen

wohl die drey nothwendigen Ding verſagen,
die ein Gaſt von ſeinem Wirth begehren
kan: naͤmlich ein freundlich Geſicht, ein
Licht, und ein Gericht, wo Sie ſich nicht
an Hirſchfeld und der Gaſtfreundſchaft ver-
ſuͤndigen wollen. Das Kundſchaften kan
ich nicht wehren, werd’ aber meine Karten
fein dicht zuſammen halten, daß Sie nicht
viel eingucken koͤnnen; denn ich bin ent-
ſchloſſen, biß zu Freund Spoͤrtlers Ankunft
das ſtrengſte Jncognito zu beobachten.

Die Tochter vom Hauß an mich.

Guter Mann, wer du auch ſeyn magſt,
da du nicht Vetter Anton biſt, waͤr mirs
der groͤßte Gefalle wenn du dich empfoͤhlſt:
auſſer ihm iſt uns kein Menſch willkommen.
Deine Gegenwart ſezt mich in die aͤuſerſte
Verlegenheit. Siehſt du wie Mama, mit
ihrem ſtrafenden Auge, mir meine kleine Ue-
bereilung verweißt? — Wenn meine Bit-
ten etwas uͤber dich vermoͤgen, ſo mach kei-

nen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0148" n="148"/>
wohl die drey nothwendigen Ding ver&#x017F;agen,<lb/>
die ein Ga&#x017F;t von &#x017F;einem Wirth begehren<lb/>
kan: na&#x0364;mlich ein freundlich Ge&#x017F;icht, ein<lb/>
Licht, und ein Gericht, wo Sie &#x017F;ich nicht<lb/>
an Hir&#x017F;chfeld und der Ga&#x017F;tfreund&#x017F;chaft ver-<lb/>
&#x017F;u&#x0364;ndigen wollen. Das Kund&#x017F;chaften kan<lb/>
ich nicht wehren, werd&#x2019; aber meine Karten<lb/>
fein dicht zu&#x017F;ammen halten, daß Sie nicht<lb/>
viel eingucken ko&#x0364;nnen; denn ich bin ent-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, biß zu Freund Spo&#x0364;rtlers Ankunft<lb/>
das &#x017F;treng&#x017F;te Jncognito zu beobachten.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Die Tochter vom Hauß an mich.</hi> </hi> </p><lb/>
        <p>Guter Mann, wer du auch &#x017F;eyn mag&#x017F;t,<lb/>
da du nicht Vetter Anton bi&#x017F;t, wa&#x0364;r mirs<lb/>
der gro&#x0364;ßte Gefalle wenn du dich empfo&#x0364;hl&#x017F;t:<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er ihm i&#x017F;t uns kein Men&#x017F;ch willkommen.<lb/>
Deine Gegenwart &#x017F;ezt mich in die a&#x0364;u&#x017F;er&#x017F;te<lb/>
Verlegenheit. Sieh&#x017F;t du wie Mama, mit<lb/>
ihrem &#x017F;trafenden Auge, mir meine kleine Ue-<lb/>
bereilung verweißt? &#x2014; Wenn meine Bit-<lb/>
ten etwas u&#x0364;ber dich vermo&#x0364;gen, &#x017F;o mach kei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0148] wohl die drey nothwendigen Ding verſagen, die ein Gaſt von ſeinem Wirth begehren kan: naͤmlich ein freundlich Geſicht, ein Licht, und ein Gericht, wo Sie ſich nicht an Hirſchfeld und der Gaſtfreundſchaft ver- ſuͤndigen wollen. Das Kundſchaften kan ich nicht wehren, werd’ aber meine Karten fein dicht zuſammen halten, daß Sie nicht viel eingucken koͤnnen; denn ich bin ent- ſchloſſen, biß zu Freund Spoͤrtlers Ankunft das ſtrengſte Jncognito zu beobachten. Die Tochter vom Hauß an mich. Guter Mann, wer du auch ſeyn magſt, da du nicht Vetter Anton biſt, waͤr mirs der groͤßte Gefalle wenn du dich empfoͤhlſt: auſſer ihm iſt uns kein Menſch willkommen. Deine Gegenwart ſezt mich in die aͤuſerſte Verlegenheit. Siehſt du wie Mama, mit ihrem ſtrafenden Auge, mir meine kleine Ue- bereilung verweißt? — Wenn meine Bit- ten etwas uͤber dich vermoͤgen, ſo mach kei- nen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/148
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/148>, abgerufen am 20.05.2024.