Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Näckerey lieber zu unterhalten als abzukür-
zen. (Hier legt ich ganz traulich meinen
Hut ab). Wenn auch Mama ein wenig
keift; der Strauß wird schon bey näherer
Bekanntschaft überhingehen.

Der Weißmantel, der sich unterdessen in
einen Blaurock verwandelt hatte, ohne doch
das Ansehn eines Kriegsmannes sich zu ge-
ben, fiel auch in die physiognomische Un-
terredung mit ein, sah mich starr an, als
wollt er mich durchschauen, und sein Blick
sagte mir deutlich: Herr Sie kommen wie
gerufen, bleiben Sie immer, damit ich ie-
mand habe, dem ich meinen Witz fühlen
lassen und bey der Mahlzeit schrauben kan.
Jhr ganz Exteriör qualificirt Sie dazu, mir
mit Jhnen einen Spaß zu machen.

Jch beantwortet' diese Anrede mit einem
kleinen Seitenblicke, der so viel hieß, als:
's kömmt auf den Versuch an.

Der

Naͤckerey lieber zu unterhalten als abzukuͤr-
zen. (Hier legt ich ganz traulich meinen
Hut ab). Wenn auch Mama ein wenig
keift; der Strauß wird ſchon bey naͤherer
Bekanntſchaft uͤberhingehen.

Der Weißmantel, der ſich unterdeſſen in
einen Blaurock verwandelt hatte, ohne doch
das Anſehn eines Kriegsmannes ſich zu ge-
ben, fiel auch in die phyſiognomiſche Un-
terredung mit ein, ſah mich ſtarr an, als
wollt er mich durchſchauen, und ſein Blick
ſagte mir deutlich: Herr Sie kommen wie
gerufen, bleiben Sie immer, damit ich ie-
mand habe, dem ich meinen Witz fuͤhlen
laſſen und bey der Mahlzeit ſchrauben kan.
Jhr ganz Exterioͤr qualificirt Sie dazu, mir
mit Jhnen einen Spaß zu machen.

Jch beantwortet’ dieſe Anrede mit einem
kleinen Seitenblicke, der ſo viel hieß, als:
’s koͤmmt auf den Verſuch an.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0150" n="150"/>
Na&#x0364;ckerey lieber zu unterhalten als abzuku&#x0364;r-<lb/>
zen. (Hier legt ich ganz traulich meinen<lb/>
Hut ab). Wenn auch Mama ein wenig<lb/>
keift; der Strauß wird &#x017F;chon bey na&#x0364;herer<lb/>
Bekannt&#x017F;chaft u&#x0364;berhingehen.</p><lb/>
        <p>Der Weißmantel, der &#x017F;ich unterde&#x017F;&#x017F;en in<lb/>
einen Blaurock verwandelt hatte, ohne doch<lb/>
das An&#x017F;ehn eines Kriegsmannes &#x017F;ich zu ge-<lb/>
ben, fiel auch in die phy&#x017F;iognomi&#x017F;che Un-<lb/>
terredung mit ein, &#x017F;ah mich &#x017F;tarr an, als<lb/>
wollt er mich durch&#x017F;chauen, und &#x017F;ein Blick<lb/>
&#x017F;agte mir deutlich: Herr Sie kommen wie<lb/>
gerufen, bleiben Sie immer, damit ich ie-<lb/>
mand habe, dem ich meinen Witz fu&#x0364;hlen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en und bey der Mahlzeit &#x017F;chrauben kan.<lb/>
Jhr ganz Exterio&#x0364;r qualificirt Sie dazu, mir<lb/>
mit Jhnen einen Spaß zu machen.</p><lb/>
        <p>Jch beantwortet&#x2019; die&#x017F;e Anrede mit einem<lb/>
kleinen Seitenblicke, der &#x017F;o viel hieß, als:<lb/>
&#x2019;s ko&#x0364;mmt auf den Ver&#x017F;uch an.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0150] Naͤckerey lieber zu unterhalten als abzukuͤr- zen. (Hier legt ich ganz traulich meinen Hut ab). Wenn auch Mama ein wenig keift; der Strauß wird ſchon bey naͤherer Bekanntſchaft uͤberhingehen. Der Weißmantel, der ſich unterdeſſen in einen Blaurock verwandelt hatte, ohne doch das Anſehn eines Kriegsmannes ſich zu ge- ben, fiel auch in die phyſiognomiſche Un- terredung mit ein, ſah mich ſtarr an, als wollt er mich durchſchauen, und ſein Blick ſagte mir deutlich: Herr Sie kommen wie gerufen, bleiben Sie immer, damit ich ie- mand habe, dem ich meinen Witz fuͤhlen laſſen und bey der Mahlzeit ſchrauben kan. Jhr ganz Exterioͤr qualificirt Sie dazu, mir mit Jhnen einen Spaß zu machen. Jch beantwortet’ dieſe Anrede mit einem kleinen Seitenblicke, der ſo viel hieß, als: ’s koͤmmt auf den Verſuch an. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/150
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/150>, abgerufen am 20.05.2024.