Jn dieser Stadt findet man zwey schöne Cabinetter, welche beyde in besondern Büchern von berühmten Männern beschrieben worden; dero- halben achte ich zwar für unnöthig, etwas mehrers davon zu gedencken. Um aber nicht gantz und gar dieselben mit Stillschweigen zu übergehen, will ich eines unter diesen umständlich beschreiben. Diese Cabinetter oder Musea sind bekandt unter dem Namen des Calceolarischen und Moscardischen; jenes ist zwar das kleineste, doch dem Zimmer nach am zierlichsten angelegt; dieses letztere aber ist grösser als das Calceolarische, dessen Beschreibung un- ter dem Titul: Francisci Calceolarii Museum a Bened. Ceruto, Medico, incoeptum & ab Andrea Chiocco perfectum, & in VI. partes divisum, Veronae 1622. fol. Ob diß aber annoch vorhanden, will mir Zweifel machen, zumalen weder Limberg, noch Msr. Misson, und andere mehr, die um das 1690. Jahr ohnge- fähr diesen Ort besuchet, und des Moscardischen wohl, nicht aber dieses, in ihren Reisen gedencken. Darum will ich jenes im Zweifel ohnberührt ste- hen lassen, was aber in dem letztern, nemlich des Grasen Moscardi Cabinet, für besondre Raritäten zu finden, mit wenigem anführen. Man trifft nem- lich in dieses Grafen Haus 6. Kammern an, nebst einer Gallerie, welche al- lesamt mit den schönsten Naturalien und Kunst-Sachen ausgeziert und an- gefüllt sind, so da bestehen in raren Gemählden, Antiquitäten, allerley Ar- ten sonderbarer Thiere, Fische und Vögel, welche nebst den ausländischen Gewächsen, Früchten, allerley Arten Metallen, Mineren und Fossilien, un- natürlichen monströsen, als überaus raren und kostbaren Sachen, in sol- cher Menge allhier zu sehen, daß es eine pur lautere Unmöglichkeit wäre, sol- che ohne ausdrückliche vorgenommene Beschreibung zu specificiren. De- rohalben will ich nur allhier die Principalia anführen, als: Vielerley heid- nisches Opffer- und Haus-Geräth, zum Exempel die Gefässer, welche en- clabria, paterae, praefericula, ollae, Simpula genennet werden, und zum Haus-Geräth gehören; von dem Opffer-Geräthe aber vielerley Arten Messer, die von den Heiden zur Schlachtung des Viehes beym Opffer ge- braucht worden, z E. dolabrae, cultri, seva, secespita, item ihre Spiesse, Hammer, Leuchter etc. ferner unterschiedliche Stücken Leinwand, von dem berühmten Amianth-Stein gewebet, viele versteinerte Sachen: Ein Ba- silisck, der aber von Natur und in der That ein also zubereiteter Roche ist: Vielerley Art Baum-Rinden, worauf die Alten vor Zeiten geschrieben: Zwey schwartze Corallen-Bäume, deren ieder 3. Fuß hoch: Ein Hennen- Ey von zwar lang ovaler, aber Mitten eingebogener Figur: Ein steinernes
jüdi-
Von Muſeis I. Theil
Verona.
Jn dieſer Stadt findet man zwey ſchoͤne Cabinetter, welche beyde in beſondern Buͤchern von beruͤhmten Maͤnnern beſchrieben worden; dero- halben achte ich zwar fuͤr unnoͤthig, etwas mehrers davon zu gedencken. Um aber nicht gantz und gar dieſelben mit Stillſchweigen zu uͤbergehen, will ich eines unter dieſen umſtaͤndlich beſchreiben. Dieſe Cabinetter oder Muſea ſind bekandt unter dem Namen des Calceolariſchen und Moſcardiſchen; jenes iſt zwar das kleineſte, doch dem Zimmer nach am zierlichſten angelegt; dieſes letztere aber iſt groͤſſer als das Calceolariſche, deſſen Beſchreibung un- ter dem Titul: Franciſci Calceolarii Muſeum à Bened. Ceruto, Medico, incœptum & ab Andrea Chiocco perfectum, & in VI. partes diviſum, Veronæ 1622. fol. Ob diß aber annoch vorhanden, will mir Zweifel machen, zumalen weder Limberg, noch Mſr. Miſſon, und andere mehr, die um das 1690. Jahr ohnge- faͤhr dieſen Ort beſuchet, und des Moſcardiſchen wohl, nicht aber dieſes, in ihren Reiſen gedencken. Darum will ich jenes im Zweifel ohnberuͤhrt ſte- hen laſſen, was aber in dem letztern, nemlich des Graſen Moſcardi Cabinet, fuͤr beſondre Raritaͤten zu finden, mit wenigem anfuͤhren. Man trifft nem- lich in dieſes Grafen Haus 6. Kammern an, nebſt einer Gallerie, welche al- leſamt mit den ſchoͤnſten Naturalien und Kunſt-Sachen ausgeziert und an- gefuͤllt ſind, ſo da beſtehen in raren Gemaͤhlden, Antiquitäten, allerley Ar- ten ſonderbarer Thiere, Fiſche und Voͤgel, welche nebſt den auslaͤndiſchen Gewaͤchſen, Fruͤchten, allerley Arten Metallen, Mineren und Foſſilien, un- natuͤrlichen monſtröſen, als uͤberaus raren und koſtbaren Sachen, in ſol- cher Menge allhier zu ſehen, daß es eine pur lautere Unmoͤglichkeit waͤre, ſol- che ohne ausdruͤckliche vorgenommene Beſchreibung zu ſpecificiren. De- rohalben will ich nur allhier die Principalia anfuͤhren, als: Vielerley heid- niſches Opffer- und Haus-Geraͤth, zum Exempel die Gefaͤſſer, welche en- clabria, pateræ, præfericula, ollæ, Simpula genennet werden, und zum Haus-Geraͤth gehoͤren; von dem Opffer-Geraͤthe aber vielerley Arten Meſſer, die von den Heiden zur Schlachtung des Viehes beym Opffer ge- braucht worden, z E. dolabræ, cultri, ſeva, ſeceſpita, item ihre Spieſſe, Hammer, Leuchter ꝛc. ferner unterſchiedliche Stuͤcken Leinwand, von dem beruͤhmten Amianth-Stein gewebet, viele verſteinerte Sachen: Ein Ba- ſilisck, der aber von Natur und in der That ein alſo zubereiteter Roche iſt: Vielerley Art Baum-Rinden, worauf die Alten vor Zeiten geſchrieben: Zwey ſchwartze Corallen-Baͤume, deren ieder 3. Fuß hoch: Ein Hennen- Ey von zwar lang ovaler, aber Mitten eingebogener Figur: Ein ſteinernes
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Von Muſeis I. Theil
Verona.
Jn dieſer Stadt findet man zwey ſchoͤne Cabinetter, welche beyde in
beſondern Buͤchern von beruͤhmten Maͤnnern beſchrieben worden; dero-
halben achte ich zwar fuͤr unnoͤthig, etwas mehrers davon zu gedencken. Um
aber nicht gantz und gar dieſelben mit Stillſchweigen zu uͤbergehen, will ich
eines unter dieſen umſtaͤndlich beſchreiben. Dieſe Cabinetter oder Muſea
ſind bekandt unter dem Namen des Calceolariſchen und Moſcardiſchen;
jenes iſt zwar das kleineſte, doch dem Zimmer nach am zierlichſten angelegt;
dieſes letztere aber iſt groͤſſer als das Calceolariſche, deſſen Beſchreibung un-
ter dem Titul: Franciſci Calceolarii Muſeum à Bened. Ceruto, Medico, incœptum
& ab Andrea Chiocco perfectum, & in VI. partes diviſum, Veronæ 1622. fol.
Ob diß aber annoch vorhanden, will mir Zweifel machen, zumalen weder
Limberg, noch Mſr. Miſſon, und andere mehr, die um das 1690. Jahr ohnge-
faͤhr dieſen Ort beſuchet, und des Moſcardiſchen wohl, nicht aber dieſes, in
ihren Reiſen gedencken. Darum will ich jenes im Zweifel ohnberuͤhrt ſte-
hen laſſen, was aber in dem letztern, nemlich des Graſen Moſcardi Cabinet,
fuͤr beſondre Raritaͤten zu finden, mit wenigem anfuͤhren. Man trifft nem-
lich in dieſes Grafen Haus 6. Kammern an, nebſt einer Gallerie, welche al-
leſamt mit den ſchoͤnſten Naturalien und Kunſt-Sachen ausgeziert und an-
gefuͤllt ſind, ſo da beſtehen in raren Gemaͤhlden, Antiquitäten, allerley Ar-
ten ſonderbarer Thiere, Fiſche und Voͤgel, welche nebſt den auslaͤndiſchen
Gewaͤchſen, Fruͤchten, allerley Arten Metallen, Mineren und Foſſilien, un-
natuͤrlichen monſtröſen, als uͤberaus raren und koſtbaren Sachen, in ſol-
cher Menge allhier zu ſehen, daß es eine pur lautere Unmoͤglichkeit waͤre, ſol-
che ohne ausdruͤckliche vorgenommene Beſchreibung zu ſpecificiren. De-
rohalben will ich nur allhier die Principalia anfuͤhren, als: Vielerley heid-
niſches Opffer- und Haus-Geraͤth, zum Exempel die Gefaͤſſer, welche en-
clabria, pateræ, præfericula, ollæ, Simpula genennet werden, und zum
Haus-Geraͤth gehoͤren; von dem Opffer-Geraͤthe aber vielerley Arten
Meſſer, die von den Heiden zur Schlachtung des Viehes beym Opffer ge-
braucht worden, z E. dolabræ, cultri, ſeva, ſeceſpita, item ihre Spieſſe,
Hammer, Leuchter ꝛc. ferner unterſchiedliche Stuͤcken Leinwand, von dem
beruͤhmten Amianth-Stein gewebet, viele verſteinerte Sachen: Ein Ba-
ſilisck, der aber von Natur und in der That ein alſo zubereiteter Roche iſt:
Vielerley Art Baum-Rinden, worauf die Alten vor Zeiten geſchrieben:
Zwey ſchwartze Corallen-Baͤume, deren ieder 3. Fuß hoch: Ein Hennen-
Ey von zwar lang ovaler, aber Mitten eingebogener Figur: Ein ſteinernes
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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/152>, abgerufen am 10.11.2024.
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