die Politik des Verkäufers erfordert, daß nicht gleich vom Anfang herein das beste Kaufgut herausgesucht werde und dann der Rest, als sey er bloßer Ausschuß, in bösen Verruf komme.
Haben sich nun kauflustige Gäste auf dem Schiffe eingefunden, so werden die männ- lichen, wie die weiblichen Sklaven angewie- sen, sich in zwei abgesonderten Haufen in die Runde zu stellen. Jeder sucht sich dar- unter aus, was ihm gefällt und führt es über Seite; und dann erst wird darüber ge- handelt, wie hoch der Kopf durch die Bank gelten soll. Gewöhnlich kömmt dieser Preis für die Männer auf 400 bis 450 Gulden zu stehen. Auch junge Bursche von 8 oder 10 Jahren und drüber erreichen diesen Preis so ziemlich; ein Weibsbild wird, jenachdem ihr Ansehen besser oder geringer ausfällt, für 200 bis 300 Gulden losgeschlagen; hat sie aber noch auf Jugend, Fülle und Schön- heit Anspruch zu machen, so steigt sie im Werthe bis auf 800 oder 1000 Gulden, und wird oft von Kennern noch ausschweifender bezahlt.
Jst nun der Handel solchergestalt abge- schlossen, so wird der Preis entweder zur Stelle baar berichtigt, meist aber durch Wech- sel ausgeglichen, oder es findet auch ein Aus- tausch gegen Kolonie-Erzeugnisse an Zucker,
die Politik des Verkaͤufers erfordert, daß nicht gleich vom Anfang herein das beſte Kaufgut herausgeſucht werde und dann der Reſt, als ſey er bloßer Ausſchuß, in boͤſen Verruf komme.
Haben ſich nun kaufluſtige Gaͤſte auf dem Schiffe eingefunden, ſo werden die maͤnn- lichen, wie die weiblichen Sklaven angewie- ſen, ſich in zwei abgeſonderten Haufen in die Runde zu ſtellen. Jeder ſucht ſich dar- unter aus, was ihm gefaͤllt und fuͤhrt es uͤber Seite; und dann erſt wird daruͤber ge- handelt, wie hoch der Kopf durch die Bank gelten ſoll. Gewoͤhnlich koͤmmt dieſer Preis fuͤr die Maͤnner auf 400 bis 450 Gulden zu ſtehen. Auch junge Burſche von 8 oder 10 Jahren und druͤber erreichen dieſen Preis ſo ziemlich; ein Weibsbild wird, jenachdem ihr Anſehen beſſer oder geringer ausfaͤllt, fuͤr 200 bis 300 Gulden losgeſchlagen; hat ſie aber noch auf Jugend, Fuͤlle und Schoͤn- heit Anſpruch zu machen, ſo ſteigt ſie im Werthe bis auf 800 oder 1000 Gulden, und wird oft von Kennern noch ausſchweifender bezahlt.
Jſt nun der Handel ſolchergeſtalt abge- ſchloſſen, ſo wird der Preis entweder zur Stelle baar berichtigt, meiſt aber durch Wech- ſel ausgeglichen, oder es findet auch ein Aus- tauſch gegen Kolonie-Erzeugniſſe an Zucker,
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die Politik des Verkaͤufers erfordert, daß
nicht gleich vom Anfang herein das beſte
Kaufgut herausgeſucht werde und dann der
Reſt, als ſey er bloßer Ausſchuß, in boͤſen
Verruf komme.
Haben ſich nun kaufluſtige Gaͤſte auf dem
Schiffe eingefunden, ſo werden die maͤnn-
lichen, wie die weiblichen Sklaven angewie-
ſen, ſich in zwei abgeſonderten Haufen in
die Runde zu ſtellen. Jeder ſucht ſich dar-
unter aus, was ihm gefaͤllt und fuͤhrt es
uͤber Seite; und dann erſt wird daruͤber ge-
handelt, wie hoch der Kopf durch die Bank
gelten ſoll. Gewoͤhnlich koͤmmt dieſer Preis
fuͤr die Maͤnner auf 400 bis 450 Gulden
zu ſtehen. Auch junge Burſche von 8 oder
10 Jahren und druͤber erreichen dieſen Preis
ſo ziemlich; ein Weibsbild wird, jenachdem
ihr Anſehen beſſer oder geringer ausfaͤllt,
fuͤr 200 bis 300 Gulden losgeſchlagen; hat
ſie aber noch auf Jugend, Fuͤlle und Schoͤn-
heit Anſpruch zu machen, ſo ſteigt ſie im
Werthe bis auf 800 oder 1000 Gulden, und
wird oft von Kennern noch ausſchweifender
bezahlt.
Jſt nun der Handel ſolchergeſtalt abge-
ſchloſſen, ſo wird der Preis entweder zur
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ſel ausgeglichen, oder es findet auch ein Aus-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/109>, abgerufen am 17.06.2024.
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