Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

das Ende der Belagerung, 20 bis 24,000 Fran-
zosen vor unserm Platze unter den Waffen stan-
den. Die Desertion unter unsern Truppen war
im Ganzen geringe; nur im Anfange giengen be-
sonders mehrere Polen zum Feinde über. Da-
gegen fanden sich wenigstens eben so viele, wenn
nicht noch mehrere, Ausreisser, zumal von den
deutschen Bundestruppen, bei unsern Vorposten
ein.

Unser Aussenwerk auf dem Wolfsberge, eine
irregulaire Sternschanze, an welche der Haupt-
mann Waldenfels und der Lieutenant Wolf einen
so ausgezeichneten Fleiß gewendet, und deren Ver-
stärkung unserm jetzigen Commandanten, vom
ersten Augenblick an, der Gegenstand einer nicht
minderen Sorgfalt geworden, war noch nicht
vollendet, als sie vom Feinde, der jetzt erst ihre
Wichtigkeit zu begreifen schien, am 7. Mai mit
Heftigkeit angegriffen wurde. Allein die Besa-
tzung in derselben bewies keinen geringeren Muth
in ihrer Vertheidigung; und da auch ein sehr
großer Theil der Garnison zu ihrer Unterstützung
ausrückte, so blieb, vor einer solchen Uebermacht,
den Belagerern nur ein schleuniger Rückzug übrig.
Es schien dies auch nur um so mehr ein kühner
Handstreich gewesen zu seyn, als bis zum 17.
hin Jhrerseits keine weiteren Unternehmungen
von einiger Wichtigkeit statt fanden.

Jn der That beschränkten sich fortan die
Feindseligkeiten meist nur auf unbedeutende Vor-

3. Bändchen. (8)

das Ende der Belagerung, 20 bis 24,000 Fran-
zoſen vor unſerm Platze unter den Waffen ſtan-
den. Die Deſertion unter unſern Truppen war
im Ganzen geringe; nur im Anfange giengen be-
ſonders mehrere Polen zum Feinde uͤber. Da-
gegen fanden ſich wenigſtens eben ſo viele, wenn
nicht noch mehrere, Ausreiſſer, zumal von den
deutſchen Bundestruppen, bei unſern Vorpoſten
ein.

Unſer Auſſenwerk auf dem Wolfsberge, eine
irregulaire Sternſchanze, an welche der Haupt-
mann Waldenfels und der Lieutenant Wolf einen
ſo ausgezeichneten Fleiß gewendet, und deren Ver-
ſtaͤrkung unſerm jetzigen Commandanten, vom
erſten Augenblick an, der Gegenſtand einer nicht
minderen Sorgfalt geworden, war noch nicht
vollendet, als ſie vom Feinde, der jetzt erſt ihre
Wichtigkeit zu begreifen ſchien, am 7. Mai mit
Heftigkeit angegriffen wurde. Allein die Beſa-
tzung in derſelben bewies keinen geringeren Muth
in ihrer Vertheidigung; und da auch ein ſehr
großer Theil der Garniſon zu ihrer Unterſtuͤtzung
ausruͤckte, ſo blieb, vor einer ſolchen Uebermacht,
den Belagerern nur ein ſchleuniger Ruͤckzug uͤbrig.
Es ſchien dies auch nur um ſo mehr ein kuͤhner
Handſtreich geweſen zu ſeyn, als bis zum 17.
hin Jhrerſeits keine weiteren Unternehmungen
von einiger Wichtigkeit ſtatt fanden.

Jn der That beſchraͤnkten ſich fortan die
Feindſeligkeiten meiſt nur auf unbedeutende Vor-

3. Baͤndchen. (8)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0129" n="113"/>
das Ende der Belagerung, 20 bis 24,000 Fran-<lb/>
zo&#x017F;en vor un&#x017F;erm Platze unter den Waffen &#x017F;tan-<lb/>
den. Die De&#x017F;ertion unter un&#x017F;ern Truppen war<lb/>
im Ganzen geringe; nur im Anfange giengen be-<lb/>
&#x017F;onders mehrere Polen zum Feinde u&#x0364;ber. Da-<lb/>
gegen fanden &#x017F;ich wenig&#x017F;tens eben &#x017F;o viele, wenn<lb/>
nicht noch mehrere, Ausrei&#x017F;&#x017F;er, zumal von den<lb/>
deut&#x017F;chen Bundestruppen, bei un&#x017F;ern Vorpo&#x017F;ten<lb/>
ein.</p><lb/>
        <p>Un&#x017F;er Au&#x017F;&#x017F;enwerk auf dem Wolfsberge, eine<lb/>
irregulaire Stern&#x017F;chanze, an welche der Haupt-<lb/>
mann Waldenfels und der Lieutenant Wolf einen<lb/>
&#x017F;o ausgezeichneten Fleiß gewendet, und deren Ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rkung un&#x017F;erm jetzigen Commandanten, vom<lb/>
er&#x017F;ten Augenblick an, der Gegen&#x017F;tand einer nicht<lb/>
minderen Sorgfalt geworden, war noch nicht<lb/>
vollendet, als &#x017F;ie vom Feinde, der jetzt er&#x017F;t ihre<lb/>
Wichtigkeit zu begreifen &#x017F;chien, am 7. Mai mit<lb/>
Heftigkeit angegriffen wurde. Allein die Be&#x017F;a-<lb/>
tzung in der&#x017F;elben bewies keinen geringeren Muth<lb/>
in ihrer Vertheidigung; und da auch ein &#x017F;ehr<lb/>
großer Theil der Garni&#x017F;on zu ihrer Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung<lb/>
ausru&#x0364;ckte, &#x017F;o blieb, vor einer &#x017F;olchen Uebermacht,<lb/>
den Belagerern nur ein &#x017F;chleuniger Ru&#x0364;ckzug u&#x0364;brig.<lb/>
Es &#x017F;chien dies auch nur um &#x017F;o mehr ein ku&#x0364;hner<lb/>
Hand&#x017F;treich gewe&#x017F;en zu &#x017F;eyn, als bis zum 17.<lb/>
hin Jhrer&#x017F;eits keine weiteren Unternehmungen<lb/>
von einiger Wichtigkeit &#x017F;tatt fanden.</p><lb/>
        <p>Jn der That be&#x017F;chra&#x0364;nkten &#x017F;ich fortan die<lb/>
Feind&#x017F;eligkeiten mei&#x017F;t nur auf unbedeutende Vor-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">3. Ba&#x0364;ndchen. (8)</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0129] das Ende der Belagerung, 20 bis 24,000 Fran- zoſen vor unſerm Platze unter den Waffen ſtan- den. Die Deſertion unter unſern Truppen war im Ganzen geringe; nur im Anfange giengen be- ſonders mehrere Polen zum Feinde uͤber. Da- gegen fanden ſich wenigſtens eben ſo viele, wenn nicht noch mehrere, Ausreiſſer, zumal von den deutſchen Bundestruppen, bei unſern Vorpoſten ein. Unſer Auſſenwerk auf dem Wolfsberge, eine irregulaire Sternſchanze, an welche der Haupt- mann Waldenfels und der Lieutenant Wolf einen ſo ausgezeichneten Fleiß gewendet, und deren Ver- ſtaͤrkung unſerm jetzigen Commandanten, vom erſten Augenblick an, der Gegenſtand einer nicht minderen Sorgfalt geworden, war noch nicht vollendet, als ſie vom Feinde, der jetzt erſt ihre Wichtigkeit zu begreifen ſchien, am 7. Mai mit Heftigkeit angegriffen wurde. Allein die Beſa- tzung in derſelben bewies keinen geringeren Muth in ihrer Vertheidigung; und da auch ein ſehr großer Theil der Garniſon zu ihrer Unterſtuͤtzung ausruͤckte, ſo blieb, vor einer ſolchen Uebermacht, den Belagerern nur ein ſchleuniger Ruͤckzug uͤbrig. Es ſchien dies auch nur um ſo mehr ein kuͤhner Handſtreich geweſen zu ſeyn, als bis zum 17. hin Jhrerſeits keine weiteren Unternehmungen von einiger Wichtigkeit ſtatt fanden. Jn der That beſchraͤnkten ſich fortan die Feindſeligkeiten meiſt nur auf unbedeutende Vor- 3. Baͤndchen. (8)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/129
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/129>, abgerufen am 13.06.2024.