Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die verständige Abigail. Ein einig Beyspiel nur wil ich vor Augen stellen/Da mag denn iedermann ein freyes Urthel fällen/ Ob nicht ein Weib oft dämpft manch Unheil und Gefahr: Seht hier Abigail stellt sich zum Beyspiel dar. Damals als David sloh' in a Parans Wüste- neyen Vor Sauls gefasstem Grimm' und tollen Rase- reyen/ Als er gleich einem Reh' in dikken Wäldern schwebt'/ Und mehr in wüster Heid'/ als festen Städten lebt/ War Nabals Reichthum groß/ insonderheit an Herden/ Sein Schafvieh kunte kaum von ihm gezählet werden: Zu b Maon war das Feld gefüllet überall/ Das weiche Wollenvolk gieng über Berg' und Thal/ Jndem man nun mit Lust die Lämmer sahe weiden/ Saß Koridon im Gras' und sang in vollen Freu- den/ Von seiner Amarill/ dort unter einem Baum Lag Damon gantz verliebt in einem süssen Traum. c Zu eben dieser Zeit rief Nabal alle Hürten/ Nach Haus'/ und liesse sie nach Schäferahrt be- wirthen/ Da war an Speis' und Trank kein Mangel nicht zu sehn/ Man sahe iederman mit sattem Magen gehn. Jndeß stellt Nabal sich der ungeschikkte Lauer/ Gleich einem großen Herrn/ und war doch nur ein Bauer/ Und
Die verſtaͤndige Abigail. Ein einig Beyſpiel nur wil ich vor Augen ſtellen/Da mag denn iedermann ein freyes Urthel faͤllen/ Ob nicht ein Weib oft daͤmpft manch Unheil und Gefahr: Seht hier Abigail ſtellt ſich zum Beyſpiel dar. Damals als David ſloh’ in a Parans Wuͤſte- neyen Vor Sauls gefaſſtem Grimm’ und tollen Raſe- reyen/ Als er gleich einem Reh’ in dikken Waͤldern ſchwebt’/ Und mehr in wuͤſter Heid’/ als feſtẽ Staͤdten lebt/ War Nabals Reichthum groß/ inſonderheit an Herden/ Sein Schafvieh kunte kaum von ihm gezaͤhlet werden: Zu b Maon war das Feld gefuͤllet uͤberall/ Das weiche Wollenvolk gieng uͤber Berg’ und Thal/ Jndem man nun mit Luſt die Laͤm̃er ſahe weiden/ Saß Koridon im Graſ’ und ſang in vollen Freu- den/ Von ſeiner Amarill/ dort unter einem Baum Lag Damon gantz verliebt in einem ſuͤſſen Traum. c Zu eben dieſer Zeit rief Nabal alle Huͤrten/ Nach Hauſ’/ und lieſſe ſie nach Schaͤferahrt be- wirthen/ Da war an Speiſ’ und Trank kein Mangel nicht zu ſehn/ Man ſahe iederman mit ſattem Magen gehn. Jndeß ſtellt Nabal ſich der ungeſchikkte Lauer/ Gleich einem großen Herꝛn/ und war doch nur ein Bauer/ Und
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Die verſtaͤndige Abigail.
Ein einig Beyſpiel nur wil ich vor Augen ſtellen/
Da mag denn iedermann ein freyes Urthel faͤllen/
Ob nicht ein Weib oft daͤmpft manch Unheil
und Gefahr:
Seht hier Abigail ſtellt ſich zum Beyſpiel dar.
Damals als David ſloh’ in
a
Parans Wuͤſte-
neyen
Vor Sauls gefaſſtem Grimm’ und tollen Raſe-
reyen/
Als er gleich einem Reh’ in dikken Waͤldern
ſchwebt’/
Und mehr in wuͤſter Heid’/ als feſtẽ Staͤdten lebt/
War Nabals Reichthum groß/ inſonderheit an
Herden/
Sein Schafvieh kunte kaum von ihm gezaͤhlet
werden:
Zu
b
Maon war das Feld gefuͤllet uͤberall/
Das weiche Wollenvolk gieng uͤber Berg’ und
Thal/
Jndem man nun mit Luſt die Laͤm̃er ſahe weiden/
Saß Koridon im Graſ’ und ſang in vollen Freu-
den/
Von ſeiner Amarill/ dort unter einem Baum
Lag Damon gantz verliebt in einem ſuͤſſen
Traum.
c
Zu eben dieſer Zeit rief Nabal alle Huͤrten/
Nach Hauſ’/ und lieſſe ſie nach Schaͤferahrt be-
wirthen/
Da war an Speiſ’ und Trank kein Mangel
nicht zu ſehn/
Man ſahe iederman mit ſattem Magen gehn.
Jndeß ſtellt Nabal ſich der ungeſchikkte Lauer/
Gleich einem großen Herꝛn/ und war doch nur ein
Bauer/
Und
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Zitationshilfe: | Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/88>, abgerufen am 18.06.2024. |