Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.Poetisch- und Musikalisches Lust- Absumet haeres caecuba dignior, EJn Esel muß sich stets so lang' er lebet plagen/ Mit Disteln speist man ihn/ muß täglich Bürden tragen/ Wenn aber er verrekkt so schlept man ihn hinauß Nimmt ihm die Bein' und Haut macht Pfeiff und Drum- meln drauß; So ist ein Geitzhalß auch so bald er nur gestorben/ Kömmt mancher frischer Sohn/ greifft an was er erwor ben/ Schlemmt/ demmt/ und ist auff nichts als Uppigkeit be- dacht. Was schändlich wird erkratzt/ wird schändlich durchge- bracht. Nulla fides unquam miseros elegit WEnn nur vom Fett' und Blut uns Leib und Adern schwellen So hat man unnütz Vieh zu treuen Mitgesellen Fällt aber nur der Mensch in eine Todensucht/ Dann weichen sie von ihm/ und geben bald die Flucht; So sieht man eben auch/ wenn Glükk und Wollfahrt blü- hen/ Daß Freunde hier und dar zu dienen sich bemühen Wenn aber das Gelükk' uns seinen Rükken weist/ So höhrt die Freundschafft auff/ die Diener sind ver- reiß. Po stnubila Phoebus, Kein
Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt- Abſumet hæres cæcuba dignior, EJn Eſel muß ſich ſtets ſo lang’ er lebet plagen/ Mit Diſteln ſpeiſt man ihn/ muß taͤglich Buͤrden tragen/ Wenn aber er verrekkt ſo ſchlept man ihn hinauß Nimmt ihm die Bein’ und Haut macht Pfeiff und Drum- meln drauß; So iſt ein Geitzhalß auch ſo bald er nur geſtorben/ Koͤmmt mancher friſcher Sohn/ greifft an was er erwor ben/ Schlemmt/ demmt/ und iſt auff nichts als Uppigkeit be- dacht. Was ſchaͤndlich wird erkratzt/ wird ſchaͤndlich durchge- bracht. Nulla fides unquam miſeros elegit WEnn nur vom Fett’ und Blut uns Leib und Adern ſchwellen So hat man unnuͤtz Vieh zu treuen Mitgeſellen Faͤllt aber nur der Menſch in eine Todenſucht/ Dann weichen ſie von ihm/ und geben bald die Flucht; So ſieht man eben auch/ wenn Gluͤkk und Wollfahrt bluͤ- hen/ Daß Freunde hier und dar zu dienen ſich bemuͤhen Wenn aber das Geluͤkk’ uns ſeinen Ruͤkken weiſt/ So hoͤhrt die Freundſchafft auff/ die Diener ſind ver- reiß. Po ſtnubila Phœbus, Kein
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Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt-
Abſumet hæres cæcuba dignior,
Servata centum clavibus, & mero
Tinget pavimentum ſuperbo,
Pontiſicum potiore cœnis.
HORATIUS.
EJn Eſel muß ſich ſtets ſo lang’ er lebet plagen/
Mit Diſteln ſpeiſt man ihn/ muß taͤglich Buͤrden tragen/
Wenn aber er verrekkt ſo ſchlept man ihn hinauß
Nimmt ihm die Bein’ und Haut macht Pfeiff und Drum-
meln drauß;
So iſt ein Geitzhalß auch ſo bald er nur geſtorben/
Koͤmmt mancher friſcher Sohn/ greifft an was er erwor
ben/
Schlemmt/ demmt/ und iſt auff nichts als Uppigkeit be-
dacht.
Was ſchaͤndlich wird erkratzt/ wird ſchaͤndlich durchge-
bracht.
Nulla fides unquam miſeros elegit
amicos. Lucanus.
WEnn nur vom Fett’ und Blut uns Leib und Adern
ſchwellen
So hat man unnuͤtz Vieh zu treuen Mitgeſellen
Faͤllt aber nur der Menſch in eine Todenſucht/
Dann weichen ſie von ihm/ und geben bald die Flucht;
So ſieht man eben auch/ wenn Gluͤkk und Wollfahrt bluͤ-
hen/
Daß Freunde hier und dar zu dienen ſich bemuͤhen
Wenn aber das Geluͤkk’ uns ſeinen Ruͤkken weiſt/
So hoͤhrt die Freundſchafft auff/ die Diener ſind ver-
reiß.
Po ſtnubila Phœbus,
Kein
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