Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.durch Uebersetzungen Originalschriftsteller werden, diese nehmen ein französisches oder engländisches Buch, lassen Anfang und Ende weg, ändern und verbessern das übrige nach Gutdünken, setzen ihren Namen keck auf den Titel, und geben das Buch für ihre eigene Ar- beit aus. Endlich giebt es Uebersetzer, die ihre Ue- bersetzungen selbst machen, und solche die sie von an- dern machen lassen. Seb. Sie vergeßen, dünkt mich, noch einen wich- Mag. Vielleicht mag dis bey der Apocalypse einen Seb. Aber ich dächte dis wäre das vornehmste, Mag. Keinesweges! Hieran denkt er gemeinig- unter
durch Ueberſetzungen Originalſchriftſteller werden, dieſe nehmen ein franzoͤſiſches oder englaͤndiſches Buch, laſſen Anfang und Ende weg, aͤndern und verbeſſern das uͤbrige nach Gutduͤnken, ſetzen ihren Namen keck auf den Titel, und geben das Buch fuͤr ihre eigene Ar- beit aus. Endlich giebt es Ueberſetzer, die ihre Ue- berſetzungen ſelbſt machen, und ſolche die ſie von an- dern machen laſſen. Seb. Sie vergeßen, duͤnkt mich, noch einen wich- Mag. Vielleicht mag dis bey der Apocalypſe einen Seb. Aber ich daͤchte dis waͤre das vornehmſte, Mag. Keinesweges! Hieran denkt er gemeinig- unter
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durch Ueberſetzungen Originalſchriftſteller werden, dieſe
nehmen ein franzoͤſiſches oder englaͤndiſches Buch, laſſen
Anfang und Ende weg, aͤndern und verbeſſern das
uͤbrige nach Gutduͤnken, ſetzen ihren Namen keck auf
den Titel, und geben das Buch fuͤr ihre eigene Ar-
beit aus. Endlich giebt es Ueberſetzer, die ihre Ue-
berſetzungen ſelbſt machen, und ſolche die ſie von an-
dern machen laſſen.
Seb. Sie vergeßen, duͤnkt mich, noch einen wich-
tigen Unterſchied, unter den Ueberſetzern, die die Sache
und beide Sprachen verſtehen, und denen, die nichts
davon verſtehen. Jch glaube dieſen Unterſchied bey
den wenigen Ueberſetzern gemerkt zu haben, die neue
Ueberſetzungen der Apocalypſe verſuchten.
Mag. Vielleicht mag dis bey der Apocalypſe einen
merklichen Unterſchied machen, aber bey unſern ge-
woͤhnlichen Ueberſetzungen aus dem franzoͤſiſchen und
dem englaͤndiſchen wird ſo genau darauf nicht geachtet.
Seb. Aber ich daͤchte dis waͤre das vornehmſte,
worauf beſonders der Verleger, ſeines eigenen Nutzens
wegen, Acht haben muͤſte.
Mag. Keinesweges! Hieran denkt er gemeinig-
lich gar nicht, oder ſehr wenig. Wenn er drey Al-
phabete in groß Octav oder in groß Quart zu Com-
pletirung ſeiner Meße noch noͤthig hat, ſo ſucht er
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