Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.Dritter Abschnitt. Jnzwischen konnte Sebaldus die Gespräche, die er sei- J 4
Dritter Abſchnitt. Jnzwiſchen konnte Sebaldus die Geſpraͤche, die er ſei- J 4
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Dritter Abſchnitt.
Jnzwiſchen konnte Sebaldus die Geſpraͤche, die er
mit dem Magiſter und mit dem Hieronymus
gehalten halte, gar nicht vergeſſen. Er ſollte die ganze
Jdee, die er ſich von dem Zwecke des gelehrten Lebens,
und von dem Zuſtande der deutſchen Schriftſtellerey
gemacht hatte, aͤndern. Er ſolte glauben, daß der
groͤſte Theil der Schriftſteller von Profeſſion, nicht
ſo uneigennuͤtzig als er ſelbſt, bloß um die Ausbreitung
der Wahrheit beſorgt waͤren. Dies war ihm uner-
traͤglich. Er redete alſo mit jedem von dieſer Sache,
der ihm vorkam. Beſonders war er an einen ſeiner
Nebencorrectoren gerathen, der es als eine Verſorgung
anſahe, wenn er bis zu dem Poſten eines Ueberſetzers
fortſchreiten koͤnte. Er war auch ſo gluͤcklich geweſen,
wir wiſſen nicht, ob von einer Paraphraſe uͤbers
neue Teſtament in einigen Foliobaͤnden, oder von
einer Antideiſtiſchen Bibel in einigen Quartbaͤn-
den, die einem Ueberſetzungsunternehmer in Pauſch
und Bogen war verdungen worden, durch die vierte
Hand, ein halbes Alphabet zum Ueberſetzen zu erhal-
ten. Er hatte das Vergnuͤgen ſeine Handſchrift ge-
druckt zu ſehen, und fand ſich um einen Zoll groͤßer
als ein gemeiner Corrector. Er konnte nicht umhin,
ſei-
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