Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.war ihm rechter Ernst gewesen, Sebaldus an seines Sohnes Stelle zu setzen, und er glaubte nun desselben Loslaßung nur einen desto wohlfeileren Preis zu be- wirken, da er zwey Personen an seine Stelle geben konte. Er fand aber sehr bald, daß der Hauptmann gar nicht geneigt war, zween Recruten die er schon in seiner Gewalt hatte, an die Stelle eines den er los- geben solte, sich vorschlagen zu lassen, und daß die Loslaßung des jungen Stauzius izt weit mehr Schwierigkeiten habe, als vorher. Jn diesem Zustande blieben die Sachen einige den
war ihm rechter Ernſt geweſen, Sebaldus an ſeines Sohnes Stelle zu ſetzen, und er glaubte nun deſſelben Loslaßung nur einen deſto wohlfeileren Preis zu be- wirken, da er zwey Perſonen an ſeine Stelle geben konte. Er fand aber ſehr bald, daß der Hauptmann gar nicht geneigt war, zween Recruten die er ſchon in ſeiner Gewalt hatte, an die Stelle eines den er los- geben ſolte, ſich vorſchlagen zu laſſen, und daß die Loslaßung des jungen Stauzius izt weit mehr Schwierigkeiten habe, als vorher. Jn dieſem Zuſtande blieben die Sachen einige den
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war ihm rechter Ernſt geweſen, Sebaldus an ſeines
Sohnes Stelle zu ſetzen, und er glaubte nun deſſelben
Loslaßung nur einen deſto wohlfeileren Preis zu be-
wirken, da er zwey Perſonen an ſeine Stelle geben
konte. Er fand aber ſehr bald, daß der Hauptmann
gar nicht geneigt war, zween Recruten die er ſchon in
ſeiner Gewalt hatte, an die Stelle eines den er los-
geben ſolte, ſich vorſchlagen zu laſſen, und daß die
Loslaßung des jungen Stauzius izt weit mehr
Schwierigkeiten habe, als vorher.
Jn dieſem Zuſtande blieben die Sachen einige
Tage, in denen Sebaldus, alles was Elend und
Kummer ſchreckliches haben kann, ausſtehen muſte.
Ohne Nahrung, ohne Lager, war er den ganzen Tag
dem Laͤrmen und dem Spotte roher Soldaten ausgeſetzt,
und innerlich nagte ihn der Kummer, daß er ſeinen
Wohlthaͤter den Markthelfer mit ſich ungluͤcklich ge-
macht hatte. Es war nicht abzuſehen, in welches tiefe
Eleud dieſer Vorfall beide ſtuͤrzen konnte, und er kannte
keinen Freund der ihm helfen wollte, oder wenn er ge-
wollt haͤtte, konnte. Mit dieſen traurigen Gedanken be-
ſchaͤftigte er ſich eines Tages, als der Unterofficier
der ehemahls durch ſeine Predigt zehen Recruten
erhalten hatte, in die Wache trat, um ſich nach einem
Arreſtanten zu erkundigen. Er erblickte unter andern
den
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