Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.dienst des Capitols zu beginnen ist die ganze Religion Aber die Sabiner waren um die Zeit, welche als die 31) Livius I. c. 15. 32) Ich habe an einer früheren Stelle, S. 53., die Vermu- thung daß die etruskische Colonie in Campanien sich dort über die See her niedergelassen habe, durch die Meinung daß Rom ursprünglich eine latinische Stadt gewesen wäre, begründen wollen. Ohne jener Ansicht zu entsagen muß ich dieses Ar- gument allerdings zurücknehmen. 33) oben S. 61.
dienſt des Capitols zu beginnen iſt die ganze Religion Aber die Sabiner waren um die Zeit, welche als die 31) Livius I. c. 15. 32) Ich habe an einer fruͤheren Stelle, S. 53., die Vermu- thung daß die etruskiſche Colonie in Campanien ſich dort uͤber die See her niedergelaſſen habe, durch die Meinung daß Rom urſpruͤnglich eine latiniſche Stadt geweſen waͤre, begruͤnden wollen. Ohne jener Anſicht zu entſagen muß ich dieſes Ar- gument allerdings zuruͤcknehmen. 33) oben S. 61.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0204" n="182"/> dienſt des Capitols zu beginnen iſt die ganze Religion<lb/> etruskiſch. Der etruskiſche Lucumo welcher den Nahmen<lb/> Tarquinius empfing, waͤre in einer ganz latiniſchen<lb/> Stadt wohl nicht von den Patriciern aufgenommen wor-<lb/> den. Auch wohnte dieſe Nation damals gegen Latium<lb/> am linken Ufer der Tiber: Fidenaͤ war tuskiſch <note place="foot" n="31)">Livius <hi rendition="#aq">I. c.</hi> 15.</note>, und<lb/> von Tusculum macht es der Nahme hoͤchſt wahrſcheinlich.<lb/> Gabiis reine Latinitaͤt iſt ſehr zweifelhaft <note place="foot" n="32)">Ich habe an einer fruͤheren Stelle, S. 53., die Vermu-<lb/> thung daß die etruskiſche Colonie in Campanien ſich dort uͤber<lb/> die See her niedergelaſſen habe, durch die Meinung daß Rom<lb/> urſpruͤnglich eine latiniſche Stadt geweſen waͤre, begruͤnden<lb/> wollen. Ohne jener Anſicht zu entſagen muß ich dieſes Ar-<lb/> gument allerdings zuruͤcknehmen.</note>.</p><lb/> <p>Aber die Sabiner waren um die Zeit, welche als die<lb/> der Gruͤndung Roms angegeben wird, wie noch lange<lb/> nachher, in vordraͤngender Bewegung den Strohm hinab:<lb/> es iſt ſchon bemerkt daß mitten im ſpaͤteren Latium ſabini-<lb/> ſche Orte genannt werden <note place="foot" n="33)">oben S. 61.</note>. Eine ſolche ſabiniſche<lb/> Niederlaſſung, hart an dem etruskiſchen Rom, auf dem<lb/> capitoliniſchen und quirinaliſchen Berge, war, ſcheint<lb/> es, die Stadt des Tatius. So war Rom eine Doppel-<lb/> ſtadt wie das griechiſche und hiſpaniſche Emporiaͤ, wie<lb/> Altſtadt und Neuſtadt Danzig, und die drey unabhaͤngigen<lb/> Staͤdte Koͤnigsbergs, welche, Mauer an Mauer ſtoßend,<lb/> ſich bekriegten. Aber vor Tulius ſchon war aus dem zwie-<lb/> fachen Staat eine einzige Republik geworden. Von dieſen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [182/0204]
dienſt des Capitols zu beginnen iſt die ganze Religion
etruskiſch. Der etruskiſche Lucumo welcher den Nahmen
Tarquinius empfing, waͤre in einer ganz latiniſchen
Stadt wohl nicht von den Patriciern aufgenommen wor-
den. Auch wohnte dieſe Nation damals gegen Latium
am linken Ufer der Tiber: Fidenaͤ war tuskiſch 31), und
von Tusculum macht es der Nahme hoͤchſt wahrſcheinlich.
Gabiis reine Latinitaͤt iſt ſehr zweifelhaft 32).
Aber die Sabiner waren um die Zeit, welche als die
der Gruͤndung Roms angegeben wird, wie noch lange
nachher, in vordraͤngender Bewegung den Strohm hinab:
es iſt ſchon bemerkt daß mitten im ſpaͤteren Latium ſabini-
ſche Orte genannt werden 33). Eine ſolche ſabiniſche
Niederlaſſung, hart an dem etruskiſchen Rom, auf dem
capitoliniſchen und quirinaliſchen Berge, war, ſcheint
es, die Stadt des Tatius. So war Rom eine Doppel-
ſtadt wie das griechiſche und hiſpaniſche Emporiaͤ, wie
Altſtadt und Neuſtadt Danzig, und die drey unabhaͤngigen
Staͤdte Koͤnigsbergs, welche, Mauer an Mauer ſtoßend,
ſich bekriegten. Aber vor Tulius ſchon war aus dem zwie-
fachen Staat eine einzige Republik geworden. Von dieſen
31) Livius I. c. 15.
32) Ich habe an einer fruͤheren Stelle, S. 53., die Vermu-
thung daß die etruskiſche Colonie in Campanien ſich dort uͤber
die See her niedergelaſſen habe, durch die Meinung daß Rom
urſpruͤnglich eine latiniſche Stadt geweſen waͤre, begruͤnden
wollen. Ohne jener Anſicht zu entſagen muß ich dieſes Ar-
gument allerdings zuruͤcknehmen.
33) oben S. 61.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |