Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

fiel im Verlauf dieser Zeit, nicht in einem einzigen
Feldzuge, ein Theil jener latinischen Städte, in die Ge-
walt der beyden ausonischen Völker.

Sp. Cassius.

Die gemeinschaftliche Gefahr zog das Band zwi-
schen Rom und Latium enger, und vereinigte mit bey-
den ein drittes Bundesvolk, die Herniker. Durch die
Eroberungen der Volsker und Aequer fast ringsum ein-
geschlossen, wenn gleich die ewigen Felsenmauern ihre
Städte sicherten, wären sie den zahlreicheren Feinden
erlegen, wenn sie sich nicht durch zuverlässiges Bünd-
niß geschützt hätten; und sie selbst, ein sehr tapferes
Volk, wandten vielleicht das annahende Verderben von
Rom und Latium.

Es ist die Rede von einem kurzen Kriege mit ih-
nen, worin die Römer, wie es sich erwarten läßt, Sie-
ger genannt werden, in dem Jahre welches auf die gro-
ßen Eroberungen der Volsker folgte. Schon ist es
schwierig zu begreifen, wie Latium und die Herniker,
bey der damaligen Lage der Gränze sich als hülfreiche
Verbündete erreichen konnten: unbegreiflich wie diesel-
ben Völker welche den Volskern erst nach achtzig Jah-
ren die damals gewonnenen Städte wieder zu entreißen
begannen, ein Volk wie die Herniker, in ihren uner-
schütterlichen und unersteiglichen Mauern zu besiegen
vermocht: entschieden unmöglich aber daß, anstatt den
Schutz der Feinde Roms zu suchen, die Herniker sich
unterworfen, und zwey Drittheile ihrer Landschaft denen

fiel im Verlauf dieſer Zeit, nicht in einem einzigen
Feldzuge, ein Theil jener latiniſchen Staͤdte, in die Ge-
walt der beyden auſoniſchen Voͤlker.

Sp. Caſſius.

Die gemeinſchaftliche Gefahr zog das Band zwi-
ſchen Rom und Latium enger, und vereinigte mit bey-
den ein drittes Bundesvolk, die Herniker. Durch die
Eroberungen der Volsker und Aequer faſt ringsum ein-
geſchloſſen, wenn gleich die ewigen Felſenmauern ihre
Staͤdte ſicherten, waͤren ſie den zahlreicheren Feinden
erlegen, wenn ſie ſich nicht durch zuverlaͤſſiges Buͤnd-
niß geſchuͤtzt haͤtten; und ſie ſelbſt, ein ſehr tapferes
Volk, wandten vielleicht das annahende Verderben von
Rom und Latium.

Es iſt die Rede von einem kurzen Kriege mit ih-
nen, worin die Roͤmer, wie es ſich erwarten laͤßt, Sie-
ger genannt werden, in dem Jahre welches auf die gro-
ßen Eroberungen der Volsker folgte. Schon iſt es
ſchwierig zu begreifen, wie Latium und die Herniker,
bey der damaligen Lage der Graͤnze ſich als huͤlfreiche
Verbuͤndete erreichen konnten: unbegreiflich wie dieſel-
ben Voͤlker welche den Volskern erſt nach achtzig Jah-
ren die damals gewonnenen Staͤdte wieder zu entreißen
begannen, ein Volk wie die Herniker, in ihren uner-
ſchuͤtterlichen und unerſteiglichen Mauern zu beſiegen
vermocht: entſchieden unmoͤglich aber daß, anſtatt den
Schutz der Feinde Roms zu ſuchen, die Herniker ſich
unterworfen, und zwey Drittheile ihrer Landſchaft denen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0469" n="447"/>
fiel im Verlauf die&#x017F;er Zeit, nicht in einem einzigen<lb/>
Feldzuge, ein Theil jener latini&#x017F;chen Sta&#x0364;dte, in die Ge-<lb/>
walt der beyden au&#x017F;oni&#x017F;chen Vo&#x0364;lker.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Sp. Ca&#x017F;&#x017F;ius</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Die gemein&#x017F;chaftliche Gefahr zog das Band zwi-<lb/>
&#x017F;chen Rom und Latium enger, und vereinigte mit bey-<lb/>
den ein drittes Bundesvolk, die Herniker. Durch die<lb/>
Eroberungen der Volsker und Aequer fa&#x017F;t ringsum ein-<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, wenn gleich die ewigen Fel&#x017F;enmauern ihre<lb/>
Sta&#x0364;dte &#x017F;icherten, wa&#x0364;ren &#x017F;ie den zahlreicheren Feinden<lb/>
erlegen, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich nicht durch zuverla&#x0364;&#x017F;&#x017F;iges Bu&#x0364;nd-<lb/>
niß ge&#x017F;chu&#x0364;tzt ha&#x0364;tten; und &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t, ein &#x017F;ehr tapferes<lb/>
Volk, wandten vielleicht das annahende Verderben von<lb/>
Rom und Latium.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t die Rede von einem kurzen Kriege mit ih-<lb/>
nen, worin die Ro&#x0364;mer, wie es &#x017F;ich erwarten la&#x0364;ßt, Sie-<lb/>
ger genannt werden, in dem Jahre welches auf die gro-<lb/>
ßen Eroberungen der Volsker folgte. Schon i&#x017F;t es<lb/>
&#x017F;chwierig zu begreifen, wie Latium und die Herniker,<lb/>
bey der damaligen Lage der Gra&#x0364;nze &#x017F;ich als hu&#x0364;lfreiche<lb/>
Verbu&#x0364;ndete erreichen konnten: unbegreiflich wie die&#x017F;el-<lb/>
ben Vo&#x0364;lker welche den Volskern er&#x017F;t nach achtzig Jah-<lb/>
ren die damals gewonnenen Sta&#x0364;dte wieder zu entreißen<lb/>
begannen, ein Volk wie die Herniker, in ihren uner-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tterlichen und uner&#x017F;teiglichen Mauern zu be&#x017F;iegen<lb/>
vermocht: ent&#x017F;chieden unmo&#x0364;glich aber daß, an&#x017F;tatt den<lb/>
Schutz der Feinde Roms zu &#x017F;uchen, die Herniker &#x017F;ich<lb/>
unterworfen, und zwey Drittheile ihrer Land&#x017F;chaft denen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0469] fiel im Verlauf dieſer Zeit, nicht in einem einzigen Feldzuge, ein Theil jener latiniſchen Staͤdte, in die Ge- walt der beyden auſoniſchen Voͤlker. Sp. Caſſius. Die gemeinſchaftliche Gefahr zog das Band zwi- ſchen Rom und Latium enger, und vereinigte mit bey- den ein drittes Bundesvolk, die Herniker. Durch die Eroberungen der Volsker und Aequer faſt ringsum ein- geſchloſſen, wenn gleich die ewigen Felſenmauern ihre Staͤdte ſicherten, waͤren ſie den zahlreicheren Feinden erlegen, wenn ſie ſich nicht durch zuverlaͤſſiges Buͤnd- niß geſchuͤtzt haͤtten; und ſie ſelbſt, ein ſehr tapferes Volk, wandten vielleicht das annahende Verderben von Rom und Latium. Es iſt die Rede von einem kurzen Kriege mit ih- nen, worin die Roͤmer, wie es ſich erwarten laͤßt, Sie- ger genannt werden, in dem Jahre welches auf die gro- ßen Eroberungen der Volsker folgte. Schon iſt es ſchwierig zu begreifen, wie Latium und die Herniker, bey der damaligen Lage der Graͤnze ſich als huͤlfreiche Verbuͤndete erreichen konnten: unbegreiflich wie dieſel- ben Voͤlker welche den Volskern erſt nach achtzig Jah- ren die damals gewonnenen Staͤdte wieder zu entreißen begannen, ein Volk wie die Herniker, in ihren uner- ſchuͤtterlichen und unerſteiglichen Mauern zu beſiegen vermocht: entſchieden unmoͤglich aber daß, anſtatt den Schutz der Feinde Roms zu ſuchen, die Herniker ſich unterworfen, und zwey Drittheile ihrer Landſchaft denen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/469
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/469>, abgerufen am 31.10.2024.