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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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J. 393.) 5), begann er eine Linie über die Landenge zwi-
schen dem Skyllacischen und Navetinischen Meerbusen
zu ziehen, um seine italischen Städte gegen ihre Einfälle
zu schützen 6). Damals aber hatte auch der Lucanische
Staat seine größte Ausdehnung erreicht. Schon drey
Jahre später entstand das Bruttische Volk (Ol. 106. 1.
J. 396.) 7) anfänglich ein Räuberhaufen zusammenge-
laufenes Gesindels und empörter Leibeigner, welche sich
trotzend den Namen Knechte (das bedeutete Bruttius)
beylegten, oder den als Schimpf dargebotenen annah-
men 8). Ihr Ursprung aus gemischten Vorvätern, zum
Theil von den durch die Lucaner unterjochten griechisch
gewordenen Oenotrern, wird dadurch bestätigt daß sie
neben der Oskischen Sprache auch Griechisch redeten. 9).
Den Griechischen Städten waren sie noch schrecklichere
Nachbaren als selbst die Lucaner; vielleicht rächten sie
lange geduldete Knechtschaft; denn es ist sehr möglich daß
die Ureinwohner unter der Herrschaft der Griechen größ-
tentheils das harte Joch trugen, welches das pontische

5) Diodor. XVI. c. 5.
6) Strabo VI. c. 1. §. 10.
7) Diodor XVI. c. 16.
8) Die Römer nannten sie auch Brutates, nach der zwiefachen al-
ten Form vieler Völkernahmen in der lateinischen Sprache, von
deren einem der Landesnahme, der zweyte wieder von diesem
abgeleitet ist: jener endigend auf us, dieser (aus ans oder
ins) auf as oder is. Von Savinus, Savnium, Samnium,
Samnis,
von Lucanus, Lucania, (Lucans) Lucas, (übrig
in bos lucas), von Bruttius (vielleicht Bruttus) Bruttium,
Bruttas.
9) Festus, bilingues Brutates.

J. 393.) 5), begann er eine Linie uͤber die Landenge zwi-
ſchen dem Skyllaciſchen und Navetiniſchen Meerbuſen
zu ziehen, um ſeine italiſchen Staͤdte gegen ihre Einfaͤlle
zu ſchuͤtzen 6). Damals aber hatte auch der Lucaniſche
Staat ſeine groͤßte Ausdehnung erreicht. Schon drey
Jahre ſpaͤter entſtand das Bruttiſche Volk (Ol. 106. 1.
J. 396.) 7) anfaͤnglich ein Raͤuberhaufen zuſammenge-
laufenes Geſindels und empoͤrter Leibeigner, welche ſich
trotzend den Namen Knechte (das bedeutete Bruttius)
beylegten, oder den als Schimpf dargebotenen annah-
men 8). Ihr Urſprung aus gemiſchten Vorvaͤtern, zum
Theil von den durch die Lucaner unterjochten griechiſch
gewordenen Oenotrern, wird dadurch beſtaͤtigt daß ſie
neben der Oſkiſchen Sprache auch Griechiſch redeten. 9).
Den Griechiſchen Staͤdten waren ſie noch ſchrecklichere
Nachbaren als ſelbſt die Lucaner; vielleicht raͤchten ſie
lange geduldete Knechtſchaft; denn es iſt ſehr moͤglich daß
die Ureinwohner unter der Herrſchaft der Griechen groͤß-
tentheils das harte Joch trugen, welches das pontiſche

5) Diodor. XVI. c. 5.
6) Strabo VI. c. 1. §. 10.
7) Diodor XVI. c. 16.
8) Die Roͤmer nannten ſie auch Brutates, nach der zwiefachen al-
ten Form vieler Voͤlkernahmen in der lateiniſchen Sprache, von
deren einem der Landesnahme, der zweyte wieder von dieſem
abgeleitet iſt: jener endigend auf us, dieſer (aus ans oder
ins) auf as oder is. Von Savinus, Savnium, Samnium,
Samnis,
von Lucanus, Lucania, (Lucans) Lucas, (uͤbrig
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[58/0080] J. 393.) 5), begann er eine Linie uͤber die Landenge zwi- ſchen dem Skyllaciſchen und Navetiniſchen Meerbuſen zu ziehen, um ſeine italiſchen Staͤdte gegen ihre Einfaͤlle zu ſchuͤtzen 6). Damals aber hatte auch der Lucaniſche Staat ſeine groͤßte Ausdehnung erreicht. Schon drey Jahre ſpaͤter entſtand das Bruttiſche Volk (Ol. 106. 1. J. 396.) 7) anfaͤnglich ein Raͤuberhaufen zuſammenge- laufenes Geſindels und empoͤrter Leibeigner, welche ſich trotzend den Namen Knechte (das bedeutete Bruttius) beylegten, oder den als Schimpf dargebotenen annah- men 8). Ihr Urſprung aus gemiſchten Vorvaͤtern, zum Theil von den durch die Lucaner unterjochten griechiſch gewordenen Oenotrern, wird dadurch beſtaͤtigt daß ſie neben der Oſkiſchen Sprache auch Griechiſch redeten. 9). Den Griechiſchen Staͤdten waren ſie noch ſchrecklichere Nachbaren als ſelbſt die Lucaner; vielleicht raͤchten ſie lange geduldete Knechtſchaft; denn es iſt ſehr moͤglich daß die Ureinwohner unter der Herrſchaft der Griechen groͤß- tentheils das harte Joch trugen, welches das pontiſche 5) Diodor. XVI. c. 5. 6) Strabo VI. c. 1. §. 10. 7) Diodor XVI. c. 16. 8) Die Roͤmer nannten ſie auch Brutates, nach der zwiefachen al- ten Form vieler Voͤlkernahmen in der lateiniſchen Sprache, von deren einem der Landesnahme, der zweyte wieder von dieſem abgeleitet iſt: jener endigend auf us, dieſer (aus ans oder ins) auf as oder is. Von Savinus, Savnium, Samnium, Samnis, von Lucanus, Lucania, (Lucans) Lucas, (uͤbrig in bos lucas), von Bruttius (vielleicht Bruttus) Bruttium, Bruttas. 9) Feſtus, bilingues Brutates.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/80>, abgerufen am 31.10.2024.