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Allgemeine Zeitung, Nr. 100, 10. April 1849.

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[Spaltenumbruch] die zuckererzeugenden Colonien, auf die westindischen Besitzungen; unbillig
aber sey es die Schuld davon auf den Colonialminister zu schieben, da die
westindischen Pflanzer selbst vielmehr die Legislatur des Mutterlands
deßhalb anklagen. Hr. Hume will nach Ostern eine Bill einbringen
wodurch das parlamentarische Wahlrecht auf alle Hausbesitzer erstreckt
werden soll. Sir W. Somerville, Generalsecretär für Irland, kün-
digte eine Bill in Betreff des Grand Jury-Systems in Irland an. Auch
die Judenbill soll gleich nach den Ferien wieder zur Verhandlung kommen.


Heut Abend werden in der amtlichen Gazette die vierteljährlichen
Revenuen-Tabellen erscheinen. Man weiß bereits daß ihre Ergebnisse im
ganzen befriedigend lauten. Namentlich die Zolleinnahme betrug im letz-
ten Quartal 4,600,000 Pf. St. -- 208,000 Pf. mehr als im entsprechen-
den Vierteljahr 1848. Hingegen zeigt sich in der Accise ein Ausfall von
beinahe 200,000 Pf. Die übrigen Einnahmeposten sind ungefähr die
nämlichen geblieben. Nach dem Bericht des Handelsministeriums für den
am 5 März abgelaufenen Monat betrug die brittische Ausfuhr 421,096
Pf. St. an Werth mehr als in dem entsprechenden Monat 1848, und
572,631 Pf. mehr als in demselben Monat 1847.


Die Tabellen der Staatseinkünfte für das
gestern abgelaufene Finanzjahr und -Quartal sind nun veröffentlicht. Sie
zeigen, im Vergleich mit dem vorigen Jahr, eine Mehreinnahme von
867,289 Pf., wovon der größere Theil auf die Zölle trifft. Minder gün-
stig aber stellt sich die Rubrik der Accise, welche zunächst als der Barometer
der Nationalwohlfahrt betrachtet wird. Auch in der Eigenthumssteuer
und den Stempeleinnahmen zeigt sich ein beträchtlicher Ausfall. -- Ge-
stern als am Gründonnerstag (maunday thursday) wurden in der White-
hall-Capelle die üblichen königlichen Almosen an eine Anzahl alter Män-
ner und Weiber vertheilt. -- Am 4 April fand in London, unter Vorsitz
Lord D. Stuarts, eine äußerst zahlreiche Versammlung zu dem Ende statt:
das Parlament um Verlegung der Grabstätten außerhalb der Stadt zu
ersuchen; denn die Leichenäcker um die Kirchen herum, und die Gräber
in den Kirchen selbst, drohen nachgerade ein wahrer Pestherd für das rie-
senhafte London zu werden.

Frankreich.

Am Mittwoch war unter dem Vorsitz des Prästdenten der Republik
der große Ackerbauconcurs von Poissy. Der Hauptpreis, eine Vase von
vergoldetem Silber, 2000 Fr. an Werth, erhielt der Marquis v. Torcy
als Züchter. Außerdem wurden für 4jährige Ochsen, ohne Rücksicht auf
Gewicht und Abstammung, sieben Preise von 1200 und 400 Fr., für nor-
männische Zucht sechs Preise von 800 bis 300 Fr., für andere, wie Ven-
deeische, Bretonische, Perigordische etc. Zucht neun Preise von 800 und
600 Fr., für französische und ausländische Zucht überhaupt 2 Preise
von 800 und 700 Fr., für Zuchtstiere und Kühe je fünf Preise von
1200 bis 400 Fr., und von 600 bis 200 Fr. Endlich waren auch
für die verschiedenen Kategorien von Schafen vierzehn Preise, ferner
einige Preise für Schweine bestimmt. Die Pferdeliebhaber hatten
an demselben Tag ihren Genuß bei der Versteigerung der Pferde der
Civilliste in den Marställen des Parks von Monceaur, unter Leitung des
Liquidators der Civilliste des Volksrepräsentanten Vavin. Die herrlich-
sten Thiere aus den Gestüten von St. Cloud, Meudon und Versailles wa-
ren ausgeboten, und wurden meist weit unter ihrem Preis losgeschlagen.
Z. B. der Hengst Va-Nu-Pieds, um 10,000 Fr. für die Staatsstutereien
angekauft, zu 1050 Fr., Rabat-Joie, zu 6000 Fr. geschätzt, um 1075 Fr. etc.
Im ganzen wurden 80,000 Fr. erlöst, so daß ein Pferd durchschnittlich
auf 1400 Fr. kommt. Unter den Pferden gab es noch manche Merkwür-
digkeit: so den Saklawy und die Nedschdi-Saihani, Geschenke des Vi-
cekönigs von Aegypten, die Stuten Nesschdi, El-Ared und Naim, Ge-
schenke des Imam von Maskat etc. Mehrere Ankäufe wurden für Rech-
nung des Staats gemacht. Zwei Stuten, Leer und Zulime, kaufte Hr.
Nathaniel v. Rothschild. Noch sind 55 oder 56 Pferde unverkauft ge-
blieben. Am 29, 30 und 31 März waren die Wagen der ehemaligen Ci-
villiste verkauft worden. Auf den Char-a-Banc, in welchem die könig-
liche Familie sich befand als Lecomte im Wald von Fontainebleau auf sie
schoß, ein wahres Meisterwerk der Wagenbaukunst, das 18,000 Fr. ge-
kostet hatte, waren nur 650 Fr. geboten, er sollte jedoch in keinem Fall
unter 2000 Fr. abgegeben werden. Die Enkel Mehemed Ali's, Ibra-
hims Söhne, erstanden ihn um 2200 Fr., und dieses Prachtstück wird
aus dem demokratischen Frankreich nach dem despotischen Aegypten
wandern.


Wegen des Charfreitags hat die Nationalversammlung heute ausge-
setzt, nachdem gestern das Budget des öffentlichen Unterrichts nahezu er-
ledigt worden ist. Die Ersparnißanträge wurden meist genehmigt: so
eine Beschränkung des Aufwands für den allgemeinen Concurs in den
Collegien von Paris (von 20,000 Fr. auf 10,000 Fr.), der künftig nur
[Spaltenumbruch] für die obern Classen bestehen soll, da man eingesehen hat daß mit dieser
gelehrten Schaustellung viel Charlatanerie getrieben wurde. Ferner die
Aufhebung der Facultäten der Theologie. Dieß wird die Folge haben
daß künftig alle theologische Wissenschaft ausschließlich aus den bi-
schöflichen Seminarien wird geschöpft werden müssen. Ein Bedürf-
niß der Lehrfreiheit auf diesem Gebiet scheint man in Frankreich nicht zu
kennen. Noch ist ein Capitel übrig, in Betreff dessen mehrere Anträge
gestellt sind, nicht um es zu verkürzen, sondern um es zu verbessern, das
Capitel vom Primärunterricht. Es ist vorgeschlagen den Ansatz um
1,600,000 Fr. höher zu stellen, damit der Gehalt bei einem Lehrer auf
wenigstens 600 Fr., bei einer Lehrerin auf wenigstens 400 Fr. gebracht
werden kann. Die Versammlung scheint hier eine Gelegenheit zu sehen
etwas für das Volk zu thun, und daher nicht abgeneigt diese Bewilligung
zu machen. Eine Stunde vor der Sitzung hatte sich der Ausschuß für die
auswärtigen Angelegenheiten versammelt, und es soll sehr lebhafte Erör-
terungen über die Kaiserfrage in Deutschland, den piemontesischen Waf-
fenstillstand, die Haltung der Stadt Genua und die Verwerfung der fran-
zosisch-englischen Vermittlungsvorschläge in Palermo gegeben haben. Ge-
stern war allgemein die Nachricht verbreitet der König von Preußen habe
angenommen, heute erfuhr man daß er die Zustimmung der Fürsten zur
Bedingung gemacht habe, und man betrachtete die Sache wieder als zwei-
felhaft. Die Blätter vermeiden es sich für und wider über diese Eventuali-
tät zu äußern -- der eigentlich republicanischen Partei wäre sie, wie es
scheint, nicht unerwünscht. Der National, der die Annahme als ge-
wiß ansieht, bemerkt: "So wäre also Preußen genöthigt sich an die Spitze
der demokratischen Bewegung Deutschlands zu stellen, so wäre es auf die
Seite Frankreichs geworfen." -- Dieses Blatt behauptet, trotz dem Wi-
derruf des J. des Debats, daß Karl Albert doch in Paris gewesen,
wenn er auch jetzt vielleicht auf spanischem Boden sich besinde. Am letzten
Sonntag ist auch Hr. N. Bonaparte, der neue Gesandte am spanischen
Hof, über Tours, Bordeaur nach Madrid abgereist. Unterwegs machte
er einen Abstecher nach dem Schloß von Amboise um Abd-El-Kader zu
sehen.


Huber scheint sich nicht so ganz freiwillig gestellt zu haben, sondern
unter dem moralischen Zwang der socialistischen Partei, welche ihm keine
Wahl ließ als diesen Schritt zu thun, wenn er nicht als Verräther ange-
sehen seyn wollte. Als er sich nun auf den Weg machte, war es keines-
wegs seine Absicht sich den Gendarmen zu übergeben, sondern er wollte
sich erst in Bourges im Saal der Assisen selbst zu erkennen geben, und
daselbst durch seine unerwartete Erscheinung eine dramatische Scene ma-
chen. Dieser Plan mißlang dadurch daß ihm in Vierzon der Paß abge-
fordert wurde, er hatte keinen, und da er fürchten mußte entdeckt zu wer-
den, so gab er seinen Namen an. Er wurde jetzt zwar nach Bourges ge-
bracht, aber in geheime Haft und ihm keine Art von Verkehr mit den
andern Gefangenen gestattet. Man glaubt daß der Staatsgerichtshof sich
solange vertagen werde bis die Untersuchung beendigt seyn wird, um dann
den letzten Act des Attentatsprocesses vorzunehmen.

Italien.

Die Rückwirkung der Radetzky'schen Sieges-
nachrichten auf die hiesige Assemblea zeigte sich in der gestrigen Sitzung
äußerst bemerkensweth. Seit Ende der vorigen Woche hatte sich der herr-
schenden Partei sichtliche Niedergeschlagenheit bemächtigt. Die Drohun-
gen der gewaltsamen Aushebung machten Widerstandsgesinnungen rege.
Mittlerweile wurden indeß viele Ehen abgeschlossen, da die Verheirathe-
ten nicht zum Ausrücken gezwungen werden können. Gestern wurde die
Versammlung mit dem Vorschlag eröffnet die Namen der Freiwilligen
auf große Tafeln einzuzeichnen. Schon hatte man sich über allerlei Aus-
schmückungen verständigt als eine Depescheninterpellation erfolgte. Diese
gab dann das traurige Resultat daß die Regierung von Turin glücklich
in Genua angekommen sey. (?) Bonaparte antwortete darauf mit einem
seiner burlesken: "Viva l'independenza italiana" und diese Ausrufe
corybantischer Beschwichtigung wiederholten sich noch mehreremale. Un-
terdessen setzt man die Zerstörung der Glocken mit barbarischer Schaden-
freude fort und gestern sollten die letzten heruntergenommen werden. Da
man auf das Kanonengießen hier zu Lande nicht eingerichtet ist, so gibt
es nicht einmal nach dieser Seite hin gedeihliche Resultate, sondern das
Ganze artet in eine Metallquälerei aus. Aller menschlichen Wahrschein-
lichkeit zufolge wird das Kanonengut sich gefallen lassen müssen aller-
nächst wieder in Glockengut umgesetzt zu werden. Endlich ist auch die
Besetzung des venetianischen Palastes, welcher bekanntlich Eigenthum der
österreichischen Regierung und Sitz der Botschaft war, beschlossen wor-
den. Die ist auch bereits erfolgt. Da man seit länger als Jahr und Tag auf
diesen Schritt vorbereitet gewesen ist, so ist so großer Schaden nicht zu be-
fürchten. Die Barbarenfeinde haben indeß die Genugthuung ihre Macht
auch bis zu diesem Punkt hin ausgedehnt zu haben. Die Fahne von

[Spaltenumbruch] die zuckererzeugenden Colonien, auf die weſtindiſchen Beſitzungen; unbillig
aber ſey es die Schuld davon auf den Colonialminiſter zu ſchieben, da die
weſtindiſchen Pflanzer ſelbſt vielmehr die Legislatur des Mutterlands
deßhalb anklagen. Hr. Hume will nach Oſtern eine Bill einbringen
wodurch das parlamentariſche Wahlrecht auf alle Hausbeſitzer erſtreckt
werden ſoll. Sir W. Somerville, Generalſecretär für Irland, kün-
digte eine Bill in Betreff des Grand Jury-Syſtems in Irland an. Auch
die Judenbill ſoll gleich nach den Ferien wieder zur Verhandlung kommen.


Heut Abend werden in der amtlichen Gazette die vierteljährlichen
Revenuen-Tabellen erſcheinen. Man weiß bereits daß ihre Ergebniſſe im
ganzen befriedigend lauten. Namentlich die Zolleinnahme betrug im letz-
ten Quartal 4,600,000 Pf. St. — 208,000 Pf. mehr als im entſprechen-
den Vierteljahr 1848. Hingegen zeigt ſich in der Acciſe ein Ausfall von
beinahe 200,000 Pf. Die übrigen Einnahmepoſten ſind ungefähr die
nämlichen geblieben. Nach dem Bericht des Handelsminiſteriums für den
am 5 März abgelaufenen Monat betrug die brittiſche Ausfuhr 421,096
Pf. St. an Werth mehr als in dem entſprechenden Monat 1848, und
572,631 Pf. mehr als in demſelben Monat 1847.


Die Tabellen der Staatseinkünfte für das
geſtern abgelaufene Finanzjahr und -Quartal ſind nun veröffentlicht. Sie
zeigen, im Vergleich mit dem vorigen Jahr, eine Mehreinnahme von
867,289 Pf., wovon der größere Theil auf die Zölle trifft. Minder gün-
ſtig aber ſtellt ſich die Rubrik der Acciſe, welche zunächſt als der Barometer
der Nationalwohlfahrt betrachtet wird. Auch in der Eigenthumsſteuer
und den Stempeleinnahmen zeigt ſich ein beträchtlicher Ausfall. — Ge-
ſtern als am Gründonnerſtag (maunday thursday) wurden in der White-
hall-Capelle die üblichen königlichen Almoſen an eine Anzahl alter Män-
ner und Weiber vertheilt. — Am 4 April fand in London, unter Vorſitz
Lord D. Stuarts, eine äußerſt zahlreiche Verſammlung zu dem Ende ſtatt:
das Parlament um Verlegung der Grabſtätten außerhalb der Stadt zu
erſuchen; denn die Leichenäcker um die Kirchen herum, und die Gräber
in den Kirchen ſelbſt, drohen nachgerade ein wahrer Peſtherd für das rie-
ſenhafte London zu werden.

Frankreich.

Am Mittwoch war unter dem Vorſitz des Präſtdenten der Republik
der große Ackerbauconcurs von Poiſſy. Der Hauptpreis, eine Vaſe von
vergoldetem Silber, 2000 Fr. an Werth, erhielt der Marquis v. Torcy
als Züchter. Außerdem wurden für 4jährige Ochſen, ohne Rückſicht auf
Gewicht und Abſtammung, ſieben Preiſe von 1200 und 400 Fr., für nor-
männiſche Zucht ſechs Preiſe von 800 bis 300 Fr., für andere, wie Ven-
deeiſche, Bretoniſche, Perigordiſche ꝛc. Zucht neun Preiſe von 800 und
600 Fr., für franzöſiſche und ausländiſche Zucht überhaupt 2 Preiſe
von 800 und 700 Fr., für Zuchtſtiere und Kühe je fünf Preiſe von
1200 bis 400 Fr., und von 600 bis 200 Fr. Endlich waren auch
für die verſchiedenen Kategorien von Schafen vierzehn Preiſe, ferner
einige Preiſe für Schweine beſtimmt. Die Pferdeliebhaber hatten
an demſelben Tag ihren Genuß bei der Verſteigerung der Pferde der
Civilliſte in den Marſtällen des Parks von Monceaur, unter Leitung des
Liquidators der Civilliſte des Volksrepräſentanten Vavin. Die herrlich-
ſten Thiere aus den Geſtüten von St. Cloud, Meudon und Verſailles wa-
ren ausgeboten, und wurden meiſt weit unter ihrem Preis losgeſchlagen.
Z. B. der Hengſt Va-Nu-Pieds, um 10,000 Fr. für die Staatsſtutereien
angekauft, zu 1050 Fr., Rabat-Joie, zu 6000 Fr. geſchätzt, um 1075 Fr. ꝛc.
Im ganzen wurden 80,000 Fr. erlöst, ſo daß ein Pferd durchſchnittlich
auf 1400 Fr. kommt. Unter den Pferden gab es noch manche Merkwür-
digkeit: ſo den Saklawy und die Nedſchdi-Saihani, Geſchenke des Vi-
cekönigs von Aegypten, die Stuten Nesſchdi, El-Ared und Naim, Ge-
ſchenke des Imam von Maskat ꝛc. Mehrere Ankäufe wurden für Rech-
nung des Staats gemacht. Zwei Stuten, Leer und Zulime, kaufte Hr.
Nathaniel v. Rothſchild. Noch ſind 55 oder 56 Pferde unverkauft ge-
blieben. Am 29, 30 und 31 März waren die Wagen der ehemaligen Ci-
villiſte verkauft worden. Auf den Char-à-Banc, in welchem die könig-
liche Familie ſich befand als Lecomte im Wald von Fontainebleau auf ſie
ſchoß, ein wahres Meiſterwerk der Wagenbaukunſt, das 18,000 Fr. ge-
koſtet hatte, waren nur 650 Fr. geboten, er ſollte jedoch in keinem Fall
unter 2000 Fr. abgegeben werden. Die Enkel Mehemed Ali’s, Ibra-
hims Söhne, erſtanden ihn um 2200 Fr., und dieſes Prachtſtück wird
aus dem demokratiſchen Frankreich nach dem deſpotiſchen Aegypten
wandern.


Wegen des Charfreitags hat die Nationalverſammlung heute ausge-
ſetzt, nachdem geſtern das Budget des öffentlichen Unterrichts nahezu er-
ledigt worden iſt. Die Erſparnißanträge wurden meiſt genehmigt: ſo
eine Beſchränkung des Aufwands für den allgemeinen Concurs in den
Collegien von Paris (von 20,000 Fr. auf 10,000 Fr.), der künftig nur
[Spaltenumbruch] für die obern Claſſen beſtehen ſoll, da man eingeſehen hat daß mit dieſer
gelehrten Schauſtellung viel Charlatanerie getrieben wurde. Ferner die
Aufhebung der Facultäten der Theologie. Dieß wird die Folge haben
daß künftig alle theologiſche Wiſſenſchaft ausſchließlich aus den bi-
ſchöflichen Seminarien wird geſchöpft werden müſſen. Ein Bedürf-
niß der Lehrfreiheit auf dieſem Gebiet ſcheint man in Frankreich nicht zu
kennen. Noch iſt ein Capitel übrig, in Betreff deſſen mehrere Anträge
geſtellt ſind, nicht um es zu verkürzen, ſondern um es zu verbeſſern, das
Capitel vom Primärunterricht. Es iſt vorgeſchlagen den Anſatz um
1,600,000 Fr. höher zu ſtellen, damit der Gehalt bei einem Lehrer auf
wenigſtens 600 Fr., bei einer Lehrerin auf wenigſtens 400 Fr. gebracht
werden kann. Die Verſammlung ſcheint hier eine Gelegenheit zu ſehen
etwas für das Volk zu thun, und daher nicht abgeneigt dieſe Bewilligung
zu machen. Eine Stunde vor der Sitzung hatte ſich der Ausſchuß für die
auswärtigen Angelegenheiten verſammelt, und es ſoll ſehr lebhafte Erör-
terungen über die Kaiſerfrage in Deutſchland, den piemonteſiſchen Waf-
fenſtillſtand, die Haltung der Stadt Genua und die Verwerfung der fran-
zoſiſch-engliſchen Vermittlungsvorſchläge in Palermo gegeben haben. Ge-
ſtern war allgemein die Nachricht verbreitet der König von Preußen habe
angenommen, heute erfuhr man daß er die Zuſtimmung der Fürſten zur
Bedingung gemacht habe, und man betrachtete die Sache wieder als zwei-
felhaft. Die Blätter vermeiden es ſich für und wider über dieſe Eventuali-
tät zu äußern — der eigentlich republicaniſchen Partei wäre ſie, wie es
ſcheint, nicht unerwünſcht. Der National, der die Annahme als ge-
wiß anſieht, bemerkt: „So wäre alſo Preußen genöthigt ſich an die Spitze
der demokratiſchen Bewegung Deutſchlands zu ſtellen, ſo wäre es auf die
Seite Frankreichs geworfen.“ — Dieſes Blatt behauptet, trotz dem Wi-
derruf des J. des Débats, daß Karl Albert doch in Paris geweſen,
wenn er auch jetzt vielleicht auf ſpaniſchem Boden ſich beſinde. Am letzten
Sonntag iſt auch Hr. N. Bonaparte, der neue Geſandte am ſpaniſchen
Hof, über Tours, Bordeaur nach Madrid abgereist. Unterwegs machte
er einen Abſtecher nach dem Schloß von Amboiſe um Abd-El-Kader zu
ſehen.


Huber ſcheint ſich nicht ſo ganz freiwillig geſtellt zu haben, ſondern
unter dem moraliſchen Zwang der ſocialiſtiſchen Partei, welche ihm keine
Wahl ließ als dieſen Schritt zu thun, wenn er nicht als Verräther ange-
ſehen ſeyn wollte. Als er ſich nun auf den Weg machte, war es keines-
wegs ſeine Abſicht ſich den Gendarmen zu übergeben, ſondern er wollte
ſich erſt in Bourges im Saal der Aſſiſen ſelbſt zu erkennen geben, und
daſelbſt durch ſeine unerwartete Erſcheinung eine dramatiſche Scene ma-
chen. Dieſer Plan mißlang dadurch daß ihm in Vierzon der Paß abge-
fordert wurde, er hatte keinen, und da er fürchten mußte entdeckt zu wer-
den, ſo gab er ſeinen Namen an. Er wurde jetzt zwar nach Bourges ge-
bracht, aber in geheime Haft und ihm keine Art von Verkehr mit den
andern Gefangenen geſtattet. Man glaubt daß der Staatsgerichtshof ſich
ſolange vertagen werde bis die Unterſuchung beendigt ſeyn wird, um dann
den letzten Act des Attentatsproceſſes vorzunehmen.

Italien.

Die Rückwirkung der Radetzky’ſchen Sieges-
nachrichten auf die hieſige Aſſemblea zeigte ſich in der geſtrigen Sitzung
äußerſt bemerkensweth. Seit Ende der vorigen Woche hatte ſich der herr-
ſchenden Partei ſichtliche Niedergeſchlagenheit bemächtigt. Die Drohun-
gen der gewaltſamen Aushebung machten Widerſtandsgeſinnungen rege.
Mittlerweile wurden indeß viele Ehen abgeſchloſſen, da die Verheirathe-
ten nicht zum Ausrücken gezwungen werden können. Geſtern wurde die
Verſammlung mit dem Vorſchlag eröffnet die Namen der Freiwilligen
auf große Tafeln einzuzeichnen. Schon hatte man ſich über allerlei Aus-
ſchmückungen verſtändigt als eine Depeſcheninterpellation erfolgte. Dieſe
gab dann das traurige Reſultat daß die Regierung von Turin glücklich
in Genua angekommen ſey. (?) Bonaparte antwortete darauf mit einem
ſeiner burlesken: „Viva l’independenza italiana“ und dieſe Ausrufe
corybantiſcher Beſchwichtigung wiederholten ſich noch mehreremale. Un-
terdeſſen ſetzt man die Zerſtörung der Glocken mit barbariſcher Schaden-
freude fort und geſtern ſollten die letzten heruntergenommen werden. Da
man auf das Kanonengießen hier zu Lande nicht eingerichtet iſt, ſo gibt
es nicht einmal nach dieſer Seite hin gedeihliche Reſultate, ſondern das
Ganze artet in eine Metallquälerei aus. Aller menſchlichen Wahrſchein-
lichkeit zufolge wird das Kanonengut ſich gefallen laſſen müſſen aller-
nächſt wieder in Glockengut umgeſetzt zu werden. Endlich iſt auch die
Beſetzung des venetianiſchen Palaſtes, welcher bekanntlich Eigenthum der
öſterreichiſchen Regierung und Sitz der Botſchaft war, beſchloſſen wor-
den. Die iſt auch bereits erfolgt. Da man ſeit länger als Jahr und Tag auf
dieſen Schritt vorbereitet geweſen iſt, ſo iſt ſo großer Schaden nicht zu be-
fürchten. Die Barbarenfeinde haben indeß die Genugthuung ihre Macht
auch bis zu dieſem Punkt hin ausgedehnt zu haben. Die Fahne von

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[1530/0006] die zuckererzeugenden Colonien, auf die weſtindiſchen Beſitzungen; unbillig aber ſey es die Schuld davon auf den Colonialminiſter zu ſchieben, da die weſtindiſchen Pflanzer ſelbſt vielmehr die Legislatur des Mutterlands deßhalb anklagen. Hr. Hume will nach Oſtern eine Bill einbringen wodurch das parlamentariſche Wahlrecht auf alle Hausbeſitzer erſtreckt werden ſoll. Sir W. Somerville, Generalſecretär für Irland, kün- digte eine Bill in Betreff des Grand Jury-Syſtems in Irland an. Auch die Judenbill ſoll gleich nach den Ferien wieder zur Verhandlung kommen. Heut Abend werden in der amtlichen Gazette die vierteljährlichen Revenuen-Tabellen erſcheinen. Man weiß bereits daß ihre Ergebniſſe im ganzen befriedigend lauten. Namentlich die Zolleinnahme betrug im letz- ten Quartal 4,600,000 Pf. St. — 208,000 Pf. mehr als im entſprechen- den Vierteljahr 1848. Hingegen zeigt ſich in der Acciſe ein Ausfall von beinahe 200,000 Pf. Die übrigen Einnahmepoſten ſind ungefähr die nämlichen geblieben. Nach dem Bericht des Handelsminiſteriums für den am 5 März abgelaufenen Monat betrug die brittiſche Ausfuhr 421,096 Pf. St. an Werth mehr als in dem entſprechenden Monat 1848, und 572,631 Pf. mehr als in demſelben Monat 1847. ** London, 6 April. Die Tabellen der Staatseinkünfte für das geſtern abgelaufene Finanzjahr und -Quartal ſind nun veröffentlicht. Sie zeigen, im Vergleich mit dem vorigen Jahr, eine Mehreinnahme von 867,289 Pf., wovon der größere Theil auf die Zölle trifft. Minder gün- ſtig aber ſtellt ſich die Rubrik der Acciſe, welche zunächſt als der Barometer der Nationalwohlfahrt betrachtet wird. Auch in der Eigenthumsſteuer und den Stempeleinnahmen zeigt ſich ein beträchtlicher Ausfall. — Ge- ſtern als am Gründonnerſtag (maunday thursday) wurden in der White- hall-Capelle die üblichen königlichen Almoſen an eine Anzahl alter Män- ner und Weiber vertheilt. — Am 4 April fand in London, unter Vorſitz Lord D. Stuarts, eine äußerſt zahlreiche Verſammlung zu dem Ende ſtatt: das Parlament um Verlegung der Grabſtätten außerhalb der Stadt zu erſuchen; denn die Leichenäcker um die Kirchen herum, und die Gräber in den Kirchen ſelbſt, drohen nachgerade ein wahrer Peſtherd für das rie- ſenhafte London zu werden. Frankreich. Paris, 6 April. Am Mittwoch war unter dem Vorſitz des Präſtdenten der Republik der große Ackerbauconcurs von Poiſſy. Der Hauptpreis, eine Vaſe von vergoldetem Silber, 2000 Fr. an Werth, erhielt der Marquis v. Torcy als Züchter. Außerdem wurden für 4jährige Ochſen, ohne Rückſicht auf Gewicht und Abſtammung, ſieben Preiſe von 1200 und 400 Fr., für nor- männiſche Zucht ſechs Preiſe von 800 bis 300 Fr., für andere, wie Ven- deeiſche, Bretoniſche, Perigordiſche ꝛc. Zucht neun Preiſe von 800 und 600 Fr., für franzöſiſche und ausländiſche Zucht überhaupt 2 Preiſe von 800 und 700 Fr., für Zuchtſtiere und Kühe je fünf Preiſe von 1200 bis 400 Fr., und von 600 bis 200 Fr. Endlich waren auch für die verſchiedenen Kategorien von Schafen vierzehn Preiſe, ferner einige Preiſe für Schweine beſtimmt. Die Pferdeliebhaber hatten an demſelben Tag ihren Genuß bei der Verſteigerung der Pferde der Civilliſte in den Marſtällen des Parks von Monceaur, unter Leitung des Liquidators der Civilliſte des Volksrepräſentanten Vavin. Die herrlich- ſten Thiere aus den Geſtüten von St. Cloud, Meudon und Verſailles wa- ren ausgeboten, und wurden meiſt weit unter ihrem Preis losgeſchlagen. Z. B. der Hengſt Va-Nu-Pieds, um 10,000 Fr. für die Staatsſtutereien angekauft, zu 1050 Fr., Rabat-Joie, zu 6000 Fr. geſchätzt, um 1075 Fr. ꝛc. Im ganzen wurden 80,000 Fr. erlöst, ſo daß ein Pferd durchſchnittlich auf 1400 Fr. kommt. Unter den Pferden gab es noch manche Merkwür- digkeit: ſo den Saklawy und die Nedſchdi-Saihani, Geſchenke des Vi- cekönigs von Aegypten, die Stuten Nesſchdi, El-Ared und Naim, Ge- ſchenke des Imam von Maskat ꝛc. Mehrere Ankäufe wurden für Rech- nung des Staats gemacht. Zwei Stuten, Leer und Zulime, kaufte Hr. Nathaniel v. Rothſchild. Noch ſind 55 oder 56 Pferde unverkauft ge- blieben. Am 29, 30 und 31 März waren die Wagen der ehemaligen Ci- villiſte verkauft worden. Auf den Char-à-Banc, in welchem die könig- liche Familie ſich befand als Lecomte im Wald von Fontainebleau auf ſie ſchoß, ein wahres Meiſterwerk der Wagenbaukunſt, das 18,000 Fr. ge- koſtet hatte, waren nur 650 Fr. geboten, er ſollte jedoch in keinem Fall unter 2000 Fr. abgegeben werden. Die Enkel Mehemed Ali’s, Ibra- hims Söhne, erſtanden ihn um 2200 Fr., und dieſes Prachtſtück wird aus dem demokratiſchen Frankreich nach dem deſpotiſchen Aegypten wandern. Wegen des Charfreitags hat die Nationalverſammlung heute ausge- ſetzt, nachdem geſtern das Budget des öffentlichen Unterrichts nahezu er- ledigt worden iſt. Die Erſparnißanträge wurden meiſt genehmigt: ſo eine Beſchränkung des Aufwands für den allgemeinen Concurs in den Collegien von Paris (von 20,000 Fr. auf 10,000 Fr.), der künftig nur für die obern Claſſen beſtehen ſoll, da man eingeſehen hat daß mit dieſer gelehrten Schauſtellung viel Charlatanerie getrieben wurde. Ferner die Aufhebung der Facultäten der Theologie. Dieß wird die Folge haben daß künftig alle theologiſche Wiſſenſchaft ausſchließlich aus den bi- ſchöflichen Seminarien wird geſchöpft werden müſſen. Ein Bedürf- niß der Lehrfreiheit auf dieſem Gebiet ſcheint man in Frankreich nicht zu kennen. Noch iſt ein Capitel übrig, in Betreff deſſen mehrere Anträge geſtellt ſind, nicht um es zu verkürzen, ſondern um es zu verbeſſern, das Capitel vom Primärunterricht. Es iſt vorgeſchlagen den Anſatz um 1,600,000 Fr. höher zu ſtellen, damit der Gehalt bei einem Lehrer auf wenigſtens 600 Fr., bei einer Lehrerin auf wenigſtens 400 Fr. gebracht werden kann. Die Verſammlung ſcheint hier eine Gelegenheit zu ſehen etwas für das Volk zu thun, und daher nicht abgeneigt dieſe Bewilligung zu machen. Eine Stunde vor der Sitzung hatte ſich der Ausſchuß für die auswärtigen Angelegenheiten verſammelt, und es ſoll ſehr lebhafte Erör- terungen über die Kaiſerfrage in Deutſchland, den piemonteſiſchen Waf- fenſtillſtand, die Haltung der Stadt Genua und die Verwerfung der fran- zoſiſch-engliſchen Vermittlungsvorſchläge in Palermo gegeben haben. Ge- ſtern war allgemein die Nachricht verbreitet der König von Preußen habe angenommen, heute erfuhr man daß er die Zuſtimmung der Fürſten zur Bedingung gemacht habe, und man betrachtete die Sache wieder als zwei- felhaft. Die Blätter vermeiden es ſich für und wider über dieſe Eventuali- tät zu äußern — der eigentlich republicaniſchen Partei wäre ſie, wie es ſcheint, nicht unerwünſcht. Der National, der die Annahme als ge- wiß anſieht, bemerkt: „So wäre alſo Preußen genöthigt ſich an die Spitze der demokratiſchen Bewegung Deutſchlands zu ſtellen, ſo wäre es auf die Seite Frankreichs geworfen.“ — Dieſes Blatt behauptet, trotz dem Wi- derruf des J. des Débats, daß Karl Albert doch in Paris geweſen, wenn er auch jetzt vielleicht auf ſpaniſchem Boden ſich beſinde. Am letzten Sonntag iſt auch Hr. N. Bonaparte, der neue Geſandte am ſpaniſchen Hof, über Tours, Bordeaur nach Madrid abgereist. Unterwegs machte er einen Abſtecher nach dem Schloß von Amboiſe um Abd-El-Kader zu ſehen. Huber ſcheint ſich nicht ſo ganz freiwillig geſtellt zu haben, ſondern unter dem moraliſchen Zwang der ſocialiſtiſchen Partei, welche ihm keine Wahl ließ als dieſen Schritt zu thun, wenn er nicht als Verräther ange- ſehen ſeyn wollte. Als er ſich nun auf den Weg machte, war es keines- wegs ſeine Abſicht ſich den Gendarmen zu übergeben, ſondern er wollte ſich erſt in Bourges im Saal der Aſſiſen ſelbſt zu erkennen geben, und daſelbſt durch ſeine unerwartete Erſcheinung eine dramatiſche Scene ma- chen. Dieſer Plan mißlang dadurch daß ihm in Vierzon der Paß abge- fordert wurde, er hatte keinen, und da er fürchten mußte entdeckt zu wer- den, ſo gab er ſeinen Namen an. Er wurde jetzt zwar nach Bourges ge- bracht, aber in geheime Haft und ihm keine Art von Verkehr mit den andern Gefangenen geſtattet. Man glaubt daß der Staatsgerichtshof ſich ſolange vertagen werde bis die Unterſuchung beendigt ſeyn wird, um dann den letzten Act des Attentatsproceſſes vorzunehmen. Italien. △ Rom, 30 März. Die Rückwirkung der Radetzky’ſchen Sieges- nachrichten auf die hieſige Aſſemblea zeigte ſich in der geſtrigen Sitzung äußerſt bemerkensweth. Seit Ende der vorigen Woche hatte ſich der herr- ſchenden Partei ſichtliche Niedergeſchlagenheit bemächtigt. Die Drohun- gen der gewaltſamen Aushebung machten Widerſtandsgeſinnungen rege. Mittlerweile wurden indeß viele Ehen abgeſchloſſen, da die Verheirathe- ten nicht zum Ausrücken gezwungen werden können. Geſtern wurde die Verſammlung mit dem Vorſchlag eröffnet die Namen der Freiwilligen auf große Tafeln einzuzeichnen. Schon hatte man ſich über allerlei Aus- ſchmückungen verſtändigt als eine Depeſcheninterpellation erfolgte. Dieſe gab dann das traurige Reſultat daß die Regierung von Turin glücklich in Genua angekommen ſey. (?) Bonaparte antwortete darauf mit einem ſeiner burlesken: „Viva l’independenza italiana“ und dieſe Ausrufe corybantiſcher Beſchwichtigung wiederholten ſich noch mehreremale. Un- terdeſſen ſetzt man die Zerſtörung der Glocken mit barbariſcher Schaden- freude fort und geſtern ſollten die letzten heruntergenommen werden. Da man auf das Kanonengießen hier zu Lande nicht eingerichtet iſt, ſo gibt es nicht einmal nach dieſer Seite hin gedeihliche Reſultate, ſondern das Ganze artet in eine Metallquälerei aus. Aller menſchlichen Wahrſchein- lichkeit zufolge wird das Kanonengut ſich gefallen laſſen müſſen aller- nächſt wieder in Glockengut umgeſetzt zu werden. Endlich iſt auch die Beſetzung des venetianiſchen Palaſtes, welcher bekanntlich Eigenthum der öſterreichiſchen Regierung und Sitz der Botſchaft war, beſchloſſen wor- den. Die iſt auch bereits erfolgt. Da man ſeit länger als Jahr und Tag auf dieſen Schritt vorbereitet geweſen iſt, ſo iſt ſo großer Schaden nicht zu be- fürchten. Die Barbarenfeinde haben indeß die Genugthuung ihre Macht auch bis zu dieſem Punkt hin ausgedehnt zu haben. Die Fahne von

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-09-09T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 100, 10. April 1849, S. 1530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine100_1849/6>, abgerufen am 12.06.2024.