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Allgemeine Zeitung, Nr. 101, 11. April 1849.

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[Spaltenumbruch] zur Rechtfertigung militärischer Operationen gegen Toscana, sich auf sein
Heimfallrecht beruft, erhebt es einen in der Diplomatie bisher unerhörten
Anspruch. Oesterreich darf sich darauf gefaßt halten daß derselbe von den
Mächten, die bei Aufrechthaltung der nationalen Unabhängigkeit der klei-
neren Staaten interessirt sind, rechtmäßig und ernstlich wird bestritten
werden." (Wir gestehen daß uns obige Distinctionen des Globe, und resp.
des National, bei Interpretation der beiden bezüglichen Verträge zu fein
find. Wenn der Wiener Vertrag das Heimfallrecht an "das Haus Loth-
ringen" nicht ausdrücklich erwähnt, so kann das zunächst davon herrühren
daß die großherzogliche Linie zur Zeit mit eigenen Leibeserben blühte.
Sollte das ursprüngliche Heimfallrecht aufhören, so mußte dieß jedenfalls
ausdrücklich erwähnt werden; sonst bestand eben das alte Verhältniß fort.
Ein anderes ist freilich der Einwurf der Daily News: daß bei allen sol-
chen Verträgen über Land und Leute bisher nur die Fürsten und de-
ren diplomatische Perrücken zu Rathe saßen, die Völker und deren Vertre-
ter aber nirgends befragt wurden. Das, meint Daily News, müsse in
der Welt anders werden, wenn endlich geordnete und dauerhafte Verhält-
nisse einkehren sollen; denn das bloße "Recht des Stärkern" sey eine
höhnische Antiphrase des Rechtsbegriffs, und nichts weiter als ein vertusch-
ter Kriegszustand.)

In einem andern Artikel heißt der Globe Thiers' Rede über die sar-
dinische Frage -- dessen "discours-ministre", womit der weiland so
kriegslustige französische Staatsmann seinen Uebertritt zu den nüchternen
Guizot'schen Ansichten über auswärtige Politik besiegelt hat -- als Omen
willkommen. Denn obgleich England und Europa der aufrichtigen Frie-
densliebe, womit das jetzige französische Cabinet die Politik Lamartine's
und Bastide's fortsetze, und das gute Einverständniß mit England pflege,
vielen Dank schuldig sey, so müsse man sich doch von Herzen freuen die
Redlichkeit und den Patriotismus Odilon-Barrots und Drouyn de Chuys'
bald durch Thiers' umfassende Intelligenz und amtliche Erfahrung ver-
stärkt zu sehen. In den letzten Jahren der Monarchie und während der
ersten Monate der Republik habe kein Staatsmann mehr als Thiers dazu
beigetragen den französischen Volksgeist für die englische Allianz zu ge-
winnen, und dadurch Europa die Segnungen des Friedens zu sichern.
"Lange Zeit hindurch", fügt der Globe bei, "und vielleicht bis auf diesen
Tag gilt Hr. Thiers bei gewissen Classen in England als der Feind der
englischen Allianz. Auf gleiche Weise wurde Lord Palmerston verleumdet
als ein Feind Frankreichs -- weil er Jahr für Jahr dem falschen und hoh-
len Gaukelspiel widerstrebte, womit der verblendete Hof Ludwig Philipps
die beiden Nationen zu einer Verschwörung gegen die europäische Freiheit
zu vereinigen suchte. Hr. Guizot ward im J. 1840 Minister, und Lord
Aberdeen trat 1841 ins Cabinet. Die famose "entente cordiale" wurde
zwischen den zwei conservativen Ministern verabredet, und sofort wurde
recht augenfällig wie wenig die amtliche Haltung einer Regierung die blei-
bende Richtung einer nationalen Politik berührt. Endlich verschwanden
die conservativen Ministerien, und mit ihnen das ganze Unwesen von Miß-
verständnissen und Kränkungen das sie geschaffen hatten. Stets seit der
Revolution war Frankreichs auswärtige Politik, stillschweigend oder of-
fen, der Widerschein der "consularischen" Inspiration des Hrn. Thiers;
und auch der eingefleischteste Guizotist wird kaum läugnem wollen daß Lord
Palmerston und sein vormaliger Rival dermalen die großen Bürgschaften
für die Einigung Frankreichs und Englands find."


Zur großen Freude der liberalen Presse ist
der bekannte Radicale John Arthur Roebuck, vormaliges Mitglied für
Bath, wirklich als Bewerber um den Parlamentssitz für Scheffield auf-
getreten, welcher durch die Ernennung des bisherigen Admiralitätssecretärs
Hrn. H. G. Ward zum Lord Obercommissär der jonischen Inseln erledigt
ist. Roebuck hat alle Aussicht gewählt zu werden, und ist gesonnen "eine
Reform der Reformbill" anzustreben, wie er in einer Zuschrift an die
Wähler sagt. -- Die Protectionistenpartei erwartet mit steigender Zu-
versicht daß das Oberhaus die ministerielle Navigations-Bill verwerfen
werde.

Frankreich.

Die angesehensten der socialistischen Journale haben sich jetzt auch
über ein Wahlmanifest vereinigt. Es ist ein ausführliches Glaubensbe-
kenntniß: energische Vertheidigung der republicanischen Form und des
directen allgemeinen Stimmrechts, Aufrechthaltung und Entwicklung der
Verfassung im demokratischen Sinn, Einheit der Gewalt, formelle Unter-
ordnung der vollziehenden Gewalt unter die Nationalversammlung, wirk-
liche
Preßfreiheit, Abschaffung der Cautionen und der Druckprivilegien,
Unverletzlichkeit des Versammlungs- und Vereinsrechts, Recht auf die
Arbeit, Versorgungsanstalten für Gebrechliche und Greise, gemeinschaftliche
unentgeltliche obligatorische und vollständige Erziehung nach Maßgabe der
[Spaltenumbruch] Fähigkeiten, schon jetzt umfassende Erweiterung des Elementarunterrichts,
angemessene Belohnung und achtungsvollere Behandlung des edlen Leh-
rerberufs. Dann folgen eine Reihe Reformen in Verwaltung, Justiz,
Finanzen und Wehrverfassung, demokratische Organisation der öffentlichen
Dienste, Revision der Gesetzbücher, Abschaffung der Todesstrafe, demo-
kratische Reorganisation der Land- und Seemacht, Verbesserung des Loo-
ses der Soldaten und Unterofficiere, Abschaffung der Conscription, de-
mokratische Organisation des landwirthschaftlichen, industriellen und com-
merciellen Credits, Centralisation und gemeinnütziger Betrieb der Asse-
curanzen, der Bank, der Eisenbahnen, Canäle, sämmtlicher Verkehrs-
mittel, Reform des Hypothekenwesens, Abschaffung des Wuchers, Ver-
minderung des Budgets und billige Vertheilung der Auflagen, Abschaf-
fung der Salz- und Getränkesteuer, der Stadtzölle, Ackerbaucolonisation
auswärts und im Innern u. s. s. Man steht wenn diese Reformen alle
verwirklicht werden sollten, so würde von dem jetzigen gesellschaftlichen
Gebäude kein Stein auf dem andern bleiben. Diesem Programm sind
die Reforme, die Republique, der Peuple, der Populaire, die Revolution
democratique et sociale, der Travail affranchi und die Democratie Pa-
cifique beigetreten, letztere mit dem Vorbehalt ihrer Ansichten in Betreff
der Unterrichtsfreiheit unter Ueberwachung des Staats. Im Poitiers-
verein scheinen die Meinungen lange nicht in solcher Uebereinstimmung zu
seyn. Auf die von Listeur aus geschehene Anfrage wegen des Hrn. Gui-
zot hat der Ausschuß ablehnend geantwortet. Er gesteht seine Besorgniß
daß wenn er diese Candidatur unterstützen wollte, die gemäßigte Partei
zersprengt werden könnte (il risquerait lui-meme de diviser le parti
modere).
So lautet die von den H.H. Mole, Thiers, Montalembert,
Berryer, Remusat, Duvergier de Hauranne und andern Notabilitäten der
Coalition unterzeichnete Antwort. La Presse, sonst in heftiger Feind-
schaft mit Hrn. Guizot, ist unparteiisch genug diesen Wahlostracismus zu
bekämpfen. Aber es ist dieß nur eine Frage der Zeit -- unmittelbar
nach der Februarrevolution konnten sich auch Thiers, Bugeaud nicht vor
den Wählern zeigen, später wurden sie gewählt, und wenn die Leiden-
schaften noch etwas mehr abgekühlt sind, wird sich auch für Hrn. Guizot
die politische Laufbahn wieder öffnen.

Eine Anzahl französischer Nationalgardisten hatte vor einiger Zeit
einen Besuch in England gemacht und war mit großer Zuvorkommenheit
in London, und wo sie sich sonst zeigten, aufgenommen worden. Am
Donnerstag Abends 9 Uhr kam nun der englische Gegenbesuch. Es war
eine erste Abtheilung von 300 Gentlemen, noch mehrere sollen nachfolgen.
Bei ihrer Einfahrt in den Hafen von Boulogne, Vormittags 11 Uhr, wur-
den sie mit 21 Kanonenschüssen begrüßt, die Schiffe flaggten, der Präfect
des Pas-de-Calais, der Maire der Stadt, die Municipalbehörden waren
zu ihrem Empfang bereit. Die Nationalgarde war ausgerückt. Meh-
rere Anreden wurden gehalten und von Hrn. Rind, dem Schriftführer des
Ausschuffes, beantwortet. Derselbe herzliche Empfang erwartete sie in
Amiens, wo sie gleichfalls vom Präfecten und den Stadtbehörden begrüßt
wurden. Als sie auf dem Bahnhof der Nordbahn ausstiegen hatte die
Bahnverwaltung ihre Wagen zur Verfügung gestellt um sie nach den ver-
schiedenen Gasthöfen, namentlich dem Hötel des Princes zu bringen, wo
für sie Quartier gemacht war. Unter dem Ruf: "Vivent les Anglais!"
fuhren sie in die Stadt, und sie erwiederten: "Vive la Republique!"
"Vivent les Francais!"
Der Minister der öffentlichen Arbeiten hatte
Befehl gegeben ihnen alle Nationalpaläste und Parks zu öffnen. Gestern
begaben sich die Mitglieder des Ausschusses zu dem Minister des Innern,
und Hr. Nind hielt folgende Anrede: "Hr. Minister! Das Wohlwollen
mit dem Sie unsere ersten Schritte aufnahmen als wir Sie von unserm
Vorhaben in Kenntniß setzten der Nationalgarde den Besuch zurückzuge-
ben, läßt uns das Bedürfniß empfinden unsere Beglückwünschungen und
aufrichtigen Danksagungen an Sie zu richten. Die Deputation, deren
Schriftführer ich bin, ist zusammengesetzt aus Kaufleuten, Magistraten
und Bürgern, wir kommen aus den vornehmsten Städten Englands in
der Absicht dem französischen Volk unser Verlangen auszudrücken, die
Gefühle der Herzlichkeit von denen wir beseelt find, möchten mehr und
mehr befestigt werden, und bald diese alten Vorurtheile verschwinden die
nur zu lange bestanden haben im Geist zweier Völker, die heute keine an-
dere Nebenbuhlerschaft mehr haben sollen als das Bestreben an der Spitze
der europäischen Gesittung zu gehen." Der Minister, Hr. L. Faucher,
antwortete in englischer Sprache, er bemerkte ihr Besuch brauche keinen
officiellen Charakter zu haben um einer guten Aufnahme versichert zu seyn.
Da er selbst die Hauptetablissements Englands gesehen, so wisse er welche
Interessen sie repräsentiren. Er wünsche nur daß die Sympathien zwischen
England und Frankreich, welche für die Interessen beider Völker und für
den Fortschritt der Gesittung so wichtig seyen, von Tag zu Tag festern
Boden gewinnen möchten. Ohne Zweifel hofft man durch diese Freund-
lichkeiten den Fremdenbesuch von Paris zu beleben.

[Spaltenumbruch] zur Rechtfertigung militäriſcher Operationen gegen Toſcana, ſich auf ſein
Heimfallrecht beruft, erhebt es einen in der Diplomatie bisher unerhörten
Anſpruch. Oeſterreich darf ſich darauf gefaßt halten daß derſelbe von den
Mächten, die bei Aufrechthaltung der nationalen Unabhängigkeit der klei-
neren Staaten intereſſirt ſind, rechtmäßig und ernſtlich wird beſtritten
werden.“ (Wir geſtehen daß uns obige Diſtinctionen des Globe, und reſp.
des National, bei Interpretation der beiden bezüglichen Verträge zu fein
find. Wenn der Wiener Vertrag das Heimfallrecht an „das Haus Loth-
ringen“ nicht ausdrücklich erwähnt, ſo kann das zunächſt davon herrühren
daß die großherzogliche Linie zur Zeit mit eigenen Leibeserben blühte.
Sollte das urſprüngliche Heimfallrecht aufhören, ſo mußte dieß jedenfalls
ausdrücklich erwähnt werden; ſonſt beſtand eben das alte Verhältniß fort.
Ein anderes iſt freilich der Einwurf der Daily News: daß bei allen ſol-
chen Verträgen über Land und Leute bisher nur die Fürſten und de-
ren diplomatiſche Perrücken zu Rathe ſaßen, die Völker und deren Vertre-
ter aber nirgends befragt wurden. Das, meint Daily News, müſſe in
der Welt anders werden, wenn endlich geordnete und dauerhafte Verhält-
niſſe einkehren ſollen; denn das bloße „Recht des Stärkern“ ſey eine
höhniſche Antiphraſe des Rechtsbegriffs, und nichts weiter als ein vertuſch-
ter Kriegszuſtand.)

In einem andern Artikel heißt der Globe Thiers’ Rede über die ſar-
diniſche Frage — deſſen „discours-ministre“, womit der weiland ſo
kriegsluſtige franzöſiſche Staatsmann ſeinen Uebertritt zu den nüchternen
Guizot’ſchen Anſichten über auswärtige Politik beſiegelt hat — als Omen
willkommen. Denn obgleich England und Europa der aufrichtigen Frie-
densliebe, womit das jetzige franzöſiſche Cabinet die Politik Lamartine’s
und Baſtide’s fortſetze, und das gute Einverſtändniß mit England pflege,
vielen Dank ſchuldig ſey, ſo müſſe man ſich doch von Herzen freuen die
Redlichkeit und den Patriotismus Odilon-Barrots und Drouyn de Chuys’
bald durch Thiers’ umfaſſende Intelligenz und amtliche Erfahrung ver-
ſtärkt zu ſehen. In den letzten Jahren der Monarchie und während der
erſten Monate der Republik habe kein Staatsmann mehr als Thiers dazu
beigetragen den franzöſiſchen Volksgeiſt für die engliſche Allianz zu ge-
winnen, und dadurch Europa die Segnungen des Friedens zu ſichern.
„Lange Zeit hindurch“, fügt der Globe bei, „und vielleicht bis auf dieſen
Tag gilt Hr. Thiers bei gewiſſen Claſſen in England als der Feind der
engliſchen Allianz. Auf gleiche Weiſe wurde Lord Palmerſton verleumdet
als ein Feind Frankreichs — weil er Jahr für Jahr dem falſchen und hoh-
len Gaukelſpiel widerſtrebte, womit der verblendete Hof Ludwig Philipps
die beiden Nationen zu einer Verſchwörung gegen die europäiſche Freiheit
zu vereinigen ſuchte. Hr. Guizot ward im J. 1840 Miniſter, und Lord
Aberdeen trat 1841 ins Cabinet. Die famoſe „entente cordiale“ wurde
zwiſchen den zwei conſervativen Miniſtern verabredet, und ſofort wurde
recht augenfällig wie wenig die amtliche Haltung einer Regierung die blei-
bende Richtung einer nationalen Politik berührt. Endlich verſchwanden
die conſervativen Miniſterien, und mit ihnen das ganze Unweſen von Miß-
verſtändniſſen und Kränkungen das ſie geſchaffen hatten. Stets ſeit der
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fen, der Widerſchein der „conſulariſchen“ Inſpiration des Hrn. Thiers;
und auch der eingefleiſchteſte Guizotiſt wird kaum läugnem wollen daß Lord
Palmerſton und ſein vormaliger Rival dermalen die großen Bürgſchaften
für die Einigung Frankreichs und Englands find.“


Zur großen Freude der liberalen Preſſe iſt
der bekannte Radicale John Arthur Roebuck, vormaliges Mitglied für
Bath, wirklich als Bewerber um den Parlamentsſitz für Scheffield auf-
getreten, welcher durch die Ernennung des bisherigen Admiralitätsſecretärs
Hrn. H. G. Ward zum Lord Obercommiſſär der joniſchen Inſeln erledigt
iſt. Roebuck hat alle Ausſicht gewählt zu werden, und iſt geſonnen „eine
Reform der Reformbill“ anzuſtreben, wie er in einer Zuſchrift an die
Wähler ſagt. — Die Protectioniſtenpartei erwartet mit ſteigender Zu-
verſicht daß das Oberhaus die miniſterielle Navigations-Bill verwerfen
werde.

Frankreich.

Die angeſehenſten der ſocialiſtiſchen Journale haben ſich jetzt auch
über ein Wahlmanifeſt vereinigt. Es iſt ein ausführliches Glaubensbe-
kenntniß: energiſche Vertheidigung der republicaniſchen Form und des
directen allgemeinen Stimmrechts, Aufrechthaltung und Entwicklung der
Verfaſſung im demokratiſchen Sinn, Einheit der Gewalt, formelle Unter-
ordnung der vollziehenden Gewalt unter die Nationalverſammlung, wirk-
liche
Preßfreiheit, Abſchaffung der Cautionen und der Druckprivilegien,
Unverletzlichkeit des Verſammlungs- und Vereinsrechts, Recht auf die
Arbeit, Verſorgungsanſtalten für Gebrechliche und Greiſe, gemeinſchaftliche
unentgeltliche obligatoriſche und vollſtändige Erziehung nach Maßgabe der
[Spaltenumbruch] Fähigkeiten, ſchon jetzt umfaſſende Erweiterung des Elementarunterrichts,
angemeſſene Belohnung und achtungsvollere Behandlung des edlen Leh-
rerberufs. Dann folgen eine Reihe Reformen in Verwaltung, Juſtiz,
Finanzen und Wehrverfaſſung, demokratiſche Organiſation der öffentlichen
Dienſte, Reviſion der Geſetzbücher, Abſchaffung der Todesſtrafe, demo-
kratiſche Reorganiſation der Land- und Seemacht, Verbeſſerung des Loo-
ſes der Soldaten und Unterofficiere, Abſchaffung der Conſcription, de-
mokratiſche Organiſation des landwirthſchaftlichen, induſtriellen und com-
merciellen Credits, Centraliſation und gemeinnütziger Betrieb der Aſſe-
curanzen, der Bank, der Eiſenbahnen, Canäle, ſämmtlicher Verkehrs-
mittel, Reform des Hypothekenweſens, Abſchaffung des Wuchers, Ver-
minderung des Budgets und billige Vertheilung der Auflagen, Abſchaf-
fung der Salz- und Getränkeſteuer, der Stadtzölle, Ackerbaucoloniſation
auswärts und im Innern u. ſ. ſ. Man ſteht wenn dieſe Reformen alle
verwirklicht werden ſollten, ſo würde von dem jetzigen geſellſchaftlichen
Gebäude kein Stein auf dem andern bleiben. Dieſem Programm ſind
die Réforme, die République, der Peuple, der Populaire, die Révolution
démocratique et ſociale, der Travail affranchi und die Démocratie Pa-
cifique beigetreten, letztere mit dem Vorbehalt ihrer Anſichten in Betreff
der Unterrichtsfreiheit unter Ueberwachung des Staats. Im Poitiers-
verein ſcheinen die Meinungen lange nicht in ſolcher Uebereinſtimmung zu
ſeyn. Auf die von Liſteur aus geſchehene Anfrage wegen des Hrn. Gui-
zot hat der Ausſchuß ablehnend geantwortet. Er geſteht ſeine Beſorgniß
daß wenn er dieſe Candidatur unterſtützen wollte, die gemäßigte Partei
zerſprengt werden könnte (il risquerait lui-mème de diviser le parti
modéré).
So lautet die von den H.H. Molé, Thiers, Montalembert,
Berryer, Remuſat, Duvergier de Hauranne und andern Notabilitäten der
Coalition unterzeichnete Antwort. La Preſſe, ſonſt in heftiger Feind-
ſchaft mit Hrn. Guizot, iſt unparteiiſch genug dieſen Wahloſtracismus zu
bekämpfen. Aber es iſt dieß nur eine Frage der Zeit — unmittelbar
nach der Februarrevolution konnten ſich auch Thiers, Bugeaud nicht vor
den Wählern zeigen, ſpäter wurden ſie gewählt, und wenn die Leiden-
ſchaften noch etwas mehr abgekühlt ſind, wird ſich auch für Hrn. Guizot
die politiſche Laufbahn wieder öffnen.

Eine Anzahl franzöſiſcher Nationalgardiſten hatte vor einiger Zeit
einen Beſuch in England gemacht und war mit großer Zuvorkommenheit
in London, und wo ſie ſich ſonſt zeigten, aufgenommen worden. Am
Donnerstag Abends 9 Uhr kam nun der engliſche Gegenbeſuch. Es war
eine erſte Abtheilung von 300 Gentlemen, noch mehrere ſollen nachfolgen.
Bei ihrer Einfahrt in den Hafen von Boulogne, Vormittags 11 Uhr, wur-
den ſie mit 21 Kanonenſchüſſen begrüßt, die Schiffe flaggten, der Präfect
des Pas-de-Calais, der Maire der Stadt, die Municipalbehörden waren
zu ihrem Empfang bereit. Die Nationalgarde war ausgerückt. Meh-
rere Anreden wurden gehalten und von Hrn. Rind, dem Schriftführer des
Ausſchuffes, beantwortet. Derſelbe herzliche Empfang erwartete ſie in
Amiens, wo ſie gleichfalls vom Präfecten und den Stadtbehörden begrüßt
wurden. Als ſie auf dem Bahnhof der Nordbahn ausſtiegen hatte die
Bahnverwaltung ihre Wagen zur Verfügung geſtellt um ſie nach den ver-
ſchiedenen Gaſthöfen, namentlich dem Hötel des Princes zu bringen, wo
für ſie Quartier gemacht war. Unter dem Ruf: „Vivent les Anglais!“
fuhren ſie in die Stadt, und ſie erwiederten: „Vive la République!“
„Vivent les Français!“
Der Miniſter der öffentlichen Arbeiten hatte
Befehl gegeben ihnen alle Nationalpaläſte und Parks zu öffnen. Geſtern
begaben ſich die Mitglieder des Ausſchuſſes zu dem Miniſter des Innern,
und Hr. Nind hielt folgende Anrede: „Hr. Miniſter! Das Wohlwollen
mit dem Sie unſere erſten Schritte aufnahmen als wir Sie von unſerm
Vorhaben in Kenntniß ſetzten der Nationalgarde den Beſuch zurückzuge-
ben, läßt uns das Bedürfniß empfinden unſere Beglückwünſchungen und
aufrichtigen Dankſagungen an Sie zu richten. Die Deputation, deren
Schriftführer ich bin, iſt zuſammengeſetzt aus Kaufleuten, Magiſtraten
und Bürgern, wir kommen aus den vornehmſten Städten Englands in
der Abſicht dem franzöſiſchen Volk unſer Verlangen auszudrücken, die
Gefühle der Herzlichkeit von denen wir beſeelt find, möchten mehr und
mehr befeſtigt werden, und bald dieſe alten Vorurtheile verſchwinden die
nur zu lange beſtanden haben im Geiſt zweier Völker, die heute keine an-
dere Nebenbuhlerſchaft mehr haben ſollen als das Beſtreben an der Spitze
der europäiſchen Geſittung zu gehen.“ Der Miniſter, Hr. L. Faucher,
antwortete in engliſcher Sprache, er bemerkte ihr Beſuch brauche keinen
officiellen Charakter zu haben um einer guten Aufnahme verſichert zu ſeyn.
Da er ſelbſt die Hauptetabliſſements Englands geſehen, ſo wiſſe er welche
Intereſſen ſie repräſentiren. Er wünſche nur daß die Sympathien zwiſchen
England und Frankreich, welche für die Intereſſen beider Völker und für
den Fortſchritt der Geſittung ſo wichtig ſeyen, von Tag zu Tag feſtern
Boden gewinnen möchten. Ohne Zweifel hofft man durch dieſe Freund-
lichkeiten den Fremdenbeſuch von Paris zu beleben.

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[1546/0006] zur Rechtfertigung militäriſcher Operationen gegen Toſcana, ſich auf ſein Heimfallrecht beruft, erhebt es einen in der Diplomatie bisher unerhörten Anſpruch. Oeſterreich darf ſich darauf gefaßt halten daß derſelbe von den Mächten, die bei Aufrechthaltung der nationalen Unabhängigkeit der klei- neren Staaten intereſſirt ſind, rechtmäßig und ernſtlich wird beſtritten werden.“ (Wir geſtehen daß uns obige Diſtinctionen des Globe, und reſp. des National, bei Interpretation der beiden bezüglichen Verträge zu fein find. Wenn der Wiener Vertrag das Heimfallrecht an „das Haus Loth- ringen“ nicht ausdrücklich erwähnt, ſo kann das zunächſt davon herrühren daß die großherzogliche Linie zur Zeit mit eigenen Leibeserben blühte. Sollte das urſprüngliche Heimfallrecht aufhören, ſo mußte dieß jedenfalls ausdrücklich erwähnt werden; ſonſt beſtand eben das alte Verhältniß fort. Ein anderes iſt freilich der Einwurf der Daily News: daß bei allen ſol- chen Verträgen über Land und Leute bisher nur die Fürſten und de- ren diplomatiſche Perrücken zu Rathe ſaßen, die Völker und deren Vertre- ter aber nirgends befragt wurden. Das, meint Daily News, müſſe in der Welt anders werden, wenn endlich geordnete und dauerhafte Verhält- niſſe einkehren ſollen; denn das bloße „Recht des Stärkern“ ſey eine höhniſche Antiphraſe des Rechtsbegriffs, und nichts weiter als ein vertuſch- ter Kriegszuſtand.) In einem andern Artikel heißt der Globe Thiers’ Rede über die ſar- diniſche Frage — deſſen „discours-ministre“, womit der weiland ſo kriegsluſtige franzöſiſche Staatsmann ſeinen Uebertritt zu den nüchternen Guizot’ſchen Anſichten über auswärtige Politik beſiegelt hat — als Omen willkommen. Denn obgleich England und Europa der aufrichtigen Frie- densliebe, womit das jetzige franzöſiſche Cabinet die Politik Lamartine’s und Baſtide’s fortſetze, und das gute Einverſtändniß mit England pflege, vielen Dank ſchuldig ſey, ſo müſſe man ſich doch von Herzen freuen die Redlichkeit und den Patriotismus Odilon-Barrots und Drouyn de Chuys’ bald durch Thiers’ umfaſſende Intelligenz und amtliche Erfahrung ver- ſtärkt zu ſehen. In den letzten Jahren der Monarchie und während der erſten Monate der Republik habe kein Staatsmann mehr als Thiers dazu beigetragen den franzöſiſchen Volksgeiſt für die engliſche Allianz zu ge- winnen, und dadurch Europa die Segnungen des Friedens zu ſichern. „Lange Zeit hindurch“, fügt der Globe bei, „und vielleicht bis auf dieſen Tag gilt Hr. Thiers bei gewiſſen Claſſen in England als der Feind der engliſchen Allianz. Auf gleiche Weiſe wurde Lord Palmerſton verleumdet als ein Feind Frankreichs — weil er Jahr für Jahr dem falſchen und hoh- len Gaukelſpiel widerſtrebte, womit der verblendete Hof Ludwig Philipps die beiden Nationen zu einer Verſchwörung gegen die europäiſche Freiheit zu vereinigen ſuchte. Hr. Guizot ward im J. 1840 Miniſter, und Lord Aberdeen trat 1841 ins Cabinet. Die famoſe „entente cordiale“ wurde zwiſchen den zwei conſervativen Miniſtern verabredet, und ſofort wurde recht augenfällig wie wenig die amtliche Haltung einer Regierung die blei- bende Richtung einer nationalen Politik berührt. Endlich verſchwanden die conſervativen Miniſterien, und mit ihnen das ganze Unweſen von Miß- verſtändniſſen und Kränkungen das ſie geſchaffen hatten. Stets ſeit der Revolution war Frankreichs auswärtige Politik, ſtillſchweigend oder of- fen, der Widerſchein der „conſulariſchen“ Inſpiration des Hrn. Thiers; und auch der eingefleiſchteſte Guizotiſt wird kaum läugnem wollen daß Lord Palmerſton und ſein vormaliger Rival dermalen die großen Bürgſchaften für die Einigung Frankreichs und Englands find.“ ** London, 7 April. Zur großen Freude der liberalen Preſſe iſt der bekannte Radicale John Arthur Roebuck, vormaliges Mitglied für Bath, wirklich als Bewerber um den Parlamentsſitz für Scheffield auf- getreten, welcher durch die Ernennung des bisherigen Admiralitätsſecretärs Hrn. H. G. Ward zum Lord Obercommiſſär der joniſchen Inſeln erledigt iſt. Roebuck hat alle Ausſicht gewählt zu werden, und iſt geſonnen „eine Reform der Reformbill“ anzuſtreben, wie er in einer Zuſchrift an die Wähler ſagt. — Die Protectioniſtenpartei erwartet mit ſteigender Zu- verſicht daß das Oberhaus die miniſterielle Navigations-Bill verwerfen werde. Frankreich. Paris, 7 April. Die angeſehenſten der ſocialiſtiſchen Journale haben ſich jetzt auch über ein Wahlmanifeſt vereinigt. Es iſt ein ausführliches Glaubensbe- kenntniß: energiſche Vertheidigung der republicaniſchen Form und des directen allgemeinen Stimmrechts, Aufrechthaltung und Entwicklung der Verfaſſung im demokratiſchen Sinn, Einheit der Gewalt, formelle Unter- ordnung der vollziehenden Gewalt unter die Nationalverſammlung, wirk- liche Preßfreiheit, Abſchaffung der Cautionen und der Druckprivilegien, Unverletzlichkeit des Verſammlungs- und Vereinsrechts, Recht auf die Arbeit, Verſorgungsanſtalten für Gebrechliche und Greiſe, gemeinſchaftliche unentgeltliche obligatoriſche und vollſtändige Erziehung nach Maßgabe der Fähigkeiten, ſchon jetzt umfaſſende Erweiterung des Elementarunterrichts, angemeſſene Belohnung und achtungsvollere Behandlung des edlen Leh- rerberufs. Dann folgen eine Reihe Reformen in Verwaltung, Juſtiz, Finanzen und Wehrverfaſſung, demokratiſche Organiſation der öffentlichen Dienſte, Reviſion der Geſetzbücher, Abſchaffung der Todesſtrafe, demo- kratiſche Reorganiſation der Land- und Seemacht, Verbeſſerung des Loo- ſes der Soldaten und Unterofficiere, Abſchaffung der Conſcription, de- mokratiſche Organiſation des landwirthſchaftlichen, induſtriellen und com- merciellen Credits, Centraliſation und gemeinnütziger Betrieb der Aſſe- curanzen, der Bank, der Eiſenbahnen, Canäle, ſämmtlicher Verkehrs- mittel, Reform des Hypothekenweſens, Abſchaffung des Wuchers, Ver- minderung des Budgets und billige Vertheilung der Auflagen, Abſchaf- fung der Salz- und Getränkeſteuer, der Stadtzölle, Ackerbaucoloniſation auswärts und im Innern u. ſ. ſ. Man ſteht wenn dieſe Reformen alle verwirklicht werden ſollten, ſo würde von dem jetzigen geſellſchaftlichen Gebäude kein Stein auf dem andern bleiben. Dieſem Programm ſind die Réforme, die République, der Peuple, der Populaire, die Révolution démocratique et ſociale, der Travail affranchi und die Démocratie Pa- cifique beigetreten, letztere mit dem Vorbehalt ihrer Anſichten in Betreff der Unterrichtsfreiheit unter Ueberwachung des Staats. Im Poitiers- verein ſcheinen die Meinungen lange nicht in ſolcher Uebereinſtimmung zu ſeyn. Auf die von Liſteur aus geſchehene Anfrage wegen des Hrn. Gui- zot hat der Ausſchuß ablehnend geantwortet. Er geſteht ſeine Beſorgniß daß wenn er dieſe Candidatur unterſtützen wollte, die gemäßigte Partei zerſprengt werden könnte (il risquerait lui-mème de diviser le parti modéré). So lautet die von den H.H. Molé, Thiers, Montalembert, Berryer, Remuſat, Duvergier de Hauranne und andern Notabilitäten der Coalition unterzeichnete Antwort. La Preſſe, ſonſt in heftiger Feind- ſchaft mit Hrn. Guizot, iſt unparteiiſch genug dieſen Wahloſtracismus zu bekämpfen. Aber es iſt dieß nur eine Frage der Zeit — unmittelbar nach der Februarrevolution konnten ſich auch Thiers, Bugeaud nicht vor den Wählern zeigen, ſpäter wurden ſie gewählt, und wenn die Leiden- ſchaften noch etwas mehr abgekühlt ſind, wird ſich auch für Hrn. Guizot die politiſche Laufbahn wieder öffnen. Eine Anzahl franzöſiſcher Nationalgardiſten hatte vor einiger Zeit einen Beſuch in England gemacht und war mit großer Zuvorkommenheit in London, und wo ſie ſich ſonſt zeigten, aufgenommen worden. Am Donnerstag Abends 9 Uhr kam nun der engliſche Gegenbeſuch. Es war eine erſte Abtheilung von 300 Gentlemen, noch mehrere ſollen nachfolgen. Bei ihrer Einfahrt in den Hafen von Boulogne, Vormittags 11 Uhr, wur- den ſie mit 21 Kanonenſchüſſen begrüßt, die Schiffe flaggten, der Präfect des Pas-de-Calais, der Maire der Stadt, die Municipalbehörden waren zu ihrem Empfang bereit. Die Nationalgarde war ausgerückt. Meh- rere Anreden wurden gehalten und von Hrn. Rind, dem Schriftführer des Ausſchuffes, beantwortet. Derſelbe herzliche Empfang erwartete ſie in Amiens, wo ſie gleichfalls vom Präfecten und den Stadtbehörden begrüßt wurden. Als ſie auf dem Bahnhof der Nordbahn ausſtiegen hatte die Bahnverwaltung ihre Wagen zur Verfügung geſtellt um ſie nach den ver- ſchiedenen Gaſthöfen, namentlich dem Hötel des Princes zu bringen, wo für ſie Quartier gemacht war. Unter dem Ruf: „Vivent les Anglais!“ fuhren ſie in die Stadt, und ſie erwiederten: „Vive la République!“ „Vivent les Français!“ Der Miniſter der öffentlichen Arbeiten hatte Befehl gegeben ihnen alle Nationalpaläſte und Parks zu öffnen. Geſtern begaben ſich die Mitglieder des Ausſchuſſes zu dem Miniſter des Innern, und Hr. Nind hielt folgende Anrede: „Hr. Miniſter! Das Wohlwollen mit dem Sie unſere erſten Schritte aufnahmen als wir Sie von unſerm Vorhaben in Kenntniß ſetzten der Nationalgarde den Beſuch zurückzuge- ben, läßt uns das Bedürfniß empfinden unſere Beglückwünſchungen und aufrichtigen Dankſagungen an Sie zu richten. Die Deputation, deren Schriftführer ich bin, iſt zuſammengeſetzt aus Kaufleuten, Magiſtraten und Bürgern, wir kommen aus den vornehmſten Städten Englands in der Abſicht dem franzöſiſchen Volk unſer Verlangen auszudrücken, die Gefühle der Herzlichkeit von denen wir beſeelt find, möchten mehr und mehr befeſtigt werden, und bald dieſe alten Vorurtheile verſchwinden die nur zu lange beſtanden haben im Geiſt zweier Völker, die heute keine an- dere Nebenbuhlerſchaft mehr haben ſollen als das Beſtreben an der Spitze der europäiſchen Geſittung zu gehen.“ Der Miniſter, Hr. L. Faucher, antwortete in engliſcher Sprache, er bemerkte ihr Beſuch brauche keinen officiellen Charakter zu haben um einer guten Aufnahme verſichert zu ſeyn. Da er ſelbſt die Hauptetabliſſements Englands geſehen, ſo wiſſe er welche Intereſſen ſie repräſentiren. Er wünſche nur daß die Sympathien zwiſchen England und Frankreich, welche für die Intereſſen beider Völker und für den Fortſchritt der Geſittung ſo wichtig ſeyen, von Tag zu Tag feſtern Boden gewinnen möchten. Ohne Zweifel hofft man durch dieſe Freund- lichkeiten den Fremdenbeſuch von Paris zu beleben.

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 101, 11. April 1849, S. 1546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine101_1849/6>, abgerufen am 29.05.2024.