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Allgemeine Zeitung, Nr. 105, 15. April 1849.

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[Spaltenumbruch] durch eine zum Theil magyarisch-aristokratische, zum Theil rein absoluti-
tische Politik zu den sichersten Stützen der Monarchie hätte erheben können,
und welches durch die unselige und fast ausschließliche Begünstigung des
Magyarismus seit 1834 und in neuester Zeit durch die unehrliche Politik
des unglücklichen Latour in jene antideutsche, traurige Stellung gestoßen
wurde, zu welcher Pesth-Ofen, Preßburg, die Zips und insbesondere
die unglückseligen Städte Weißkirchen und Werschetz in ihrem spartani-
schen Kampfe wider die Serben, wider die Slaven überhaupt und das
deutsche Oesterreich Belege geliefert haben. Während die Siebenbür-
ger Deutschen, dieß immerdar von der österreichischen Regierung stief-
mütterlich behandelte Sachsenland, welches in diesem Augenblicke noch
den zerfleischenden Angriffen der verathmenden Kriegsfurie preisgegeben
ist, schon bei den ersten Schritten der Magyaren in der Unionssache Un-
garns, und Siebenbürgens begriffen daß von einer nationalen Lebensäu-
ßerung der Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen keine Rede seyn
könne sobald die Länder diesseits der Leitha nicht mehr von Wien aus
regiert würden, und demnach alles aufboten die hochmüthige und rechts-
verletzende Suprematie der Magyaren wenigstens von Siebenbürgen fern
zu halten: ergaben sich die Deutschen Ungarns, von der Regierung ver-
lassen und ohne jenen compacten staatlichen Organismus der Sachsen,
dem herrischen Befehl der Magyaren, weihten das ihnen innewohnende
Gefühl der Treue dem ungarischen Vaterlande und besiegelten diese Treue
mit dem Blute ihrer besten Söhne, die doch wahrlich nicht berufen waren
für die Nachfolger Tököly's und Rakotzy's zu sterben. Das deutsche Volk
in Ungarn, wozu wir auch jene meist deutschen Officiere zu rechnen ha-
ben die zum Theil aus der k. k. Armee in die Reihen der Insurgenten
übertraten, hat in diesem Augenblick eine schwere und tragische Stellung.
Wir waren Rebellen, wir mußten es seyn aus Achtung vor den unga-
rischen Märzgesetzen, die man bis zum 3 Oct. v. J. (dem Tage des von
Recsey contrasignirten kaiserl. Manifestes gegen Ungarn) in Wien doch
anzuerkennen schien. Graf Latour zog eine heimliche, zweideutige Po-
litik vor, statt offen die von ihrem Beginn an zur Gesammt-Monarchie
schiefgestellte ungarische Regierung zu verwerfen, und der Palatin Ste-
phan, ein Mitglied des Kaiserhauses, verweilte noch in unserer Mitte
als das ungarische Ministerium durch seine Entlassungsnahme das äußerste
Stadium der Revolution, fortan Rebellion einleitete. Als endlich jenes
kaiserl. Manifest die Sachlage wie mit einem Schlag umgestaltete, da
war es größtentheils schon zu spät an den Rückzug zu denken, und die
Schwindeleien Kossuths, sowie der blutgierige Terrorismus seiner An-
hänger rissen das Volk auf der gefährlichen Bahn fort, die erst vor den
Kanonen des Fürsten Windisch-Grätz abbrach. Wenn aber die magya-
rische Race in der lockenden Aussicht auf nationale Größe und Unabhän-
gigkeit ein Aequivalent für die gebrachten Opfer sehen konnte, so blieb
dagegen dem Deutschen nicht einmal die tröstende Hoffnung auf eine freie
Zukunft, denn so anarchische Zustände mußten endlich dem erstbesten De-
spoten weichen, und Kossuth selbst war auf dem Sprunge vom Volksmann
zum Dictator, vom parlamentarischen zum Landestyrannen. -- Ueber
Werschetz' und Weißkirchens Wällen haben hundert und hundert deutsche
Herzen aufgehört zu schlagen, und von deutschen Lippen ist tausendfach
der fremde Ruf: Eljen Kossuth! erklungen, während der Tod zwischen
Müttern, Kindern und Greisen wüthete und die deutsche Männerkraft für
die magyarische Unabhängigkeit hinsank: -- und diese alle sind Opfer
der Politik von 1848, treue, todesmuthige Menschen, die dem Worte
ihres Königs glaubten und sich wenig auf Enträthselung der Plane La-
tours verstanden, Menschen deren Sinn und Herz von Deutschland und
Oesterreich gewaltsam abgewendet wurde, denen die consequente Gerech-
tigkeit nun Kartätschen entgegensendet, denn "sie haben es mit dem Kos-
suth gehalten!" Und jene Krieger welche durch zahllose kaiserliche Hand-
billette, durch die Anwesenheit des Palatins in Ofen, durch die Ermah-
nungen und Befehle der Generale Moga und Hrabowsky, endlich durch
das fortdauernde Verbleiben des ehrlichen, österreichisch gesinnten Husa-
ren Meßaros auf seinem Ministerposten beirrt und an die Sache der Ma-
gyaren gekettet wurden (wovon bei der Standrechtsmanie mancher Ge-
nerale und kgl. Commissäre ein Loskommen so leicht nicht möglich) -- jene
Krieger haben meist nur die Wahl zwischen fortgesetzter verzweifelter Re-
bellion oder Strafen, welche mit ehrlosem Verlust ihres Ranges in der
Armee verbunden sind. Es ist genug des Leides geworden. Das verheerte
Banat, das zerfleischte Sachsenland, der ruinirte Wohlstand der ge-
werb- und handelsthätigen deutschen Städte werden schwer verlöschliche An-
denken jener falschen antideutschen Politik Oesterreichs bleiben. Das Wort
der Gnade möge endlich tönen von dem Throne, welcher doch in unsrer
Liebe wurzeln will und soll -- und dem Gnadenworte folge die Entwir-
rung der deutsch-ungarischen Angelegenheiten. Daß der deutsche Stamm
in den ungarischen Ländern eine eiserne Stütze für Oesterreich und den
deutschen Einfluß inmitten dieses Völkergemisches werden könne, davon
[Spaltenumbruch] haben die siebenbürger Deutschen eine Probe geliefert. So sehe man zu daß
die Liebe des deutschen Stammes für die Regierung wieder erwache, man
gestatte dem Deutsch-Ungarn die Erhebung zum deutschen Manne, damit
er nicht von neuem magyarischer oder slavischer Suprematie zum Opfer
falle. Ein großer Theil selbst der Deutschen in Ungarn sah bisher in dem
wider das absolute Oesterreich opponirenden Magyarenthum die wahre
Freiheit, während doch jene Opposition in ungleich größerem Grade wi-
der
die Fremdherrschaft als für eine allgemeine demokratische Freiheit
geführt wurde. Beweis dessen der übermüthige Nationalstolz des Ma-
gyars, ein Aristokratismus der Race und des Voll-Blutes. Die Stände-
Privilegien, vom Sturm der Zeit vernichtet, wurden in gewissem Sinne
der Sprache übertragen, der Patriotismus nach dem mehr oder minder
richtigen Verständniß der Grammatik abgewogen. Und das ist keine Ueber-
treibung, das war volle, entschiedene Volksansicht. Hat Graf Stadion
die Ruthenen "erfunden", so braucht es doch weit geringerer Hebel um
die Deutschen Ungarns zu einer des großen Mutterlandes würdigeren
Stellung zu erheben, in ihnen dem einigen Oesterreich neue, lebenskräf-
tige Stützen zu bauen, und die gerechten Ansprüche der Deutschen selbst
zu befriedigen. Der Deutsch-Ungar wird in diesem Falle als Deutscher
im Bunde der österreichischen Völker sitzen, und das Gewicht jener Stim-
men vermehren welche, den Einfluß Prags und Agrams mäßigend, nach
Frankfurt gravitiren.

Großbritannien.

Das Urtheil des M. Chronicle über die
Antwort des Königs von Preußen an die Frankfurter Deputation stimmt
mit dem der Times (stehe Nr. 102 der Allgemeinen Zeitung.) im we-
sentlichen zusammen; nur traut das Peel'sche Blatt Friedrich Wilhelmen
mehr versteckten Ehrgeiz zu als jenes Journal. Auf ähnliche Weise, be-
merkt es, habe, wenn man Englands großem Dramatiker glauben dürfe,
eine bedeutendere historische Person als der jetzige Inhaber des preußi-
schen Throns, Julius Cäsar, eine ähnliche Gabe, die ihm an den Luperca-
lien angeboten worden, beiseite geschoben. "Ich sah den Mark Anton ihm
eine Krone anbieten -- doch eigentlich war's keine rechte Krone, es war
so'ne Art von Stirnband -- und wie ich euch sagte, er schob sie einmal
beiseite; aber bei alle dem hätte er sie nach meinem Bedünken gern gehabt.
Dann bot er sie ihm nochmals an, und dann schob er sie nochmals zurück;
aber nach meinem Bedünken kam es ihm hart an die Finger wieder davon
zu thun." (Shakspeare's Julius Cäsar I., 2. heißt weiter: "Und
dann bot er sie ihm zum drittenmale an; er schob sie zum drittenmale zu-
rück; und jedesmal daß er sie ausschlug, kreischte das Gesindel und klatschte
in die rauhen Fäuste, und warf die schweißigen Nachtmützen in die Höhe,
und gab eine solche Last stinkenden Athems von sich, weil Cäsar die Krone
ausschlug, daß Cäsar fast daran erstickt wäre." Diese Worte Casca's
passen ausgezeichnet auf den Jubel, womit eine gewisse Sorte der deut-
schen "Directorial-Presse" die Kunde aus Berlin aufgenommen hat.)
Freilich, das Anerbieten eines kaiserlichen Diadems könne, wie ein
Antrag von Herz und Hand, nicht mit einem einfachen "Ich dank Euch"
abgelehnt werden; darum habe Friedrich Wilhelm seinen Korb mit
sehr höflichen Redensarten umwunden, indem er eine scheinbare Zusage
gemacht, bedingt durch die Zustimmung dritter Personen, welche bereits
erklärt hatten daß sie ihre Zustimmung ganz gewiß vorenthalten würden.
Indessen, bemerkt Chronicle weiter, der Ehrgeiz der Patrioten welche das
deutsche Kaiserreich wieder aufrichten und dessen Krone an Preußen über-
tragen wollten, sey nicht gewesen Deutschland glücklich und blühend, son-
dern es mächtig, groß und furchtbar zu machen. Stünde erst eine so un-
natürliche Schöpfung wie ein deutsches Reich auf den Füßen, so ließe sich
zehn gegen eins wetten daß der mißschaffene Riese alsbald mit dem einen
oder dem andern seiner Nachbarn in Hader gerathen würde. (Die Gefah-
ren eines solchen Kampfs für den deutschen Michel werden von dem eng-
lischen Blatt so grell ausgemalt, daß ihm wirklich die Haut schaudern darf).
Solchen Gefahren zu trotzen sey aber Friedrich Wilhelm nicht der Mann.
Bei alle dem sey seine Antwort vielleicht nicht sehr männlich, nicht sehr
logisch, nicht sehr folgerichtig; eben nur darauf berechnet die Verantwor-
tung der Folgen von des Königs Schultern ab- und auf fremde Schultern
hinüber zu wälzen. Auf den Plan der deutschen Einheit und den Fortbestand
des Frankfurter Parlaments -- "der Vertretung des kaiserlosen Kaiserreichs"
-- werde die Antwort und das was sie in Aussicht stelle jedenfalls wun-
derlich zurückwirken. -- In Bezug auf den dänisch-deutschen Krieg findet
der Standard zunächst nur zu beklagen daß der englische Handel nach
der Ostsee dadurch zu Verlust komme; die Berichte aus den Fabrikbezir-
ken würden erfreulicher lauten ohne diese muthwillig herbeigeführte que-
relle d'allemand.
Unter den nach Kopenhagen aufgebrachten englischen
Schiffen seyen einige mit englischen Waaren an Bord, die aber natürlicher-

[Spaltenumbruch] durch eine zum Theil magyariſch-ariſtokratiſche, zum Theil rein abſoluti-
tiſche Politik zu den ſicherſten Stützen der Monarchie hätte erheben können,
und welches durch die unſelige und faſt ausſchließliche Begünſtigung des
Magyarismus ſeit 1834 und in neueſter Zeit durch die unehrliche Politik
des unglücklichen Latour in jene antideutſche, traurige Stellung geſtoßen
wurde, zu welcher Peſth-Ofen, Preßburg, die Zips und insbeſondere
die unglückſeligen Städte Weißkirchen und Werſchetz in ihrem ſpartani-
ſchen Kampfe wider die Serben, wider die Slaven überhaupt und das
deutſche Oeſterreich Belege geliefert haben. Während die Siebenbür-
ger Deutſchen, dieß immerdar von der öſterreichiſchen Regierung ſtief-
mütterlich behandelte Sachſenland, welches in dieſem Augenblicke noch
den zerfleiſchenden Angriffen der verathmenden Kriegsfurie preisgegeben
iſt, ſchon bei den erſten Schritten der Magyaren in der Unionsſache Un-
garns, und Siebenbürgens begriffen daß von einer nationalen Lebensäu-
ßerung der Deutſchen in Ungarn und Siebenbürgen keine Rede ſeyn
könne ſobald die Länder dieſſeits der Leitha nicht mehr von Wien aus
regiert würden, und demnach alles aufboten die hochmüthige und rechts-
verletzende Suprematie der Magyaren wenigſtens von Siebenbürgen fern
zu halten: ergaben ſich die Deutſchen Ungarns, von der Regierung ver-
laſſen und ohne jenen compacten ſtaatlichen Organismus der Sachſen,
dem herriſchen Befehl der Magyaren, weihten das ihnen innewohnende
Gefühl der Treue dem ungariſchen Vaterlande und beſiegelten dieſe Treue
mit dem Blute ihrer beſten Söhne, die doch wahrlich nicht berufen waren
für die Nachfolger Tököly’s und Rakotzy’s zu ſterben. Das deutſche Volk
in Ungarn, wozu wir auch jene meiſt deutſchen Officiere zu rechnen ha-
ben die zum Theil aus der k. k. Armee in die Reihen der Inſurgenten
übertraten, hat in dieſem Augenblick eine ſchwere und tragiſche Stellung.
Wir waren Rebellen, wir mußten es ſeyn aus Achtung vor den unga-
riſchen Märzgeſetzen, die man bis zum 3 Oct. v. J. (dem Tage des von
Recſey contraſignirten kaiſerl. Manifeſtes gegen Ungarn) in Wien doch
anzuerkennen ſchien. Graf Latour zog eine heimliche, zweideutige Po-
litik vor, ſtatt offen die von ihrem Beginn an zur Geſammt-Monarchie
ſchiefgeſtellte ungariſche Regierung zu verwerfen, und der Palatin Ste-
phan, ein Mitglied des Kaiſerhauſes, verweilte noch in unſerer Mitte
als das ungariſche Miniſterium durch ſeine Entlaſſungsnahme das äußerſte
Stadium der Revolution, fortan Rebellion einleitete. Als endlich jenes
kaiſerl. Manifeſt die Sachlage wie mit einem Schlag umgeſtaltete, da
war es größtentheils ſchon zu ſpät an den Rückzug zu denken, und die
Schwindeleien Koſſuths, ſowie der blutgierige Terrorismus ſeiner An-
hänger riſſen das Volk auf der gefährlichen Bahn fort, die erſt vor den
Kanonen des Fürſten Windiſch-Grätz abbrach. Wenn aber die magya-
riſche Race in der lockenden Ausſicht auf nationale Größe und Unabhän-
gigkeit ein Aequivalent für die gebrachten Opfer ſehen konnte, ſo blieb
dagegen dem Deutſchen nicht einmal die tröſtende Hoffnung auf eine freie
Zukunft, denn ſo anarchiſche Zuſtände mußten endlich dem erſtbeſten De-
ſpoten weichen, und Koſſuth ſelbſt war auf dem Sprunge vom Volksmann
zum Dictator, vom parlamentariſchen zum Landestyrannen. — Ueber
Werſchetz’ und Weißkirchens Wällen haben hundert und hundert deutſche
Herzen aufgehört zu ſchlagen, und von deutſchen Lippen iſt tauſendfach
der fremde Ruf: Eljen Koſſuth! erklungen, während der Tod zwiſchen
Müttern, Kindern und Greiſen wüthete und die deutſche Männerkraft für
die magyariſche Unabhängigkeit hinſank: — und dieſe alle ſind Opfer
der Politik von 1848, treue, todesmuthige Menſchen, die dem Worte
ihres Königs glaubten und ſich wenig auf Enträthſelung der Plane La-
tours verſtanden, Menſchen deren Sinn und Herz von Deutſchland und
Oeſterreich gewaltſam abgewendet wurde, denen die conſequente Gerech-
tigkeit nun Kartätſchen entgegenſendet, denn „ſie haben es mit dem Koſ-
ſuth gehalten!“ Und jene Krieger welche durch zahlloſe kaiſerliche Hand-
billette, durch die Anweſenheit des Palatins in Ofen, durch die Ermah-
nungen und Befehle der Generale Moga und Hrabowsky, endlich durch
das fortdauernde Verbleiben des ehrlichen, öſterreichiſch geſinnten Huſa-
ren Meßaros auf ſeinem Miniſterpoſten beirrt und an die Sache der Ma-
gyaren gekettet wurden (wovon bei der Standrechtsmanie mancher Ge-
nerale und kgl. Commiſſäre ein Loskommen ſo leicht nicht möglich) — jene
Krieger haben meiſt nur die Wahl zwiſchen fortgeſetzter verzweifelter Re-
bellion oder Strafen, welche mit ehrloſem Verluſt ihres Ranges in der
Armee verbunden ſind. Es iſt genug des Leides geworden. Das verheerte
Banat, das zerfleiſchte Sachſenland, der ruinirte Wohlſtand der ge-
werb- und handelsthätigen deutſchen Städte werden ſchwer verlöſchliche An-
denken jener falſchen antideutſchen Politik Oeſterreichs bleiben. Das Wort
der Gnade möge endlich tönen von dem Throne, welcher doch in unſrer
Liebe wurzeln will und ſoll — und dem Gnadenworte folge die Entwir-
rung der deutſch-ungariſchen Angelegenheiten. Daß der deutſche Stamm
in den ungariſchen Ländern eine eiſerne Stütze für Oeſterreich und den
deutſchen Einfluß inmitten dieſes Völkergemiſches werden könne, davon
[Spaltenumbruch] haben die ſiebenbürger Deutſchen eine Probe geliefert. So ſehe man zu daß
die Liebe des deutſchen Stammes für die Regierung wieder erwache, man
geſtatte dem Deutſch-Ungarn die Erhebung zum deutſchen Manne, damit
er nicht von neuem magyariſcher oder ſlaviſcher Suprematie zum Opfer
falle. Ein großer Theil ſelbſt der Deutſchen in Ungarn ſah bisher in dem
wider das abſolute Oeſterreich opponirenden Magyarenthum die wahre
Freiheit, während doch jene Oppoſition in ungleich größerem Grade wi-
der
die Fremdherrſchaft als für eine allgemeine demokratiſche Freiheit
geführt wurde. Beweis deſſen der übermüthige Nationalſtolz des Ma-
gyars, ein Ariſtokratismus der Race und des Voll-Blutes. Die Stände-
Privilegien, vom Sturm der Zeit vernichtet, wurden in gewiſſem Sinne
der Sprache übertragen, der Patriotismus nach dem mehr oder minder
richtigen Verſtändniß der Grammatik abgewogen. Und das iſt keine Ueber-
treibung, das war volle, entſchiedene Volksanſicht. Hat Graf Stadion
die Ruthenen „erfunden“, ſo braucht es doch weit geringerer Hebel um
die Deutſchen Ungarns zu einer des großen Mutterlandes würdigeren
Stellung zu erheben, in ihnen dem einigen Oeſterreich neue, lebenskräf-
tige Stützen zu bauen, und die gerechten Anſprüche der Deutſchen ſelbſt
zu befriedigen. Der Deutſch-Ungar wird in dieſem Falle als Deutſcher
im Bunde der öſterreichiſchen Völker ſitzen, und das Gewicht jener Stim-
men vermehren welche, den Einfluß Prags und Agrams mäßigend, nach
Frankfurt gravitiren.

Großbritannien.

Das Urtheil des M. Chronicle über die
Antwort des Königs von Preußen an die Frankfurter Deputation ſtimmt
mit dem der Times (ſtehe Nr. 102 der Allgemeinen Zeitung.) im we-
ſentlichen zuſammen; nur traut das Peel’ſche Blatt Friedrich Wilhelmen
mehr verſteckten Ehrgeiz zu als jenes Journal. Auf ähnliche Weiſe, be-
merkt es, habe, wenn man Englands großem Dramatiker glauben dürfe,
eine bedeutendere hiſtoriſche Perſon als der jetzige Inhaber des preußi-
ſchen Throns, Julius Cäſar, eine ähnliche Gabe, die ihm an den Luperca-
lien angeboten worden, beiſeite geſchoben. „Ich ſah den Mark Anton ihm
eine Krone anbieten — doch eigentlich war’s keine rechte Krone, es war
ſo’ne Art von Stirnband — und wie ich euch ſagte, er ſchob ſie einmal
beiſeite; aber bei alle dem hätte er ſie nach meinem Bedünken gern gehabt.
Dann bot er ſie ihm nochmals an, und dann ſchob er ſie nochmals zurück;
aber nach meinem Bedünken kam es ihm hart an die Finger wieder davon
zu thun.“ (Shakſpeare’s Julius Cäſar I., 2. heißt weiter: „Und
dann bot er ſie ihm zum drittenmale an; er ſchob ſie zum drittenmale zu-
rück; und jedesmal daß er ſie ausſchlug, kreiſchte das Geſindel und klatſchte
in die rauhen Fäuſte, und warf die ſchweißigen Nachtmützen in die Höhe,
und gab eine ſolche Laſt ſtinkenden Athems von ſich, weil Cäſar die Krone
ausſchlug, daß Cäſar faſt daran erſtickt wäre.“ Dieſe Worte Caſca’s
paſſen ausgezeichnet auf den Jubel, womit eine gewiſſe Sorte der deut-
ſchen „Directorial-Preſſe“ die Kunde aus Berlin aufgenommen hat.)
Freilich, das Anerbieten eines kaiſerlichen Diadems könne, wie ein
Antrag von Herz und Hand, nicht mit einem einfachen „Ich dank Euch“
abgelehnt werden; darum habe Friedrich Wilhelm ſeinen Korb mit
ſehr höflichen Redensarten umwunden, indem er eine ſcheinbare Zuſage
gemacht, bedingt durch die Zuſtimmung dritter Perſonen, welche bereits
erklärt hatten daß ſie ihre Zuſtimmung ganz gewiß vorenthalten würden.
Indeſſen, bemerkt Chronicle weiter, der Ehrgeiz der Patrioten welche das
deutſche Kaiſerreich wieder aufrichten und deſſen Krone an Preußen über-
tragen wollten, ſey nicht geweſen Deutſchland glücklich und blühend, ſon-
dern es mächtig, groß und furchtbar zu machen. Stünde erſt eine ſo un-
natürliche Schöpfung wie ein deutſches Reich auf den Füßen, ſo ließe ſich
zehn gegen eins wetten daß der mißſchaffene Rieſe alsbald mit dem einen
oder dem andern ſeiner Nachbarn in Hader gerathen würde. (Die Gefah-
ren eines ſolchen Kampfs für den deutſchen Michel werden von dem eng-
liſchen Blatt ſo grell ausgemalt, daß ihm wirklich die Haut ſchaudern darf).
Solchen Gefahren zu trotzen ſey aber Friedrich Wilhelm nicht der Mann.
Bei alle dem ſey ſeine Antwort vielleicht nicht ſehr männlich, nicht ſehr
logiſch, nicht ſehr folgerichtig; eben nur darauf berechnet die Verantwor-
tung der Folgen von des Königs Schultern ab- und auf fremde Schultern
hinüber zu wälzen. Auf den Plan der deutſchen Einheit und den Fortbeſtand
des Frankfurter Parlaments — „der Vertretung des kaiſerloſen Kaiſerreichs“
— werde die Antwort und das was ſie in Ausſicht ſtelle jedenfalls wun-
derlich zurückwirken. — In Bezug auf den däniſch-deutſchen Krieg findet
der Standard zunächſt nur zu beklagen daß der engliſche Handel nach
der Oſtſee dadurch zu Verluſt komme; die Berichte aus den Fabrikbezir-
ken würden erfreulicher lauten ohne dieſe muthwillig herbeigeführte que-
relle d’allemand.
Unter den nach Kopenhagen aufgebrachten engliſchen
Schiffen ſeyen einige mit engliſchen Waaren an Bord, die aber natürlicher-

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[1610/0006] durch eine zum Theil magyariſch-ariſtokratiſche, zum Theil rein abſoluti- tiſche Politik zu den ſicherſten Stützen der Monarchie hätte erheben können, und welches durch die unſelige und faſt ausſchließliche Begünſtigung des Magyarismus ſeit 1834 und in neueſter Zeit durch die unehrliche Politik des unglücklichen Latour in jene antideutſche, traurige Stellung geſtoßen wurde, zu welcher Peſth-Ofen, Preßburg, die Zips und insbeſondere die unglückſeligen Städte Weißkirchen und Werſchetz in ihrem ſpartani- ſchen Kampfe wider die Serben, wider die Slaven überhaupt und das deutſche Oeſterreich Belege geliefert haben. Während die Siebenbür- ger Deutſchen, dieß immerdar von der öſterreichiſchen Regierung ſtief- mütterlich behandelte Sachſenland, welches in dieſem Augenblicke noch den zerfleiſchenden Angriffen der verathmenden Kriegsfurie preisgegeben iſt, ſchon bei den erſten Schritten der Magyaren in der Unionsſache Un- garns, und Siebenbürgens begriffen daß von einer nationalen Lebensäu- ßerung der Deutſchen in Ungarn und Siebenbürgen keine Rede ſeyn könne ſobald die Länder dieſſeits der Leitha nicht mehr von Wien aus regiert würden, und demnach alles aufboten die hochmüthige und rechts- verletzende Suprematie der Magyaren wenigſtens von Siebenbürgen fern zu halten: ergaben ſich die Deutſchen Ungarns, von der Regierung ver- laſſen und ohne jenen compacten ſtaatlichen Organismus der Sachſen, dem herriſchen Befehl der Magyaren, weihten das ihnen innewohnende Gefühl der Treue dem ungariſchen Vaterlande und beſiegelten dieſe Treue mit dem Blute ihrer beſten Söhne, die doch wahrlich nicht berufen waren für die Nachfolger Tököly’s und Rakotzy’s zu ſterben. Das deutſche Volk in Ungarn, wozu wir auch jene meiſt deutſchen Officiere zu rechnen ha- ben die zum Theil aus der k. k. Armee in die Reihen der Inſurgenten übertraten, hat in dieſem Augenblick eine ſchwere und tragiſche Stellung. Wir waren Rebellen, wir mußten es ſeyn aus Achtung vor den unga- riſchen Märzgeſetzen, die man bis zum 3 Oct. v. J. (dem Tage des von Recſey contraſignirten kaiſerl. Manifeſtes gegen Ungarn) in Wien doch anzuerkennen ſchien. Graf Latour zog eine heimliche, zweideutige Po- litik vor, ſtatt offen die von ihrem Beginn an zur Geſammt-Monarchie ſchiefgeſtellte ungariſche Regierung zu verwerfen, und der Palatin Ste- phan, ein Mitglied des Kaiſerhauſes, verweilte noch in unſerer Mitte als das ungariſche Miniſterium durch ſeine Entlaſſungsnahme das äußerſte Stadium der Revolution, fortan Rebellion einleitete. Als endlich jenes kaiſerl. 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Wenn aber die magya- riſche Race in der lockenden Ausſicht auf nationale Größe und Unabhän- gigkeit ein Aequivalent für die gebrachten Opfer ſehen konnte, ſo blieb dagegen dem Deutſchen nicht einmal die tröſtende Hoffnung auf eine freie Zukunft, denn ſo anarchiſche Zuſtände mußten endlich dem erſtbeſten De- ſpoten weichen, und Koſſuth ſelbſt war auf dem Sprunge vom Volksmann zum Dictator, vom parlamentariſchen zum Landestyrannen. — Ueber Werſchetz’ und Weißkirchens Wällen haben hundert und hundert deutſche Herzen aufgehört zu ſchlagen, und von deutſchen Lippen iſt tauſendfach der fremde Ruf: Eljen Koſſuth! erklungen, während der Tod zwiſchen Müttern, Kindern und Greiſen wüthete und die deutſche Männerkraft für die magyariſche Unabhängigkeit hinſank: — und dieſe alle ſind Opfer der Politik von 1848, treue, todesmuthige Menſchen, die dem Worte ihres Königs glaubten und ſich wenig auf Enträthſelung der Plane La- tours verſtanden, Menſchen deren Sinn und Herz von Deutſchland und Oeſterreich gewaltſam abgewendet wurde, denen die conſequente Gerech- tigkeit nun Kartätſchen entgegenſendet, denn „ſie haben es mit dem Koſ- ſuth gehalten!“ Und jene Krieger welche durch zahlloſe kaiſerliche Hand- billette, durch die Anweſenheit des Palatins in Ofen, durch die Ermah- nungen und Befehle der Generale Moga und Hrabowsky, endlich durch das fortdauernde Verbleiben des ehrlichen, öſterreichiſch geſinnten Huſa- ren Meßaros auf ſeinem Miniſterpoſten beirrt und an die Sache der Ma- gyaren gekettet wurden (wovon bei der Standrechtsmanie mancher Ge- nerale und kgl. Commiſſäre ein Loskommen ſo leicht nicht möglich) — jene Krieger haben meiſt nur die Wahl zwiſchen fortgeſetzter verzweifelter Re- bellion oder Strafen, welche mit ehrloſem Verluſt ihres Ranges in der Armee verbunden ſind. Es iſt genug des Leides geworden. Das verheerte Banat, das zerfleiſchte Sachſenland, der ruinirte Wohlſtand der ge- werb- und handelsthätigen deutſchen Städte werden ſchwer verlöſchliche An- denken jener falſchen antideutſchen Politik Oeſterreichs bleiben. Das Wort der Gnade möge endlich tönen von dem Throne, welcher doch in unſrer Liebe wurzeln will und ſoll — und dem Gnadenworte folge die Entwir- rung der deutſch-ungariſchen Angelegenheiten. Daß der deutſche Stamm in den ungariſchen Ländern eine eiſerne Stütze für Oeſterreich und den deutſchen Einfluß inmitten dieſes Völkergemiſches werden könne, davon haben die ſiebenbürger Deutſchen eine Probe geliefert. So ſehe man zu daß die Liebe des deutſchen Stammes für die Regierung wieder erwache, man geſtatte dem Deutſch-Ungarn die Erhebung zum deutſchen Manne, damit er nicht von neuem magyariſcher oder ſlaviſcher Suprematie zum Opfer falle. Ein großer Theil ſelbſt der Deutſchen in Ungarn ſah bisher in dem wider das abſolute Oeſterreich opponirenden Magyarenthum die wahre Freiheit, während doch jene Oppoſition in ungleich größerem Grade wi- der die Fremdherrſchaft als für eine allgemeine demokratiſche Freiheit geführt wurde. Beweis deſſen der übermüthige Nationalſtolz des Ma- gyars, ein Ariſtokratismus der Race und des Voll-Blutes. Die Stände- Privilegien, vom Sturm der Zeit vernichtet, wurden in gewiſſem Sinne der Sprache übertragen, der Patriotismus nach dem mehr oder minder richtigen Verſtändniß der Grammatik abgewogen. Und das iſt keine Ueber- treibung, das war volle, entſchiedene Volksanſicht. Hat Graf Stadion die Ruthenen „erfunden“, ſo braucht es doch weit geringerer Hebel um die Deutſchen Ungarns zu einer des großen Mutterlandes würdigeren Stellung zu erheben, in ihnen dem einigen Oeſterreich neue, lebenskräf- tige Stützen zu bauen, und die gerechten Anſprüche der Deutſchen ſelbſt zu befriedigen. Der Deutſch-Ungar wird in dieſem Falle als Deutſcher im Bunde der öſterreichiſchen Völker ſitzen, und das Gewicht jener Stim- men vermehren welche, den Einfluß Prags und Agrams mäßigend, nach Frankfurt gravitiren. Großbritannien. London, 9 April. Das Urtheil des M. Chronicle über die Antwort des Königs von Preußen an die Frankfurter Deputation ſtimmt mit dem der Times (ſtehe Nr. 102 der Allgemeinen Zeitung.) im we- ſentlichen zuſammen; nur traut das Peel’ſche Blatt Friedrich Wilhelmen mehr verſteckten Ehrgeiz zu als jenes Journal. Auf ähnliche Weiſe, be- merkt es, habe, wenn man Englands großem Dramatiker glauben dürfe, eine bedeutendere hiſtoriſche Perſon als der jetzige Inhaber des preußi- ſchen Throns, Julius Cäſar, eine ähnliche Gabe, die ihm an den Luperca- lien angeboten worden, beiſeite geſchoben. „Ich ſah den Mark Anton ihm eine Krone anbieten — doch eigentlich war’s keine rechte Krone, es war ſo’ne Art von Stirnband — und wie ich euch ſagte, er ſchob ſie einmal beiſeite; aber bei alle dem hätte er ſie nach meinem Bedünken gern gehabt. Dann bot er ſie ihm nochmals an, und dann ſchob er ſie nochmals zurück; aber nach meinem Bedünken kam es ihm hart an die Finger wieder davon zu thun.“ (Shakſpeare’s Julius Cäſar I., 2. heißt weiter: „Und dann bot er ſie ihm zum drittenmale an; er ſchob ſie zum drittenmale zu- rück; und jedesmal daß er ſie ausſchlug, kreiſchte das Geſindel und klatſchte in die rauhen Fäuſte, und warf die ſchweißigen Nachtmützen in die Höhe, und gab eine ſolche Laſt ſtinkenden Athems von ſich, weil Cäſar die Krone ausſchlug, daß Cäſar faſt daran erſtickt wäre.“ Dieſe Worte Caſca’s paſſen ausgezeichnet auf den Jubel, womit eine gewiſſe Sorte der deut- ſchen „Directorial-Preſſe“ die Kunde aus Berlin aufgenommen hat.) Freilich, das Anerbieten eines kaiſerlichen Diadems könne, wie ein Antrag von Herz und Hand, nicht mit einem einfachen „Ich dank Euch“ abgelehnt werden; darum habe Friedrich Wilhelm ſeinen Korb mit ſehr höflichen Redensarten umwunden, indem er eine ſcheinbare Zuſage gemacht, bedingt durch die Zuſtimmung dritter Perſonen, welche bereits erklärt hatten daß ſie ihre Zuſtimmung ganz gewiß vorenthalten würden. Indeſſen, bemerkt Chronicle weiter, der Ehrgeiz der Patrioten welche das deutſche Kaiſerreich wieder aufrichten und deſſen Krone an Preußen über- tragen wollten, ſey nicht geweſen Deutſchland glücklich und blühend, ſon- dern es mächtig, groß und furchtbar zu machen. Stünde erſt eine ſo un- natürliche Schöpfung wie ein deutſches Reich auf den Füßen, ſo ließe ſich zehn gegen eins wetten daß der mißſchaffene Rieſe alsbald mit dem einen oder dem andern ſeiner Nachbarn in Hader gerathen würde. (Die Gefah- ren eines ſolchen Kampfs für den deutſchen Michel werden von dem eng- liſchen Blatt ſo grell ausgemalt, daß ihm wirklich die Haut ſchaudern darf). Solchen Gefahren zu trotzen ſey aber Friedrich Wilhelm nicht der Mann. Bei alle dem ſey ſeine Antwort vielleicht nicht ſehr männlich, nicht ſehr logiſch, nicht ſehr folgerichtig; eben nur darauf berechnet die Verantwor- tung der Folgen von des Königs Schultern ab- und auf fremde Schultern hinüber zu wälzen. Auf den Plan der deutſchen Einheit und den Fortbeſtand des Frankfurter Parlaments — „der Vertretung des kaiſerloſen Kaiſerreichs“ — werde die Antwort und das was ſie in Ausſicht ſtelle jedenfalls wun- derlich zurückwirken. — In Bezug auf den däniſch-deutſchen Krieg findet der Standard zunächſt nur zu beklagen daß der engliſche Handel nach der Oſtſee dadurch zu Verluſt komme; die Berichte aus den Fabrikbezir- ken würden erfreulicher lauten ohne dieſe muthwillig herbeigeführte que- relle d’allemand. Unter den nach Kopenhagen aufgebrachten engliſchen Schiffen ſeyen einige mit engliſchen Waaren an Bord, die aber natürlicher-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-09-16T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 105, 15. April 1849, S. 1610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine105_1849/6>, abgerufen am 01.06.2024.