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Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 15. Januar 1929.

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WIRTSCHAFT & BÖRSE
[Spaltenumbruch]
Tagung der Niederrheinischen
Handelskammer

Auf der heutigen Tagung der Riederrheinischen
Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel
machte der stellvertretende Präsident, General-
direktor Bramfeldt, in einer längeren Rede Aus-
führungen über das verflossene Wirtschafts-
jahr 1928, in denen er u. a. erklärte, der Bericht,
den die Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und
Handelskammern des Ruhr-Niederrheingebietes
über das verflossene Wirtschaftsjahr 1928 er-
stattet habe, ließe die schwere Lage der deutschen
Wirtschaft zu Ende des Jahres deutlich erkennen.
Das neue Jahr beginne unter dem Zeichen des
Reparationsproblems. Auch Reichsminister a. D.
Hamm ging in seinem Vortrag auf den Bericht
des Generalagenten für die Reparationszahlun-
gen ein. Das Jahr 1928, so führte er aus, zeige
ein Abflauen der Produktion in vielen Wirt-
schaftszweigen, was jetzt in der großen Arbeits-
losigkeit zutage trete. Die deutsche Volkswirtschaft
verfüge zwar über viele Menschen bester Wirt-
schaftseignung und über hochentwickelte Technik,
sei aber neben Raumbeengung vor allem kapital-
arm und bei innerer Konsumkraft unsicher.
Fremdes Kapital könne Eigenkapital nie ganz
ersetzen. Als die wichtigste Forderung leitete der
Redner aus unserer Gesamtwirtschaftslage die
Rotwendigkeit ab, die Kapitalbildung zu fördern.
Der vorläufige Finanzausgleich bedürfe einer ge-
wissen Berichtigung. Verbesserungen auf dem
Gebiete der Einkommensteuer seien notwendig.
Der Redner betonte schließlich, daß das kom-
mende Haushaltsjahr als Not- und Probejahr
gelten müsse, schon um die Voraussetzungen der
Reparationslöfung. soweit es immer auf deutscher
Seite liege, zu schaffen und zugleich, um desto
wirksamer Lüsungen abzulehnen, die auf Kosten
der Wahrhaftigkeit und des Anspruches auf eine
endgültige Befreiung gingen. Dieses gelte ins-
besondere für das Verhältnis der Transferfrage
zur Gesamtfrage. Bei einer Feststellung der
deutschen Leistungsfähigkeit fielen besonders die
schweren Folgen der Not der Landwirtschaft, die
steigende Auslandszinslast und die Steuer-
belastung im Verhältnis zur Leistungsfähigkeit
ins Gewicht.



Falsche Bewertungsmethoden bei der Ver-
mögenssteuerveranlagung von Grundstücken

In diesen Wochen werden die Einheitswert-
bescheide für die Grundstücke den Steuerpflich-
tigen zugestellt. Der Hansa-Bund für Gewerbe,
Handel und Industrie hat auf Grund der wirt-
schaftlich völlig unmöglichen Folgen der in der
Verordnung vom 9. Juni 1928 festgelegten Be-
[Spaltenumbruch] wertungsvorschriften eine Eingabe an das Reichs-
finanzministerium und an den Steuerausschuß
des Reichstages gerichtet, mit der er die prozen-
tualen Bewertungssätze nach dem Wehrbeitrags-
wert in vielen Fällen als zu hoch bezeichnet und
an deren Stelle auf Antrag des Steuerpflichtigen
die Berücksichtigung des Ertragswertes bzw. ge-
meinen Wertes in jedem Falle fordert. -- Des
weiteren hat der Hansa-Bund für Gewerbe, Han-
del und Industrie in seiner Eingabe beantragt,
daß sich das Reichsfinanzministerium zur Frage
äußert, ob der § 49a des Mietwuchergesetzes, dem
alle bebauten Grundstücke unterliegen, nicht die
Möglichkeit ausschaltet, daß es überhaupt Grund-
stücke gibt, die einer Zwangsbewirtschaftung nicht
unterliegen. Würde das der Fall sein, so müß-
ten auch die Grundstücke, die jetzt als nicht
zwangsbewirtschaftet angesehen werden, nach den
Richtlinien für zwangsbewirtschaftete Grundstücke
bewertet werden. Es dürste also in solchen Fäl-
len der bei der wahlweise zugelassenen Bewer-
tung nach dem Einheitswert vorgesehene Zu-
schlag von 10 Prozent nicht vorgenommen wer-
den. -- Der Hansa-Bund für Gewerbe, Handel
und Industrie empfiehlt den Steuerpflichtigen,
angesichts der zweifelhaften Rechtslage und der
sich daraus ergebenden unbedingten Rotwendig-
keit der Abänderung der Verordnung vom
9. Juni 1928, gegen die ihnen jetzt zugehenden
Einheitswertbescheide, sofern sich aus ihnen er-
hebliche Differenzen zwischen Steuerlast und Er-
trag ergeben, rechtzeitig Einspruch einzulegen.



Konkurse in Bayern

Eröffnet: Johann Grimm, Kaufmann in
Dorfen, K.V. Gewerbeoberfekretär Preis in
Mühldorf, A.F. 28. Jan., P.T. 11. Februar.

Friedrich und Anna Lobmeyer,
Schuhfabrikanten in Lachen, A.G. Neustadt a.
d. Hdt., K.V. RA. IR. Girtsch in Neuftadt a. d.
Hdt., A.F. 6. Januar, P.T. 1. Februar.

Josef Katzendobler, Baumaterlalien-
händler in Dingolfing, nun Wissel-
fing,
K.V. RA. Zehetbauer in Dingalfing,
A.F. 8. Februar, P.T. 19. Februar (nach ein-
geftelltem Vergleichsverfahren).

Otto Müller, Metzgermeister in Zella
a. M., A.G. Würzburg, K.V. RA. Dr. Erich
Mayer in Würzburg, A.F. 23. Februar, P.T.
2. März.

Aufgehoben: Karl Hofmann, Bäcker-
maister und Kolonialwarenhändler in Krum-
menaab.
A.G. Erbendorf (Zwangsvergleich).

Wilhelm Oelschner, Drogist in Mün-
chen
(Schlußverteilung).

Ludwig Haas, Kaufmann in München
(mangels Masse).

[Spaltenumbruch]

Alois Müller, Tapezierermeister in Mün-
chen
(Schlußverteilung).

Erwin Wittmann, Buchdruckereibesitzer
in München (mangels Masse).



Vergleichsverfahren in Bayern

Ausgehoben: Fa. L. G. Waeger, o. H. G.,
in Bamberg (Vergleichsbestätigung).

Christian und Margarete Vogel,
Landwirtseheleute in Großweiglareuth,
A.G. Pegnitz (durch Beschluß).

Karl Glundt, Manufakturwarengroßhand-
lung in Landau i. d. Pf. (Vergleichsbestäti-
gung).



Herabsetzung des Privaldiskonts

Der Privatdiskont wurde für beide Sichten um
je 1/4 Prozent auf 53/4 Prozent ermäßigt.



MÜNCHENER BÖRSE
Die heutige Börse

Tendenz: Gedrückt

Bei Beginn der
neuen Woche vermutete man vielfach, daß das
gesunkene Kursniveau und die besser lautenden
Auslandsnachrichten vielleicht das Geschäft etwas
beleben würden. Dem war jedoch nicht so und
in der Luftlosigkeit und an der Fläue hat sich
auch heute nichts geändert. Mit Ausnahme
einiger Spezialpapiere wie Bergmann,
Maxhütte
usw. war der Umsatz verschwin-
dend gering. Von amtlichen Terminnotierungen
find lediglich Farben mit 258, Vergmann mit
2333/4--235, Hypothekenbank 174 und Vereins-
bank 170 zu nennen.

Bei den variablen Papieren war
größeres Geschäft in Maxhütte, die infolge
andauernder Interessenkäufe um 7 Prozent auf
199 stiegen. Sonst hier Löwenbräu etwas ge-
fragter bei 3241/2.

Auf dem Lokalmarkte fällt heute eine
Abschwächung der in den letzten Tagen außer-
ordentlich fest gelegenen Münchener Rück-
versicherungs-Aktien
auf, die heute, da
die Nachfrage kleiner geworden ist, um 12 Mark
auf 637 zurückgingen.

Der übrige Kassamarkt liegt lustlos.

Bei den festverzinslichen Papieren
ist bei Restquoten einiges Geschäft zu schwanken-
den Kurfen.

Die im Freiverkehr gehandelten Orag-
Aktien
haben wieder empfindlich nachgegeben.



BERLINER BÖRSENKURSE
vom 14. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten
[Tabelle]
AMTLICHER KURSBERICHT DER MÜNCHNER BÖRSE
[Tabelle]
[Spaltenumbruch]
BERLINER BÖRSE
Amtlicher Verkehr

Tendenz: Ruhig

Zu Beginn der
heutigen Börse zeigte sich außerordentliche Zu-
rückhaltung. Wenngleich die Spekulation einige
geringfügige Deckungen vornahm -- als Grund
hierfür nannte man das Dementi bzw. die
Richtigstellung der letzten Aeußerungen des
amerikanischen Präsidenten Coolidge --, so
konnte sich doch kein Geschäft von größerer Be-
deutung entwickeln. Dieser Zustand dürfte so
lange andauern, bis man durch eventuelle neue
Auslandskäufe von außen her Anregung emp-
fangen wird oder durch irgendwelche günstigen
Mitteilungen, sei es nun betr. des Reparations-
problems oder sonstiger aktueller Fragen, neue
Aufmunterung empfängt. Die heute eingetrete-
nen geringfügigen Kurserholungen stehen vorerst
noch in keinerlei Verhältnis zu den vorher-
gegangenen gewaltigen Einbußen.

Der Geldmarkt ist unverändert leicht und
Tagesgeld bedingt nach wie vor 4--6 Prozent.
Monatsgeld etwas gefragter bei 7--81/2 Prozent.

Bei den Bankenpapieren war das Ge-
schäft noch sehr unregelmäßig bei vorwiegend
etwas schwächerer Grundtendenz. Bayerische
Hypothekenbank 1743/4, Berliner Handelsgesell-
schaft 2413/4 (minus 2), Darmstädter 288 und
Reichsbank 324.

Schiffahrtspapiere etwas leichter,
Hapag 1361/2 und Nordlloyd 131 3/8 .

Montanpapiere durchschnittlich um 1 bis
2 Prozent erholt. Besonders auffällig war heute
hier die Kursbewegung unseres heimischen Pa-
pieres, der Maxhütte-Aktien. Infolge von In-
teressenkäufen schnellte der Kurs des Papieres um
8 Prozent in die Höhe und eröffnete mit
1981/2 Prozent. Sonst wurden: Gelsenkirchner 128
(plus 2). Harpener 1361/2 (plus 11/2), Mannes-
mann 1293/4 (plus 11/4), Phönix 921/2, Rheinische
Braunkohlen 285 (plus 2), Rheinstahl 1351/2 und
Stahlverein 951/2.

Von den Tarifpapieren konnten sich
Deffauer Gas bei 2273/4 gut halten, auch Char-
lottenburger Wasser sind bei 1333/4 etwas
höher.

Von Warenhauspapieren lediglich
Tietz bei 2881/4 mehr gehandelt.

Pokyphon 4451/2 (plus 11/2).

Von den Bier-Spritwerten sind heute
Schultheiß ex Dividende mit 311 wieder notiert.

Kaliaktien unregelmäßig, Afchersleben
2861/2, Salzdetfurth 5213/4 und Wester-
egeln 2893/4.

Schwächer sind immer noch Farben-
aktien,
die mit 259 einsetzten.

Automobilpapiere ohne Geschäft, Daim-
ler 641/2, Adler 62, Bayerische Motoren 229.

Elektrowerte etwas gebessert auf Deckun-
gen und kleinere Auslandskäufe.

A.E.G. 1811/2
Bergmann 2341/4 (plus 2)
Gesfürel 260 5/8
Schuckert 2481/2
Siemens 4091/2
Rhein.-Westf. Elektrizität 2461/2.

Glanzstoffwerte unerholt. Glanzstoff
selbst 5101/2 und Bemberg 448. Stöhr 2991/4.

Zellstoffaktien ohne Belebung, Feld-
mühle 2351/2 und Waldhof 2861/2.

Von den diversen Papieren wurden
lediglich Deutsche Linoleum mit 3441/4 und
Berger mit 409 (plus 5) etwas reger umgesetzt.

Anleihe 15.

Im Verlaufe wurde man ausgefprochen flau:
stellenweife wurden Exekutionen vorgenommen.



Nachbörse

Tendenz: Flau

An der Nachbör' hörte man noch folgende
Kurse:

[Tabelle]


[Abbildung] DER BÖRSENKIEBITZ

Das Karnickel bei der gegenwärtigen Baisse ist
der Kunstseidenmarkt. Hierauf konzen-
trieren sich die Angriffe der nach unten ein-
gestellten Spekulanten. Es wäre nicht das erste-
mal, daß der Kursstand der Glanzstoff- und
Bemberg-Aktie die Begehrlichkeit des
Baiffiers geweckt hätte, doch waren bislang den
Versuchen, hier einzubrechen, wenig Erfolge be-
schieden. Nun ist das anders geworden und zum
großen Teil trägt die Taktik der Verwaltungen
beider Gesellschaften, sich in Schweigen über alle
die Branche angehenden Tagesfragen zu hüllen,
mit Schuld an der gewaltsamen Kursentwertung
ihrer Anteile. Man deutet heute die Zurück-
haltung anders als vor einiger Zeit und will
unter allen Umständen in den den Lebensnern
der Kunstseide-Industrie berührenden Fragen
der Preispolitik unbedingt klar sehen.

Die Bemberg-Gesellschaft tritt dieser
Tage mit Kapitalserhöhungsabsichten an den
Markt und an das anlagesuchende Publikum
heran und hier kann man mit Fug und Recht
fordern, daß derjenige, der sein Geld hergibt,
klipp und klar weiß, was er dafür erwirbt.

Elektro-Aktien, vor allem Sie-
mens,
sind auf dem Stande des Frühherbstes
angelangt. Sollten diese Kurse die alten Inter-
essenten nicht bald reizen?

WIRTSCHAFT & BÖRSE
[Spaltenumbruch]
Tagung der Niederrheiniſchen
Handelskammer

Auf der heutigen Tagung der Riederrheiniſchen
Induſtrie- und Handelskammer Duisburg-Weſel
machte der ſtellvertretende Präſident, General-
direktor Bramfeldt, in einer längeren Rede Aus-
führungen über das verfloſſene Wirtſchafts-
jahr 1928, in denen er u. a. erklärte, der Bericht,
den die Arbeitsgemeinſchaft der Induſtrie- und
Handelskammern des Ruhr-Niederrheingebietes
über das verfloſſene Wirtſchaftsjahr 1928 er-
ſtattet habe, ließe die ſchwere Lage der deutſchen
Wirtſchaft zu Ende des Jahres deutlich erkennen.
Das neue Jahr beginne unter dem Zeichen des
Reparationsproblems. Auch Reichsminiſter a. D.
Hamm ging in ſeinem Vortrag auf den Bericht
des Generalagenten für die Reparationszahlun-
gen ein. Das Jahr 1928, ſo führte er aus, zeige
ein Abflauen der Produktion in vielen Wirt-
ſchaftszweigen, was jetzt in der großen Arbeits-
loſigkeit zutage trete. Die deutſche Volkswirtſchaft
verfüge zwar über viele Menſchen beſter Wirt-
ſchaftseignung und über hochentwickelte Technik,
ſei aber neben Raumbeengung vor allem kapital-
arm und bei innerer Konſumkraft unſicher.
Fremdes Kapital könne Eigenkapital nie ganz
erſetzen. Als die wichtigſte Forderung leitete der
Redner aus unſerer Geſamtwirtſchaftslage die
Rotwendigkeit ab, die Kapitalbildung zu fördern.
Der vorläufige Finanzausgleich bedürfe einer ge-
wiſſen Berichtigung. Verbeſſerungen auf dem
Gebiete der Einkommenſteuer ſeien notwendig.
Der Redner betonte ſchließlich, daß das kom-
mende Haushaltsjahr als Not- und Probejahr
gelten müſſe, ſchon um die Vorausſetzungen der
Reparationslöfung. ſoweit es immer auf deutſcher
Seite liege, zu ſchaffen und zugleich, um deſto
wirkſamer Lüſungen abzulehnen, die auf Koſten
der Wahrhaftigkeit und des Anſpruches auf eine
endgültige Befreiung gingen. Dieſes gelte ins-
beſondere für das Verhältnis der Transferfrage
zur Geſamtfrage. Bei einer Feſtſtellung der
deutſchen Leiſtungsfähigkeit fielen beſonders die
ſchweren Folgen der Not der Landwirtſchaft, die
ſteigende Auslandszinslaſt und die Steuer-
belaſtung im Verhältnis zur Leiſtungsfähigkeit
ins Gewicht.



Falſche Bewertungsmethoden bei der Ver-
mögensſteuerveranlagung von Grundſtücken

In dieſen Wochen werden die Einheitswert-
beſcheide für die Grundſtücke den Steuerpflich-
tigen zugeſtellt. Der Hanſa-Bund für Gewerbe,
Handel und Induſtrie hat auf Grund der wirt-
ſchaftlich völlig unmöglichen Folgen der in der
Verordnung vom 9. Juni 1928 feſtgelegten Be-
[Spaltenumbruch] wertungsvorſchriften eine Eingabe an das Reichs-
finanzminiſterium und an den Steuerausſchuß
des Reichstages gerichtet, mit der er die prozen-
tualen Bewertungsſätze nach dem Wehrbeitrags-
wert in vielen Fällen als zu hoch bezeichnet und
an deren Stelle auf Antrag des Steuerpflichtigen
die Berückſichtigung des Ertragswertes bzw. ge-
meinen Wertes in jedem Falle fordert. — Des
weiteren hat der Hanſa-Bund für Gewerbe, Han-
del und Induſtrie in ſeiner Eingabe beantragt,
daß ſich das Reichsfinanzminiſterium zur Frage
äußert, ob der § 49a des Mietwuchergeſetzes, dem
alle bebauten Grundſtücke unterliegen, nicht die
Möglichkeit ausſchaltet, daß es überhaupt Grund-
ſtücke gibt, die einer Zwangsbewirtſchaftung nicht
unterliegen. Würde das der Fall ſein, ſo müß-
ten auch die Grundſtücke, die jetzt als nicht
zwangsbewirtſchaftet angeſehen werden, nach den
Richtlinien für zwangsbewirtſchaftete Grundſtücke
bewertet werden. Es dürſte alſo in ſolchen Fäl-
len der bei der wahlweiſe zugelaſſenen Bewer-
tung nach dem Einheitswert vorgeſehene Zu-
ſchlag von 10 Prozent nicht vorgenommen wer-
den. — Der Hanſa-Bund für Gewerbe, Handel
und Induſtrie empfiehlt den Steuerpflichtigen,
angeſichts der zweifelhaften Rechtslage und der
ſich daraus ergebenden unbedingten Rotwendig-
keit der Abänderung der Verordnung vom
9. Juni 1928, gegen die ihnen jetzt zugehenden
Einheitswertbeſcheide, ſofern ſich aus ihnen er-
hebliche Differenzen zwiſchen Steuerlaſt und Er-
trag ergeben, rechtzeitig Einſpruch einzulegen.



Konkurſe in Bayern

Eröffnet: Johann Grimm, Kaufmann in
Dorfen, K.V. Gewerbeoberfekretär Preis in
Mühldorf, A.F. 28. Jan., P.T. 11. Februar.

Friedrich und Anna Lobmeyer,
Schuhfabrikanten in Lachen, A.G. Neuſtadt a.
d. Hdt., K.V. RA. IR. Girtſch in Neuftadt a. d.
Hdt., A.F. 6. Januar, P.T. 1. Februar.

Joſef Katzendobler, Baumaterlalien-
händler in Dingolfing, nun Wiſſel-
fing,
K.V. RA. Zehetbauer in Dingalfing,
A.F. 8. Februar, P.T. 19. Februar (nach ein-
geftelltem Vergleichsverfahren).

Otto Müller, Metzgermeiſter in Zella
a. M., A.G. Würzburg, K.V. RA. Dr. Erich
Mayer in Würzburg, A.F. 23. Februar, P.T.
2. März.

Aufgehoben: Karl Hofmann, Bäcker-
maiſter und Kolonialwarenhändler in Krum-
menaab.
A.G. Erbendorf (Zwangsvergleich).

Wilhelm Oelſchner, Drogiſt in Mün-
chen
(Schlußverteilung).

Ludwig Haas, Kaufmann in München
(mangels Maſſe).

[Spaltenumbruch]

Alois Müller, Tapezierermeiſter in Mün-
chen
(Schlußverteilung).

Erwin Wittmann, Buchdruckereibeſitzer
in München (mangels Maſſe).



Vergleichsverfahren in Bayern

Auſgehoben: Fa. L. G. Waeger, o. H. G.,
in Bamberg (Vergleichsbeſtätigung).

Chriſtian und Margarete Vogel,
Landwirtseheleute in Großweiglareuth,
A.G. Pegnitz (durch Beſchluß).

Karl Glundt, Manufakturwarengroßhand-
lung in Landau i. d. Pf. (Vergleichsbeſtäti-
gung).



Herabſetzung des Privaldiskonts

Der Privatdiskont wurde für beide Sichten um
je ¼ Prozent auf 5¾ Prozent ermäßigt.



MÜNCHENER BÖRSE
Die heutige Börse

Tendenz: Gedrückt

Bei Beginn der
neuen Woche vermutete man vielfach, daß das
geſunkene Kursniveau und die beſſer lautenden
Auslandsnachrichten vielleicht das Geſchäft etwas
beleben würden. Dem war jedoch nicht ſo und
in der Luftloſigkeit und an der Fläue hat ſich
auch heute nichts geändert. Mit Ausnahme
einiger Spezialpapiere wie Bergmann,
Maxhütte
uſw. war der Umſatz verſchwin-
dend gering. Von amtlichen Terminnotierungen
find lediglich Farben mit 258, Vergmann mit
233¾—235, Hypothekenbank 174 und Vereins-
bank 170 zu nennen.

Bei den variablen Papieren war
größeres Geſchäft in Maxhütte, die infolge
andauernder Intereſſenkäufe um 7 Prozent auf
199 ſtiegen. Sonſt hier Löwenbräu etwas ge-
fragter bei 324½.

Auf dem Lokalmarkte fällt heute eine
Abſchwächung der in den letzten Tagen außer-
ordentlich feſt gelegenen Münchener Rück-
verſicherungs-Aktien
auf, die heute, da
die Nachfrage kleiner geworden iſt, um 12 Mark
auf 637 zurückgingen.

Der übrige Kaſſamarkt liegt luſtlos.

Bei den feſtverzinslichen Papieren
iſt bei Reſtquoten einiges Geſchäft zu ſchwanken-
den Kurfen.

Die im Freiverkehr gehandelten Orag-
Aktien
haben wieder empfindlich nachgegeben.



BERLINER BÖRSENKURSE
vom 14. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten
[Tabelle]
AMTLICHER KURSBERICHT DER MÜNCHNER BÖRSE
[Tabelle]
[Spaltenumbruch]
BERLINER BÖRSE
Amtlicher Verkehr

Tendenz: Ruhig

Zu Beginn der
heutigen Börſe zeigte ſich außerordentliche Zu-
rückhaltung. Wenngleich die Spekulation einige
geringfügige Deckungen vornahm — als Grund
hierfür nannte man das Dementi bzw. die
Richtigſtellung der letzten Aeußerungen des
amerikaniſchen Präſidenten Coolidge —, ſo
konnte ſich doch kein Geſchäft von größerer Be-
deutung entwickeln. Dieſer Zuſtand dürfte ſo
lange andauern, bis man durch eventuelle neue
Auslandskäufe von außen her Anregung emp-
fangen wird oder durch irgendwelche günſtigen
Mitteilungen, ſei es nun betr. des Reparations-
problems oder ſonſtiger aktueller Fragen, neue
Aufmunterung empfängt. Die heute eingetrete-
nen geringfügigen Kurserholungen ſtehen vorerſt
noch in keinerlei Verhältnis zu den vorher-
gegangenen gewaltigen Einbußen.

Der Geldmarkt iſt unverändert leicht und
Tagesgeld bedingt nach wie vor 4—6 Prozent.
Monatsgeld etwas gefragter bei 7—8½ Prozent.

Bei den Bankenpapieren war das Ge-
ſchäft noch ſehr unregelmäßig bei vorwiegend
etwas ſchwächerer Grundtendenz. Bayeriſche
Hypothekenbank 174¾, Berliner Handelsgeſell-
ſchaft 241¾ (minus 2), Darmſtädter 288 und
Reichsbank 324.

Schiffahrtspapiere etwas leichter,
Hapag 136½ und Nordlloyd 131⅜.

Montanpapiere durchſchnittlich um 1 bis
2 Prozent erholt. Beſonders auffällig war heute
hier die Kursbewegung unſeres heimiſchen Pa-
pieres, der Maxhütte-Aktien. Infolge von In-
tereſſenkäufen ſchnellte der Kurs des Papieres um
8 Prozent in die Höhe und eröffnete mit
198½ Prozent. Sonſt wurden: Gelſenkirchner 128
(plus 2). Harpener 136½ (plus 1½), Mannes-
mann 129¾ (plus 1¼), Phönix 92½, Rheiniſche
Braunkohlen 285 (plus 2), Rheinſtahl 135½ und
Stahlverein 95½.

Von den Tarifpapieren konnten ſich
Deffauer Gas bei 227¾ gut halten, auch Char-
lottenburger Waſſer ſind bei 133¾ etwas
höher.

Von Warenhauspapieren lediglich
Tietz bei 288¼ mehr gehandelt.

Pokyphon 445½ (plus 1½).

Von den Bier-Spritwerten ſind heute
Schultheiß ex Dividende mit 311 wieder notiert.

Kaliaktien unregelmäßig, Afchersleben
286½, Salzdetfurth 521¾ und Weſter-
egeln 289¾.

Schwächer ſind immer noch Farben-
aktien,
die mit 259 einſetzten.

Automobilpapiere ohne Geſchäft, Daim-
ler 64½, Adler 62, Bayeriſche Motoren 229.

Elektrowerte etwas gebeſſert auf Deckun-
gen und kleinere Auslandskäufe.

A.E.G. 181½
Bergmann 234¼ (plus 2)
Gesfürel 260⅝
Schuckert 248½
Siemens 409½
Rhein.-Weſtf. Elektrizität 246½.

Glanzſtoffwerte unerholt. Glanzſtoff
ſelbſt 510½ und Bemberg 448. Stöhr 299¼.

Zellſtoffaktien ohne Belebung, Feld-
mühle 235½ und Waldhof 286½.

Von den diverſen Papieren wurden
lediglich Deutſche Linoleum mit 344¼ und
Berger mit 409 (plus 5) etwas reger umgeſetzt.

Anleihe 15.

Im Verlaufe wurde man ausgefprochen flau:
ſtellenweife wurden Exekutionen vorgenommen.



Nachbörse

Tendenz: Flau

An der Nachbör' hörte man noch folgende
Kurſe:

[Tabelle]


[Abbildung] DER BÖRSENKIEBITZ

Das Karnickel bei der gegenwärtigen Baiſſe iſt
der Kunſtſeidenmarkt. Hierauf konzen-
trieren ſich die Angriffe der nach unten ein-
geſtellten Spekulanten. Es wäre nicht das erſte-
mal, daß der Kursſtand der Glanzſtoff- und
Bemberg-Aktie die Begehrlichkeit des
Baiffiers geweckt hätte, doch waren bislang den
Verſuchen, hier einzubrechen, wenig Erfolge be-
ſchieden. Nun iſt das anders geworden und zum
großen Teil trägt die Taktik der Verwaltungen
beider Geſellſchaften, ſich in Schweigen über alle
die Branche angehenden Tagesfragen zu hüllen,
mit Schuld an der gewaltſamen Kursentwertung
ihrer Anteile. Man deutet heute die Zurück-
haltung anders als vor einiger Zeit und will
unter allen Umſtänden in den den Lebensnern
der Kunſtſeide-Induſtrie berührenden Fragen
der Preispolitik unbedingt klar ſehen.

Die Bemberg-Geſellſchaft tritt dieſer
Tage mit Kapitalserhöhungsabſichten an den
Markt und an das anlageſuchende Publikum
heran und hier kann man mit Fug und Recht
fordern, daß derjenige, der ſein Geld hergibt,
klipp und klar weiß, was er dafür erwirbt.

Elektro-Aktien, vor allem Sie-
mens,
ſind auf dem Stande des Frühherbſtes
angelangt. Sollten dieſe Kurſe die alten Inter-
eſſenten nicht bald reizen?

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[0007] WIRTSCHAFT & BÖRSE Tagung der Niederrheiniſchen Handelskammer Auf der heutigen Tagung der Riederrheiniſchen Induſtrie- und Handelskammer Duisburg-Weſel machte der ſtellvertretende Präſident, General- direktor Bramfeldt, in einer längeren Rede Aus- führungen über das verfloſſene Wirtſchafts- jahr 1928, in denen er u. a. erklärte, der Bericht, den die Arbeitsgemeinſchaft der Induſtrie- und Handelskammern des Ruhr-Niederrheingebietes über das verfloſſene Wirtſchaftsjahr 1928 er- ſtattet habe, ließe die ſchwere Lage der deutſchen Wirtſchaft zu Ende des Jahres deutlich erkennen. Das neue Jahr beginne unter dem Zeichen des Reparationsproblems. Auch Reichsminiſter a. D. Hamm ging in ſeinem Vortrag auf den Bericht des Generalagenten für die Reparationszahlun- gen ein. Das Jahr 1928, ſo führte er aus, zeige ein Abflauen der Produktion in vielen Wirt- ſchaftszweigen, was jetzt in der großen Arbeits- loſigkeit zutage trete. Die deutſche Volkswirtſchaft verfüge zwar über viele Menſchen beſter Wirt- ſchaftseignung und über hochentwickelte Technik, ſei aber neben Raumbeengung vor allem kapital- arm und bei innerer Konſumkraft unſicher. Fremdes Kapital könne Eigenkapital nie ganz erſetzen. Als die wichtigſte Forderung leitete der Redner aus unſerer Geſamtwirtſchaftslage die Rotwendigkeit ab, die Kapitalbildung zu fördern. Der vorläufige Finanzausgleich bedürfe einer ge- wiſſen Berichtigung. Verbeſſerungen auf dem Gebiete der Einkommenſteuer ſeien notwendig. Der Redner betonte ſchließlich, daß das kom- mende Haushaltsjahr als Not- und Probejahr gelten müſſe, ſchon um die Vorausſetzungen der Reparationslöfung. ſoweit es immer auf deutſcher Seite liege, zu ſchaffen und zugleich, um deſto wirkſamer Lüſungen abzulehnen, die auf Koſten der Wahrhaftigkeit und des Anſpruches auf eine endgültige Befreiung gingen. Dieſes gelte ins- beſondere für das Verhältnis der Transferfrage zur Geſamtfrage. Bei einer Feſtſtellung der deutſchen Leiſtungsfähigkeit fielen beſonders die ſchweren Folgen der Not der Landwirtſchaft, die ſteigende Auslandszinslaſt und die Steuer- belaſtung im Verhältnis zur Leiſtungsfähigkeit ins Gewicht. Falſche Bewertungsmethoden bei der Ver- mögensſteuerveranlagung von Grundſtücken In dieſen Wochen werden die Einheitswert- beſcheide für die Grundſtücke den Steuerpflich- tigen zugeſtellt. Der Hanſa-Bund für Gewerbe, Handel und Induſtrie hat auf Grund der wirt- ſchaftlich völlig unmöglichen Folgen der in der Verordnung vom 9. Juni 1928 feſtgelegten Be- wertungsvorſchriften eine Eingabe an das Reichs- finanzminiſterium und an den Steuerausſchuß des Reichstages gerichtet, mit der er die prozen- tualen Bewertungsſätze nach dem Wehrbeitrags- wert in vielen Fällen als zu hoch bezeichnet und an deren Stelle auf Antrag des Steuerpflichtigen die Berückſichtigung des Ertragswertes bzw. ge- meinen Wertes in jedem Falle fordert. — Des weiteren hat der Hanſa-Bund für Gewerbe, Han- del und Induſtrie in ſeiner Eingabe beantragt, daß ſich das Reichsfinanzminiſterium zur Frage äußert, ob der § 49a des Mietwuchergeſetzes, dem alle bebauten Grundſtücke unterliegen, nicht die Möglichkeit ausſchaltet, daß es überhaupt Grund- ſtücke gibt, die einer Zwangsbewirtſchaftung nicht unterliegen. Würde das der Fall ſein, ſo müß- ten auch die Grundſtücke, die jetzt als nicht zwangsbewirtſchaftet angeſehen werden, nach den Richtlinien für zwangsbewirtſchaftete Grundſtücke bewertet werden. Es dürſte alſo in ſolchen Fäl- len der bei der wahlweiſe zugelaſſenen Bewer- tung nach dem Einheitswert vorgeſehene Zu- ſchlag von 10 Prozent nicht vorgenommen wer- den. — Der Hanſa-Bund für Gewerbe, Handel und Induſtrie empfiehlt den Steuerpflichtigen, angeſichts der zweifelhaften Rechtslage und der ſich daraus ergebenden unbedingten Rotwendig- keit der Abänderung der Verordnung vom 9. Juni 1928, gegen die ihnen jetzt zugehenden Einheitswertbeſcheide, ſofern ſich aus ihnen er- hebliche Differenzen zwiſchen Steuerlaſt und Er- trag ergeben, rechtzeitig Einſpruch einzulegen. Konkurſe in Bayern Eröffnet: Johann Grimm, Kaufmann in Dorfen, K.V. Gewerbeoberfekretär Preis in Mühldorf, A.F. 28. Jan., P.T. 11. Februar. Friedrich und Anna Lobmeyer, Schuhfabrikanten in Lachen, A.G. Neuſtadt a. d. Hdt., K.V. RA. IR. Girtſch in Neuftadt a. d. Hdt., A.F. 6. Januar, P.T. 1. Februar. Joſef Katzendobler, Baumaterlalien- händler in Dingolfing, nun Wiſſel- fing, K.V. RA. Zehetbauer in Dingalfing, A.F. 8. Februar, P.T. 19. Februar (nach ein- geftelltem Vergleichsverfahren). Otto Müller, Metzgermeiſter in Zella a. M., A.G. Würzburg, K.V. RA. Dr. Erich Mayer in Würzburg, A.F. 23. Februar, P.T. 2. März. Aufgehoben: Karl Hofmann, Bäcker- maiſter und Kolonialwarenhändler in Krum- menaab. A.G. Erbendorf (Zwangsvergleich). Wilhelm Oelſchner, Drogiſt in Mün- chen (Schlußverteilung). Ludwig Haas, Kaufmann in München (mangels Maſſe). Alois Müller, Tapezierermeiſter in Mün- chen (Schlußverteilung). Erwin Wittmann, Buchdruckereibeſitzer in München (mangels Maſſe). Vergleichsverfahren in Bayern Auſgehoben: Fa. L. G. Waeger, o. H. G., in Bamberg (Vergleichsbeſtätigung). Chriſtian und Margarete Vogel, Landwirtseheleute in Großweiglareuth, A.G. Pegnitz (durch Beſchluß). Karl Glundt, Manufakturwarengroßhand- lung in Landau i. d. Pf. (Vergleichsbeſtäti- gung). Herabſetzung des Privaldiskonts Der Privatdiskont wurde für beide Sichten um je ¼ Prozent auf 5¾ Prozent ermäßigt. MÜNCHENER BÖRSE Die heutige Börse Tendenz: Gedrückt München, 14. Jan., 1 Uhr.Bei Beginn der neuen Woche vermutete man vielfach, daß das geſunkene Kursniveau und die beſſer lautenden Auslandsnachrichten vielleicht das Geſchäft etwas beleben würden. Dem war jedoch nicht ſo und in der Luftloſigkeit und an der Fläue hat ſich auch heute nichts geändert. Mit Ausnahme einiger Spezialpapiere wie Bergmann, Maxhütte uſw. war der Umſatz verſchwin- dend gering. Von amtlichen Terminnotierungen find lediglich Farben mit 258, Vergmann mit 233¾—235, Hypothekenbank 174 und Vereins- bank 170 zu nennen. Bei den variablen Papieren war größeres Geſchäft in Maxhütte, die infolge andauernder Intereſſenkäufe um 7 Prozent auf 199 ſtiegen. Sonſt hier Löwenbräu etwas ge- fragter bei 324½. Auf dem Lokalmarkte fällt heute eine Abſchwächung der in den letzten Tagen außer- ordentlich feſt gelegenen Münchener Rück- verſicherungs-Aktien auf, die heute, da die Nachfrage kleiner geworden iſt, um 12 Mark auf 637 zurückgingen. Der übrige Kaſſamarkt liegt luſtlos. Bei den feſtverzinslichen Papieren iſt bei Reſtquoten einiges Geſchäft zu ſchwanken- den Kurfen. Die im Freiverkehr gehandelten Orag- Aktien haben wieder empfindlich nachgegeben. BERLINER BÖRSENKURSE vom 14. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten AMTLICHER KURSBERICHT DER MÜNCHNER BÖRSE BERLINER BÖRSE Amtlicher Verkehr Tendenz: Ruhig Berlin, 14. Jan., 12.50 Uhr.Zu Beginn der heutigen Börſe zeigte ſich außerordentliche Zu- rückhaltung. Wenngleich die Spekulation einige geringfügige Deckungen vornahm — als Grund hierfür nannte man das Dementi bzw. die Richtigſtellung der letzten Aeußerungen des amerikaniſchen Präſidenten Coolidge —, ſo konnte ſich doch kein Geſchäft von größerer Be- deutung entwickeln. Dieſer Zuſtand dürfte ſo lange andauern, bis man durch eventuelle neue Auslandskäufe von außen her Anregung emp- fangen wird oder durch irgendwelche günſtigen Mitteilungen, ſei es nun betr. des Reparations- problems oder ſonſtiger aktueller Fragen, neue Aufmunterung empfängt. Die heute eingetrete- nen geringfügigen Kurserholungen ſtehen vorerſt noch in keinerlei Verhältnis zu den vorher- gegangenen gewaltigen Einbußen. Der Geldmarkt iſt unverändert leicht und Tagesgeld bedingt nach wie vor 4—6 Prozent. Monatsgeld etwas gefragter bei 7—8½ Prozent. Bei den Bankenpapieren war das Ge- ſchäft noch ſehr unregelmäßig bei vorwiegend etwas ſchwächerer Grundtendenz. Bayeriſche Hypothekenbank 174¾, Berliner Handelsgeſell- ſchaft 241¾ (minus 2), Darmſtädter 288 und Reichsbank 324. Schiffahrtspapiere etwas leichter, Hapag 136½ und Nordlloyd 131⅜. Montanpapiere durchſchnittlich um 1 bis 2 Prozent erholt. Beſonders auffällig war heute hier die Kursbewegung unſeres heimiſchen Pa- pieres, der Maxhütte-Aktien. Infolge von In- tereſſenkäufen ſchnellte der Kurs des Papieres um 8 Prozent in die Höhe und eröffnete mit 198½ Prozent. Sonſt wurden: Gelſenkirchner 128 (plus 2). Harpener 136½ (plus 1½), Mannes- mann 129¾ (plus 1¼), Phönix 92½, Rheiniſche Braunkohlen 285 (plus 2), Rheinſtahl 135½ und Stahlverein 95½. Von den Tarifpapieren konnten ſich Deffauer Gas bei 227¾ gut halten, auch Char- lottenburger Waſſer ſind bei 133¾ etwas höher. Von Warenhauspapieren lediglich Tietz bei 288¼ mehr gehandelt. Pokyphon 445½ (plus 1½). Von den Bier-Spritwerten ſind heute Schultheiß ex Dividende mit 311 wieder notiert. Kaliaktien unregelmäßig, Afchersleben 286½, Salzdetfurth 521¾ und Weſter- egeln 289¾. Schwächer ſind immer noch Farben- aktien, die mit 259 einſetzten. Automobilpapiere ohne Geſchäft, Daim- ler 64½, Adler 62, Bayeriſche Motoren 229. Elektrowerte etwas gebeſſert auf Deckun- gen und kleinere Auslandskäufe. A.E.G. 181½ Bergmann 234¼ (plus 2) Gesfürel 260⅝ Schuckert 248½ Siemens 409½ Rhein.-Weſtf. Elektrizität 246½. Glanzſtoffwerte unerholt. Glanzſtoff ſelbſt 510½ und Bemberg 448. Stöhr 299¼. Zellſtoffaktien ohne Belebung, Feld- mühle 235½ und Waldhof 286½. Von den diverſen Papieren wurden lediglich Deutſche Linoleum mit 344¼ und Berger mit 409 (plus 5) etwas reger umgeſetzt. Anleihe 15. Im Verlaufe wurde man ausgefprochen flau: ſtellenweife wurden Exekutionen vorgenommen. B. Nachbörse Tendenz: Flau An der Nachbör' hörte man noch folgende Kurſe: [Abbildung] DER BÖRSENKIEBITZ 15. Januar Das Karnickel bei der gegenwärtigen Baiſſe iſt der Kunſtſeidenmarkt. Hierauf konzen- trieren ſich die Angriffe der nach unten ein- geſtellten Spekulanten. Es wäre nicht das erſte- mal, daß der Kursſtand der Glanzſtoff- und Bemberg-Aktie die Begehrlichkeit des Baiffiers geweckt hätte, doch waren bislang den Verſuchen, hier einzubrechen, wenig Erfolge be- ſchieden. Nun iſt das anders geworden und zum großen Teil trägt die Taktik der Verwaltungen beider Geſellſchaften, ſich in Schweigen über alle die Branche angehenden Tagesfragen zu hüllen, mit Schuld an der gewaltſamen Kursentwertung ihrer Anteile. Man deutet heute die Zurück- haltung anders als vor einiger Zeit und will unter allen Umſtänden in den den Lebensnern der Kunſtſeide-Induſtrie berührenden Fragen der Preispolitik unbedingt klar ſehen. Die Bemberg-Geſellſchaft tritt dieſer Tage mit Kapitalserhöhungsabſichten an den Markt und an das anlageſuchende Publikum heran und hier kann man mit Fug und Recht fordern, daß derjenige, der ſein Geld hergibt, klipp und klar weiß, was er dafür erwirbt. Elektro-Aktien, vor allem Sie- mens, ſind auf dem Stande des Frühherbſtes angelangt. Sollten dieſe Kurſe die alten Inter- eſſenten nicht bald reizen? B

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2020-10-02T09:49:36Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 15. Januar 1929, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine12_1929/7>, abgerufen am 01.11.2024.