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Allgemeine Zeitung, Nr. 133, 20. März 1908.

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Nr. 133. München, Freitag Allgemeine Zeitung 20. März 1908.
Bayerische Chronik.
besonderen Umstände halber" die Sitzung eine Stunde früher
schloß, konnte man es dahin gestellt sein lassen, ob er zu diesen
"besonderen Umständen" auch das vor ihm sich abspielende lustige
Intermezzo rechnete oder nicht."

Zur Steuer der Wahrheit: Herr Dr. v. Orterer präsidierte
nicht, als die Sitzung schloß, und die Trockenheit der Bemerkung
des Herrn 2. Vizepräsidenten enthielt für Wissende Humor genug.

* Bayerischer Detaillisten-Verband der Textilbranche.

In
seiner letzten Generalversammlung beschloß der Verband ein-
stimmig seine Auflösung. Seine sämtlichen Mitglieder wer-
den als Einzelmitglieder dem Verbande deutscher Detailgeschäfte
der Textilbranche Bezirksverein XI-Bayern zugeführt. Der Be-
zirksverein XI wird die Tätigkeit des aufgelösten Verbandes in
ihrem ganzen Umfange aufnehmen und fortführen.


Ein Rechtsprakti-
kantenverein
hat sich für den Landgerichtsbezirk
Aschaffenburg mit dem Sitze in Aschaffenburg nach dem
Vorbilde der anderen bayerischen Städte gebildet.


Infolge eines Kaminbrandes
wurde am Samstag Abend das Wohnhaus des Schneiderbauern
in Albertshofen bei Velburg eingeäschert. Die Bäuerin, die sich
in gesegneten Umständen befand, wollte noch etwas retten, wurde
aber von einstürzendem Mauerwerk verschüttet und erlitt
so schwere Verletzungen, daß sie am nächsten Morgen starb.


Der Bezirksarzt Dr. Ludwig
Diem ist gestern abend 51/2 Uhr an einem Nierenleiden ge-
storben. Der Verlebte, der seit April 1903 als Bezirksarzt dahier
wirkte, war ein überall beliebter Arzt und äußerst pflichttreuer
Beamter, so daß sein Tod aufrichtig bedauert wird. Er erreichte
ein Alter von nur 45 Jahren.

Gerichtssaal.

(Privattelegr.)
Das Schwurgericht verurteilte den Stadteinnehmer Detroy
von Lambrecht wegen Unterschlagung beträchtlicher
Summen zu einem Jahre Gefängnis.

Aus aller Welt.
* Ein leichter Unfall des Lloyddampfers Kronprinz Wilhelm.

Der Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd Kronprinz Wilhelm
wurde gestern früh bei der Abfahrt aus der Quarantäne des
Hafens von New-York infolge Nebels von dem britischen
Dampfer Crown of Castle angerannt. Der Steven des
britischen Dampfers drang etwa 12 Fuß tief ein. Die Beschädi-
gung ist über Wasser. Schraube, Steven und Ruder scheinen
nicht beschädigt zu sein. Die vorläufige Reparatur wird in New-
York vorgenommen. Bei dem Unfall wurde niemand verletzt.
Kronprinz Wilhelm wird am 24. März die Reise nach Bremer-
haven antreten.


* Graf Leo Tolstoi ist, wie ein Privattelegramm
aus St. Petersburg meldet, an Influenza erkrankt.

Handels-Zeitung.

(Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Originalartikel, Notizen und
Telegramme ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet.)


Londoner Geldmarkt und Börse.

&#x1F4EF; Unser Londoner Korrespondent schreibt uns: Noch vor
einer Woche waren die meisten Geldexperten der Ansicht, daß die
jetzige Bankrate von 31/2 Prozent bis in den nächsten Monat
bestehen bleiben werde, die Veröffentlichung des letzten Aus-
weises des hiesigen Zentralinstituts, dessen Reserven nunmehr
301/2 Millionen Pfd. St. erreichen, und der Fall der Marktraten
im allgemeinen macht es jedoch klar, daß die Ermäßigung des
offiziellen Satzes auf 3 Prozent viel früher, wahrscheinlich schon
am kommenden Donnerstag, statthaben wird. Eine Verminde-
rung der Reserven, die im Hinblick auf die kommenden Quartals-
zahlungen unausbleiblich ist, wird daran nichts ändern, ebenso-
wenig der sich zu Ostern einstellende Bedarf für größere Mengen
von Kurantmünze; es handelt sich hier nur um zeitweilige in-
terne Verschiebungen, die an der Geldlage selbst nichts ändern.
Schließlich sind auch die nächstmonatigen Goldverschiffungen nach
Paris zur Deckung der fälligen Sterlingswechsel bereits dis-
kontiert, und sie werden sich durch die wöchentlichen Goldeingänge
vom Auslande, die durchschnittlich eine halbe Million Pfd. St.
umfassen und größtenteils von der Bank von England erworben
werden, ausgleichen lassen. Tägliche Darlehen notieren bereits
erheblich unter dem offiziellen Satze, ebenso werden 3--6monatige
Primawechsel unter 3 Prozent diskontiert -- beides Anzeichen
einmal, daß die einschlägigen Kreise mit einer baldigen Reduk-
tion der Bankrate rechnen, dann, daß Geldüberfluß besteht, der
durch demnächstige Konsolankäufe der Regierung und ander-
weitige Freigabe von Regierungsgeldern vermehrt werden
dürfte.

Ungeachtet dieser günstigen Aussichten (denn billige Geld-
sätze führen ja sonst immer zu vermehrten Transaktionen an der
Börse, wenn auch nur in Anlagewerten), will in die Lon-
doner Stock Exchange kein Leben kommen. Führende englische
Börsianer machen die heutige liberale Parteiregierung dafür ver-
antwortlich, und sie haben im allgemeinen nicht unrecht. Die
Lizenzvorlage hat beispielsweise den Kurswert englischer Braue-
reiaktien in wenigen Tagen um 30 Millionen Pfd. St. gedrückt,
ähnlich verhängnisvoll dürfte es den Aktien englischer Kohlen-
zechen, Eisenhütten, Schiffsbauwerften und Bahnen gehen durch
die Einbringung einer anderen Bill, die die gesetzliche Einführung
einer achtstündigen Arbeitszeit in den Kohlengruben bezweckt
und eine namhafte Verteuerung dieses wichtigen Feuerungs-
materials herbeifführen muß -- ganz abgesehen davon, daß sie
den hiesigen Sozialisten in die Hände arbeitet.

Es ist bezeichnend, daß man jetzt nach dem Amerikaner-
markt,
nach einer Verbesserung der gedrückten Stimmung Aus-
schau hält. Ja, selbst Kupfer und Diamantaktien sollen
das Signal zu einer allgemeinen Erholung geben, also alles
Werte, die der Börse bisher wenig Stütze waren und auch jetzt
nicht geeignet scheinen, eine Wiederkehr des Vertrauens des
Publikums zu rechtfertigen.

Die Wiederaufnahme des Betriebes in einer Anzahl ameri-
kanischer Kupferminen ist ebenfalls kein Moment, das eine Hausse
in Kupfershares rechtfertigt. Das Metall hat noch immer
einen recht ungünstigen Preisstand und für eine baldige Vermeh-
rung des Verbrauches liegen angesichts der internationalen wirt-
schaftlichen Reaktion keine Anzeichen vor. Recht gefährlich scheint
mir daher auch das Vorhaben, sich an der bevorstehenden neuen
[Spaltenumbruch] Kapitalsausgabe der Spaßky Mine zu beteiligen, die, wie es
heißt, in Rußland für ihr Erzeugnis mit 80 Pfd. St. willige Ab-
nehmer findet. Die in Sibirien liegende Grube ist ausnahms-
weise schwierigen klimatischen Verhältnissen unterworfen und
kann in jedem Jahre nur wenige Monate, zuweilen nur Wochen,
im Betriebe erhalten werden. Die Verwaltung will neue
Mittel für die Verbesserung der Transportgelegenheiten be-
schaffen, kann jedoch kaum die Ausbeute in nennenswertem
Maße steigern. Sie schwankt heute in günstigen Zeiten zwischen
200 bis 300 Tonnen monatlich, und danach können die Ueber-
schüsse immerhin nur relativ klein sein und zu einer Deckung der
Zinsen für die benötigten neuen Kapitalien nicht ausreichen.

Dem Kaffirmarkte erwuchs Anfang der Berichtswoche
eine unangenehme Ueberraschung durch die Bekanntgabe des Be-
richtes der Transvaaler Minenkommission und das Fehlschlagen
der Chartered-Emission, die nicht einmal zur Hälfte gezeichnet
worden sein soll und die Verwaltung bewog, den Aktionären
neue Bedingungen zu offerieren. Die neue Zeichnungsliste wird
am 30. März geschlossen werden, und die einzige Stütze, die
Kaffirs bis dahin haben, ist in den günstigen Ausbeuteziffern
für den Monat Februar gegeben.

Geldmarkt und Banken.

Die Staaten der lateinischen Münzunion haben, wie aus
Bern gemeldet wird, die Vermehrung der Silberscheide-
münzen
beschlossen. Jeder Staat darf 17 oder 18 Francs
Silber pro Kopf der Bevölkerung prägen. Dieser Beschluß ist
von einschneidender Bedeutung. Zur lateinischen Münz-
union gehören Frankreich, Italien, Schweiz, Belgien, Griechen-
land. Es war nun von der französischen Regierung vorgeschlagen
worden, den Bestand der kleineren Münzen zu 1 und 2 Francs
von bisherigen 7 Francs pro Kopf auf 16 Francs zu erhöhen, und
zwar durch Umprägung von Fünffrankenstücken, von denen in
Frankreich, Belgien und Italien mehr als 21/4 Milliarden im Um-
lauf sind. Der erwähnte Beschluß geht also noch über den Vor-
schlag Frankreichs hinaus, und das ist deshalb von Wichtigkeit,
weil es sich dabei um eine starke Verminderung sil-
bernen Währungsgeldes
zur Herstellung bloßer Scheide-
münzen handelt. Das Fünffrankenstück ist in den Ländern der
lateinischen Münzunion gesetzliches Währungsgeld
neben den Goldmünzen. Es ist nun sehr interessant, daß die
Länder der Doppelwährung durch eine Verringerung des
offiziellen Silbergeldes auf dem Wege zur reinen Goldwährung
fortschreiten, während in Deutschland umgekehrt Beschlüsse
gefaßt werden, die schließlich zu einer Depravierung der Gold-
währung führen müssen. Auch hier also das Bestreben der
Rückwärtsentwicklung!

* Mitteldeutsche Bodenkredit-Anstalt in Greiz.

Die General-
versammlung vom 18. März beschloß den Anträgen der Verwal-
tung entsprechend, daß auf das Aktienkapital von 7,500,000 Mark
für das Jahr 1907 eine alsbald zahlbare Dividende von 5 Prozent
gewährt und der Restgewinn von 122,920 Mark auf neue Rech-
nung vorgetragen werden soll. Zwei turnusmäßig ausscheidende
Mitglieder des Aufsichtsrates wurden wiedergewählt.

# Diskontoermäßigung der Bank von England.

Das
englische Noteninstitut hat heute seinen Diskont wieder
um ein halbes Prozent auf 3 Prozent ermäßigt,
nachdem erst vor 14 Tagen der Satz auf 31/2 Prozent herab-
gemindert worden wär. Seit dem September 1905 ist der
amtliche Wechselzinsfuß in England nicht mehr auf 3 Pro-
zent zurückgegangen, und damals galt dieser Satz auch nur
3 Wochen. Der heutige Beschluß entspricht der Kräftigung
des internationalen Geldmarktes, die einerseits auf wie-
derholte Goldankünfte in London, andrerseits auf eine zu-
nehmende Erleichterung des amerikanischen Geldmarktes
zurückzuführen ist.

Industrie und Handel.
x Eingaben der oberbayerischen Handelskammer.

In letzter
Zeit ist bekanntlich die Prägung eines 25 Pfennigstückes
aus Nickel
in Anregung gebracht worden. In einem Bericht
zum kgl. Staatsministerium des königlichen Hauses und des
Aeußern sprach sich die Handels- und Gewerbekammer
für Oberbayern
soeben gegen die Schaffung dieses Geld-
stückes aus. Diese ihre Stellungnahme begründete die Kammer
damit, daß tatsächlich kein Mangel an Scheidemünze bestehe;
außer den 5 und 10 Pfennigstücken helfe das silberne 1/2 Mark-
Stück den Verkehr zu befriedigen. Wenn aber wirklich ein
Mangel an Umlaufsmitteln vorhanden wäre, dann wäre, so
führte die Kammer weiter aus, die Prägung eines 25 Pfennig-
Stückes deshalb abzuweisen, weil diesem Mangel durch Nach-
prägung der bestehenden Sorten von Scheidemünzen leicht abge-
holfen werden könnte, weil das 25 Pfennig-Stück zwecklos das
Dezimalsystem durchbrechen würde, weil damit tatsächlich nur
eine Teuerung hervorgerufen werden könnte -- was jetzt
20 Pfennig kostet, würde beim Vorhandensein eines 25 Pfennig-
Stückes vielleicht bald 25 Pfennig kosten -- und weil, wenn
nötig, ein leicht kenntliches 20 Pfennig-Stück zu schaffen wäre.

Im Hinblick auf die Beschlüsse der zur Beratung der No-
velle zum Börsengesetz
niedergesetzten Reichstagskom-
mission hat die Handels- und Gewerbekammer für
Oberbayern
unterm 16. d. M. an den Deutschen Handelstag,
als die berufene Vertretung des gesamten deutschen Handels und
der gesamten deutschen Industrie, die Bitte gestellt, der Regierung
und dem Reichstag gegenüber neuerlich mit allem Nachdruck
darauf hinzuweisen, daß die Beseitigung des Börsen-
registers
die unerläßliche Voraussetzung der Re-
form des Börsengesetzes ist und daß ohne die Beseitigung des
Börsenregisters die Gesundung der deutschen Börsenverhältnisse,
deren Daniederliegen nur den ausländischen Börsen zu-
gute kommt, ohne die ungesunde Spekulation einzuschränken, aus-
geschlossen ist. Die Kammer wies in ihrer Eingabe auch darauf
hin, daß die Erhaltung einer starken deutschen Börse nicht bloß
die Forderung einer Partei oder einer bestimmten wirtschaftlichen
Richtung, sondern eine nationale Notwendigkeit ist, und gab zu-
gleich der Anschauung Ausdruck, es dürfe von dem Patriotis-
mus sämtlicher Parteien
erwartet werden, daß sie in
dieser Hinsicht in einsichtsvoller Weise den ohnehin recht beschei-
denen Reformvorschlägen der Regierung keine Schwierigkeiten
in den Weg legen.

# Felten u. Guilleaume Lahmeyerwerke A.-G. zu
Mülheim a. Rh.

25 Mill. M 41/2 proz. Teilschuld-
verschreibungen
der Gesellschaft sind zum Handel
und zur Notiz an der Berliner Börse zugelassen
worden. Die Zulassung in Frankfurt a. M. und Köln wird
[Spaltenumbruch] beantragt. Von dieser Anleihe werden nom. 15 Millio-
nen Mark
am 24. März 1908 zur Zeichnung aufgelegt,
in München bei der Bayerischen Bank für Han-
del und Industrie
und bei der Filiale der
Dresdner Bank.
Der Zeichnungspreis beträgt
981/2 Proz. zuzüglich 41/2 Prozent Stückzinsen vom 1. April
1908 bis zum Abnahmetage. Alles weitere ergibt eine Be-
kanntmachung im Anzeigenteil.

M. Vom Kohlenmarkt.

(Privattelegramm.)
Der Kölnischen Zeitung zufolge wird, bei lebhaftem
Kohlenversand, bereits damit begonnen, die überschießen-
den Mengen in Magazine zu verstauen, was um so bezeich-
nender erscheint, als bis vor kurzer Zeit die Lager in den
Ruhrhäfen fast gar keine Bestände aufzuweisen hatten.
Auch in Süddeutschland ist man lebhaft damit be-
schäftigt, große Mengen auf Lager zu nehmen, da man für
die dort eintreffenden Kohlen in vielen Fällen nicht sofort
Absatz findet.

* Amerikanischer Eisenmarkt.

(Privattele-
gramm.) New-York.
18. März. Iron Age meldet:
Die Tendenz der Roheisenmärkte ist träge. Die Un-
gewißheit
hinsichtlich der weiteren Preisgestaltung
nimmt zu. Südliches Roheisen Nr. 2 ist zum Preise von
12 Dollars per Tonne franko Birmingham-Alabama er-
hältlich, Roheisen aus Virginia zum Preise von 14 Doll.
Neue Aufträge für Stahl nehmen nach wie vor nur 50
Prozent der Leistungsfähigkeit in Anspruch. Käufe seitens
der Bahngesellschaften werden zwar im allgemeinen in
kleinerem Umfange getätigt, doch ist die Nachfrage für
leichtere Fabrikate besser geworden, besonders für Draht-
erzeugnisse. Die Situation im Weißblechhandel ist günstig,
die Anzahl der produzierenden Walzwerke
nimmt zu.
Das Geschäft in Schienen und Waggons ist
ruhig. Es schweben Verhandlungen über die Erteilung von
Aufträgen für die Lieferung von 125 Lokomotiven für in-
ländische Bahnen. Für den Export nach Frankreich
wird ein Auftrag für die Lieferung von 30 Lokomotiven
erteilt werden. Die Chicago, Milwaukee and St. Paulbahn
hat beschlossen, in ihren in Milwaukee gelegenen Werk-
stätten 2500 Stahlwaggons und 70 Lokomotiven zu bauen.
Einige Aufträge für die Lieferung von Achsen wurden ge-
bucht. Die Fabrikanten nehmen Aufträge für Baustahl zu
sehr billigen Preisen herein. Eine bedeutende Tonnenzahl
für die Lieferung von gußeisernen Röhren wurde zu sehr
billigen Preisen gebucht. Die Meldungen über umfang-
reiche Verkäufe in Kupfer haben sich bisher nicht bestätigt.

Howaldt-Werke in Kiel.

Die Gesellschaft weist in ihrem
Geschäftsbericht darauf hin, daß das am 30. September 1907 be-
endete Betriebsjahr ebenso wie seine Vorgänger fast völlig unter
dem Zeichen der noch immer nicht erledigten Ansprüche der
Gesellschaft an die russische Regierung stand. Auf die
russischen Forderungen, die insgesamt 2,544,680 M betragen, sind
909,102 Mark eingegangen. Die Erstattung von Verzugszinsen
wurde abgelehnt. Die Zinsenansprüche erstrecken sich auf
einen Zeitraum von fünf Jahren. Von dem verfügbaren Ueber-
schuß
von 474,511 M (461,058 M) sollen für die Forderungen
an Rußland 439,535 M zurückgestellt werden. Eine Dividende
gelangt nicht zur Verteilung.


# Der Jahresbericht des Bundes der Industriellen für
1906/07
enthält, außer dem Bericht über die Tätigkeit des
Bundes, eine Abhandlung von Professor Dr. J. Schär über den
Entwurf zu einem deutschen Scheckgesetz.

Transportwesen.
Verkehr auf den Bayerischen Staatseisenbahnen im Monat
Februar 1998.
[Tabelle]
H. Von der Moskau-Kasaner Eisenbahn-Aktiengesellschaft.

Man schreibt uns aus Moskau: Die Zeitungen berichten, daß bei
der Moskau-Kasaner Eisenbahn kolossale Veruntreuungen
im Betrage von einigen Millionen Rubel stattgefun-
den und in den Moskauer Industrie- und Handelskreisen großes
Aufsehen erregt haben. Das Bekanntwerden dieser Veruntreu-
ungen und die Verhaftung von J. A. Schibanow verursachten
einen Kurssturz der Aktien, die noch vor wenigen Jahren zu
400 Rubel notiert wurden, bis auf 170 Rubel. Ferner wird be-
richtet, daß es den Hauptbeteiligten der Bahn gelungen sei, recht-
zeitig vor dem Bekanntwerden der Defraudationen ihre
Aktien zu veräußern. Man hofft nun, daß eine Sena-
toren-Revision stattfinden und daß die leitenden Persönlichkeiten
der Bahnverwaltung (v. Meck, Noltein), die diese großen Ver-
untreuungen Schibanows angeblich nicht verhindert haben, zu
gerichtlicher Verantwortung gezogen werden.

x Insolvenz einer russischen Schiffahrtsgesellschaft.

Die
Dampferkompagnie auf Aktien, welche die Fahrt auf dem Don,
dem Schwarzen und dem Asowschen Meere betreibt, hat sich für
insolvent erklärt. Nach dem von den Gläubigern auf-
gestellten Status betragen die Passiven 1,300,000 Rubel und
die Aktiven 850,000 Rubel.

* Baltimore and Ohio-Bahn.

Die Bruttoeinnahmen
beliefen sich im Februar auf 4,682,000 Doll. (gegen das Vor-
jahr 1,257,000 Doll. weniger), die Nettobetriebsein-
nahmen
auf 573,000 Doll. (gegen das Vorjahr um 889,000
Dollars weniger).

x Canada Pacific-Bahn.

Die Einnahmen der Cana-
dian Pacific-Bahn
in der vergangenen Woche betrugen
1,220,000 Doll., das bedeutet 149,000 Doll. weniger als im gleichen
Zeitraum des Vorjahres.

[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
[irrelevantes Material]
Nr. 133. München, Freitag Allgemeine Zeitung 20. März 1908.
Bayeriſche Chronik.
beſonderen Umſtände halber“ die Sitzung eine Stunde früher
ſchloß, konnte man es dahin geſtellt ſein laſſen, ob er zu dieſen
„beſonderen Umſtänden“ auch das vor ihm ſich abſpielende luſtige
Intermezzo rechnete oder nicht.“

Zur Steuer der Wahrheit: Herr Dr. v. Orterer präſidierte
nicht, als die Sitzung ſchloß, und die Trockenheit der Bemerkung
des Herrn 2. Vizepräſidenten enthielt für Wiſſende Humor genug.

* Bayeriſcher Detailliſten-Verband der Textilbranche.

In
ſeiner letzten Generalverſammlung beſchloß der Verband ein-
ſtimmig ſeine Auflöſung. Seine ſämtlichen Mitglieder wer-
den als Einzelmitglieder dem Verbande deutſcher Detailgeſchäfte
der Textilbranche Bezirksverein XI-Bayern zugeführt. Der Be-
zirksverein XI wird die Tätigkeit des aufgelöſten Verbandes in
ihrem ganzen Umfange aufnehmen und fortführen.


Ein Rechtsprakti-
kantenverein
hat ſich für den Landgerichtsbezirk
Aſchaffenburg mit dem Sitze in Aſchaffenburg nach dem
Vorbilde der anderen bayeriſchen Städte gebildet.


Infolge eines Kaminbrandes
wurde am Samstag Abend das Wohnhaus des Schneiderbauern
in Albertshofen bei Velburg eingeäſchert. Die Bäuerin, die ſich
in geſegneten Umſtänden befand, wollte noch etwas retten, wurde
aber von einſtürzendem Mauerwerk verſchüttet und erlitt
ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie am nächſten Morgen ſtarb.


Der Bezirksarzt Dr. Ludwig
Diem iſt geſtern abend 5½ Uhr an einem Nierenleiden ge-
ſtorben. Der Verlebte, der ſeit April 1903 als Bezirksarzt dahier
wirkte, war ein überall beliebter Arzt und äußerſt pflichttreuer
Beamter, ſo daß ſein Tod aufrichtig bedauert wird. Er erreichte
ein Alter von nur 45 Jahren.

Gerichtsſaal.

(Privattelegr.)
Das Schwurgericht verurteilte den Stadteinnehmer Detroy
von Lambrecht wegen Unterſchlagung beträchtlicher
Summen zu einem Jahre Gefängnis.

Aus aller Welt.
* Ein leichter Unfall des Lloyddampfers Kronprinz Wilhelm.

Der Schnelldampfer des Norddeutſchen Lloyd Kronprinz Wilhelm
wurde geſtern früh bei der Abfahrt aus der Quarantäne des
Hafens von New-York infolge Nebels von dem britiſchen
Dampfer Crown of Caſtle angerannt. Der Steven des
britiſchen Dampfers drang etwa 12 Fuß tief ein. Die Beſchädi-
gung iſt über Waſſer. Schraube, Steven und Ruder ſcheinen
nicht beſchädigt zu ſein. Die vorläufige Reparatur wird in New-
York vorgenommen. Bei dem Unfall wurde niemand verletzt.
Kronprinz Wilhelm wird am 24. März die Reiſe nach Bremer-
haven antreten.


* Graf Leo Tolſtoi iſt, wie ein Privattelegramm
aus St. Petersburg meldet, an Influenza erkrankt.

Handels-Zeitung.

(Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Originalartikel, Notizen und
Telegramme iſt nur mit genauer Quellenangabe geſtattet.)


Londoner Geldmarkt und Börſe.

&#x1F4EF; Unſer Londoner Korreſpondent ſchreibt uns: Noch vor
einer Woche waren die meiſten Geldexperten der Anſicht, daß die
jetzige Bankrate von 3½ Prozent bis in den nächſten Monat
beſtehen bleiben werde, die Veröffentlichung des letzten Aus-
weiſes des hieſigen Zentralinſtituts, deſſen Reſerven nunmehr
30½ Millionen Pfd. St. erreichen, und der Fall der Marktraten
im allgemeinen macht es jedoch klar, daß die Ermäßigung des
offiziellen Satzes auf 3 Prozent viel früher, wahrſcheinlich ſchon
am kommenden Donnerstag, ſtatthaben wird. Eine Verminde-
rung der Reſerven, die im Hinblick auf die kommenden Quartals-
zahlungen unausbleiblich iſt, wird daran nichts ändern, ebenſo-
wenig der ſich zu Oſtern einſtellende Bedarf für größere Mengen
von Kurantmünze; es handelt ſich hier nur um zeitweilige in-
terne Verſchiebungen, die an der Geldlage ſelbſt nichts ändern.
Schließlich ſind auch die nächſtmonatigen Goldverſchiffungen nach
Paris zur Deckung der fälligen Sterlingswechſel bereits dis-
kontiert, und ſie werden ſich durch die wöchentlichen Goldeingänge
vom Auslande, die durchſchnittlich eine halbe Million Pfd. St.
umfaſſen und größtenteils von der Bank von England erworben
werden, ausgleichen laſſen. Tägliche Darlehen notieren bereits
erheblich unter dem offiziellen Satze, ebenſo werden 3—6monatige
Primawechſel unter 3 Prozent diskontiert — beides Anzeichen
einmal, daß die einſchlägigen Kreiſe mit einer baldigen Reduk-
tion der Bankrate rechnen, dann, daß Geldüberfluß beſteht, der
durch demnächſtige Konſolankäufe der Regierung und ander-
weitige Freigabe von Regierungsgeldern vermehrt werden
dürfte.

Ungeachtet dieſer günſtigen Ausſichten (denn billige Geld-
ſätze führen ja ſonſt immer zu vermehrten Transaktionen an der
Börſe, wenn auch nur in Anlagewerten), will in die Lon-
doner Stock Exchange kein Leben kommen. Führende engliſche
Börſianer machen die heutige liberale Parteiregierung dafür ver-
antwortlich, und ſie haben im allgemeinen nicht unrecht. Die
Lizenzvorlage hat beiſpielsweiſe den Kurswert engliſcher Braue-
reiaktien in wenigen Tagen um 30 Millionen Pfd. St. gedrückt,
ähnlich verhängnisvoll dürfte es den Aktien engliſcher Kohlen-
zechen, Eiſenhütten, Schiffsbauwerften und Bahnen gehen durch
die Einbringung einer anderen Bill, die die geſetzliche Einführung
einer achtſtündigen Arbeitszeit in den Kohlengruben bezweckt
und eine namhafte Verteuerung dieſes wichtigen Feuerungs-
materials herbeifführen muß — ganz abgeſehen davon, daß ſie
den hieſigen Sozialiſten in die Hände arbeitet.

Es iſt bezeichnend, daß man jetzt nach dem Amerikaner-
markt,
nach einer Verbeſſerung der gedrückten Stimmung Aus-
ſchau hält. Ja, ſelbſt Kupfer und Diamantaktien ſollen
das Signal zu einer allgemeinen Erholung geben, alſo alles
Werte, die der Börſe bisher wenig Stütze waren und auch jetzt
nicht geeignet ſcheinen, eine Wiederkehr des Vertrauens des
Publikums zu rechtfertigen.

Die Wiederaufnahme des Betriebes in einer Anzahl ameri-
kaniſcher Kupferminen iſt ebenfalls kein Moment, das eine Hauſſe
in Kupferſhares rechtfertigt. Das Metall hat noch immer
einen recht ungünſtigen Preisſtand und für eine baldige Vermeh-
rung des Verbrauches liegen angeſichts der internationalen wirt-
ſchaftlichen Reaktion keine Anzeichen vor. Recht gefährlich ſcheint
mir daher auch das Vorhaben, ſich an der bevorſtehenden neuen
[Spaltenumbruch] Kapitalsausgabe der Spaßky Mine zu beteiligen, die, wie es
heißt, in Rußland für ihr Erzeugnis mit 80 Pfd. St. willige Ab-
nehmer findet. Die in Sibirien liegende Grube iſt ausnahms-
weiſe ſchwierigen klimatiſchen Verhältniſſen unterworfen und
kann in jedem Jahre nur wenige Monate, zuweilen nur Wochen,
im Betriebe erhalten werden. Die Verwaltung will neue
Mittel für die Verbeſſerung der Transportgelegenheiten be-
ſchaffen, kann jedoch kaum die Ausbeute in nennenswertem
Maße ſteigern. Sie ſchwankt heute in günſtigen Zeiten zwiſchen
200 bis 300 Tonnen monatlich, und danach können die Ueber-
ſchüſſe immerhin nur relativ klein ſein und zu einer Deckung der
Zinſen für die benötigten neuen Kapitalien nicht ausreichen.

Dem Kaffirmarkte erwuchs Anfang der Berichtswoche
eine unangenehme Ueberraſchung durch die Bekanntgabe des Be-
richtes der Transvaaler Minenkommiſſion und das Fehlſchlagen
der Chartered-Emiſſion, die nicht einmal zur Hälfte gezeichnet
worden ſein ſoll und die Verwaltung bewog, den Aktionären
neue Bedingungen zu offerieren. Die neue Zeichnungsliſte wird
am 30. März geſchloſſen werden, und die einzige Stütze, die
Kaffirs bis dahin haben, iſt in den günſtigen Ausbeuteziffern
für den Monat Februar gegeben.

Geldmarkt und Banken.

Die Staaten der lateiniſchen Münzunion haben, wie aus
Bern gemeldet wird, die Vermehrung der Silberſcheide-
münzen
beſchloſſen. Jeder Staat darf 17 oder 18 Francs
Silber pro Kopf der Bevölkerung prägen. Dieſer Beſchluß iſt
von einſchneidender Bedeutung. Zur lateiniſchen Münz-
union gehören Frankreich, Italien, Schweiz, Belgien, Griechen-
land. Es war nun von der franzöſiſchen Regierung vorgeſchlagen
worden, den Beſtand der kleineren Münzen zu 1 und 2 Francs
von bisherigen 7 Francs pro Kopf auf 16 Francs zu erhöhen, und
zwar durch Umprägung von Fünffrankenſtücken, von denen in
Frankreich, Belgien und Italien mehr als 2¼ Milliarden im Um-
lauf ſind. Der erwähnte Beſchluß geht alſo noch über den Vor-
ſchlag Frankreichs hinaus, und das iſt deshalb von Wichtigkeit,
weil es ſich dabei um eine ſtarke Verminderung ſil-
bernen Währungsgeldes
zur Herſtellung bloßer Scheide-
münzen handelt. Das Fünffrankenſtück iſt in den Ländern der
lateiniſchen Münzunion geſetzliches Währungsgeld
neben den Goldmünzen. Es iſt nun ſehr intereſſant, daß die
Länder der Doppelwährung durch eine Verringerung des
offiziellen Silbergeldes auf dem Wege zur reinen Goldwährung
fortſchreiten, während in Deutſchland umgekehrt Beſchlüſſe
gefaßt werden, die ſchließlich zu einer Depravierung der Gold-
währung führen müſſen. Auch hier alſo das Beſtreben der
Rückwärtsentwicklung!

* Mitteldeutſche Bodenkredit-Anſtalt in Greiz.

Die General-
verſammlung vom 18. März beſchloß den Anträgen der Verwal-
tung entſprechend, daß auf das Aktienkapital von 7,500,000 Mark
für das Jahr 1907 eine alsbald zahlbare Dividende von 5 Prozent
gewährt und der Reſtgewinn von 122,920 Mark auf neue Rech-
nung vorgetragen werden ſoll. Zwei turnusmäßig ausſcheidende
Mitglieder des Aufſichtsrates wurden wiedergewählt.

Diskontoermäßigung der Bank von England.

Das
engliſche Noteninſtitut hat heute ſeinen Diskont wieder
um ein halbes Prozent auf 3 Prozent ermäßigt,
nachdem erſt vor 14 Tagen der Satz auf 3½ Prozent herab-
gemindert worden wär. Seit dem September 1905 iſt der
amtliche Wechſelzinsfuß in England nicht mehr auf 3 Pro-
zent zurückgegangen, und damals galt dieſer Satz auch nur
3 Wochen. Der heutige Beſchluß entſpricht der Kräftigung
des internationalen Geldmarktes, die einerſeits auf wie-
derholte Goldankünfte in London, andrerſeits auf eine zu-
nehmende Erleichterung des amerikaniſchen Geldmarktes
zurückzuführen iſt.

Induſtrie und Handel.
× Eingaben der oberbayeriſchen Handelskammer.

In letzter
Zeit iſt bekanntlich die Prägung eines 25 Pfennigſtückes
aus Nickel
in Anregung gebracht worden. In einem Bericht
zum kgl. Staatsminiſterium des königlichen Hauſes und des
Aeußern ſprach ſich die Handels- und Gewerbekammer
für Oberbayern
ſoeben gegen die Schaffung dieſes Geld-
ſtückes aus. Dieſe ihre Stellungnahme begründete die Kammer
damit, daß tatſächlich kein Mangel an Scheidemünze beſtehe;
außer den 5 und 10 Pfennigſtücken helfe das ſilberne ½ Mark-
Stück den Verkehr zu befriedigen. Wenn aber wirklich ein
Mangel an Umlaufsmitteln vorhanden wäre, dann wäre, ſo
führte die Kammer weiter aus, die Prägung eines 25 Pfennig-
Stückes deshalb abzuweiſen, weil dieſem Mangel durch Nach-
prägung der beſtehenden Sorten von Scheidemünzen leicht abge-
holfen werden könnte, weil das 25 Pfennig-Stück zwecklos das
Dezimalſyſtem durchbrechen würde, weil damit tatſächlich nur
eine Teuerung hervorgerufen werden könnte — was jetzt
20 Pfennig koſtet, würde beim Vorhandenſein eines 25 Pfennig-
Stückes vielleicht bald 25 Pfennig koſten — und weil, wenn
nötig, ein leicht kenntliches 20 Pfennig-Stück zu ſchaffen wäre.

Im Hinblick auf die Beſchlüſſe der zur Beratung der No-
velle zum Börſengeſetz
niedergeſetzten Reichstagskom-
miſſion hat die Handels- und Gewerbekammer für
Oberbayern
unterm 16. d. M. an den Deutſchen Handelstag,
als die berufene Vertretung des geſamten deutſchen Handels und
der geſamten deutſchen Induſtrie, die Bitte geſtellt, der Regierung
und dem Reichstag gegenüber neuerlich mit allem Nachdruck
darauf hinzuweiſen, daß die Beſeitigung des Börſen-
regiſters
die unerläßliche Vorausſetzung der Re-
form des Börſengeſetzes iſt und daß ohne die Beſeitigung des
Börſenregiſters die Geſundung der deutſchen Börſenverhältniſſe,
deren Daniederliegen nur den ausländiſchen Börſen zu-
gute kommt, ohne die ungeſunde Spekulation einzuſchränken, aus-
geſchloſſen iſt. Die Kammer wies in ihrer Eingabe auch darauf
hin, daß die Erhaltung einer ſtarken deutſchen Börſe nicht bloß
die Forderung einer Partei oder einer beſtimmten wirtſchaftlichen
Richtung, ſondern eine nationale Notwendigkeit iſt, und gab zu-
gleich der Anſchauung Ausdruck, es dürfe von dem Patriotis-
mus ſämtlicher Parteien
erwartet werden, daß ſie in
dieſer Hinſicht in einſichtsvoller Weiſe den ohnehin recht beſchei-
denen Reformvorſchlägen der Regierung keine Schwierigkeiten
in den Weg legen.

# Felten u. Guilleaume Lahmeyerwerke A.-G. zu
Mülheim a. Rh.

25 Mill. M 4½ proz. Teilſchuld-
verſchreibungen
der Geſellſchaft ſind zum Handel
und zur Notiz an der Berliner Börſe zugelaſſen
worden. Die Zulaſſung in Frankfurt a. M. und Köln wird
[Spaltenumbruch] beantragt. Von dieſer Anleihe werden nom. 15 Millio-
nen Mark
am 24. März 1908 zur Zeichnung aufgelegt,
in München bei der Bayeriſchen Bank für Han-
del und Induſtrie
und bei der Filiale der
Dresdner Bank.
Der Zeichnungspreis beträgt
98½ Proz. zuzüglich 4½ Prozent Stückzinſen vom 1. April
1908 bis zum Abnahmetage. Alles weitere ergibt eine Be-
kanntmachung im Anzeigenteil.

M. Vom Kohlenmarkt.

(Privattelegramm.)
Der Kölniſchen Zeitung zufolge wird, bei lebhaftem
Kohlenverſand, bereits damit begonnen, die überſchießen-
den Mengen in Magazine zu verſtauen, was um ſo bezeich-
nender erſcheint, als bis vor kurzer Zeit die Lager in den
Ruhrhäfen faſt gar keine Beſtände aufzuweiſen hatten.
Auch in Süddeutſchland iſt man lebhaft damit be-
ſchäftigt, große Mengen auf Lager zu nehmen, da man für
die dort eintreffenden Kohlen in vielen Fällen nicht ſofort
Abſatz findet.

* Amerikaniſcher Eiſenmarkt.

(Privattele-
gramm.) New-York.
18. März. Iron Age meldet:
Die Tendenz der Roheiſenmärkte iſt träge. Die Un-
gewißheit
hinſichtlich der weiteren Preisgeſtaltung
nimmt zu. Südliches Roheiſen Nr. 2 iſt zum Preiſe von
12 Dollars per Tonne franko Birmingham-Alabama er-
hältlich, Roheiſen aus Virginia zum Preiſe von 14 Doll.
Neue Aufträge für Stahl nehmen nach wie vor nur 50
Prozent der Leiſtungsfähigkeit in Anſpruch. Käufe ſeitens
der Bahngeſellſchaften werden zwar im allgemeinen in
kleinerem Umfange getätigt, doch iſt die Nachfrage für
leichtere Fabrikate beſſer geworden, beſonders für Draht-
erzeugniſſe. Die Situation im Weißblechhandel iſt günſtig,
die Anzahl der produzierenden Walzwerke
nimmt zu.
Das Geſchäft in Schienen und Waggons iſt
ruhig. Es ſchweben Verhandlungen über die Erteilung von
Aufträgen für die Lieferung von 125 Lokomotiven für in-
ländiſche Bahnen. Für den Export nach Frankreich
wird ein Auftrag für die Lieferung von 30 Lokomotiven
erteilt werden. Die Chicago, Milwaukee and St. Paulbahn
hat beſchloſſen, in ihren in Milwaukee gelegenen Werk-
ſtätten 2500 Stahlwaggons und 70 Lokomotiven zu bauen.
Einige Aufträge für die Lieferung von Achſen wurden ge-
bucht. Die Fabrikanten nehmen Aufträge für Bauſtahl zu
ſehr billigen Preiſen herein. Eine bedeutende Tonnenzahl
für die Lieferung von gußeiſernen Röhren wurde zu ſehr
billigen Preiſen gebucht. Die Meldungen über umfang-
reiche Verkäufe in Kupfer haben ſich bisher nicht beſtätigt.

Howaldt-Werke in Kiel.

Die Geſellſchaft weiſt in ihrem
Geſchäftsbericht darauf hin, daß das am 30. September 1907 be-
endete Betriebsjahr ebenſo wie ſeine Vorgänger faſt völlig unter
dem Zeichen der noch immer nicht erledigten Anſprüche der
Geſellſchaft an die ruſſiſche Regierung ſtand. Auf die
ruſſiſchen Forderungen, die insgeſamt 2,544,680 M betragen, ſind
909,102 Mark eingegangen. Die Erſtattung von Verzugszinſen
wurde abgelehnt. Die Zinſenanſprüche erſtrecken ſich auf
einen Zeitraum von fünf Jahren. Von dem verfügbaren Ueber-
ſchuß
von 474,511 M (461,058 M) ſollen für die Forderungen
an Rußland 439,535 M zurückgeſtellt werden. Eine Dividende
gelangt nicht zur Verteilung.


Der Jahresbericht des Bundes der Induſtriellen für
1906/07
enthält, außer dem Bericht über die Tätigkeit des
Bundes, eine Abhandlung von Profeſſor Dr. J. Schär über den
Entwurf zu einem deutſchen Scheckgeſetz.

Transportweſen.
Verkehr auf den Bayeriſchen Staatseiſenbahnen im Monat
Februar 1998.
[Tabelle]
H. Von der Moskau-Kaſaner Eiſenbahn-Aktiengeſellſchaft.

Man ſchreibt uns aus Moskau: Die Zeitungen berichten, daß bei
der Moskau-Kaſaner Eiſenbahn koloſſale Veruntreuungen
im Betrage von einigen Millionen Rubel ſtattgefun-
den und in den Moskauer Induſtrie- und Handelskreiſen großes
Aufſehen erregt haben. Das Bekanntwerden dieſer Veruntreu-
ungen und die Verhaftung von J. A. Schibanow verurſachten
einen Kursſturz der Aktien, die noch vor wenigen Jahren zu
400 Rubel notiert wurden, bis auf 170 Rubel. Ferner wird be-
richtet, daß es den Hauptbeteiligten der Bahn gelungen ſei, recht-
zeitig vor dem Bekanntwerden der Defraudationen ihre
Aktien zu veräußern. Man hofft nun, daß eine Sena-
toren-Reviſion ſtattfinden und daß die leitenden Perſönlichkeiten
der Bahnverwaltung (v. Meck, Noltein), die dieſe großen Ver-
untreuungen Schibanows angeblich nicht verhindert haben, zu
gerichtlicher Verantwortung gezogen werden.

× Inſolvenz einer ruſſiſchen Schiffahrtsgeſellſchaft.

Die
Dampferkompagnie auf Aktien, welche die Fahrt auf dem Don,
dem Schwarzen und dem Aſowſchen Meere betreibt, hat ſich für
inſolvent erklärt. Nach dem von den Gläubigern auf-
geſtellten Status betragen die Paſſiven 1,300,000 Rubel und
die Aktiven 850,000 Rubel.

* Baltimore and Ohio-Bahn.

Die Bruttoeinnahmen
beliefen ſich im Februar auf 4,682,000 Doll. (gegen das Vor-
jahr 1,257,000 Doll. weniger), die Nettobetriebsein-
nahmen
auf 573,000 Doll. (gegen das Vorjahr um 889,000
Dollars weniger).

× Canada Pacific-Bahn.

Die Einnahmen der Cana-
dian Pacific-Bahn
in der vergangenen Woche betrugen
1,220,000 Doll., das bedeutet 149,000 Doll. weniger als im gleichen
Zeitraum des Vorjahres.

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[Seite 5[5]/0005] Nr. 133. München, Freitag Allgemeine Zeitung 20. März 1908. Bayeriſche Chronik.beſonderen Umſtände halber“ die Sitzung eine Stunde früher ſchloß, konnte man es dahin geſtellt ſein laſſen, ob er zu dieſen „beſonderen Umſtänden“ auch das vor ihm ſich abſpielende luſtige Intermezzo rechnete oder nicht.“ Zur Steuer der Wahrheit: Herr Dr. v. Orterer präſidierte nicht, als die Sitzung ſchloß, und die Trockenheit der Bemerkung des Herrn 2. Vizepräſidenten enthielt für Wiſſende Humor genug. * Bayeriſcher Detailliſten-Verband der Textilbranche. In ſeiner letzten Generalverſammlung beſchloß der Verband ein- ſtimmig ſeine Auflöſung. Seine ſämtlichen Mitglieder wer- den als Einzelmitglieder dem Verbande deutſcher Detailgeſchäfte der Textilbranche Bezirksverein XI-Bayern zugeführt. Der Be- zirksverein XI wird die Tätigkeit des aufgelöſten Verbandes in ihrem ganzen Umfange aufnehmen und fortführen. O. Aſchaffenburg, 18. März. Ein Rechtsprakti- kantenverein hat ſich für den Landgerichtsbezirk Aſchaffenburg mit dem Sitze in Aſchaffenburg nach dem Vorbilde der anderen bayeriſchen Städte gebildet. * Neumarkt i. O., 16. März. Infolge eines Kaminbrandes wurde am Samstag Abend das Wohnhaus des Schneiderbauern in Albertshofen bei Velburg eingeäſchert. Die Bäuerin, die ſich in geſegneten Umſtänden befand, wollte noch etwas retten, wurde aber von einſtürzendem Mauerwerk verſchüttet und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie am nächſten Morgen ſtarb. * Gerolzhofen, 17. März. Der Bezirksarzt Dr. Ludwig Diem iſt geſtern abend 5½ Uhr an einem Nierenleiden ge- ſtorben. Der Verlebte, der ſeit April 1903 als Bezirksarzt dahier wirkte, war ein überall beliebter Arzt und äußerſt pflichttreuer Beamter, ſo daß ſein Tod aufrichtig bedauert wird. Er erreichte ein Alter von nur 45 Jahren. Gerichtsſaal. w. Zweibrücken, 19. März. 11.15 V. (Privattelegr.) Das Schwurgericht verurteilte den Stadteinnehmer Detroy von Lambrecht wegen Unterſchlagung beträchtlicher Summen zu einem Jahre Gefängnis. Aus aller Welt. * Ein leichter Unfall des Lloyddampfers Kronprinz Wilhelm. Der Schnelldampfer des Norddeutſchen Lloyd Kronprinz Wilhelm wurde geſtern früh bei der Abfahrt aus der Quarantäne des Hafens von New-York infolge Nebels von dem britiſchen Dampfer Crown of Caſtle angerannt. Der Steven des britiſchen Dampfers drang etwa 12 Fuß tief ein. Die Beſchädi- gung iſt über Waſſer. Schraube, Steven und Ruder ſcheinen nicht beſchädigt zu ſein. Die vorläufige Reparatur wird in New- York vorgenommen. Bei dem Unfall wurde niemand verletzt. Kronprinz Wilhelm wird am 24. März die Reiſe nach Bremer- haven antreten. * Graf Leo Tolſtoi iſt, wie ein Privattelegramm aus St. Petersburg meldet, an Influenza erkrankt. Handels-Zeitung. (Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Originalartikel, Notizen und Telegramme iſt nur mit genauer Quellenangabe geſtattet.) München, 19. März. Londoner Geldmarkt und Börſe. &#x1F4EF; Unſer Londoner Korreſpondent ſchreibt uns: Noch vor einer Woche waren die meiſten Geldexperten der Anſicht, daß die jetzige Bankrate von 3½ Prozent bis in den nächſten Monat beſtehen bleiben werde, die Veröffentlichung des letzten Aus- weiſes des hieſigen Zentralinſtituts, deſſen Reſerven nunmehr 30½ Millionen Pfd. St. erreichen, und der Fall der Marktraten im allgemeinen macht es jedoch klar, daß die Ermäßigung des offiziellen Satzes auf 3 Prozent viel früher, wahrſcheinlich ſchon am kommenden Donnerstag, ſtatthaben wird. Eine Verminde- rung der Reſerven, die im Hinblick auf die kommenden Quartals- zahlungen unausbleiblich iſt, wird daran nichts ändern, ebenſo- wenig der ſich zu Oſtern einſtellende Bedarf für größere Mengen von Kurantmünze; es handelt ſich hier nur um zeitweilige in- terne Verſchiebungen, die an der Geldlage ſelbſt nichts ändern. Schließlich ſind auch die nächſtmonatigen Goldverſchiffungen nach Paris zur Deckung der fälligen Sterlingswechſel bereits dis- kontiert, und ſie werden ſich durch die wöchentlichen Goldeingänge vom Auslande, die durchſchnittlich eine halbe Million Pfd. St. umfaſſen und größtenteils von der Bank von England erworben werden, ausgleichen laſſen. Tägliche Darlehen notieren bereits erheblich unter dem offiziellen Satze, ebenſo werden 3—6monatige Primawechſel unter 3 Prozent diskontiert — beides Anzeichen einmal, daß die einſchlägigen Kreiſe mit einer baldigen Reduk- tion der Bankrate rechnen, dann, daß Geldüberfluß beſteht, der durch demnächſtige Konſolankäufe der Regierung und ander- weitige Freigabe von Regierungsgeldern vermehrt werden dürfte. Ungeachtet dieſer günſtigen Ausſichten (denn billige Geld- ſätze führen ja ſonſt immer zu vermehrten Transaktionen an der Börſe, wenn auch nur in Anlagewerten), will in die Lon- doner Stock Exchange kein Leben kommen. Führende engliſche Börſianer machen die heutige liberale Parteiregierung dafür ver- antwortlich, und ſie haben im allgemeinen nicht unrecht. Die Lizenzvorlage hat beiſpielsweiſe den Kurswert engliſcher Braue- reiaktien in wenigen Tagen um 30 Millionen Pfd. St. gedrückt, ähnlich verhängnisvoll dürfte es den Aktien engliſcher Kohlen- zechen, Eiſenhütten, Schiffsbauwerften und Bahnen gehen durch die Einbringung einer anderen Bill, die die geſetzliche Einführung einer achtſtündigen Arbeitszeit in den Kohlengruben bezweckt und eine namhafte Verteuerung dieſes wichtigen Feuerungs- materials herbeifführen muß — ganz abgeſehen davon, daß ſie den hieſigen Sozialiſten in die Hände arbeitet. Es iſt bezeichnend, daß man jetzt nach dem Amerikaner- markt, nach einer Verbeſſerung der gedrückten Stimmung Aus- ſchau hält. Ja, ſelbſt Kupfer und Diamantaktien ſollen das Signal zu einer allgemeinen Erholung geben, alſo alles Werte, die der Börſe bisher wenig Stütze waren und auch jetzt nicht geeignet ſcheinen, eine Wiederkehr des Vertrauens des Publikums zu rechtfertigen. Die Wiederaufnahme des Betriebes in einer Anzahl ameri- kaniſcher Kupferminen iſt ebenfalls kein Moment, das eine Hauſſe in Kupferſhares rechtfertigt. Das Metall hat noch immer einen recht ungünſtigen Preisſtand und für eine baldige Vermeh- rung des Verbrauches liegen angeſichts der internationalen wirt- ſchaftlichen Reaktion keine Anzeichen vor. Recht gefährlich ſcheint mir daher auch das Vorhaben, ſich an der bevorſtehenden neuen Kapitalsausgabe der Spaßky Mine zu beteiligen, die, wie es heißt, in Rußland für ihr Erzeugnis mit 80 Pfd. St. willige Ab- nehmer findet. Die in Sibirien liegende Grube iſt ausnahms- weiſe ſchwierigen klimatiſchen Verhältniſſen unterworfen und kann in jedem Jahre nur wenige Monate, zuweilen nur Wochen, im Betriebe erhalten werden. Die Verwaltung will neue Mittel für die Verbeſſerung der Transportgelegenheiten be- ſchaffen, kann jedoch kaum die Ausbeute in nennenswertem Maße ſteigern. Sie ſchwankt heute in günſtigen Zeiten zwiſchen 200 bis 300 Tonnen monatlich, und danach können die Ueber- ſchüſſe immerhin nur relativ klein ſein und zu einer Deckung der Zinſen für die benötigten neuen Kapitalien nicht ausreichen. Dem Kaffirmarkte erwuchs Anfang der Berichtswoche eine unangenehme Ueberraſchung durch die Bekanntgabe des Be- richtes der Transvaaler Minenkommiſſion und das Fehlſchlagen der Chartered-Emiſſion, die nicht einmal zur Hälfte gezeichnet worden ſein ſoll und die Verwaltung bewog, den Aktionären neue Bedingungen zu offerieren. Die neue Zeichnungsliſte wird am 30. März geſchloſſen werden, und die einzige Stütze, die Kaffirs bis dahin haben, iſt in den günſtigen Ausbeuteziffern für den Monat Februar gegeben. Geldmarkt und Banken. ≏ Die Staaten der lateiniſchen Münzunion haben, wie aus Bern gemeldet wird, die Vermehrung der Silberſcheide- münzen beſchloſſen. Jeder Staat darf 17 oder 18 Francs Silber pro Kopf der Bevölkerung prägen. Dieſer Beſchluß iſt von einſchneidender Bedeutung. Zur lateiniſchen Münz- union gehören Frankreich, Italien, Schweiz, Belgien, Griechen- land. Es war nun von der franzöſiſchen Regierung vorgeſchlagen worden, den Beſtand der kleineren Münzen zu 1 und 2 Francs von bisherigen 7 Francs pro Kopf auf 16 Francs zu erhöhen, und zwar durch Umprägung von Fünffrankenſtücken, von denen in Frankreich, Belgien und Italien mehr als 2¼ Milliarden im Um- lauf ſind. Der erwähnte Beſchluß geht alſo noch über den Vor- ſchlag Frankreichs hinaus, und das iſt deshalb von Wichtigkeit, weil es ſich dabei um eine ſtarke Verminderung ſil- bernen Währungsgeldes zur Herſtellung bloßer Scheide- münzen handelt. Das Fünffrankenſtück iſt in den Ländern der lateiniſchen Münzunion geſetzliches Währungsgeld neben den Goldmünzen. Es iſt nun ſehr intereſſant, daß die Länder der Doppelwährung durch eine Verringerung des offiziellen Silbergeldes auf dem Wege zur reinen Goldwährung fortſchreiten, während in Deutſchland umgekehrt Beſchlüſſe gefaßt werden, die ſchließlich zu einer Depravierung der Gold- währung führen müſſen. Auch hier alſo das Beſtreben der Rückwärtsentwicklung! * Mitteldeutſche Bodenkredit-Anſtalt in Greiz. Die General- verſammlung vom 18. März beſchloß den Anträgen der Verwal- tung entſprechend, daß auf das Aktienkapital von 7,500,000 Mark für das Jahr 1907 eine alsbald zahlbare Dividende von 5 Prozent gewährt und der Reſtgewinn von 122,920 Mark auf neue Rech- nung vorgetragen werden ſoll. Zwei turnusmäßig ausſcheidende Mitglieder des Aufſichtsrates wurden wiedergewählt. # Diskontoermäßigung der Bank von England. Das engliſche Noteninſtitut hat heute ſeinen Diskont wieder um ein halbes Prozent auf 3 Prozent ermäßigt, nachdem erſt vor 14 Tagen der Satz auf 3½ Prozent herab- gemindert worden wär. Seit dem September 1905 iſt der amtliche Wechſelzinsfuß in England nicht mehr auf 3 Pro- zent zurückgegangen, und damals galt dieſer Satz auch nur 3 Wochen. Der heutige Beſchluß entſpricht der Kräftigung des internationalen Geldmarktes, die einerſeits auf wie- derholte Goldankünfte in London, andrerſeits auf eine zu- nehmende Erleichterung des amerikaniſchen Geldmarktes zurückzuführen iſt. Induſtrie und Handel. × Eingaben der oberbayeriſchen Handelskammer. In letzter Zeit iſt bekanntlich die Prägung eines 25 Pfennigſtückes aus Nickel in Anregung gebracht worden. In einem Bericht zum kgl. Staatsminiſterium des königlichen Hauſes und des Aeußern ſprach ſich die Handels- und Gewerbekammer für Oberbayern ſoeben gegen die Schaffung dieſes Geld- ſtückes aus. Dieſe ihre Stellungnahme begründete die Kammer damit, daß tatſächlich kein Mangel an Scheidemünze beſtehe; außer den 5 und 10 Pfennigſtücken helfe das ſilberne ½ Mark- Stück den Verkehr zu befriedigen. Wenn aber wirklich ein Mangel an Umlaufsmitteln vorhanden wäre, dann wäre, ſo führte die Kammer weiter aus, die Prägung eines 25 Pfennig- Stückes deshalb abzuweiſen, weil dieſem Mangel durch Nach- prägung der beſtehenden Sorten von Scheidemünzen leicht abge- holfen werden könnte, weil das 25 Pfennig-Stück zwecklos das Dezimalſyſtem durchbrechen würde, weil damit tatſächlich nur eine Teuerung hervorgerufen werden könnte — was jetzt 20 Pfennig koſtet, würde beim Vorhandenſein eines 25 Pfennig- Stückes vielleicht bald 25 Pfennig koſten — und weil, wenn nötig, ein leicht kenntliches 20 Pfennig-Stück zu ſchaffen wäre. Im Hinblick auf die Beſchlüſſe der zur Beratung der No- velle zum Börſengeſetz niedergeſetzten Reichstagskom- miſſion hat die Handels- und Gewerbekammer für Oberbayern unterm 16. d. M. an den Deutſchen Handelstag, als die berufene Vertretung des geſamten deutſchen Handels und der geſamten deutſchen Induſtrie, die Bitte geſtellt, der Regierung und dem Reichstag gegenüber neuerlich mit allem Nachdruck darauf hinzuweiſen, daß die Beſeitigung des Börſen- regiſters die unerläßliche Vorausſetzung der Re- form des Börſengeſetzes iſt und daß ohne die Beſeitigung des Börſenregiſters die Geſundung der deutſchen Börſenverhältniſſe, deren Daniederliegen nur den ausländiſchen Börſen zu- gute kommt, ohne die ungeſunde Spekulation einzuſchränken, aus- geſchloſſen iſt. Die Kammer wies in ihrer Eingabe auch darauf hin, daß die Erhaltung einer ſtarken deutſchen Börſe nicht bloß die Forderung einer Partei oder einer beſtimmten wirtſchaftlichen Richtung, ſondern eine nationale Notwendigkeit iſt, und gab zu- gleich der Anſchauung Ausdruck, es dürfe von dem Patriotis- mus ſämtlicher Parteien erwartet werden, daß ſie in dieſer Hinſicht in einſichtsvoller Weiſe den ohnehin recht beſchei- denen Reformvorſchlägen der Regierung keine Schwierigkeiten in den Weg legen. # Felten u. Guilleaume Lahmeyerwerke A.-G. zu Mülheim a. Rh. 25 Mill. M 4½ proz. Teilſchuld- verſchreibungen der Geſellſchaft ſind zum Handel und zur Notiz an der Berliner Börſe zugelaſſen worden. Die Zulaſſung in Frankfurt a. M. und Köln wird beantragt. Von dieſer Anleihe werden nom. 15 Millio- nen Mark am 24. März 1908 zur Zeichnung aufgelegt, in München bei der Bayeriſchen Bank für Han- del und Induſtrie und bei der Filiale der Dresdner Bank. Der Zeichnungspreis beträgt 98½ Proz. zuzüglich 4½ Prozent Stückzinſen vom 1. April 1908 bis zum Abnahmetage. Alles weitere ergibt eine Be- kanntmachung im Anzeigenteil. M. Vom Kohlenmarkt. (Privattelegramm.) Der Kölniſchen Zeitung zufolge wird, bei lebhaftem Kohlenverſand, bereits damit begonnen, die überſchießen- den Mengen in Magazine zu verſtauen, was um ſo bezeich- nender erſcheint, als bis vor kurzer Zeit die Lager in den Ruhrhäfen faſt gar keine Beſtände aufzuweiſen hatten. Auch in Süddeutſchland iſt man lebhaft damit be- ſchäftigt, große Mengen auf Lager zu nehmen, da man für die dort eintreffenden Kohlen in vielen Fällen nicht ſofort Abſatz findet. * Amerikaniſcher Eiſenmarkt. (Privattele- gramm.) New-York. 18. März. Iron Age meldet: Die Tendenz der Roheiſenmärkte iſt träge. Die Un- gewißheit hinſichtlich der weiteren Preisgeſtaltung nimmt zu. Südliches Roheiſen Nr. 2 iſt zum Preiſe von 12 Dollars per Tonne franko Birmingham-Alabama er- hältlich, Roheiſen aus Virginia zum Preiſe von 14 Doll. Neue Aufträge für Stahl nehmen nach wie vor nur 50 Prozent der Leiſtungsfähigkeit in Anſpruch. Käufe ſeitens der Bahngeſellſchaften werden zwar im allgemeinen in kleinerem Umfange getätigt, doch iſt die Nachfrage für leichtere Fabrikate beſſer geworden, beſonders für Draht- erzeugniſſe. Die Situation im Weißblechhandel iſt günſtig, die Anzahl der produzierenden Walzwerke nimmt zu. Das Geſchäft in Schienen und Waggons iſt ruhig. Es ſchweben Verhandlungen über die Erteilung von Aufträgen für die Lieferung von 125 Lokomotiven für in- ländiſche Bahnen. Für den Export nach Frankreich wird ein Auftrag für die Lieferung von 30 Lokomotiven erteilt werden. Die Chicago, Milwaukee and St. Paulbahn hat beſchloſſen, in ihren in Milwaukee gelegenen Werk- ſtätten 2500 Stahlwaggons und 70 Lokomotiven zu bauen. Einige Aufträge für die Lieferung von Achſen wurden ge- bucht. Die Fabrikanten nehmen Aufträge für Bauſtahl zu ſehr billigen Preiſen herein. Eine bedeutende Tonnenzahl für die Lieferung von gußeiſernen Röhren wurde zu ſehr billigen Preiſen gebucht. Die Meldungen über umfang- reiche Verkäufe in Kupfer haben ſich bisher nicht beſtätigt. ⊙ Howaldt-Werke in Kiel. Die Geſellſchaft weiſt in ihrem Geſchäftsbericht darauf hin, daß das am 30. September 1907 be- endete Betriebsjahr ebenſo wie ſeine Vorgänger faſt völlig unter dem Zeichen der noch immer nicht erledigten Anſprüche der Geſellſchaft an die ruſſiſche Regierung ſtand. Auf die ruſſiſchen Forderungen, die insgeſamt 2,544,680 M betragen, ſind 909,102 Mark eingegangen. Die Erſtattung von Verzugszinſen wurde abgelehnt. Die Zinſenanſprüche erſtrecken ſich auf einen Zeitraum von fünf Jahren. Von dem verfügbaren Ueber- ſchuß von 474,511 M (461,058 M) ſollen für die Forderungen an Rußland 439,535 M zurückgeſtellt werden. Eine Dividende gelangt nicht zur Verteilung. # Der Jahresbericht des Bundes der Induſtriellen für 1906/07 enthält, außer dem Bericht über die Tätigkeit des Bundes, eine Abhandlung von Profeſſor Dr. J. Schär über den Entwurf zu einem deutſchen Scheckgeſetz. Transportweſen. Verkehr auf den Bayeriſchen Staatseiſenbahnen im Monat Februar 1998. H. Von der Moskau-Kaſaner Eiſenbahn-Aktiengeſellſchaft. Man ſchreibt uns aus Moskau: Die Zeitungen berichten, daß bei der Moskau-Kaſaner Eiſenbahn koloſſale Veruntreuungen im Betrage von einigen Millionen Rubel ſtattgefun- den und in den Moskauer Induſtrie- und Handelskreiſen großes Aufſehen erregt haben. Das Bekanntwerden dieſer Veruntreu- ungen und die Verhaftung von J. A. Schibanow verurſachten einen Kursſturz der Aktien, die noch vor wenigen Jahren zu 400 Rubel notiert wurden, bis auf 170 Rubel. Ferner wird be- richtet, daß es den Hauptbeteiligten der Bahn gelungen ſei, recht- zeitig vor dem Bekanntwerden der Defraudationen ihre Aktien zu veräußern. Man hofft nun, daß eine Sena- toren-Reviſion ſtattfinden und daß die leitenden Perſönlichkeiten der Bahnverwaltung (v. Meck, Noltein), die dieſe großen Ver- untreuungen Schibanows angeblich nicht verhindert haben, zu gerichtlicher Verantwortung gezogen werden. × Inſolvenz einer ruſſiſchen Schiffahrtsgeſellſchaft. Die Dampferkompagnie auf Aktien, welche die Fahrt auf dem Don, dem Schwarzen und dem Aſowſchen Meere betreibt, hat ſich für inſolvent erklärt. Nach dem von den Gläubigern auf- geſtellten Status betragen die Paſſiven 1,300,000 Rubel und die Aktiven 850,000 Rubel. * Baltimore and Ohio-Bahn. Die Bruttoeinnahmen beliefen ſich im Februar auf 4,682,000 Doll. (gegen das Vor- jahr 1,257,000 Doll. weniger), die Nettobetriebsein- nahmen auf 573,000 Doll. (gegen das Vorjahr um 889,000 Dollars weniger). × Canada Pacific-Bahn. Die Einnahmen der Cana- dian Pacific-Bahn in der vergangenen Woche betrugen 1,220,000 Doll., das bedeutet 149,000 Doll. weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. _ _

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 133, 20. März 1908, S. Seite 5[5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine133_1908/5>, abgerufen am 10.06.2024.