Allgemeine Zeitung, Nr. 136, 22. März 1908.Seite 4. München, Sonntag Allgemeine Zeitung 22. März 1908. Nr. 136. [Spaltenumbruch]
einem von Gesträuchgruppen umgebenen Bassin befindet und Ein Besuch der Ausstellung ist für jeden Geflügelzüchter und * Zum Fall Schauer. Die Verhandlung gegen den k. Ein neuer Wucherprozeß. Die Verhandlung gegen * Der Gesangverein "Die Bären" und der Radfahrklub * Aus der Lokalbaukommission. Zu einer teilweisen Aende- * Erholungsklub für erwerbende Frauen und Mädchen, Karl- straße 42. Sonntag, 22. März, abends 71/2 Uhr findet ein Unter- * Im Polytechnischen Verein wird am Montag, 23. März, Vereinsmitteilungen, Versammlungen, Vorträge. Sonntag, 22. März. Evangelischer Handwerker- * Fritz v. Uhdes 60. Geburtstag. Eine hiesige Zeitung feiert * Dr. Georg Kerschensteiner spricht am nächsten Mittwoch Bunte Chronik. * Gegen Multatuli. Einen Beweis, wie der politische Ketzer * Kleine Nachrichten. In dem Maße als die Motorwagen [Spaltenumbruch] Bayerische Chronik. * Die Besetzung der Regensburger Domdekanstelle. Wie dem Bayerischen Kurier sein nicht ganz zuverlässiger Sun Verkehr mit Kraftwagen. Der 3. Ausschuß der * Augsburg, 20. März. Hier verstarb im Alter von 91 Jahren * Cham, 20. März. Der Abg. Dr. Heim hat den Verlag und Bayerischer Landtag. 106. öffentliche Sitzung der Kammer der Abgeordneten. * München, 21. März.Am Ministertische: Verkehrsminister v. Frauendorfer. Präsident Dr. v. Orterer eröffnet nach 9 Uhr die Sitzung. Fortsetzung der Beratung über die Regelung der Lohn- Abg. Dauer (Zentr.) befürwortet die Wünsche der Ver- Abg. Cadau (Zentr.) verlangt eine bessere Regelung der Abg. Löweneck (Liberale Vereinigung): Für uns Abg. Weilnböck (Fr. Vgg.) anerkennt die berechtigten Forde- Nach faktischen Konstatierungen des Abg. Löweneck (lib.), Schluß um 12 Uhr. [Spaltenumbruch] Handels-Zeitung. (Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Origtnalartikel, Notizen undTelegramme ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) * München, 21. März. Großkapital und Industrie. Die Vertreter der Landwirtschaft suchen der Börse Nach den Bilanzen der Berliner Groß- [irrelevantes Material] Seite 4. München, Sonntag Allgemeine Zeitung 22. März 1908. Nr. 136. [Spaltenumbruch]
einem von Geſträuchgruppen umgebenen Baſſin befindet und Ein Beſuch der Ausſtellung iſt für jeden Geflügelzüchter und * Zum Fall Schauer. Die Verhandlung gegen den k. Ein neuer Wucherprozeß. Die Verhandlung gegen * Der Geſangverein „Die Bären“ und der Radfahrklub * Aus der Lokalbaukommiſſion. Zu einer teilweiſen Aende- * Erholungsklub für erwerbende Frauen und Mädchen, Karl- ſtraße 42. Sonntag, 22. März, abends 7½ Uhr findet ein Unter- * Im Polytechniſchen Verein wird am Montag, 23. März, Vereinsmitteilungen, Verſammlungen, Vorträge. Sonntag, 22. März. Evangeliſcher Handwerker- * Fritz v. Uhdes 60. Geburtstag. Eine hieſige Zeitung feiert * Dr. Georg Kerſchenſteiner ſpricht am nächſten Mittwoch Bunte Chronik. * Gegen Multatuli. Einen Beweis, wie der politiſche Ketzer * Kleine Nachrichten. In dem Maße als die Motorwagen [Spaltenumbruch] Bayeriſche Chronik. * Die Beſetzung der Regensburger Domdekanſtelle. Wie dem Bayeriſchen Kurier ſein nicht ganz zuverläſſiger ☉ Verkehr mit Kraftwagen. Der 3. Ausſchuß der * Augsburg, 20. März. Hier verſtarb im Alter von 91 Jahren * Cham, 20. März. Der Abg. Dr. Heim hat den Verlag und Bayeriſcher Landtag. 106. öffentliche Sitzung der Kammer der Abgeordneten. * München, 21. März.Am Miniſtertiſche: Verkehrsminiſter v. Frauendorfer. Präſident Dr. v. Orterer eröffnet nach 9 Uhr die Sitzung. Fortſetzung der Beratung über die Regelung der Lohn- Abg. Dauer (Zentr.) befürwortet die Wünſche der Ver- Abg. Cadau (Zentr.) verlangt eine beſſere Regelung der Abg. Löweneck (Liberale Vereinigung): Für uns Abg. Weilnböck (Fr. Vgg.) anerkennt die berechtigten Forde- Nach faktiſchen Konſtatierungen des Abg. Löweneck (lib.), Schluß um 12 Uhr. [Spaltenumbruch] Handels-Zeitung. (Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Origtnalartikel, Notizen undTelegramme iſt nur mit genauer Quellenangabe geſtattet.) * München, 21. März. Großkapital und Induſtrie. ≏ Die Vertreter der Landwirtſchaft ſuchen der Börſe Nach den Bilanzen der Berliner Groß- [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <pb facs="#f0004" n="4"/> <fw place="top" type="header">Seite 4. München, Sonntag Allgemeine Zeitung 22. März 1908. Nr. 136.</fw><lb/> <cb/> </div> </div> </div> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="a2b" prev="#a2a" type="jArticle" n="3"> <p>einem von Geſträuchgruppen umgebenen Baſſin befindet und<lb/> 49 männliche und 47 weibliche Zierenten aufweiſt. Durch ihr<lb/> prächtiges Gefieder fallen Amherſtfaſanen ſowie Goldfaſanen<lb/> auf, auch mehrere Pfauenpaare und eine außer Preisbewerbung<lb/> ſtehende Kollektion Papageien fehlt nicht. Geräte, Lehrmittel<lb/> und Literatur für Geflügelzucht hat die kgl. Kreisgeflügelzucht-<lb/> anſtalt Erding ausgeſtellt. Ein Glückshafen nebſt dem Sekretariat<lb/> befindet ſich in der Mitte des von dem vielſtimmigen Konzert<lb/> der krähenden, gackernden, zwitſchernden Inſaſſen erfüllten Saales.</p><lb/> <p>Ein Beſuch der Ausſtellung iſt für jeden Geflügelzüchter und<lb/> Liebhaber ſehr zu empfehlen. Morgen Sonntag wird der Beſuch<lb/> des <hi rendition="#g">Prinzregenten,</hi> des Prinzen <hi rendition="#g">Ludwig</hi> und mehrerer<lb/> Prinzeſſinnen des königlichen Hauſes erwartet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Zum Fall Schauer.</hi></head> <p>Die Verhandlung gegen den<lb/> Schutzmann <hi rendition="#g">Schauer</hi> wegen Körperverletzung mit Todes-<lb/> folge beginnt am Donnerstag, 9. April, vor dem hieſigen<lb/> Schwurgericht. Es ſind für die Verhandlung vorerſt drei<lb/> Tage angeſetzt. Die Anklage vertritt, wie bekannt, Staats-<lb/> anwalt <hi rendition="#g">Held,</hi> die Verteidigung führt Rechtsanwalt<lb/><hi rendition="#g">Gänßler.</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">k.</hi> <hi rendition="#b">Ein neuer Wucherprozeß.</hi> </head> <p>Die Verhandlung gegen<lb/> den prakt. Arzt Dr. Hans <hi rendition="#g">Hofbrückl</hi> in Paſing und den<lb/> Maler- und Tapezierermeiſter Peter <hi rendition="#g">Ritzer</hi> von hier<lb/><hi rendition="#g">wegen Wuchers</hi> findet am Montag den 23. März vor<lb/> der zweiten Strafkammer des Landgerichts München <hi rendition="#aq">I</hi><lb/> ſtatt. Hofbrückl und Ritzer ſollten ſich ſchon im vorigen<lb/> Jahre mit den verurteilten Wucherern Hartmann, Oiſer,<lb/> Maffei und Gen. verantworten; ihre Sache wurde jedoch<lb/> abgetrennt und abgeſetzt, da Hofbrückl und Ritzer durch<lb/> Krankheit am Erſcheinen verhindert waren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#b">Der Geſangverein „Die Bären“</hi> und der <hi rendition="#g">Radfahrklub</hi><lb/> der „<hi rendition="#g">Geſelligen Vereinigung Münchener Künſt-<lb/> ler</hi>“ veranſtalten heute, am 21. März, im „Bayeriſchen Hof“<lb/> einen Feſtabend. Ein kurzes Seſſelkonzert mit gediegenen Vor-<lb/> trägen wird den Abend einleiten. Bewährte Sangeskräfte (die<lb/> Damen Frau Möhl-Knabl, Frau Thea Kaiſer, Frau Dr. Stein-<lb/> häuſer (Rezitation), Frln. Sondinger) und hervorragende In-<lb/> ſtrumentaliſten wirken mit.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Aus der Lokalbaukommiſſion.</hi></head> <p>Zu einer teilweiſen Aende-<lb/> rung des Baulinienprojektes Rathgeber-Zimmermann in Mooſach<lb/> nordweſtlich der Bahnſtation wird eine Erinnerung nicht erhoben.<lb/> Die Aenderung der Baulinien am <hi rendition="#g">Neudeck</hi> kann nur in der<lb/> vom Stadtmagiſtrate vorgeſchlagenen Einſchränkung zur Geneh-<lb/> migung befürwortet werden. Außerdem lagen der Kommiſſion<lb/> 13 <hi rendition="#g">Wohnhausneubaugeſuche,</hi> dann der Plan für einen<lb/> Fabrikneubau (Iſaria - Zählerwerke) und mehrere Pläne für<lb/> Ergänzungsbauten der Stadtgemeinde auf dem <hi rendition="#g">Aus-<lb/> ſtellungsareal</hi> vor. Ferner lagen Pläne vor für<lb/><hi rendition="#g">Arbeiterwohnhäuſer</hi> in dem Ausſtellungspark (deutſche<lb/> Werkſtätten) und der Plan für eine Schießhalle dortſelbſt<lb/> (M. Stehbeck).</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Erholungsklub für erwerbende Frauen und Mädchen, Karl-<lb/> ſtraße 42.</hi></head> <p>Sonntag, 22. März, abends 7½ Uhr findet ein Unter-<lb/> haltungsabend ſtatt. Frau <hi rendition="#g">Vi<hi rendition="#aq">ë</hi>rna</hi> und Herr <hi rendition="#g">Glonny</hi><lb/> ſingen Duette. Gäſte, auch Herren, willkommen. Eintritt für<lb/> Nichtmitglieder 25 Pfg.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#b">Im Polytechniſchen Verein</hi> wird am Montag, 23. März,<lb/> Herr Diplomingenieur <hi rendition="#g">Lewin,</hi> Organiſationsanwalt aus<lb/> Berlin, über: „<hi rendition="#g">Moderne Fabrikorganiſation</hi>“<lb/> ſprechen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Vereinsmitteilungen, Verſammlungen, Vorträge.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Sonntag,</hi> 22. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Evangeliſcher Handwerker-<lb/> verein München.</hi> Im kleinen Saal des Evangeliſchen Ver-<lb/> einshauſes. Mathildenſtraße, Vortrag des Herrn Stadtvikar<lb/><hi rendition="#g">Langenfaß</hi> über Mathias Claudius. Beginn abends 8 Uhr.<lb/> Gäſte willkommen. — <hi rendition="#g">Chriſtlicher Verein junger<lb/> Männer.</hi> Glückſtraße Nr. 21. Abends 8¼ Uhr: Vortrag von<lb/> Herrn Prof. Dr. <hi rendition="#g">Heim.</hi> Thema: „Das antike Theater“. Ein-<lb/> tritt frei. Gäſte willkommen. — <hi rendition="#g">Familien-Klub von</hi><lb/> 1903. (Klub zur Pflege edler Geſelligkeit, Kunſt und Literatur.)<lb/> Die nächſte Veranſtaltung findet Sonntag Nachmittag 3 Uhr in<lb/> den Prinzenſälen des Caf<hi rendition="#aq">é</hi> Luitpold ſtatt. — „<hi rendition="#g">Wander-<lb/> vogel</hi>“. Verein zur Förderung des Jugendwanderns in<lb/> Bayern. Großes Kaffeekochen in der Garchinger Heide (Krähen-<lb/> hütte). Ab 2 Uhr Erlöſerkirche. Muſikinſtrumente mitbringen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Fritz v. Uhdes 60. Geburtstag.</hi></head> <p>Eine hieſige Zeitung feiert<lb/> ſchon jetzt <hi rendition="#g">Uhdes 60. Geburtstag</hi> in einem Feſtartikel;<lb/> ſie nimmt als Datum dafür irrtümlich den 22. <hi rendition="#g">März</hi> an. Wie<lb/> in allen wichtigeren Handbüchern zu leſen iſt und uns heute der<lb/> Meiſter auch ſelbſt beſtätigt, iſt Fritz v. Uhde am 22. <hi rendition="#g">Mai</hi> 1848<lb/> geboren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#b">Dr. Georg Kerſchenſteiner</hi> ſpricht am nächſten Mittwoch<lb/> Abend im Verein für deutſches Kunſtgewerbe in <hi rendition="#g">Berlin</hi> über<lb/><hi rendition="#g">Handwerkererziehung.</hi> Den Vortrag begleiten nicht<lb/> nur Lichtbilder, ſondern auch eine Ausſtellung ſehr bemerkens-<lb/> werter Arbeiten der Volksſchulen und fachlichen Fortbildungs-<lb/> ſchulen <hi rendition="#g">Münchens.</hi></p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bunte Chronik.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Gegen Multatuli.</hi></head> <p>Einen Beweis, wie der politiſche Ketzer<lb/><hi rendition="#g">Multatuli,</hi> vielleicht der ſchärfſte Geiſt, aber auch der rück-<lb/> ſichtsloſeſte Kritiker, den die Niederlande hervorgebracht haben,<lb/> noch heute und ſelbſt in Belgien ignoriert oder bekämpft wird,<lb/> bietet die Tatſache, daß zwei <hi rendition="#g">Brüſſeler</hi> Hauseigentümer, in<lb/> deren Häuſern Multatuli ſein Hauptwerk ſchrieb, es ſchroff ab-<lb/> lehnten. Erinnerungstafeln, die den Namen des Verfaſſers von<lb/> „Max Havelaar“ trugen, an ihren Häuſern angebracht zu ſehen.<lb/> Unter dieſen Umſtänden blieb dem Komitee nichts anderes übrig,<lb/> als den Stiftern das Geld zurückzuzahlen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Kleine Nachrichten.</hi></head> <p>In dem Maße als die Motorwagen<lb/> in <hi rendition="#g">Paris</hi> zunehmen, nimmt die Zahl der <hi rendition="#g">Pferde</hi> ab. Es<lb/> ſoll deren jetzt nur noch 83,458 geben, faſt 10,000 weniger als im<lb/> Jahre 1900. — Eines der <hi rendition="#g">fünfzig Stock hohen Ge-<lb/> ſchäftsgebäude,</hi> die in <hi rendition="#g">New-York</hi> jetzt im Bau ſind,<lb/> erfordert folgende Materialien: 24,000 Tonnen Stahl für das<lb/> „Gerippe“ des Gebäudes; 37,000 Tonnen Gußmörtel für die Kor-<lb/> ridore; ſoviel Steine, daß ſie, aneinandergelegt, von New-York<lb/> nach Denver reichen würden; 4500 Tonnen Terrakotta für die<lb/> Verzierung; genügend Glas um drei Straßenblocks damit zu be-<lb/> decken; für Heizung und Waſſerleitung Röhren, die von New-<lb/> York nach Albany reichen würden; genügend Drähte für eine<lb/> Telegraphenlinie von New-York nach Philadelphia und über<lb/> 80,000 Glühlampen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bayeriſche Chronik.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Die Beſetzung der Regensburger Domdekanſtelle.</hi></head><lb/> <p>Wie dem Bayeriſchen Kurier ſein nicht ganz zuverläſſiger<lb/> ☉-Korreſpondent meldet, wäre für die Regensburger Digni-<lb/> tärſtelle der Abgeordnete Domkapitular Dr. <hi rendition="#g">Pichler</hi> von<lb/> Paſſau auserſehen. Wie wir mitteilen können, iſt Herrn<lb/> Dr. Pichler hiervon nicht das Geringſte bekannt. Vielleicht<lb/> hat der Bayeriſche Kurier einen Scherz machen wollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>☉ <hi rendition="#b">Verkehr mit Kraftwagen.</hi></head> <p>Der 3. Ausſchuß der<lb/><hi rendition="#g">Reichsratskammer</hi> hat auf Antrag des Referenten<lb/> Frhrn. v. <hi rendition="#g">Thüngen</hi> bezüglich der Beſchlüſſe der Ab-<lb/> geordnetenkammer zu den Anträgen Jäger und Gen. be-<lb/> treffend den <hi rendition="#g">Verkehr mit Kraftwagen</hi> beſchloſſen,<lb/> es ſei hierüber zur <hi rendition="#g">Tagesordnung</hi> überzugehen, mit<lb/> Rückſicht auf die von der Staatsregierung abgegebenen<lb/> Erklärungen und in der Erwägung, daß nach den Erklä-<lb/> rungen des Staatsſekretärs des Reichsjuſtizamts in der<lb/> Reichstagsſitzung vom 12. Februar 1908 demnächſt dem<lb/> Bundesrat ein Geſetz über den Verkehr mit Kraftwagen<lb/> vorgelegt werden wird, welches den im Antrag der Ab-<lb/> geordnetenkammer enthaltenen Wünſchen durch Verſchär-<lb/> fung der zivilrechtlichen, polizeilichen und ſtrafrechtlichen<lb/> Beſtimmungen Rechnung trägt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Augsburg,</hi> 20. März.</dateline> <p>Hier verſtarb im Alter von 91 Jahren<lb/> der Hauptſalzamtskaſſier a. D. A. <hi rendition="#g">Helfreich.</hi> Der Verſtorbene,<lb/> der ſich bis ins höchſte Alter völlige Friſche des Geiſtes und<lb/> Körpers bewahrt hatte, war hier auch als geſchickter Maler be-<lb/> kannt; er hat noch in den letzten Jahren wiederholt Bilder aus-<lb/> geſtellt. Eine beſondere Förderung erfuhren von dem liebens-<lb/> würdigen und originellen alten Herrn die evangeliſchen Vereins-<lb/> beſtrebungen der Stadt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Cham,</hi> 20. März.</dateline> <p>Der Abg. Dr. <hi rendition="#g">Heim</hi> hat den Verlag und<lb/> die Druckerei des <hi rendition="#g">Chamer Tagblatt,</hi> das in der letzten<lb/> Zeit in Konkurs war, angekauft. Der bisherige Sekretär des<lb/> Verbandes des bayeriſchen Poſtperſonals, <hi rendition="#g">Kratofiel,</hi> wird<lb/> künftig Verlag und Druckerei des Chamer Tagblatt auf eigene<lb/> Rechnung führen.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bayeriſcher Landtag.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">106. öffentliche Sitzung der Kammer der Abgeordneten.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">München,</hi> 21. März.</dateline><lb/> <p>Am Miniſtertiſche: Verkehrsminiſter v. <hi rendition="#g">Frauendorfer.</hi></p><lb/> <p>Präſident <hi rendition="#b">Dr. v. Orterer</hi> eröffnet nach 9 Uhr die Sitzung.</p><lb/> <p>Fortſetzung der Beratung über die <hi rendition="#g">Regelung der Lohn-<lb/> und Arbeitsverhältniſſe der Arbeiter in den<lb/> Staatsbetrieben.</hi></p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#b">Dauer</hi> (Zentr.) befürwortet die Wünſche der <hi rendition="#g">Ver-<lb/> kehrs- und Eiſenbahnarbeiter.</hi> Er verbreitet ſich<lb/> dabei über die Tarifverträge; ſie hätten nur dann einen Wert,<lb/> wenn die Arbeitnehmer in der Lage ſind, durch einen Streik ihre<lb/> Forderungen durchzuſetzen. Redner meint dann, daß die Tarif-<lb/> verträge durchaus nicht immer als Allheilmittel angeſehen wer-<lb/> den könnten. Er findet es ſehr ſonderbar, daß man gerade bei<lb/> den <hi rendition="#g">Arbeiteranträgen</hi> die Kompetenzfrage aufgeworfen<lb/> habe; den Arbeitern dürfe ihr <hi rendition="#g">Petitionsrecht</hi> nicht ge-<lb/> ſchmälert werden.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#b">Cadau</hi> (Zentr.) verlangt eine beſſere Regelung der<lb/> Dienſt- und Ruhezeit des Eiſenbahnperſonals durch die Schaf-<lb/> fung eines Arbeitsgeſetzes. Ueberanſtrengung des Perſonals ſei<lb/> zu vermeiden. Auch der Erholungsurlaub ſolle Ausdehnung er-<lb/> fahren. Der Redner vertritt die in der Petition des Bayeriſchen<lb/> Eiſenbahnerverbandes aufgeſtellten Forderungen. (Als der<lb/> Miniſter mit dem Schriftführer, dem Abg. <hi rendition="#g">Schmidt</hi>-Selb,<lb/> ſpricht, erklärt der Redner, er werde erſt wieder weiterfahren,<lb/> wenn der <hi rendition="#g">Miniſter ihm mehr Aufmerkſamkeit<lb/> ſchenke.</hi> (Präſident <hi rendition="#b">Dr. v. Orterer</hi> fordert den Redner auf,<lb/> fortzufahren, da es Sache des Miniſters ſei, ob er den Dar-<lb/> legungen eines Redners mit Aufmerkſamkeit folgen wolle oder<lb/> nicht.) Redner fordert <hi rendition="#g">Beamtenausſchüſſe.</hi> Es ſei Zeit,<lb/> daß der Beamtenkörper mehr belebt werde. An Stelle der viel-<lb/> fach herrſchenden<lb/><hi rendition="#c">„<hi rendition="#g">ſklaviſchen Unterwürfigkeit</hi>“</hi><lb/> im Beamtenkörper würde treten „der in der Erkenntnis der Not-<lb/> wendigkeit begründete Gehorſam, die Erkenntnis der Notwendig-<lb/> keit treueſter Pflichterfüllung“.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#b">Löweneck</hi> (Liberale Vereinigung):</p> <cit> <quote>Für uns<lb/> handelt es ſich vor allem um Einführung des Tarifver-<lb/> trags in den Staatsbetrieb. Gegen den Tarifvertrag ſind<lb/> verſchiedene Bedenken geltend gemacht worden, die ich nicht teile.<lb/> Ich glaube auch nicht, daß durch Tarifverträge das Budgetrecht<lb/> des Landtags alteriert wird. Der Tariſvertag ſchließt eine<lb/> Stabiliſierung der Lohnverhältniſſe nicht aus. Daß ein Tarif-<lb/> vertrag nicht zum <hi rendition="#g">Streik</hi> führen muß, beweiſt uns der Tarif-<lb/> vertrag im Buchdruckgewerbe. Wenn die Regierung an einen<lb/> allgemeinen Tarif geht, ſo möge ſie für geeignete Organe zur<lb/> Abfaſſung ſorgen. Der Vertrag muß enthalten Lohn- und Ur-<lb/> laubsverhältniſſe, das Wahlrecht zu den Ausſchüſſen, die<lb/> Koalitionsfreiheit, Berechtigung der Arbeiterausſchüſſe. Der<lb/> Vertrag muß enthalten die Einhaltung der Arbeitszeit, Schonung<lb/> des Materials. Eintreten möchte ich vor allem für tunlichſte<lb/><hi rendition="#g">Einſchränkung der Arbeitszeit.</hi> Die Nachtarbeit<lb/> muß höher bemeſſen werden; doch muß die Nachtzeit auf die<lb/> Stunden von nachts 9 Uhr bis früh 5 Uhr feſtgelegt werden. Wir<lb/> ſind der Anſicht, daß auch der Arbeiter Anſpruch auf Urlaub hat.<lb/> Den Akkordarbeitern möge aber nicht der Grundlohn, ſondern ein<lb/> höherer Lohn während dieſer Zeit gegeben werden. Auch für<lb/> die Bezahlung der Wochen <hi rendition="#g">feiertage</hi> treten wir ein. Der<lb/> Redner fordert die Schaffung von Arbeiterausſchüſſen und zu-<lb/> gleich mit der Einführung des Beamtengeſetzes die Gründung<lb/> von Beamten <hi rendition="#g">ausſchüſſen</hi> und er ſtellt, da der <hi rendition="#g">Miniſter</hi><lb/> zu der letzteren Forderung mit dem <hi rendition="#g">Kopf ſchüttelt,</hi> einen<lb/> liberalen Antrag in dieſem Sinne in Ausſicht.</quote> </cit><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#b">Weilnböck</hi> (Fr. Vgg.) anerkennt die berechtigten Forde-<lb/> rungen der Staatsarbeiter und ſtimmt einer den Verhältniſſen<lb/> entſprechenden Beſſerung der Verhältniſſe zu, aber allen Forde-<lb/> rungen kann ſeine Fraktion nicht zuſtimmen. Zur Begründung<lb/> weiſt er auf die Rückwirkung ſolcher Lohnerhöhungen auf die Pri-<lb/> vatbetriebe hin und befürchtet von zu weitgehenden Aufbeſſerun-<lb/> gen eine Förderung der <hi rendition="#g">Landflucht.</hi></p><lb/> <p>Nach faktiſchen Konſtatierungen des Abg. <hi rendition="#b">Löweneck</hi> (lib.),<lb/> wobei er vor allem die Kompetenz der Abgeordnetenkammer be-<lb/> jaht, wird die Sitzung <hi rendition="#g">vertagt</hi> auf Montag, nachmittags 3 Uhr,<lb/> mit der Fortſetzung der heutigen Tagesordnung.</p><lb/> <p>Schluß um 12 Uhr.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> </div> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Handels-Zeitung.</hi> </hi> </head><lb/> <note>(Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Origtnalartikel, Notizen und<lb/> Telegramme iſt nur mit genauer Quellenangabe geſtattet.)</note><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">München,</hi> 21. März.</dateline><lb/> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Großkapital und Induſtrie.</hi> </hi> </head><lb/> <p>≏ Die Vertreter der Landwirtſchaft ſuchen der Börſe<lb/> alle Sympathien zu nehmen. Sie arbeiten mit Hochdruck<lb/> und führen die unmöglichſten Gründe für ſich ins Feld.<lb/> Sie ſprechen von einer „Bedrohung der induſtriellen Ge-<lb/> ſundheit“ und machen dafür die Tatſache verantwortlich,<lb/> daß die <hi rendition="#g">Induſtrie</hi> in immer größere <hi rendition="#g">Abhängigkeit</hi><lb/> von dem in den Bankengruppen konzentrierten <hi rendition="#g">Groß-<lb/> kapital</hi> geraten ſei. Dieſes volkswirtſchaftlich ungeſunde<lb/> Verhältnis habe der <hi rendition="#g">Terminhandel</hi> herbeigeführt.<lb/> Das iſt nun eine ganz eigenartige Sache. Seit elf Jahren<lb/> beſteht nur noch ein ſehr beſchränktes Termingeſchäft an<lb/> der Börſe. In Induſtrieaktien gar keines. Und gerade in<lb/> dieſer Periode iſt das Verhältnis zwiſchen Großkapital und<lb/> Induſtrie ein beſonders inniges geworden. Da kann’s doch<lb/> mit dem Terminhandel nicht ganz ſtimmen? Es müßte<lb/> denn zwei verſchiedene Arten von Logik geben: eine agrari-<lb/> ſche und eine gewöhnliche. Weiter. Die induſtrielle Ge-<lb/> ſundheit iſt durch den wachſenden Einfluß des Großkapitals<lb/> gefährdet worden. Das Krankheitsbild ergibt, daß in den<lb/> letzten zehn Jahren zwei Perioden der Hochkonjunktur<lb/> waren und im Durchſchnitt die höchſten Dividenden gezahlt<lb/> worden ſind. Vielleicht erblicken die Agrarier gerade in<lb/> dieſer Tatſache einen Schaden. Einen moraliſchen natür-<lb/> lich. Die Gefährdung der Selbſtgenügſamkeit; denn es iſt<lb/> ein Nachteil, wenn durch hohe Dividenden die Anſprüche der<lb/> Aktienbeſitzer geſteigert werden. Alſo laſſen wir die Land-<lb/> wirte mit ihren ſanitären Bedenken und ihrer der Sanie-<lb/> rung bedürfenden Logik und ſehen wir zu, wie es mit den<lb/> Beziehungen zwiſchen Großkapital und Induſtrie ſteht.</p><lb/> <p>Nach den <hi rendition="#g">Bilanzen</hi> der <hi rendition="#g">Berliner Groß-<lb/> banken,</hi> die vor kurzer Zeit erſchienen und hier im ein-<lb/> zelnen beſprochen worden ſind, haben diejenigen Inſtitute<lb/> am ſtärkſten unter den Einwirkungen des Niederganges<lb/> der Konjunktur gelitten, die die ausgedehnteſten Beziehun-<lb/> gen zur Induſtrie unterhalten. An der Spitze der Schaaff-<lb/> hauſenſche Bankverein, der als Schulbeiſpiel dienen kann.<lb/> Ihm ſind 16 Millionen an induſtriellen Guthaben entzogen<lb/> worden, während auf der anderen Seite ſein <hi rendition="#g">Akzept</hi><lb/> durch die Induſtrie mit 27 Millionen mehr in Anſpruch ge-<lb/> nommen wurde. Dadurch ſind gerade die liquideſten Mittel<lb/> des Inſtituts, die Bar- und Wechſelbeſtände, erheblich redu-<lb/> ziert worden! In der Vermehrung der Debitoren um<lb/> 30 Millionen auf 332 Millionen bei 145 Millionen Aktien-<lb/> kapital iſt natürlich auch eine indirekte Belaſtung, und<lb/> zwar in dieſem Falle wieder durch die <hi rendition="#g">Induſtrie</hi> (die<lb/> Außenſtände bei größeren Aktiengeſellſchaften und Gewerk-<lb/> ſchaften erhöhten ſich um 40 Mill. auf 105 Mill.), zu er-<lb/> blicken; denn die Debitoren gehören nicht zu den ſogenann-<lb/> ten greifbaren Aktiven. Die erhebliche Verſchlechterung der<lb/> Liquidität des Schaaffhauſenſchen Bankvereins — das In-<lb/> ſtitut ſteht mit einem Deckungsverhältnis von rund 39 Pro-<lb/> zent am unterſten Platz im Range der Großbanken — iſt<lb/> lediglich durch die Induſtrie verſchuldet; und man könnte<lb/> deshalb wohl mit einer mindeſtens gleich großen Berechti-<lb/> gung wie die Agrarier von einer Bedrohung der indu-<lb/> ſtriellen Geſundheit durch das Großkapital ſprechen, eine<lb/> ſtarke <hi rendition="#g">Gefährdung</hi> der <hi rendition="#g">Gefundheit der Ban-<lb/> ken</hi> durch die Induſtrie konſtatieren. Ich ſage: wenn man<lb/> überhaupt „geſundheitsſchädliche“ Momente hier herein-<lb/> bringen will, was nicht nach jedermanns Geſchmack ſein<lb/> wird. Aehnlich wie der Schaaffhauſenſche Bankverein<lb/> haben auch die meiſten anderen Banken eine Abnahme ihrer<lb/> fremden Gelder durch Kündigung induſtrieller Guthaben zu<lb/> verzeichnen; und da trotzdem — oder gerade deshalb — die<lb/> Anſprüche an den Kredit nicht geringere geworden ſind, ſo<lb/> mußten die Finanzinſtitute ſich entweder mit einer ſtär-<lb/> keren Gewährung von Akzeptkredit oder einer Hergabe<lb/> liquider Mittel ihrer Aufgabe als Kreditgeber entledigen.<lb/> Der Schaden liegt alſo in jedem Falle auf der Seite der<lb/> Banken und <hi rendition="#g">nicht</hi> bei der <hi rendition="#g">Induſtrie.</hi> Würden die<lb/> Gegner der Börſe nicht nur mit inhaltloſen Schlagworten<lb/> arbeiten, ſondern ſich bemühen, etwas tiefer in den Zuſam-</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <floatingText> <body> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </floatingText><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Seite 4. München, Sonntag Allgemeine Zeitung 22. März 1908. Nr. 136.
einem von Geſträuchgruppen umgebenen Baſſin befindet und
49 männliche und 47 weibliche Zierenten aufweiſt. Durch ihr
prächtiges Gefieder fallen Amherſtfaſanen ſowie Goldfaſanen
auf, auch mehrere Pfauenpaare und eine außer Preisbewerbung
ſtehende Kollektion Papageien fehlt nicht. Geräte, Lehrmittel
und Literatur für Geflügelzucht hat die kgl. Kreisgeflügelzucht-
anſtalt Erding ausgeſtellt. Ein Glückshafen nebſt dem Sekretariat
befindet ſich in der Mitte des von dem vielſtimmigen Konzert
der krähenden, gackernden, zwitſchernden Inſaſſen erfüllten Saales.
Ein Beſuch der Ausſtellung iſt für jeden Geflügelzüchter und
Liebhaber ſehr zu empfehlen. Morgen Sonntag wird der Beſuch
des Prinzregenten, des Prinzen Ludwig und mehrerer
Prinzeſſinnen des königlichen Hauſes erwartet.
* Zum Fall Schauer. Die Verhandlung gegen den
Schutzmann Schauer wegen Körperverletzung mit Todes-
folge beginnt am Donnerstag, 9. April, vor dem hieſigen
Schwurgericht. Es ſind für die Verhandlung vorerſt drei
Tage angeſetzt. Die Anklage vertritt, wie bekannt, Staats-
anwalt Held, die Verteidigung führt Rechtsanwalt
Gänßler.
k. Ein neuer Wucherprozeß. Die Verhandlung gegen
den prakt. Arzt Dr. Hans Hofbrückl in Paſing und den
Maler- und Tapezierermeiſter Peter Ritzer von hier
wegen Wuchers findet am Montag den 23. März vor
der zweiten Strafkammer des Landgerichts München I
ſtatt. Hofbrückl und Ritzer ſollten ſich ſchon im vorigen
Jahre mit den verurteilten Wucherern Hartmann, Oiſer,
Maffei und Gen. verantworten; ihre Sache wurde jedoch
abgetrennt und abgeſetzt, da Hofbrückl und Ritzer durch
Krankheit am Erſcheinen verhindert waren.
* Der Geſangverein „Die Bären“ und der Radfahrklub
der „Geſelligen Vereinigung Münchener Künſt-
ler“ veranſtalten heute, am 21. März, im „Bayeriſchen Hof“
einen Feſtabend. Ein kurzes Seſſelkonzert mit gediegenen Vor-
trägen wird den Abend einleiten. Bewährte Sangeskräfte (die
Damen Frau Möhl-Knabl, Frau Thea Kaiſer, Frau Dr. Stein-
häuſer (Rezitation), Frln. Sondinger) und hervorragende In-
ſtrumentaliſten wirken mit.
* Aus der Lokalbaukommiſſion. Zu einer teilweiſen Aende-
rung des Baulinienprojektes Rathgeber-Zimmermann in Mooſach
nordweſtlich der Bahnſtation wird eine Erinnerung nicht erhoben.
Die Aenderung der Baulinien am Neudeck kann nur in der
vom Stadtmagiſtrate vorgeſchlagenen Einſchränkung zur Geneh-
migung befürwortet werden. Außerdem lagen der Kommiſſion
13 Wohnhausneubaugeſuche, dann der Plan für einen
Fabrikneubau (Iſaria - Zählerwerke) und mehrere Pläne für
Ergänzungsbauten der Stadtgemeinde auf dem Aus-
ſtellungsareal vor. Ferner lagen Pläne vor für
Arbeiterwohnhäuſer in dem Ausſtellungspark (deutſche
Werkſtätten) und der Plan für eine Schießhalle dortſelbſt
(M. Stehbeck).
* Erholungsklub für erwerbende Frauen und Mädchen, Karl-
ſtraße 42. Sonntag, 22. März, abends 7½ Uhr findet ein Unter-
haltungsabend ſtatt. Frau Viërna und Herr Glonny
ſingen Duette. Gäſte, auch Herren, willkommen. Eintritt für
Nichtmitglieder 25 Pfg.
* Im Polytechniſchen Verein wird am Montag, 23. März,
Herr Diplomingenieur Lewin, Organiſationsanwalt aus
Berlin, über: „Moderne Fabrikorganiſation“
ſprechen.
Vereinsmitteilungen, Verſammlungen, Vorträge.
Sonntag, 22. März. Evangeliſcher Handwerker-
verein München. Im kleinen Saal des Evangeliſchen Ver-
einshauſes. Mathildenſtraße, Vortrag des Herrn Stadtvikar
Langenfaß über Mathias Claudius. Beginn abends 8 Uhr.
Gäſte willkommen. — Chriſtlicher Verein junger
Männer. Glückſtraße Nr. 21. Abends 8¼ Uhr: Vortrag von
Herrn Prof. Dr. Heim. Thema: „Das antike Theater“. Ein-
tritt frei. Gäſte willkommen. — Familien-Klub von
1903. (Klub zur Pflege edler Geſelligkeit, Kunſt und Literatur.)
Die nächſte Veranſtaltung findet Sonntag Nachmittag 3 Uhr in
den Prinzenſälen des Café Luitpold ſtatt. — „Wander-
vogel“. Verein zur Förderung des Jugendwanderns in
Bayern. Großes Kaffeekochen in der Garchinger Heide (Krähen-
hütte). Ab 2 Uhr Erlöſerkirche. Muſikinſtrumente mitbringen.
* Fritz v. Uhdes 60. Geburtstag. Eine hieſige Zeitung feiert
ſchon jetzt Uhdes 60. Geburtstag in einem Feſtartikel;
ſie nimmt als Datum dafür irrtümlich den 22. März an. Wie
in allen wichtigeren Handbüchern zu leſen iſt und uns heute der
Meiſter auch ſelbſt beſtätigt, iſt Fritz v. Uhde am 22. Mai 1848
geboren.
* Dr. Georg Kerſchenſteiner ſpricht am nächſten Mittwoch
Abend im Verein für deutſches Kunſtgewerbe in Berlin über
Handwerkererziehung. Den Vortrag begleiten nicht
nur Lichtbilder, ſondern auch eine Ausſtellung ſehr bemerkens-
werter Arbeiten der Volksſchulen und fachlichen Fortbildungs-
ſchulen Münchens.
Bunte Chronik.
* Gegen Multatuli. Einen Beweis, wie der politiſche Ketzer
Multatuli, vielleicht der ſchärfſte Geiſt, aber auch der rück-
ſichtsloſeſte Kritiker, den die Niederlande hervorgebracht haben,
noch heute und ſelbſt in Belgien ignoriert oder bekämpft wird,
bietet die Tatſache, daß zwei Brüſſeler Hauseigentümer, in
deren Häuſern Multatuli ſein Hauptwerk ſchrieb, es ſchroff ab-
lehnten. Erinnerungstafeln, die den Namen des Verfaſſers von
„Max Havelaar“ trugen, an ihren Häuſern angebracht zu ſehen.
Unter dieſen Umſtänden blieb dem Komitee nichts anderes übrig,
als den Stiftern das Geld zurückzuzahlen.
* Kleine Nachrichten. In dem Maße als die Motorwagen
in Paris zunehmen, nimmt die Zahl der Pferde ab. Es
ſoll deren jetzt nur noch 83,458 geben, faſt 10,000 weniger als im
Jahre 1900. — Eines der fünfzig Stock hohen Ge-
ſchäftsgebäude, die in New-York jetzt im Bau ſind,
erfordert folgende Materialien: 24,000 Tonnen Stahl für das
„Gerippe“ des Gebäudes; 37,000 Tonnen Gußmörtel für die Kor-
ridore; ſoviel Steine, daß ſie, aneinandergelegt, von New-York
nach Denver reichen würden; 4500 Tonnen Terrakotta für die
Verzierung; genügend Glas um drei Straßenblocks damit zu be-
decken; für Heizung und Waſſerleitung Röhren, die von New-
York nach Albany reichen würden; genügend Drähte für eine
Telegraphenlinie von New-York nach Philadelphia und über
80,000 Glühlampen.
Bayeriſche Chronik.
* Die Beſetzung der Regensburger Domdekanſtelle.
Wie dem Bayeriſchen Kurier ſein nicht ganz zuverläſſiger
☉-Korreſpondent meldet, wäre für die Regensburger Digni-
tärſtelle der Abgeordnete Domkapitular Dr. Pichler von
Paſſau auserſehen. Wie wir mitteilen können, iſt Herrn
Dr. Pichler hiervon nicht das Geringſte bekannt. Vielleicht
hat der Bayeriſche Kurier einen Scherz machen wollen.
☉ Verkehr mit Kraftwagen. Der 3. Ausſchuß der
Reichsratskammer hat auf Antrag des Referenten
Frhrn. v. Thüngen bezüglich der Beſchlüſſe der Ab-
geordnetenkammer zu den Anträgen Jäger und Gen. be-
treffend den Verkehr mit Kraftwagen beſchloſſen,
es ſei hierüber zur Tagesordnung überzugehen, mit
Rückſicht auf die von der Staatsregierung abgegebenen
Erklärungen und in der Erwägung, daß nach den Erklä-
rungen des Staatsſekretärs des Reichsjuſtizamts in der
Reichstagsſitzung vom 12. Februar 1908 demnächſt dem
Bundesrat ein Geſetz über den Verkehr mit Kraftwagen
vorgelegt werden wird, welches den im Antrag der Ab-
geordnetenkammer enthaltenen Wünſchen durch Verſchär-
fung der zivilrechtlichen, polizeilichen und ſtrafrechtlichen
Beſtimmungen Rechnung trägt.
* Augsburg, 20. März. Hier verſtarb im Alter von 91 Jahren
der Hauptſalzamtskaſſier a. D. A. Helfreich. Der Verſtorbene,
der ſich bis ins höchſte Alter völlige Friſche des Geiſtes und
Körpers bewahrt hatte, war hier auch als geſchickter Maler be-
kannt; er hat noch in den letzten Jahren wiederholt Bilder aus-
geſtellt. Eine beſondere Förderung erfuhren von dem liebens-
würdigen und originellen alten Herrn die evangeliſchen Vereins-
beſtrebungen der Stadt.
* Cham, 20. März. Der Abg. Dr. Heim hat den Verlag und
die Druckerei des Chamer Tagblatt, das in der letzten
Zeit in Konkurs war, angekauft. Der bisherige Sekretär des
Verbandes des bayeriſchen Poſtperſonals, Kratofiel, wird
künftig Verlag und Druckerei des Chamer Tagblatt auf eigene
Rechnung führen.
Bayeriſcher Landtag.
106. öffentliche Sitzung der Kammer der Abgeordneten.
* München, 21. März.
Am Miniſtertiſche: Verkehrsminiſter v. Frauendorfer.
Präſident Dr. v. Orterer eröffnet nach 9 Uhr die Sitzung.
Fortſetzung der Beratung über die Regelung der Lohn-
und Arbeitsverhältniſſe der Arbeiter in den
Staatsbetrieben.
Abg. Dauer (Zentr.) befürwortet die Wünſche der Ver-
kehrs- und Eiſenbahnarbeiter. Er verbreitet ſich
dabei über die Tarifverträge; ſie hätten nur dann einen Wert,
wenn die Arbeitnehmer in der Lage ſind, durch einen Streik ihre
Forderungen durchzuſetzen. Redner meint dann, daß die Tarif-
verträge durchaus nicht immer als Allheilmittel angeſehen wer-
den könnten. Er findet es ſehr ſonderbar, daß man gerade bei
den Arbeiteranträgen die Kompetenzfrage aufgeworfen
habe; den Arbeitern dürfe ihr Petitionsrecht nicht ge-
ſchmälert werden.
Abg. Cadau (Zentr.) verlangt eine beſſere Regelung der
Dienſt- und Ruhezeit des Eiſenbahnperſonals durch die Schaf-
fung eines Arbeitsgeſetzes. Ueberanſtrengung des Perſonals ſei
zu vermeiden. Auch der Erholungsurlaub ſolle Ausdehnung er-
fahren. Der Redner vertritt die in der Petition des Bayeriſchen
Eiſenbahnerverbandes aufgeſtellten Forderungen. (Als der
Miniſter mit dem Schriftführer, dem Abg. Schmidt-Selb,
ſpricht, erklärt der Redner, er werde erſt wieder weiterfahren,
wenn der Miniſter ihm mehr Aufmerkſamkeit
ſchenke. (Präſident Dr. v. Orterer fordert den Redner auf,
fortzufahren, da es Sache des Miniſters ſei, ob er den Dar-
legungen eines Redners mit Aufmerkſamkeit folgen wolle oder
nicht.) Redner fordert Beamtenausſchüſſe. Es ſei Zeit,
daß der Beamtenkörper mehr belebt werde. An Stelle der viel-
fach herrſchenden
„ſklaviſchen Unterwürfigkeit“
im Beamtenkörper würde treten „der in der Erkenntnis der Not-
wendigkeit begründete Gehorſam, die Erkenntnis der Notwendig-
keit treueſter Pflichterfüllung“.
Abg. Löweneck (Liberale Vereinigung):
Für uns
handelt es ſich vor allem um Einführung des Tarifver-
trags in den Staatsbetrieb. Gegen den Tarifvertrag ſind
verſchiedene Bedenken geltend gemacht worden, die ich nicht teile.
Ich glaube auch nicht, daß durch Tarifverträge das Budgetrecht
des Landtags alteriert wird. Der Tariſvertag ſchließt eine
Stabiliſierung der Lohnverhältniſſe nicht aus. Daß ein Tarif-
vertrag nicht zum Streik führen muß, beweiſt uns der Tarif-
vertrag im Buchdruckgewerbe. Wenn die Regierung an einen
allgemeinen Tarif geht, ſo möge ſie für geeignete Organe zur
Abfaſſung ſorgen. Der Vertrag muß enthalten Lohn- und Ur-
laubsverhältniſſe, das Wahlrecht zu den Ausſchüſſen, die
Koalitionsfreiheit, Berechtigung der Arbeiterausſchüſſe. Der
Vertrag muß enthalten die Einhaltung der Arbeitszeit, Schonung
des Materials. Eintreten möchte ich vor allem für tunlichſte
Einſchränkung der Arbeitszeit. Die Nachtarbeit
muß höher bemeſſen werden; doch muß die Nachtzeit auf die
Stunden von nachts 9 Uhr bis früh 5 Uhr feſtgelegt werden. Wir
ſind der Anſicht, daß auch der Arbeiter Anſpruch auf Urlaub hat.
Den Akkordarbeitern möge aber nicht der Grundlohn, ſondern ein
höherer Lohn während dieſer Zeit gegeben werden. Auch für
die Bezahlung der Wochen feiertage treten wir ein. Der
Redner fordert die Schaffung von Arbeiterausſchüſſen und zu-
gleich mit der Einführung des Beamtengeſetzes die Gründung
von Beamten ausſchüſſen und er ſtellt, da der Miniſter
zu der letzteren Forderung mit dem Kopf ſchüttelt, einen
liberalen Antrag in dieſem Sinne in Ausſicht.
Abg. Weilnböck (Fr. Vgg.) anerkennt die berechtigten Forde-
rungen der Staatsarbeiter und ſtimmt einer den Verhältniſſen
entſprechenden Beſſerung der Verhältniſſe zu, aber allen Forde-
rungen kann ſeine Fraktion nicht zuſtimmen. Zur Begründung
weiſt er auf die Rückwirkung ſolcher Lohnerhöhungen auf die Pri-
vatbetriebe hin und befürchtet von zu weitgehenden Aufbeſſerun-
gen eine Förderung der Landflucht.
Nach faktiſchen Konſtatierungen des Abg. Löweneck (lib.),
wobei er vor allem die Kompetenz der Abgeordnetenkammer be-
jaht, wird die Sitzung vertagt auf Montag, nachmittags 3 Uhr,
mit der Fortſetzung der heutigen Tagesordnung.
Schluß um 12 Uhr.
Handels-Zeitung.
(Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Origtnalartikel, Notizen und
Telegramme iſt nur mit genauer Quellenangabe geſtattet.)
* München, 21. März.
Großkapital und Induſtrie.
≏ Die Vertreter der Landwirtſchaft ſuchen der Börſe
alle Sympathien zu nehmen. Sie arbeiten mit Hochdruck
und führen die unmöglichſten Gründe für ſich ins Feld.
Sie ſprechen von einer „Bedrohung der induſtriellen Ge-
ſundheit“ und machen dafür die Tatſache verantwortlich,
daß die Induſtrie in immer größere Abhängigkeit
von dem in den Bankengruppen konzentrierten Groß-
kapital geraten ſei. Dieſes volkswirtſchaftlich ungeſunde
Verhältnis habe der Terminhandel herbeigeführt.
Das iſt nun eine ganz eigenartige Sache. Seit elf Jahren
beſteht nur noch ein ſehr beſchränktes Termingeſchäft an
der Börſe. In Induſtrieaktien gar keines. Und gerade in
dieſer Periode iſt das Verhältnis zwiſchen Großkapital und
Induſtrie ein beſonders inniges geworden. Da kann’s doch
mit dem Terminhandel nicht ganz ſtimmen? Es müßte
denn zwei verſchiedene Arten von Logik geben: eine agrari-
ſche und eine gewöhnliche. Weiter. Die induſtrielle Ge-
ſundheit iſt durch den wachſenden Einfluß des Großkapitals
gefährdet worden. Das Krankheitsbild ergibt, daß in den
letzten zehn Jahren zwei Perioden der Hochkonjunktur
waren und im Durchſchnitt die höchſten Dividenden gezahlt
worden ſind. Vielleicht erblicken die Agrarier gerade in
dieſer Tatſache einen Schaden. Einen moraliſchen natür-
lich. Die Gefährdung der Selbſtgenügſamkeit; denn es iſt
ein Nachteil, wenn durch hohe Dividenden die Anſprüche der
Aktienbeſitzer geſteigert werden. Alſo laſſen wir die Land-
wirte mit ihren ſanitären Bedenken und ihrer der Sanie-
rung bedürfenden Logik und ſehen wir zu, wie es mit den
Beziehungen zwiſchen Großkapital und Induſtrie ſteht.
Nach den Bilanzen der Berliner Groß-
banken, die vor kurzer Zeit erſchienen und hier im ein-
zelnen beſprochen worden ſind, haben diejenigen Inſtitute
am ſtärkſten unter den Einwirkungen des Niederganges
der Konjunktur gelitten, die die ausgedehnteſten Beziehun-
gen zur Induſtrie unterhalten. An der Spitze der Schaaff-
hauſenſche Bankverein, der als Schulbeiſpiel dienen kann.
Ihm ſind 16 Millionen an induſtriellen Guthaben entzogen
worden, während auf der anderen Seite ſein Akzept
durch die Induſtrie mit 27 Millionen mehr in Anſpruch ge-
nommen wurde. Dadurch ſind gerade die liquideſten Mittel
des Inſtituts, die Bar- und Wechſelbeſtände, erheblich redu-
ziert worden! In der Vermehrung der Debitoren um
30 Millionen auf 332 Millionen bei 145 Millionen Aktien-
kapital iſt natürlich auch eine indirekte Belaſtung, und
zwar in dieſem Falle wieder durch die Induſtrie (die
Außenſtände bei größeren Aktiengeſellſchaften und Gewerk-
ſchaften erhöhten ſich um 40 Mill. auf 105 Mill.), zu er-
blicken; denn die Debitoren gehören nicht zu den ſogenann-
ten greifbaren Aktiven. Die erhebliche Verſchlechterung der
Liquidität des Schaaffhauſenſchen Bankvereins — das In-
ſtitut ſteht mit einem Deckungsverhältnis von rund 39 Pro-
zent am unterſten Platz im Range der Großbanken — iſt
lediglich durch die Induſtrie verſchuldet; und man könnte
deshalb wohl mit einer mindeſtens gleich großen Berechti-
gung wie die Agrarier von einer Bedrohung der indu-
ſtriellen Geſundheit durch das Großkapital ſprechen, eine
ſtarke Gefährdung der Gefundheit der Ban-
ken durch die Induſtrie konſtatieren. Ich ſage: wenn man
überhaupt „geſundheitsſchädliche“ Momente hier herein-
bringen will, was nicht nach jedermanns Geſchmack ſein
wird. Aehnlich wie der Schaaffhauſenſche Bankverein
haben auch die meiſten anderen Banken eine Abnahme ihrer
fremden Gelder durch Kündigung induſtrieller Guthaben zu
verzeichnen; und da trotzdem — oder gerade deshalb — die
Anſprüche an den Kredit nicht geringere geworden ſind, ſo
mußten die Finanzinſtitute ſich entweder mit einer ſtär-
keren Gewährung von Akzeptkredit oder einer Hergabe
liquider Mittel ihrer Aufgabe als Kreditgeber entledigen.
Der Schaden liegt alſo in jedem Falle auf der Seite der
Banken und nicht bei der Induſtrie. Würden die
Gegner der Börſe nicht nur mit inhaltloſen Schlagworten
arbeiten, ſondern ſich bemühen, etwas tiefer in den Zuſam-
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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