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Allgemeine Zeitung, Nr. 137, 23. März 1908.

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Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908.
[Spaltenumbruch]
Handels-Zeitung.
(Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Originalartikel, Notizen und
Telegramme ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet.)


Bayerische Bodencredit-Anstalt.

# Die neue Verwaltung des Würzburger Instituts legt
mit ihrem soeben erschienenen umfangreichen Geschäftsbericht
eine neue Bilanz per 31. Dezember 1906 und die reguläre Bilanz
per 31. Dezember 1907 vor. Wir haben in der nachstehenden
Tabelle die Ziffern der zweiten Bilanz für 1906, die der außer-
ordentlichen Generalversammlung vom 23. Dezember 1907 vor-
gelegt, von dieser aber zurückgestellt worden war, neben die
Positionen der beiden neuen Abschlüsse gestellt und die Aende-
rungen durch Fettdruck kenntlich gemacht.

Von besonderem Interesse sind die Ausführungen des Auf-
sichtsrats
über die Notwendigkeit erhöhter Rückstel-
lungen.
Er betont, daß er nur "Rückstellungen", nicht "Ab-
schreibungen" befürworten könne, denn jede Abschreibung setze
einen deklarierten Verlust voraus, die Rückstellung aber beruhe
auf der begründeten Erwägung eines möglicherweise drohenden
Verlustes. Die Rückstellung von insgesamt 900,000 M re-
präsentiere in ihrer Gesamtsumme den Betrag einer für die Bank
erforderlichen Hypothekenreserve. Der Aufsichtsrat hat
bei seiner nochmaligen eingehenden Prüfung des Hypotheken-
bestandes festgestellt, daß auf die gesamten Beleihungen in
Würzburg eine Rückstellung von 25,000 M, auf die Beleihungen
in München (249 Hypotheken mit einer Gesamtdarlehens-
summe von 25 Mill.) eine solche von 300,000 M notwendig sei.
In Berlin und Vororten hat die Bank 209 Darlehen im Ge-
samtbetrage von rund 45 Millionen. Hier ergab sich die Zweck-
mäßigkeit einer weiteren Rückstellung für 7 Objekte in Höhe von
350,000 M. In Hannover, Frankfurt, Düsseldorf, Elberfeld sind
Rückstellungen von 150,000 M erforderlich. Insgesamt ergibt
sich eine Summe von 825,000 M, die auf 900,000 M abgerundet
werden soll, in Rücksicht darauf, daß zerstreut in einer Reihe von
Städten doch noch Beleihungsobjekte vorhanden seien, die einer
Besichtigung nicht unterlegen haben. Der Aufsichtsrat ist also
mit großer Sorgfalt vorgegangen, und wenn er versichert, daß
ein Strohmännertum in irgendwelcher Form bei der Bank
nicht mehr besteht, so darf man ihm unbedingt Glauben schenken.
Ebenso erfreulich wird für die Pfandbriefbesitzer und Aktionäre
die Konstatierung sein, daß nicht nur das Pfandbriefkapital,
sondern auch das Aktienkapital vollständig intakt sei.

[Tabelle]

Zu der Frage, aus welchen Mitteln die erforderlichen Rück-
stellungen zu entnehmen seien, äußert sich der Aufsichtsrat wie
folgt: Unzweifelhaft wäre es empfehlenswert gewesen, schon in
früheren Jahren eine Hypothekenreserve zu bilden. In der Tat
ist hierzu einmal ein bemerkenswerter Ansatz gemacht worden.
Die ordentliche Generalversammlung für das Jahr 1899 hat
einem Reservefonds II 250,000 M aus dem Gewinn des Jahres
1899 überwiesen, aber schon die Generalversammlung für das
Jahr 1900 hat diesen Reservefonds II dem ordentlichen Reserve-
fonds wieder übertragen, was man nur lebhaft bedauern kann.
Die damalige Bankpolitik war bestrebt, lediglich einen einzigen
Reservefonds aufrecht zu erhalten und diesen tunlichst rasch an-
wachsen zu lassen. Tatsächlich enthält er ganz verschiedenartige
Bestandteile, einmal enthält er in dem Gesamtbetrage von
2,300,000 M die gesetzlich erforderliche Dotierung des Kapital-
reservefonds, er enthält aber erheblich größere Summen, die auf
Grund des § 7 R.-H.-G. zur Fundierung von Hypothekenpfand-
briefen dienen dürfen, und wie sich aus unserer eingehenden Unter-
suchung des Darlehensbestandes ergibt, sind in diesem einheit-
lich gestalteten Reservefonds auch Kapitalsteile enthalten, die
zur Dotierung einer Hypothekenreserve füglich ihre Verwendung
hätten finden sollen. Eine nachträgliche ziffermäßige Aus-
scheidung dieser einzelnen Teile des Gesamtreservefonds ist un-
tunlich. Wir glauben aber, der Generalversammlung eine Neu-
ordnung des Reservefonds vorschlagen zu sollen und zwar in
folgender Weise: 1. Man bilde einen Kapitalreservefonds voll-
dotiert mit 750,000 M: Reservefonds I. 2. Man verwende von
der überschießenden Summe den Betrag von 1,250,000 M zur
Bildung eines Pfandbriefreservefonds im Sinne des § 7 R.-H.-B.:
Reservefonds II. 3. Man verwende 300,000 M zur Bildung der
von uns beantragten Hypothekenreserve. Es verbleibt dann noch,
wenn die gesamte Hypothekenreserve 900,000 M be-
tragen soll, die Beschaffung des Restbetrages von 600,000 M.
Es kann nun keinem Zweifel unterliegen, daß viele Beleihungen,
für welche die Rückstellungen uns erforderlich erschienen sind, be-
reits vor 1906 vollzogen waren. Es muß daher der für das Jahr
[Spaltenumbruch] 1906 bilanzmäßig ermittelte Gewinn an diesen Rückstellungen
partizipieren und wir glauben, vorschlagen zu sollen, daß dem
Gewinn des Jahres 1906 für die Hypothekenreserve 250,000 M
entnommen werden mögen. Damit ist gleichsam die Vergangen-
heit mit dem Betrag von 550,000 M belastet (300,000 M plus
250,000 M); auf den erheblich größeren Gewinn des Jahres
1907 würde sodann der Betrag von 350,000 Markt ent-
fallen. Es rechtfertigt sich dies auch aus anderen Gründen.
Das Jahr 1907 war ein in hohem Grade kriti-
sches Jahr.
Der Hypothekenzinsfuß ist außerordentlich ge-
stiegen, während die Mieten in einer rückgängigen Bewegung sich
befunden haben, beides hat den Wert städtischer Grundstücke
wesentlich beeinflußt. Eine rückgängige Bewegung des Zins-
fußes der Hypotheken, ein Steigen der Immobiliarwerte ist zum
mindesten für das Jahr 1908 nicht zu erwarten. Man hat daher
bei der Prüfung der Engagements mit jener kritischen Vor-
sicht
arbeiten müssen, die durch die Zeitverhältnisse geboten
war, und unter diesem Gesichtspunkte erscheint eine größere Rück-
stellung aus dem Gewinn des Jahres 1907 geboten.

Was nun das Geschäft im Jahre 1907 anlangt, so wird
darauf hingewiesen, daß das Institut infolge der Streichung der
Kursnotiz und mangels genügender Betriebsmittel nicht in der
Lage war, das Pfandbriefgeschäft im Laufe des Jahres wieder
aufzunehmen, um durch Verkauf sich weitere Mittel für das Hypo-
thekengeschäft zu verschaffen. Andrerseits kamen aber auch die
für den Vertrieb der Pfandbriefe notwendigen, recht beträcht-
lichen Anforderungen in Wegfall. Diesem Umstand sei es zuzu-
schreiben, daß das Geschäftsergebnis für 1907 als ein recht be-
friedigendes bezeichnet werden könne. Allerdings haben gegen-
über dem Geschäftsjahr 1906 die Zwangsversteigerun-
gen
nicht unwesentlich zugenommen. Es sei dies trotz der den
Schuldnern gewährten Nachsicht nicht zu vermeiden gewesen. Der
Bank erwuchs davon kein Nachteil: die subhastierten Grundstücke
gelangten durchweg, unter Ausbietung der gesamten Ansprüche
der Bank, in gute Hände. Bei den freihändigen Verkäufen
von Objekten, die durch die Bank beliehen waren, ergab sich eine
Durchschnittsleistung von 60.7 Proz. Der Gesamthypo-
thekenbestand
beträgt 148.93 Mill. (148.68 Mill.). Davon
sind 2387 Posten mit 141.87 Mill. zur Pfandbriefdeckung ver-
wendet. Die freien Hypotheken betragen 6.78 Mill. Davon sind
455,570 M zweitstellig. Von den Deckungshypotheken haben
31.36 Mill. Annuitätenform. Nach der Stückelung er-
geben sich vier Millionenbeleihungen, und zwar eine mit 1.19
Millionen in "vornehmster Wohn- und Geschäftslage Berlins",
eine mit 1.50 Mill. in Frankfurt, eine mit 1.80 Mill. unter
Garantie einer der ersten deutschen Banken, und eine mit 1.85
Millionen in "vorzüglicher Geschäftslage Berlins". Auf
Bayern treffen 63.36 Mill. (66.43 Mill.), auf Preußen 74.35
Millionen (74.10 Mill.). Die Bank war an 74 Subhastationen
(51) beteiligt, erlitt aber in keinem Fall einen Verlust. Von
74 versteigerten Anwesen liegen 50 in Preußen, 21 in Bayern.
Die Zinsenrückstände betragen 119,633 M gegen nur
37,025 M im Jahre 1906. Davon treffen 6589 M auf 1906 und
113,044 M auf 1907. Bis zur Drucklegung des Berichts verblieb
noch ein Rest von 38,356 M gleich 0.58 Proz. des Zinsensolls.
Am 31. Dezember 1906 waren 51.33 Mill. 31/2 proz. und 89.96 Mill.
4proz. Pfandbriefe im Umlauf; insgesamt betrug die
Umlaufsumme am 21. Februar 1907 143.45 Mill. Von diesem
Tage an wurden per Saldo zurückgekauft 5.80 Mill., so daß der
Betrag der per 31. Dezember 1907 begebenen Pfandbriefe sich nur
auf 137.64 Mill. stellt. Auf Pfand brief agiokonto
wurden am 31. Dezember 1906 46,116 M vorgetragen. Im Jahre
1907 wurde auf 4proz. Pfandbriefe eine Agioeinnahme von 10,184
Mark erzielt. Hiervon gehen 23,668 M ab, so daß ein Vortrag
von 32,632 M verbleibt. Auf Disagiokonto verblieb, in-
folge Rücklaufs von Pfandbriefen unter Pari im Jahre 1907 ein
Gewinn von 67,689 M, der in der Gewinn- und Verlustrechnung
ausgewiesen ist.

Die Bilanz weist aus an Kasse, Bankenguthaben, Wech-
seln 0.36 Mill. gegen 2.45 Mill. am 31. Dezember 1906. Debitoren
machen 142,380 M (440,449 M), Kreditoren 297,758 M (i. V.
216,749 M) aus. Die starke Abnahme der liquiden
Mittel hängt mit dem im verflossenen Jahre erforderlich ge-
wesenen Rückkauf von Pfandbriefen zusammen.

Man darf nun wohl der Hoffnung Ausdruck geben, daß
die neue Verwaltung das aufrichtige Bestreben zeigt, über die
Verhältnisse keinerlei Zweifel mehr aufkommen zu lassen und die
Geschäfte auf Grund sorgfältiger Prüfung aller einschlägigen
Faktoren weiterzuführen, es nunmehr auch gelingen wird, der
jahrelang durch allerhand Widriges heimgesuchten Bank eine
ruhige und gedeihliche Entwicklung zu ermöglichen.



Die Börsenwoche.

w. Die Börse vermag ihres Daseins nicht froh zu werden.
Depression und Mutlosigkeit beherrschen weiter das Feld, und
zwar in einem derartigen Maße, daß die Geschäftsunlust vielfach
zu einer völligen Stagnation des Verkehrs ausartete. Die Strich-
notizen bildeten die Signatur des Kurszettels der Ultimopapiere,
und kamen wirklich Kurse zustande, so wichen sie von den letzten
Notizen nur um Bruchteile ab. Das Geschäft schleppte sich träge
dahin und auch nicht ein einziger Tag war zu registrieren, der
ein etwas regsameres Börsentreiben bieten konnte. Anregungen
fehlten fast gänzlich und soweit solche vorhanden waren, waren
sie nicht fähig, das Geschäft in Fluß zu bringen. Im großen und
ganzen wird für den kommenden Monat mit einer Erleichterung
am Geldmarkte und damit zusammenhängend mit einer wenn
auch langsam einsetzenden Belebung des Verkehrs gerechnet, zur-
zeit will jedoch niemand aus der Reserve heraustreten. Unver-
kennbar haben sich die Verhältnisse des internationalen Geld-
marktes gebessert, insbesondere London hat eine stetig zunehmende
Erleichterung gezeigt, so daß der Privatdiskont bis auf 23/4 Proz.
zurückging und die Bank von England zu einer weiteren Er-
mäßigung der offiziellen Rate auf 3 Proz. schreiten konnte. Bei
uns liegen die Geldverhältnisse noch immer nicht günstig,
wenn auch der letzte Reichsbankausweis nicht unbefriedigend
ausgefallen ist. Immerhin war hier von einer Besserung noch
nicht viel zu verspüren, eine Erscheinung, die mit dem bevor-
stehenden Ultimo im Zusammenhang steht. Zu einer Initiative
wurde also von dieser Seite aus der Spekulation nicht die Hand
gereicht, aber auch sonst bot die Woche wenig Anregung.

Die Börsengesetznovelle soll auch erst der kommende
Monat bringen, ob er es tun wird und, falls wirklich, in welcher
[Spaltenumbruch] Fassung, das wissen die Götter selbst noch nicht. Zwar hat sich
die Stimmung etwas gehoben, nachdem eine Einigung über den
Sprachenparagraphen des Vereinsgesetzes zustande gekommen ist,
da man nunmehr auch eine Verständigung über das Börsengesetz
erwartet. Aber auch dies sind Zukunftsbilder, die ebensowenig
wie die Geldverhältnisse geeignet waren, das Geschäft zu be-
leben, vielmehr durch die Ungewißheit zu einer weiteren Ein-
schränkung des Verkehrs beitrugen.

Soweit positive Momente in Betracht kamen, waren sie vor-
wiegend unfreundlicher Natur. Insbesondere verstimmte die
Nachricht, daß das Kohlensyndikat eine weitere Erhöhung
der Fördereinschränkung in Aussicht stellte. Unverkennbar haben
sich in den letzten Monaten bei den Hüttenwerken bedeutende
Kohlenvorräte angesammelt. Bei dem immer noch ruhigen Gang
des Eisengeschäftes ist der derzeitige Kohlenverbrauch hier
gering und das Kohlensyndikat hat wenig Aussicht auf flotteren
Absatz. Daß aber eine weitere Fördereinschränkung weit weniger
am Platze ist als eine Kohlenpreisermäßigung, will den Herren
vom Syndikat noch immer nicht in den Sinn kommen; mit der
Zeit dürfte sich aber diese kurzsichtige Politik bitter rächen, denn
daß die Konjunktur weiter auch auf dem Eisenmarkte zurückgeht,
leugnet niemand mehr. Wie aber sollen die Eisenwerke, die
Hauptverbraucher der Kohle, die unerschwinglichen Preise zahlen
können, wenn sie selbst keinen hinreichenden Verdienst finden,
und noch dazu, wo absolut kein Mangel an Kohle besteht, sondern
dieser erst künstlich geschaffen werden soll. Wenn aber die Kohlen-
magnaten sich noch immer nicht von der rückläufigen Konjunktur
haben überzeugen können, dann mögen sie einen Blick auf die
Abschlußziffern des Lloyd werfen, die werden sie be-
lehren, daß wir uns wirtschaftlich in einer argen Depression
befinden. Die Börse hat den Niedergang richtig erkannt und in
ihrem Verhalten den Beweis dafür erbracht. Wenn sie jetzt so
schwer aus ihrer Reservestellung herauszubringen ist, so doku-
mentiert sie damit, daß sie auch für die nächste Zeit noch nicht
an eine wesentliche Besserung unserer Wirtschaftsverhältnisse
glaubt. Die Preispolitik des Kohlensyndikats dürfte sie jeden-
falls in ihrer Ansicht nur noch bestärken. Selbst die neue
Sekundärbahn-Vorlage dürfte mit ihren gewaltigen Forderungen
den Eisenwerken nicht derartige Gewinne in Aussicht stellen,
die irgendwie die Kohlenpreise rechtfertigen könnten.

Nachstehend unsere vergleichende Wochenübersicht:

[Tabelle]


Geldmarkt und Banken.
# Einführung des Scheckgesetzes.

Nachdem das Scheck-
gesetz
nunmehr veröffentlicht ist, hat der Bundesrat, wie
die "Neue politische Correspondenz" mitteilt, gemäß § 11
Absatz 2 die Fristen festgestellt, binnen deren im Ausland
ausgestellte, im Inlande zahlbare Schecks den Bezoge-
nen zur Zahlung vorzulegen
sind. Zu diesem
Zweck sind 4 Zonen geschaffen, für welche die Fristen auf
drei Wochen, ein, zwei und drei Monate bemessen sind. Die
Abgrenzung der einzelnen Zonen schließt sich so nahe als
tunlich an die Vorschriften der Artikel 78 und 79 der Wech-
selordnung an. Angesichts der durch die Entwicklung des
Seeverkehrs ermöglichten schnellen Verbindung zwischen
Deutschland und Amerika erschien es indessen zweckmäßig,

[irrelevantes Material]
[irrelevantes Material]
Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908.
[Spaltenumbruch]
Handels-Zeitung.
(Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Originalartikel, Notizen und
Telegramme iſt nur mit genauer Quellenangabe geſtattet.)


Bayeriſche Bodencredit-Anſtalt.

# Die neue Verwaltung des Würzburger Inſtituts legt
mit ihrem ſoeben erſchienenen umfangreichen Geſchäftsbericht
eine neue Bilanz per 31. Dezember 1906 und die reguläre Bilanz
per 31. Dezember 1907 vor. Wir haben in der nachſtehenden
Tabelle die Ziffern der zweiten Bilanz für 1906, die der außer-
ordentlichen Generalverſammlung vom 23. Dezember 1907 vor-
gelegt, von dieſer aber zurückgeſtellt worden war, neben die
Poſitionen der beiden neuen Abſchlüſſe geſtellt und die Aende-
rungen durch Fettdruck kenntlich gemacht.

Von beſonderem Intereſſe ſind die Ausführungen des Auf-
ſichtsrats
über die Notwendigkeit erhöhter Rückſtel-
lungen.
Er betont, daß er nur „Rückſtellungen“, nicht „Ab-
ſchreibungen“ befürworten könne, denn jede Abſchreibung ſetze
einen deklarierten Verluſt voraus, die Rückſtellung aber beruhe
auf der begründeten Erwägung eines möglicherweiſe drohenden
Verluſtes. Die Rückſtellung von insgeſamt 900,000 M re-
präſentiere in ihrer Geſamtſumme den Betrag einer für die Bank
erforderlichen Hypothekenreſerve. Der Aufſichtsrat hat
bei ſeiner nochmaligen eingehenden Prüfung des Hypotheken-
beſtandes feſtgeſtellt, daß auf die geſamten Beleihungen in
Würzburg eine Rückſtellung von 25,000 M, auf die Beleihungen
in München (249 Hypotheken mit einer Geſamtdarlehens-
ſumme von 25 Mill.) eine ſolche von 300,000 M notwendig ſei.
In Berlin und Vororten hat die Bank 209 Darlehen im Ge-
ſamtbetrage von rund 45 Millionen. Hier ergab ſich die Zweck-
mäßigkeit einer weiteren Rückſtellung für 7 Objekte in Höhe von
350,000 M. In Hannover, Frankfurt, Düſſeldorf, Elberfeld ſind
Rückſtellungen von 150,000 M erforderlich. Insgeſamt ergibt
ſich eine Summe von 825,000 M, die auf 900,000 M abgerundet
werden ſoll, in Rückſicht darauf, daß zerſtreut in einer Reihe von
Städten doch noch Beleihungsobjekte vorhanden ſeien, die einer
Beſichtigung nicht unterlegen haben. Der Aufſichtsrat iſt alſo
mit großer Sorgfalt vorgegangen, und wenn er verſichert, daß
ein Strohmännertum in irgendwelcher Form bei der Bank
nicht mehr beſteht, ſo darf man ihm unbedingt Glauben ſchenken.
Ebenſo erfreulich wird für die Pfandbriefbeſitzer und Aktionäre
die Konſtatierung ſein, daß nicht nur das Pfandbriefkapital,
ſondern auch das Aktienkapital vollſtändig intakt ſei.

[Tabelle]

Zu der Frage, aus welchen Mitteln die erforderlichen Rück-
ſtellungen zu entnehmen ſeien, äußert ſich der Aufſichtsrat wie
folgt: Unzweifelhaft wäre es empfehlenswert geweſen, ſchon in
früheren Jahren eine Hypothekenreſerve zu bilden. In der Tat
iſt hierzu einmal ein bemerkenswerter Anſatz gemacht worden.
Die ordentliche Generalverſammlung für das Jahr 1899 hat
einem Reſervefonds II 250,000 M aus dem Gewinn des Jahres
1899 überwieſen, aber ſchon die Generalverſammlung für das
Jahr 1900 hat dieſen Reſervefonds II dem ordentlichen Reſerve-
fonds wieder übertragen, was man nur lebhaft bedauern kann.
Die damalige Bankpolitik war beſtrebt, lediglich einen einzigen
Reſervefonds aufrecht zu erhalten und dieſen tunlichſt raſch an-
wachſen zu laſſen. Tatſächlich enthält er ganz verſchiedenartige
Beſtandteile, einmal enthält er in dem Geſamtbetrage von
2,300,000 M die geſetzlich erforderliche Dotierung des Kapital-
reſervefonds, er enthält aber erheblich größere Summen, die auf
Grund des § 7 R.-H.-G. zur Fundierung von Hypothekenpfand-
briefen dienen dürfen, und wie ſich aus unſerer eingehenden Unter-
ſuchung des Darlehensbeſtandes ergibt, ſind in dieſem einheit-
lich geſtalteten Reſervefonds auch Kapitalsteile enthalten, die
zur Dotierung einer Hypothekenreſerve füglich ihre Verwendung
hätten finden ſollen. Eine nachträgliche ziffermäßige Aus-
ſcheidung dieſer einzelnen Teile des Geſamtreſervefonds iſt un-
tunlich. Wir glauben aber, der Generalverſammlung eine Neu-
ordnung des Reſervefonds vorſchlagen zu ſollen und zwar in
folgender Weiſe: 1. Man bilde einen Kapitalreſervefonds voll-
dotiert mit 750,000 M: Reſervefonds I. 2. Man verwende von
der überſchießenden Summe den Betrag von 1,250,000 M zur
Bildung eines Pfandbriefreſervefonds im Sinne des § 7 R.-H.-B.:
Reſervefonds II. 3. Man verwende 300,000 M zur Bildung der
von uns beantragten Hypothekenreſerve. Es verbleibt dann noch,
wenn die geſamte Hypothekenreſerve 900,000 M be-
tragen ſoll, die Beſchaffung des Reſtbetrages von 600,000 M.
Es kann nun keinem Zweifel unterliegen, daß viele Beleihungen,
für welche die Rückſtellungen uns erforderlich erſchienen ſind, be-
reits vor 1906 vollzogen waren. Es muß daher der für das Jahr
[Spaltenumbruch] 1906 bilanzmäßig ermittelte Gewinn an dieſen Rückſtellungen
partizipieren und wir glauben, vorſchlagen zu ſollen, daß dem
Gewinn des Jahres 1906 für die Hypothekenreſerve 250,000 M
entnommen werden mögen. Damit iſt gleichſam die Vergangen-
heit mit dem Betrag von 550,000 M belaſtet (300,000 M plus
250,000 M); auf den erheblich größeren Gewinn des Jahres
1907 würde ſodann der Betrag von 350,000 Markt ent-
fallen. Es rechtfertigt ſich dies auch aus anderen Gründen.
Das Jahr 1907 war ein in hohem Grade kriti-
ſches Jahr.
Der Hypothekenzinsfuß iſt außerordentlich ge-
ſtiegen, während die Mieten in einer rückgängigen Bewegung ſich
befunden haben, beides hat den Wert ſtädtiſcher Grundſtücke
weſentlich beeinflußt. Eine rückgängige Bewegung des Zins-
fußes der Hypotheken, ein Steigen der Immobiliarwerte iſt zum
mindeſten für das Jahr 1908 nicht zu erwarten. Man hat daher
bei der Prüfung der Engagements mit jener kritiſchen Vor-
ſicht
arbeiten müſſen, die durch die Zeitverhältniſſe geboten
war, und unter dieſem Geſichtspunkte erſcheint eine größere Rück-
ſtellung aus dem Gewinn des Jahres 1907 geboten.

Was nun das Geſchäft im Jahre 1907 anlangt, ſo wird
darauf hingewieſen, daß das Inſtitut infolge der Streichung der
Kursnotiz und mangels genügender Betriebsmittel nicht in der
Lage war, das Pfandbriefgeſchäft im Laufe des Jahres wieder
aufzunehmen, um durch Verkauf ſich weitere Mittel für das Hypo-
thekengeſchäft zu verſchaffen. Andrerſeits kamen aber auch die
für den Vertrieb der Pfandbriefe notwendigen, recht beträcht-
lichen Anforderungen in Wegfall. Dieſem Umſtand ſei es zuzu-
ſchreiben, daß das Geſchäftsergebnis für 1907 als ein recht be-
friedigendes bezeichnet werden könne. Allerdings haben gegen-
über dem Geſchäftsjahr 1906 die Zwangsverſteigerun-
gen
nicht unweſentlich zugenommen. Es ſei dies trotz der den
Schuldnern gewährten Nachſicht nicht zu vermeiden geweſen. Der
Bank erwuchs davon kein Nachteil: die ſubhaſtierten Grundſtücke
gelangten durchweg, unter Ausbietung der geſamten Anſprüche
der Bank, in gute Hände. Bei den freihändigen Verkäufen
von Objekten, die durch die Bank beliehen waren, ergab ſich eine
Durchſchnittsleiſtung von 60.7 Proz. Der Geſamthypo-
thekenbeſtand
beträgt 148.93 Mill. (148.68 Mill.). Davon
ſind 2387 Poſten mit 141.87 Mill. zur Pfandbriefdeckung ver-
wendet. Die freien Hypotheken betragen 6.78 Mill. Davon ſind
455,570 M zweitſtellig. Von den Deckungshypotheken haben
31.36 Mill. Annuitätenform. Nach der Stückelung er-
geben ſich vier Millionenbeleihungen, und zwar eine mit 1.19
Millionen in „vornehmſter Wohn- und Geſchäftslage Berlins“,
eine mit 1.50 Mill. in Frankfurt, eine mit 1.80 Mill. unter
Garantie einer der erſten deutſchen Banken, und eine mit 1.85
Millionen in „vorzüglicher Geſchäftslage Berlins“. Auf
Bayern treffen 63.36 Mill. (66.43 Mill.), auf Preußen 74.35
Millionen (74.10 Mill.). Die Bank war an 74 Subhaſtationen
(51) beteiligt, erlitt aber in keinem Fall einen Verluſt. Von
74 verſteigerten Anweſen liegen 50 in Preußen, 21 in Bayern.
Die Zinſenrückſtände betragen 119,633 M gegen nur
37,025 M im Jahre 1906. Davon treffen 6589 M auf 1906 und
113,044 M auf 1907. Bis zur Drucklegung des Berichts verblieb
noch ein Reſt von 38,356 M gleich 0.58 Proz. des Zinſenſolls.
Am 31. Dezember 1906 waren 51.33 Mill. 3½ proz. und 89.96 Mill.
4proz. Pfandbriefe im Umlauf; insgeſamt betrug die
Umlaufſumme am 21. Februar 1907 143.45 Mill. Von dieſem
Tage an wurden per Saldo zurückgekauft 5.80 Mill., ſo daß der
Betrag der per 31. Dezember 1907 begebenen Pfandbriefe ſich nur
auf 137.64 Mill. ſtellt. Auf Pfand brief agiokonto
wurden am 31. Dezember 1906 46,116 M vorgetragen. Im Jahre
1907 wurde auf 4proz. Pfandbriefe eine Agioeinnahme von 10,184
Mark erzielt. Hiervon gehen 23,668 M ab, ſo daß ein Vortrag
von 32,632 M verbleibt. Auf Disagiokonto verblieb, in-
folge Rücklaufs von Pfandbriefen unter Pari im Jahre 1907 ein
Gewinn von 67,689 M, der in der Gewinn- und Verluſtrechnung
ausgewieſen iſt.

Die Bilanz weiſt aus an Kaſſe, Bankenguthaben, Wech-
ſeln 0.36 Mill. gegen 2.45 Mill. am 31. Dezember 1906. Debitoren
machen 142,380 M (440,449 M), Kreditoren 297,758 M (i. V.
216,749 M) aus. Die ſtarke Abnahme der liquiden
Mittel hängt mit dem im verfloſſenen Jahre erforderlich ge-
weſenen Rückkauf von Pfandbriefen zuſammen.

Man darf nun wohl der Hoffnung Ausdruck geben, daß
die neue Verwaltung das aufrichtige Beſtreben zeigt, über die
Verhältniſſe keinerlei Zweifel mehr aufkommen zu laſſen und die
Geſchäfte auf Grund ſorgfältiger Prüfung aller einſchlägigen
Faktoren weiterzuführen, es nunmehr auch gelingen wird, der
jahrelang durch allerhand Widriges heimgeſuchten Bank eine
ruhige und gedeihliche Entwicklung zu ermöglichen.



Die Börſenwoche.

w. Die Börſe vermag ihres Daſeins nicht froh zu werden.
Depreſſion und Mutloſigkeit beherrſchen weiter das Feld, und
zwar in einem derartigen Maße, daß die Geſchäftsunluſt vielfach
zu einer völligen Stagnation des Verkehrs ausartete. Die Strich-
notizen bildeten die Signatur des Kurszettels der Ultimopapiere,
und kamen wirklich Kurſe zuſtande, ſo wichen ſie von den letzten
Notizen nur um Bruchteile ab. Das Geſchäft ſchleppte ſich träge
dahin und auch nicht ein einziger Tag war zu regiſtrieren, der
ein etwas regſameres Börſentreiben bieten konnte. Anregungen
fehlten faſt gänzlich und ſoweit ſolche vorhanden waren, waren
ſie nicht fähig, das Geſchäft in Fluß zu bringen. Im großen und
ganzen wird für den kommenden Monat mit einer Erleichterung
am Geldmarkte und damit zuſammenhängend mit einer wenn
auch langſam einſetzenden Belebung des Verkehrs gerechnet, zur-
zeit will jedoch niemand aus der Reſerve heraustreten. Unver-
kennbar haben ſich die Verhältniſſe des internationalen Geld-
marktes gebeſſert, insbeſondere London hat eine ſtetig zunehmende
Erleichterung gezeigt, ſo daß der Privatdiskont bis auf 2¾ Proz.
zurückging und die Bank von England zu einer weiteren Er-
mäßigung der offiziellen Rate auf 3 Proz. ſchreiten konnte. Bei
uns liegen die Geldverhältniſſe noch immer nicht günſtig,
wenn auch der letzte Reichsbankausweis nicht unbefriedigend
ausgefallen iſt. Immerhin war hier von einer Beſſerung noch
nicht viel zu verſpüren, eine Erſcheinung, die mit dem bevor-
ſtehenden Ultimo im Zuſammenhang ſteht. Zu einer Initiative
wurde alſo von dieſer Seite aus der Spekulation nicht die Hand
gereicht, aber auch ſonſt bot die Woche wenig Anregung.

Die Börſengeſetznovelle ſoll auch erſt der kommende
Monat bringen, ob er es tun wird und, falls wirklich, in welcher
[Spaltenumbruch] Faſſung, das wiſſen die Götter ſelbſt noch nicht. Zwar hat ſich
die Stimmung etwas gehoben, nachdem eine Einigung über den
Sprachenparagraphen des Vereinsgeſetzes zuſtande gekommen iſt,
da man nunmehr auch eine Verſtändigung über das Börſengeſetz
erwartet. Aber auch dies ſind Zukunftsbilder, die ebenſowenig
wie die Geldverhältniſſe geeignet waren, das Geſchäft zu be-
leben, vielmehr durch die Ungewißheit zu einer weiteren Ein-
ſchränkung des Verkehrs beitrugen.

Soweit poſitive Momente in Betracht kamen, waren ſie vor-
wiegend unfreundlicher Natur. Insbeſondere verſtimmte die
Nachricht, daß das Kohlenſyndikat eine weitere Erhöhung
der Fördereinſchränkung in Ausſicht ſtellte. Unverkennbar haben
ſich in den letzten Monaten bei den Hüttenwerken bedeutende
Kohlenvorräte angeſammelt. Bei dem immer noch ruhigen Gang
des Eiſengeſchäftes iſt der derzeitige Kohlenverbrauch hier
gering und das Kohlenſyndikat hat wenig Ausſicht auf flotteren
Abſatz. Daß aber eine weitere Fördereinſchränkung weit weniger
am Platze iſt als eine Kohlenpreisermäßigung, will den Herren
vom Syndikat noch immer nicht in den Sinn kommen; mit der
Zeit dürfte ſich aber dieſe kurzſichtige Politik bitter rächen, denn
daß die Konjunktur weiter auch auf dem Eiſenmarkte zurückgeht,
leugnet niemand mehr. Wie aber ſollen die Eiſenwerke, die
Hauptverbraucher der Kohle, die unerſchwinglichen Preiſe zahlen
können, wenn ſie ſelbſt keinen hinreichenden Verdienſt finden,
und noch dazu, wo abſolut kein Mangel an Kohle beſteht, ſondern
dieſer erſt künſtlich geſchaffen werden ſoll. Wenn aber die Kohlen-
magnaten ſich noch immer nicht von der rückläufigen Konjunktur
haben überzeugen können, dann mögen ſie einen Blick auf die
Abſchlußziffern des Lloyd werfen, die werden ſie be-
lehren, daß wir uns wirtſchaftlich in einer argen Depreſſion
befinden. Die Börſe hat den Niedergang richtig erkannt und in
ihrem Verhalten den Beweis dafür erbracht. Wenn ſie jetzt ſo
ſchwer aus ihrer Reſerveſtellung herauszubringen iſt, ſo doku-
mentiert ſie damit, daß ſie auch für die nächſte Zeit noch nicht
an eine weſentliche Beſſerung unſerer Wirtſchaftsverhältniſſe
glaubt. Die Preispolitik des Kohlenſyndikats dürfte ſie jeden-
falls in ihrer Anſicht nur noch beſtärken. Selbſt die neue
Sekundärbahn-Vorlage dürfte mit ihren gewaltigen Forderungen
den Eiſenwerken nicht derartige Gewinne in Ausſicht ſtellen,
die irgendwie die Kohlenpreiſe rechtfertigen könnten.

Nachſtehend unſere vergleichende Wochenüberſicht:

[Tabelle]


Geldmarkt und Banken.
# Einführung des Scheckgeſetzes.

Nachdem das Scheck-
geſetz
nunmehr veröffentlicht iſt, hat der Bundesrat, wie
die „Neue politiſche Correſpondenz“ mitteilt, gemäß § 11
Abſatz 2 die Friſten feſtgeſtellt, binnen deren im Ausland
ausgeſtellte, im Inlande zahlbare Schecks den Bezoge-
nen zur Zahlung vorzulegen
ſind. Zu dieſem
Zweck ſind 4 Zonen geſchaffen, für welche die Friſten auf
drei Wochen, ein, zwei und drei Monate bemeſſen ſind. Die
Abgrenzung der einzelnen Zonen ſchließt ſich ſo nahe als
tunlich an die Vorſchriften der Artikel 78 und 79 der Wech-
ſelordnung an. Angeſichts der durch die Entwicklung des
Seeverkehrs ermöglichten ſchnellen Verbindung zwiſchen
Deutſchland und Amerika erſchien es indeſſen zweckmäßig,

[irrelevantes Material]
[irrelevantes Material]
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[5/0005] Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908. Handels-Zeitung. (Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Originalartikel, Notizen und Telegramme iſt nur mit genauer Quellenangabe geſtattet.) München, 22. März. Bayeriſche Bodencredit-Anſtalt. # Die neue Verwaltung des Würzburger Inſtituts legt mit ihrem ſoeben erſchienenen umfangreichen Geſchäftsbericht eine neue Bilanz per 31. Dezember 1906 und die reguläre Bilanz per 31. Dezember 1907 vor. Wir haben in der nachſtehenden Tabelle die Ziffern der zweiten Bilanz für 1906, die der außer- ordentlichen Generalverſammlung vom 23. Dezember 1907 vor- gelegt, von dieſer aber zurückgeſtellt worden war, neben die Poſitionen der beiden neuen Abſchlüſſe geſtellt und die Aende- rungen durch Fettdruck kenntlich gemacht. Von beſonderem Intereſſe ſind die Ausführungen des Auf- ſichtsrats über die Notwendigkeit erhöhter Rückſtel- lungen. Er betont, daß er nur „Rückſtellungen“, nicht „Ab- ſchreibungen“ befürworten könne, denn jede Abſchreibung ſetze einen deklarierten Verluſt voraus, die Rückſtellung aber beruhe auf der begründeten Erwägung eines möglicherweiſe drohenden Verluſtes. Die Rückſtellung von insgeſamt 900,000 M re- präſentiere in ihrer Geſamtſumme den Betrag einer für die Bank erforderlichen Hypothekenreſerve. Der Aufſichtsrat hat bei ſeiner nochmaligen eingehenden Prüfung des Hypotheken- beſtandes feſtgeſtellt, daß auf die geſamten Beleihungen in Würzburg eine Rückſtellung von 25,000 M, auf die Beleihungen in München (249 Hypotheken mit einer Geſamtdarlehens- ſumme von 25 Mill.) eine ſolche von 300,000 M notwendig ſei. In Berlin und Vororten hat die Bank 209 Darlehen im Ge- ſamtbetrage von rund 45 Millionen. Hier ergab ſich die Zweck- mäßigkeit einer weiteren Rückſtellung für 7 Objekte in Höhe von 350,000 M. In Hannover, Frankfurt, Düſſeldorf, Elberfeld ſind Rückſtellungen von 150,000 M erforderlich. Insgeſamt ergibt ſich eine Summe von 825,000 M, die auf 900,000 M abgerundet werden ſoll, in Rückſicht darauf, daß zerſtreut in einer Reihe von Städten doch noch Beleihungsobjekte vorhanden ſeien, die einer Beſichtigung nicht unterlegen haben. Der Aufſichtsrat iſt alſo mit großer Sorgfalt vorgegangen, und wenn er verſichert, daß ein Strohmännertum in irgendwelcher Form bei der Bank nicht mehr beſteht, ſo darf man ihm unbedingt Glauben ſchenken. Ebenſo erfreulich wird für die Pfandbriefbeſitzer und Aktionäre die Konſtatierung ſein, daß nicht nur das Pfandbriefkapital, ſondern auch das Aktienkapital vollſtändig intakt ſei. Zu der Frage, aus welchen Mitteln die erforderlichen Rück- ſtellungen zu entnehmen ſeien, äußert ſich der Aufſichtsrat wie folgt: Unzweifelhaft wäre es empfehlenswert geweſen, ſchon in früheren Jahren eine Hypothekenreſerve zu bilden. In der Tat iſt hierzu einmal ein bemerkenswerter Anſatz gemacht worden. Die ordentliche Generalverſammlung für das Jahr 1899 hat einem Reſervefonds II 250,000 M aus dem Gewinn des Jahres 1899 überwieſen, aber ſchon die Generalverſammlung für das Jahr 1900 hat dieſen Reſervefonds II dem ordentlichen Reſerve- fonds wieder übertragen, was man nur lebhaft bedauern kann. Die damalige Bankpolitik war beſtrebt, lediglich einen einzigen Reſervefonds aufrecht zu erhalten und dieſen tunlichſt raſch an- wachſen zu laſſen. Tatſächlich enthält er ganz verſchiedenartige Beſtandteile, einmal enthält er in dem Geſamtbetrage von 2,300,000 M die geſetzlich erforderliche Dotierung des Kapital- reſervefonds, er enthält aber erheblich größere Summen, die auf Grund des § 7 R.-H.-G. zur Fundierung von Hypothekenpfand- briefen dienen dürfen, und wie ſich aus unſerer eingehenden Unter- ſuchung des Darlehensbeſtandes ergibt, ſind in dieſem einheit- lich geſtalteten Reſervefonds auch Kapitalsteile enthalten, die zur Dotierung einer Hypothekenreſerve füglich ihre Verwendung hätten finden ſollen. Eine nachträgliche ziffermäßige Aus- ſcheidung dieſer einzelnen Teile des Geſamtreſervefonds iſt un- tunlich. Wir glauben aber, der Generalverſammlung eine Neu- ordnung des Reſervefonds vorſchlagen zu ſollen und zwar in folgender Weiſe: 1. Man bilde einen Kapitalreſervefonds voll- dotiert mit 750,000 M: Reſervefonds I. 2. Man verwende von der überſchießenden Summe den Betrag von 1,250,000 M zur Bildung eines Pfandbriefreſervefonds im Sinne des § 7 R.-H.-B.: Reſervefonds II. 3. Man verwende 300,000 M zur Bildung der von uns beantragten Hypothekenreſerve. Es verbleibt dann noch, wenn die geſamte Hypothekenreſerve 900,000 M be- tragen ſoll, die Beſchaffung des Reſtbetrages von 600,000 M. Es kann nun keinem Zweifel unterliegen, daß viele Beleihungen, für welche die Rückſtellungen uns erforderlich erſchienen ſind, be- reits vor 1906 vollzogen waren. Es muß daher der für das Jahr 1906 bilanzmäßig ermittelte Gewinn an dieſen Rückſtellungen partizipieren und wir glauben, vorſchlagen zu ſollen, daß dem Gewinn des Jahres 1906 für die Hypothekenreſerve 250,000 M entnommen werden mögen. Damit iſt gleichſam die Vergangen- heit mit dem Betrag von 550,000 M belaſtet (300,000 M plus 250,000 M); auf den erheblich größeren Gewinn des Jahres 1907 würde ſodann der Betrag von 350,000 Markt ent- fallen. Es rechtfertigt ſich dies auch aus anderen Gründen. Das Jahr 1907 war ein in hohem Grade kriti- ſches Jahr. Der Hypothekenzinsfuß iſt außerordentlich ge- ſtiegen, während die Mieten in einer rückgängigen Bewegung ſich befunden haben, beides hat den Wert ſtädtiſcher Grundſtücke weſentlich beeinflußt. Eine rückgängige Bewegung des Zins- fußes der Hypotheken, ein Steigen der Immobiliarwerte iſt zum mindeſten für das Jahr 1908 nicht zu erwarten. Man hat daher bei der Prüfung der Engagements mit jener kritiſchen Vor- ſicht arbeiten müſſen, die durch die Zeitverhältniſſe geboten war, und unter dieſem Geſichtspunkte erſcheint eine größere Rück- ſtellung aus dem Gewinn des Jahres 1907 geboten. Was nun das Geſchäft im Jahre 1907 anlangt, ſo wird darauf hingewieſen, daß das Inſtitut infolge der Streichung der Kursnotiz und mangels genügender Betriebsmittel nicht in der Lage war, das Pfandbriefgeſchäft im Laufe des Jahres wieder aufzunehmen, um durch Verkauf ſich weitere Mittel für das Hypo- thekengeſchäft zu verſchaffen. Andrerſeits kamen aber auch die für den Vertrieb der Pfandbriefe notwendigen, recht beträcht- lichen Anforderungen in Wegfall. Dieſem Umſtand ſei es zuzu- ſchreiben, daß das Geſchäftsergebnis für 1907 als ein recht be- friedigendes bezeichnet werden könne. Allerdings haben gegen- über dem Geſchäftsjahr 1906 die Zwangsverſteigerun- gen nicht unweſentlich zugenommen. Es ſei dies trotz der den Schuldnern gewährten Nachſicht nicht zu vermeiden geweſen. Der Bank erwuchs davon kein Nachteil: die ſubhaſtierten Grundſtücke gelangten durchweg, unter Ausbietung der geſamten Anſprüche der Bank, in gute Hände. Bei den freihändigen Verkäufen von Objekten, die durch die Bank beliehen waren, ergab ſich eine Durchſchnittsleiſtung von 60.7 Proz. Der Geſamthypo- thekenbeſtand beträgt 148.93 Mill. (148.68 Mill.). Davon ſind 2387 Poſten mit 141.87 Mill. zur Pfandbriefdeckung ver- wendet. Die freien Hypotheken betragen 6.78 Mill. Davon ſind 455,570 M zweitſtellig. Von den Deckungshypotheken haben 31.36 Mill. Annuitätenform. Nach der Stückelung er- geben ſich vier Millionenbeleihungen, und zwar eine mit 1.19 Millionen in „vornehmſter Wohn- und Geſchäftslage Berlins“, eine mit 1.50 Mill. in Frankfurt, eine mit 1.80 Mill. unter Garantie einer der erſten deutſchen Banken, und eine mit 1.85 Millionen in „vorzüglicher Geſchäftslage Berlins“. Auf Bayern treffen 63.36 Mill. (66.43 Mill.), auf Preußen 74.35 Millionen (74.10 Mill.). Die Bank war an 74 Subhaſtationen (51) beteiligt, erlitt aber in keinem Fall einen Verluſt. Von 74 verſteigerten Anweſen liegen 50 in Preußen, 21 in Bayern. Die Zinſenrückſtände betragen 119,633 M gegen nur 37,025 M im Jahre 1906. Davon treffen 6589 M auf 1906 und 113,044 M auf 1907. Bis zur Drucklegung des Berichts verblieb noch ein Reſt von 38,356 M gleich 0.58 Proz. des Zinſenſolls. Am 31. Dezember 1906 waren 51.33 Mill. 3½ proz. und 89.96 Mill. 4proz. Pfandbriefe im Umlauf; insgeſamt betrug die Umlaufſumme am 21. Februar 1907 143.45 Mill. Von dieſem Tage an wurden per Saldo zurückgekauft 5.80 Mill., ſo daß der Betrag der per 31. Dezember 1907 begebenen Pfandbriefe ſich nur auf 137.64 Mill. ſtellt. Auf Pfand brief agiokonto wurden am 31. Dezember 1906 46,116 M vorgetragen. Im Jahre 1907 wurde auf 4proz. Pfandbriefe eine Agioeinnahme von 10,184 Mark erzielt. Hiervon gehen 23,668 M ab, ſo daß ein Vortrag von 32,632 M verbleibt. Auf Disagiokonto verblieb, in- folge Rücklaufs von Pfandbriefen unter Pari im Jahre 1907 ein Gewinn von 67,689 M, der in der Gewinn- und Verluſtrechnung ausgewieſen iſt. Die Bilanz weiſt aus an Kaſſe, Bankenguthaben, Wech- ſeln 0.36 Mill. gegen 2.45 Mill. am 31. Dezember 1906. Debitoren machen 142,380 M (440,449 M), Kreditoren 297,758 M (i. V. 216,749 M) aus. Die ſtarke Abnahme der liquiden Mittel hängt mit dem im verfloſſenen Jahre erforderlich ge- weſenen Rückkauf von Pfandbriefen zuſammen. Man darf nun wohl der Hoffnung Ausdruck geben, daß die neue Verwaltung das aufrichtige Beſtreben zeigt, über die Verhältniſſe keinerlei Zweifel mehr aufkommen zu laſſen und die Geſchäfte auf Grund ſorgfältiger Prüfung aller einſchlägigen Faktoren weiterzuführen, es nunmehr auch gelingen wird, der jahrelang durch allerhand Widriges heimgeſuchten Bank eine ruhige und gedeihliche Entwicklung zu ermöglichen. Die Börſenwoche. w. Die Börſe vermag ihres Daſeins nicht froh zu werden. Depreſſion und Mutloſigkeit beherrſchen weiter das Feld, und zwar in einem derartigen Maße, daß die Geſchäftsunluſt vielfach zu einer völligen Stagnation des Verkehrs ausartete. Die Strich- notizen bildeten die Signatur des Kurszettels der Ultimopapiere, und kamen wirklich Kurſe zuſtande, ſo wichen ſie von den letzten Notizen nur um Bruchteile ab. Das Geſchäft ſchleppte ſich träge dahin und auch nicht ein einziger Tag war zu regiſtrieren, der ein etwas regſameres Börſentreiben bieten konnte. Anregungen fehlten faſt gänzlich und ſoweit ſolche vorhanden waren, waren ſie nicht fähig, das Geſchäft in Fluß zu bringen. Im großen und ganzen wird für den kommenden Monat mit einer Erleichterung am Geldmarkte und damit zuſammenhängend mit einer wenn auch langſam einſetzenden Belebung des Verkehrs gerechnet, zur- zeit will jedoch niemand aus der Reſerve heraustreten. Unver- kennbar haben ſich die Verhältniſſe des internationalen Geld- marktes gebeſſert, insbeſondere London hat eine ſtetig zunehmende Erleichterung gezeigt, ſo daß der Privatdiskont bis auf 2¾ Proz. zurückging und die Bank von England zu einer weiteren Er- mäßigung der offiziellen Rate auf 3 Proz. ſchreiten konnte. Bei uns liegen die Geldverhältniſſe noch immer nicht günſtig, wenn auch der letzte Reichsbankausweis nicht unbefriedigend ausgefallen iſt. Immerhin war hier von einer Beſſerung noch nicht viel zu verſpüren, eine Erſcheinung, die mit dem bevor- ſtehenden Ultimo im Zuſammenhang ſteht. Zu einer Initiative wurde alſo von dieſer Seite aus der Spekulation nicht die Hand gereicht, aber auch ſonſt bot die Woche wenig Anregung. Die Börſengeſetznovelle ſoll auch erſt der kommende Monat bringen, ob er es tun wird und, falls wirklich, in welcher Faſſung, das wiſſen die Götter ſelbſt noch nicht. Zwar hat ſich die Stimmung etwas gehoben, nachdem eine Einigung über den Sprachenparagraphen des Vereinsgeſetzes zuſtande gekommen iſt, da man nunmehr auch eine Verſtändigung über das Börſengeſetz erwartet. Aber auch dies ſind Zukunftsbilder, die ebenſowenig wie die Geldverhältniſſe geeignet waren, das Geſchäft zu be- leben, vielmehr durch die Ungewißheit zu einer weiteren Ein- ſchränkung des Verkehrs beitrugen. Soweit poſitive Momente in Betracht kamen, waren ſie vor- wiegend unfreundlicher Natur. Insbeſondere verſtimmte die Nachricht, daß das Kohlenſyndikat eine weitere Erhöhung der Fördereinſchränkung in Ausſicht ſtellte. Unverkennbar haben ſich in den letzten Monaten bei den Hüttenwerken bedeutende Kohlenvorräte angeſammelt. Bei dem immer noch ruhigen Gang des Eiſengeſchäftes iſt der derzeitige Kohlenverbrauch hier gering und das Kohlenſyndikat hat wenig Ausſicht auf flotteren Abſatz. Daß aber eine weitere Fördereinſchränkung weit weniger am Platze iſt als eine Kohlenpreisermäßigung, will den Herren vom Syndikat noch immer nicht in den Sinn kommen; mit der Zeit dürfte ſich aber dieſe kurzſichtige Politik bitter rächen, denn daß die Konjunktur weiter auch auf dem Eiſenmarkte zurückgeht, leugnet niemand mehr. Wie aber ſollen die Eiſenwerke, die Hauptverbraucher der Kohle, die unerſchwinglichen Preiſe zahlen können, wenn ſie ſelbſt keinen hinreichenden Verdienſt finden, und noch dazu, wo abſolut kein Mangel an Kohle beſteht, ſondern dieſer erſt künſtlich geſchaffen werden ſoll. Wenn aber die Kohlen- magnaten ſich noch immer nicht von der rückläufigen Konjunktur haben überzeugen können, dann mögen ſie einen Blick auf die Abſchlußziffern des Lloyd werfen, die werden ſie be- lehren, daß wir uns wirtſchaftlich in einer argen Depreſſion befinden. Die Börſe hat den Niedergang richtig erkannt und in ihrem Verhalten den Beweis dafür erbracht. Wenn ſie jetzt ſo ſchwer aus ihrer Reſerveſtellung herauszubringen iſt, ſo doku- mentiert ſie damit, daß ſie auch für die nächſte Zeit noch nicht an eine weſentliche Beſſerung unſerer Wirtſchaftsverhältniſſe glaubt. Die Preispolitik des Kohlenſyndikats dürfte ſie jeden- falls in ihrer Anſicht nur noch beſtärken. Selbſt die neue Sekundärbahn-Vorlage dürfte mit ihren gewaltigen Forderungen den Eiſenwerken nicht derartige Gewinne in Ausſicht ſtellen, die irgendwie die Kohlenpreiſe rechtfertigen könnten. Nachſtehend unſere vergleichende Wochenüberſicht: Geldmarkt und Banken. # Einführung des Scheckgeſetzes. Nachdem das Scheck- geſetz nunmehr veröffentlicht iſt, hat der Bundesrat, wie die „Neue politiſche Correſpondenz“ mitteilt, gemäß § 11 Abſatz 2 die Friſten feſtgeſtellt, binnen deren im Ausland ausgeſtellte, im Inlande zahlbare Schecks den Bezoge- nen zur Zahlung vorzulegen ſind. Zu dieſem Zweck ſind 4 Zonen geſchaffen, für welche die Friſten auf drei Wochen, ein, zwei und drei Monate bemeſſen ſind. Die Abgrenzung der einzelnen Zonen ſchließt ſich ſo nahe als tunlich an die Vorſchriften der Artikel 78 und 79 der Wech- ſelordnung an. Angeſichts der durch die Entwicklung des Seeverkehrs ermöglichten ſchnellen Verbindung zwiſchen Deutſchland und Amerika erſchien es indeſſen zweckmäßig, _ _

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 137, 23. März 1908, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine137_1908/5>, abgerufen am 01.06.2024.