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Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 18. Januar 1929.

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AZ - Neuigkeiten aus München


Wie ein Mannheimer
München sah

Der erste Eindruck von München ist nicht sehr
erhebend. Der Rost hat die ehrwürdigen Eisen-
träger der Bahnhofshalle angefressen. Der Ruß
hat sie geschwärzt, der Rauch der Lokomotiven
bleibt in grauen Schleiern hängen.

Wenn man dann aus dem Bahnhof heraustritt,
ist man angenehm enttäuscht. Eine moderne Groß-
stadt wirft ihren Lärm gegen den Himmel.
Tempo braust.

Gut funktioniert die Verkehrsregelung. Die
Autos flitzen elegant und schnittig durch die Stra-
ßen. Sie sind aber sofort bereit, zu stoppen, wenn
es nottut. Die Chauffeure sind freundlich, ge-
wandt und vorsichtig.

Gute Chauffeure sind die beste Stadtreklame.

Die Schupos stehen ihnen an großstädtischem
Schliff nicht nach. Die am Marienplatz postierten
spielen sich die Verkehrswogen geschickt in die
Hände. Die anderen glätten sie an allen Ecken
und Enden.

Die Straßenbahn fährt oft und rasch. Die
Schaffner sind freundlich. Aber sehr viele von
ihnen flüstern die Namen der Haltestellen selig
nur vor sich hin. Damit ist uns Fremden nicht ge-
dient. Sie sollten sie gut bajuwarisch in die Wa-
gen hineinbrüllen. Besser noch: man folgte Ber-
liner Vorbild und führte Wagen ein, die die
nächste Haltestelle durch wechselnde Anschriften be-
kanntgeben. Im Innern der Wagen sieht es
grausam aus. Wie in einer Räuberhöhle. Die
Fahrscheine, die überflüssigerweise vom Schaffner
ganz zerrissen werden müssen, liegen am Boden.
Schafft Papierkörbe an! Erzieht euere Fahrgäste!

Der Straßenbahnwagen verrät die Kinder-
stube einer Stadt.

München ist eine herrliche Stadt. Ich meine
jetzt nicht das Oktoberfest obwohl es mir sehr
imponiert. Aber ich meine den Englischen Garten,
das Deutsche Museum, das Isartal, die Kirchen-
musik, die Siedlung Großhesselohe, Valentin, den
Starnberger See und das nahe Augsburg.

Mit fremden Augen gesehen, ist vielleicht alles
ein wenig anders.

Mit fremden Augen gesehen, ist es sicher ohne
Vorurteil gesehen.



Hauptversammlung des Ortsvereins
München der D. V. P.

Die Hauptversammlung des Ortsvereins Mün-
chen der Deutschen Volkspartei findet am Frei-
tag, den 1. Februar, abends 8 Uhr im Saal des
Gasthauses "Drei Rosen" am Rindermarkt statt
Tagesordnung: Jahresbericht, Kassenbericht, Wahl
von Vorstand und Ausschuß, Anträge.



In Gloria-Palast und Schauburg
Die Hölle der Heimatlosen

Die Hölle der Heimatlosen ist die Fremden-
legion
. Aber hier hat man es mit keinem
Aufklärungs- oder Propagandasilm zu tun, der in
der Hauptsache von dem Eintritt in die Fremden-
legion abschrecken will, und dem die eigentliche
Handlung nur lose aufgeklebt ist. Hier ist das
Milieu nicht um seiner selbst willen da, es bildet
nur den spannenden, erregenden Hintergrund für
die Szene von Liebe und Eifersucht, Flirt eines
koketten, lüsternen Weibes, gefährlichen Aben-
teuern und seelischen Erschütterungen. Aber auch
die Strapazen und Leiden der Legionäre, die
Schrecken der marokkanischen Wüste, die sengende
Sonne und der totbringende Samum werden in
Bildern von zwingender Anschaulichkeit geschil-
dert. Eine prächtige Charakterfigur von fast er-
schütternder Lebenswahrheit im Spiel ist der
Kommandeur der Fremdenlegion, Oberst Destin
(Lewis Stone), von gleicher eindrucksvoller
Wirkung als Führer seiner Truppe, im Flirt mit
dem Weibchen, wie in der packenden Gerichts-
ßene, die das Todesurteil über den meuternden
Legionär -- seinen Sohn -- fällt. Von einigen
kleinen Unwahrscheinlichkeiten in der Handlung
abgesehen, ist der Film schön und von wirklichem
Interesse.



[irrelevantes Material]


Beerdigungen am 19. Januar 1929
Ostfriedhof:

Aigner Rupert, Bäcker, 17 J.,
21/4 Uhr; Dirnberger Anna, Schreinerswitwe,
81 J., 3 Uhr; Sittinger Walter, Bäckerskind, 3 M.,
21/4 Uhr; Edmaier Michael, Stallmeister, 56 J.,
2 Uhr; Hundsdorser Joseph, Metallschleifer, 40 J.,
21/2 Uhr. -- Feuerbestattung: Stewens
Max, Kaufmann, 61 J., 91/2 Uhr; Ritt Heinrich,
Bauführer, 60 J., 11 Uhr; Deutsch Helene, Kauf-
mannswitwe, 81 J., 101/2 Uhr; Szöllöst Eva,
Rechtsanwaltstochter, 21 J., 91/4 Uhr.

Westlicher Friedhof:

Hierl Anton, Hilfsarbeiter,
28 J., 21/4 Uhr; Scherer Joseph, Bräugehilfe,
59 J., 23/4 Uhr.

Südlicher Friedhof:

Hündler Maria, Sattler-
meisterswitwe, 77 J., 111/2 Uhr.

Sendling:

Schärl Theodor, Oberkellner, 30 J.,
11 Uhr.

Schwabing (Neuer nördl. Friedhof):

Nezaseck
Anton, Packer, 76 J., 2 Uhr.

Waldfriedhof:

Scheel Rosina, Bildhauerswitwe,
61 J., 2 Uhr; Müller Marie, Buchhändlerswitwe,
70 J., 31/2 Uhr; Riederer Heinrich, Schreinerskind,
11/4 J., 3 Uhr; Schmalholz Cäcilie, Lagerarbeiters-
gattin, 71 J., 11/2 Uhr; Ecker Anna, Direktors-
gattin, 59 J., 21/2 Uhr; Lindemann Georg, Haus-
besitzer, 72 J., 4 Uhr.

[Spaltenumbruch]
Endgültig: Tierpark für München

Gründung der Münchener Tierpark A. G.

[Spaltenumbruch]

Am 16. Januar fand beim Notariat München V
die Gründung der Münchner Tierpark A.-G. statt.
Gründer dieser Aktiengeselischaft sind: Die Stadt-
gemeinde München, vertreten durch Rechtsrat
Hörburger, der Hilfsbund der Münchner
Einwohnerschaft, vertreten durch Stadtrat Hu-
mar
und Kommerzienrat Baumgärtner,
ferner die Herren Regierungspräsident Exz. von
Knözinger, Bürgermeister a. D. Eduard
Schmid, Geheimrat Remshard und Geheim-
rat Karl Proebst

Zum Vorstand wurden bestellt die Herren Heinz
Heck als technischer Direktor, Karl Schrembs
als kaufmännischer Direktor. Den Aufsichtsrat
bilden die Herren Geheimrat Martin Auf-
häuser
, Kommerzienrat Baumgärtner,
Kommerzienrat Blumöhr, Kommerzienrat
Dr. Hergt, Rechtsrat Hörburger als Ver-
treter der Stadt, Stadtrat Humar, Geheimrat
Karl Proebst, Bürgermeister a. D. Eduard
Schmid, Kommerzienrat Oskar Wild.

Die Tierpart A.-G. wurde mit einem Kapital
von 600 000 RM. gegründet. An der Gründung
[Spaltenumbruch] ist die Stadtgemeinde München mit einer Sach-
einlage -- Einlage des kostenlosen Benützungs-
rechtes an dem Tierparkgelände auf die Dauer
von 10 Jahren -- im Werte von 200 000 RM.
beteiligt. Der Hilfsbund der Münchner Einwoh-
nerschaft übernimmt 100 000 RM. Aktien, der
Rest von 300 000 RM., der vorerst zum Zwecke
der Gründung von Münchner Banken übernom-
men wurde, wird zur Zeichnung aufgelegt.

Sache der Bevölkerung ist es

durch lebhafte Zeichnung von Aktien und zahl-
reichen Besuch des Tierparkes die Lebenssähig-
keit

und den Ausbau des Tierparkes zu gewährleisten.

Dem Hilfsbund der Münchner Einwohnerschaft,
der im abgelaufenen Jahr die Propagandaschau
mit großem Erfolg durchgeführt und damit den
Gedanken zur Schaffung eines Tierparkes wieder
lebendig gemacht hat, sowie dessen beiden Vor-
sitzenden Stadtrat Humar und Kommerzienrat
Baumgärtner wird wärmster Dank für das Ge-
leistete zum Ausdruck gebracht.



Der allmächtige Paragraph
Die Polizeistunde im Fasching bleibt
[Spaltenumbruch]

Erst die Jugend, dann fast ausnahmslos die
gesamte Oeffentlichkeit, ebenso der Verkehrsver-
band, schließlich einstimmig die Stadtväter ...
sie wollen, daß wenigstens im Fasching die Poli-
zeistunde salle,

weil sie ein Unfug ist.

Bis 4 Uhr haben -- aber es ist ihnen verboten,
das zu sagen -- einige Lokale geöffnet. Ab 5 Uhr
beginnt der Frühbetrieb einiger Gaststätten.
Also muß sich der, der sich nicht ins Bett befehlen
lassen will, eine Stunde auf der Straße herum-
treiben.

Das bringt:

1. Nächtliche Ruhestörung und viel Unfug,

2. Gesundheitliche Schädigung mancher Art,

3. Gar keinen Vorteil.

Die Polizeidirektion erklärt sich nun auch bereit,
für eine Milderung der Polizeistunde einzutreten.

[Spaltenumbruch]

Die Regierung liegt nach der Reichsverfassung
in der Hand des Volkes. Nur der Paragraph ist
noch mächtiger.

4 Tage Karneval in München

Unterkunft, vollständige Verpflegung, Bal pare,
Schwabinger Künstlerfest, Narrhalla, Deutsches
Museum, Fledermaus im Staatstheater. Das
alles in der Zeit vom 9. mit 13. Februar für
100 Mark.

Dr. Schwink, Direktor vom Verkehrsverband,
hat mir's in die Hand versprochen für meine
Freunde. Aber andere können's ebenso haben.

Ein kleiner, lustig gehaltener Prospekt enthält
alle Einzelheiten, deren raffinierte Zusammen-
stellung zweifellos von einem Gourmand des Fa-
schings herrührt. Erhältlich im Büro am Haupt-
bahnhof.



Willy Seidel erhält den Münchener
Dichterpreis 1928
[Spaltenumbruch]

Der Literaturbeirat der Stadtgemeinde hat
dem Schriftsteller Dr. Willy Seidel durch ein-
stimmigen Beschluß mit dem Münchner Dichter-
preis 1928 ausgezeichnet. Der Hauptausschuß trat
diesem Beschluß einstimmig bei.

Seidel lebt seit Jahren in München, er ist
Braunschweiger. Seine Romane und Novellen er-
zählten meist von fernen Ländern, wissen Tatsäch-
liches, wohlorientiert Gestaltetes mit den Gebilden
einer berauschten Seele, eines ins Mystische flie-
genden Geistes harmonisch und eindringlichst zu
verschmelzen.

Die Romane: Sang der Sakije, Der Buschhahn,
Schattenpuppen. Der neue Daniel und zahlreiche
feine Novellen haben ihn unter die ersten zeit-
genössischen Dichter gestellt. R.



Residenztheater.

Der heutigen Aufführung von
"Karl und Anna" wird der Dichter Leon-
hard Frank
beiwohnen.



Internationale Artisten-Loge.

Freitag, 18. Ja-
nuar, 14.30 Uhr, allgemeine Mitgliederversamm-
lung im Nebensaal der Gaststätte Domhof.

[Spaltenumbruch]
Der letzte Münchener
Danzig-Abend

Im Großen Hörsaal der Universität München
eröffnete am Donerstag Prof. Dr. Paul Rohrbach
den letzten Danzigabend.

Den Vortrag des Abends hielt der Senator
Siebenfreund. Wie in den vorangegangenen Vor-
trägen wurde auch hier dasjenige hervorgehoben,
was Danzig mit dem übrigen Deutschland von
jeher verband und was insbesondere an Bezie-
hungen zu Süddeutschland bestand. So ging der
große Salzhandel von München einst über Danzig
nach dem Osten. Der Redner schilderte die unhalt-
baren Zustände, die das polnische Protektorat
über das heutige Danzig gebracht hat. Eine der
wichtigsten Aufgaben Danzigs sei wohl auch in
Zukunft, Vermittler zwischen Westen und Osten
zu sein.



[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Polizeibericht
Einschleichdiebe
an der Arbeit

Vor etwa acht Tagen öffnete ein Mann in
einem Hause an der Keuslinstraße eine im zwei-
ten Stock gelegene Wohnungstüre. Von der
Wohnungsinhaberin überrascht, erklärt der Mann,
er suche einen Ingenieur Knauer und entfernte
sich. Etwa um die gleiche Zeit wurde in einer
Parterrewohnung an der El mensstraße ein Dieb-
stahl verübt. Ein goldener Ehering, drei goldene
Ringe, eine goldene Brosche, ein silberner An-
hänger und eine silberne Herrenuhr sind ver-
schwunden. Der Täter, der vermutlich der gleiche
ist, scheint die Wohnungstüre mit einem Nach-
schlüssel geöffnet, die Schmucksachen sich angeeignet
und darauf heimlich wieder entfernt zu haben.

Nachdem in letzter Zeit wiederholt ähnliche
Diebstähle vorgekommen sind, erscheint es drin-
gend notwendig, dem Verschluß der Wohnungs-
türen ein besseres Augenmerk zuzuwenden. Jeder
Wohnungs- und Geschäftsinhaber prüfe seine
Schlösser und sonstigen Schließvorrichtungen;
manche werden den jetzigen Zeitverhältnissen in
bezug auf Sicherheit nicht mehr enstprechen.
Einfache Schlösser mit geschweiften Schlüsselbär-
ten, wie solche noch sehr häufig anzutreffen sind,
bieten keinen genügenden Schutz.

Personen, welche sich in verdächtiger Weise in
Treppenhäusern umhertreiben, wollen festgehalten
und einem Polizeibeamten zur Feststellung ihrer
Personalien usw. übergeben werden.



Werbevortrag des Stadtamtes
für Leibesübungen

Das Stadtamt für Leibesübungen München
veranstaltet Dienstag, 22. Januar, 191/2 Uhr im
Festsaale der städtischen Kerschensteiner-Ge-
werbeschule an der Liebherrstraße 13 einen Vor-
tragsabend, bei dem Geheimrat Dr. Ruland der
Universität Würzburg über das Thema "Religion
und Leibesübungen" sprechen wird.

Anschließend -- jedoch ohne Beziehung zum
Thema des Abends -- folgt die Vorführung des
neuesten Films des Deutschen Reichsausschusses
für Leibesübungen "Der neue Mensch".



Apollo-Theater.

Karl Valentin bringt mit Lisl Karlstadt
nur noch kurze Zeit die überaus lustige Szene
"Die mufikalischen Clowns".

Ab Samstag kommt außerdem ein neues Stim-
mungsbild zur Aufführung: "Die drei Schneider
von Ingelheim am Rhein". Musikalisch arran-
giert von Franz Jaeger, inßeniert von Philipp
Weichand. In den Hauptrollen die Damen Bertl
Stolz, Vilma Mayen und Peperl Weichand, die
Herren Franz und Fritz Loskarn, Karl Schöpp
und Fritz Seifert.



Altershilfe-Lotterie.

Die Ziehung der Alters-
hilfe-Lose wird Freitag, 18. Januar, 16 Uhr im
Versammlungssaale des Altersheims, an der
Aeußeren Wienerstraße 110 unter Leitung des
Notariats München XIV vorgenommen.



Bayer. Landesverein für Familienkunde.

Frei-
tag. 18. Januar, 20 Uhr Zusammenkunft im
Restaurationslokal des Hotels Union.



Triskas Damen-Moden.

Fast 10 Jahre bestand
Triskas Maß-Atelier an der Maximilianstr. 30
unter dem Namen Vollmann & Triska. Seit
1. Januar 1929 befindet sich das Geschäft Herzog-
spitalstraße 14, in der Nähe vom Hotel Reichs-
adler. Neben seiner Maßschneiderei wird bessere
Damenkonfektion zum Teil aus eigenen Werk-
stätten zu billigen Einführungspreisen ständig am
Lager sein.



[irrelevantes Material]
AZ - Neuigkeiten aus München


Wie ein Mannheimer
München sah

Der erſte Eindruck von München iſt nicht ſehr
erhebend. Der Roſt hat die ehrwürdigen Eiſen-
träger der Bahnhofshalle angefreſſen. Der Ruß
hat ſie geſchwärzt, der Rauch der Lokomotiven
bleibt in grauen Schleiern hängen.

Wenn man dann aus dem Bahnhof heraustritt,
iſt man angenehm enttäuſcht. Eine moderne Groß-
ſtadt wirft ihren Lärm gegen den Himmel.
Tempo brauſt.

Gut funktioniert die Verkehrsregelung. Die
Autos flitzen elegant und ſchnittig durch die Stra-
ßen. Sie ſind aber ſofort bereit, zu ſtoppen, wenn
es nottut. Die Chauffeure ſind freundlich, ge-
wandt und vorſichtig.

Gute Chauffeure ſind die beſte Stadtreklame.

Die Schupos ſtehen ihnen an großſtädtiſchem
Schliff nicht nach. Die am Marienplatz poſtierten
ſpielen ſich die Verkehrswogen geſchickt in die
Hände. Die anderen glätten ſie an allen Ecken
und Enden.

Die Straßenbahn fährt oft und raſch. Die
Schaffner ſind freundlich. Aber ſehr viele von
ihnen flüſtern die Namen der Halteſtellen ſelig
nur vor ſich hin. Damit iſt uns Fremden nicht ge-
dient. Sie ſollten ſie gut bajuwariſch in die Wa-
gen hineinbrüllen. Beſſer noch: man folgte Ber-
liner Vorbild und führte Wagen ein, die die
nächſte Halteſtelle durch wechſelnde Anſchriften be-
kanntgeben. Im Innern der Wagen ſieht es
grauſam aus. Wie in einer Räuberhöhle. Die
Fahrſcheine, die überflüſſigerweiſe vom Schaffner
ganz zerriſſen werden müſſen, liegen am Boden.
Schafft Papierkörbe an! Erzieht euere Fahrgäſte!

Der Straßenbahnwagen verrät die Kinder-
ſtube einer Stadt.

München iſt eine herrliche Stadt. Ich meine
jetzt nicht das Oktoberfeſt obwohl es mir ſehr
imponiert. Aber ich meine den Engliſchen Garten,
das Deutſche Muſeum, das Iſartal, die Kirchen-
muſik, die Siedlung Großheſſelohe, Valentin, den
Starnberger See und das nahe Augsburg.

Mit fremden Augen geſehen, iſt vielleicht alles
ein wenig anders.

Mit fremden Augen geſehen, iſt es ſicher ohne
Vorurteil geſehen.



Hauptverſammlung des Ortsvereins
München der D. V. P.

Die Hauptverſammlung des Ortsvereins Mün-
chen der Deutſchen Volkspartei findet am Frei-
tag, den 1. Februar, abends 8 Uhr im Saal des
Gaſthauſes „Drei Roſen“ am Rindermarkt ſtatt
Tagesordnung: Jahresbericht, Kaſſenbericht, Wahl
von Vorſtand und Ausſchuß, Anträge.



In Gloria-Palaſt und Schauburg
Die Hölle der Heimatloſen

Die Hölle der Heimatloſen iſt die Fremden-
legion
. Aber hier hat man es mit keinem
Aufklärungs- oder Propagandaſilm zu tun, der in
der Hauptſache von dem Eintritt in die Fremden-
legion abſchrecken will, und dem die eigentliche
Handlung nur loſe aufgeklebt iſt. Hier iſt das
Milieu nicht um ſeiner ſelbſt willen da, es bildet
nur den ſpannenden, erregenden Hintergrund für
die Szene von Liebe und Eiferſucht, Flirt eines
koketten, lüſternen Weibes, gefährlichen Aben-
teuern und ſeeliſchen Erſchütterungen. Aber auch
die Strapazen und Leiden der Legionäre, die
Schrecken der marokkaniſchen Wüſte, die ſengende
Sonne und der totbringende Samum werden in
Bildern von zwingender Anſchaulichkeit geſchil-
dert. Eine prächtige Charakterfigur von faſt er-
ſchütternder Lebenswahrheit im Spiel iſt der
Kommandeur der Fremdenlegion, Oberſt Deſtin
(Lewis Stone), von gleicher eindrucksvoller
Wirkung als Führer ſeiner Truppe, im Flirt mit
dem Weibchen, wie in der packenden Gerichts-
ſzene, die das Todesurteil über den meuternden
Legionär — ſeinen Sohn — fällt. Von einigen
kleinen Unwahrſcheinlichkeiten in der Handlung
abgeſehen, iſt der Film ſchön und von wirklichem
Intereſſe.



[irrelevantes Material]


Beerdigungen am 19. Januar 1929
Oſtfriedhof:

Aigner Rupert, Bäcker, 17 J.,
2¼ Uhr; Dirnberger Anna, Schreinerswitwe,
81 J., 3 Uhr; Sittinger Walter, Bäckerskind, 3 M.,
2¼ Uhr; Edmaier Michael, Stallmeiſter, 56 J.,
2 Uhr; Hundsdorſer Joſeph, Metallſchleifer, 40 J.,
2½ Uhr. — Feuerbeſtattung: Stewens
Max, Kaufmann, 61 J., 9½ Uhr; Ritt Heinrich,
Bauführer, 60 J., 11 Uhr; Deutſch Helene, Kauf-
mannswitwe, 81 J., 10½ Uhr; Szöllöſt Eva,
Rechtsanwaltstochter, 21 J., 9¼ Uhr.

Weſtlicher Friedhof:

Hierl Anton, Hilfsarbeiter,
28 J., 2¼ Uhr; Scherer Joſeph, Bräugehilfe,
59 J., 2¾ Uhr.

Südlicher Friedhof:

Hündler Maria, Sattler-
meiſterswitwe, 77 J., 11½ Uhr.

Sendling:

Schärl Theodor, Oberkellner, 30 J.,
11 Uhr.

Schwabing (Neuer nördl. Friedhof):

Nezaſeck
Anton, Packer, 76 J., 2 Uhr.

Waldfriedhof:

Scheel Roſina, Bildhauerswitwe,
61 J., 2 Uhr; Müller Marie, Buchhändlerswitwe,
70 J., 3½ Uhr; Riederer Heinrich, Schreinerskind,
1¼ J., 3 Uhr; Schmalholz Cäcilie, Lagerarbeiters-
gattin, 71 J., 1½ Uhr; Ecker Anna, Direktors-
gattin, 59 J., 2½ Uhr; Lindemann Georg, Haus-
beſitzer, 72 J., 4 Uhr.

[Spaltenumbruch]
Endgültig: Tierpark für München

Gründung der Münchener Tierpark A. G.

[Spaltenumbruch]

Am 16. Januar fand beim Notariat München V
die Gründung der Münchner Tierpark A.-G. ſtatt.
Gründer dieſer Aktiengeſeliſchaft ſind: Die Stadt-
gemeinde München, vertreten durch Rechtsrat
Hörburger, der Hilfsbund der Münchner
Einwohnerſchaft, vertreten durch Stadtrat Hu-
mar
und Kommerzienrat Baumgärtner,
ferner die Herren Regierungspräſident Exz. von
Knözinger, Bürgermeiſter a. D. Eduard
Schmid, Geheimrat Remshard und Geheim-
rat Karl Proebſt

Zum Vorſtand wurden beſtellt die Herren Heinz
Heck als techniſcher Direktor, Karl Schrembs
als kaufmänniſcher Direktor. Den Aufſichtsrat
bilden die Herren Geheimrat Martin Auf-
häuſer
, Kommerzienrat Baumgärtner,
Kommerzienrat Blumöhr, Kommerzienrat
Dr. Hergt, Rechtsrat Hörburger als Ver-
treter der Stadt, Stadtrat Humar, Geheimrat
Karl Proebſt, Bürgermeiſter a. D. Eduard
Schmid, Kommerzienrat Oskar Wild.

Die Tierpart A.-G. wurde mit einem Kapital
von 600 000 RM. gegründet. An der Gründung
[Spaltenumbruch] iſt die Stadtgemeinde München mit einer Sach-
einlage — Einlage des koſtenloſen Benützungs-
rechtes an dem Tierparkgelände auf die Dauer
von 10 Jahren — im Werte von 200 000 RM.
beteiligt. Der Hilfsbund der Münchner Einwoh-
nerſchaft übernimmt 100 000 RM. Aktien, der
Reſt von 300 000 RM., der vorerſt zum Zwecke
der Gründung von Münchner Banken übernom-
men wurde, wird zur Zeichnung aufgelegt.

Sache der Bevölkerung iſt es

durch lebhafte Zeichnung von Aktien und zahl-
reichen Beſuch des Tierparkes die Lebensſähig-
keit

und den Ausbau des Tierparkes zu gewährleiſten.

Dem Hilfsbund der Münchner Einwohnerſchaft,
der im abgelaufenen Jahr die Propagandaſchau
mit großem Erfolg durchgeführt und damit den
Gedanken zur Schaffung eines Tierparkes wieder
lebendig gemacht hat, ſowie deſſen beiden Vor-
ſitzenden Stadtrat Humar und Kommerzienrat
Baumgärtner wird wärmſter Dank für das Ge-
leiſtete zum Ausdruck gebracht.



Der allmächtige Paragraph
Die Polizeiſtunde im Faſching bleibt
[Spaltenumbruch]

Erſt die Jugend, dann faſt ausnahmslos die
geſamte Oeffentlichkeit, ebenſo der Verkehrsver-
band, ſchließlich einſtimmig die Stadtväter ...
ſie wollen, daß wenigſtens im Faſching die Poli-
zeiſtunde ſalle,

weil ſie ein Unfug iſt.

Bis 4 Uhr haben — aber es iſt ihnen verboten,
das zu ſagen — einige Lokale geöffnet. Ab 5 Uhr
beginnt der Frühbetrieb einiger Gaſtſtätten.
Alſo muß ſich der, der ſich nicht ins Bett befehlen
laſſen will, eine Stunde auf der Straße herum-
treiben.

Das bringt:

1. Nächtliche Ruheſtörung und viel Unfug,

2. Geſundheitliche Schädigung mancher Art,

3. Gar keinen Vorteil.

Die Polizeidirektion erklärt ſich nun auch bereit,
für eine Milderung der Polizeiſtunde einzutreten.

[Spaltenumbruch]

Die Regierung liegt nach der Reichsverfaſſung
in der Hand des Volkes. Nur der Paragraph iſt
noch mächtiger.

4 Tage Karneval in München

Unterkunft, vollſtändige Verpflegung, Bal paré,
Schwabinger Künſtlerfeſt, Narrhalla, Deutſches
Muſeum, Fledermaus im Staatstheater. Das
alles in der Zeit vom 9. mit 13. Februar für
100 Mark.

Dr. Schwink, Direktor vom Verkehrsverband,
hat mir’s in die Hand verſprochen für meine
Freunde. Aber andere können’s ebenſo haben.

Ein kleiner, luſtig gehaltener Proſpekt enthält
alle Einzelheiten, deren raffinierte Zuſammen-
ſtellung zweifellos von einem Gourmand des Fa-
ſchings herrührt. Erhältlich im Büro am Haupt-
bahnhof.



Willy Seidel erhält den Münchener
Dichterpreis 1928
[Spaltenumbruch]

Der Literaturbeirat der Stadtgemeinde hat
dem Schriftſteller Dr. Willy Seidel durch ein-
ſtimmigen Beſchluß mit dem Münchner Dichter-
preis 1928 ausgezeichnet. Der Hauptausſchuß trat
dieſem Beſchluß einſtimmig bei.

Seidel lebt ſeit Jahren in München, er iſt
Braunſchweiger. Seine Romane und Novellen er-
zählten meiſt von fernen Ländern, wiſſen Tatſäch-
liches, wohlorientiert Geſtaltetes mit den Gebilden
einer berauſchten Seele, eines ins Myſtiſche flie-
genden Geiſtes harmoniſch und eindringlichſt zu
verſchmelzen.

Die Romane: Sang der Sakije, Der Buſchhahn,
Schattenpuppen. Der neue Daniel und zahlreiche
feine Novellen haben ihn unter die erſten zeit-
genöſſiſchen Dichter geſtellt. R.



Reſidenztheater.

Der heutigen Aufführung von
Karl und Anna“ wird der Dichter Leon-
hard Frank
beiwohnen.



Internationale Artiſten-Loge.

Freitag, 18. Ja-
nuar, 14.30 Uhr, allgemeine Mitgliederverſamm-
lung im Nebenſaal der Gaſtſtätte Domhof.

[Spaltenumbruch]
Der letzte Münchener
Danzig-Abend

Im Großen Hörſaal der Univerſität München
eröffnete am Donerstag Prof. Dr. Paul Rohrbach
den letzten Danzigabend.

Den Vortrag des Abends hielt der Senator
Siebenfreund. Wie in den vorangegangenen Vor-
trägen wurde auch hier dasjenige hervorgehoben,
was Danzig mit dem übrigen Deutſchland von
jeher verband und was insbeſondere an Bezie-
hungen zu Süddeutſchland beſtand. So ging der
große Salzhandel von München einſt über Danzig
nach dem Oſten. Der Redner ſchilderte die unhalt-
baren Zuſtände, die das polniſche Protektorat
über das heutige Danzig gebracht hat. Eine der
wichtigſten Aufgaben Danzigs ſei wohl auch in
Zukunft, Vermittler zwiſchen Weſten und Oſten
zu ſein.



[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Polizeibericht
Einſchleichdiebe
an der Arbeit

Vor etwa acht Tagen öffnete ein Mann in
einem Hauſe an der Keuslinſtraße eine im zwei-
ten Stock gelegene Wohnungstüre. Von der
Wohnungsinhaberin überraſcht, erklärt der Mann,
er ſuche einen Ingenieur Knauer und entfernte
ſich. Etwa um die gleiche Zeit wurde in einer
Parterrewohnung an der El mensſtraße ein Dieb-
ſtahl verübt. Ein goldener Ehering, drei goldene
Ringe, eine goldene Broſche, ein ſilberner An-
hänger und eine ſilberne Herrenuhr ſind ver-
ſchwunden. Der Täter, der vermutlich der gleiche
iſt, ſcheint die Wohnungstüre mit einem Nach-
ſchlüſſel geöffnet, die Schmucksachen ſich angeeignet
und darauf heimlich wieder entfernt zu haben.

Nachdem in letzter Zeit wiederholt ähnliche
Diebſtähle vorgekommen ſind, erſcheint es drin-
gend notwendig, dem Verſchluß der Wohnungs-
türen ein beſſeres Augenmerk zuzuwenden. Jeder
Wohnungs- und Geſchäftsinhaber prüfe ſeine
Schlöſſer und ſonſtigen Schließvorrichtungen;
manche werden den jetzigen Zeitverhältniſſen in
bezug auf Sicherheit nicht mehr enſtprechen.
Einfache Schlöſſer mit geſchweiften Schlüſſelbär-
ten, wie ſolche noch ſehr häufig anzutreffen ſind,
bieten keinen genügenden Schutz.

Perſonen, welche ſich in verdächtiger Weiſe in
Treppenhäuſern umhertreiben, wollen feſtgehalten
und einem Polizeibeamten zur Feſtſtellung ihrer
Perſonalien uſw. übergeben werden.



Werbevortrag des Stadtamtes
für Leibesübungen

Das Stadtamt für Leibesübungen München
veranſtaltet Dienstag, 22. Januar, 19½ Uhr im
Feſtſaale der ſtädtiſchen Kerſchenſteiner-Ge-
werbeſchule an der Liebherrſtraße 13 einen Vor-
tragsabend, bei dem Geheimrat Dr. Ruland der
Univerſität Würzburg über das Thema „Religion
und Leibesübungen“ ſprechen wird.

Anſchließend — jedoch ohne Beziehung zum
Thema des Abends — folgt die Vorführung des
neueſten Films des Deutſchen Reichsausſchuſſes
für Leibesübungen „Der neue Menſch“.



Apollo-Theater.

Karl Valentin bringt mit Lisl Karlſtadt
nur noch kurze Zeit die überaus luſtige Szene
„Die mufikaliſchen Clowns“.

Ab Samstag kommt außerdem ein neues Stim-
mungsbild zur Aufführung: „Die drei Schneider
von Ingelheim am Rhein“. Muſikaliſch arran-
giert von Franz Jaeger, inſzeniert von Philipp
Weichand. In den Hauptrollen die Damen Bertl
Stolz, Vilma Mayen und Peperl Weichand, die
Herren Franz und Fritz Loskarn, Karl Schöpp
und Fritz Seifert.



Altershilfe-Lotterie.

Die Ziehung der Alters-
hilfe-Loſe wird Freitag, 18. Januar, 16 Uhr im
Verſammlungsſaale des Altersheims, an der
Aeußeren Wienerſtraße 110 unter Leitung des
Notariats München XIV vorgenommen.



Bayer. Landesverein für Familienkunde.

Frei-
tag. 18. Januar, 20 Uhr Zuſammenkunft im
Reſtaurationslokal des Hotels Union.



Triskas Damen-Moden.

Faſt 10 Jahre beſtand
Triskas Maß-Atelier an der Maximilianſtr. 30
unter dem Namen Vollmann & Triska. Seit
1. Januar 1929 befindet ſich das Geſchäft Herzog-
ſpitalſtraße 14, in der Nähe vom Hotel Reichs-
adler. Neben ſeiner Maßſchneiderei wird beſſere
Damenkonfektion zum Teil aus eigenen Werk-
ſtätten zu billigen Einführungspreiſen ſtändig am
Lager ſein.



[irrelevantes Material]
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[0004] AZ - Neuigkeiten aus München Wie ein Mannheimer München sah Der erſte Eindruck von München iſt nicht ſehr erhebend. Der Roſt hat die ehrwürdigen Eiſen- träger der Bahnhofshalle angefreſſen. Der Ruß hat ſie geſchwärzt, der Rauch der Lokomotiven bleibt in grauen Schleiern hängen. Wenn man dann aus dem Bahnhof heraustritt, iſt man angenehm enttäuſcht. Eine moderne Groß- ſtadt wirft ihren Lärm gegen den Himmel. Tempo brauſt. Gut funktioniert die Verkehrsregelung. Die Autos flitzen elegant und ſchnittig durch die Stra- ßen. Sie ſind aber ſofort bereit, zu ſtoppen, wenn es nottut. Die Chauffeure ſind freundlich, ge- wandt und vorſichtig. Gute Chauffeure ſind die beſte Stadtreklame. Die Schupos ſtehen ihnen an großſtädtiſchem Schliff nicht nach. Die am Marienplatz poſtierten ſpielen ſich die Verkehrswogen geſchickt in die Hände. Die anderen glätten ſie an allen Ecken und Enden. Die Straßenbahn fährt oft und raſch. Die Schaffner ſind freundlich. Aber ſehr viele von ihnen flüſtern die Namen der Halteſtellen ſelig nur vor ſich hin. Damit iſt uns Fremden nicht ge- dient. Sie ſollten ſie gut bajuwariſch in die Wa- gen hineinbrüllen. Beſſer noch: man folgte Ber- liner Vorbild und führte Wagen ein, die die nächſte Halteſtelle durch wechſelnde Anſchriften be- kanntgeben. Im Innern der Wagen ſieht es grauſam aus. Wie in einer Räuberhöhle. Die Fahrſcheine, die überflüſſigerweiſe vom Schaffner ganz zerriſſen werden müſſen, liegen am Boden. Schafft Papierkörbe an! Erzieht euere Fahrgäſte! Der Straßenbahnwagen verrät die Kinder- ſtube einer Stadt. München iſt eine herrliche Stadt. Ich meine jetzt nicht das Oktoberfeſt obwohl es mir ſehr imponiert. Aber ich meine den Engliſchen Garten, das Deutſche Muſeum, das Iſartal, die Kirchen- muſik, die Siedlung Großheſſelohe, Valentin, den Starnberger See und das nahe Augsburg. Mit fremden Augen geſehen, iſt vielleicht alles ein wenig anders. Mit fremden Augen geſehen, iſt es ſicher ohne Vorurteil geſehen. Dr. L. Hauptverſammlung des Ortsvereins München der D. V. P. Die Hauptverſammlung des Ortsvereins Mün- chen der Deutſchen Volkspartei findet am Frei- tag, den 1. Februar, abends 8 Uhr im Saal des Gaſthauſes „Drei Roſen“ am Rindermarkt ſtatt Tagesordnung: Jahresbericht, Kaſſenbericht, Wahl von Vorſtand und Ausſchuß, Anträge. In Gloria-Palaſt und Schauburg Die Hölle der Heimatloſen Die Hölle der Heimatloſen iſt die Fremden- legion. Aber hier hat man es mit keinem Aufklärungs- oder Propagandaſilm zu tun, der in der Hauptſache von dem Eintritt in die Fremden- legion abſchrecken will, und dem die eigentliche Handlung nur loſe aufgeklebt iſt. Hier iſt das Milieu nicht um ſeiner ſelbſt willen da, es bildet nur den ſpannenden, erregenden Hintergrund für die Szene von Liebe und Eiferſucht, Flirt eines koketten, lüſternen Weibes, gefährlichen Aben- teuern und ſeeliſchen Erſchütterungen. Aber auch die Strapazen und Leiden der Legionäre, die Schrecken der marokkaniſchen Wüſte, die ſengende Sonne und der totbringende Samum werden in Bildern von zwingender Anſchaulichkeit geſchil- dert. Eine prächtige Charakterfigur von faſt er- ſchütternder Lebenswahrheit im Spiel iſt der Kommandeur der Fremdenlegion, Oberſt Deſtin (Lewis Stone), von gleicher eindrucksvoller Wirkung als Führer ſeiner Truppe, im Flirt mit dem Weibchen, wie in der packenden Gerichts- ſzene, die das Todesurteil über den meuternden Legionär — ſeinen Sohn — fällt. Von einigen kleinen Unwahrſcheinlichkeiten in der Handlung abgeſehen, iſt der Film ſchön und von wirklichem Intereſſe. _ Beerdigungen am 19. Januar 1929 Oſtfriedhof: Aigner Rupert, Bäcker, 17 J., 2¼ Uhr; Dirnberger Anna, Schreinerswitwe, 81 J., 3 Uhr; Sittinger Walter, Bäckerskind, 3 M., 2¼ Uhr; Edmaier Michael, Stallmeiſter, 56 J., 2 Uhr; Hundsdorſer Joſeph, Metallſchleifer, 40 J., 2½ Uhr. — Feuerbeſtattung: Stewens Max, Kaufmann, 61 J., 9½ Uhr; Ritt Heinrich, Bauführer, 60 J., 11 Uhr; Deutſch Helene, Kauf- mannswitwe, 81 J., 10½ Uhr; Szöllöſt Eva, Rechtsanwaltstochter, 21 J., 9¼ Uhr. Weſtlicher Friedhof: Hierl Anton, Hilfsarbeiter, 28 J., 2¼ Uhr; Scherer Joſeph, Bräugehilfe, 59 J., 2¾ Uhr. Südlicher Friedhof: Hündler Maria, Sattler- meiſterswitwe, 77 J., 11½ Uhr. Sendling: Schärl Theodor, Oberkellner, 30 J., 11 Uhr. Schwabing (Neuer nördl. Friedhof): Nezaſeck Anton, Packer, 76 J., 2 Uhr. Waldfriedhof: Scheel Roſina, Bildhauerswitwe, 61 J., 2 Uhr; Müller Marie, Buchhändlerswitwe, 70 J., 3½ Uhr; Riederer Heinrich, Schreinerskind, 1¼ J., 3 Uhr; Schmalholz Cäcilie, Lagerarbeiters- gattin, 71 J., 1½ Uhr; Ecker Anna, Direktors- gattin, 59 J., 2½ Uhr; Lindemann Georg, Haus- beſitzer, 72 J., 4 Uhr. Endgültig: Tierpark für München Gründung der Münchener Tierpark A. G. Am 16. Januar fand beim Notariat München V die Gründung der Münchner Tierpark A.-G. ſtatt. Gründer dieſer Aktiengeſeliſchaft ſind: Die Stadt- gemeinde München, vertreten durch Rechtsrat Hörburger, der Hilfsbund der Münchner Einwohnerſchaft, vertreten durch Stadtrat Hu- mar und Kommerzienrat Baumgärtner, ferner die Herren Regierungspräſident Exz. von Knözinger, Bürgermeiſter a. D. Eduard Schmid, Geheimrat Remshard und Geheim- rat Karl Proebſt Zum Vorſtand wurden beſtellt die Herren Heinz Heck als techniſcher Direktor, Karl Schrembs als kaufmänniſcher Direktor. Den Aufſichtsrat bilden die Herren Geheimrat Martin Auf- häuſer, Kommerzienrat Baumgärtner, Kommerzienrat Blumöhr, Kommerzienrat Dr. Hergt, Rechtsrat Hörburger als Ver- treter der Stadt, Stadtrat Humar, Geheimrat Karl Proebſt, Bürgermeiſter a. D. Eduard Schmid, Kommerzienrat Oskar Wild. Die Tierpart A.-G. wurde mit einem Kapital von 600 000 RM. gegründet. An der Gründung iſt die Stadtgemeinde München mit einer Sach- einlage — Einlage des koſtenloſen Benützungs- rechtes an dem Tierparkgelände auf die Dauer von 10 Jahren — im Werte von 200 000 RM. beteiligt. Der Hilfsbund der Münchner Einwoh- nerſchaft übernimmt 100 000 RM. Aktien, der Reſt von 300 000 RM., der vorerſt zum Zwecke der Gründung von Münchner Banken übernom- men wurde, wird zur Zeichnung aufgelegt. Sache der Bevölkerung iſt es durch lebhafte Zeichnung von Aktien und zahl- reichen Beſuch des Tierparkes die Lebensſähig- keit und den Ausbau des Tierparkes zu gewährleiſten. Dem Hilfsbund der Münchner Einwohnerſchaft, der im abgelaufenen Jahr die Propagandaſchau mit großem Erfolg durchgeführt und damit den Gedanken zur Schaffung eines Tierparkes wieder lebendig gemacht hat, ſowie deſſen beiden Vor- ſitzenden Stadtrat Humar und Kommerzienrat Baumgärtner wird wärmſter Dank für das Ge- leiſtete zum Ausdruck gebracht. Der allmächtige Paragraph Die Polizeiſtunde im Faſching bleibt Erſt die Jugend, dann faſt ausnahmslos die geſamte Oeffentlichkeit, ebenſo der Verkehrsver- band, ſchließlich einſtimmig die Stadtväter ... ſie wollen, daß wenigſtens im Faſching die Poli- zeiſtunde ſalle, weil ſie ein Unfug iſt. Bis 4 Uhr haben — aber es iſt ihnen verboten, das zu ſagen — einige Lokale geöffnet. Ab 5 Uhr beginnt der Frühbetrieb einiger Gaſtſtätten. Alſo muß ſich der, der ſich nicht ins Bett befehlen laſſen will, eine Stunde auf der Straße herum- treiben. Das bringt: 1. Nächtliche Ruheſtörung und viel Unfug, 2. Geſundheitliche Schädigung mancher Art, 3. Gar keinen Vorteil. Die Polizeidirektion erklärt ſich nun auch bereit, für eine Milderung der Polizeiſtunde einzutreten. Die Regierung liegt nach der Reichsverfaſſung in der Hand des Volkes. Nur der Paragraph iſt noch mächtiger. Tito. 4 Tage Karneval in München Unterkunft, vollſtändige Verpflegung, Bal paré, Schwabinger Künſtlerfeſt, Narrhalla, Deutſches Muſeum, Fledermaus im Staatstheater. Das alles in der Zeit vom 9. mit 13. Februar für 100 Mark. Dr. Schwink, Direktor vom Verkehrsverband, hat mir’s in die Hand verſprochen für meine Freunde. Aber andere können’s ebenſo haben. Ein kleiner, luſtig gehaltener Proſpekt enthält alle Einzelheiten, deren raffinierte Zuſammen- ſtellung zweifellos von einem Gourmand des Fa- ſchings herrührt. Erhältlich im Büro am Haupt- bahnhof. Tito. Willy Seidel erhält den Münchener Dichterpreis 1928 Der Literaturbeirat der Stadtgemeinde hat dem Schriftſteller Dr. Willy Seidel durch ein- ſtimmigen Beſchluß mit dem Münchner Dichter- preis 1928 ausgezeichnet. Der Hauptausſchuß trat dieſem Beſchluß einſtimmig bei. Seidel lebt ſeit Jahren in München, er iſt Braunſchweiger. Seine Romane und Novellen er- zählten meiſt von fernen Ländern, wiſſen Tatſäch- liches, wohlorientiert Geſtaltetes mit den Gebilden einer berauſchten Seele, eines ins Myſtiſche flie- genden Geiſtes harmoniſch und eindringlichſt zu verſchmelzen. Die Romane: Sang der Sakije, Der Buſchhahn, Schattenpuppen. Der neue Daniel und zahlreiche feine Novellen haben ihn unter die erſten zeit- genöſſiſchen Dichter geſtellt. R. Reſidenztheater. Der heutigen Aufführung von „Karl und Anna“ wird der Dichter Leon- hard Frank beiwohnen. Internationale Artiſten-Loge. Freitag, 18. Ja- nuar, 14.30 Uhr, allgemeine Mitgliederverſamm- lung im Nebenſaal der Gaſtſtätte Domhof. Der letzte Münchener Danzig-Abend Im Großen Hörſaal der Univerſität München eröffnete am Donerstag Prof. Dr. Paul Rohrbach den letzten Danzigabend. Den Vortrag des Abends hielt der Senator Siebenfreund. Wie in den vorangegangenen Vor- trägen wurde auch hier dasjenige hervorgehoben, was Danzig mit dem übrigen Deutſchland von jeher verband und was insbeſondere an Bezie- hungen zu Süddeutſchland beſtand. So ging der große Salzhandel von München einſt über Danzig nach dem Oſten. Der Redner ſchilderte die unhalt- baren Zuſtände, die das polniſche Protektorat über das heutige Danzig gebracht hat. Eine der wichtigſten Aufgaben Danzigs ſei wohl auch in Zukunft, Vermittler zwiſchen Weſten und Oſten zu ſein. _ Polizeibericht Einſchleichdiebe an der Arbeit Vor etwa acht Tagen öffnete ein Mann in einem Hauſe an der Keuslinſtraße eine im zwei- ten Stock gelegene Wohnungstüre. Von der Wohnungsinhaberin überraſcht, erklärt der Mann, er ſuche einen Ingenieur Knauer und entfernte ſich. Etwa um die gleiche Zeit wurde in einer Parterrewohnung an der El mensſtraße ein Dieb- ſtahl verübt. Ein goldener Ehering, drei goldene Ringe, eine goldene Broſche, ein ſilberner An- hänger und eine ſilberne Herrenuhr ſind ver- ſchwunden. Der Täter, der vermutlich der gleiche iſt, ſcheint die Wohnungstüre mit einem Nach- ſchlüſſel geöffnet, die Schmucksachen ſich angeeignet und darauf heimlich wieder entfernt zu haben. Nachdem in letzter Zeit wiederholt ähnliche Diebſtähle vorgekommen ſind, erſcheint es drin- gend notwendig, dem Verſchluß der Wohnungs- türen ein beſſeres Augenmerk zuzuwenden. Jeder Wohnungs- und Geſchäftsinhaber prüfe ſeine Schlöſſer und ſonſtigen Schließvorrichtungen; manche werden den jetzigen Zeitverhältniſſen in bezug auf Sicherheit nicht mehr enſtprechen. Einfache Schlöſſer mit geſchweiften Schlüſſelbär- ten, wie ſolche noch ſehr häufig anzutreffen ſind, bieten keinen genügenden Schutz. Perſonen, welche ſich in verdächtiger Weiſe in Treppenhäuſern umhertreiben, wollen feſtgehalten und einem Polizeibeamten zur Feſtſtellung ihrer Perſonalien uſw. übergeben werden. Werbevortrag des Stadtamtes für Leibesübungen Das Stadtamt für Leibesübungen München veranſtaltet Dienstag, 22. Januar, 19½ Uhr im Feſtſaale der ſtädtiſchen Kerſchenſteiner-Ge- werbeſchule an der Liebherrſtraße 13 einen Vor- tragsabend, bei dem Geheimrat Dr. Ruland der Univerſität Würzburg über das Thema „Religion und Leibesübungen“ ſprechen wird. Anſchließend — jedoch ohne Beziehung zum Thema des Abends — folgt die Vorführung des neueſten Films des Deutſchen Reichsausſchuſſes für Leibesübungen „Der neue Menſch“. Apollo-Theater. Karl Valentin bringt mit Lisl Karlſtadt nur noch kurze Zeit die überaus luſtige Szene „Die mufikaliſchen Clowns“. Ab Samstag kommt außerdem ein neues Stim- mungsbild zur Aufführung: „Die drei Schneider von Ingelheim am Rhein“. Muſikaliſch arran- giert von Franz Jaeger, inſzeniert von Philipp Weichand. In den Hauptrollen die Damen Bertl Stolz, Vilma Mayen und Peperl Weichand, die Herren Franz und Fritz Loskarn, Karl Schöpp und Fritz Seifert. Altershilfe-Lotterie. Die Ziehung der Alters- hilfe-Loſe wird Freitag, 18. Januar, 16 Uhr im Verſammlungsſaale des Altersheims, an der Aeußeren Wienerſtraße 110 unter Leitung des Notariats München XIV vorgenommen. Bayer. Landesverein für Familienkunde. Frei- tag. 18. Januar, 20 Uhr Zuſammenkunft im Reſtaurationslokal des Hotels Union. Triskas Damen-Moden. Faſt 10 Jahre beſtand Triskas Maß-Atelier an der Maximilianſtr. 30 unter dem Namen Vollmann & Triska. Seit 1. Januar 1929 befindet ſich das Geſchäft Herzog- ſpitalſtraße 14, in der Nähe vom Hotel Reichs- adler. Neben ſeiner Maßſchneiderei wird beſſere Damenkonfektion zum Teil aus eigenen Werk- ſtätten zu billigen Einführungspreiſen ſtändig am Lager ſein. _

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-03-29T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 18. Januar 1929, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine15_1929/4>, abgerufen am 31.10.2024.