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Allgemeine Zeitung, Nr. 161, 9. Juni 1860.

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der königl. Truppen aufs genaueste unterrichtet war. So umgieng er Mon-
reale, weil ihm angezeigt worden war daß dort eine Mine bestehe. Diese
Kreuz und Quermärsche verursachten denn auch größtentheils die -- gelinde
gesagt -- confusen officiellen Berichte aus Neapel. Man hätte zu solchen
Spiegelsechtereien nicht zu greifen gebraucht, denn die neapolitanischen Trup-
pen schlugen sich wie wackere Männer und mit Ausdauer. Ihr Lob erklingt
am schönsten aus dem Munde Garibaldi's selbst, der sich schon mehrmals,
und letztmals wieder in einem Brief an den Abg. Bertani, mit aller Anerkennung
über dieselben ausspricht. -- Die halbofficielle Gazzetta di Torino bringt als
Gerücht die Nachricht: der König von Neapel habe sich geweigert die von Gari-
baldi vorgeschlagene Capitulation anzunehmen, und befohlen daß mit dem
Bombardement fortgefahren werde; dann fügt sie hinzu: "Diese Weigerung
der Regierung von Neapel scheint uns ein bloßer Kunstgriff zu seyn, um durch
die Drohung eines wiederholten Bombardements die Vermittlung der Com-
mandanten des englischen und des französischen Geschwaders, und dadurch
bessere Capitulationsbedingungen zu erhalten" -- Der neapolitanische Ge-
sandte schickt sich an Turin zu verlassen. Seine Pferde und Wagen sind dem
Berkauf ausgesetzt.



Morgen, längstens übermorgen, wird der Ab-
tretungsvertrag von Savoyen und Nizza in dem Senat zur Sprache kommen.
Wenn gleichwohl voraussichtlich ist daß auch in diesem Hause der Handel gut
geheißen werden wird, so dürfte dennoch die Gränzfrage hier schärfere Erörte-
rung finden; denn man ist endlich doch zu der Einsicht gelangt daß, wenn
man eine Abtretung sanctioniren soll, man vorher wissen muß was und wie
weit abgetreten werden soll. Man sagt die Gränzen seyen noch nicht fest-
gestellt; allein diese sollten eben festgestellt seyn ehe man einem Parlament
eine Sanction abnöthigen will. Das "Diritto" macht den Senat auf das
Thal der Roja und den Col di Tenda aufmerksam. Seyen diese, wie es be-
absichtigt ist, im Besitz Frankreichs, dann seyen alle bestehenden und noch zu
erbauenden Vertheidigung werke am Mont Cenis, Mont Genevre und im
Aostathal vollkommen überflüssig, denn Frankreich habe dann stets einen Fuß
in Italien, und rücke unbehindert sogleich in die Linie Alessandria-Genua ein.
Der Senat wird auch diese Wahrheit anerkennen, und dennoch für den Ver-
trag stimmen. -- Die zur Prüfung des Gesetzes über die Civilliste niederge-
setzte Commission hat im Einverständniß mit dem Ministerium und nach An-
hören des Ministers des königl. Hauses dieselbe auf 10,500,000 Fr. festge-
setzt. Die "Armonia" tadelt mit Recht die Indelicatesse welche in der halben
Million liege. Es sey daraus so recht die Knickerei und der Mangel an Tact
ersichtlich durch welche sich unsere Gesetzgeber bei Behandlung zarter Gegen-
stände von jeher ausgezeichnet hätten.


Aus einer Correspondenz eines Officiers der
Garibaldischen im "Diritto" von Turin vernehmen wir daß bei Calatafimi
18 Officiere Garibaldi's getödtet oder verwundet wurden. Garibaldi kämpfte
mit Verwegenheit. Am Gefecht nahmen auch Theil zwei Franciscanermönche.
Vom General Salzano wurde folgende Zuschrift an die auswärtigen Consuln
gerichtet:

Meine Herren!

Der Demagogengeist der in diesem
Augenblick in der Stadt herrscht, hat das Gerücht verbreitet die k. Truppen wollen
die Stadt in Trümmer und Blut werfen. Die k. Truppen sind hier um das
Leben und die Güter der Untergebenen Sr. Maj. des Königs im Bürgerkrieg zu
schützen, und nicht um sie zu Grunde zu richten. Sie haben sich nie zu Acten hin-
reißen lassen die ihnen die militärische Bildung und Ehre verbieten würde. Indem
ich euch diese Erklärung zur Kenntniß bringe, damit ihr eure Landsleute vom Sach-
verhalt überzeuget, finde ich es für nöthig beizufügen daß, wenn die Revolution in der
Stadt nicht aufhört, wir uns gezwungen sehen auch die äußersten schmerzlichen
Mittel zu gebrauchen um sie zu unterdrücken. Ich könnte in diesem Fall keine
Verantwortlichkeit für die Fremden in der Stadt auf mich nehmen. Macht nach
Guthalten von dieser Mittheilung Gebrauch.

Mit der Versicherung meiner Achtung,
der General Salzano."

Die Turiner Zeitung drückt sich in ihrer Rummer 155 über
den Waffenstillstand in Sicilien folgendermaßen aus: "Der Waffen-
stillstand von Palermo kam an Bord des englischen Schiffs "Hannibal" zu
Stande. Der neapolitanische Commandant ließ den englischen Admiral um
Verwendung bei Garibaldi bitten; der Admiral lehnte das Gesuch ab, bot
aber sein Schiff zu einem Rendezvous an zwischen den zwei Generalen. Lanza
und Garibaldi trafen sich, und in Gegenwart des englischen Admirals ward
der Waffenstillstand abgeschlossen." -- Es ist indessen noch sehr zweifelhaft ob
die Dinge sich so verhalten. Thatsache ist der Waffenstillstand, die Capitulation
ein Roman. Nach andern Berichten erfahren wir daß die Consuln sich für
Ruhe verwendeten, und Lanza habe einen Waffenstillstand vorgeschlagen um
Ordnung zu erhalten. Die Truppen hätten sich theils in das Castell, theils
in den königl. Palast*) zurückgezogen. Neapel zeigte sich bereit das Bombar-
dement zu beendigen, wenn nur die Mächte den Fortbesitz Siciliens garantirten.
Piemont protestirte.

Neueste Posten.

Die Frauen Frankfurts, welche
für die von ihnen im abgelaufenen Jahr veranstalteten erfolgreichen Samm-
lungen zum Besten der verwundeten öfterreichischen Krieger mehrseitigen Dank
geerntet haben, erhielten in diesen Tagen einen Schlußdank des öfterreichischen
Heers durch den Erzherzog Wilhelm, Chef des Armee-Obercommando's.
Dieser Schlußdank, der allen gilt, welche sich außerhalb Oesterreichs an dem
Werke der Sammlungen für das brave öfterreichische Heer betheiligten,
lautet:

"Die wiederholten werkthätigen Beweise von Sorgfalt und Theilnahme, welche
der löbliche Frauenverein den verwundeten Kriegern des k. k. Heers während des
letzten Feldzugs in so aufopfernder und wirksamer Weise zu geben die besondere
Freundlichkeit hatte, veranlassen das Armee-Obercommando diesem menschenfreund-
lichen Verein hiefür den Ausdruck des wärmsten Dankes mit der Versicherung aus-
zusprechen daß das Andenken an die wohlthätige Wirksamkeit dieses Vereins edler
deutscher Frauen in den Reihen des k. k. Heers stets fortleben wird."

Das Dankschreiben ist eine vorzügliche kalligraphische Arbeit, von Sr.
kais. Hoheit unterfertigt.


Morgen wird die Prinzessin Alexandra dem
königlichen Vater nach der Pfalz folgen, und gleichzeitig die Frau Prinzessin
Luitpold nach der Villa Amsee bei Lindau abreisen, um den ganzen Sommer
und den ersten Theil des Herbstes über dort zu verweilen. -- Unser Hr. Erz-
bischof begibt sich am nächsten Montag abermals zu einem sechswöchentlichen
Aufenthalt nach Reichenhall, und wird daselbst im Kloster St. Zeno wohnen.



Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.
Dank.

Ich fühle mich wiederholt veranlaßt allen verehrten Comites der Schiller-Feier wie allen Universitäten, Directionen und Vorständen
künstlerischer und geselliger Vereine, allen Gymnasien, Buch- und Kunsthandlungen, Zeitungsredactionen, wie allen einzelnen Verehrern
und Verehrerinnen meines theuren Vaters, welche durch die gütigen Einsendungen zur Schiller-Feier meinen Wünschen fortwährend so freundlich ent-
gegen kamen, öffentlich meinen innigsten tiefempfundenen Dank auszusprechen.


Emilie Freifrau v. Gleichen-Rußwurm, geb. v. Schiller.
[irrelevantes Material]
*) Der Palast liegt nahe bei der Porta nuova; die Kanonen münden in die
Straße Toledo, welche die Stadt in zwei Theile theilt; auf der Seeseite ist
diese Straße von der Festung beherrscht.

der königl. Truppen aufs genaueſte unterrichtet war. So umgieng er Mon-
reale, weil ihm angezeigt worden war daß dort eine Mine beſtehe. Dieſe
Kreuz und Quermärſche verurſachten denn auch größtentheils die — gelinde
geſagt — confuſen officiellen Berichte aus Neapel. Man hätte zu ſolchen
Spiegelſechtereien nicht zu greifen gebraucht, denn die neapolitaniſchen Trup-
pen ſchlugen ſich wie wackere Männer und mit Ausdauer. Ihr Lob erklingt
am ſchönſten aus dem Munde Garibaldi’s ſelbſt, der ſich ſchon mehrmals,
und letztmals wieder in einem Brief an den Abg. Bertani, mit aller Anerkennung
über dieſelben ausſpricht. — Die halbofficielle Gazzetta di Torino bringt als
Gerücht die Nachricht: der König von Neapel habe ſich geweigert die von Gari-
baldi vorgeſchlagene Capitulation anzunehmen, und befohlen daß mit dem
Bombardement fortgefahren werde; dann fügt ſie hinzu: „Dieſe Weigerung
der Regierung von Neapel ſcheint uns ein bloßer Kunſtgriff zu ſeyn, um durch
die Drohung eines wiederholten Bombardements die Vermittlung der Com-
mandanten des engliſchen und des franzöſiſchen Geſchwaders, und dadurch
beſſere Capitulationsbedingungen zu erhalten“ — Der neapolitaniſche Ge-
ſandte ſchickt ſich an Turin zu verlaſſen. Seine Pferde und Wagen ſind dem
Berkauf ausgeſetzt.



Morgen, längſtens übermorgen, wird der Ab-
tretungsvertrag von Savoyen und Nizza in dem Senat zur Sprache kommen.
Wenn gleichwohl vorausſichtlich iſt daß auch in dieſem Hauſe der Handel gut
geheißen werden wird, ſo dürfte dennoch die Gränzfrage hier ſchärfere Erörte-
rung finden; denn man iſt endlich doch zu der Einſicht gelangt daß, wenn
man eine Abtretung ſanctioniren ſoll, man vorher wiſſen muß was und wie
weit abgetreten werden ſoll. Man ſagt die Gränzen ſeyen noch nicht feſt-
geſtellt; allein dieſe ſollten eben feſtgeſtellt ſeyn ehe man einem Parlament
eine Sanction abnöthigen will. Das „Diritto“ macht den Senat auf das
Thal der Roja und den Col di Tenda aufmerkſam. Seyen dieſe, wie es be-
abſichtigt iſt, im Beſitz Frankreichs, dann ſeyen alle beſtehenden und noch zu
erbauenden Vertheidigung werke am Mont Cenis, Mont Genèvre und im
Aoſtathal vollkommen überflüſſig, denn Frankreich habe dann ſtets einen Fuß
in Italien, und rücke unbehindert ſogleich in die Linie Aleſſandria-Genua ein.
Der Senat wird auch dieſe Wahrheit anerkennen, und dennoch für den Ver-
trag ſtimmen. — Die zur Prüfung des Geſetzes über die Civilliſte niederge-
ſetzte Commiſſion hat im Einverſtändniß mit dem Miniſterium und nach An-
hören des Miniſters des königl. Hauſes dieſelbe auf 10,500,000 Fr. feſtge-
ſetzt. Die „Armonia“ tadelt mit Recht die Indelicateſſe welche in der halben
Million liege. Es ſey daraus ſo recht die Knickerei und der Mangel an Tact
erſichtlich durch welche ſich unſere Geſetzgeber bei Behandlung zarter Gegen-
ſtände von jeher ausgezeichnet hätten.


Aus einer Correſpondenz eines Officiers der
Garibaldiſchen im „Diritto“ von Turin vernehmen wir daß bei Calatafimi
18 Officiere Garibaldi’s getödtet oder verwundet wurden. Garibaldi kämpfte
mit Verwegenheit. Am Gefecht nahmen auch Theil zwei Franciscanermönche.
Vom General Salzano wurde folgende Zuſchrift an die auswärtigen Conſuln
gerichtet:

Meine Herren!

Der Demagogengeiſt der in dieſem
Augenblick in der Stadt herrſcht, hat das Gerücht verbreitet die k. Truppen wollen
die Stadt in Trümmer und Blut werfen. Die k. Truppen ſind hier um das
Leben und die Güter der Untergebenen Sr. Maj. des Königs im Bürgerkrieg zu
ſchützen, und nicht um ſie zu Grunde zu richten. Sie haben ſich nie zu Acten hin-
reißen laſſen die ihnen die militäriſche Bildung und Ehre verbieten würde. Indem
ich euch dieſe Erklärung zur Kenntniß bringe, damit ihr eure Landsleute vom Sach-
verhalt überzeuget, finde ich es für nöthig beizufügen daß, wenn die Revolution in der
Stadt nicht aufhört, wir uns gezwungen ſehen auch die äußerſten ſchmerzlichen
Mittel zu gebrauchen um ſie zu unterdrücken. Ich könnte in dieſem Fall keine
Verantwortlichkeit für die Fremden in der Stadt auf mich nehmen. Macht nach
Guthalten von dieſer Mittheilung Gebrauch.

Mit der Verſicherung meiner Achtung,
der General Salzano.“

Die Turiner Zeitung drückt ſich in ihrer Rummer 155 über
den Waffenſtillſtand in Sicilien folgendermaßen aus: „Der Waffen-
ſtillſtand von Palermo kam an Bord des engliſchen Schiffs „Hannibal“ zu
Stande. Der neapolitaniſche Commandant ließ den engliſchen Admiral um
Verwendung bei Garibaldi bitten; der Admiral lehnte das Geſuch ab, bot
aber ſein Schiff zu einem Rendezvous an zwiſchen den zwei Generalen. Lanza
und Garibaldi trafen ſich, und in Gegenwart des engliſchen Admirals ward
der Waffenſtillſtand abgeſchloſſen.“ — Es iſt indeſſen noch ſehr zweifelhaft ob
die Dinge ſich ſo verhalten. Thatſache iſt der Waffenſtillſtand, die Capitulation
ein Roman. Nach andern Berichten erfahren wir daß die Conſuln ſich für
Ruhe verwendeten, und Lanza habe einen Waffenſtillſtand vorgeſchlagen um
Ordnung zu erhalten. Die Truppen hätten ſich theils in das Caſtell, theils
in den königl. Palaſt*) zurückgezogen. Neapel zeigte ſich bereit das Bombar-
dement zu beendigen, wenn nur die Mächte den Fortbeſitz Siciliens garantirten.
Piemont proteſtirte.

Neueſte Poſten.

Die Frauen Frankfurts, welche
für die von ihnen im abgelaufenen Jahr veranſtalteten erfolgreichen Samm-
lungen zum Beſten der verwundeten öfterreichiſchen Krieger mehrſeitigen Dank
geerntet haben, erhielten in dieſen Tagen einen Schlußdank des öfterreichiſchen
Heers durch den Erzherzog Wilhelm, Chef des Armee-Obercommando’s.
Dieſer Schlußdank, der allen gilt, welche ſich außerhalb Oeſterreichs an dem
Werke der Sammlungen für das brave öfterreichiſche Heer betheiligten,
lautet:

„Die wiederholten werkthätigen Beweiſe von Sorgfalt und Theilnahme, welche
der löbliche Frauenverein den verwundeten Kriegern des k. k. Heers während des
letzten Feldzugs in ſo aufopfernder und wirkſamer Weiſe zu geben die beſondere
Freundlichkeit hatte, veranlaſſen das Armee-Obercommando dieſem menſchenfreund-
lichen Verein hiefür den Ausdruck des wärmſten Dankes mit der Verſicherung aus-
zuſprechen daß das Andenken an die wohlthätige Wirkſamkeit dieſes Vereins edler
deutſcher Frauen in den Reihen des k. k. Heers ſtets fortleben wird.“

Das Dankſchreiben iſt eine vorzügliche kalligraphiſche Arbeit, von Sr.
kaiſ. Hoheit unterfertigt.


Morgen wird die Prinzeſſin Alexandra dem
königlichen Vater nach der Pfalz folgen, und gleichzeitig die Frau Prinzeſſin
Luitpold nach der Villa Amſee bei Lindau abreiſen, um den ganzen Sommer
und den erſten Theil des Herbſtes über dort zu verweilen. — Unſer Hr. Erz-
biſchof begibt ſich am nächſten Montag abermals zu einem ſechswöchentlichen
Aufenthalt nach Reichenhall, und wird daſelbſt im Kloſter St. Zeno wohnen.



Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.
Dank.

Ich fühle mich wiederholt veranlaßt allen verehrten Comités der Schiller-Feier wie allen Univerſitäten, Directionen und Vorſtänden
künſtleriſcher und geſelliger Vereine, allen Gymnaſien, Buch- und Kunſthandlungen, Zeitungsredactionen, wie allen einzelnen Verehrern
und Verehrerinnen meines theuren Vaters, welche durch die gütigen Einſendungen zur Schiller-Feier meinen Wünſchen fortwährend ſo freundlich ent-
gegen kamen, öffentlich meinen innigſten tiefempfundenen Dank auszuſprechen.


Emilie Freifrau v. Gleichen-Rußwurm, geb. v. Schiller.
[irrelevantes Material]
*) Der Palaſt liegt nahe bei der Porta nuova; die Kanonen münden in die
Straße Toledo, welche die Stadt in zwei Theile theilt; auf der Seeſeite iſt
dieſe Straße von der Feſtung beherrſcht.
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[2688/0008] der königl. Truppen aufs genaueſte unterrichtet war. So umgieng er Mon- reale, weil ihm angezeigt worden war daß dort eine Mine beſtehe. Dieſe Kreuz und Quermärſche verurſachten denn auch größtentheils die — gelinde geſagt — confuſen officiellen Berichte aus Neapel. Man hätte zu ſolchen Spiegelſechtereien nicht zu greifen gebraucht, denn die neapolitaniſchen Trup- pen ſchlugen ſich wie wackere Männer und mit Ausdauer. Ihr Lob erklingt am ſchönſten aus dem Munde Garibaldi’s ſelbſt, der ſich ſchon mehrmals, und letztmals wieder in einem Brief an den Abg. Bertani, mit aller Anerkennung über dieſelben ausſpricht. — Die halbofficielle Gazzetta di Torino bringt als Gerücht die Nachricht: der König von Neapel habe ſich geweigert die von Gari- baldi vorgeſchlagene Capitulation anzunehmen, und befohlen daß mit dem Bombardement fortgefahren werde; dann fügt ſie hinzu: „Dieſe Weigerung der Regierung von Neapel ſcheint uns ein bloßer Kunſtgriff zu ſeyn, um durch die Drohung eines wiederholten Bombardements die Vermittlung der Com- mandanten des engliſchen und des franzöſiſchen Geſchwaders, und dadurch beſſere Capitulationsbedingungen zu erhalten“ — Der neapolitaniſche Ge- ſandte ſchickt ſich an Turin zu verlaſſen. Seine Pferde und Wagen ſind dem Berkauf ausgeſetzt. ↓ Turin, 5 Jun. Morgen, längſtens übermorgen, wird der Ab- tretungsvertrag von Savoyen und Nizza in dem Senat zur Sprache kommen. Wenn gleichwohl vorausſichtlich iſt daß auch in dieſem Hauſe der Handel gut geheißen werden wird, ſo dürfte dennoch die Gränzfrage hier ſchärfere Erörte- rung finden; denn man iſt endlich doch zu der Einſicht gelangt daß, wenn man eine Abtretung ſanctioniren ſoll, man vorher wiſſen muß was und wie weit abgetreten werden ſoll. Man ſagt die Gränzen ſeyen noch nicht feſt- geſtellt; allein dieſe ſollten eben feſtgeſtellt ſeyn ehe man einem Parlament eine Sanction abnöthigen will. Das „Diritto“ macht den Senat auf das Thal der Roja und den Col di Tenda aufmerkſam. Seyen dieſe, wie es be- abſichtigt iſt, im Beſitz Frankreichs, dann ſeyen alle beſtehenden und noch zu erbauenden Vertheidigung werke am Mont Cenis, Mont Genèvre und im Aoſtathal vollkommen überflüſſig, denn Frankreich habe dann ſtets einen Fuß in Italien, und rücke unbehindert ſogleich in die Linie Aleſſandria-Genua ein. Der Senat wird auch dieſe Wahrheit anerkennen, und dennoch für den Ver- trag ſtimmen. — Die zur Prüfung des Geſetzes über die Civilliſte niederge- ſetzte Commiſſion hat im Einverſtändniß mit dem Miniſterium und nach An- hören des Miniſters des königl. Hauſes dieſelbe auf 10,500,000 Fr. feſtge- ſetzt. Die „Armonia“ tadelt mit Recht die Indelicateſſe welche in der halben Million liege. Es ſey daraus ſo recht die Knickerei und der Mangel an Tact erſichtlich durch welche ſich unſere Geſetzgeber bei Behandlung zarter Gegen- ſtände von jeher ausgezeichnet hätten. ╳ Turin, 6 Jun. Aus einer Correſpondenz eines Officiers der Garibaldiſchen im „Diritto“ von Turin vernehmen wir daß bei Calatafimi 18 Officiere Garibaldi’s getödtet oder verwundet wurden. Garibaldi kämpfte mit Verwegenheit. Am Gefecht nahmen auch Theil zwei Franciscanermönche. Vom General Salzano wurde folgende Zuſchrift an die auswärtigen Conſuln gerichtet: „Palermo, 20 Mai.Meine Herren!Der Demagogengeiſt der in dieſem Augenblick in der Stadt herrſcht, hat das Gerücht verbreitet die k. Truppen wollen die Stadt in Trümmer und Blut werfen. Die k. Truppen ſind hier um das Leben und die Güter der Untergebenen Sr. Maj. des Königs im Bürgerkrieg zu ſchützen, und nicht um ſie zu Grunde zu richten. Sie haben ſich nie zu Acten hin- reißen laſſen die ihnen die militäriſche Bildung und Ehre verbieten würde. Indem ich euch dieſe Erklärung zur Kenntniß bringe, damit ihr eure Landsleute vom Sach- verhalt überzeuget, finde ich es für nöthig beizufügen daß, wenn die Revolution in der Stadt nicht aufhört, wir uns gezwungen ſehen auch die äußerſten ſchmerzlichen Mittel zu gebrauchen um ſie zu unterdrücken. Ich könnte in dieſem Fall keine Verantwortlichkeit für die Fremden in der Stadt auf mich nehmen. Macht nach Guthalten von dieſer Mittheilung Gebrauch. Mit der Verſicherung meiner Achtung, der General Salzano.“ Die Turiner Zeitung drückt ſich in ihrer Rummer 155 über den Waffenſtillſtand in Sicilien folgendermaßen aus: „Der Waffen- ſtillſtand von Palermo kam an Bord des engliſchen Schiffs „Hannibal“ zu Stande. Der neapolitaniſche Commandant ließ den engliſchen Admiral um Verwendung bei Garibaldi bitten; der Admiral lehnte das Geſuch ab, bot aber ſein Schiff zu einem Rendezvous an zwiſchen den zwei Generalen. Lanza und Garibaldi trafen ſich, und in Gegenwart des engliſchen Admirals ward der Waffenſtillſtand abgeſchloſſen.“ — Es iſt indeſſen noch ſehr zweifelhaft ob die Dinge ſich ſo verhalten. Thatſache iſt der Waffenſtillſtand, die Capitulation ein Roman. Nach andern Berichten erfahren wir daß die Conſuln ſich für Ruhe verwendeten, und Lanza habe einen Waffenſtillſtand vorgeſchlagen um Ordnung zu erhalten. Die Truppen hätten ſich theils in das Caſtell, theils in den königl. Palaſt *) zurückgezogen. Neapel zeigte ſich bereit das Bombar- dement zu beendigen, wenn nur die Mächte den Fortbeſitz Siciliens garantirten. Piemont proteſtirte. Neueſte Poſten. Δ Frankfurt a. M., 6 Jun. Die Frauen Frankfurts, welche für die von ihnen im abgelaufenen Jahr veranſtalteten erfolgreichen Samm- lungen zum Beſten der verwundeten öfterreichiſchen Krieger mehrſeitigen Dank geerntet haben, erhielten in dieſen Tagen einen Schlußdank des öfterreichiſchen Heers durch den Erzherzog Wilhelm, Chef des Armee-Obercommando’s. Dieſer Schlußdank, der allen gilt, welche ſich außerhalb Oeſterreichs an dem Werke der Sammlungen für das brave öfterreichiſche Heer betheiligten, lautet: „Die wiederholten werkthätigen Beweiſe von Sorgfalt und Theilnahme, welche der löbliche Frauenverein den verwundeten Kriegern des k. k. Heers während des letzten Feldzugs in ſo aufopfernder und wirkſamer Weiſe zu geben die beſondere Freundlichkeit hatte, veranlaſſen das Armee-Obercommando dieſem menſchenfreund- lichen Verein hiefür den Ausdruck des wärmſten Dankes mit der Verſicherung aus- zuſprechen daß das Andenken an die wohlthätige Wirkſamkeit dieſes Vereins edler deutſcher Frauen in den Reihen des k. k. Heers ſtets fortleben wird.“ Das Dankſchreiben iſt eine vorzügliche kalligraphiſche Arbeit, von Sr. kaiſ. Hoheit unterfertigt. ⊙ München, 8 Jun. Morgen wird die Prinzeſſin Alexandra dem königlichen Vater nach der Pfalz folgen, und gleichzeitig die Frau Prinzeſſin Luitpold nach der Villa Amſee bei Lindau abreiſen, um den ganzen Sommer und den erſten Theil des Herbſtes über dort zu verweilen. — Unſer Hr. Erz- biſchof begibt ſich am nächſten Montag abermals zu einem ſechswöchentlichen Aufenthalt nach Reichenhall, und wird daſelbſt im Kloſter St. Zeno wohnen. Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. Dank.Ich fühle mich wiederholt veranlaßt allen verehrten Comités der Schiller-Feier wie allen Univerſitäten, Directionen und Vorſtänden künſtleriſcher und geſelliger Vereine, allen Gymnaſien, Buch- und Kunſthandlungen, Zeitungsredactionen, wie allen einzelnen Verehrern und Verehrerinnen meines theuren Vaters, welche durch die gütigen Einſendungen zur Schiller-Feier meinen Wünſchen fortwährend ſo freundlich ent- gegen kamen, öffentlich meinen innigſten tiefempfundenen Dank auszuſprechen. Greifenſtein ob Bonnland, im Juni 1860.Emilie Freifrau v. Gleichen-Rußwurm, geb. v. Schiller. _ *) Der Palaſt liegt nahe bei der Porta nuova; die Kanonen münden in die Straße Toledo, welche die Stadt in zwei Theile theilt; auf der Seeſeite iſt dieſe Straße von der Feſtung beherrſcht.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 161, 9. Juni 1860, S. 2688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine161_1860/8>, abgerufen am 02.06.2024.