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Allgemeine Zeitung, Nr. 164, 12. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] welcher von den Höhen hinter Gebel Rosso (dem rothen Gebirge) in die Ebene
von Palermo niedersteigt, als den kürzesten Weg zur Vorrückung zu benützen.
Sie versicherten allesammt die Straße durch den Paß sey ganz gut, und sie
als Eingeborene mußten das füglich am besten zu beurtheilen wissen. Nach
der ersten Anordnung sollten die von Garibaldi selbst mitgebrachten Truppen
voranziehen, und die Squadre folgen, aber einige der Häuptlinge erbaten es
als eine Gunst für ihre Corps zuerst in die Stadt eindringen zu dürfen --
ein Gesuch das nicht wohl verweigert werden konnte. Der Plan wurde daher
abgeändert. Die Guiden und drei Mann von jeder Compagnie der Alpen-
jäger wurden als ein Vortrab formirt, unter Major Tüköri, einem ungari-
schen Officier, der sich unter General Kmety bei Kars ausgezeichnet. Hinter
dieser Avantgarde folgten die Sicilianer, befehligt von La Maga, einem mit
Garibaldi angekommenen Emigranten. Der zweite Zug wurde von den Ge-
nueser Jägern geführt -- vortrefflichen Schützen, alle mit schweizerischen Ca-
rabinern bewaffnet. Hinter ihnen kamen die zwei Bataillone Alpenjäger, und
als Rachtrab die übrigen Sicilianer.

Nachdem die nöthigen Befehle ausgetheilt waren, bewegten sich die ver-
schiedenen Abtheilungen nach einander den Bergpaß hinauf. Das Einpacken
im Hauptquartier nahm nicht viel Zeit weg, und es folgte den Truppen bald
nach. Ich ritt einen leibhaftigen Rosinante, mit entsprechendem Zaum und
Sattelzeug. Der Weg den Paß hinaus windet sich zwischen Reihen riesiger
Cactushecken hindurch, die der Landschaft einen orientalischen Charakter ver-
leihen. Eben gieng die Sonne unter als wir die Spitze erreichten, und durch
eine Bergspalte hinabsehend überschauten wir Palermo und die Bucht, und
weit hinaus die See -- ein Anblick wie ein Märchen der Feenwelt. Alle
Berge ringsherum schienen sich mit den Strahlen der sinkenden Sonne voll-
gesogen zu haben, und erglänzten in dem rosigen Licht das man an den Berg-
spitzen von Attika so sehr bewundert. Es war einer der schönsten Punkte die
ich je gesehen habe; die Luft war von Blüthendüften geschwängert; der Duft
mehrte sich je tiefer die Sonne sank; rückwärts das herrlichste Bergpanorama;
und vor uns, ja vor uns, eine -- fürchterlich schlechte Straße zum Hinab-
steigen.

Um den Neapolitanern den Glauben zu lassen daß von dieser Seite alles
sicher sey, waren die Wachtfeuer auf den Bergspitzen wie sonst angezündet,
und wurden von den zuletzt Abziehenden genährt. Garibaldi selbst begab sich
auf einen Höhenpunkt, von wo er alles überschauen konnte. Möglich auch daß
es einer jener Momente träumerischen Brütens war denen er sich in so feier-
lichen Augenblicken gern überläßt, und die in einer Concentrirung aller seine
Fähigkeiten auf den einzigen ihm vorschwebenden Gedanken endigen.

Die Abendkanone der Citadelle hatie längst das Echo der Berge wach-
gerufen, und der Mond schien klar und hell über unsern Häuptern als wir den
Marsch bergab antraten.

Während wir oben anhielten, waren die Picciotti, so gut es in der Dun-
kelheit eben gieng, einigermaßen geordnet worden. Mit großer Noth gelang
dieß endlich ihren Führern, und gegen 10 Uhr begann die Vorrückung. Ent-
weder hatten die sicilianischen Rathgeber sich den Paß von Mezzagna früher
nie angesehen, oder ihre Begriffe von einer Straße sind gar eigenthümlicher
Art. Der ganze Weg war eine Art Fußpfad zwischen großem Gestein, ein
ewiges Hinüber und Herüber über einen Bergbach, bald auch eine Strecke
lang mitten in seinem Bette, dann wieder Bergspalten und gefährliche Risse
-- das alles bei einer Abschüssigkeit von 25 Grad, und mitten in der Nacht
zu Pferd! Der General that ein Gelübde keinem Sicilianer je wieder zu
trauen wo es sich um ein Urtheil über Straßen handeln würde, aber am
Ende kam doch alles mit heiler Haut hinab in die Ebene zu den Olivenbäu-
men. Jetzt wurde Hält gemacht um die Ankunft der hintersten Colonnen ab-
zuwarten, und da ereignete sich ein Zwischenfall, der für die künftige Haltung
der Picciotti eben kein erfreuliches Omen war. Eines von den Pferden --
man läßt die Hengste in Sicilien größtentheils unverschnitten -- war stutzig
geworden, und hatte wüthend um sich geschlagen, worauf die Nächsten zurück-
wichen, und die hinter ihnen Stehenden drängten. Diese stolperten wieder
über Cameraden welche die Zwischenzeit benutzt hatten ein Schläfchen zu
machen; diese Schläfer fuhren erschrocken auf, sahen in den Oelbäumen lau-
ter Neapolitaner, in den Sternen ebenso viele Bomben und im Mond irgend
einen furchtbaren Feuermerkskörper; alles floh erschrocken zu den Oelbäumen
um sich zu decken, einige feuerten sogar ihre Gewehre ab, und wenig fehlte, so
wäre alles in eine heillose Verwirrung hineingerathen. Doch da jeder das
seinige that, war alles bald wieder im Gang, und nachdem wir noch durch
die Ungeschicklichkeit der Führer einmal den unrechten Weg eingeschlagen hat-
ten, standen wir endlich auf der nach der Stadt führenden breiten Haupt-
straße, die von hohen Gartenmauern eingefaßt ist. Da wir mit all diesen
Verzögerungen viele Zeit verloren hatten, und der Morgen graute, so mußten
wir nun eilen, aber die Picciotti waren nicht sehr schnell vorwärts zu bringen.
Wir kamen an den ersten Häusern vorüber, die sich in dieser Richtung weit
vor die Stadt Palermo hinauserstrecken. Die Eingebornen, welche die Oert-
lichkeit besser hätten kennen sollen, siengen an Evviva zu rufen, als stünden
[Spaltenumbruch] wir schon vor den Thoren. Ohne diesen Mißgriff hätte unser Vortrab den
Posten auf der Brücke beim Ammiragliato überrumpeln, und vielleicht ohne
einen Mann zu verlieren in die Stadt eindringen können. So brachte das
unzeitige Geschrei nicht bloß die Brückenwache in Allarm, sondern gab auch
den Neapolitanern Zeit sich am Thor von Termini zu verstärken, und alle
Anstalten zu einer Flankenvertheidigung zu treffen.

Anstatt also den Posten auf der Brücke zu überraschen, wurde der Vor-
trab mit einem wohlgenährten Feuer empfangen, nicht bloß in der Front, son-
dern auch von den Häusern in ihren Flanken. Beim ersten Flintenknallen
waren die Picciotti über die Gartenmauern, aber nicht um hinter denselben
hervorzuschießen, und die 30 oder 40 Mann des Vortrabs blieben allein auf
der zur Brücke führenden breiten Straße bloßgestellt. Das erste Bataillon
Cacciatori (Alpenjäger) wurde zu Hülfe geschickt, und bald hernach auch das
zweite. Während diese die Neapolitaner zurückschlugen, suchte man die Picciotti
vorwärts zu treiben. Das war nicht so leicht, besonders im Anfang als man
in der Front Kanonen brummen hörte, obgleich deren Wirkung sich kaum
wahrnehmen ließ. Indessen die Picciotti, welche mich sehr an arnautische Ba-
schibozuks erinnern, lassen sich, wenn die erste unangenehme Empfindung ver-
wunden ist, ins Feuer führen, besonders wenn sie sehen daß nicht alle Kugeln
treffen. Das konnten sie an diesem Morgen recht gut bemerken, denn wiewohl
die neapolitanischen Büchsen kaum den besten Feuerwaffen nachstehen, sah ich
doch noch niemals mit vielem Schießen so wenig Schaden zufügen. Nach eini-
ger Anstrengung also wurden die Picciotti über den offenen Raum vor der
Brücke gebracht, aber die meisten derselben wollten lieber unter als über der
Brücke hinüberkommen, welche, gleich den meisten Brücken über Gebirgs-
bächen, hoch geschwungen ist, und in diesem Augenblick einem hestigen Feuer
von der Piana di Borazzo ausgesetzt war, wo die Neapolitaner hinter einer
Mauer mit Schießscharten ein paar Kanonen aufgeführt hatten, und einige
schlechtgezielte Bomben warfen. Während der General selbst und viele seiner
Stabsossiciere ihr bestes thaten um die Bursche aus ihrem Versteck hervorzu-
treiben, hatte mittlerweile unsere Avantgarde die Neapolitaner bis auf den
Stradone (große Straße) gedrängt welcher gerade vor der Porta di Termini
nach dem Meer hinabführt. *) Das neapolitanische Fort am Thor, dessen
Besatzung beträchtlich verstärkt worden, eröffnete ein heißes die lange Häuser-
reihe bestreichendes Feuer, während zugleich die beiden Kanonen an der Porta
Sant' Antonino die Angreifer in ein Kreuzfeuer nahmen. Aber das hinderte
die wackern Gesellen nicht; sie verloren keine Zeit mit Schießen, sondern stürz-
ten vorwärts mit dem Bajonnett. Der Anführer der Avantgarde, Major
Tüköri, und drei der Guiden waren zuerst über die aus Sandsäcken errichtete
Barricade in der Stadt, aber der Officier wurde durch einen Schuß verwun-
det, der ihm das linke Knie zerschmetterte. Sonst war der Verlust gering-
fügig. Während der Vortrab und die Alpenjäger den Feind von Punkt zu
Punkt jagten, fiengen auch die Palermitaner sich zu regen an, jedoch nur in
den Stadttheilen welche die Truppen verlassen hatten.

Aber die kritischste Aufgabe war offenbar quer über den Stradone zu
kommen wo die Neapolitaner das Kreuzfeuer unterhielten, und man griff zu
mancherlei Mitteln um die Picciotti zu diesem salto zu vermögen, der ihnen
als ein salto mortale erschien. Hier vor allem zeigte sich's aber wie schlecht
die Neapolitaner schossen. Ich schaute eine Zeitlang zu, und sah niemand von
unsern Leuten verwundet fallen. Um die Picciotti zu ermuthigen, stellte ein
Genueser Schütze vier oder fünf Stühle zusammen, pflanzte die Tricolore
darauf, und setzte sich daneben. Das wirkte, und unsere Sicilianer fiengen
nun ihrerseits zu schießen an.

Neben der Porta di Termini liegt die Vecchia Fiera -- der alte Markt.
Dieß war der erste Punkt auf welchem Garibaldi Halt machte. Man muß
diese Sicilianer kennen um sich von ihrem wahnsinnigen Jubel eine Vorstel-
lung zu machen; alle wollten ihm die Hände küssen und seine Kniee umarmen.
So strömten sie in immer neuen Schaaren aus allen Gassen und Gäßchen
herbei. Der Einbruch in die Stadt wurde Morgens halb 6 Uhr bewirkt,
und gegen Mittag war mehr als die eine Hälfte der Stadt von den Truppen
gesäubert. Aber zwei Stunden vorher hatte die Citadelle ihr Feuer auf die
Stadt eröffnet, anfangs mäßig genug; aber bald hernach mit großem Nach-
druck, indem die Neapolitaner 13zöllige Bomben, glühende Vollkugeln und
überhaupt jedwedes Geschoß warfen mit dem sich der möglich größte Schaden
anrichten ließ. Gegen Mittag eröffneten auch die Schiffe im Hafen ihr Feuer,
und beide Kanonaden zusammen zerstörten eine große Anzahl Häuser im
untern Stadttheil, und tödteten oder verwundeten eine große Anzahl Men-
schen jedes Alters und jedes Geschlechts. Zwei der großen Bomben fielen
gerade ins Hospital, und platzten in den Krankensälen. Ueberall Ruinen und
Feuersbrünste, Todte und Verwundete, und nicht wenige Einwohner müssen
unter dem Einsturz ihrer Häuser begraben worden seyn. Besonders das
Quartier an der Piazza Bologni ward übel zugerichtet. Was von den dorti-

*) Da Stadtplane von Palermo zur Zeit in Deutschland nicht häufig zu finden
seyn werden, so machen wir unsere Leser auf den kleinen, aber genauen Plan
in Försters "Italien" aufmerksam.

[Spaltenumbruch] welcher von den Höhen hinter Gebel Roſſo (dem rothen Gebirge) in die Ebene
von Palermo niederſteigt, als den kürzeſten Weg zur Vorrückung zu benützen.
Sie verſicherten alleſammt die Straße durch den Paß ſey ganz gut, und ſie
als Eingeborene mußten das füglich am beſten zu beurtheilen wiſſen. Nach
der erſten Anordnung ſollten die von Garibaldi ſelbſt mitgebrachten Truppen
voranziehen, und die Squadre folgen, aber einige der Häuptlinge erbaten es
als eine Gunſt für ihre Corps zuerſt in die Stadt eindringen zu dürfen —
ein Geſuch das nicht wohl verweigert werden konnte. Der Plan wurde daher
abgeändert. Die Guiden und drei Mann von jeder Compagnie der Alpen-
jäger wurden als ein Vortrab formirt, unter Major Tüköri, einem ungari-
ſchen Officier, der ſich unter General Kmety bei Kars ausgezeichnet. Hinter
dieſer Avantgarde folgten die Sicilianer, befehligt von La Maga, einem mit
Garibaldi angekommenen Emigranten. Der zweite Zug wurde von den Ge-
nueſer Jägern geführt — vortrefflichen Schützen, alle mit ſchweizeriſchen Ca-
rabinern bewaffnet. Hinter ihnen kamen die zwei Bataillone Alpenjäger, und
als Rachtrab die übrigen Sicilianer.

Nachdem die nöthigen Befehle ausgetheilt waren, bewegten ſich die ver-
ſchiedenen Abtheilungen nach einander den Bergpaß hinauf. Das Einpacken
im Hauptquartier nahm nicht viel Zeit weg, und es folgte den Truppen bald
nach. Ich ritt einen leibhaftigen Roſinante, mit entſprechendem Zaum und
Sattelzeug. Der Weg den Paß hinaus windet ſich zwiſchen Reihen rieſiger
Cactushecken hindurch, die der Landſchaft einen orientaliſchen Charakter ver-
leihen. Eben gieng die Sonne unter als wir die Spitze erreichten, und durch
eine Bergſpalte hinabſehend überſchauten wir Palermo und die Bucht, und
weit hinaus die See — ein Anblick wie ein Märchen der Feenwelt. Alle
Berge ringsherum ſchienen ſich mit den Strahlen der ſinkenden Sonne voll-
geſogen zu haben, und erglänzten in dem roſigen Licht das man an den Berg-
ſpitzen von Attika ſo ſehr bewundert. Es war einer der ſchönſten Punkte die
ich je geſehen habe; die Luft war von Blüthendüften geſchwängert; der Duft
mehrte ſich je tiefer die Sonne ſank; rückwärts das herrlichſte Bergpanorama;
und vor uns, ja vor uns, eine — fürchterlich ſchlechte Straße zum Hinab-
ſteigen.

Um den Neapolitanern den Glauben zu laſſen daß von dieſer Seite alles
ſicher ſey, waren die Wachtfeuer auf den Bergſpitzen wie ſonſt angezündet,
und wurden von den zuletzt Abziehenden genährt. Garibaldi ſelbſt begab ſich
auf einen Höhenpunkt, von wo er alles überſchauen konnte. Möglich auch daß
es einer jener Momente träumeriſchen Brütens war denen er ſich in ſo feier-
lichen Augenblicken gern überläßt, und die in einer Concentrirung aller ſeine
Fähigkeiten auf den einzigen ihm vorſchwebenden Gedanken endigen.

Die Abendkanone der Citadelle hatie längſt das Echo der Berge wach-
gerufen, und der Mond ſchien klar und hell über unſern Häuptern als wir den
Marſch bergab antraten.

Während wir oben anhielten, waren die Picciotti, ſo gut es in der Dun-
kelheit eben gieng, einigermaßen geordnet worden. Mit großer Noth gelang
dieß endlich ihren Führern, und gegen 10 Uhr begann die Vorrückung. Ent-
weder hatten die ſicilianiſchen Rathgeber ſich den Paß von Mezzagna früher
nie angeſehen, oder ihre Begriffe von einer Straße ſind gar eigenthümlicher
Art. Der ganze Weg war eine Art Fußpfad zwiſchen großem Geſtein, ein
ewiges Hinüber und Herüber über einen Bergbach, bald auch eine Strecke
lang mitten in ſeinem Bette, dann wieder Bergſpalten und gefährliche Riſſe
— das alles bei einer Abſchüſſigkeit von 25 Grad, und mitten in der Nacht
zu Pferd! Der General that ein Gelübde keinem Sicilianer je wieder zu
trauen wo es ſich um ein Urtheil über Straßen handeln würde, aber am
Ende kam doch alles mit heiler Haut hinab in die Ebene zu den Olivenbäu-
men. Jetzt wurde Hält gemacht um die Ankunft der hinterſten Colonnen ab-
zuwarten, und da ereignete ſich ein Zwiſchenfall, der für die künftige Haltung
der Picciotti eben kein erfreuliches Omen war. Eines von den Pferden —
man läßt die Hengſte in Sicilien größtentheils unverſchnitten — war ſtutzig
geworden, und hatte wüthend um ſich geſchlagen, worauf die Nächſten zurück-
wichen, und die hinter ihnen Stehenden drängten. Dieſe ſtolperten wieder
über Cameraden welche die Zwiſchenzeit benutzt hatten ein Schläfchen zu
machen; dieſe Schläfer fuhren erſchrocken auf, ſahen in den Oelbäumen lau-
ter Neapolitaner, in den Sternen ebenſo viele Bomben und im Mond irgend
einen furchtbaren Feuermerkskörper; alles floh erſchrocken zu den Oelbäumen
um ſich zu decken, einige feuerten ſogar ihre Gewehre ab, und wenig fehlte, ſo
wäre alles in eine heilloſe Verwirrung hineingerathen. Doch da jeder das
ſeinige that, war alles bald wieder im Gang, und nachdem wir noch durch
die Ungeſchicklichkeit der Führer einmal den unrechten Weg eingeſchlagen hat-
ten, ſtanden wir endlich auf der nach der Stadt führenden breiten Haupt-
ſtraße, die von hohen Gartenmauern eingefaßt iſt. Da wir mit all dieſen
Verzögerungen viele Zeit verloren hatten, und der Morgen graute, ſo mußten
wir nun eilen, aber die Picciotti waren nicht ſehr ſchnell vorwärts zu bringen.
Wir kamen an den erſten Häuſern vorüber, die ſich in dieſer Richtung weit
vor die Stadt Palermo hinauserſtrecken. Die Eingebornen, welche die Oert-
lichkeit beſſer hätten kennen ſollen, ſiengen an Evviva zu rufen, als ſtünden
[Spaltenumbruch] wir ſchon vor den Thoren. Ohne dieſen Mißgriff hätte unſer Vortrab den
Poſten auf der Brücke beim Ammiragliato überrumpeln, und vielleicht ohne
einen Mann zu verlieren in die Stadt eindringen können. So brachte das
unzeitige Geſchrei nicht bloß die Brückenwache in Allarm, ſondern gab auch
den Neapolitanern Zeit ſich am Thor von Termini zu verſtärken, und alle
Anſtalten zu einer Flankenvertheidigung zu treffen.

Anſtatt alſo den Poſten auf der Brücke zu überraſchen, wurde der Vor-
trab mit einem wohlgenährten Feuer empfangen, nicht bloß in der Front, ſon-
dern auch von den Häuſern in ihren Flanken. Beim erſten Flintenknallen
waren die Picciotti über die Gartenmauern, aber nicht um hinter denſelben
hervorzuſchießen, und die 30 oder 40 Mann des Vortrabs blieben allein auf
der zur Brücke führenden breiten Straße bloßgeſtellt. Das erſte Bataillon
Cacciatori (Alpenjäger) wurde zu Hülfe geſchickt, und bald hernach auch das
zweite. Während dieſe die Neapolitaner zurückſchlugen, ſuchte man die Picciotti
vorwärts zu treiben. Das war nicht ſo leicht, beſonders im Anfang als man
in der Front Kanonen brummen hörte, obgleich deren Wirkung ſich kaum
wahrnehmen ließ. Indeſſen die Picciotti, welche mich ſehr an arnautiſche Ba-
ſchibozuks erinnern, laſſen ſich, wenn die erſte unangenehme Empfindung ver-
wunden iſt, ins Feuer führen, beſonders wenn ſie ſehen daß nicht alle Kugeln
treffen. Das konnten ſie an dieſem Morgen recht gut bemerken, denn wiewohl
die neapolitaniſchen Büchſen kaum den beſten Feuerwaffen nachſtehen, ſah ich
doch noch niemals mit vielem Schießen ſo wenig Schaden zufügen. Nach eini-
ger Anſtrengung alſo wurden die Picciotti über den offenen Raum vor der
Brücke gebracht, aber die meiſten derſelben wollten lieber unter als über der
Brücke hinüberkommen, welche, gleich den meiſten Brücken über Gebirgs-
bächen, hoch geſchwungen iſt, und in dieſem Augenblick einem heſtigen Feuer
von der Piana di Borazzo ausgeſetzt war, wo die Neapolitaner hinter einer
Mauer mit Schießſcharten ein paar Kanonen aufgeführt hatten, und einige
ſchlechtgezielte Bomben warfen. Während der General ſelbſt und viele ſeiner
Stabsoſſiciere ihr beſtes thaten um die Burſche aus ihrem Verſteck hervorzu-
treiben, hatte mittlerweile unſere Avantgarde die Neapolitaner bis auf den
Stradone (große Straße) gedrängt welcher gerade vor der Porta di Termini
nach dem Meer hinabführt. *) Das neapolitaniſche Fort am Thor, deſſen
Beſatzung beträchtlich verſtärkt worden, eröffnete ein heißes die lange Häuſer-
reihe beſtreichendes Feuer, während zugleich die beiden Kanonen an der Porta
Sant’ Antonino die Angreifer in ein Kreuzfeuer nahmen. Aber das hinderte
die wackern Geſellen nicht; ſie verloren keine Zeit mit Schießen, ſondern ſtürz-
ten vorwärts mit dem Bajonnett. Der Anführer der Avantgarde, Major
Tüköri, und drei der Guiden waren zuerſt über die aus Sandſäcken errichtete
Barricade in der Stadt, aber der Officier wurde durch einen Schuß verwun-
det, der ihm das linke Knie zerſchmetterte. Sonſt war der Verluſt gering-
fügig. Während der Vortrab und die Alpenjäger den Feind von Punkt zu
Punkt jagten, fiengen auch die Palermitaner ſich zu regen an, jedoch nur in
den Stadttheilen welche die Truppen verlaſſen hatten.

Aber die kritiſchſte Aufgabe war offenbar quer über den Stradone zu
kommen wo die Neapolitaner das Kreuzfeuer unterhielten, und man griff zu
mancherlei Mitteln um die Picciotti zu dieſem salto zu vermögen, der ihnen
als ein salto mortale erſchien. Hier vor allem zeigte ſich’s aber wie ſchlecht
die Neapolitaner ſchoſſen. Ich ſchaute eine Zeitlang zu, und ſah niemand von
unſern Leuten verwundet fallen. Um die Picciotti zu ermuthigen, ſtellte ein
Genueſer Schütze vier oder fünf Stühle zuſammen, pflanzte die Tricolore
darauf, und ſetzte ſich daneben. Das wirkte, und unſere Sicilianer fiengen
nun ihrerſeits zu ſchießen an.

Neben der Porta di Termini liegt die Vecchia Fiera — der alte Markt.
Dieß war der erſte Punkt auf welchem Garibaldi Halt machte. Man muß
dieſe Sicilianer kennen um ſich von ihrem wahnſinnigen Jubel eine Vorſtel-
lung zu machen; alle wollten ihm die Hände küſſen und ſeine Kniee umarmen.
So ſtrömten ſie in immer neuen Schaaren aus allen Gaſſen und Gäßchen
herbei. Der Einbruch in die Stadt wurde Morgens halb 6 Uhr bewirkt,
und gegen Mittag war mehr als die eine Hälfte der Stadt von den Truppen
geſäubert. Aber zwei Stunden vorher hatte die Citadelle ihr Feuer auf die
Stadt eröffnet, anfangs mäßig genug; aber bald hernach mit großem Nach-
druck, indem die Neapolitaner 13zöllige Bomben, glühende Vollkugeln und
überhaupt jedwedes Geſchoß warfen mit dem ſich der möglich größte Schaden
anrichten ließ. Gegen Mittag eröffneten auch die Schiffe im Hafen ihr Feuer,
und beide Kanonaden zuſammen zerſtörten eine große Anzahl Häuſer im
untern Stadttheil, und tödteten oder verwundeten eine große Anzahl Men-
ſchen jedes Alters und jedes Geſchlechts. Zwei der großen Bomben fielen
gerade ins Hoſpital, und platzten in den Krankenſälen. Ueberall Ruinen und
Feuersbrünſte, Todte und Verwundete, und nicht wenige Einwohner müſſen
unter dem Einſturz ihrer Häuſer begraben worden ſeyn. Beſonders das
Quartier an der Piazza Bologni ward übel zugerichtet. Was von den dorti-

*) Da Stadtplane von Palermo zur Zeit in Deutſchland nicht häufig zu finden
ſeyn werden, ſo machen wir unſere Leſer auf den kleinen, aber genauen Plan
in Förſters „Italien“ aufmerkſam.
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[2730/0002] welcher von den Höhen hinter Gebel Roſſo (dem rothen Gebirge) in die Ebene von Palermo niederſteigt, als den kürzeſten Weg zur Vorrückung zu benützen. Sie verſicherten alleſammt die Straße durch den Paß ſey ganz gut, und ſie als Eingeborene mußten das füglich am beſten zu beurtheilen wiſſen. Nach der erſten Anordnung ſollten die von Garibaldi ſelbſt mitgebrachten Truppen voranziehen, und die Squadre folgen, aber einige der Häuptlinge erbaten es als eine Gunſt für ihre Corps zuerſt in die Stadt eindringen zu dürfen — ein Geſuch das nicht wohl verweigert werden konnte. Der Plan wurde daher abgeändert. Die Guiden und drei Mann von jeder Compagnie der Alpen- jäger wurden als ein Vortrab formirt, unter Major Tüköri, einem ungari- ſchen Officier, der ſich unter General Kmety bei Kars ausgezeichnet. Hinter dieſer Avantgarde folgten die Sicilianer, befehligt von La Maga, einem mit Garibaldi angekommenen Emigranten. Der zweite Zug wurde von den Ge- nueſer Jägern geführt — vortrefflichen Schützen, alle mit ſchweizeriſchen Ca- rabinern bewaffnet. Hinter ihnen kamen die zwei Bataillone Alpenjäger, und als Rachtrab die übrigen Sicilianer. Nachdem die nöthigen Befehle ausgetheilt waren, bewegten ſich die ver- ſchiedenen Abtheilungen nach einander den Bergpaß hinauf. Das Einpacken im Hauptquartier nahm nicht viel Zeit weg, und es folgte den Truppen bald nach. Ich ritt einen leibhaftigen Roſinante, mit entſprechendem Zaum und Sattelzeug. Der Weg den Paß hinaus windet ſich zwiſchen Reihen rieſiger Cactushecken hindurch, die der Landſchaft einen orientaliſchen Charakter ver- leihen. Eben gieng die Sonne unter als wir die Spitze erreichten, und durch eine Bergſpalte hinabſehend überſchauten wir Palermo und die Bucht, und weit hinaus die See — ein Anblick wie ein Märchen der Feenwelt. Alle Berge ringsherum ſchienen ſich mit den Strahlen der ſinkenden Sonne voll- geſogen zu haben, und erglänzten in dem roſigen Licht das man an den Berg- ſpitzen von Attika ſo ſehr bewundert. Es war einer der ſchönſten Punkte die ich je geſehen habe; die Luft war von Blüthendüften geſchwängert; der Duft mehrte ſich je tiefer die Sonne ſank; rückwärts das herrlichſte Bergpanorama; und vor uns, ja vor uns, eine — fürchterlich ſchlechte Straße zum Hinab- ſteigen. Um den Neapolitanern den Glauben zu laſſen daß von dieſer Seite alles ſicher ſey, waren die Wachtfeuer auf den Bergſpitzen wie ſonſt angezündet, und wurden von den zuletzt Abziehenden genährt. Garibaldi ſelbſt begab ſich auf einen Höhenpunkt, von wo er alles überſchauen konnte. Möglich auch daß es einer jener Momente träumeriſchen Brütens war denen er ſich in ſo feier- lichen Augenblicken gern überläßt, und die in einer Concentrirung aller ſeine Fähigkeiten auf den einzigen ihm vorſchwebenden Gedanken endigen. Die Abendkanone der Citadelle hatie längſt das Echo der Berge wach- gerufen, und der Mond ſchien klar und hell über unſern Häuptern als wir den Marſch bergab antraten. Während wir oben anhielten, waren die Picciotti, ſo gut es in der Dun- kelheit eben gieng, einigermaßen geordnet worden. Mit großer Noth gelang dieß endlich ihren Führern, und gegen 10 Uhr begann die Vorrückung. Ent- weder hatten die ſicilianiſchen Rathgeber ſich den Paß von Mezzagna früher nie angeſehen, oder ihre Begriffe von einer Straße ſind gar eigenthümlicher Art. Der ganze Weg war eine Art Fußpfad zwiſchen großem Geſtein, ein ewiges Hinüber und Herüber über einen Bergbach, bald auch eine Strecke lang mitten in ſeinem Bette, dann wieder Bergſpalten und gefährliche Riſſe — das alles bei einer Abſchüſſigkeit von 25 Grad, und mitten in der Nacht zu Pferd! Der General that ein Gelübde keinem Sicilianer je wieder zu trauen wo es ſich um ein Urtheil über Straßen handeln würde, aber am Ende kam doch alles mit heiler Haut hinab in die Ebene zu den Olivenbäu- men. Jetzt wurde Hält gemacht um die Ankunft der hinterſten Colonnen ab- zuwarten, und da ereignete ſich ein Zwiſchenfall, der für die künftige Haltung der Picciotti eben kein erfreuliches Omen war. Eines von den Pferden — man läßt die Hengſte in Sicilien größtentheils unverſchnitten — war ſtutzig geworden, und hatte wüthend um ſich geſchlagen, worauf die Nächſten zurück- wichen, und die hinter ihnen Stehenden drängten. Dieſe ſtolperten wieder über Cameraden welche die Zwiſchenzeit benutzt hatten ein Schläfchen zu machen; dieſe Schläfer fuhren erſchrocken auf, ſahen in den Oelbäumen lau- ter Neapolitaner, in den Sternen ebenſo viele Bomben und im Mond irgend einen furchtbaren Feuermerkskörper; alles floh erſchrocken zu den Oelbäumen um ſich zu decken, einige feuerten ſogar ihre Gewehre ab, und wenig fehlte, ſo wäre alles in eine heilloſe Verwirrung hineingerathen. Doch da jeder das ſeinige that, war alles bald wieder im Gang, und nachdem wir noch durch die Ungeſchicklichkeit der Führer einmal den unrechten Weg eingeſchlagen hat- ten, ſtanden wir endlich auf der nach der Stadt führenden breiten Haupt- ſtraße, die von hohen Gartenmauern eingefaßt iſt. Da wir mit all dieſen Verzögerungen viele Zeit verloren hatten, und der Morgen graute, ſo mußten wir nun eilen, aber die Picciotti waren nicht ſehr ſchnell vorwärts zu bringen. Wir kamen an den erſten Häuſern vorüber, die ſich in dieſer Richtung weit vor die Stadt Palermo hinauserſtrecken. Die Eingebornen, welche die Oert- lichkeit beſſer hätten kennen ſollen, ſiengen an Evviva zu rufen, als ſtünden wir ſchon vor den Thoren. Ohne dieſen Mißgriff hätte unſer Vortrab den Poſten auf der Brücke beim Ammiragliato überrumpeln, und vielleicht ohne einen Mann zu verlieren in die Stadt eindringen können. So brachte das unzeitige Geſchrei nicht bloß die Brückenwache in Allarm, ſondern gab auch den Neapolitanern Zeit ſich am Thor von Termini zu verſtärken, und alle Anſtalten zu einer Flankenvertheidigung zu treffen. Anſtatt alſo den Poſten auf der Brücke zu überraſchen, wurde der Vor- trab mit einem wohlgenährten Feuer empfangen, nicht bloß in der Front, ſon- dern auch von den Häuſern in ihren Flanken. Beim erſten Flintenknallen waren die Picciotti über die Gartenmauern, aber nicht um hinter denſelben hervorzuſchießen, und die 30 oder 40 Mann des Vortrabs blieben allein auf der zur Brücke führenden breiten Straße bloßgeſtellt. Das erſte Bataillon Cacciatori (Alpenjäger) wurde zu Hülfe geſchickt, und bald hernach auch das zweite. Während dieſe die Neapolitaner zurückſchlugen, ſuchte man die Picciotti vorwärts zu treiben. Das war nicht ſo leicht, beſonders im Anfang als man in der Front Kanonen brummen hörte, obgleich deren Wirkung ſich kaum wahrnehmen ließ. Indeſſen die Picciotti, welche mich ſehr an arnautiſche Ba- ſchibozuks erinnern, laſſen ſich, wenn die erſte unangenehme Empfindung ver- wunden iſt, ins Feuer führen, beſonders wenn ſie ſehen daß nicht alle Kugeln treffen. Das konnten ſie an dieſem Morgen recht gut bemerken, denn wiewohl die neapolitaniſchen Büchſen kaum den beſten Feuerwaffen nachſtehen, ſah ich doch noch niemals mit vielem Schießen ſo wenig Schaden zufügen. Nach eini- ger Anſtrengung alſo wurden die Picciotti über den offenen Raum vor der Brücke gebracht, aber die meiſten derſelben wollten lieber unter als über der Brücke hinüberkommen, welche, gleich den meiſten Brücken über Gebirgs- bächen, hoch geſchwungen iſt, und in dieſem Augenblick einem heſtigen Feuer von der Piana di Borazzo ausgeſetzt war, wo die Neapolitaner hinter einer Mauer mit Schießſcharten ein paar Kanonen aufgeführt hatten, und einige ſchlechtgezielte Bomben warfen. Während der General ſelbſt und viele ſeiner Stabsoſſiciere ihr beſtes thaten um die Burſche aus ihrem Verſteck hervorzu- treiben, hatte mittlerweile unſere Avantgarde die Neapolitaner bis auf den Stradone (große Straße) gedrängt welcher gerade vor der Porta di Termini nach dem Meer hinabführt. *) Das neapolitaniſche Fort am Thor, deſſen Beſatzung beträchtlich verſtärkt worden, eröffnete ein heißes die lange Häuſer- reihe beſtreichendes Feuer, während zugleich die beiden Kanonen an der Porta Sant’ Antonino die Angreifer in ein Kreuzfeuer nahmen. Aber das hinderte die wackern Geſellen nicht; ſie verloren keine Zeit mit Schießen, ſondern ſtürz- ten vorwärts mit dem Bajonnett. Der Anführer der Avantgarde, Major Tüköri, und drei der Guiden waren zuerſt über die aus Sandſäcken errichtete Barricade in der Stadt, aber der Officier wurde durch einen Schuß verwun- det, der ihm das linke Knie zerſchmetterte. Sonſt war der Verluſt gering- fügig. Während der Vortrab und die Alpenjäger den Feind von Punkt zu Punkt jagten, fiengen auch die Palermitaner ſich zu regen an, jedoch nur in den Stadttheilen welche die Truppen verlaſſen hatten. Aber die kritiſchſte Aufgabe war offenbar quer über den Stradone zu kommen wo die Neapolitaner das Kreuzfeuer unterhielten, und man griff zu mancherlei Mitteln um die Picciotti zu dieſem salto zu vermögen, der ihnen als ein salto mortale erſchien. Hier vor allem zeigte ſich’s aber wie ſchlecht die Neapolitaner ſchoſſen. Ich ſchaute eine Zeitlang zu, und ſah niemand von unſern Leuten verwundet fallen. Um die Picciotti zu ermuthigen, ſtellte ein Genueſer Schütze vier oder fünf Stühle zuſammen, pflanzte die Tricolore darauf, und ſetzte ſich daneben. Das wirkte, und unſere Sicilianer fiengen nun ihrerſeits zu ſchießen an. Neben der Porta di Termini liegt die Vecchia Fiera — der alte Markt. Dieß war der erſte Punkt auf welchem Garibaldi Halt machte. Man muß dieſe Sicilianer kennen um ſich von ihrem wahnſinnigen Jubel eine Vorſtel- lung zu machen; alle wollten ihm die Hände küſſen und ſeine Kniee umarmen. So ſtrömten ſie in immer neuen Schaaren aus allen Gaſſen und Gäßchen herbei. Der Einbruch in die Stadt wurde Morgens halb 6 Uhr bewirkt, und gegen Mittag war mehr als die eine Hälfte der Stadt von den Truppen geſäubert. Aber zwei Stunden vorher hatte die Citadelle ihr Feuer auf die Stadt eröffnet, anfangs mäßig genug; aber bald hernach mit großem Nach- druck, indem die Neapolitaner 13zöllige Bomben, glühende Vollkugeln und überhaupt jedwedes Geſchoß warfen mit dem ſich der möglich größte Schaden anrichten ließ. Gegen Mittag eröffneten auch die Schiffe im Hafen ihr Feuer, und beide Kanonaden zuſammen zerſtörten eine große Anzahl Häuſer im untern Stadttheil, und tödteten oder verwundeten eine große Anzahl Men- ſchen jedes Alters und jedes Geſchlechts. Zwei der großen Bomben fielen gerade ins Hoſpital, und platzten in den Krankenſälen. Ueberall Ruinen und Feuersbrünſte, Todte und Verwundete, und nicht wenige Einwohner müſſen unter dem Einſturz ihrer Häuſer begraben worden ſeyn. Beſonders das Quartier an der Piazza Bologni ward übel zugerichtet. Was von den dorti- *) Da Stadtplane von Palermo zur Zeit in Deutſchland nicht häufig zu finden ſeyn werden, ſo machen wir unſere Leſer auf den kleinen, aber genauen Plan in Förſters „Italien“ aufmerkſam.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 164, 12. Juni 1860, S. 2730. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine164_1860/2>, abgerufen am 01.11.2024.