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Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915.

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Allgemeine Zeitung 24. April 1915.
[Spaltenumbruch] gen machten und dabei Verluste erlitten, die nach zuverlässiger
Schätzung das Dreifache der von den Verbündeten gebrachten und
in der russischen Darstellung weit übertriebenen Opfer betragen.
Jedermann weiß, daß die Besetzung Ungarns in den Plänen des
russischen Generalstabs von jeher eine große Rolle spielte. Wenn
daher jetzt die Ziele der russischen Heeresleitung plötzlich so viel
enger gesteckt werden, und die Absicht eines weiteren Vorgehens
abgeleugnet wird, so kann man darin bei unbefangener Würdigung
nichts weiter als ein schlecht verschleiertes Geständnis der Ohnmacht
und die Bestätigung des völligen Mißerfolges der russischen
Karpathenoffensive sehen.



Im Hinblick auf die gegenwärtigen Verhältnisse ist -- wie das
Wiener k. k. Korr.-Bureau erfährt, in Aussicht genommen, die
Landsturmpflicht in beiden Staaten der österreichischen
Monarchie
in Hinkunft schon mit dem Jahre, in dem das
18. Lebensjahr vollendet wird, zu beginnen und bis Ende des
Jahres der Vollstreckung des 50. Lebensjahres währen zu lassen.
Auch soll das 1. Aufgebot die Jahrgänge bis zur Vollstreckung des
42. Lebensjahres umfassen und die Möglichkeit geboten werden,
in ganz besonderen Ausnahmefällen auch die dem 2. Aufgebot
Angehörenden zum Zwecke der Ergänzung des Heeres und der
Landwehr heranzuziehen.

21. April:

Die Lage im Osten ist unverändert. Als Antwort auf russi-
sche Bombenabwürfe
auf Insterburg und Gumbinnen,
offene, außerhalb des Operationsgebietes liegende Städte, haben
wir gestern den Eisenbahnknotenpunkt Bialystok mit 150 Bom-
ben belegt.



Die Telegramme, die dem Wolffschen Bureau vom stellver-
tretenden Chef des österreichischen Generalstabes zugegangen sind,
lauten:

16. April:

In Polen wurde ein russischer Angriff bei Blogie, östlich
Petrikau, abgewiesen. An der unteren Nida schoß unsere Artillerie
ein russisches Munitionsdepot in Brand. Mehrere Schützengräben
der Russen, die in unserem wirkungsvollsten Geschützfeuer lagen,
wurden vom Gegner unter großen Verlusten fluchtartig verlassen.

In den Karpathen kam es nur im Waldgebirge zu ver-
einzelten Kämpfen. Vorgehende russische Angriffe wurden wie
immer unter bedeutenden Verlusten abgewiesen, 450 Gefangene;
partielle Kämpfe im Stryjtale brachten weitere 268 Gefangene.

17. April:

In Russisch-Polen und Westgalizien hat sich nichts
ereignet.

An der Karpathenfront ist die Situation unverändert.
Im Waldgebirge, wo die Russen stellenweise ihre heftigen Angriffe
wiederholen, wurden 1209 Mann gefangen. Bei diesen Angriffen
und bei mehreren, während der Nacht versuchten Vorstößen erlitt
der Feind wieder schwere Verluste. In Südostgalizien und
in der Bukowina Geschützkampf.

18. April:

Die allgemeine Lage ist unverändert. In den Waldkar-
pathen
wurden bei Nagypolany, Zellö und Telepocz russische
Angriffe blutig abgewiesen. An allen übrigen Fronten nur Ge-
schützkampf.

Am südlichen Kriegsschauplatz keine Ereignisse. Serbisches
Artilleriefeuer aus der Gegend von Belgrad wurde wie schon
öfter erfolgreich erwidert.

19. April:

In Russisch-Polen und Westgalizien keine beson-
deren Ereignisse.

An der Karpathenfront herrscht, abgesehen von unbe-
deutenden Kämpfen im Waldgebirge, in deren Verlauf 197 Mann
gefangen genommen wurden, Ruhe.

In Südostgalizien und der Bukowina vereinzelt
Artilleriekämpfe.

Der Sonderberichterstatter des Pester Lloyd meldet aus
Eperjes: Auf der Saroser Front fand gestern in der
Duklasenke ein Artilleriekampf zwischen Sborro und Kiskurina
statt. Ein Vorstoßversuch der Russen wurde von den
österreichisch-ungarischen Truppen unter schweren Verlusten für
den Gegner vereitelt.

[Spaltenumbruch]

20. April:

Die allgemeine Situation ist vollkommen unver-
ändert.
Entlang der ganzen Front vereinzelt Artilleriekämpfe.

21. April:

In den Karpathen hat der Gegner seine verlustreichen
Angriffe gegen die wichtigsten Abschnitte der Front seit ge-
raumer Zeit eingestellt. Dies gilt insbesondere von jenen Ab-
schnitten unserer Stellungen, die die besten Einbruchswege nach
Ungarn, das Ondava-, Laborcza- und Ungtal, decken.

Abseits dieser Hauptvorrückungslinie im Waldgebirge, zwischen
dem Laborcza- und Ungtale, versucht der Feind auch jetzt noch mit
starken Kräften durchzudringen. Ein Durchbruch in dieser Richtung
sollte den trotz schwerster Opfer frontal nicht zu bezwingenden
Widerstand unserer Tal- und anschließenden Höhenstellungen durch
eine Umgehung brechen. So entwickelten sich im oberen Czirokatal
bei Nagypolany sowie im Quellgebiet dieses Flusses neuerdings
heftige Kämpfe, die mehrere Tage und Nächte hindurch andauerten.
Auch hier erlitten die heftigen russischen Vorstöße schließlich das
allen früheren Angriffen zuteil gewordene Schicksal.

Nach Verlust von vielen tausend Toten und Verwundeten sowie
über 3000 unverwundeten Gefangenen wurde der Vorstoß vom
Feinde aufgegeben.

Den vielen im Ausland verbreiteten, auch offiziellen Meldun-
gen der russischen Heeresleitung über Erfolge in den langwierigen
Karpathenkämpfen kann kurz gegenübergehalten werden, daß trotz
aller Anstrengungen und großen Opfer der vom Gegner stets als
Hauptangriffsziel und als besonders wichtig bezeichnete Ußoker-
paß nach wie vor fest in unserem Besitz
ist. An den
sonstigen Fronten fanden Geschützkämpfe statt. Die Situation ist
überall unverändert.

22. April:

In Russisch-Polen und Westgalizien vereinzelte
Geschützkämpfe. An der Karpathenfront wurde ein er-
neuter Ansturm gegen unsere Stellungen an und beiderseits des
Ußoker Passes blutig abgewiesen.

Bei den heftigen Angriffen, die teils im wirkungsvollsten
Feuer unserer Artillerie zusammenbrachen, teils durch Gegen-
angriffe der Infanterie zurückgeschlagen wurden, erlitt der Gegner
abermals sehr schwere Verluste.

Vor den Stellungen einer vom Feind wiederholt angegriffenen
Kuppe liegen allein über 400 russische Leichen.

Das Infanterieregiment Nr. 12, die Brassoer und Maros-
Vasarhelyer Honved-Infanterieregimenter Nr. 24 und 22 sowie die
gesamte an den Kämpfen beteiligt gewesene Artillerie zeichneten
sich besonders aus. 1200 Russen wurden gefangen.

In den sonstigen Abschnitten der Karpathenfront, dann in
Südostgalizien und in der Bukowina nur stellenweise Geschütz-
kampf und Geplänkel.



Wie "Rjetsch" mitteilt, wurde der ungediente russische
Landsturm
der Jahrgänge 1900--1915 unter die Fahnen be-
rufen.

England.

Aus England ist ein neuer wirksamer Angriff unserer
Zeppeline
auf die englische Ostküste, sowie der wirksame Fort-
gang unseres Unterseebootkrieges zu vermelden. Ferner
werden den Engländern die immer gefährlicher werdenden
Streiks unbequem, die zum Teil der Munitionsbereitung hin-
derlich werden. Die letzten Telegramme lauten:

16. April:

In der Nacht vom 15. zum 16. April bewarfen Marine-
luftschiffe
mehrere verteidigte Plätze an der südlichen englischen
Ostküste erfolgreich mit Bomben. Die Luftschiffe wurden vor
und bei den Angriffen heftig beschossen, kehrten jedoch unbe-
schädigt
zurück.

Die Reuter-Depeschen sprechen sich über die oben gemeldeten
erfolgreichen Angriffe, wie folgt aus:

Heute früh 12 Uhr 10 Minuten erschienen zwei deutsche
Luftschiffe
über Maldon (Essex) und warfen vier Bomben ab,
die keinen Sachschaden verursachten. Die Luftschiffe warfen eben-
falls Bomben auf das Heybridge-Becken ab. Drei Kilometer weiter
wurden einige Häuser in Brand gesteckt. Die Luftschiffe folgten
dem Laufe des Flusses Blackwater. -- Gegen 1 Uhr 15 Minuten
morgens erschien ein deutsches Luftschiff von der See her, überflog

Allgemeine Zeitung 24. April 1915.
[Spaltenumbruch] gen machten und dabei Verluſte erlitten, die nach zuverläſſiger
Schätzung das Dreifache der von den Verbündeten gebrachten und
in der ruſſiſchen Darſtellung weit übertriebenen Opfer betragen.
Jedermann weiß, daß die Beſetzung Ungarns in den Plänen des
ruſſiſchen Generalſtabs von jeher eine große Rolle ſpielte. Wenn
daher jetzt die Ziele der ruſſiſchen Heeresleitung plötzlich ſo viel
enger geſteckt werden, und die Abſicht eines weiteren Vorgehens
abgeleugnet wird, ſo kann man darin bei unbefangener Würdigung
nichts weiter als ein ſchlecht verſchleiertes Geſtändnis der Ohnmacht
und die Beſtätigung des völligen Mißerfolges der ruſſiſchen
Karpathenoffenſive ſehen.



Im Hinblick auf die gegenwärtigen Verhältniſſe iſt — wie das
Wiener k. k. Korr.-Bureau erfährt, in Ausſicht genommen, die
Landſturmpflicht in beiden Staaten der öſterreichiſchen
Monarchie
in Hinkunft ſchon mit dem Jahre, in dem das
18. Lebensjahr vollendet wird, zu beginnen und bis Ende des
Jahres der Vollſtreckung des 50. Lebensjahres währen zu laſſen.
Auch ſoll das 1. Aufgebot die Jahrgänge bis zur Vollſtreckung des
42. Lebensjahres umfaſſen und die Möglichkeit geboten werden,
in ganz beſonderen Ausnahmefällen auch die dem 2. Aufgebot
Angehörenden zum Zwecke der Ergänzung des Heeres und der
Landwehr heranzuziehen.

21. April:

Die Lage im Oſten iſt unverändert. Als Antwort auf ruſſi-
ſche Bombenabwürfe
auf Inſterburg und Gumbinnen,
offene, außerhalb des Operationsgebietes liegende Städte, haben
wir geſtern den Eiſenbahnknotenpunkt Bialyſtok mit 150 Bom-
ben belegt.



Die Telegramme, die dem Wolffſchen Bureau vom ſtellver-
tretenden Chef des öſterreichiſchen Generalſtabes zugegangen ſind,
lauten:

16. April:

In Polen wurde ein ruſſiſcher Angriff bei Blogie, öſtlich
Petrikau, abgewieſen. An der unteren Nida ſchoß unſere Artillerie
ein ruſſiſches Munitionsdepot in Brand. Mehrere Schützengräben
der Ruſſen, die in unſerem wirkungsvollſten Geſchützfeuer lagen,
wurden vom Gegner unter großen Verluſten fluchtartig verlaſſen.

In den Karpathen kam es nur im Waldgebirge zu ver-
einzelten Kämpfen. Vorgehende ruſſiſche Angriffe wurden wie
immer unter bedeutenden Verluſten abgewieſen, 450 Gefangene;
partielle Kämpfe im Stryjtale brachten weitere 268 Gefangene.

17. April:

In Ruſſiſch-Polen und Weſtgalizien hat ſich nichts
ereignet.

An der Karpathenfront iſt die Situation unverändert.
Im Waldgebirge, wo die Ruſſen ſtellenweiſe ihre heftigen Angriffe
wiederholen, wurden 1209 Mann gefangen. Bei dieſen Angriffen
und bei mehreren, während der Nacht verſuchten Vorſtößen erlitt
der Feind wieder ſchwere Verluſte. In Südoſtgalizien und
in der Bukowina Geſchützkampf.

18. April:

Die allgemeine Lage iſt unverändert. In den Waldkar-
pathen
wurden bei Nagypolany, Zellö und Telepocz ruſſiſche
Angriffe blutig abgewieſen. An allen übrigen Fronten nur Ge-
ſchützkampf.

Am ſüdlichen Kriegsſchauplatz keine Ereigniſſe. Serbiſches
Artilleriefeuer aus der Gegend von Belgrad wurde wie ſchon
öfter erfolgreich erwidert.

19. April:

In Ruſſiſch-Polen und Weſtgalizien keine beſon-
deren Ereigniſſe.

An der Karpathenfront herrſcht, abgeſehen von unbe-
deutenden Kämpfen im Waldgebirge, in deren Verlauf 197 Mann
gefangen genommen wurden, Ruhe.

In Südoſtgalizien und der Bukowina vereinzelt
Artilleriekämpfe.

Der Sonderberichterſtatter des Peſter Lloyd meldet aus
Eperjes: Auf der Saroſer Front fand geſtern in der
Duklaſenke ein Artilleriekampf zwiſchen Sborro und Kiskurina
ſtatt. Ein Vorſtoßverſuch der Ruſſen wurde von den
öſterreichiſch-ungariſchen Truppen unter ſchweren Verluſten für
den Gegner vereitelt.

[Spaltenumbruch]

20. April:

Die allgemeine Situation iſt vollkommen unver-
ändert.
Entlang der ganzen Front vereinzelt Artilleriekämpfe.

21. April:

In den Karpathen hat der Gegner ſeine verluſtreichen
Angriffe gegen die wichtigſten Abſchnitte der Front ſeit ge-
raumer Zeit eingeſtellt. Dies gilt insbeſondere von jenen Ab-
ſchnitten unſerer Stellungen, die die beſten Einbruchswege nach
Ungarn, das Ondava-, Laborcza- und Ungtal, decken.

Abſeits dieſer Hauptvorrückungslinie im Waldgebirge, zwiſchen
dem Laborcza- und Ungtale, verſucht der Feind auch jetzt noch mit
ſtarken Kräften durchzudringen. Ein Durchbruch in dieſer Richtung
ſollte den trotz ſchwerſter Opfer frontal nicht zu bezwingenden
Widerſtand unſerer Tal- und anſchließenden Höhenſtellungen durch
eine Umgehung brechen. So entwickelten ſich im oberen Czirokatal
bei Nagypolany ſowie im Quellgebiet dieſes Fluſſes neuerdings
heftige Kämpfe, die mehrere Tage und Nächte hindurch andauerten.
Auch hier erlitten die heftigen ruſſiſchen Vorſtöße ſchließlich das
allen früheren Angriffen zuteil gewordene Schickſal.

Nach Verluſt von vielen tauſend Toten und Verwundeten ſowie
über 3000 unverwundeten Gefangenen wurde der Vorſtoß vom
Feinde aufgegeben.

Den vielen im Ausland verbreiteten, auch offiziellen Meldun-
gen der ruſſiſchen Heeresleitung über Erfolge in den langwierigen
Karpathenkämpfen kann kurz gegenübergehalten werden, daß trotz
aller Anſtrengungen und großen Opfer der vom Gegner ſtets als
Hauptangriffsziel und als beſonders wichtig bezeichnete Uſzoker-
paß nach wie vor feſt in unſerem Beſitz
iſt. An den
ſonſtigen Fronten fanden Geſchützkämpfe ſtatt. Die Situation iſt
überall unverändert.

22. April:

In Ruſſiſch-Polen und Weſtgalizien vereinzelte
Geſchützkämpfe. An der Karpathenfront wurde ein er-
neuter Anſturm gegen unſere Stellungen an und beiderſeits des
Uſzoker Paſſes blutig abgewieſen.

Bei den heftigen Angriffen, die teils im wirkungsvollſten
Feuer unſerer Artillerie zuſammenbrachen, teils durch Gegen-
angriffe der Infanterie zurückgeſchlagen wurden, erlitt der Gegner
abermals ſehr ſchwere Verluſte.

Vor den Stellungen einer vom Feind wiederholt angegriffenen
Kuppe liegen allein über 400 ruſſiſche Leichen.

Das Infanterieregiment Nr. 12, die Braſſoer und Maros-
Vaſarhelyer Honved-Infanterieregimenter Nr. 24 und 22 ſowie die
geſamte an den Kämpfen beteiligt geweſene Artillerie zeichneten
ſich beſonders aus. 1200 Ruſſen wurden gefangen.

In den ſonſtigen Abſchnitten der Karpathenfront, dann in
Südoſtgalizien und in der Bukowina nur ſtellenweiſe Geſchütz-
kampf und Geplänkel.



Wie „Rjetſch“ mitteilt, wurde der ungediente ruſſiſche
Landſturm
der Jahrgänge 1900—1915 unter die Fahnen be-
rufen.

England.

Aus England iſt ein neuer wirkſamer Angriff unſerer
Zeppeline
auf die engliſche Oſtküſte, ſowie der wirkſame Fort-
gang unſeres Unterſeebootkrieges zu vermelden. Ferner
werden den Engländern die immer gefährlicher werdenden
Streiks unbequem, die zum Teil der Munitionsbereitung hin-
derlich werden. Die letzten Telegramme lauten:

16. April:

In der Nacht vom 15. zum 16. April bewarfen Marine-
luftſchiffe
mehrere verteidigte Plätze an der ſüdlichen engliſchen
Oſtküſte erfolgreich mit Bomben. Die Luftſchiffe wurden vor
und bei den Angriffen heftig beſchoſſen, kehrten jedoch unbe-
ſchädigt
zurück.

Die Reuter-Depeſchen ſprechen ſich über die oben gemeldeten
erfolgreichen Angriffe, wie folgt aus:

Heute früh 12 Uhr 10 Minuten erſchienen zwei deutſche
Luftſchiffe
über Maldon (Eſſex) und warfen vier Bomben ab,
die keinen Sachſchaden verurſachten. Die Luftſchiffe warfen eben-
falls Bomben auf das Heybridge-Becken ab. Drei Kilometer weiter
wurden einige Häuſer in Brand geſteckt. Die Luftſchiffe folgten
dem Laufe des Fluſſes Blackwater. — Gegen 1 Uhr 15 Minuten
morgens erſchien ein deutſches Luftſchiff von der See her, überflog

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[Seite 252.[252]/0006] Allgemeine Zeitung 24. April 1915. gen machten und dabei Verluſte erlitten, die nach zuverläſſiger Schätzung das Dreifache der von den Verbündeten gebrachten und in der ruſſiſchen Darſtellung weit übertriebenen Opfer betragen. Jedermann weiß, daß die Beſetzung Ungarns in den Plänen des ruſſiſchen Generalſtabs von jeher eine große Rolle ſpielte. Wenn daher jetzt die Ziele der ruſſiſchen Heeresleitung plötzlich ſo viel enger geſteckt werden, und die Abſicht eines weiteren Vorgehens abgeleugnet wird, ſo kann man darin bei unbefangener Würdigung nichts weiter als ein ſchlecht verſchleiertes Geſtändnis der Ohnmacht und die Beſtätigung des völligen Mißerfolges der ruſſiſchen Karpathenoffenſive ſehen. Im Hinblick auf die gegenwärtigen Verhältniſſe iſt — wie das Wiener k. k. Korr.-Bureau erfährt, in Ausſicht genommen, die Landſturmpflicht in beiden Staaten der öſterreichiſchen Monarchie in Hinkunft ſchon mit dem Jahre, in dem das 18. Lebensjahr vollendet wird, zu beginnen und bis Ende des Jahres der Vollſtreckung des 50. Lebensjahres währen zu laſſen. Auch ſoll das 1. Aufgebot die Jahrgänge bis zur Vollſtreckung des 42. Lebensjahres umfaſſen und die Möglichkeit geboten werden, in ganz beſonderen Ausnahmefällen auch die dem 2. Aufgebot Angehörenden zum Zwecke der Ergänzung des Heeres und der Landwehr heranzuziehen. 21. April: Die Lage im Oſten iſt unverändert. Als Antwort auf ruſſi- ſche Bombenabwürfe auf Inſterburg und Gumbinnen, offene, außerhalb des Operationsgebietes liegende Städte, haben wir geſtern den Eiſenbahnknotenpunkt Bialyſtok mit 150 Bom- ben belegt. Die Telegramme, die dem Wolffſchen Bureau vom ſtellver- tretenden Chef des öſterreichiſchen Generalſtabes zugegangen ſind, lauten: 16. April: In Polen wurde ein ruſſiſcher Angriff bei Blogie, öſtlich Petrikau, abgewieſen. An der unteren Nida ſchoß unſere Artillerie ein ruſſiſches Munitionsdepot in Brand. Mehrere Schützengräben der Ruſſen, die in unſerem wirkungsvollſten Geſchützfeuer lagen, wurden vom Gegner unter großen Verluſten fluchtartig verlaſſen. In den Karpathen kam es nur im Waldgebirge zu ver- einzelten Kämpfen. Vorgehende ruſſiſche Angriffe wurden wie immer unter bedeutenden Verluſten abgewieſen, 450 Gefangene; partielle Kämpfe im Stryjtale brachten weitere 268 Gefangene. 17. April: In Ruſſiſch-Polen und Weſtgalizien hat ſich nichts ereignet. An der Karpathenfront iſt die Situation unverändert. Im Waldgebirge, wo die Ruſſen ſtellenweiſe ihre heftigen Angriffe wiederholen, wurden 1209 Mann gefangen. Bei dieſen Angriffen und bei mehreren, während der Nacht verſuchten Vorſtößen erlitt der Feind wieder ſchwere Verluſte. In Südoſtgalizien und in der Bukowina Geſchützkampf. 18. April: Die allgemeine Lage iſt unverändert. In den Waldkar- pathen wurden bei Nagypolany, Zellö und Telepocz ruſſiſche Angriffe blutig abgewieſen. An allen übrigen Fronten nur Ge- ſchützkampf. Am ſüdlichen Kriegsſchauplatz keine Ereigniſſe. Serbiſches Artilleriefeuer aus der Gegend von Belgrad wurde wie ſchon öfter erfolgreich erwidert. 19. April: In Ruſſiſch-Polen und Weſtgalizien keine beſon- deren Ereigniſſe. An der Karpathenfront herrſcht, abgeſehen von unbe- deutenden Kämpfen im Waldgebirge, in deren Verlauf 197 Mann gefangen genommen wurden, Ruhe. In Südoſtgalizien und der Bukowina vereinzelt Artilleriekämpfe. Der Sonderberichterſtatter des Peſter Lloyd meldet aus Eperjes: Auf der Saroſer Front fand geſtern in der Duklaſenke ein Artilleriekampf zwiſchen Sborro und Kiskurina ſtatt. Ein Vorſtoßverſuch der Ruſſen wurde von den öſterreichiſch-ungariſchen Truppen unter ſchweren Verluſten für den Gegner vereitelt. 20. April: Die allgemeine Situation iſt vollkommen unver- ändert. Entlang der ganzen Front vereinzelt Artilleriekämpfe. 21. April: In den Karpathen hat der Gegner ſeine verluſtreichen Angriffe gegen die wichtigſten Abſchnitte der Front ſeit ge- raumer Zeit eingeſtellt. Dies gilt insbeſondere von jenen Ab- ſchnitten unſerer Stellungen, die die beſten Einbruchswege nach Ungarn, das Ondava-, Laborcza- und Ungtal, decken. Abſeits dieſer Hauptvorrückungslinie im Waldgebirge, zwiſchen dem Laborcza- und Ungtale, verſucht der Feind auch jetzt noch mit ſtarken Kräften durchzudringen. Ein Durchbruch in dieſer Richtung ſollte den trotz ſchwerſter Opfer frontal nicht zu bezwingenden Widerſtand unſerer Tal- und anſchließenden Höhenſtellungen durch eine Umgehung brechen. So entwickelten ſich im oberen Czirokatal bei Nagypolany ſowie im Quellgebiet dieſes Fluſſes neuerdings heftige Kämpfe, die mehrere Tage und Nächte hindurch andauerten. Auch hier erlitten die heftigen ruſſiſchen Vorſtöße ſchließlich das allen früheren Angriffen zuteil gewordene Schickſal. Nach Verluſt von vielen tauſend Toten und Verwundeten ſowie über 3000 unverwundeten Gefangenen wurde der Vorſtoß vom Feinde aufgegeben. Den vielen im Ausland verbreiteten, auch offiziellen Meldun- gen der ruſſiſchen Heeresleitung über Erfolge in den langwierigen Karpathenkämpfen kann kurz gegenübergehalten werden, daß trotz aller Anſtrengungen und großen Opfer der vom Gegner ſtets als Hauptangriffsziel und als beſonders wichtig bezeichnete Uſzoker- paß nach wie vor feſt in unſerem Beſitz iſt. An den ſonſtigen Fronten fanden Geſchützkämpfe ſtatt. Die Situation iſt überall unverändert. 22. April: In Ruſſiſch-Polen und Weſtgalizien vereinzelte Geſchützkämpfe. An der Karpathenfront wurde ein er- neuter Anſturm gegen unſere Stellungen an und beiderſeits des Uſzoker Paſſes blutig abgewieſen. Bei den heftigen Angriffen, die teils im wirkungsvollſten Feuer unſerer Artillerie zuſammenbrachen, teils durch Gegen- angriffe der Infanterie zurückgeſchlagen wurden, erlitt der Gegner abermals ſehr ſchwere Verluſte. Vor den Stellungen einer vom Feind wiederholt angegriffenen Kuppe liegen allein über 400 ruſſiſche Leichen. Das Infanterieregiment Nr. 12, die Braſſoer und Maros- Vaſarhelyer Honved-Infanterieregimenter Nr. 24 und 22 ſowie die geſamte an den Kämpfen beteiligt geweſene Artillerie zeichneten ſich beſonders aus. 1200 Ruſſen wurden gefangen. In den ſonſtigen Abſchnitten der Karpathenfront, dann in Südoſtgalizien und in der Bukowina nur ſtellenweiſe Geſchütz- kampf und Geplänkel. Wie „Rjetſch“ mitteilt, wurde der ungediente ruſſiſche Landſturm der Jahrgänge 1900—1915 unter die Fahnen be- rufen. England. Aus England iſt ein neuer wirkſamer Angriff unſerer Zeppeline auf die engliſche Oſtküſte, ſowie der wirkſame Fort- gang unſeres Unterſeebootkrieges zu vermelden. Ferner werden den Engländern die immer gefährlicher werdenden Streiks unbequem, die zum Teil der Munitionsbereitung hin- derlich werden. Die letzten Telegramme lauten: 16. April: In der Nacht vom 15. zum 16. April bewarfen Marine- luftſchiffe mehrere verteidigte Plätze an der ſüdlichen engliſchen Oſtküſte erfolgreich mit Bomben. Die Luftſchiffe wurden vor und bei den Angriffen heftig beſchoſſen, kehrten jedoch unbe- ſchädigt zurück. Die Reuter-Depeſchen ſprechen ſich über die oben gemeldeten erfolgreichen Angriffe, wie folgt aus: Heute früh 12 Uhr 10 Minuten erſchienen zwei deutſche Luftſchiffe über Maldon (Eſſex) und warfen vier Bomben ab, die keinen Sachſchaden verurſachten. Die Luftſchiffe warfen eben- falls Bomben auf das Heybridge-Becken ab. Drei Kilometer weiter wurden einige Häuſer in Brand geſteckt. Die Luftſchiffe folgten dem Laufe des Fluſſes Blackwater. — Gegen 1 Uhr 15 Minuten morgens erſchien ein deutſches Luftſchiff von der See her, überflog

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915, S. Seite 252.[252]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine17_1915/6>, abgerufen am 10.06.2024.