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Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915.

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Allgemeine Zeitung 24. April 1915.
[Spaltenumbruch] deren einziger Zweck ist, erstickende und giftige Gase zu verbreiten
(Erklärung im Haag vom 29. Juli 1899), und die beim Platzen
der deutschen Geschosse entwickelten Gase sind, obschon sie sehr viel
unangenehmer empfunden werden als die Gase der gewöhnlichen
französischen, russischen oder englischen Geschosse, doch nicht so ge-
fährlich wie diese. Auch die im Nahkampf von uns verwendeten
Rauchentwickler stehen in keiner Weise mit den Gesetzen der Krieg-
führung im Widerspruch. Sie bringen nichts weiter als die
Potenzierung der Wirkung, die man durch ein angezündetes Stroh-
oder Holzbündel erzielen kann. Da der erzeugte Rauch auch in
dunkler Nacht deutlich wahrnehmbar ist, bleibt es jedem überlassen,
sich seiner Einwirkung rechtzeitig zu entziehen.

Es ist gewiß ein bedeutungsvolles Zeichen, wenn der hoch-
mütige und siegessichere Ton, den die englische Presse von Anfang
an gegen uns angeschlagen hat, nun plötzlich in einigen Blättern
wenigstens einer kühleren Ueberlegung, ja offenbarer Furcht über
den schließlichen Ausgang des Krieges Platz macht. So würde
man es z. B. vor kurzem noch für unmöglich gehalten haben, in
einem englischen Blatte zu finden, was ein Leitartikel der Londoner
"Morning Post" enthält. Auf dem Umweg über Amsterdam
geht den Münchner Neuesten Nachrichten nachstehendes Privat-
Telegramm zu:

In ihrem gestrigen Leitartikel schreibt die "Morning Post":

"Entweder Deutschland gewinnt, und dann wird der Frieden
in London geschlossen, oder England gewinnt, und dann wird er
in Berlin geschlossen. Verlieren wir, dürfen wir kein Erbarmen
erwarten. Deutschland kann nur Frieden schließen, wenn es die
Verbündeten besiegt, diese nur, wenn sie Deutschland besiegen.
Deutschland wird seine Arbeit gründlich besorgen, falls es gewinnt.
Sollten die Verbündeten gewinnen, so müssen sie es ebenso halten.
Wir bilden uns ein, die Verbündeten müssen gewinnen. Es liegt
für diese Annahme aber nicht der geringste Grund vor. Bis
jetzt ist Deutschland der Sieger.
Es hat ganz Belgien,
ein Stück Frankreichs und ein großes Stück Polen, während wir
bei Ypern eine Meile verloren haben und bei Neuve Chapelle eine
Meile vorgedrungen sind."

Das Amsterdamer "Handelsblad" kommt auf Grund der in
den englischen Blättern zutage getretenen Unzufriedenheit mit
den leitenden Männern und den Zuständen in England und auf
dem Kriegsschauplatz zu dem Schluß, daß niemand in England
vorausgesehen habe, daß der Kampf so lange dauern werde. Ein
Ende mit Schrecken sei immer noch besser, als ein Schrecken ohne
Ende.



Sehr bedeutungsvoll scheint uns auch, was über einen Vortrag
des ersten Vizepräsidenten des Reichstags, Dr. Paasche, berichtet
wird, insofern sich dieser Vortrag mit unserem Krieg gegen
England
und auch einigermaßen mit dem Kriegsziel beschäftigt,
und daß dieser Vortrag wie dessen Berichterstattung die Zensur
passiert haben und von dieser freigegeben worden sind. Wir brin-
gen nachstehenden Auszug um so lieber, als wir glauben, daß
Dr. Paasche wohl den meisten Deutschen aus der Seele ge-
sprochen hat.

Der erste Vizepräsident des Reichstags, Dr. Paasche, hielt
am Sonntag in Kreuznach einen Vortrag über Eng-
lands Weltherrschaft und den Krieg.
Wie der
"Oeffentliche Anzeiger für den Kreis Kreuznach" berichtet, sagte
Abg. Paasche in seiner Rede u. a.:

"Ueber die Friedensziele dürfen wir nicht sprechen, aber das
muß zum Ausdruck gebracht werden, daß im Herzen eines jeden
Deutschen der Wunsch lebt: das mit so viel deutschem Blut eroberte
feindliche Land geben wir nicht mehr heraus. Wir müssen heran
an den englischen Kanal, und wenn wir nochmals von vorne an-
fangen und die alten Zwingburgen aufs neue erobern müssen.
Das deutsche Volk verlangt auch, daß wir uns im Osten sichern vor
neuen Einfällen der russischen Horden. Nicht wieder darf die Feder
verderben, was das Schwert errungen. An alle Wasserstraßen,
an denen die Völker verkehren, hat England seine Zwingburgen
gesetzt, deren Kanonen jedes Land zum Stillstand bringen können.
Im Kanal haben die Engländer nicht nur Dover, sondern jetzt
auch noch Calais zur Kontrollstation des Völkerverkehrs gemacht.
Wer weiß, ob den Franzosen gelingt, ihre englischen Freunde ohne
unsere Mitwirkung jemals wieder aus Calais hinauszubringen.
Dann weiter: Gibraltar, Singapore, Hongkong, Weihaiwei, alles
Zwingburgen, durch die England dafür sorgt, daß nirgends in der
[Spaltenumbruch] Welt etwas gegen seinen Willen geschieht. Und wir waren so
zartfühlend, Tsingtau nicht zu befestigen, weil es Englands Eitel-
keit verletzen könnte. Der Panamakanal wird auch bald englisch
sein, wenn Amerika nicht einsieht, daß man auch Opfer bringen
muß, wenn man Weltpolitik treiben will.

Wir können nicht mehr wie früher daheim bleiben und fried-
lich unseren Kohl bauen, wir müssen hinaus in die Welt und unsere
Güter austauschen, wenn wir nicht verkümmern und in die alten
Zeiten der Ohnmacht zurücksinken wollen. Es ist aber für uns
undenkbar, daß wir etwa von der Gnade Englands abhängen
sollen. Deshalb müssen wir unseren Freiheitskampf gegen die
Engländer führen, deren Handel von unserem fast erreicht wird
und deren Industrie der unseren unterlegen ist. Es ist nicht unsere
Absicht, nun mit Blut und Eisen ein neues Weltreich an Stelle
des englischen aufzurichten. Wir kämpfen für die Freiheit der
Meere und die Entwicklung für uns und die anderen. Wie wir
die englische Seeherrschaft brechen, das ist eine nicht mit wenigen
Worten zu beantwortende Frage, aber es gibt keinen Zweifel
darin, daß es uns gelingen wird. Wir können unser Volk im
Notfalle auf der eigenen Scholle ernähren. England kann das
niemals. Wir haben für alle uns fehlenden Rohstoffe künstlichen
Ersatz schaffen können, wir halten den Kampf aus, in dem sich
Englands gewaltige Flotte versteckt halten wird."

Türkei.

Die neue Aktion gegen die Dardanellen hat bis zur
Stunde noch nicht begonnen, aber man vermutet, daß eine solche
im Werke ist. Bis jetzt ist es nur zu unbedeutenden Plänkeleien
zwischen feindlichen Schiffen und den Küstenbefestigungen gekom-
men. Das tapfere türkische Heer brennt aber darauf, nochmals
seinen Mut zu beweisen und sieht den kommenden Ereignissen mit
dem größten Selbstvertrauen entgegen.

Von großem Interesse nicht nur für die Türkei, sondern auch
für uns war die vom 19. April datierte amtliche Meldung des
Wolffschen Bureaus aus Konstantinopel, daß Generalfeld-
marschall Freiherr v. d. Goltz
Pascha zum Ober-
befehlshaber der ersten Armee
vom Sultan ernannt
worden ist. Die sonstigen Telegramme aus Konstantinopel
lauten:

16. April:

Gestern nachmittags beschoß ein feindlicher Panzerkreuzer in
größeren Zeitabständen erfolglos die Befestigungen der Dardanellen
von der Einfahrt aus. Vier Granaten aus unseren Batterien
trafen den Panzerkreuzer, auf dem ein Brand entstand. Das Schiff
fuhr hierauf sofort in der Richtung auf Tenedos ab.

Die russische Flotte beschoß gestern Eregli und Zunguldak und
dampfte hierauf in nördlicher Richtung ab. Ihr ganzer Erfolg
war die Versenkung einiger Segelschiffe. Auf den anderen Kriegs-
schauplätzen keine Veränderung. Wir finden die zeitweilige, zweck-
und erfolglose Beschießung von Ortschaften durch Schiffe, die be-
ständig an der syrischen Küste kreuzen, als nicht wert, für ein
kriegerisches Ereignis verzeichnet zu werden.

Wie aus den Dardanellen berichtet wird, versuchten in der
Nacht zum 15. April einige feindliche Torpedoboote unter dem
Schutze der Dunkelheit sich dem Eingange in die Meerenge zu
nähern. Sie entfernten sich jedoch, sobald die türkischen Batterien
das Feuer eröffneten.


17. April:

Gestern nachmittags wurde ein feindliches Wasserflugzeug beim
Fluge über den Golf von Saros von unserem Feuer beschädigt und
fiel von Sazli Liman ins Meer. Ein zweites Wasserflugzeug, das
sich aufs Meer niederließ, um das erste zu bergen, wurde durch
unser Feuer zum Sinken gebracht.

Das englische Panzerschiff "Lord Nelson" und ein Wasserflug-
zeugmutterschiff, die sich näherten, wurden von Granaten getroffen.
"Lord Nelson" zog sich zurück. Das Wasserflugzeugmutterschiff, das
das beschädigte Wasserflugzeug schleppte, zog sich gleichfalls zurück.

Das Englische Unterseeboot E 16 wurde in der Meerenge der
Dardanellen, östlich von Karanlik Liman, zum Sinken gebracht.

Von der aus 31 Mann bestehenden Besatzung wurden 3 Offi-
ziere und 21 Soldaten gerettet und gefangen, darunter befindet
sich der frühere englische Vizekonsul in den Dardanellen.

Von den übrigen Kriegsschauplätzen ist nichts zu melden.



Allgemeine Zeitung 24. April 1915.
[Spaltenumbruch] deren einziger Zweck iſt, erſtickende und giftige Gaſe zu verbreiten
(Erklärung im Haag vom 29. Juli 1899), und die beim Platzen
der deutſchen Geſchoſſe entwickelten Gaſe ſind, obſchon ſie ſehr viel
unangenehmer empfunden werden als die Gaſe der gewöhnlichen
franzöſiſchen, ruſſiſchen oder engliſchen Geſchoſſe, doch nicht ſo ge-
fährlich wie dieſe. Auch die im Nahkampf von uns verwendeten
Rauchentwickler ſtehen in keiner Weiſe mit den Geſetzen der Krieg-
führung im Widerſpruch. Sie bringen nichts weiter als die
Potenzierung der Wirkung, die man durch ein angezündetes Stroh-
oder Holzbündel erzielen kann. Da der erzeugte Rauch auch in
dunkler Nacht deutlich wahrnehmbar iſt, bleibt es jedem überlaſſen,
ſich ſeiner Einwirkung rechtzeitig zu entziehen.

Es iſt gewiß ein bedeutungsvolles Zeichen, wenn der hoch-
mütige und ſiegesſichere Ton, den die engliſche Preſſe von Anfang
an gegen uns angeſchlagen hat, nun plötzlich in einigen Blättern
wenigſtens einer kühleren Ueberlegung, ja offenbarer Furcht über
den ſchließlichen Ausgang des Krieges Platz macht. So würde
man es z. B. vor kurzem noch für unmöglich gehalten haben, in
einem engliſchen Blatte zu finden, was ein Leitartikel der Londoner
„Morning Poſt“ enthält. Auf dem Umweg über Amſterdam
geht den Münchner Neueſten Nachrichten nachſtehendes Privat-
Telegramm zu:

In ihrem geſtrigen Leitartikel ſchreibt die „Morning Poſt“:

„Entweder Deutſchland gewinnt, und dann wird der Frieden
in London geſchloſſen, oder England gewinnt, und dann wird er
in Berlin geſchloſſen. Verlieren wir, dürfen wir kein Erbarmen
erwarten. Deutſchland kann nur Frieden ſchließen, wenn es die
Verbündeten beſiegt, dieſe nur, wenn ſie Deutſchland beſiegen.
Deutſchland wird ſeine Arbeit gründlich beſorgen, falls es gewinnt.
Sollten die Verbündeten gewinnen, ſo müſſen ſie es ebenſo halten.
Wir bilden uns ein, die Verbündeten müſſen gewinnen. Es liegt
für dieſe Annahme aber nicht der geringſte Grund vor. Bis
jetzt iſt Deutſchland der Sieger.
Es hat ganz Belgien,
ein Stück Frankreichs und ein großes Stück Polen, während wir
bei Ypern eine Meile verloren haben und bei Neuve Chapelle eine
Meile vorgedrungen ſind.“

Das Amſterdamer „Handelsblad“ kommt auf Grund der in
den engliſchen Blättern zutage getretenen Unzufriedenheit mit
den leitenden Männern und den Zuſtänden in England und auf
dem Kriegsſchauplatz zu dem Schluß, daß niemand in England
vorausgeſehen habe, daß der Kampf ſo lange dauern werde. Ein
Ende mit Schrecken ſei immer noch beſſer, als ein Schrecken ohne
Ende.



Sehr bedeutungsvoll ſcheint uns auch, was über einen Vortrag
des erſten Vizepräſidenten des Reichstags, Dr. Paaſche, berichtet
wird, inſofern ſich dieſer Vortrag mit unſerem Krieg gegen
England
und auch einigermaßen mit dem Kriegsziel beſchäftigt,
und daß dieſer Vortrag wie deſſen Berichterſtattung die Zenſur
paſſiert haben und von dieſer freigegeben worden ſind. Wir brin-
gen nachſtehenden Auszug um ſo lieber, als wir glauben, daß
Dr. Paaſche wohl den meiſten Deutſchen aus der Seele ge-
ſprochen hat.

Der erſte Vizepräſident des Reichstags, Dr. Paaſche, hielt
am Sonntag in Kreuznach einen Vortrag über Eng-
lands Weltherrſchaft und den Krieg.
Wie der
„Oeffentliche Anzeiger für den Kreis Kreuznach“ berichtet, ſagte
Abg. Paaſche in ſeiner Rede u. a.:

„Ueber die Friedensziele dürfen wir nicht ſprechen, aber das
muß zum Ausdruck gebracht werden, daß im Herzen eines jeden
Deutſchen der Wunſch lebt: das mit ſo viel deutſchem Blut eroberte
feindliche Land geben wir nicht mehr heraus. Wir müſſen heran
an den engliſchen Kanal, und wenn wir nochmals von vorne an-
fangen und die alten Zwingburgen aufs neue erobern müſſen.
Das deutſche Volk verlangt auch, daß wir uns im Oſten ſichern vor
neuen Einfällen der ruſſiſchen Horden. Nicht wieder darf die Feder
verderben, was das Schwert errungen. An alle Waſſerſtraßen,
an denen die Völker verkehren, hat England ſeine Zwingburgen
geſetzt, deren Kanonen jedes Land zum Stillſtand bringen können.
Im Kanal haben die Engländer nicht nur Dover, ſondern jetzt
auch noch Calais zur Kontrollſtation des Völkerverkehrs gemacht.
Wer weiß, ob den Franzoſen gelingt, ihre engliſchen Freunde ohne
unſere Mitwirkung jemals wieder aus Calais hinauszubringen.
Dann weiter: Gibraltar, Singapore, Hongkong, Weihaiwei, alles
Zwingburgen, durch die England dafür ſorgt, daß nirgends in der
[Spaltenumbruch] Welt etwas gegen ſeinen Willen geſchieht. Und wir waren ſo
zartfühlend, Tſingtau nicht zu befeſtigen, weil es Englands Eitel-
keit verletzen könnte. Der Panamakanal wird auch bald engliſch
ſein, wenn Amerika nicht einſieht, daß man auch Opfer bringen
muß, wenn man Weltpolitik treiben will.

Wir können nicht mehr wie früher daheim bleiben und fried-
lich unſeren Kohl bauen, wir müſſen hinaus in die Welt und unſere
Güter austauſchen, wenn wir nicht verkümmern und in die alten
Zeiten der Ohnmacht zurückſinken wollen. Es iſt aber für uns
undenkbar, daß wir etwa von der Gnade Englands abhängen
ſollen. Deshalb müſſen wir unſeren Freiheitskampf gegen die
Engländer führen, deren Handel von unſerem faſt erreicht wird
und deren Induſtrie der unſeren unterlegen iſt. Es iſt nicht unſere
Abſicht, nun mit Blut und Eiſen ein neues Weltreich an Stelle
des engliſchen aufzurichten. Wir kämpfen für die Freiheit der
Meere und die Entwicklung für uns und die anderen. Wie wir
die engliſche Seeherrſchaft brechen, das iſt eine nicht mit wenigen
Worten zu beantwortende Frage, aber es gibt keinen Zweifel
darin, daß es uns gelingen wird. Wir können unſer Volk im
Notfalle auf der eigenen Scholle ernähren. England kann das
niemals. Wir haben für alle uns fehlenden Rohſtoffe künſtlichen
Erſatz ſchaffen können, wir halten den Kampf aus, in dem ſich
Englands gewaltige Flotte verſteckt halten wird.“

Türkei.

Die neue Aktion gegen die Dardanellen hat bis zur
Stunde noch nicht begonnen, aber man vermutet, daß eine ſolche
im Werke iſt. Bis jetzt iſt es nur zu unbedeutenden Plänkeleien
zwiſchen feindlichen Schiffen und den Küſtenbefeſtigungen gekom-
men. Das tapfere türkiſche Heer brennt aber darauf, nochmals
ſeinen Mut zu beweiſen und ſieht den kommenden Ereigniſſen mit
dem größten Selbſtvertrauen entgegen.

Von großem Intereſſe nicht nur für die Türkei, ſondern auch
für uns war die vom 19. April datierte amtliche Meldung des
Wolffſchen Bureaus aus Konſtantinopel, daß Generalfeld-
marſchall Freiherr v. d. Goltz
Paſcha zum Ober-
befehlshaber der erſten Armee
vom Sultan ernannt
worden iſt. Die ſonſtigen Telegramme aus Konſtantinopel
lauten:

16. April:

Geſtern nachmittags beſchoß ein feindlicher Panzerkreuzer in
größeren Zeitabſtänden erfolglos die Befeſtigungen der Dardanellen
von der Einfahrt aus. Vier Granaten aus unſeren Batterien
trafen den Panzerkreuzer, auf dem ein Brand entſtand. Das Schiff
fuhr hierauf ſofort in der Richtung auf Tenedos ab.

Die ruſſiſche Flotte beſchoß geſtern Eregli und Zunguldak und
dampfte hierauf in nördlicher Richtung ab. Ihr ganzer Erfolg
war die Verſenkung einiger Segelſchiffe. Auf den anderen Kriegs-
ſchauplätzen keine Veränderung. Wir finden die zeitweilige, zweck-
und erfolgloſe Beſchießung von Ortſchaften durch Schiffe, die be-
ſtändig an der ſyriſchen Küſte kreuzen, als nicht wert, für ein
kriegeriſches Ereignis verzeichnet zu werden.

Wie aus den Dardanellen berichtet wird, verſuchten in der
Nacht zum 15. April einige feindliche Torpedoboote unter dem
Schutze der Dunkelheit ſich dem Eingange in die Meerenge zu
nähern. Sie entfernten ſich jedoch, ſobald die türkiſchen Batterien
das Feuer eröffneten.


17. April:

Geſtern nachmittags wurde ein feindliches Waſſerflugzeug beim
Fluge über den Golf von Saros von unſerem Feuer beſchädigt und
fiel von Sazli Liman ins Meer. Ein zweites Waſſerflugzeug, das
ſich aufs Meer niederließ, um das erſte zu bergen, wurde durch
unſer Feuer zum Sinken gebracht.

Das engliſche Panzerſchiff „Lord Nelſon“ und ein Waſſerflug-
zeugmutterſchiff, die ſich näherten, wurden von Granaten getroffen.
„Lord Nelſon“ zog ſich zurück. Das Waſſerflugzeugmutterſchiff, das
das beſchädigte Waſſerflugzeug ſchleppte, zog ſich gleichfalls zurück.

Das Engliſche Unterſeeboot E 16 wurde in der Meerenge der
Dardanellen, öſtlich von Karanlik Liman, zum Sinken gebracht.

Von der aus 31 Mann beſtehenden Beſatzung wurden 3 Offi-
ziere und 21 Soldaten gerettet und gefangen, darunter befindet
ſich der frühere engliſche Vizekonſul in den Dardanellen.

Von den übrigen Kriegsſchauplätzen iſt nichts zu melden.



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[Seite 254.[254]/0008] Allgemeine Zeitung 24. April 1915. deren einziger Zweck iſt, erſtickende und giftige Gaſe zu verbreiten (Erklärung im Haag vom 29. Juli 1899), und die beim Platzen der deutſchen Geſchoſſe entwickelten Gaſe ſind, obſchon ſie ſehr viel unangenehmer empfunden werden als die Gaſe der gewöhnlichen franzöſiſchen, ruſſiſchen oder engliſchen Geſchoſſe, doch nicht ſo ge- fährlich wie dieſe. Auch die im Nahkampf von uns verwendeten Rauchentwickler ſtehen in keiner Weiſe mit den Geſetzen der Krieg- führung im Widerſpruch. Sie bringen nichts weiter als die Potenzierung der Wirkung, die man durch ein angezündetes Stroh- oder Holzbündel erzielen kann. Da der erzeugte Rauch auch in dunkler Nacht deutlich wahrnehmbar iſt, bleibt es jedem überlaſſen, ſich ſeiner Einwirkung rechtzeitig zu entziehen. Es iſt gewiß ein bedeutungsvolles Zeichen, wenn der hoch- mütige und ſiegesſichere Ton, den die engliſche Preſſe von Anfang an gegen uns angeſchlagen hat, nun plötzlich in einigen Blättern wenigſtens einer kühleren Ueberlegung, ja offenbarer Furcht über den ſchließlichen Ausgang des Krieges Platz macht. So würde man es z. B. vor kurzem noch für unmöglich gehalten haben, in einem engliſchen Blatte zu finden, was ein Leitartikel der Londoner „Morning Poſt“ enthält. Auf dem Umweg über Amſterdam geht den Münchner Neueſten Nachrichten nachſtehendes Privat- Telegramm zu: In ihrem geſtrigen Leitartikel ſchreibt die „Morning Poſt“: „Entweder Deutſchland gewinnt, und dann wird der Frieden in London geſchloſſen, oder England gewinnt, und dann wird er in Berlin geſchloſſen. Verlieren wir, dürfen wir kein Erbarmen erwarten. Deutſchland kann nur Frieden ſchließen, wenn es die Verbündeten beſiegt, dieſe nur, wenn ſie Deutſchland beſiegen. Deutſchland wird ſeine Arbeit gründlich beſorgen, falls es gewinnt. Sollten die Verbündeten gewinnen, ſo müſſen ſie es ebenſo halten. Wir bilden uns ein, die Verbündeten müſſen gewinnen. Es liegt für dieſe Annahme aber nicht der geringſte Grund vor. Bis jetzt iſt Deutſchland der Sieger. Es hat ganz Belgien, ein Stück Frankreichs und ein großes Stück Polen, während wir bei Ypern eine Meile verloren haben und bei Neuve Chapelle eine Meile vorgedrungen ſind.“ Das Amſterdamer „Handelsblad“ kommt auf Grund der in den engliſchen Blättern zutage getretenen Unzufriedenheit mit den leitenden Männern und den Zuſtänden in England und auf dem Kriegsſchauplatz zu dem Schluß, daß niemand in England vorausgeſehen habe, daß der Kampf ſo lange dauern werde. Ein Ende mit Schrecken ſei immer noch beſſer, als ein Schrecken ohne Ende. Sehr bedeutungsvoll ſcheint uns auch, was über einen Vortrag des erſten Vizepräſidenten des Reichstags, Dr. Paaſche, berichtet wird, inſofern ſich dieſer Vortrag mit unſerem Krieg gegen England und auch einigermaßen mit dem Kriegsziel beſchäftigt, und daß dieſer Vortrag wie deſſen Berichterſtattung die Zenſur paſſiert haben und von dieſer freigegeben worden ſind. Wir brin- gen nachſtehenden Auszug um ſo lieber, als wir glauben, daß Dr. Paaſche wohl den meiſten Deutſchen aus der Seele ge- ſprochen hat. Der erſte Vizepräſident des Reichstags, Dr. Paaſche, hielt am Sonntag in Kreuznach einen Vortrag über Eng- lands Weltherrſchaft und den Krieg. Wie der „Oeffentliche Anzeiger für den Kreis Kreuznach“ berichtet, ſagte Abg. Paaſche in ſeiner Rede u. a.: „Ueber die Friedensziele dürfen wir nicht ſprechen, aber das muß zum Ausdruck gebracht werden, daß im Herzen eines jeden Deutſchen der Wunſch lebt: das mit ſo viel deutſchem Blut eroberte feindliche Land geben wir nicht mehr heraus. Wir müſſen heran an den engliſchen Kanal, und wenn wir nochmals von vorne an- fangen und die alten Zwingburgen aufs neue erobern müſſen. Das deutſche Volk verlangt auch, daß wir uns im Oſten ſichern vor neuen Einfällen der ruſſiſchen Horden. Nicht wieder darf die Feder verderben, was das Schwert errungen. An alle Waſſerſtraßen, an denen die Völker verkehren, hat England ſeine Zwingburgen geſetzt, deren Kanonen jedes Land zum Stillſtand bringen können. Im Kanal haben die Engländer nicht nur Dover, ſondern jetzt auch noch Calais zur Kontrollſtation des Völkerverkehrs gemacht. Wer weiß, ob den Franzoſen gelingt, ihre engliſchen Freunde ohne unſere Mitwirkung jemals wieder aus Calais hinauszubringen. Dann weiter: Gibraltar, Singapore, Hongkong, Weihaiwei, alles Zwingburgen, durch die England dafür ſorgt, daß nirgends in der Welt etwas gegen ſeinen Willen geſchieht. Und wir waren ſo zartfühlend, Tſingtau nicht zu befeſtigen, weil es Englands Eitel- keit verletzen könnte. Der Panamakanal wird auch bald engliſch ſein, wenn Amerika nicht einſieht, daß man auch Opfer bringen muß, wenn man Weltpolitik treiben will. Wir können nicht mehr wie früher daheim bleiben und fried- lich unſeren Kohl bauen, wir müſſen hinaus in die Welt und unſere Güter austauſchen, wenn wir nicht verkümmern und in die alten Zeiten der Ohnmacht zurückſinken wollen. Es iſt aber für uns undenkbar, daß wir etwa von der Gnade Englands abhängen ſollen. Deshalb müſſen wir unſeren Freiheitskampf gegen die Engländer führen, deren Handel von unſerem faſt erreicht wird und deren Induſtrie der unſeren unterlegen iſt. Es iſt nicht unſere Abſicht, nun mit Blut und Eiſen ein neues Weltreich an Stelle des engliſchen aufzurichten. Wir kämpfen für die Freiheit der Meere und die Entwicklung für uns und die anderen. Wie wir die engliſche Seeherrſchaft brechen, das iſt eine nicht mit wenigen Worten zu beantwortende Frage, aber es gibt keinen Zweifel darin, daß es uns gelingen wird. Wir können unſer Volk im Notfalle auf der eigenen Scholle ernähren. England kann das niemals. Wir haben für alle uns fehlenden Rohſtoffe künſtlichen Erſatz ſchaffen können, wir halten den Kampf aus, in dem ſich Englands gewaltige Flotte verſteckt halten wird.“ Türkei. Die neue Aktion gegen die Dardanellen hat bis zur Stunde noch nicht begonnen, aber man vermutet, daß eine ſolche im Werke iſt. Bis jetzt iſt es nur zu unbedeutenden Plänkeleien zwiſchen feindlichen Schiffen und den Küſtenbefeſtigungen gekom- men. Das tapfere türkiſche Heer brennt aber darauf, nochmals ſeinen Mut zu beweiſen und ſieht den kommenden Ereigniſſen mit dem größten Selbſtvertrauen entgegen. Von großem Intereſſe nicht nur für die Türkei, ſondern auch für uns war die vom 19. April datierte amtliche Meldung des Wolffſchen Bureaus aus Konſtantinopel, daß Generalfeld- marſchall Freiherr v. d. Goltz Paſcha zum Ober- befehlshaber der erſten Armee vom Sultan ernannt worden iſt. Die ſonſtigen Telegramme aus Konſtantinopel lauten: 16. April: Geſtern nachmittags beſchoß ein feindlicher Panzerkreuzer in größeren Zeitabſtänden erfolglos die Befeſtigungen der Dardanellen von der Einfahrt aus. Vier Granaten aus unſeren Batterien trafen den Panzerkreuzer, auf dem ein Brand entſtand. Das Schiff fuhr hierauf ſofort in der Richtung auf Tenedos ab. Die ruſſiſche Flotte beſchoß geſtern Eregli und Zunguldak und dampfte hierauf in nördlicher Richtung ab. Ihr ganzer Erfolg war die Verſenkung einiger Segelſchiffe. Auf den anderen Kriegs- ſchauplätzen keine Veränderung. Wir finden die zeitweilige, zweck- und erfolgloſe Beſchießung von Ortſchaften durch Schiffe, die be- ſtändig an der ſyriſchen Küſte kreuzen, als nicht wert, für ein kriegeriſches Ereignis verzeichnet zu werden. Wie aus den Dardanellen berichtet wird, verſuchten in der Nacht zum 15. April einige feindliche Torpedoboote unter dem Schutze der Dunkelheit ſich dem Eingange in die Meerenge zu nähern. Sie entfernten ſich jedoch, ſobald die türkiſchen Batterien das Feuer eröffneten. 17. April: Geſtern nachmittags wurde ein feindliches Waſſerflugzeug beim Fluge über den Golf von Saros von unſerem Feuer beſchädigt und fiel von Sazli Liman ins Meer. Ein zweites Waſſerflugzeug, das ſich aufs Meer niederließ, um das erſte zu bergen, wurde durch unſer Feuer zum Sinken gebracht. Das engliſche Panzerſchiff „Lord Nelſon“ und ein Waſſerflug- zeugmutterſchiff, die ſich näherten, wurden von Granaten getroffen. „Lord Nelſon“ zog ſich zurück. Das Waſſerflugzeugmutterſchiff, das das beſchädigte Waſſerflugzeug ſchleppte, zog ſich gleichfalls zurück. Das Engliſche Unterſeeboot E 16 wurde in der Meerenge der Dardanellen, öſtlich von Karanlik Liman, zum Sinken gebracht. Von der aus 31 Mann beſtehenden Beſatzung wurden 3 Offi- ziere und 21 Soldaten gerettet und gefangen, darunter befindet ſich der frühere engliſche Vizekonſul in den Dardanellen. Von den übrigen Kriegsſchauplätzen iſt nichts zu melden.

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915, S. Seite 254.[254]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine17_1915/8>, abgerufen am 29.05.2024.