Allgemeine Zeitung, Nr. 20, 23. Mai 1920.23. Mai 1920 Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Sich ihrer Sprache nicht zu schämen. -- Wie pochte nicht das Herz dem jungen Herrn! So nahe Dem Leser, welcher das Projekt Er hatte nicht umsonst so manche hübsche Nacht Sah gern die Liebenden in ihrem ersten Glück Nach diesem glücklichen System Der Arzt fing an zuerst, wie sich's gebührt, zu fragen: 23. Mai 1920 Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Sich ihrer Sprache nicht zu ſchämen. — Wie pochte nicht das Herz dem jungen Herrn! So nahe Dem Leſer, welcher das Projekt Er hatte nicht umſonſt ſo manche hübſche Nacht Sah gern die Liebenden in ihrem erſten Glück Nach dieſem glücklichen Syſtem Der Arzt fing an zuerſt, wie ſich’s gebührt, zu fragen: <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="a01a" next="#a01b" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0009" n="195"/> <fw place="top" type="header">23. Mai 1920 <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi></fw><lb/> <cb/> <p>Sich ihrer Sprache nicht zu ſchämen. —<lb/> Hier dieſer Herr, ſchrie ſie, das dächten Sie wohl nicht,<lb/> Verſteht die Wunderkur, von der die Zeitung ſpricht,<lb/> Und würde ſich wohl gar bequemen,<lb/> Die Kur mit ihnen vorzunehmen,<lb/> Wenn Sie es wünſchten. — Auf einmal<lb/> Faßt auf das Wort der Fee die ſchöne Karoline<lb/> Vertrauen zu dem Herrn, den ſeine gute Miene<lb/> Schon ohnedem bei ihr empfahl: —<lb/> Herr Voktor — oder wie ihr Titel<lb/> Sonſt heißen mag — beſitzen Sie das Mittel,<lb/> Von dem die Zeitung Wunder ſpricht:<lb/> So bitt’ ich, retten Sie mein jugendlich Geſicht.<lb/> Es iſt das einzige, was mir das Glück gegeben,<lb/> Was mich noch zu erfreu’n vermag.<lb/> Ging es verloren: keinen Tag<lb/> Würd ich das Unglück überleben.<lb/> Ich weiß zwar nicht, ob ich die Müh’,<lb/> So ſehr mein Herz es wünſcht, verdiene? —<lb/> Nun lieber Herr — mit unſchuldsvoller Miene<lb/> Sah ſie ihn an — was meinen Sie? —</p><lb/> <p>Wie pochte nicht das Herz dem jungen Herrn! So nahe<lb/> Hat ihm noch nie die Lieb’ ein Netz gelegt.<lb/> Er fühlt, je mehr er auf ſie ſahe,<lb/> Je mehr ſie ſprach, ſein Innerſtes bewegt.<lb/> Was ſoll er tun? Das ſchmeichelnde Vergnügen,<lb/> Dies liebe Kind noch oft zu ſeh’n,<lb/> Verwehrt ihm itzt die Wahrheit zu geſteh’n,<lb/> Die Ehrlichkeit verbot es, zu betrügen.<lb/> Zuletzt entſchloß er ſich, durch eine halbe Lügen<lb/> Den ſichern Mittelweg zu geh’n. —<lb/> Ich bin ein deutſcher Herr, der in der Nachbarſchaft<lb/> Auf ſeinen Gütern lebt, doch miſch’ ich mich zuweilen<lb/> Gern in die Medizin, und kann ſo meiſterhaft,<lb/> Als Dimsdal nimmermehr, ein hübſches Mädchen heilen.<lb/> In meinem Umgang ſchon ſteckt die verborg’ne Kraft,<lb/> Die Krankheit andern mitzuteilen.<lb/> Es iſt ja überhaupt der Blattern Eigenſchaft:<lb/> Eins ſteckt das andere an — doch g’nug, itzt muß ich eilen:<lb/> Sie werden dann ſchon mit der Zeit verſteh’n.<lb/> Sie leben wohl, auf baldig’ Wiederſeh’n! —<lb/> Hiermit entriß er ſich des Fräuleins Schmeicheleien,<lb/> Schwung ſich aufs Pferd und zog den Hut —<lb/> Da hielt es noch die alte Fee für gut<lb/> Ihm dieſe Warnung vorzuſchreien:<lb/> Der Himmel ſegne Sie vor Ihre Gütigkeit,<lb/> Mein junger Herr, auf viele Jahre!<lb/> Nur ſorgen Sie, daß vor der Zeit<lb/> Des Fräulein Vater nichts von ihrer Kur erfahre.<lb/> Das iſt ein Mann, der für die ſchönſte Haut<lb/> Nicht einen Groſchen gibt, und (daß Sie Gott bewahre)<lb/> Dem böſen Feinde mehr, als einem Arzte traut.</p><lb/> <p>Dem Leſer, welcher das Projekt<lb/> Des Ritters nicht etwan von ſelber ſchon entdeckt,<lb/> Will ich davon, ſo viel ich weiß, erzählen. —</p><lb/> <p>Er hatte nicht umſonſt ſo manche hübſche Nacht<lb/> Des Körpers Wunderbau, das Labyrinth der Seelen,<lb/> Als Ritter durchgeirrt, als Weiſer durchgedacht,<lb/> Und alle Wendungen, die die Verliebten wählen,<lb/> Nach Regeln der Natur in einen Plan gebracht.<lb/> Er ward ſeitdem der Liebe nur getreuer,<lb/> Und wies, je mehr er itzt mit kritiſchem Verſtand<lb/> Beleuchtete, was er empfand,<lb/> Nur deſto weniger die kleinen Abenteuer<lb/> Mit hübſchen Kindern von der Hand. —<lb/> Unwiſſenheit berauſcht, Erfahrung machet nüchtern.<lb/> Wenn itzt die Lieb ihm winkt, flammt ſeine Einbildung<lb/> Nicht mehr ſo hoch als ſonſt, und ſeine Forderung<lb/> Iſt nicht zu dreuſt und nicht zu ſchüchtern.<lb/> Sein erſter Rauſch war zwar ſchon längſt vorbei, doch blieb<lb/> Ihm ſtets davon noch die Erinnerung lieb.<lb/> Er ſah an andern gern die Luſt, die er empfunden,</p><lb/> <cb/> <p>Sah gern die Liebenden in ihrem erſten Glück<lb/> Und rufte, wie ein Kind in ſeinen Morgenſtunden,<lb/> Den halbvergeſſ’nen Traum zurück.<lb/> Noch lieber ließ er ſich mit den vertrauten Scherzen<lb/> Zum Unterricht ſo unerfahr’ner Herzen,<lb/> Wie Amor ihm in Karolinen gab,<lb/> Mit lehrbegieriger Luſt herab.<lb/> Es iſt, ihr Mädchen hört’s! die feine Kunſt zu lieben,<lb/> Wie das Baſſet, ein ſehr betrüglich Spiel.<lb/> Es gibt der Männer gar zu viel,<lb/> Die ſich in loſen Künſten üben,<lb/> Wenn Euer Herz, mißtrauiſch beim Gefühl<lb/> Der Liebe ſtutzt: gleich unterſchieben<lb/> Sie Euch ein falſches Wort, das wie der Unſchuld dünkt,<lb/> Schon mehr erlaubt und beſſer klingt.<lb/> Ein Kuß auf Eure Hand iſt nur ein Ehrfurchtszeichen,<lb/> Das, wenn es ſich auf Euren weichen<lb/> Korallenfarb’nen Mund verirrt,<lb/> Nicht Liebe, nein, nur Freundſchaft wird.<lb/> Euch lockt ein ſüßer Trieb zu ſchattenreichen Büſchen —<lb/> Was wollt ihr da? — Ihr wißt es ſelber nicht:<lb/> Doch Euer Freund erklärt’s. Ihr ſucht Euch zu erfriſchen,<lb/> Weil Euch — weil Euch die Sonne ſticht.<lb/> Aus Müdigkeit ſetzt er ſich bei dem Bache nieder,<lb/> Ihr folgt dem Wink aus gleicher Müdigkeit:<lb/> Des Bach’s Geräuſch iſt ſchuld an der Zufriedenheit,<lb/> Die aus Euch ſcherzt — und Weiſſen’s Jugendlieder<lb/> Vertreiben Euch die kurze Zeit.<lb/> Und wenn Ihr Euch aus Zärtlichkeit nun beide<lb/> So weit vergeßt, wie ich mich oft vergaß —<lb/> Was grübelt Ihr? — Fragt ihn! es war nur Uebermaß<lb/> Der Liebe nicht, nein, nur der Freude.</p><lb/> <p>Nach dieſem glücklichen Syſtem<lb/> Hielt unſer junger Herr auch diesmal für bequem,<lb/> Das unerfahrene Herz des Fräulein zu behandeln,<lb/> Und eine Kur, von der er nichts verſtand,<lb/> Durch Sympathie in eine zu verwandeln,<lb/> Für die er mehr Beruf empfand. —<lb/> Mit dem Entſchluß ging er zu Bett und träumte,<lb/> Wie jeder junge Arzt von ſeiner erſten Kur:<lb/> Doch daß er nicht etwa ſein krankes Kind verſäumte,<lb/> Was manchmal ſelbſt Boerhaven wiederfuhr,<lb/> Zog er zuvor an ſeiner Uhr<lb/> Den Wecker auf. Die Mühe war vergebens.<lb/> So klein ſie war. Das Herz, der Wecker unſers Lebens,<lb/> Ermuntert uns weit ſicherer zur Zeit,<lb/> Von einer ſolchen Wichtigkeit.<lb/> Kaum war er wach, kaum war der Tag erſchienen,<lb/> Der doch im Mai nicht langſam iſt:<lb/> So eilt er ſchon zu Karolinen,<lb/> Er fand das muntere Kind im Grünen<lb/> Mit einem Blick ward er von ihr gegrüßt,<lb/> Der leichter anzuſeh’n, als zu beſchreiben iſt.<lb/> Unnötig ſuchte ſie, daß eine ſanfte Sprache<lb/> Verſtändlicher ihn nach und nach beredter mache.<lb/> Ein Blick, wie dieſer war, iſt leichter zu verſteh’n,<lb/> Als manche wohlgeſetzte Chrie.<lb/> Ich, fing ſie ſtotternd an, komm’ wie Sie mich hier ſeh’n.<lb/> Erſt aus dem Bett. Und Sie — Sie geben ſich die Mühe<lb/> Um mich, ich ſchäme mich, — ſo früh ſchon auszugeh’n? —<lb/> „Ein Liebesdienſt kann, rief er, nie zu frühe<lb/> Auch ſelbſt um Mitternacht geſchehen.“<lb/> Du armes Kind! ſo liſtig hintergangen,<lb/> Seitdem es Mädchen gibt, ward keine noch als du;<lb/> Du eileſt wie du glaubſt, mit löblichem Verlangen<lb/> Um die Erhaltung deiner Wangen<lb/> Dem Arzt — Betrogne, du eilſt der Liebe zu!<lb/> Noch unbekannt mit ihren Streitigkeiten<lb/> Ergibſt du dich ihr gern, nach einer Krankenpflicht.<lb/> Wie könnteſt du mit Amorn ſtreiten,<lb/> Du gutes Kind, du kennſt ihn nicht! —</p><lb/> <p>Der Arzt fing an zuerſt, wie ſich’s gebührt, zu fragen:<lb/> „Wie geht der Puls?“ — „So, ſo; — da fühlen Sie mein Herr“<lb/> „Er geht ſehr friſch“ —, allein in wenig Tagen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [195/0009]
23. Mai 1920 Allgemeine Zeitung
Sich ihrer Sprache nicht zu ſchämen. —
Hier dieſer Herr, ſchrie ſie, das dächten Sie wohl nicht,
Verſteht die Wunderkur, von der die Zeitung ſpricht,
Und würde ſich wohl gar bequemen,
Die Kur mit ihnen vorzunehmen,
Wenn Sie es wünſchten. — Auf einmal
Faßt auf das Wort der Fee die ſchöne Karoline
Vertrauen zu dem Herrn, den ſeine gute Miene
Schon ohnedem bei ihr empfahl: —
Herr Voktor — oder wie ihr Titel
Sonſt heißen mag — beſitzen Sie das Mittel,
Von dem die Zeitung Wunder ſpricht:
So bitt’ ich, retten Sie mein jugendlich Geſicht.
Es iſt das einzige, was mir das Glück gegeben,
Was mich noch zu erfreu’n vermag.
Ging es verloren: keinen Tag
Würd ich das Unglück überleben.
Ich weiß zwar nicht, ob ich die Müh’,
So ſehr mein Herz es wünſcht, verdiene? —
Nun lieber Herr — mit unſchuldsvoller Miene
Sah ſie ihn an — was meinen Sie? —
Wie pochte nicht das Herz dem jungen Herrn! So nahe
Hat ihm noch nie die Lieb’ ein Netz gelegt.
Er fühlt, je mehr er auf ſie ſahe,
Je mehr ſie ſprach, ſein Innerſtes bewegt.
Was ſoll er tun? Das ſchmeichelnde Vergnügen,
Dies liebe Kind noch oft zu ſeh’n,
Verwehrt ihm itzt die Wahrheit zu geſteh’n,
Die Ehrlichkeit verbot es, zu betrügen.
Zuletzt entſchloß er ſich, durch eine halbe Lügen
Den ſichern Mittelweg zu geh’n. —
Ich bin ein deutſcher Herr, der in der Nachbarſchaft
Auf ſeinen Gütern lebt, doch miſch’ ich mich zuweilen
Gern in die Medizin, und kann ſo meiſterhaft,
Als Dimsdal nimmermehr, ein hübſches Mädchen heilen.
In meinem Umgang ſchon ſteckt die verborg’ne Kraft,
Die Krankheit andern mitzuteilen.
Es iſt ja überhaupt der Blattern Eigenſchaft:
Eins ſteckt das andere an — doch g’nug, itzt muß ich eilen:
Sie werden dann ſchon mit der Zeit verſteh’n.
Sie leben wohl, auf baldig’ Wiederſeh’n! —
Hiermit entriß er ſich des Fräuleins Schmeicheleien,
Schwung ſich aufs Pferd und zog den Hut —
Da hielt es noch die alte Fee für gut
Ihm dieſe Warnung vorzuſchreien:
Der Himmel ſegne Sie vor Ihre Gütigkeit,
Mein junger Herr, auf viele Jahre!
Nur ſorgen Sie, daß vor der Zeit
Des Fräulein Vater nichts von ihrer Kur erfahre.
Das iſt ein Mann, der für die ſchönſte Haut
Nicht einen Groſchen gibt, und (daß Sie Gott bewahre)
Dem böſen Feinde mehr, als einem Arzte traut.
Dem Leſer, welcher das Projekt
Des Ritters nicht etwan von ſelber ſchon entdeckt,
Will ich davon, ſo viel ich weiß, erzählen. —
Er hatte nicht umſonſt ſo manche hübſche Nacht
Des Körpers Wunderbau, das Labyrinth der Seelen,
Als Ritter durchgeirrt, als Weiſer durchgedacht,
Und alle Wendungen, die die Verliebten wählen,
Nach Regeln der Natur in einen Plan gebracht.
Er ward ſeitdem der Liebe nur getreuer,
Und wies, je mehr er itzt mit kritiſchem Verſtand
Beleuchtete, was er empfand,
Nur deſto weniger die kleinen Abenteuer
Mit hübſchen Kindern von der Hand. —
Unwiſſenheit berauſcht, Erfahrung machet nüchtern.
Wenn itzt die Lieb ihm winkt, flammt ſeine Einbildung
Nicht mehr ſo hoch als ſonſt, und ſeine Forderung
Iſt nicht zu dreuſt und nicht zu ſchüchtern.
Sein erſter Rauſch war zwar ſchon längſt vorbei, doch blieb
Ihm ſtets davon noch die Erinnerung lieb.
Er ſah an andern gern die Luſt, die er empfunden,
Sah gern die Liebenden in ihrem erſten Glück
Und rufte, wie ein Kind in ſeinen Morgenſtunden,
Den halbvergeſſ’nen Traum zurück.
Noch lieber ließ er ſich mit den vertrauten Scherzen
Zum Unterricht ſo unerfahr’ner Herzen,
Wie Amor ihm in Karolinen gab,
Mit lehrbegieriger Luſt herab.
Es iſt, ihr Mädchen hört’s! die feine Kunſt zu lieben,
Wie das Baſſet, ein ſehr betrüglich Spiel.
Es gibt der Männer gar zu viel,
Die ſich in loſen Künſten üben,
Wenn Euer Herz, mißtrauiſch beim Gefühl
Der Liebe ſtutzt: gleich unterſchieben
Sie Euch ein falſches Wort, das wie der Unſchuld dünkt,
Schon mehr erlaubt und beſſer klingt.
Ein Kuß auf Eure Hand iſt nur ein Ehrfurchtszeichen,
Das, wenn es ſich auf Euren weichen
Korallenfarb’nen Mund verirrt,
Nicht Liebe, nein, nur Freundſchaft wird.
Euch lockt ein ſüßer Trieb zu ſchattenreichen Büſchen —
Was wollt ihr da? — Ihr wißt es ſelber nicht:
Doch Euer Freund erklärt’s. Ihr ſucht Euch zu erfriſchen,
Weil Euch — weil Euch die Sonne ſticht.
Aus Müdigkeit ſetzt er ſich bei dem Bache nieder,
Ihr folgt dem Wink aus gleicher Müdigkeit:
Des Bach’s Geräuſch iſt ſchuld an der Zufriedenheit,
Die aus Euch ſcherzt — und Weiſſen’s Jugendlieder
Vertreiben Euch die kurze Zeit.
Und wenn Ihr Euch aus Zärtlichkeit nun beide
So weit vergeßt, wie ich mich oft vergaß —
Was grübelt Ihr? — Fragt ihn! es war nur Uebermaß
Der Liebe nicht, nein, nur der Freude.
Nach dieſem glücklichen Syſtem
Hielt unſer junger Herr auch diesmal für bequem,
Das unerfahrene Herz des Fräulein zu behandeln,
Und eine Kur, von der er nichts verſtand,
Durch Sympathie in eine zu verwandeln,
Für die er mehr Beruf empfand. —
Mit dem Entſchluß ging er zu Bett und träumte,
Wie jeder junge Arzt von ſeiner erſten Kur:
Doch daß er nicht etwa ſein krankes Kind verſäumte,
Was manchmal ſelbſt Boerhaven wiederfuhr,
Zog er zuvor an ſeiner Uhr
Den Wecker auf. Die Mühe war vergebens.
So klein ſie war. Das Herz, der Wecker unſers Lebens,
Ermuntert uns weit ſicherer zur Zeit,
Von einer ſolchen Wichtigkeit.
Kaum war er wach, kaum war der Tag erſchienen,
Der doch im Mai nicht langſam iſt:
So eilt er ſchon zu Karolinen,
Er fand das muntere Kind im Grünen
Mit einem Blick ward er von ihr gegrüßt,
Der leichter anzuſeh’n, als zu beſchreiben iſt.
Unnötig ſuchte ſie, daß eine ſanfte Sprache
Verſtändlicher ihn nach und nach beredter mache.
Ein Blick, wie dieſer war, iſt leichter zu verſteh’n,
Als manche wohlgeſetzte Chrie.
Ich, fing ſie ſtotternd an, komm’ wie Sie mich hier ſeh’n.
Erſt aus dem Bett. Und Sie — Sie geben ſich die Mühe
Um mich, ich ſchäme mich, — ſo früh ſchon auszugeh’n? —
„Ein Liebesdienſt kann, rief er, nie zu frühe
Auch ſelbſt um Mitternacht geſchehen.“
Du armes Kind! ſo liſtig hintergangen,
Seitdem es Mädchen gibt, ward keine noch als du;
Du eileſt wie du glaubſt, mit löblichem Verlangen
Um die Erhaltung deiner Wangen
Dem Arzt — Betrogne, du eilſt der Liebe zu!
Noch unbekannt mit ihren Streitigkeiten
Ergibſt du dich ihr gern, nach einer Krankenpflicht.
Wie könnteſt du mit Amorn ſtreiten,
Du gutes Kind, du kennſt ihn nicht! —
Der Arzt fing an zuerſt, wie ſich’s gebührt, zu fragen:
„Wie geht der Puls?“ — „So, ſo; — da fühlen Sie mein Herr“
„Er geht ſehr friſch“ —, allein in wenig Tagen
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(2023-04-24T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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