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Allgemeine Zeitung. Nr. 333. München, 1. Dezember 1890.

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Seite 4. München, Montag Allgemeine Zeitung 1. December 1890. Abendblatt Nr. 333.


[Spaltenumbruch] Pächter direct nichts thun könne, ebensowenig wie das irische
Parlament gemäß der ihm zu verleihenden Machtbefugniß.
Parnell erklärt, er führe alles dieses nur an, damit sich Keiner
einbilde, daß die ausgewiesenen Pächter leiden würden, wenn die
Liberalen nicht bei den nächsten Wahlen aus Ruder kämen.
Das Manifest schließt: "Vor 16 Jahren habe ich den Plan zu
einer von allen englischen Parteien unabhängigen irischen Partei
entworfen. Vor 10 Jahren wurde ich zum Führer erwählt.
Während der 10 Jahre ist die Partei unabhängig geblieben, und
deßhalb hat sie dem englischen Volke die Nothwendigkeit von
Home-Rule dargelegt. Home-Rule wird nur erlangt werden, wenn
sie von irgendeiner englischen Partei unabhängig bleibt. Ich
glaube nicht, daß die Home-Rule und die Gründung eines
irischen Parlaments gefährdet werden, wenn das irische Volk mich
unterstützt. Sollte sich jedoch selbst die uns von der liberalen
Partei drohende Gefahr verwirklichen, so glaube ich, daß das
irische Volk mit mir eine Verzögerung einer Preisgebung unsrer
nationalen Rechte und der Annahme einer Maßnahme, welche
die Bestrebungen unsrer Race nicht verwirklicht, vorziehen wird."

Das Manifest Parnells an das irische Volk bildet das
Hauptereigniß des Tages. Die "Times" schreibt: "Das Manifest
zertrümmert für immer den Aberglauben, daß Parnell unter
irgend welchen Umständen von Engländern wieder als ein zuver-
lässiger Freund oder ein ehrenhafter Gegner behandelt werden
kann. Es ist wahrscheinlich das schamloseste Schriftstück, welches
das englische öffentliche Leben seit den Zeiten der Revolution gesehen
hat. Mit unverschämter Frechheit ignorirt es gänzlich die schmäh-
lichen Gründe, welche seinen Verfasser zwangen, seine Landsleute
anzureden, während es vom Anfang bis zum Ende aus einer
langen Enthüllung von Geheimnissen besteht, die Parnell im Ver-
trauen auf seine persönliche Ehre mitgetheilt wurden. Aber so
schamlos es auch ist, wird es nicht unwahrscheinlich seinen
unmittelbaren Zweck in Irland erfüllen und das Joch
des ungekrönten Königs wiederholt auf die Nacken der
Meuterer in den parlamentarischen Reihen schmieden." --

-- Die "Daily News" bezeichnet das Manifest als das auf-
fälligste und erstaunlichste Ereigniß, welches die gegenwärtige
politische Krisis bisher erzeugt habe. Es ignorire jeden der Punkte,
um den es sich jetzt zwischen dem irischen Führer einerseits und
einem großen Theile seiner Anhänger andrerseits handle, so daß
es fast schwierig sei, zu verstehen, was es eigentlich bedeute. Es
würde ein mächtiger Appell sein, wenn es nicht auf einer gänzlich
irrigen Auffassung der ganzen Umstände des Falles beruhte. Ab-
gesehen von dem Vertrauensbruche, welchen das Manifest enthüllte,
füge es der irischen Sache fast unwiderbringlichen Nachtheil zu.
Von Hrn. Parnell selber könne nichts mehr erwartet werden. Die
unvergleichlichen Dienste, die er bisher seinem unglücklichen Lande
geleistet, verwische sein Manifest gänzlich. Parnell scheine beschlossen
zu haben, daß, wenn er fällt, Home-Rule und die Sache des
Volkes und der Pächter Irlands mit ihm zu Boden stürzen sollen. --
Die "Pall Mall Gazette" fällt gleich dem "Standard" und
der "Morning Post" ein vernichtendes Urtheil über Parnells
Manifest, welches sie als das gewissenloseste Schriftstück, welches
ein Politiker jemals zu Papier gebracht habe, bezeichnet. -- Die
conservative "St. James' Gazette" schreibt: "Die große und
erstaunliche Enthüllung, welche Parnell gemacht hat, ist die, daß
die Gladstone'sche Home-Rule eine geplatzte Seifenblase ist. Sie
steht als Humbug und Schwindel enthüllt da. Wir als Unionisten
können nur dankbar sein, daß Parnell in seiner Verzweiflung die
Lunte in das Pulvermagazin geworfen und in einem Lichtmeere
das Gladstone'sche Home-Rule als den Schwindel entpuppte, für
den wir es schon lange hielten."

Gladstone ist die Antwort auf Parnells Manifest nicht
lange schuldig geblieben. In einem an die heutigen Abend-
blätter gerichteten offenen Schreiben bestreitet er kategorisch
die Genauigkeit der Angaben Parnells über die zwischen ihm
und den irischen Führern in Hawarden gepflogenen Unter-
redungen. Keinen einzigen seiner Home-Rule-Pläne habe
Parnell ernstlich beanstandet, noch habe er ihm zu verstehen
gegeben, daß diese Pläne die Bestrebungen der irischen Race
nicht befriedigen dürften. Gladstone zeiht Parnell des Ver-
trauensbruches, da die Unterhaltung strict vertraulich war.
Schließlich erklärt der Führer der liberalen Partei, er sei stets
dafür gewesen, daß die nationale Partei in Irland gänzlich
unabhängig von der liberalen Partei Großbritanniens bleiben
sollte.

Der "Times" wird mitgetheilt: "Der Vorschlag des Ab-
geordneten Atherley-Jones zu Gunsten einer Rückkehr der
liberalen Partei zu dem Programm von 1885, falls Parnell
es ablehnen sollte, zurückzutreten, findet Billigung unter den ge-
mäßigteren der Anhänger Gladstone's. Es werden indeß in
der Sache keine Schritte geschehen, bis die Frage, ob Parnell
gehen soll oder nicht, entschieden ist. Im Falle einer Entschei-
dung im letzteren Sinne werden Atherley-Jones und seine
Freunde sofort zusammentreten, um zu erwägen, ob die liberale
Partei nicht aufgefordert werden sollte, Home-Rule in den Hinter-
grund zu stellen und brittischen Fragen den Hauptplatz in ihrem
Programm anzuweisen."
Der "Standard" erwähnt ebenfalls,
daß im liberalen Lager demnächst eine Bewegung in Fluß
kommen dürfte, im liberalen Programm englischen Reformen
den Vorrang vor Home-Rule für Irland einzuräumen. Sollte
Gladstone von der activen Führerschaft der liberalen Partei
zurücktreten, würde Sir William Harcourt der Leiter der Oppo-
sition auf der angedeuteten Grundlage werden. Der radicale
Flügel soll ein solches Verfahren lebhaft begünstigen.

Es heißt, daß von den irischen Abgeordneten 53
am Montag gegen Parnell und nur 23 für ihn stimmen werden.
Das Votum von 8 Mitgliedern gilt als zweifelhaft.

Die Staatskirchen-Gesellschaft, welche den kirchlichen Proceß
gegen den Bischof von Lincoln wegen Ritualismus angestrengt
hat, wird gegen das Urtheil des Erzbischofs von Canterbury
beim Geheimen Rath Berufung einlegen.

Frankreich.

Die Kammersitzung, in welcher
der Finanzminister Rouvier eine kleine Niederlage erlitt,
hatte, kurz berichtet, folgenden Verlauf: Auf der Tagesordnung
stand die Discussion des Anleiheprojectes. Der radi-
cale Hr. Camille Pelletan verlangte die Vertagung der
Debatte, indem er die Ansicht aussprach, daß über diese
Anleihe erst nach dem Votum über das Einnahmebudget be-
rathen werden könne, also, wenn die Kammer wisse, über welche
Hülfsmittel sie verfüge. Der Präsident der Budget-
commission bekämpfte
diesen Antrag lebhaft, da dieser,
wenn er angenommen würde, die Berathung des Budgets
hemme und den Aufschub verschiedener Capitel zur Folge
haben müsse. Finanzminister Rouvier seinerseits bemerkte, daß
man, da das Ausgabenbudget beinahe vollständig votirt wäre, auf
Realisirung von Ersparnissen nicht mehr rechnen könne, um das
Gleichgewicht im Budget herzustellen. Das vorliegende Budget
beruhe auf drei Cardinalpunkten: Einverleibung des außer-
ordentlichen Kriegsbudgets in das ordentliche Budget; Liqui-
dation der schwebenden Schuld durch eine Anleihe, und Her-
[Spaltenumbruch] stellung des Gleichgewichts im Budget durch fortlaufende Ein-
nahmen, d. h. durch neue Steuern. Gehe die Kammer auf
den Antrag des Hrn. Pelletan ein, so zerstöre sie selbst ihr
begonnenes Werk. Trotz den mit Interesse angehörten
Ausführungen des Finanzministers wurde der Antrag Pelle-
tans
mit 275 gegen 233 Stimmen angenommen. Die
Rechte, die Radicalen und die Boulangisten bildeten die Ma-
jorität. Dieses Resultat der Abstimmung rief allgemeine Bewegung
und Aufsehen hervor. Rouvier schien im ersten Augenblick ge-
willt, seine Entlassung zu geben, nach einigem Nachdenken hat er
sich jedoch wieder besonnen und zuvor mit dem Conseilspräsidenten
Freycinet conferirt. Dieser war der Meinung, daß ein Votum
über eine einfache parlamentarische Procedur den Rücktritt des
Finanzministers nicht nach sich ziehen könne. Hr. Rouvier
bleibt daher im Amte und wird abwarten, wie die Kammer sich
zu dem Anleiheproject selbst stellen wird. Immerhin ist die
Gefahr nicht ganz ausgeschlossen, daß nun doch noch im letzten
Moment das Budget nicht so glatt durchkommen und vielleicht
mit einer ministeriellen Krisis endigen könnte. Die Kammer
steht sichtlich unter dem Eindruck des an sich so nichtssagenden
und trügerischen, aber für die Wählermassen packenden und da-
her in so vielen Wahlprogrammen proclamirten Schlagwortes:
"Keine Anleihe, keine neuen Steuern!"

Der Budgetausschuß war zwar in seiner heutigen
Sitzung der Ansicht, daß die in Indo-China einigen Fabri-
canten und Bahngesellschaften gewährten Zollermäßigungen sich
nicht durch den tongkinesischen Zolltarif rechtfertigen ließen,
lehnte aber doch den Antrag Clemenceau, 300,000 Fres.
am Budget der Colonie zu streichen, ab. Die Kammer ist
diesem Beschlusse mit einer Mehrheit von 9, nach anderen An-
gaben von 17 Stimmen beigetreten.

In Sachen der "Gesellschaft der Freunde Ruß-
lands
" veröffentlicht der "Gaulois" folgende Briefe:

(An den Minister des Innern.) "Paris, 22. November 1890.
Herr Minister! Wir nehmen uns gehorfamst die Freiheit, Sie zu
bitten, uns gütigst den Beschluß mitzutheilen über unser am
16. Juli d. J. im Namen der "Gesellschaft der Freunde Rußlands"
an Sie gerichtetes Gesuch, für unsre Gesellschaft die Autorisation
zu ertheilen. Die Männer der Ordnung und Gesetzlichkeit, aus
denen sich das Comite zusammensetzt, haben sofort nach ihrer Er-
nennung es ihre erste Sorge sein lassen, gemäß dem Gesetz von
der Regierung die Genehmigung zu erlangen, indem sie sich ver-
pflichten, sich allen Bedingungen zu unterwerfen, welche die Re-
gierung der "Gesellschaft der Freunde Rußlands" aufzulegen für
gut besindet. Die Gesellschaft verlangt nicht, als eine Einrichtung
von öffentlicher Nützlichkeit anerkannt zu werden; sie beschränkt
sich darauf, ihre Autorisation zu verlangen; sie rechnet darauf,
Herr Minister, daß sie dieselbe aus Interesse für das hohe Ziel,
welches sie sich gestellt hat, erhalten wird. Genehmigen Sie etc.

Der Minister antwortete:

"Paris, 28. Nov. 1890. Mein Herr! Ich habe die Ehre
gehabt, Ihnen, als Sie zu mir kamen, um mir Ihre Vorschläge
über die Gründung einer "Gesellschaft der Freunde Rußlands"
auseinander zu setzen, zu erklären, aus welchen Gründen allge-
meiner Natur die Regierung nicht in der Lage ist, zu Gunsten
dieser Gesellschaft von einer Regel abzuweichen, welche sie bis
heute einhalten zu sollen geglaubt hat und auch eingehalten hat.
Nachdem ich von neuem mit meinem Collegen, Hrn. Ribot, con-
ferirt habe, sehe ich mich zu meinem Bedauern genöthigt, Sie
davon in Kenntniß zu setzen, daß ich auf meiner Entscheidung
beharren muß. Mein Bedauern ist um so lebhafter, als die Ur-
heber jenes Projectes hervorragende Männer sind, deren Weisheit
und patriotische Absichten wohlbekannt sind, und für die mein
College, wie ich, die größte Hochachtung haben, und als Sie der
Vorsitzende dieser Gesellschaft sein sollen. Es liegt mir daran,
dies Ihnen persönlich gegenüber zu betonen. Empfangen Sie etc.
...

Das Comite der Gesellschaft der "Amis dela Russie" hat da-
raufhin gestern Abend nach längerer Discussion eine Resolution ge-
faßt, in der es heißt:

"Die Freunde Rußlands wurden in ihrem
Wunsche, eine Autorisirung zu erlangen, von dem Gedanken
geleitet, sich mit den kräftigsten Mitteln zur Erreichung ihres
erhabenen Zieles zu waffnen. Aber sie sind vor allem die
"Freunde Frankreichs" und nehmen die bekannten oder gehei-
men Gründe hoher politischer Rücksicht an, die ihnen zur ersten
Pflicht macht, der Regierung ihres Landes keinerlei auswärtige
Schwierigkeiten zu bereiten."

Rumänien.

Trotz des noch am Vorabende
der Parlamentseröffnung ziemlich aussichtslosen Standes der
Cabinetsergänzungsfrage war doch die Freude der alt-
conservativen Anhänger L. Catargiu's darüber, daß es nun
doch zu einem Bruche zwischen Mano und den Junimisten
kommen werde, eine verfrühte gewesen. Der Ministerpräsident
hat dem letzten von Carp und seinen Gesinnungsgenossen ge-
stellten Antrage betreffs der Cabinetsergänzung beigestimmt und
hat dadurch die Haltlosigkeit jener Gerüchte nachgewiesen, welche
behaupteten, daß Mano aus Mißtrauen gegen die Junimisten
keinem eine Befestigung des junimistischen Regierungseinflusses
bedingenden Projecte zustimmen werde. Denn als eine Verstärkung
dieses Einflusses muß die jetzige Umgestaltung des Cabinets
Mano trotz des Umstandes gelten, daß neben dem parteipolitisch
farblosen Kriegsminister Vladesco drei conservative und drei
junimistische Kronräthe im erneuerten Compromißministerium
Platz gefunden haben. Der Advocat und Deputirte Triandafil,
welcher an Stelle des ausscheidenden bisherigen Domänen-
ministers Peucesco als dritter conservativer Minister dem Cabinete
beitrat, steht nämlich in seinen politischen Ansichten der junimisti-
schen Gruppe so nahe, daß von ihm sicherlich keine Opposition irgend
einem junimistischen Reformprogramm gegenüber zu erwarten
steht, und Mano würde daher der Ernennung Triandafils zum
Justizminister schwerlich beigestimmt haben, wenn er in den Be-
strebungen der Junimisten eine Gefahr für seine eigene politische
Ueberzeugung sähe. An Stelle des gleichfalls demissio-
nirten früheren Justizministers Th. Nosetti ist T. Majoresco
als Unterrichtsminister und Arbeitenminister dem Cabinet bei-
getreten, und auch die Einbeziehung dieses wegen der Schärfe
seiner Kritik von seinen politischen Gegnern gefürchteten elegan-
testen Parlamentsredners der Junimisten in die Regierung ist als
eine Verstärkung des junimistischen Elements im Thronrathe
zu betrachten. Th. Nosetti aber, dessen Ernennung zum General-
gouverneur der Nationalbank wohl schon das nächste Amtsblatt
veröffentlichen wird, hat in dieser seiner neuen Vertrauensstel-
lung einen Wirkungskreis von so hervorragender Bedeutung
für die finanz- und volkswirthschaftliche Entwicklung Rumäniens
gefunden, daß seine Berufung an diese Stelle als die
beste Gewähr für die Einhaltung jener Politik gelten kann,
welcher das Land die Einführung der Goldvaluta ohne
Belastung des Staates und eine wesentliche Erhöhung seines
Credits im Auslande zu danken hatte. Das bisher von Peucesco
verwaltete Domänenministerium ist an den bisherigen Arbeiten-
[Spaltenumbruch] minister Marghiloman übergegangen, welcher, erst seit Bildung
des Cabinets Th. Rosetti-Carp vom 3. April 1888 in den
Vordergrund des politischen Lebens getreten, sich trotz seiner
Jugend als eines der tüchtigsten und leistungsfähigsten Mit-
glieder der junimistischen Partei bewährt hat. Heute wurde
die Zusammenstellung des neuen Cabinets, in welchem die
Minister Mano, Lahovary, Ghermani und Vladesco ihre bis-
herigen Ressorts beibehielten, den gesetzgebenden Körperschaften
bekannt gegeben, und die Kammer hat auch derselben bereits
dadurch ihre Zustimmung ertheilt, daß sie den Regierungs-
candidaten G. Gr. Cantacuzeno mit 75 Stimmen zu ihrem
Vorsitzenden wählte, während auf den altconservativen Oppo-
sitionscandidaten L. Catargiu 47 Stimmen und auf den
liberalen Oppositionscandidaten D. Bratiano nur 17 Stimmen
entfielen. (Im Senat hat dagegen das neue Ministerium am
29. d. M. eine Niederlage erlitten, indem bei der Präsidenten-
wahl sein Candidat mit 52 Stimmen in der Minorität blieb,
während der Oppositionelle General Floresco mit 53 Stimmen
durchdrang. Der Ministerpräsident hat dieses Votum als so
bedeutsam bezeichnet, daß er über dasselbe dem König Bericht
erstatten müsse. D. N.)



Bayerische Chronik.
Amtliche Nachrichten.
* Stiftungen.

Der von dem Orden der Elifabethinerinnen in
Neuburg a. D. zur Errichtung und zum Betriebe einer Verpflegungs-
anstalt für weibliche Unheilbare in Lauingen begründeten Wohl-
thätigkeitsstiftung, welche in erster Linie für Angehörige des Regierungs-
bezirks Schwaben und Neuburg bestimmt ist und deren Fundations-
vermögen vorbehaltlich weiterer Zustiftungen aus der zu bezeichnetem
Zwecke von der Districtsgemeinde Laningen zur Versügung gestellten
Grundsläche und einem von einer Kreiscollecte herrührenden, durch
Admassirung vermehrten Capitale von ungefähr 50,000 M. besteht, ist
nach Maßgabe der Stiftungsurkunde vom 25. Juni 1. J. unter dem
Namen "Elisabethenstiftung" die allerhöchste landesherrliche Bestätigung
ertheilt; ebenso ist der von dem Privatier Joseph Rese von Velburg mit
einem Capitale von 3000 M. begründeten örtlichen Stiftung zur Lesung
einer heiligen Messe an den Namenstagen des Stifters und zur Be-
streitung des Schulgeldes und der Kosten für die Anschaffung von Lehr-
büchern für in Velburg (Oberpfalz) beheimathete, die dortige Volksschule
besuchende Kinder unbemittelter, im Erwerbe beschränkter oder mit
Anwesensschulden überlasteter Eltern nach Maßgabe der Stistungs-
urkunde unter dem Namen "Joseph Rese'sche Stiftung" die allerhöchste
landesherrliche Bestätigung ertheilt worden.

* Justizdienst.

Dem Landgerichte München I sind wegen Bildung
einer weiteren Kammer vom 1. Januar 1891 an ein Director und
vier Räthe, vorerst außer dem Status beigegeben, sohin der Ober-
landesgerichtsrath Johann Michael Schuberth in München auf An-
suchen zum Director am Landgerichte München I ernannt, die im
Staatsministerium der Justiz verwendeten zweiten Staatsanwälte August
Griesmeyer und Friedrich Heinzelmann, ferner der Amtsrichter
Adolf Ziegler am Amtsgerichte München I zu Räthen am Landgerichte
München I befördert und der Landgerichtsrath Johann Baptist
Schneidhuber in Traunstein auf Ansuchen an das Landgericht
München I versetzt.

* Verwaltung.

Dem zum rechtskundigen Magistratsrathe der
Stadt Regensburg wiedergewählten Ferdinand Fauner ist die Be-
stätigung in definitiver Eigenschaft ertheilt worden. Der Bezirksamt-
mann Martin Erras in Cham ist zum Rathe bei der Brand-
versicherungskammer mit dem Range und Titel eines Regierungsrathes,
zum Bezirksamtmann von Cham der Bezirksamtsassessor von Speyer
Adalbert Dilg befördert, an das Bezirksamt Speyer der Bezirksamts-
assessor Jakob Eßlinger von Sulzbach und an das Bezirksamt
Sulzbach der Bezirksamtsassessor Georg Singerthum von Alzenan,
beide auf Ansuchen versetzt, zum Bezirksamtsassessor von Alzenan der
Accessist der Regierung, Kammer des Innern von Unterfranken und
Aschasfenburg Karl Lindig ernannt worden.



* Hof- und Personalnachrichten.

Prinz Leopold
ist von seinem Besuche auf Schloß Gödöllö bei Pest Sonntag
Abends 6 Uhr 42 Min. mit dem Schnellzuge über Salzburg
wieder hier eingetroffen. -- Der Herzog und die Herzogin
von Alencon
mit der Prinzessin Louise sind Sonntag Abend
mit dem Schnellzug von Innsbruck hier angekommen und im
Hotel Bellevue abgestiegen. Prinz Alphons, der Bräutigam der
Prinzessin Louise, stattete alsbald seinen Besuch im Hotel ab, worauf
sich die Herrschaften zum Besuche der Frau Herzogin Max und des
Herzogs Karl Theodor nach dem herzoglichen Palais in der Lud-
wigstraße begaben. -- Die Fürstin Hohenlohe, Gemahlin des
Statthalters von Elsaß-Lothringen, ist mit ihrer Tochter, Prinzessin
Elisabeth, gestern nach Wiesentheid zum Besuche ihres Schwieger-
sohnes, des Grafen von Schönborn, abgereist und wird im
Laufe dieser Woche nochmals zu kurzem Aufenthalt hier ein-
treffen.

[^] Zur Erinnerung.

Mit dem heutigen Tage begannen
vor 20 Jahren die ewig denkwürdigen und blutigen Schlachten
und Gefechte des December 1870, in welchen das I. Armeecorps
unter vielen Verlusten und unter den größten Strapazen eine
Reihe herrlicher Siege miterringen half. Vom 1. bis 10. December
waren manche Abtheilungen des Corps täglich im Kampfe mit
einem tapfern und hartnäckigen Feinde, während sie gleichzeitig die
Unbilden eines überaus strengen Winters zu ertragen hatten. Er-
schöpft durch gewaltige Verluste an Mannschaft und Material mußte
schließlich das I. Armeecorps aus der Gefechtslinie gezogen und in
Orleans und später vor Paris retablirt werden. In vielen Regi-
mentern des I. Armeecorps wird in diesem Jahre die Erinnerung
an jene Tage festlich begangen werden.

* Der von uns bereits erwähnte Volksverein für das
katholische Deutschland
veröffentlicht nunmehr seinen Aufruf
auch in den bayerischen Centrumsblättern. Aus Bayern haben
den Aufruf folgende Herren unterzeichnet: Dr. Orterer, Freising,
Graf Konrad Preising, München, Dr. Sieben, Deidesheim, Biblio-
thekar Dr. Stamminger, Würzburg. Sitz des Vereins ist in
Mainz, Zweck: Bekämpfung der Socialdemokratie.

* Kammermusik-Abend.

Der erste Kammermusik-Abend
der HH. Bußmeyer, Walter und Ebner sindet nunmehr
Mittwoch den 3. December im großen Museumssaale statt. Den
Cello-Part hat an Stelle des durch Krankheit verhinderten Hrn.
Ebner Hr. Kammermusiker Bennat freundlichst übernommen.

* Am 6. December l. J. beabsichtigt Hr. Musikdirector Arnold
Schönhardt aus Reutlingen im großen Odeonssaale ein Concert
zum Besten des hiesigen Arbeiterinnenheims, sowie des Knaben-
und Mädchenhortes zu veranstalten. Er wird sich als Orgelvirtuose
einführen, als welcher er nach uns vorliegenden Berichten aus
seiner Heimath gilt, und -- unterstützt durch eine Anzahl hiesiger
und auswärtiger Kunstkräfte -- ein sehr reichhaltiges Programm
darbieten, darunter die für München noch neuen biblischen Bilder
von Lassen. Schon im Interesse des humanitären Zweckes wäre
ein recht zahlreicher Besuch zu wünschen, der sich sicher auch nach
der künstlerischen Seite hin lohnen wird.

* Franz v. Lenbachs neuestes Werk, ein Bismarck-Portrait
im Jagdcostüm, ist gegenwärtig im Kunstsalon von J. Littauer,
Odeonsplatz 2, ausgestellt.

+ K. Hoftheater.

Wegen Unpäßlichkeit des Fräulein Bland
wird heute Abend im k. Hoftheater nicht "Die Jungfrau von
Orleans", sondern "König Lear" (Abonnements-Abtheilung I)

Seite 4. München, Montag Allgemeine Zeitung 1. December 1890. Abendblatt Nr. 333.


[Spaltenumbruch] Pächter direct nichts thun könne, ebenſowenig wie das iriſche
Parlament gemäß der ihm zu verleihenden Machtbefugniß.
Parnell erklärt, er führe alles dieſes nur an, damit ſich Keiner
einbilde, daß die ausgewieſenen Pächter leiden würden, wenn die
Liberalen nicht bei den nächſten Wahlen aus Ruder kämen.
Das Manifeſt ſchließt: „Vor 16 Jahren habe ich den Plan zu
einer von allen engliſchen Parteien unabhängigen iriſchen Partei
entworfen. Vor 10 Jahren wurde ich zum Führer erwählt.
Während der 10 Jahre iſt die Partei unabhängig geblieben, und
deßhalb hat ſie dem engliſchen Volke die Nothwendigkeit von
Home-Rule dargelegt. Home-Rule wird nur erlangt werden, wenn
ſie von irgendeiner engliſchen Partei unabhängig bleibt. Ich
glaube nicht, daß die Home-Rule und die Gründung eines
iriſchen Parlaments gefährdet werden, wenn das iriſche Volk mich
unterſtützt. Sollte ſich jedoch ſelbſt die uns von der liberalen
Partei drohende Gefahr verwirklichen, ſo glaube ich, daß das
iriſche Volk mit mir eine Verzögerung einer Preisgebung unſrer
nationalen Rechte und der Annahme einer Maßnahme, welche
die Beſtrebungen unſrer Race nicht verwirklicht, vorziehen wird.“

Das Manifeſt Parnells an das iriſche Volk bildet das
Hauptereigniß des Tages. Die „Times“ ſchreibt: „Das Manifeſt
zertrümmert für immer den Aberglauben, daß Parnell unter
irgend welchen Umſtänden von Engländern wieder als ein zuver-
läſſiger Freund oder ein ehrenhafter Gegner behandelt werden
kann. Es iſt wahrſcheinlich das ſchamloſeſte Schriftſtück, welches
das engliſche öffentliche Leben ſeit den Zeiten der Revolution geſehen
hat. Mit unverſchämter Frechheit ignorirt es gänzlich die ſchmäh-
lichen Gründe, welche ſeinen Verfaſſer zwangen, ſeine Landsleute
anzureden, während es vom Anfang bis zum Ende aus einer
langen Enthüllung von Geheimniſſen beſteht, die Parnell im Ver-
trauen auf ſeine perſönliche Ehre mitgetheilt wurden. Aber ſo
ſchamlos es auch iſt, wird es nicht unwahrſcheinlich ſeinen
unmittelbaren Zweck in Irland erfüllen und das Joch
des ungekrönten Königs wiederholt auf die Nacken der
Meuterer in den parlamentariſchen Reihen ſchmieden.“ —

— Die „Daily News“ bezeichnet das Manifeſt als das auf-
fälligſte und erſtaunlichſte Ereigniß, welches die gegenwärtige
politiſche Kriſis bisher erzeugt habe. Es ignorire jeden der Punkte,
um den es ſich jetzt zwiſchen dem iriſchen Führer einerſeits und
einem großen Theile ſeiner Anhänger andrerſeits handle, ſo daß
es faſt ſchwierig ſei, zu verſtehen, was es eigentlich bedeute. Es
würde ein mächtiger Appell ſein, wenn es nicht auf einer gänzlich
irrigen Auffaſſung der ganzen Umſtände des Falles beruhte. Ab-
geſehen von dem Vertrauensbruche, welchen das Manifeſt enthüllte,
füge es der iriſchen Sache faſt unwiderbringlichen Nachtheil zu.
Von Hrn. Parnell ſelber könne nichts mehr erwartet werden. Die
unvergleichlichen Dienſte, die er bisher ſeinem unglücklichen Lande
geleiſtet, verwiſche ſein Manifeſt gänzlich. Parnell ſcheine beſchloſſen
zu haben, daß, wenn er fällt, Home-Rule und die Sache des
Volkes und der Pächter Irlands mit ihm zu Boden ſtürzen ſollen. —
Die „Pall Mall Gazette“ fällt gleich dem „Standard“ und
der „Morning Poſt“ ein vernichtendes Urtheil über Parnells
Manifeſt, welches ſie als das gewiſſenloſeſte Schriftſtück, welches
ein Politiker jemals zu Papier gebracht habe, bezeichnet. — Die
conſervative „St. James’ Gazette“ ſchreibt: „Die große und
erſtaunliche Enthüllung, welche Parnell gemacht hat, iſt die, daß
die Gladſtone’ſche Home-Rule eine geplatzte Seifenblaſe iſt. Sie
ſteht als Humbug und Schwindel enthüllt da. Wir als Unioniſten
können nur dankbar ſein, daß Parnell in ſeiner Verzweiflung die
Lunte in das Pulvermagazin geworfen und in einem Lichtmeere
das Gladſtone’ſche Home-Rule als den Schwindel entpuppte, für
den wir es ſchon lange hielten.“

Gladſtone iſt die Antwort auf Parnells Manifeſt nicht
lange ſchuldig geblieben. In einem an die heutigen Abend-
blätter gerichteten offenen Schreiben beſtreitet er kategoriſch
die Genauigkeit der Angaben Parnells über die zwiſchen ihm
und den iriſchen Führern in Hawarden gepflogenen Unter-
redungen. Keinen einzigen ſeiner Home-Rule-Pläne habe
Parnell ernſtlich beanſtandet, noch habe er ihm zu verſtehen
gegeben, daß dieſe Pläne die Beſtrebungen der iriſchen Race
nicht befriedigen dürften. Gladſtone zeiht Parnell des Ver-
trauensbruches, da die Unterhaltung ſtrict vertraulich war.
Schließlich erklärt der Führer der liberalen Partei, er ſei ſtets
dafür geweſen, daß die nationale Partei in Irland gänzlich
unabhängig von der liberalen Partei Großbritanniens bleiben
ſollte.

Der „Times“ wird mitgetheilt: „Der Vorſchlag des Ab-
geordneten Atherley-Jones zu Gunſten einer Rückkehr der
liberalen Partei zu dem Programm von 1885, falls Parnell
es ablehnen ſollte, zurückzutreten, findet Billigung unter den ge-
mäßigteren der Anhänger Gladſtone’s. Es werden indeß in
der Sache keine Schritte geſchehen, bis die Frage, ob Parnell
gehen ſoll oder nicht, entſchieden iſt. Im Falle einer Entſchei-
dung im letzteren Sinne werden Atherley-Jones und ſeine
Freunde ſofort zuſammentreten, um zu erwägen, ob die liberale
Partei nicht aufgefordert werden ſollte, Home-Rule in den Hinter-
grund zu ſtellen und brittiſchen Fragen den Hauptplatz in ihrem
Programm anzuweiſen.“
Der „Standard“ erwähnt ebenfalls,
daß im liberalen Lager demnächſt eine Bewegung in Fluß
kommen dürfte, im liberalen Programm engliſchen Reformen
den Vorrang vor Home-Rule für Irland einzuräumen. Sollte
Gladſtone von der activen Führerſchaft der liberalen Partei
zurücktreten, würde Sir William Harcourt der Leiter der Oppo-
ſition auf der angedeuteten Grundlage werden. Der radicale
Flügel ſoll ein ſolches Verfahren lebhaft begünſtigen.

Es heißt, daß von den iriſchen Abgeordneten 53
am Montag gegen Parnell und nur 23 für ihn ſtimmen werden.
Das Votum von 8 Mitgliedern gilt als zweifelhaft.

Die Staatskirchen-Geſellſchaft, welche den kirchlichen Proceß
gegen den Biſchof von Lincoln wegen Ritualismus angeſtrengt
hat, wird gegen das Urtheil des Erzbiſchofs von Canterbury
beim Geheimen Rath Berufung einlegen.

Frankreich.

Die Kammerſitzung, in welcher
der Finanzminiſter Rouvier eine kleine Niederlage erlitt,
hatte, kurz berichtet, folgenden Verlauf: Auf der Tagesordnung
ſtand die Discuſſion des Anleiheprojectes. Der radi-
cale Hr. Camille Pelletan verlangte die Vertagung der
Debatte, indem er die Anſicht ausſprach, daß über dieſe
Anleihe erſt nach dem Votum über das Einnahmebudget be-
rathen werden könne, alſo, wenn die Kammer wiſſe, über welche
Hülfsmittel ſie verfüge. Der Präſident der Budget-
commiſſion bekämpfte
dieſen Antrag lebhaft, da dieſer,
wenn er angenommen würde, die Berathung des Budgets
hemme und den Aufſchub verſchiedener Capitel zur Folge
haben müſſe. Finanzminiſter Rouvier ſeinerſeits bemerkte, daß
man, da das Ausgabenbudget beinahe vollſtändig votirt wäre, auf
Realiſirung von Erſparniſſen nicht mehr rechnen könne, um das
Gleichgewicht im Budget herzuſtellen. Das vorliegende Budget
beruhe auf drei Cardinalpunkten: Einverleibung des außer-
ordentlichen Kriegsbudgets in das ordentliche Budget; Liqui-
dation der ſchwebenden Schuld durch eine Anleihe, und Her-
[Spaltenumbruch] ſtellung des Gleichgewichts im Budget durch fortlaufende Ein-
nahmen, d. h. durch neue Steuern. Gehe die Kammer auf
den Antrag des Hrn. Pelletan ein, ſo zerſtöre ſie ſelbſt ihr
begonnenes Werk. Trotz den mit Intereſſe angehörten
Ausführungen des Finanzminiſters wurde der Antrag Pelle-
tans
mit 275 gegen 233 Stimmen angenommen. Die
Rechte, die Radicalen und die Boulangiſten bildeten die Ma-
jorität. Dieſes Reſultat der Abſtimmung rief allgemeine Bewegung
und Aufſehen hervor. Rouvier ſchien im erſten Augenblick ge-
willt, ſeine Entlaſſung zu geben, nach einigem Nachdenken hat er
ſich jedoch wieder beſonnen und zuvor mit dem Conſeilspräſidenten
Freycinet conferirt. Dieſer war der Meinung, daß ein Votum
über eine einfache parlamentariſche Procedur den Rücktritt des
Finanzminiſters nicht nach ſich ziehen könne. Hr. Rouvier
bleibt daher im Amte und wird abwarten, wie die Kammer ſich
zu dem Anleiheproject ſelbſt ſtellen wird. Immerhin iſt die
Gefahr nicht ganz ausgeſchloſſen, daß nun doch noch im letzten
Moment das Budget nicht ſo glatt durchkommen und vielleicht
mit einer miniſteriellen Kriſis endigen könnte. Die Kammer
ſteht ſichtlich unter dem Eindruck des an ſich ſo nichtsſagenden
und trügeriſchen, aber für die Wählermaſſen packenden und da-
her in ſo vielen Wahlprogrammen proclamirten Schlagwortes:
„Keine Anleihe, keine neuen Steuern!“

Der Budgetausſchuß war zwar in ſeiner heutigen
Sitzung der Anſicht, daß die in Indo-China einigen Fabri-
canten und Bahngeſellſchaften gewährten Zollermäßigungen ſich
nicht durch den tongkineſiſchen Zolltarif rechtfertigen ließen,
lehnte aber doch den Antrag Clémenceau, 300,000 Fres.
am Budget der Colonie zu ſtreichen, ab. Die Kammer iſt
dieſem Beſchluſſe mit einer Mehrheit von 9, nach anderen An-
gaben von 17 Stimmen beigetreten.

In Sachen der „Geſellſchaft der Freunde Ruß-
lands
“ veröffentlicht der „Gaulois“ folgende Briefe:

(An den Miniſter des Innern.) „Paris, 22. November 1890.
Herr Miniſter! Wir nehmen uns gehorfamſt die Freiheit, Sie zu
bitten, uns gütigſt den Beſchluß mitzutheilen über unſer am
16. Juli d. J. im Namen der „Geſellſchaft der Freunde Rußlands“
an Sie gerichtetes Geſuch, für unſre Geſellſchaft die Autoriſation
zu ertheilen. Die Männer der Ordnung und Geſetzlichkeit, aus
denen ſich das Comité zuſammenſetzt, haben ſofort nach ihrer Er-
nennung es ihre erſte Sorge ſein laſſen, gemäß dem Geſetz von
der Regierung die Genehmigung zu erlangen, indem ſie ſich ver-
pflichten, ſich allen Bedingungen zu unterwerfen, welche die Re-
gierung der „Geſellſchaft der Freunde Rußlands“ aufzulegen für
gut beſindet. Die Geſellſchaft verlangt nicht, als eine Einrichtung
von öffentlicher Nützlichkeit anerkannt zu werden; ſie beſchränkt
ſich darauf, ihre Autoriſation zu verlangen; ſie rechnet darauf,
Herr Miniſter, daß ſie dieſelbe aus Intereſſe für das hohe Ziel,
welches ſie ſich geſtellt hat, erhalten wird. Genehmigen Sie ꝛc.

Der Miniſter antwortete:

Paris, 28. Nov. 1890. Mein Herr! Ich habe die Ehre
gehabt, Ihnen, als Sie zu mir kamen, um mir Ihre Vorſchläge
über die Gründung einer „Geſellſchaft der Freunde Rußlands“
auseinander zu ſetzen, zu erklären, aus welchen Gründen allge-
meiner Natur die Regierung nicht in der Lage iſt, zu Gunſten
dieſer Geſellſchaft von einer Regel abzuweichen, welche ſie bis
heute einhalten zu ſollen geglaubt hat und auch eingehalten hat.
Nachdem ich von neuem mit meinem Collegen, Hrn. Ribot, con-
ferirt habe, ſehe ich mich zu meinem Bedauern genöthigt, Sie
davon in Kenntniß zu ſetzen, daß ich auf meiner Entſcheidung
beharren muß. Mein Bedauern iſt um ſo lebhafter, als die Ur-
heber jenes Projectes hervorragende Männer ſind, deren Weisheit
und patriotiſche Abſichten wohlbekannt ſind, und für die mein
College, wie ich, die größte Hochachtung haben, und als Sie der
Vorſitzende dieſer Geſellſchaft ſein ſollen. Es liegt mir daran,
dies Ihnen perſönlich gegenüber zu betonen. Empfangen Sie ꝛc.
...

Das Comité der Geſellſchaft der „Amis dela Russie“ hat da-
raufhin geſtern Abend nach längerer Discuſſion eine Reſolution ge-
faßt, in der es heißt:

„Die Freunde Rußlands wurden in ihrem
Wunſche, eine Autoriſirung zu erlangen, von dem Gedanken
geleitet, ſich mit den kräftigſten Mitteln zur Erreichung ihres
erhabenen Zieles zu waffnen. Aber ſie ſind vor allem die
„Freunde Frankreichs“ und nehmen die bekannten oder gehei-
men Gründe hoher politiſcher Rückſicht an, die ihnen zur erſten
Pflicht macht, der Regierung ihres Landes keinerlei auswärtige
Schwierigkeiten zu bereiten.“

Rumänien.

Trotz des noch am Vorabende
der Parlamentseröffnung ziemlich ausſichtsloſen Standes der
Cabinetsergänzungsfrage war doch die Freude der alt-
conſervativen Anhänger L. Catargiu’s darüber, daß es nun
doch zu einem Bruche zwiſchen Mano und den Junimiſten
kommen werde, eine verfrühte geweſen. Der Miniſterpräſident
hat dem letzten von Carp und ſeinen Geſinnungsgenoſſen ge-
ſtellten Antrage betreffs der Cabinetsergänzung beigeſtimmt und
hat dadurch die Haltloſigkeit jener Gerüchte nachgewieſen, welche
behaupteten, daß Mano aus Mißtrauen gegen die Junimiſten
keinem eine Befeſtigung des junimiſtiſchen Regierungseinfluſſes
bedingenden Projecte zuſtimmen werde. Denn als eine Verſtärkung
dieſes Einfluſſes muß die jetzige Umgeſtaltung des Cabinets
Mano trotz des Umſtandes gelten, daß neben dem parteipolitiſch
farbloſen Kriegsminiſter Vladesco drei conſervative und drei
junimiſtiſche Kronräthe im erneuerten Compromißminiſterium
Platz gefunden haben. Der Advocat und Deputirte Triandafil,
welcher an Stelle des ausſcheidenden bisherigen Domänen-
miniſters Peucesco als dritter conſervativer Miniſter dem Cabinete
beitrat, ſteht nämlich in ſeinen politiſchen Anſichten der junimiſti-
ſchen Gruppe ſo nahe, daß von ihm ſicherlich keine Oppoſition irgend
einem junimiſtiſchen Reformprogramm gegenüber zu erwarten
ſteht, und Mano würde daher der Ernennung Triandafils zum
Juſtizminiſter ſchwerlich beigeſtimmt haben, wenn er in den Be-
ſtrebungen der Junimiſten eine Gefahr für ſeine eigene politiſche
Ueberzeugung ſähe. An Stelle des gleichfalls demiſſio-
nirten früheren Juſtizminiſters Th. Noſetti iſt T. Majoresco
als Unterrichtsminiſter und Arbeitenminiſter dem Cabinet bei-
getreten, und auch die Einbeziehung dieſes wegen der Schärfe
ſeiner Kritik von ſeinen politiſchen Gegnern gefürchteten elegan-
teſten Parlamentsredners der Junimiſten in die Regierung iſt als
eine Verſtärkung des junimiſtiſchen Elements im Thronrathe
zu betrachten. Th. Noſetti aber, deſſen Ernennung zum General-
gouverneur der Nationalbank wohl ſchon das nächſte Amtsblatt
veröffentlichen wird, hat in dieſer ſeiner neuen Vertrauensſtel-
lung einen Wirkungskreis von ſo hervorragender Bedeutung
für die finanz- und volkswirthſchaftliche Entwicklung Rumäniens
gefunden, daß ſeine Berufung an dieſe Stelle als die
beſte Gewähr für die Einhaltung jener Politik gelten kann,
welcher das Land die Einführung der Goldvaluta ohne
Belaſtung des Staates und eine weſentliche Erhöhung ſeines
Credits im Auslande zu danken hatte. Das bisher von Peucesco
verwaltete Domänenminiſterium iſt an den bisherigen Arbeiten-
[Spaltenumbruch] miniſter Marghiloman übergegangen, welcher, erſt ſeit Bildung
des Cabinets Th. Roſetti-Carp vom 3. April 1888 in den
Vordergrund des politiſchen Lebens getreten, ſich trotz ſeiner
Jugend als eines der tüchtigſten und leiſtungsfähigſten Mit-
glieder der junimiſtiſchen Partei bewährt hat. Heute wurde
die Zuſammenſtellung des neuen Cabinets, in welchem die
Miniſter Mano, Lahovary, Ghermani und Vladesco ihre bis-
herigen Reſſorts beibehielten, den geſetzgebenden Körperſchaften
bekannt gegeben, und die Kammer hat auch derſelben bereits
dadurch ihre Zuſtimmung ertheilt, daß ſie den Regierungs-
candidaten G. Gr. Cantacuzeno mit 75 Stimmen zu ihrem
Vorſitzenden wählte, während auf den altconſervativen Oppo-
ſitionscandidaten L. Catargiu 47 Stimmen und auf den
liberalen Oppoſitionscandidaten D. Bratiano nur 17 Stimmen
entfielen. (Im Senat hat dagegen das neue Miniſterium am
29. d. M. eine Niederlage erlitten, indem bei der Präſidenten-
wahl ſein Candidat mit 52 Stimmen in der Minorität blieb,
während der Oppoſitionelle General Floresco mit 53 Stimmen
durchdrang. Der Miniſterpräſident hat dieſes Votum als ſo
bedeutſam bezeichnet, daß er über dasſelbe dem König Bericht
erſtatten müſſe. D. N.)



Bayeriſche Chronik.
Amtliche Nachrichten.
* Stiftungen.

Der von dem Orden der Elifabethinerinnen in
Neuburg a. D. zur Errichtung und zum Betriebe einer Verpflegungs-
anſtalt für weibliche Unheilbare in Lauingen begründeten Wohl-
thätigkeitsſtiftung, welche in erſter Linie für Angehörige des Regierungs-
bezirks Schwaben und Neuburg beſtimmt iſt und deren Fundations-
vermögen vorbehaltlich weiterer Zuſtiftungen aus der zu bezeichnetem
Zwecke von der Diſtrictsgemeinde Laningen zur Verſügung geſtellten
Grundſläche und einem von einer Kreiscollecte herrührenden, durch
Admaſſirung vermehrten Capitale von ungefähr 50,000 M. beſteht, iſt
nach Maßgabe der Stiftungsurkunde vom 25. Juni 1. J. unter dem
Namen „Eliſabethenſtiftung“ die allerhöchſte landesherrliche Beſtätigung
ertheilt; ebenſo iſt der von dem Privatier Joſeph Reſe von Velburg mit
einem Capitale von 3000 M. begründeten örtlichen Stiftung zur Leſung
einer heiligen Meſſe an den Namenstagen des Stifters und zur Be-
ſtreitung des Schulgeldes und der Koſten für die Anſchaffung von Lehr-
büchern für in Velburg (Oberpfalz) beheimathete, die dortige Volksſchule
beſuchende Kinder unbemittelter, im Erwerbe beſchränkter oder mit
Anweſensſchulden überlaſteter Eltern nach Maßgabe der Stiſtungs-
urkunde unter dem Namen „Joſeph Reſe’ſche Stiftung“ die allerhöchſte
landesherrliche Beſtätigung ertheilt worden.

* Juſtizdienſt.

Dem Landgerichte München I ſind wegen Bildung
einer weiteren Kammer vom 1. Januar 1891 an ein Director und
vier Räthe, vorerſt außer dem Status beigegeben, ſohin der Ober-
landesgerichtsrath Johann Michael Schuberth in München auf An-
ſuchen zum Director am Landgerichte München I ernannt, die im
Staatsminiſterium der Juſtiz verwendeten zweiten Staatsanwälte Auguſt
Griesmeyer und Friedrich Heinzelmann, ferner der Amtsrichter
Adolf Ziegler am Amtsgerichte München I zu Räthen am Landgerichte
München I befördert und der Landgerichtsrath Johann Baptiſt
Schneidhuber in Traunſtein auf Anſuchen an das Landgericht
München I verſetzt.

* Verwaltung.

Dem zum rechtskundigen Magiſtratsrathe der
Stadt Regensburg wiedergewählten Ferdinand Fauner iſt die Be-
ſtätigung in definitiver Eigenſchaft ertheilt worden. Der Bezirksamt-
mann Martin Erras in Cham iſt zum Rathe bei der Brand-
verſicherungskammer mit dem Range und Titel eines Regierungsrathes,
zum Bezirksamtmann von Cham der Bezirksamtsaſſeſſor von Speyer
Adalbert Dilg befördert, an das Bezirksamt Speyer der Bezirksamts-
aſſeſſor Jakob Eßlinger von Sulzbach und an das Bezirksamt
Sulzbach der Bezirksamtsaſſeſſor Georg Singerthum von Alzenan,
beide auf Anſuchen verſetzt, zum Bezirksamtsaſſeſſor von Alzenan der
Acceſſiſt der Regierung, Kammer des Innern von Unterfranken und
Aſchaſfenburg Karl Lindig ernannt worden.



* Hof- und Perſonalnachrichten.

Prinz Leopold
iſt von ſeinem Beſuche auf Schloß Gödöllö bei Peſt Sonntag
Abends 6 Uhr 42 Min. mit dem Schnellzuge über Salzburg
wieder hier eingetroffen. — Der Herzog und die Herzogin
von Alençon
mit der Prinzeſſin Louiſe ſind Sonntag Abend
mit dem Schnellzug von Innsbruck hier angekommen und im
Hotel Bellevue abgeſtiegen. Prinz Alphons, der Bräutigam der
Prinzeſſin Louiſe, ſtattete alsbald ſeinen Beſuch im Hôtel ab, worauf
ſich die Herrſchaften zum Beſuche der Frau Herzogin Max und des
Herzogs Karl Theodor nach dem herzoglichen Palais in der Lud-
wigſtraße begaben. — Die Fürſtin Hohenlohe, Gemahlin des
Statthalters von Elſaß-Lothringen, iſt mit ihrer Tochter, Prinzeſſin
Eliſabeth, geſtern nach Wieſentheid zum Beſuche ihres Schwieger-
ſohnes, des Grafen von Schönborn, abgereist und wird im
Laufe dieſer Woche nochmals zu kurzem Aufenthalt hier ein-
treffen.

[△] Zur Erinnerung.

Mit dem heutigen Tage begannen
vor 20 Jahren die ewig denkwürdigen und blutigen Schlachten
und Gefechte des December 1870, in welchen das I. Armeecorps
unter vielen Verluſten und unter den größten Strapazen eine
Reihe herrlicher Siege miterringen half. Vom 1. bis 10. December
waren manche Abtheilungen des Corps täglich im Kampfe mit
einem tapfern und hartnäckigen Feinde, während ſie gleichzeitig die
Unbilden eines überaus ſtrengen Winters zu ertragen hatten. Er-
ſchöpft durch gewaltige Verluſte an Mannſchaft und Material mußte
ſchließlich das I. Armeecorps aus der Gefechtslinie gezogen und in
Orléans und ſpäter vor Paris retablirt werden. In vielen Regi-
mentern des I. Armeecorps wird in dieſem Jahre die Erinnerung
an jene Tage feſtlich begangen werden.

* Der von uns bereits erwähnte Volksverein für das
katholiſche Deutſchland
veröffentlicht nunmehr ſeinen Aufruf
auch in den bayeriſchen Centrumsblättern. Aus Bayern haben
den Aufruf folgende Herren unterzeichnet: Dr. Orterer, Freiſing,
Graf Konrad Preiſing, München, Dr. Sieben, Deidesheim, Biblio-
thekar Dr. Stamminger, Würzburg. Sitz des Vereins iſt in
Mainz, Zweck: Bekämpfung der Socialdemokratie.

* Kammermuſik-Abend.

Der erſte Kammermuſik-Abend
der HH. Bußmeyer, Walter und Ebner ſindet nunmehr
Mittwoch den 3. December im großen Muſeumsſaale ſtatt. Den
Cello-Part hat an Stelle des durch Krankheit verhinderten Hrn.
Ebner Hr. Kammermuſiker Bennat freundlichſt übernommen.

* Am 6. December l. J. beabſichtigt Hr. Muſikdirector Arnold
Schönhardt aus Reutlingen im großen Odeonsſaale ein Concert
zum Beſten des hieſigen Arbeiterinnenheims, ſowie des Knaben-
und Mädchenhortes zu veranſtalten. Er wird ſich als Orgelvirtuoſe
einführen, als welcher er nach uns vorliegenden Berichten aus
ſeiner Heimath gilt, und — unterſtützt durch eine Anzahl hieſiger
und auswärtiger Kunſtkräfte — ein ſehr reichhaltiges Programm
darbieten, darunter die für München noch neuen bibliſchen Bilder
von Laſſen. Schon im Intereſſe des humanitären Zweckes wäre
ein recht zahlreicher Beſuch zu wünſchen, der ſich ſicher auch nach
der künſtleriſchen Seite hin lohnen wird.

* Franz v. Lenbachs neueſtes Werk, ein Bismarck-Portrait
im Jagdcoſtüm, iſt gegenwärtig im Kunſtſalon von J. Littauer,
Odeonsplatz 2, ausgeſtellt.

† K. Hoftheater.

Wegen Unpäßlichkeit des Fräulein Bland
wird heute Abend im k. Hoftheater nicht „Die Jungfrau von
Orleans“, ſondern „König Lear“ (Abonnements-Abtheilung I)

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[4/0004] Seite 4. München, Montag Allgemeine Zeitung 1. December 1890. Abendblatt Nr. 333. Pächter direct nichts thun könne, ebenſowenig wie das iriſche Parlament gemäß der ihm zu verleihenden Machtbefugniß. Parnell erklärt, er führe alles dieſes nur an, damit ſich Keiner einbilde, daß die ausgewieſenen Pächter leiden würden, wenn die Liberalen nicht bei den nächſten Wahlen aus Ruder kämen. Das Manifeſt ſchließt: „Vor 16 Jahren habe ich den Plan zu einer von allen engliſchen Parteien unabhängigen iriſchen Partei entworfen. Vor 10 Jahren wurde ich zum Führer erwählt. Während der 10 Jahre iſt die Partei unabhängig geblieben, und deßhalb hat ſie dem engliſchen Volke die Nothwendigkeit von Home-Rule dargelegt. Home-Rule wird nur erlangt werden, wenn ſie von irgendeiner engliſchen Partei unabhängig bleibt. Ich glaube nicht, daß die Home-Rule und die Gründung eines iriſchen Parlaments gefährdet werden, wenn das iriſche Volk mich unterſtützt. Sollte ſich jedoch ſelbſt die uns von der liberalen Partei drohende Gefahr verwirklichen, ſo glaube ich, daß das iriſche Volk mit mir eine Verzögerung einer Preisgebung unſrer nationalen Rechte und der Annahme einer Maßnahme, welche die Beſtrebungen unſrer Race nicht verwirklicht, vorziehen wird.“ Das Manifeſt Parnells an das iriſche Volk bildet das Hauptereigniß des Tages. Die „Times“ ſchreibt: „Das Manifeſt zertrümmert für immer den Aberglauben, daß Parnell unter irgend welchen Umſtänden von Engländern wieder als ein zuver- läſſiger Freund oder ein ehrenhafter Gegner behandelt werden kann. Es iſt wahrſcheinlich das ſchamloſeſte Schriftſtück, welches das engliſche öffentliche Leben ſeit den Zeiten der Revolution geſehen hat. Mit unverſchämter Frechheit ignorirt es gänzlich die ſchmäh- lichen Gründe, welche ſeinen Verfaſſer zwangen, ſeine Landsleute anzureden, während es vom Anfang bis zum Ende aus einer langen Enthüllung von Geheimniſſen beſteht, die Parnell im Ver- trauen auf ſeine perſönliche Ehre mitgetheilt wurden. Aber ſo ſchamlos es auch iſt, wird es nicht unwahrſcheinlich ſeinen unmittelbaren Zweck in Irland erfüllen und das Joch des ungekrönten Königs wiederholt auf die Nacken der Meuterer in den parlamentariſchen Reihen ſchmieden.“ — — Die „Daily News“ bezeichnet das Manifeſt als das auf- fälligſte und erſtaunlichſte Ereigniß, welches die gegenwärtige politiſche Kriſis bisher erzeugt habe. Es ignorire jeden der Punkte, um den es ſich jetzt zwiſchen dem iriſchen Führer einerſeits und einem großen Theile ſeiner Anhänger andrerſeits handle, ſo daß es faſt ſchwierig ſei, zu verſtehen, was es eigentlich bedeute. Es würde ein mächtiger Appell ſein, wenn es nicht auf einer gänzlich irrigen Auffaſſung der ganzen Umſtände des Falles beruhte. Ab- geſehen von dem Vertrauensbruche, welchen das Manifeſt enthüllte, füge es der iriſchen Sache faſt unwiderbringlichen Nachtheil zu. Von Hrn. Parnell ſelber könne nichts mehr erwartet werden. Die unvergleichlichen Dienſte, die er bisher ſeinem unglücklichen Lande geleiſtet, verwiſche ſein Manifeſt gänzlich. Parnell ſcheine beſchloſſen zu haben, daß, wenn er fällt, Home-Rule und die Sache des Volkes und der Pächter Irlands mit ihm zu Boden ſtürzen ſollen. — Die „Pall Mall Gazette“ fällt gleich dem „Standard“ und der „Morning Poſt“ ein vernichtendes Urtheil über Parnells Manifeſt, welches ſie als das gewiſſenloſeſte Schriftſtück, welches ein Politiker jemals zu Papier gebracht habe, bezeichnet. — Die conſervative „St. James’ Gazette“ ſchreibt: „Die große und erſtaunliche Enthüllung, welche Parnell gemacht hat, iſt die, daß die Gladſtone’ſche Home-Rule eine geplatzte Seifenblaſe iſt. Sie ſteht als Humbug und Schwindel enthüllt da. Wir als Unioniſten können nur dankbar ſein, daß Parnell in ſeiner Verzweiflung die Lunte in das Pulvermagazin geworfen und in einem Lichtmeere das Gladſtone’ſche Home-Rule als den Schwindel entpuppte, für den wir es ſchon lange hielten.“ Gladſtone iſt die Antwort auf Parnells Manifeſt nicht lange ſchuldig geblieben. In einem an die heutigen Abend- blätter gerichteten offenen Schreiben beſtreitet er kategoriſch die Genauigkeit der Angaben Parnells über die zwiſchen ihm und den iriſchen Führern in Hawarden gepflogenen Unter- redungen. Keinen einzigen ſeiner Home-Rule-Pläne habe Parnell ernſtlich beanſtandet, noch habe er ihm zu verſtehen gegeben, daß dieſe Pläne die Beſtrebungen der iriſchen Race nicht befriedigen dürften. Gladſtone zeiht Parnell des Ver- trauensbruches, da die Unterhaltung ſtrict vertraulich war. Schließlich erklärt der Führer der liberalen Partei, er ſei ſtets dafür geweſen, daß die nationale Partei in Irland gänzlich unabhängig von der liberalen Partei Großbritanniens bleiben ſollte. Der „Times“ wird mitgetheilt: „Der Vorſchlag des Ab- geordneten Atherley-Jones zu Gunſten einer Rückkehr der liberalen Partei zu dem Programm von 1885, falls Parnell es ablehnen ſollte, zurückzutreten, findet Billigung unter den ge- mäßigteren der Anhänger Gladſtone’s. Es werden indeß in der Sache keine Schritte geſchehen, bis die Frage, ob Parnell gehen ſoll oder nicht, entſchieden iſt. Im Falle einer Entſchei- dung im letzteren Sinne werden Atherley-Jones und ſeine Freunde ſofort zuſammentreten, um zu erwägen, ob die liberale Partei nicht aufgefordert werden ſollte, Home-Rule in den Hinter- grund zu ſtellen und brittiſchen Fragen den Hauptplatz in ihrem Programm anzuweiſen.“ Der „Standard“ erwähnt ebenfalls, daß im liberalen Lager demnächſt eine Bewegung in Fluß kommen dürfte, im liberalen Programm engliſchen Reformen den Vorrang vor Home-Rule für Irland einzuräumen. Sollte Gladſtone von der activen Führerſchaft der liberalen Partei zurücktreten, würde Sir William Harcourt der Leiter der Oppo- ſition auf der angedeuteten Grundlage werden. Der radicale Flügel ſoll ein ſolches Verfahren lebhaft begünſtigen. Es heißt, daß von den iriſchen Abgeordneten 53 am Montag gegen Parnell und nur 23 für ihn ſtimmen werden. Das Votum von 8 Mitgliedern gilt als zweifelhaft. Die Staatskirchen-Geſellſchaft, welche den kirchlichen Proceß gegen den Biſchof von Lincoln wegen Ritualismus angeſtrengt hat, wird gegen das Urtheil des Erzbiſchofs von Canterbury beim Geheimen Rath Berufung einlegen. Frankreich. * Paris, 29. Nov. Die Kammerſitzung, in welcher der Finanzminiſter Rouvier eine kleine Niederlage erlitt, hatte, kurz berichtet, folgenden Verlauf: Auf der Tagesordnung ſtand die Discuſſion des Anleiheprojectes. Der radi- cale Hr. Camille Pelletan verlangte die Vertagung der Debatte, indem er die Anſicht ausſprach, daß über dieſe Anleihe erſt nach dem Votum über das Einnahmebudget be- rathen werden könne, alſo, wenn die Kammer wiſſe, über welche Hülfsmittel ſie verfüge. Der Präſident der Budget- commiſſion bekämpfte dieſen Antrag lebhaft, da dieſer, wenn er angenommen würde, die Berathung des Budgets hemme und den Aufſchub verſchiedener Capitel zur Folge haben müſſe. Finanzminiſter Rouvier ſeinerſeits bemerkte, daß man, da das Ausgabenbudget beinahe vollſtändig votirt wäre, auf Realiſirung von Erſparniſſen nicht mehr rechnen könne, um das Gleichgewicht im Budget herzuſtellen. Das vorliegende Budget beruhe auf drei Cardinalpunkten: Einverleibung des außer- ordentlichen Kriegsbudgets in das ordentliche Budget; Liqui- dation der ſchwebenden Schuld durch eine Anleihe, und Her- ſtellung des Gleichgewichts im Budget durch fortlaufende Ein- nahmen, d. h. durch neue Steuern. Gehe die Kammer auf den Antrag des Hrn. Pelletan ein, ſo zerſtöre ſie ſelbſt ihr begonnenes Werk. Trotz den mit Intereſſe angehörten Ausführungen des Finanzminiſters wurde der Antrag Pelle- tans mit 275 gegen 233 Stimmen angenommen. Die Rechte, die Radicalen und die Boulangiſten bildeten die Ma- jorität. Dieſes Reſultat der Abſtimmung rief allgemeine Bewegung und Aufſehen hervor. Rouvier ſchien im erſten Augenblick ge- willt, ſeine Entlaſſung zu geben, nach einigem Nachdenken hat er ſich jedoch wieder beſonnen und zuvor mit dem Conſeilspräſidenten Freycinet conferirt. Dieſer war der Meinung, daß ein Votum über eine einfache parlamentariſche Procedur den Rücktritt des Finanzminiſters nicht nach ſich ziehen könne. Hr. Rouvier bleibt daher im Amte und wird abwarten, wie die Kammer ſich zu dem Anleiheproject ſelbſt ſtellen wird. Immerhin iſt die Gefahr nicht ganz ausgeſchloſſen, daß nun doch noch im letzten Moment das Budget nicht ſo glatt durchkommen und vielleicht mit einer miniſteriellen Kriſis endigen könnte. Die Kammer ſteht ſichtlich unter dem Eindruck des an ſich ſo nichtsſagenden und trügeriſchen, aber für die Wählermaſſen packenden und da- her in ſo vielen Wahlprogrammen proclamirten Schlagwortes: „Keine Anleihe, keine neuen Steuern!“ Der Budgetausſchuß war zwar in ſeiner heutigen Sitzung der Anſicht, daß die in Indo-China einigen Fabri- canten und Bahngeſellſchaften gewährten Zollermäßigungen ſich nicht durch den tongkineſiſchen Zolltarif rechtfertigen ließen, lehnte aber doch den Antrag Clémenceau, 300,000 Fres. am Budget der Colonie zu ſtreichen, ab. Die Kammer iſt dieſem Beſchluſſe mit einer Mehrheit von 9, nach anderen An- gaben von 17 Stimmen beigetreten. In Sachen der „Geſellſchaft der Freunde Ruß- lands“ veröffentlicht der „Gaulois“ folgende Briefe: (An den Miniſter des Innern.) „Paris, 22. November 1890. Herr Miniſter! Wir nehmen uns gehorfamſt die Freiheit, Sie zu bitten, uns gütigſt den Beſchluß mitzutheilen über unſer am 16. Juli d. J. im Namen der „Geſellſchaft der Freunde Rußlands“ an Sie gerichtetes Geſuch, für unſre Geſellſchaft die Autoriſation zu ertheilen. Die Männer der Ordnung und Geſetzlichkeit, aus denen ſich das Comité zuſammenſetzt, haben ſofort nach ihrer Er- nennung es ihre erſte Sorge ſein laſſen, gemäß dem Geſetz von der Regierung die Genehmigung zu erlangen, indem ſie ſich ver- pflichten, ſich allen Bedingungen zu unterwerfen, welche die Re- gierung der „Geſellſchaft der Freunde Rußlands“ aufzulegen für gut beſindet. Die Geſellſchaft verlangt nicht, als eine Einrichtung von öffentlicher Nützlichkeit anerkannt zu werden; ſie beſchränkt ſich darauf, ihre Autoriſation zu verlangen; ſie rechnet darauf, Herr Miniſter, daß ſie dieſelbe aus Intereſſe für das hohe Ziel, welches ſie ſich geſtellt hat, erhalten wird. Genehmigen Sie ꝛc. Féry d’Esclands.“ Der Miniſter antwortete: „Paris, 28. Nov. 1890. Mein Herr! Ich habe die Ehre gehabt, Ihnen, als Sie zu mir kamen, um mir Ihre Vorſchläge über die Gründung einer „Geſellſchaft der Freunde Rußlands“ auseinander zu ſetzen, zu erklären, aus welchen Gründen allge- meiner Natur die Regierung nicht in der Lage iſt, zu Gunſten dieſer Geſellſchaft von einer Regel abzuweichen, welche ſie bis heute einhalten zu ſollen geglaubt hat und auch eingehalten hat. Nachdem ich von neuem mit meinem Collegen, Hrn. Ribot, con- ferirt habe, ſehe ich mich zu meinem Bedauern genöthigt, Sie davon in Kenntniß zu ſetzen, daß ich auf meiner Entſcheidung beharren muß. Mein Bedauern iſt um ſo lebhafter, als die Ur- heber jenes Projectes hervorragende Männer ſind, deren Weisheit und patriotiſche Abſichten wohlbekannt ſind, und für die mein College, wie ich, die größte Hochachtung haben, und als Sie der Vorſitzende dieſer Geſellſchaft ſein ſollen. Es liegt mir daran, dies Ihnen perſönlich gegenüber zu betonen. Empfangen Sie ꝛc. ... Der Miniſter des Innern: Conſtans.“ Das Comité der Geſellſchaft der „Amis dela Russie“ hat da- raufhin geſtern Abend nach längerer Discuſſion eine Reſolution ge- faßt, in der es heißt: „Die Freunde Rußlands wurden in ihrem Wunſche, eine Autoriſirung zu erlangen, von dem Gedanken geleitet, ſich mit den kräftigſten Mitteln zur Erreichung ihres erhabenen Zieles zu waffnen. Aber ſie ſind vor allem die „Freunde Frankreichs“ und nehmen die bekannten oder gehei- men Gründe hoher politiſcher Rückſicht an, die ihnen zur erſten Pflicht macht, der Regierung ihres Landes keinerlei auswärtige Schwierigkeiten zu bereiten.“ Rumänien. H. Bukareſt, 28. Nov. Trotz des noch am Vorabende der Parlamentseröffnung ziemlich ausſichtsloſen Standes der Cabinetsergänzungsfrage war doch die Freude der alt- conſervativen Anhänger L. Catargiu’s darüber, daß es nun doch zu einem Bruche zwiſchen Mano und den Junimiſten kommen werde, eine verfrühte geweſen. Der Miniſterpräſident hat dem letzten von Carp und ſeinen Geſinnungsgenoſſen ge- ſtellten Antrage betreffs der Cabinetsergänzung beigeſtimmt und hat dadurch die Haltloſigkeit jener Gerüchte nachgewieſen, welche behaupteten, daß Mano aus Mißtrauen gegen die Junimiſten keinem eine Befeſtigung des junimiſtiſchen Regierungseinfluſſes bedingenden Projecte zuſtimmen werde. Denn als eine Verſtärkung dieſes Einfluſſes muß die jetzige Umgeſtaltung des Cabinets Mano trotz des Umſtandes gelten, daß neben dem parteipolitiſch farbloſen Kriegsminiſter Vladesco drei conſervative und drei junimiſtiſche Kronräthe im erneuerten Compromißminiſterium Platz gefunden haben. Der Advocat und Deputirte Triandafil, welcher an Stelle des ausſcheidenden bisherigen Domänen- miniſters Peucesco als dritter conſervativer Miniſter dem Cabinete beitrat, ſteht nämlich in ſeinen politiſchen Anſichten der junimiſti- ſchen Gruppe ſo nahe, daß von ihm ſicherlich keine Oppoſition irgend einem junimiſtiſchen Reformprogramm gegenüber zu erwarten ſteht, und Mano würde daher der Ernennung Triandafils zum Juſtizminiſter ſchwerlich beigeſtimmt haben, wenn er in den Be- ſtrebungen der Junimiſten eine Gefahr für ſeine eigene politiſche Ueberzeugung ſähe. An Stelle des gleichfalls demiſſio- nirten früheren Juſtizminiſters Th. Noſetti iſt T. Majoresco als Unterrichtsminiſter und Arbeitenminiſter dem Cabinet bei- getreten, und auch die Einbeziehung dieſes wegen der Schärfe ſeiner Kritik von ſeinen politiſchen Gegnern gefürchteten elegan- teſten Parlamentsredners der Junimiſten in die Regierung iſt als eine Verſtärkung des junimiſtiſchen Elements im Thronrathe zu betrachten. Th. Noſetti aber, deſſen Ernennung zum General- gouverneur der Nationalbank wohl ſchon das nächſte Amtsblatt veröffentlichen wird, hat in dieſer ſeiner neuen Vertrauensſtel- lung einen Wirkungskreis von ſo hervorragender Bedeutung für die finanz- und volkswirthſchaftliche Entwicklung Rumäniens gefunden, daß ſeine Berufung an dieſe Stelle als die beſte Gewähr für die Einhaltung jener Politik gelten kann, welcher das Land die Einführung der Goldvaluta ohne Belaſtung des Staates und eine weſentliche Erhöhung ſeines Credits im Auslande zu danken hatte. Das bisher von Peucesco verwaltete Domänenminiſterium iſt an den bisherigen Arbeiten- miniſter Marghiloman übergegangen, welcher, erſt ſeit Bildung des Cabinets Th. Roſetti-Carp vom 3. April 1888 in den Vordergrund des politiſchen Lebens getreten, ſich trotz ſeiner Jugend als eines der tüchtigſten und leiſtungsfähigſten Mit- glieder der junimiſtiſchen Partei bewährt hat. Heute wurde die Zuſammenſtellung des neuen Cabinets, in welchem die Miniſter Mano, Lahovary, Ghermani und Vladesco ihre bis- herigen Reſſorts beibehielten, den geſetzgebenden Körperſchaften bekannt gegeben, und die Kammer hat auch derſelben bereits dadurch ihre Zuſtimmung ertheilt, daß ſie den Regierungs- candidaten G. Gr. Cantacuzeno mit 75 Stimmen zu ihrem Vorſitzenden wählte, während auf den altconſervativen Oppo- ſitionscandidaten L. Catargiu 47 Stimmen und auf den liberalen Oppoſitionscandidaten D. Bratiano nur 17 Stimmen entfielen. (Im Senat hat dagegen das neue Miniſterium am 29. d. M. eine Niederlage erlitten, indem bei der Präſidenten- wahl ſein Candidat mit 52 Stimmen in der Minorität blieb, während der Oppoſitionelle General Floresco mit 53 Stimmen durchdrang. Der Miniſterpräſident hat dieſes Votum als ſo bedeutſam bezeichnet, daß er über dasſelbe dem König Bericht erſtatten müſſe. D. N.) Bayeriſche Chronik. Amtliche Nachrichten. * Stiftungen. Der von dem Orden der Elifabethinerinnen in Neuburg a. D. zur Errichtung und zum Betriebe einer Verpflegungs- anſtalt für weibliche Unheilbare in Lauingen begründeten Wohl- thätigkeitsſtiftung, welche in erſter Linie für Angehörige des Regierungs- bezirks Schwaben und Neuburg beſtimmt iſt und deren Fundations- vermögen vorbehaltlich weiterer Zuſtiftungen aus der zu bezeichnetem Zwecke von der Diſtrictsgemeinde Laningen zur Verſügung geſtellten Grundſläche und einem von einer Kreiscollecte herrührenden, durch Admaſſirung vermehrten Capitale von ungefähr 50,000 M. beſteht, iſt nach Maßgabe der Stiftungsurkunde vom 25. Juni 1. J. unter dem Namen „Eliſabethenſtiftung“ die allerhöchſte landesherrliche Beſtätigung ertheilt; ebenſo iſt der von dem Privatier Joſeph Reſe von Velburg mit einem Capitale von 3000 M. begründeten örtlichen Stiftung zur Leſung einer heiligen Meſſe an den Namenstagen des Stifters und zur Be- ſtreitung des Schulgeldes und der Koſten für die Anſchaffung von Lehr- büchern für in Velburg (Oberpfalz) beheimathete, die dortige Volksſchule beſuchende Kinder unbemittelter, im Erwerbe beſchränkter oder mit Anweſensſchulden überlaſteter Eltern nach Maßgabe der Stiſtungs- urkunde unter dem Namen „Joſeph Reſe’ſche Stiftung“ die allerhöchſte landesherrliche Beſtätigung ertheilt worden. * Juſtizdienſt. Dem Landgerichte München I ſind wegen Bildung einer weiteren Kammer vom 1. Januar 1891 an ein Director und vier Räthe, vorerſt außer dem Status beigegeben, ſohin der Ober- landesgerichtsrath Johann Michael Schuberth in München auf An- ſuchen zum Director am Landgerichte München I ernannt, die im Staatsminiſterium der Juſtiz verwendeten zweiten Staatsanwälte Auguſt Griesmeyer und Friedrich Heinzelmann, ferner der Amtsrichter Adolf Ziegler am Amtsgerichte München I zu Räthen am Landgerichte München I befördert und der Landgerichtsrath Johann Baptiſt Schneidhuber in Traunſtein auf Anſuchen an das Landgericht München I verſetzt. * Verwaltung. Dem zum rechtskundigen Magiſtratsrathe der Stadt Regensburg wiedergewählten Ferdinand Fauner iſt die Be- ſtätigung in definitiver Eigenſchaft ertheilt worden. Der Bezirksamt- mann Martin Erras in Cham iſt zum Rathe bei der Brand- verſicherungskammer mit dem Range und Titel eines Regierungsrathes, zum Bezirksamtmann von Cham der Bezirksamtsaſſeſſor von Speyer Adalbert Dilg befördert, an das Bezirksamt Speyer der Bezirksamts- aſſeſſor Jakob Eßlinger von Sulzbach und an das Bezirksamt Sulzbach der Bezirksamtsaſſeſſor Georg Singerthum von Alzenan, beide auf Anſuchen verſetzt, zum Bezirksamtsaſſeſſor von Alzenan der Acceſſiſt der Regierung, Kammer des Innern von Unterfranken und Aſchaſfenburg Karl Lindig ernannt worden. * Hof- und Perſonalnachrichten. Prinz Leopold iſt von ſeinem Beſuche auf Schloß Gödöllö bei Peſt Sonntag Abends 6 Uhr 42 Min. mit dem Schnellzuge über Salzburg wieder hier eingetroffen. — Der Herzog und die Herzogin von Alençon mit der Prinzeſſin Louiſe ſind Sonntag Abend mit dem Schnellzug von Innsbruck hier angekommen und im Hotel Bellevue abgeſtiegen. Prinz Alphons, der Bräutigam der Prinzeſſin Louiſe, ſtattete alsbald ſeinen Beſuch im Hôtel ab, worauf ſich die Herrſchaften zum Beſuche der Frau Herzogin Max und des Herzogs Karl Theodor nach dem herzoglichen Palais in der Lud- wigſtraße begaben. — Die Fürſtin Hohenlohe, Gemahlin des Statthalters von Elſaß-Lothringen, iſt mit ihrer Tochter, Prinzeſſin Eliſabeth, geſtern nach Wieſentheid zum Beſuche ihres Schwieger- ſohnes, des Grafen von Schönborn, abgereist und wird im Laufe dieſer Woche nochmals zu kurzem Aufenthalt hier ein- treffen. △ Zur Erinnerung. Mit dem heutigen Tage begannen vor 20 Jahren die ewig denkwürdigen und blutigen Schlachten und Gefechte des December 1870, in welchen das I. Armeecorps unter vielen Verluſten und unter den größten Strapazen eine Reihe herrlicher Siege miterringen half. Vom 1. bis 10. December waren manche Abtheilungen des Corps täglich im Kampfe mit einem tapfern und hartnäckigen Feinde, während ſie gleichzeitig die Unbilden eines überaus ſtrengen Winters zu ertragen hatten. Er- ſchöpft durch gewaltige Verluſte an Mannſchaft und Material mußte ſchließlich das I. Armeecorps aus der Gefechtslinie gezogen und in Orléans und ſpäter vor Paris retablirt werden. In vielen Regi- mentern des I. Armeecorps wird in dieſem Jahre die Erinnerung an jene Tage feſtlich begangen werden. * Der von uns bereits erwähnte Volksverein für das katholiſche Deutſchland veröffentlicht nunmehr ſeinen Aufruf auch in den bayeriſchen Centrumsblättern. Aus Bayern haben den Aufruf folgende Herren unterzeichnet: Dr. Orterer, Freiſing, Graf Konrad Preiſing, München, Dr. Sieben, Deidesheim, Biblio- thekar Dr. Stamminger, Würzburg. Sitz des Vereins iſt in Mainz, Zweck: Bekämpfung der Socialdemokratie. * Kammermuſik-Abend. Der erſte Kammermuſik-Abend der HH. Bußmeyer, Walter und Ebner ſindet nunmehr Mittwoch den 3. December im großen Muſeumsſaale ſtatt. Den Cello-Part hat an Stelle des durch Krankheit verhinderten Hrn. Ebner Hr. Kammermuſiker Bennat freundlichſt übernommen. * Am 6. December l. J. beabſichtigt Hr. Muſikdirector Arnold Schönhardt aus Reutlingen im großen Odeonsſaale ein Concert zum Beſten des hieſigen Arbeiterinnenheims, ſowie des Knaben- und Mädchenhortes zu veranſtalten. Er wird ſich als Orgelvirtuoſe einführen, als welcher er nach uns vorliegenden Berichten aus ſeiner Heimath gilt, und — unterſtützt durch eine Anzahl hieſiger und auswärtiger Kunſtkräfte — ein ſehr reichhaltiges Programm darbieten, darunter die für München noch neuen bibliſchen Bilder von Laſſen. Schon im Intereſſe des humanitären Zweckes wäre ein recht zahlreicher Beſuch zu wünſchen, der ſich ſicher auch nach der künſtleriſchen Seite hin lohnen wird. * Franz v. Lenbachs neueſtes Werk, ein Bismarck-Portrait im Jagdcoſtüm, iſt gegenwärtig im Kunſtſalon von J. Littauer, Odeonsplatz 2, ausgeſtellt. † K. Hoftheater. Wegen Unpäßlichkeit des Fräulein Bland wird heute Abend im k. Hoftheater nicht „Die Jungfrau von Orleans“, ſondern „König Lear“ (Abonnements-Abtheilung I)

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2021-09-13T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine333_1890
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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 333. München, 1. Dezember 1890, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine333_1890/4>, abgerufen am 12.06.2024.