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Allgemeine Zeitung, Nr. 347, 15. Dezember 1890.

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München, Montag Allgemeine Zeitung 15. December 1890. Zweites Abendblatt Nr. 347.
[Spaltenumbruch] würde, in welcher er eine Erhöhung der Geldcirculation durch weitere
Silberankäufe vorschlagen werde. Schatzsecretär Windom, welcher
gegenwärtig in New-York behufs Besprechung der Lage mit dortigen
Finanzcapacitäten weilt, soll mit dem Plane einverstanden sein, den
gegenwärtig auf 13 Millionen Unzen geschätzten Silbervorrath, sowie
auch eine weitere, der jährlichen Banknoteneinziehung entsprechende
Quantität Silber anzukaufen, so daß die Geldcirculation im ganzen um
30 Millionen Dollars erhöht würde.

New-Yorker Banken.

Die Reserve der New-Yorker Banken,
welche vor acht Tagen 2,425,000 Doll. unter dem gesetzlichen Minimum
gewesen war, zeigt nach einem Londoner Telegramm der "Frkf. Ztg."
jetzt einen Ueberschuß von 625,000 Doll.

Amerikanische Eisenbahnen.

Sämmtliche Eisenbahnen
westlich von Chicago, ausgenommen die Chicago Alton Company,
haben, wie schon kurz gemeldet, Hrn. Pierpont Morgans Ein-
ladung zu der am 15. d. in seinem Hause stattfindenden Conferenz
angenommen. Der Bersammlung wird eine Resolution unter-
breitet werden, welche die Bildung eines Berbandes der Präsidenten
der betheiligten Eisenbahnen unter der Bezeichnung die Western
Railway Association bildet. Der Zweck des Verbandes nach Mit-
theilungen von betheiligter Seite ist, öffentliche, vernünftige, gleich-
mäßige und stabile Sätze herzustellen, die billig für das Publicum
sind und doch einen reinen Nutzenertrag belassen; jeder Eisenbahn
ein gehöriges Verhältniß von Geschäft, zu welchem sie natürlich
berechtigt ist, zu sichern, unnöthige und kostspielige Diversionen
des Verkehrs zu verhindern, neue Sparsamkeitsmaßregeln und neue
Methoden der Erlangung und Handhabung von Güter- und
Passagierverkehr einzuführen, um größere Bequemlichkeiten und
Vortheile für ihre Kunden, sowie vernünftige Nutzenerträge für
die Gesellschaften selber zu sichern. Der Verband wird diese Zwecke
hauptsächlich durch Sparsamkeitsmaßregeln und nicht durch Tarif-
erhöhungen zu erreichen suchen.



Börsenwochenberichte.

Die Halbmonats-Liquidation an der
hiesigen Börse ist allerdings ohne Insolvenzen verlaufen, aber doch
nicht, ohne daß es zu Schwierigkeiten gekommen wäre. Dieselben
betrafen die sehr erheblichen Differenzen eines Speculanten außer-
halb der Börse zumeist in amerikanischen Eisenbahnwerthen in Höhe
von 30---35,000 Pf. St. Die Angelegenheit wurde in letzter
Stunde durch Baarzahlung von 50 Proc. und Gutschein für den
Rest beglichen, in Folge dessen es den betreffenden Maklern möglich
wurde, ihre Verpflichtungen ihrerseits zu erfüllen. Aber noch eine
andere größere Last drückt den Markt; die Masse der hiesigen
Firma B. Neugaß & Co. ist noch immer nicht liquidirt. Es ist
dies jene Firma, welche durch ihre kolossalen Speculationen, derent-
willen sie fremde Hülfe in Anspruch nehmen mußte, den ersten An-
stoß zu der jetzigen Krisis gab. Der Stand dieser Masse soll
neuerdings dadurch erschwert worden sein, daß Ziehungen des vor
Kurzem insolvent gewordenen Baumwollhauses V. & A. Meyer in
New-Orleans in Höhe von 20,000 Pf. St. zu honoriren waren.
Nach dem "Daily News" soll die Firma Neugaß 146,000 Pfund
Sterling Differenzen an der Börfe schulden, während sie
1,250,000 Pfund Sterling gegen verpfändete Sicherheiten
zu zahlen hat. Es sollen nun Verhandlungen schweben, um
die Firma in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftpflicht umzu-
wandeln, welche die Activa übernehmen und 6proc. Obligationen
ausgeben würde, welche die Börse als Casse für die Differenzen in
Zahlung zu nehmen hätte. Schon die Erwähnung dieser An-
gelegenheit genügt, um klar zu machen, daß die Hoffnungen,
welche aus einigen Tagen der Erholung an der New-Yorker
Börse und aus dem glatten Verlaufe der hiesigen Liquidation
auf die vollständige Beilegung der Krisis drüben und hier schließen,
verfrühte sind. Ueber dem amerikanischen Markte schwebt noch
immer die nothwendige Liquidation der Ueberspeculation in
Waaren und Effecten, welche ins Werk gesetzt war, weil dort
Alles auf einen allgemeinen Aufschwung der Geschäfte als Folge
der McKinley-Bill und der Silbergesetzgebung rechnete. Dieser
Aufschwung ist aber nicht eingetreten, schon weil man annimmt,
daß in kurzer Zeit Abänderungen dieser Gesetzgebung zu gewärtigen
sind, und außerdem aus dem Grunde, weil eben Alles daraufhin
speculirt hat. Der Londoner Markt aber kann und wird nicht
eher zur vollen Ruhe kommen, bis die argentinische Frage
endgültig gelöst ist. Freilich ist Vorsorge für den Januarcoupon
der Staatsanleihen getroffen, so daß die dringendste Gefahr ab-
gewendet erscheint. Aber es ist nicht zu bezweifeln, daß ohne
fremde Hülfe die weitern Zahlungen großen Schwierigkeiten begegnen
würden, gar nicht zu gedenken der Verpflichtungen für die Cedulas,
Provincialanleihen und dergleichen. Nachdem die Vorschläge der eng-
lischen Mitglieder des argentinischen Comites weder in Europa
noch in Buenos Aires die von denselben erwartete günstige Auf-
nahme gefunden haben, scheint etwas mehr Bereitwilligkeit sich ein-
[Spaltenumbruch] gestellt zu haben, auf die Ansichten der continentalen Finanzleute
Nücksicht zu nehmen. Die "Times" geben, wie telegraphisch ge-
meldet, zwar nur zu, daß man in nebensächlichen Fragen Entgegen-
kommen zeigen wolle, aber man weiß doch wohl ganz gut, daß die zwei
Projecte so verschiedenartige Ansichten im Princip der einzuschlagenden
Maßregeln bekunden, daß für eine Versöhnung ein Aufgeben nur neben-
sächlicher Punkte gegenstandslos wäre. Immerhin bewirkte das Bekannt-
werden der versöhnlichen Stimmung hier am Freitag eine ziemlich
bedeutende Steigerung der argentinischen Werthe, trotz der Nach-
richt, daß das Goldagio in Buenos Ayres auf 200 Proc. gestiegen
sei. Wenn wir somit vor sanguinischer Auffassung der Lage
warnen, so sind doch andrerseits Symptome bemerkbar, welche da-
für sprechen, daß ein weiteres Hinübergreifen der Krisis auf
Handelskreise nicht zu befürchten sein dürfte. Prophezeiungen über
die weitere Gestaltung von Krisen sind aber im allgemeinen be-
dentlich, weil unvermuthete Zwischenfälle in so erregter Zeit und
auf so geschwächte Kräfte weit schlimmer wirken, als in gewöhn-
lichen Zeitläuften. Aus New-York ist an hiesige leitende Finanz-
kreise die Nachricht gelangt, eine weitere Versorgung mit Gold aus
Europa sei nicht nöthig, da das Vertrauen jener Häuser, die kürz-
lich ablehnten, Wechsel auf Europa überhaupt zu kaufen, theilweise
wieder hergestellt sei, so daß Rimessen auf hier jetzt leichter ver-
käuflich sind. Dadurch ist der hiesige Geldmarkt etwas erleichtert
worden, und 3-Monat-Wechsel sind jetzt mit 41/4 Proc. und selbst
darunter unschwer zu begeben.

Londoner Geldmarkt.

Unter dem Einflusse der Gold-
verschiffungen nach den Vereinigten Staaten hat sich der Disconto-
markt in verflossener Woche versteift, und der Satz für beste Drei-
monatswechsel stellt sich jetzt auf 4--4 1/8 Proc. "Die bis jetzt
nach Amerika geflossene Summe", schreibt der "Economist" in
seinem Wochenbericht, "ist nicht mehr als entbehrt werden kann,
in Anbetracht des gegenwärtigen Standes der Bankreserve und der
Thatsache, daß Gold im ungefähren Betrage von 11/2 Mill. Pfo. St.
von Brasilien und Australien hieher unterwegs ist. Die Bank
könnte jedoch kaum viel mehr entbehren, ohne gezwungen zu sein,
Schutzmaßregeln zu ergreifen. Es darf nicht vergessen werden,
daß die von der Bank von Frankreich entlehnten 3 Mill. Pfd. St.
Anfangs nächsten Jahres zurückgezahlt werden müssen, und wenn
dieser Betrag von dem gegenwärtigen Metallvorrath abgezogen
wird, ist der Rest nicht allzu groß. Der Gang der Ereignisse in
den Vereinigten Staaten wird demnach mit lebhaftem Interesse be-
obachtet werden. Wir sind zu der Meinung geneigt, daß das
äußerste Stadium der Verlegenheit vorüber ist. Die Goldentnahmen
von diesseits scheinen den Einfluß gehabt zu haben, die Besorgniß,
daß Geld nicht verfügbar sein wird, wenn es gebraucht wird, zu
verscheuchen, und im Rückblick darauf, daß die bestehenden Ver-
bindlichkeiten sich allmählich selber liquidiren, wird sich das Ge-
schäft hoffentlich selber langsam aufrichten. Eine rasche Erholung
ist nicht zu erwarten. Es ist indeß unmöglich, diese Ansicht mit
einigem Grad von Zuversicht zu hegen, und wo Alles so ungewiß
ist, ist das beste Berfahren, daß der hiesige Markt sich für
irgendwelche Anforderungen, die an denselben herantreten mögen,
in Bereitschast hält."
Der "Economist" bestätigt die St. Peters-
burger Meinung, daß zwischen der Bank von England und dem
russischen Finanzdepartement ein Abkommen getroffen worden sei,
demzufolge die Depots der russischen Regierung bei dem Bank-
hause Baring Brothers für eine gewisse Frist zu einem verhältniß-
mäßigen Zinssuße bei der Bank von England deponirt werden
sollen. Der Vorschlag dazu sei indeß nicht von der Bank von
England, sondern von der russischen Regierung ausgegangen. --
Am Silbermarkt fiel die Notirung für Barrensilber stetig bis
Mitte der Woche, worauf sie sich ebenso stetig erholte und etwa so
schließt wie am Ende voriger Woche. Am letzten Sonnabend stieg
der Preis in Folge knapper Vorräthe um 1/4d auf 48d per Unze,
aber unter dem Einflusse der sinanziellen Nachrichten aus Amerika
schwächte sich die Notirung am Montag um 1/2d auf 471/2d per
Unze ab, zu welchem Preise Umfätze stattfanden. Dann ging der
Preis auf 471/4d zurück, worauf sich die Besserung einstellte. Das
Barrensilber per "John Elder" aus Chile wurde am Mittwoch zu
473/4d per Unze verkauft -- eine Preiserhöhung von 1/2d --
und am Donnerstag fanden ziemliche Umsätze zu 48d statt.
Geftern hoben sich Barren um 1/8 d auf 48 1/8 d. Mexicanische
Dollars wurden zu 46 5/8 d per Unze gehandelt. Quecksilber notirte
91/4 Pfd. St. aus erster Hand.

Die anspruchsvolle Festigkeit des hiesigen
Platzes wird durch die Beschränkung des Verkehrs in internatio-
nalen Papieren corrigirt, für welche Unterkunft gesucht wird. Die
argentinische Republik fügt zu ihrem Krach noch Zollerhöhungen,
welche den französischen Handel schwer treffen. Die franco-russische
Bank versichert in einem Umlaufschreiben, daß sie nur die Obli-
gationen des argentinischen Foncier von Santa Fe eingeführt hat,
welcher bisher noch nicht in die Lage gerieth, von der Staats-
[Spaltenumbruch] garantie Gebrauch zu machen. Der französische Gläubigerausschuß
für Argentinien läßt nichts von sich hören, wohl darauf rechnend,
ein Land, das so große Reichthümer und so wenig Gewissen be-
sitzt, werde mit der Zeit unausbleiblich wieder auf die Beine
kommen. Die Banque de Paris steigt beträchtlich mit den Actien
der brasilianischen Nationalbank, die auf 700 gehen. Sie soll
sich mit der Bank der Vereinigten Staaten von Brasilien ver-
schmelzen und die neue Bank soll einen Notenumlauf im Betrage
von 1500 Millionen Franes unterhalten. Eine starke Commission
verdient die Banque de Paris an der Emission 3procentiger Eisen-
bahnenrente der Schweiz in einem ersten Betrage von 35 Millionen,
worauf mit Ueberstürzung subscribirt wird. Die Banque d'Escompte
hat an industriellen Emissionen hinreichend gewonnen, um ihre
Dividende auf 20 Francs für einbezahlte 125 Francs zu erhöhen.
Bekanntlich haben Baron Soubeyran und seine Banque d'Escompte
vor 10 Jahren die sehr ausgedehnten Operationen der italienischen
Valutaregulirung financirt und mit Erfolg durchgeführt. In den-
selben Kreisen hegt man gegenwärtig die Besorgniß, den
Zwangscurs in Italien wieder hergestellt zu sehen, wenn
die wirthschaftlichen Gebrechen fortbestehen. Auf der Börse
macht man sich auf beträchtliche Lieferungen nagelnener
Stücke italienischer Rente gefaßt; daher ihre Baisse unter 94
mit einem halbjährigen Coupon. Borzüglich das Anlagecapital
begünstigt das Steigen der österreichisch-ungarischen Renten auf
Grund beträchtlicher Fortschritte der Staatswirthschaft. Auffallend
belebt und fest war der Comptant der russischen Obligationen.
Portugiesische Renten und Bahnen steigen, weil von einer finan-
ziellen Sanirung oder Rettung des Landes gesprochen wird. Die
Banque de Paris, das Comptoir d'Escompte, der Credit Industriel
und deutsche Geldmächte machen Portugal einen ersten Vorschuß
zur Deckung aller Geldbedürfnisse während 6 Monaten. Zur
Consolidirung der schwebenden Schulden und gegen Verpfändung
des Tabakmonopols gewähren sie ihm ein 4procentiges Anlehen
von 200 Millionen, wovon 180 Millionen in Paris zu subscribiren
sind. In Frankreich lauten die Geschäftsberichte meistentheils
günstig, obschon die Geschästswelt wie die politischen und auch
diplomatischen Kreise den Parlamentsdebatten über die Zölle mit
dem beklommenen Vorgefühle entscheidender Ereignisse entgegen-
sehen. Die Vahneinnahmen gehen dem Jahresschlusse mit einem
Mehr über das Ausstellungsjahr entgegen. Doch wird der Rein-
gewinn wegen der gestiegenen Kohlenpreise und wegen vielfacher
Erneuerung des Materials geringer sein. Die Erhöhung der
Couponsteuer läßt sich an den Obligationen der Bahnen, des
Foncier u. dgl. weniger verspüren, als die Gegner der Maßregel
es vorausgesagt hatten. Die tunisischen 31/2procentigen Obli-
gationen werden zu 504 gekauft, da städtische Anlehen zu 31/2,
ungeachtet der Couponsteuer, emittirt und realisirt werden. Zu
521 wird das 6procentige Anlehen von Madagaskar gehandelt.
Die algierische Bank über 1691 erweitert ihren Betrieb; ihr Noten-
umlauf erreicht 80 Millionen, aber ihren laufenden Verpflich-
tungen im Betrage von 111 Millionen steht nur ein Baarschatz
von 37 Millionen entgegen. Das Fallen des Kupfers und der
Kupferpapiere und die immer noch vorkommende Unsicherheit im
internationalen Verkehre bestimmten die Speculation zum Wochen-
schlusse, Gewinnstrealisirungen an den hohen Rentencursen vorzu-
nehmen, ohne den erworbenen Curs 96 zu gefährden. Ohne den
Subscriptionstag und den Emissionscurs des Anlehens von 870
Millionen zu wissen, bezahlt man mit einem Aufgelde von 11/4 Frcs.
die eventuellen Subfcriptionsresultate. Mit dem neuen Anlehen
wird die "consolidirte" Staatsschuld 36 Milliarden übersteigen.
Es kommen davon 3 Milliarden auf die consolidirten Sparcassen-
Einlagen, wovon die Einlagen von je 1000--2000 Frcs. eine
Milliarde erreichen. Die Gefährlichkeit dieser wahrhaft kritischen
Verhältnisse und die Nothwendigkeit, das Maximum der indivi-
duellen Einlage auf 1000 Frcs. zu beschränken, werden allgemein
anerkannt. Ein Kammerausschuß beräth hierüber und ein bezüg-
licher Gesetzentwurf besteht bereits. Es handelt sich darum, die
Sparcassen in private Creditanstalten umzuwandeln, welche nament-
lich den agrarischen Credit mittelst der landwirthschaftlichen Syndi-
kate herstellen. Sociale und politische Gegensätze von Interessen
sind auch dabei im Spiele. Der Geldmarkt hat vorläufig davon
keine Kenntniß zu nehmen. Obschon aus Berlin und Wien nicht
sehr günstig beeinflußt, schließt man die Woche mit der Ueber-
zeugung, die halbmonatliche Liquidation werde ohne Schwierigkeiten
vorübergehen und die Rente werde ihren Coupon noch vor Ende
des Monats zurückgewinnen.



Schiffsnachrichten.

Der Lloyddampfer "Euterpe" ist heute
Nachmittag hier eingetroffen.

Der Lloyddampfer "Juno" ist heute
Nachmittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.

[irrelevantes Material]
[Tabelle]
[irrelevantes Material]

München, Montag Allgemeine Zeitung 15. December 1890. Zweites Abendblatt Nr. 347.
[Spaltenumbruch] würde, in welcher er eine Erhöhung der Geldcirculation durch weitere
Silberankäufe vorſchlagen werde. Schatzſecretär Windom, welcher
gegenwärtig in New-York behufs Beſprechung der Lage mit dortigen
Finanzcapacitäten weilt, ſoll mit dem Plane einverſtanden ſein, den
gegenwärtig auf 13 Millionen Unzen geſchätzten Silbervorrath, ſowie
auch eine weitere, der jährlichen Banknoteneinziehung entſprechende
Quantität Silber anzukaufen, ſo daß die Geldcirculation im ganzen um
30 Millionen Dollars erhöht würde.

New-Yorker Banken.

Die Reſerve der New-Yorker Banken,
welche vor acht Tagen 2,425,000 Doll. unter dem geſetzlichen Minimum
geweſen war, zeigt nach einem Londoner Telegramm der „Frkf. Ztg.“
jetzt einen Ueberſchuß von 625,000 Doll.

Amerikaniſche Eiſenbahnen.

Sämmtliche Eiſenbahnen
weſtlich von Chicago, ausgenommen die Chicago Alton Company,
haben, wie ſchon kurz gemeldet, Hrn. Pierpont Morgans Ein-
ladung zu der am 15. d. in ſeinem Hauſe ſtattfindenden Conferenz
angenommen. Der Berſammlung wird eine Reſolution unter-
breitet werden, welche die Bildung eines Berbandes der Präſidenten
der betheiligten Eiſenbahnen unter der Bezeichnung die Weſtern
Railway Aſſociation bildet. Der Zweck des Verbandes nach Mit-
theilungen von betheiligter Seite iſt, öffentliche, vernünftige, gleich-
mäßige und ſtabile Sätze herzuſtellen, die billig für das Publicum
ſind und doch einen reinen Nutzenertrag belaſſen; jeder Eiſenbahn
ein gehöriges Verhältniß von Geſchäft, zu welchem ſie natürlich
berechtigt iſt, zu ſichern, unnöthige und koſtſpielige Diverſionen
des Verkehrs zu verhindern, neue Sparſamkeitsmaßregeln und neue
Methoden der Erlangung und Handhabung von Güter- und
Paſſagierverkehr einzuführen, um größere Bequemlichkeiten und
Vortheile für ihre Kunden, ſowie vernünftige Nutzenerträge für
die Geſellſchaften ſelber zu ſichern. Der Verband wird dieſe Zwecke
hauptſächlich durch Sparſamkeitsmaßregeln und nicht durch Tarif-
erhöhungen zu erreichen ſuchen.



Börſenwochenberichte.

Die Halbmonats-Liquidation an der
hieſigen Börſe iſt allerdings ohne Inſolvenzen verlaufen, aber doch
nicht, ohne daß es zu Schwierigkeiten gekommen wäre. Dieſelben
betrafen die ſehr erheblichen Differenzen eines Speculanten außer-
halb der Börſe zumeiſt in amerikaniſchen Eiſenbahnwerthen in Höhe
von 30-—35,000 Pf. St. Die Angelegenheit wurde in letzter
Stunde durch Baarzahlung von 50 Proc. und Gutſchein für den
Reſt beglichen, in Folge deſſen es den betreffenden Maklern möglich
wurde, ihre Verpflichtungen ihrerſeits zu erfüllen. Aber noch eine
andere größere Laſt drückt den Markt; die Maſſe der hieſigen
Firma B. Neugaß & Co. iſt noch immer nicht liquidirt. Es iſt
dies jene Firma, welche durch ihre koloſſalen Speculationen, derent-
willen ſie fremde Hülfe in Anſpruch nehmen mußte, den erſten An-
ſtoß zu der jetzigen Kriſis gab. Der Stand dieſer Maſſe ſoll
neuerdings dadurch erſchwert worden ſein, daß Ziehungen des vor
Kurzem inſolvent gewordenen Baumwollhauſes V. & A. Meyer in
New-Orleans in Höhe von 20,000 Pf. St. zu honoriren waren.
Nach dem „Daily News“ ſoll die Firma Neugaß 146,000 Pfund
Sterling Differenzen an der Börfe ſchulden, während ſie
1,250,000 Pfund Sterling gegen verpfändete Sicherheiten
zu zahlen hat. Es ſollen nun Verhandlungen ſchweben, um
die Firma in eine Geſellſchaft mit beſchränkter Haftpflicht umzu-
wandeln, welche die Activa übernehmen und 6proc. Obligationen
ausgeben würde, welche die Börſe als Caſſe für die Differenzen in
Zahlung zu nehmen hätte. Schon die Erwähnung dieſer An-
gelegenheit genügt, um klar zu machen, daß die Hoffnungen,
welche aus einigen Tagen der Erholung an der New-Yorker
Börſe und aus dem glatten Verlaufe der hieſigen Liquidation
auf die vollſtändige Beilegung der Kriſis drüben und hier ſchließen,
verfrühte ſind. Ueber dem amerikaniſchen Markte ſchwebt noch
immer die nothwendige Liquidation der Ueberſpeculation in
Waaren und Effecten, welche ins Werk geſetzt war, weil dort
Alles auf einen allgemeinen Aufſchwung der Geſchäfte als Folge
der McKinley-Bill und der Silbergeſetzgebung rechnete. Dieſer
Aufſchwung iſt aber nicht eingetreten, ſchon weil man annimmt,
daß in kurzer Zeit Abänderungen dieſer Geſetzgebung zu gewärtigen
ſind, und außerdem aus dem Grunde, weil eben Alles daraufhin
ſpeculirt hat. Der Londoner Markt aber kann und wird nicht
eher zur vollen Ruhe kommen, bis die argentiniſche Frage
endgültig gelöst iſt. Freilich iſt Vorſorge für den Januarcoupon
der Staatsanleihen getroffen, ſo daß die dringendſte Gefahr ab-
gewendet erſcheint. Aber es iſt nicht zu bezweifeln, daß ohne
fremde Hülfe die weitern Zahlungen großen Schwierigkeiten begegnen
würden, gar nicht zu gedenken der Verpflichtungen für die Cedulas,
Provincialanleihen und dergleichen. Nachdem die Vorſchläge der eng-
liſchen Mitglieder des argentiniſchen Comités weder in Europa
noch in Buenos Aires die von denſelben erwartete günſtige Auf-
nahme gefunden haben, ſcheint etwas mehr Bereitwilligkeit ſich ein-
[Spaltenumbruch] geſtellt zu haben, auf die Anſichten der continentalen Finanzleute
Nückſicht zu nehmen. Die „Times“ geben, wie telegraphiſch ge-
meldet, zwar nur zu, daß man in nebenſächlichen Fragen Entgegen-
kommen zeigen wolle, aber man weiß doch wohl ganz gut, daß die zwei
Projecte ſo verſchiedenartige Anſichten im Princip der einzuſchlagenden
Maßregeln bekunden, daß für eine Verſöhnung ein Aufgeben nur neben-
ſächlicher Punkte gegenſtandslos wäre. Immerhin bewirkte das Bekannt-
werden der verſöhnlichen Stimmung hier am Freitag eine ziemlich
bedeutende Steigerung der argentiniſchen Werthe, trotz der Nach-
richt, daß das Goldagio in Buenos Ayres auf 200 Proc. geſtiegen
ſei. Wenn wir ſomit vor ſanguiniſcher Auffaſſung der Lage
warnen, ſo ſind doch andrerſeits Symptome bemerkbar, welche da-
für ſprechen, daß ein weiteres Hinübergreifen der Kriſis auf
Handelskreiſe nicht zu befürchten ſein dürfte. Prophezeiungen über
die weitere Geſtaltung von Kriſen ſind aber im allgemeinen be-
dentlich, weil unvermuthete Zwiſchenfälle in ſo erregter Zeit und
auf ſo geſchwächte Kräfte weit ſchlimmer wirken, als in gewöhn-
lichen Zeitläuften. Aus New-York iſt an hieſige leitende Finanz-
kreiſe die Nachricht gelangt, eine weitere Verſorgung mit Gold aus
Europa ſei nicht nöthig, da das Vertrauen jener Häuſer, die kürz-
lich ablehnten, Wechſel auf Europa überhaupt zu kaufen, theilweiſe
wieder hergeſtellt ſei, ſo daß Rimeſſen auf hier jetzt leichter ver-
käuflich ſind. Dadurch iſt der hieſige Geldmarkt etwas erleichtert
worden, und 3-Monat-Wechſel ſind jetzt mit 4¼ Proc. und ſelbſt
darunter unſchwer zu begeben.

Londoner Geldmarkt.

Unter dem Einfluſſe der Gold-
verſchiffungen nach den Vereinigten Staaten hat ſich der Disconto-
markt in verfloſſener Woche verſteift, und der Satz für beſte Drei-
monatswechſel ſtellt ſich jetzt auf 4—4⅛ Proc. „Die bis jetzt
nach Amerika gefloſſene Summe“, ſchreibt der „Economiſt“ in
ſeinem Wochenbericht, „iſt nicht mehr als entbehrt werden kann,
in Anbetracht des gegenwärtigen Standes der Bankreſerve und der
Thatſache, daß Gold im ungefähren Betrage von 1½ Mill. Pfo. St.
von Braſilien und Auſtralien hieher unterwegs iſt. Die Bank
könnte jedoch kaum viel mehr entbehren, ohne gezwungen zu ſein,
Schutzmaßregeln zu ergreifen. Es darf nicht vergeſſen werden,
daß die von der Bank von Frankreich entlehnten 3 Mill. Pfd. St.
Anfangs nächſten Jahres zurückgezahlt werden müſſen, und wenn
dieſer Betrag von dem gegenwärtigen Metallvorrath abgezogen
wird, iſt der Reſt nicht allzu groß. Der Gang der Ereigniſſe in
den Vereinigten Staaten wird demnach mit lebhaftem Intereſſe be-
obachtet werden. Wir ſind zu der Meinung geneigt, daß das
äußerſte Stadium der Verlegenheit vorüber iſt. Die Goldentnahmen
von dieſſeits ſcheinen den Einfluß gehabt zu haben, die Beſorgniß,
daß Geld nicht verfügbar ſein wird, wenn es gebraucht wird, zu
verſcheuchen, und im Rückblick darauf, daß die beſtehenden Ver-
bindlichkeiten ſich allmählich ſelber liquidiren, wird ſich das Ge-
ſchäft hoffentlich ſelber langſam aufrichten. Eine raſche Erholung
iſt nicht zu erwarten. Es iſt indeß unmöglich, dieſe Anſicht mit
einigem Grad von Zuverſicht zu hegen, und wo Alles ſo ungewiß
iſt, iſt das beſte Berfahren, daß der hieſige Markt ſich für
irgendwelche Anforderungen, die an denſelben herantreten mögen,
in Bereitſchaſt hält.“
Der „Economiſt“ beſtätigt die St. Peters-
burger Meinung, daß zwiſchen der Bank von England und dem
ruſſiſchen Finanzdepartement ein Abkommen getroffen worden ſei,
demzufolge die Dépôts der ruſſiſchen Regierung bei dem Bank-
hauſe Baring Brothers für eine gewiſſe Friſt zu einem verhältniß-
mäßigen Zinsſuße bei der Bank von England deponirt werden
ſollen. Der Vorſchlag dazu ſei indeß nicht von der Bank von
England, ſondern von der ruſſiſchen Regierung ausgegangen. —
Am Silbermarkt fiel die Notirung für Barrenſilber ſtetig bis
Mitte der Woche, worauf ſie ſich ebenſo ſtetig erholte und etwa ſo
ſchließt wie am Ende voriger Woche. Am letzten Sonnabend ſtieg
der Preis in Folge knapper Vorräthe um ¼d auf 48d per Unze,
aber unter dem Einfluſſe der ſinanziellen Nachrichten aus Amerika
ſchwächte ſich die Notirung am Montag um ½d auf 47½d per
Unze ab, zu welchem Preiſe Umfätze ſtattfanden. Dann ging der
Preis auf 47¼d zurück, worauf ſich die Beſſerung einſtellte. Das
Barrenſilber per „John Elder“ aus Chile wurde am Mittwoch zu
47¾d per Unze verkauft — eine Preiserhöhung von ½d
und am Donnerſtag fanden ziemliche Umſätze zu 48d ſtatt.
Geftern hoben ſich Barren um ⅛d auf 48⅛d. Mexicaniſche
Dollars wurden zu 46⅝d per Unze gehandelt. Queckſilber notirte
9¼ Pfd. St. aus erſter Hand.

Die anſpruchsvolle Feſtigkeit des hieſigen
Platzes wird durch die Beſchränkung des Verkehrs in internatio-
nalen Papieren corrigirt, für welche Unterkunft geſucht wird. Die
argentiniſche Republik fügt zu ihrem Krach noch Zollerhöhungen,
welche den franzöſiſchen Handel ſchwer treffen. Die franco-ruſſiſche
Bank verſichert in einem Umlaufſchreiben, daß ſie nur die Obli-
gationen des argentiniſchen Foncier von Santa Fé eingeführt hat,
welcher bisher noch nicht in die Lage gerieth, von der Staats-
[Spaltenumbruch] garantie Gebrauch zu machen. Der franzöſiſche Gläubigerausſchuß
für Argentinien läßt nichts von ſich hören, wohl darauf rechnend,
ein Land, das ſo große Reichthümer und ſo wenig Gewiſſen be-
ſitzt, werde mit der Zeit unausbleiblich wieder auf die Beine
kommen. Die Banque de Paris ſteigt beträchtlich mit den Actien
der braſilianiſchen Nationalbank, die auf 700 gehen. Sie ſoll
ſich mit der Bank der Vereinigten Staaten von Braſilien ver-
ſchmelzen und die neue Bank ſoll einen Notenumlauf im Betrage
von 1500 Millionen Franes unterhalten. Eine ſtarke Commiſſion
verdient die Banque de Paris an der Emiſſion 3procentiger Eiſen-
bahnenrente der Schweiz in einem erſten Betrage von 35 Millionen,
worauf mit Ueberſtürzung ſubſcribirt wird. Die Banque d’Escompte
hat an induſtriellen Emiſſionen hinreichend gewonnen, um ihre
Dividende auf 20 Francs für einbezahlte 125 Francs zu erhöhen.
Bekanntlich haben Baron Soubeyran und ſeine Banque d’Escompte
vor 10 Jahren die ſehr ausgedehnten Operationen der italieniſchen
Valutaregulirung financirt und mit Erfolg durchgeführt. In den-
ſelben Kreiſen hegt man gegenwärtig die Beſorgniß, den
Zwangscurs in Italien wieder hergeſtellt zu ſehen, wenn
die wirthſchaftlichen Gebrechen fortbeſtehen. Auf der Börſe
macht man ſich auf beträchtliche Lieferungen nagelnener
Stücke italieniſcher Rente gefaßt; daher ihre Baiſſe unter 94
mit einem halbjährigen Coupon. Borzüglich das Anlagecapital
begünſtigt das Steigen der öſterreichiſch-ungariſchen Renten auf
Grund beträchtlicher Fortſchritte der Staatswirthſchaft. Auffallend
belebt und feſt war der Comptant der ruſſiſchen Obligationen.
Portugieſiſche Renten und Bahnen ſteigen, weil von einer finan-
ziellen Sanirung oder Rettung des Landes geſprochen wird. Die
Banque de Paris, das Comptoir d’Escompte, der Crédit Induſtriel
und deutſche Geldmächte machen Portugal einen erſten Vorſchuß
zur Deckung aller Geldbedürfniſſe während 6 Monaten. Zur
Conſolidirung der ſchwebenden Schulden und gegen Verpfändung
des Tabakmonopols gewähren ſie ihm ein 4procentiges Anlehen
von 200 Millionen, wovon 180 Millionen in Paris zu ſubſcribiren
ſind. In Frankreich lauten die Geſchäftsberichte meiſtentheils
günſtig, obſchon die Geſchäſtswelt wie die politiſchen und auch
diplomatiſchen Kreiſe den Parlamentsdebatten über die Zölle mit
dem beklommenen Vorgefühle entſcheidender Ereigniſſe entgegen-
ſehen. Die Vahneinnahmen gehen dem Jahresſchluſſe mit einem
Mehr über das Ausſtellungsjahr entgegen. Doch wird der Rein-
gewinn wegen der geſtiegenen Kohlenpreiſe und wegen vielfacher
Erneuerung des Materials geringer ſein. Die Erhöhung der
Couponſteuer läßt ſich an den Obligationen der Bahnen, des
Foncier u. dgl. weniger verſpüren, als die Gegner der Maßregel
es vorausgeſagt hatten. Die tuniſiſchen 3½procentigen Obli-
gationen werden zu 504 gekauft, da ſtädtiſche Anlehen zu 3½,
ungeachtet der Couponſteuer, emittirt und realiſirt werden. Zu
521 wird das 6procentige Anlehen von Madagaskar gehandelt.
Die algieriſche Bank über 1691 erweitert ihren Betrieb; ihr Noten-
umlauf erreicht 80 Millionen, aber ihren laufenden Verpflich-
tungen im Betrage von 111 Millionen ſteht nur ein Baarſchatz
von 37 Millionen entgegen. Das Fallen des Kupfers und der
Kupferpapiere und die immer noch vorkommende Unſicherheit im
internationalen Verkehre beſtimmten die Speculation zum Wochen-
ſchluſſe, Gewinnſtrealiſirungen an den hohen Rentencurſen vorzu-
nehmen, ohne den erworbenen Curs 96 zu gefährden. Ohne den
Subſcriptionstag und den Emiſſionscurs des Anlehens von 870
Millionen zu wiſſen, bezahlt man mit einem Aufgelde von 1¼ Frcs.
die eventuellen Subfcriptionsreſultate. Mit dem neuen Anlehen
wird die „conſolidirte“ Staatsſchuld 36 Milliarden überſteigen.
Es kommen davon 3 Milliarden auf die conſolidirten Sparcaſſen-
Einlagen, wovon die Einlagen von je 1000—2000 Frcs. eine
Milliarde erreichen. Die Gefährlichkeit dieſer wahrhaft kritiſchen
Verhältniſſe und die Nothwendigkeit, das Maximum der indivi-
duellen Einlage auf 1000 Frcs. zu beſchränken, werden allgemein
anerkannt. Ein Kammerausſchuß beräth hierüber und ein bezüg-
licher Geſetzentwurf beſteht bereits. Es handelt ſich darum, die
Sparcaſſen in private Creditanſtalten umzuwandeln, welche nament-
lich den agrariſchen Credit mittelſt der landwirthſchaftlichen Syndi-
kate herſtellen. Sociale und politiſche Gegenſätze von Intereſſen
ſind auch dabei im Spiele. Der Geldmarkt hat vorläufig davon
keine Kenntniß zu nehmen. Obſchon aus Berlin und Wien nicht
ſehr günſtig beeinflußt, ſchließt man die Woche mit der Ueber-
zeugung, die halbmonatliche Liquidation werde ohne Schwierigkeiten
vorübergehen und die Rente werde ihren Coupon noch vor Ende
des Monats zurückgewinnen.



Schiffsnachrichten.

Der Lloyddampfer „Euterpe“ iſt heute
Nachmittag hier eingetroffen.

Der Lloyddampfer „Juno“ iſt heute
Nachmittag aus Konſtantinopel hier eingetroffen.

[irrelevantes Material]
[Tabelle]
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[8/0008] München, Montag Allgemeine Zeitung 15. December 1890. Zweites Abendblatt Nr. 347. würde, in welcher er eine Erhöhung der Geldcirculation durch weitere Silberankäufe vorſchlagen werde. Schatzſecretär Windom, welcher gegenwärtig in New-York behufs Beſprechung der Lage mit dortigen Finanzcapacitäten weilt, ſoll mit dem Plane einverſtanden ſein, den gegenwärtig auf 13 Millionen Unzen geſchätzten Silbervorrath, ſowie auch eine weitere, der jährlichen Banknoteneinziehung entſprechende Quantität Silber anzukaufen, ſo daß die Geldcirculation im ganzen um 30 Millionen Dollars erhöht würde. New-Yorker Banken. Die Reſerve der New-Yorker Banken, welche vor acht Tagen 2,425,000 Doll. unter dem geſetzlichen Minimum geweſen war, zeigt nach einem Londoner Telegramm der „Frkf. Ztg.“ jetzt einen Ueberſchuß von 625,000 Doll. Amerikaniſche Eiſenbahnen. Sämmtliche Eiſenbahnen weſtlich von Chicago, ausgenommen die Chicago Alton Company, haben, wie ſchon kurz gemeldet, Hrn. Pierpont Morgans Ein- ladung zu der am 15. d. in ſeinem Hauſe ſtattfindenden Conferenz angenommen. Der Berſammlung wird eine Reſolution unter- breitet werden, welche die Bildung eines Berbandes der Präſidenten der betheiligten Eiſenbahnen unter der Bezeichnung die Weſtern Railway Aſſociation bildet. Der Zweck des Verbandes nach Mit- theilungen von betheiligter Seite iſt, öffentliche, vernünftige, gleich- mäßige und ſtabile Sätze herzuſtellen, die billig für das Publicum ſind und doch einen reinen Nutzenertrag belaſſen; jeder Eiſenbahn ein gehöriges Verhältniß von Geſchäft, zu welchem ſie natürlich berechtigt iſt, zu ſichern, unnöthige und koſtſpielige Diverſionen des Verkehrs zu verhindern, neue Sparſamkeitsmaßregeln und neue Methoden der Erlangung und Handhabung von Güter- und Paſſagierverkehr einzuführen, um größere Bequemlichkeiten und Vortheile für ihre Kunden, ſowie vernünftige Nutzenerträge für die Geſellſchaften ſelber zu ſichern. Der Verband wird dieſe Zwecke hauptſächlich durch Sparſamkeitsmaßregeln und nicht durch Tarif- erhöhungen zu erreichen ſuchen. Börſenwochenberichte. ஃ London, 13. Dec. Die Halbmonats-Liquidation an der hieſigen Börſe iſt allerdings ohne Inſolvenzen verlaufen, aber doch nicht, ohne daß es zu Schwierigkeiten gekommen wäre. Dieſelben betrafen die ſehr erheblichen Differenzen eines Speculanten außer- halb der Börſe zumeiſt in amerikaniſchen Eiſenbahnwerthen in Höhe von 30-—35,000 Pf. St. Die Angelegenheit wurde in letzter Stunde durch Baarzahlung von 50 Proc. und Gutſchein für den Reſt beglichen, in Folge deſſen es den betreffenden Maklern möglich wurde, ihre Verpflichtungen ihrerſeits zu erfüllen. Aber noch eine andere größere Laſt drückt den Markt; die Maſſe der hieſigen Firma B. Neugaß & Co. iſt noch immer nicht liquidirt. Es iſt dies jene Firma, welche durch ihre koloſſalen Speculationen, derent- willen ſie fremde Hülfe in Anſpruch nehmen mußte, den erſten An- ſtoß zu der jetzigen Kriſis gab. Der Stand dieſer Maſſe ſoll neuerdings dadurch erſchwert worden ſein, daß Ziehungen des vor Kurzem inſolvent gewordenen Baumwollhauſes V. & A. Meyer in New-Orleans in Höhe von 20,000 Pf. St. zu honoriren waren. Nach dem „Daily News“ ſoll die Firma Neugaß 146,000 Pfund Sterling Differenzen an der Börfe ſchulden, während ſie 1,250,000 Pfund Sterling gegen verpfändete Sicherheiten zu zahlen hat. Es ſollen nun Verhandlungen ſchweben, um die Firma in eine Geſellſchaft mit beſchränkter Haftpflicht umzu- wandeln, welche die Activa übernehmen und 6proc. Obligationen ausgeben würde, welche die Börſe als Caſſe für die Differenzen in Zahlung zu nehmen hätte. Schon die Erwähnung dieſer An- gelegenheit genügt, um klar zu machen, daß die Hoffnungen, welche aus einigen Tagen der Erholung an der New-Yorker Börſe und aus dem glatten Verlaufe der hieſigen Liquidation auf die vollſtändige Beilegung der Kriſis drüben und hier ſchließen, verfrühte ſind. Ueber dem amerikaniſchen Markte ſchwebt noch immer die nothwendige Liquidation der Ueberſpeculation in Waaren und Effecten, welche ins Werk geſetzt war, weil dort Alles auf einen allgemeinen Aufſchwung der Geſchäfte als Folge der McKinley-Bill und der Silbergeſetzgebung rechnete. Dieſer Aufſchwung iſt aber nicht eingetreten, ſchon weil man annimmt, daß in kurzer Zeit Abänderungen dieſer Geſetzgebung zu gewärtigen ſind, und außerdem aus dem Grunde, weil eben Alles daraufhin ſpeculirt hat. Der Londoner Markt aber kann und wird nicht eher zur vollen Ruhe kommen, bis die argentiniſche Frage endgültig gelöst iſt. Freilich iſt Vorſorge für den Januarcoupon der Staatsanleihen getroffen, ſo daß die dringendſte Gefahr ab- gewendet erſcheint. Aber es iſt nicht zu bezweifeln, daß ohne fremde Hülfe die weitern Zahlungen großen Schwierigkeiten begegnen würden, gar nicht zu gedenken der Verpflichtungen für die Cedulas, Provincialanleihen und dergleichen. Nachdem die Vorſchläge der eng- liſchen Mitglieder des argentiniſchen Comités weder in Europa noch in Buenos Aires die von denſelben erwartete günſtige Auf- nahme gefunden haben, ſcheint etwas mehr Bereitwilligkeit ſich ein- geſtellt zu haben, auf die Anſichten der continentalen Finanzleute Nückſicht zu nehmen. Die „Times“ geben, wie telegraphiſch ge- meldet, zwar nur zu, daß man in nebenſächlichen Fragen Entgegen- kommen zeigen wolle, aber man weiß doch wohl ganz gut, daß die zwei Projecte ſo verſchiedenartige Anſichten im Princip der einzuſchlagenden Maßregeln bekunden, daß für eine Verſöhnung ein Aufgeben nur neben- ſächlicher Punkte gegenſtandslos wäre. Immerhin bewirkte das Bekannt- werden der verſöhnlichen Stimmung hier am Freitag eine ziemlich bedeutende Steigerung der argentiniſchen Werthe, trotz der Nach- richt, daß das Goldagio in Buenos Ayres auf 200 Proc. geſtiegen ſei. Wenn wir ſomit vor ſanguiniſcher Auffaſſung der Lage warnen, ſo ſind doch andrerſeits Symptome bemerkbar, welche da- für ſprechen, daß ein weiteres Hinübergreifen der Kriſis auf Handelskreiſe nicht zu befürchten ſein dürfte. Prophezeiungen über die weitere Geſtaltung von Kriſen ſind aber im allgemeinen be- dentlich, weil unvermuthete Zwiſchenfälle in ſo erregter Zeit und auf ſo geſchwächte Kräfte weit ſchlimmer wirken, als in gewöhn- lichen Zeitläuften. Aus New-York iſt an hieſige leitende Finanz- kreiſe die Nachricht gelangt, eine weitere Verſorgung mit Gold aus Europa ſei nicht nöthig, da das Vertrauen jener Häuſer, die kürz- lich ablehnten, Wechſel auf Europa überhaupt zu kaufen, theilweiſe wieder hergeſtellt ſei, ſo daß Rimeſſen auf hier jetzt leichter ver- käuflich ſind. Dadurch iſt der hieſige Geldmarkt etwas erleichtert worden, und 3-Monat-Wechſel ſind jetzt mit 4¼ Proc. und ſelbſt darunter unſchwer zu begeben. Londoner Geldmarkt. Unter dem Einfluſſe der Gold- verſchiffungen nach den Vereinigten Staaten hat ſich der Disconto- markt in verfloſſener Woche verſteift, und der Satz für beſte Drei- monatswechſel ſtellt ſich jetzt auf 4—4⅛ Proc. „Die bis jetzt nach Amerika gefloſſene Summe“, ſchreibt der „Economiſt“ in ſeinem Wochenbericht, „iſt nicht mehr als entbehrt werden kann, in Anbetracht des gegenwärtigen Standes der Bankreſerve und der Thatſache, daß Gold im ungefähren Betrage von 1½ Mill. Pfo. St. von Braſilien und Auſtralien hieher unterwegs iſt. Die Bank könnte jedoch kaum viel mehr entbehren, ohne gezwungen zu ſein, Schutzmaßregeln zu ergreifen. Es darf nicht vergeſſen werden, daß die von der Bank von Frankreich entlehnten 3 Mill. Pfd. St. Anfangs nächſten Jahres zurückgezahlt werden müſſen, und wenn dieſer Betrag von dem gegenwärtigen Metallvorrath abgezogen wird, iſt der Reſt nicht allzu groß. Der Gang der Ereigniſſe in den Vereinigten Staaten wird demnach mit lebhaftem Intereſſe be- obachtet werden. Wir ſind zu der Meinung geneigt, daß das äußerſte Stadium der Verlegenheit vorüber iſt. Die Goldentnahmen von dieſſeits ſcheinen den Einfluß gehabt zu haben, die Beſorgniß, daß Geld nicht verfügbar ſein wird, wenn es gebraucht wird, zu verſcheuchen, und im Rückblick darauf, daß die beſtehenden Ver- bindlichkeiten ſich allmählich ſelber liquidiren, wird ſich das Ge- ſchäft hoffentlich ſelber langſam aufrichten. Eine raſche Erholung iſt nicht zu erwarten. Es iſt indeß unmöglich, dieſe Anſicht mit einigem Grad von Zuverſicht zu hegen, und wo Alles ſo ungewiß iſt, iſt das beſte Berfahren, daß der hieſige Markt ſich für irgendwelche Anforderungen, die an denſelben herantreten mögen, in Bereitſchaſt hält.“ Der „Economiſt“ beſtätigt die St. Peters- burger Meinung, daß zwiſchen der Bank von England und dem ruſſiſchen Finanzdepartement ein Abkommen getroffen worden ſei, demzufolge die Dépôts der ruſſiſchen Regierung bei dem Bank- hauſe Baring Brothers für eine gewiſſe Friſt zu einem verhältniß- mäßigen Zinsſuße bei der Bank von England deponirt werden ſollen. Der Vorſchlag dazu ſei indeß nicht von der Bank von England, ſondern von der ruſſiſchen Regierung ausgegangen. — Am Silbermarkt fiel die Notirung für Barrenſilber ſtetig bis Mitte der Woche, worauf ſie ſich ebenſo ſtetig erholte und etwa ſo ſchließt wie am Ende voriger Woche. Am letzten Sonnabend ſtieg der Preis in Folge knapper Vorräthe um ¼d auf 48d per Unze, aber unter dem Einfluſſe der ſinanziellen Nachrichten aus Amerika ſchwächte ſich die Notirung am Montag um ½d auf 47½d per Unze ab, zu welchem Preiſe Umfätze ſtattfanden. Dann ging der Preis auf 47¼d zurück, worauf ſich die Beſſerung einſtellte. Das Barrenſilber per „John Elder“ aus Chile wurde am Mittwoch zu 47¾d per Unze verkauft — eine Preiserhöhung von ½d — und am Donnerſtag fanden ziemliche Umſätze zu 48d ſtatt. Geftern hoben ſich Barren um ⅛d auf 48⅛d. Mexicaniſche Dollars wurden zu 46⅝d per Unze gehandelt. Queckſilber notirte 9¼ Pfd. St. aus erſter Hand. . Paris, 13. Dec. Die anſpruchsvolle Feſtigkeit des hieſigen Platzes wird durch die Beſchränkung des Verkehrs in internatio- nalen Papieren corrigirt, für welche Unterkunft geſucht wird. Die argentiniſche Republik fügt zu ihrem Krach noch Zollerhöhungen, welche den franzöſiſchen Handel ſchwer treffen. Die franco-ruſſiſche Bank verſichert in einem Umlaufſchreiben, daß ſie nur die Obli- gationen des argentiniſchen Foncier von Santa Fé eingeführt hat, welcher bisher noch nicht in die Lage gerieth, von der Staats- garantie Gebrauch zu machen. Der franzöſiſche Gläubigerausſchuß für Argentinien läßt nichts von ſich hören, wohl darauf rechnend, ein Land, das ſo große Reichthümer und ſo wenig Gewiſſen be- ſitzt, werde mit der Zeit unausbleiblich wieder auf die Beine kommen. Die Banque de Paris ſteigt beträchtlich mit den Actien der braſilianiſchen Nationalbank, die auf 700 gehen. Sie ſoll ſich mit der Bank der Vereinigten Staaten von Braſilien ver- ſchmelzen und die neue Bank ſoll einen Notenumlauf im Betrage von 1500 Millionen Franes unterhalten. Eine ſtarke Commiſſion verdient die Banque de Paris an der Emiſſion 3procentiger Eiſen- bahnenrente der Schweiz in einem erſten Betrage von 35 Millionen, worauf mit Ueberſtürzung ſubſcribirt wird. Die Banque d’Escompte hat an induſtriellen Emiſſionen hinreichend gewonnen, um ihre Dividende auf 20 Francs für einbezahlte 125 Francs zu erhöhen. Bekanntlich haben Baron Soubeyran und ſeine Banque d’Escompte vor 10 Jahren die ſehr ausgedehnten Operationen der italieniſchen Valutaregulirung financirt und mit Erfolg durchgeführt. In den- ſelben Kreiſen hegt man gegenwärtig die Beſorgniß, den Zwangscurs in Italien wieder hergeſtellt zu ſehen, wenn die wirthſchaftlichen Gebrechen fortbeſtehen. Auf der Börſe macht man ſich auf beträchtliche Lieferungen nagelnener Stücke italieniſcher Rente gefaßt; daher ihre Baiſſe unter 94 mit einem halbjährigen Coupon. Borzüglich das Anlagecapital begünſtigt das Steigen der öſterreichiſch-ungariſchen Renten auf Grund beträchtlicher Fortſchritte der Staatswirthſchaft. Auffallend belebt und feſt war der Comptant der ruſſiſchen Obligationen. Portugieſiſche Renten und Bahnen ſteigen, weil von einer finan- ziellen Sanirung oder Rettung des Landes geſprochen wird. Die Banque de Paris, das Comptoir d’Escompte, der Crédit Induſtriel und deutſche Geldmächte machen Portugal einen erſten Vorſchuß zur Deckung aller Geldbedürfniſſe während 6 Monaten. Zur Conſolidirung der ſchwebenden Schulden und gegen Verpfändung des Tabakmonopols gewähren ſie ihm ein 4procentiges Anlehen von 200 Millionen, wovon 180 Millionen in Paris zu ſubſcribiren ſind. In Frankreich lauten die Geſchäftsberichte meiſtentheils günſtig, obſchon die Geſchäſtswelt wie die politiſchen und auch diplomatiſchen Kreiſe den Parlamentsdebatten über die Zölle mit dem beklommenen Vorgefühle entſcheidender Ereigniſſe entgegen- ſehen. Die Vahneinnahmen gehen dem Jahresſchluſſe mit einem Mehr über das Ausſtellungsjahr entgegen. Doch wird der Rein- gewinn wegen der geſtiegenen Kohlenpreiſe und wegen vielfacher Erneuerung des Materials geringer ſein. Die Erhöhung der Couponſteuer läßt ſich an den Obligationen der Bahnen, des Foncier u. dgl. weniger verſpüren, als die Gegner der Maßregel es vorausgeſagt hatten. Die tuniſiſchen 3½procentigen Obli- gationen werden zu 504 gekauft, da ſtädtiſche Anlehen zu 3½, ungeachtet der Couponſteuer, emittirt und realiſirt werden. Zu 521 wird das 6procentige Anlehen von Madagaskar gehandelt. Die algieriſche Bank über 1691 erweitert ihren Betrieb; ihr Noten- umlauf erreicht 80 Millionen, aber ihren laufenden Verpflich- tungen im Betrage von 111 Millionen ſteht nur ein Baarſchatz von 37 Millionen entgegen. Das Fallen des Kupfers und der Kupferpapiere und die immer noch vorkommende Unſicherheit im internationalen Verkehre beſtimmten die Speculation zum Wochen- ſchluſſe, Gewinnſtrealiſirungen an den hohen Rentencurſen vorzu- nehmen, ohne den erworbenen Curs 96 zu gefährden. Ohne den Subſcriptionstag und den Emiſſionscurs des Anlehens von 870 Millionen zu wiſſen, bezahlt man mit einem Aufgelde von 1¼ Frcs. die eventuellen Subfcriptionsreſultate. Mit dem neuen Anlehen wird die „conſolidirte“ Staatsſchuld 36 Milliarden überſteigen. Es kommen davon 3 Milliarden auf die conſolidirten Sparcaſſen- Einlagen, wovon die Einlagen von je 1000—2000 Frcs. eine Milliarde erreichen. Die Gefährlichkeit dieſer wahrhaft kritiſchen Verhältniſſe und die Nothwendigkeit, das Maximum der indivi- duellen Einlage auf 1000 Frcs. zu beſchränken, werden allgemein anerkannt. Ein Kammerausſchuß beräth hierüber und ein bezüg- licher Geſetzentwurf beſteht bereits. Es handelt ſich darum, die Sparcaſſen in private Creditanſtalten umzuwandeln, welche nament- lich den agrariſchen Credit mittelſt der landwirthſchaftlichen Syndi- kate herſtellen. Sociale und politiſche Gegenſätze von Intereſſen ſind auch dabei im Spiele. Der Geldmarkt hat vorläufig davon keine Kenntniß zu nehmen. Obſchon aus Berlin und Wien nicht ſehr günſtig beeinflußt, ſchließt man die Woche mit der Ueber- zeugung, die halbmonatliche Liquidation werde ohne Schwierigkeiten vorübergehen und die Rente werde ihren Coupon noch vor Ende des Monats zurückgewinnen. Schiffsnachrichten. * Trieſt, 13. Dec. Der Lloyddampfer „Euterpe“ iſt heute Nachmittag hier eingetroffen. * Trieſt, 14. Dec. Der Lloyddampfer „Juno“ iſt heute Nachmittag aus Konſtantinopel hier eingetroffen. _ _

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 347, 15. Dezember 1890, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine347_1890/8>, abgerufen am 10.06.2024.