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Allgemeine Zeitung, Nr. 37, 6. Februar 1850.

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[Spaltenumbruch] den Professor Müller aus Würzburg, Redacteur der Deutschen Volks-
halle, vergebens gegenüberstellte. Es sind fünf Männer von Gotha aus
der Urne hervorgegangen und zwar v. Beckerath, Bürgers, Compes,
Mevissen und Stedmann. Widenmann und Zell, an die gedacht war,
haben in voraus abgelehnt. Wahrscheinlich gehören Kühlwetter, v. Witt-
genstein, Aldenhoven und Viehof als Gesinnungsgenossen zu dieser Gruppe,
vielleicht auch Bauerband. Die Namen v. Broicher, Peltzer, v. Sole-
macher v. d. Heydt tragen eine mehr ministerielle Farbe.

Eine Correspondeng schildert im Frank-
furter Journal die Wasserfluth als ebenso hoch wie 1784. Am Mitt-
woch (30 Januar) Morgens 4 Uhr setzte sich die Eismasse des Rheins
in Bewegung, blieb aber bald wieder stehen, und das Wasser stieg nun so
rafch daß viele Leute davon in den Betten überrascht wurden. "Noch 20 Häu-
ser des Städtchens sind verschont; die Kirche ist zu einem Viehftall umge-
wandelt! In der Apotheke sind alle Medicamente verdorben, Mangel an
Lebensmitteln und Brennmaterial tritt ein, und ist es nicht abzusehen,
wann es enden wird! Gestern (Mittwoch) Abend abermals Bewegung des
Eises. Das Wasser trat zurück, stieg aber bald wieder wie anfangs. Das
Eis liegt in ungeheurer Höhe. Hohe Bäume sind nicht mehr zu sehen.
Für diejenigen welche hier bekannt sind, nur ein Beispiel: das massive
Lusthaus auf der Rheininsel vor der Stadt, schon vor 1632 erbaut, und
jeder Eisfahrt in diesen 220 Jahren trotzend, ist von den Eismassen weg-
geschoben worden. An den Gang der Posten ist nicht zu denken. Ich gebe
dieses Schreiben dem Coblenzer Conducteur mit, und Sie werden es über
Coblenz und die nassauischen Bäder erhalten. Wir fahren den ganzen Tag in
den Straßen unsers Städtchens umher, den Unglücklichen Bedürfnisse rei-
chend." Aehnliche Jammerberichte hört man in der Fr. O.-P.-A.-Z. von
Lorch. "Das Rheineis hat sich nämlich an der Lurley und weiter unten der Art
festgestellt und aufgethürmt, daß ein Durchgang des Wassers unmöglich gewor-
den, und ein Steigen desselben oberhalb des entstandenen Eisdammes un-
vermeidlich ward. Da in Lorch nun noch die Wisper sich in den Rhein
ergießt, deren Einströmung aber durch den stehenden Rhein gehemmt ist,
so trat dieselbe aus und setzte die auf beiden Seiten stehenden Häuser un-
ter Wasser. Die Bewohner flüchteten in die oberen Stöcke, und such-
ten dabei ihre Hausgeräthe und nothwendigen Lebensmittel zu retten.
Doch die Gefahr ward bald für manche zu groß, so daß sie um Hülfe rie-
fen. Es mußten demnach Nachen durch den Flecken gebracht werden, um
die Unglücklichen aus der Lebensgefahr zu retten. Mittlerweile stürzten
Gefache und Wände ein, und viele Wohnungen sind dadurch gänzlich un-
bewohnbar geworden." Die Kölnische Zeitung vom 1 Febr. bestätigt diese
Berichte. Das Eis bei der Lurley war mehrmals in Bewegung gekom-
men und hatte sich zusammengeschoben, stand aber noch fest. Von Ober-
wesel bis zur Lurley hat sich das Eis so hoch aufgethurmt daß es der
Landstraße gleichsteht. Bacharach steht nebst mehreren naheliegenden Ort-
schaften großentheils unter Wasser.

Die Wahlen für Erfurt sind im preußischen
Staat der großen Mehrheit nach conservatio-constitutionell, d. h. ministe-
riell ausgefallen. In Potsdam ist Patow unterlegen, in Frankfurt
a. d. O. Simson, und zwar gegen Urlichs von Greifswalde. Im Mini-
sterium herrscht in Folge der endlichen Lösung der Verfassungsdifferenzen
eine sehr heitere Stimmung. Unlieb war den Ministern daß in der
ueuen königl. Botschaft die Fideicommißfrage in der Weise berührt wer-
den sollte wie es geschehen; der König beharrte jedoch auf seinem Willen,
und jetzt verschwindet der Eindruck den man davon fürchtete, in der allge-
meinen Befriedigung den die Erledigung der Verfassungsangelegenheit in
allen Fractionen der conservativen Partei hervorgerufen hat. Selbst die
Gegner der k. Botschaft und ihrer wesentlichsten Vorschläge erklären jetzt
daß sie mit dem Ausgang zufrieden sind. Die Constitutionelle Zeitung,
die auch hier für den wahren Ausdruck der "constitutionellen" Fraction
gelten darf, hebt in ihrer heutigen Abendnummer die Cardinalpunkte der
revidirten Verfassung hervor, und sagt dann: "Wir werden es laut und
entschieden vertreten -- die preußische Verfassung entspricht im wesentli-
chen nicht allein den augenblicklichen Bedürfnissen, sondern sie enthält auch
die Keime einer gedeihlichen und raschen Entwickelung!" So hätte denn
das fait accompli den vielgeübten Zauber wieder bewährt! Die conser-
vative Bevölkerung wird am Tage der Eidablegung ihre Zufriedenheit in
festlichen Mahlzeiten kundgeben, die in verschiedenen Stadttheilen gehal-
ten werden sollen. Eine prächtige Illumination wird folgen. Die Au-
gen der Anhänger des Ministeriums sind jetzt auf Erfurt gerichtet Man
erwartet daß auch diese Angelegenheit eine glückliche Lösung finden werde,
um so mehr als man nicht glaubt daß die Propositionen die Oesterreich
mit den vier Königreichen machen kann, mit denen der in Erfurt vertre-
tenen Staaten eine Vergleichung werden aushalten können. Der Mini-
ster v. Manteufsel gedenkt mit seinem ganzen Bureau nach Erfurt über-
zusiedeln. Ein hier verbreitetes Gerücht, wornach Oesterreich der preu-
[Spaltenumbruch] ßischen Regierung die Grundzüge einer neuen deutschen Verfassung vorge-
legt hätte, ist, wie ich aus bester Quelle mittheilen kann, unbegründet.
Hrn. v. Cornelius ist die Directorstelle an der hiesigen Akademie der Künste
angeboten worden; er ist aber nicht geneigt sie anzunehmen, theils weil
er fürchtet daß die mit ihr verbundenen Geschäfte ihn allzusehr von seiner
künstlerischen Thätigkeit abziehen würden, theils auch weil er es für eine
Ehrensache halten müßte der Akademie, wenn er einmal ihr Vorstand
wäre, einen andern Charakter zu geben, und ein solches Unternehmen für
ihn doch auch viel bedenkliches hätte. Gegenwärtig arbeitet er an dem
dritten großen Carton zu der königlichen Begräbnißhalle.

So entschieden man hier das in keiner Be-
ziehung zu rechtfertigende Benehmen des dänischen Cabinets gegen die
schleswigischen Vertrauensmänner mißbilligt, so ist man doch mit den in
Folge davon von der Statthalterschaft und den Vertrauensmännern ge-
thanen Schritten nicht ganz einverstanden. Es macht sich hier nämlich
die Ansicht geltend daß der moralische Eindruck ein weit größerer und für
die Sache Schleswigs noch vortheilhafterer gewesen wäre, wenn die Ver-
trauensmänner, trotz der ungerechten Forderung des König-Herzogs, nach
Kopenhagen gegangen wären, und dadurch jeden Vorwurf vermieden hät-
ten der vom Standpunkte der "Legitimität" aus ihnen gemacht, und mit
dem von den Dänen gegen die "widerspenstigen Rebellen" nun immer noch
mit Erfolg wird gewühlt werden. Der weitere Aufenthalt des Grafen
Rechberg in Frankfurt und seine nach Erlöschen seines Creditivs unbe-
kannte Mission daselbst hat hier Veranlassung zu einer Reclamation nach
Wien gegeben. Die beiden Cabinette hatten nämlich die Verabredung
getroffen bei Einsetzung des Interim diejenigen Persönlichkeiten von
Frankfurt zurückzuziehen welche unter den früheren Verhältnissen mit ei-
ner bedeutenden Thätigkeit im Vordergrunde gestanden. Preußen hat
diese Verabredung gewissenhaft gehalten, und den geheimen Legationsrath
Balan, Residenten und Geschäftsträger für Frankfurt und mehrere benach-
barte Höfe, abberufen. Es brachte hiedurch kein geringes Opfer, da die-
ser ebenso verdiente als tüchtige Beamte durch eine Reihe von Jahren jenem
Posten vorgestanden und mit den Orts- und Sachverhältnissen sehr vertraut
geworden war. Oesterreichischerseits scheint die Abberufung des Grafen
Rechberg noch nicht erfolgt zu seyn. Daher hat man diesseits an die
Verabredung erinnert.

Mecklenburg.

Der Erlaß der provisori-
schen Bundescommission d. d. 11 Jan. d. J. an das mecklenburg schwe-
rin'sche Gesammtministerium ist dem Verwaltungsrath zu Berlin zuge-
stellt worden, und derselbe hat in Folge der Anträge des mecklenburg-
schwerin'schen Bevollmächtigten und nach stattgehabter Prüfung die-
ser Angelegenheit durch eine von ihm hiezu niedergesetzte Commission in
seiner 76sten Sitzung unterm 29 Jan. d. J. beschlossen: 1) daß der vor-
liegende Fall nach der Ansicht des Verwaltungsraths allerdings dazu
geeignet sey vor einer Verfügung der Bundescommission nach Maßgabe
der von der preußischen Regierung unterm 8 Oct. v. J. ertheilten Zusage
zur Kenntniß und Beurtheilung des Verwaltungsraths gebracht zu wer-
den; 2) daß in dem Ersuchen der Bundescommission um eine Gegenäuße-
rung noch nicht die Erklärung liege daß sich dieselbe zur Entscheidung
über die Anwendbarkeit der Verordnung vom 28 Nov. 1817 competent
erachte, und daß es selbst verstanden sey daß über die von dergroßherzogl.
mecklenburg-schwerin'schen Regierung vorzubringenden Einwendungen ge-
gen diese Anwendbarkeit vor weiterem Vorschreiten der Bundescommission
durch richterliches Urtheil entschieden werden müsse; 3) daß in dem Er-
lasse der Bundescommission vom 11 d. M. kein eigentliches mandatum
inhibitorium,
sondern nur eine Abmahnung erblickt werden könne; 4)
der preußischen Regierung die gegenwärtige Verhandlung mit dem Er-
suchen um Erwägung bei der den Bundescommissarien zu ertheilenden In-
struction mitzutheilen. (Mecklenb. Z)

Oesterreich.

Wir erhalten heute durch die Wie-
ner Zeitung die Verfassung sür die Grafschaft Tirol und Vorarlberg,
welche in vielen Stücken höchst interessant ist, da wir schon in den Zah-
len der Deputirten zum Landtage die eigenthümlichen Verhältnisse dieses
kleinen Bauernstaats abgespiegelt sehen. Von den 72 Deputirten fallen auf
die Höchstbesteuerten 24. (Bemerkenswerth ist daß die Oesterreichische
Correspondenz, deren Facta officielle Glaubwürdigkeit beanspruchen, vor
einigen Tagen diese Zahl auf 20 angab, so daß man erst später und kurz
vor der Publication sie auf 24 zu erhöhen sich entschlossen hat.) Auf die
Städte 8 (Innsbruck 2, Trient 2, Brixen, Roveredo, Bregenz, Feldkirch
je einen), auf die Landgemeinden 40. Der Census für Innsbruck und
Trient ist 10, für die übrigen Städte und die Landgemeinden 5 fl. directe
Steuer. Die Gränzen von Tirol und Vorarlberg bleiben wie sie die
Reichsverfassung bestimmte, und können nur durch ein Gesetz verändert
werden. Ebenso wird die Selbständigkeit beider Kronländer, soweit sie die
Reichsverfassung nicht beschränkte, aufrecht erhalten. Die Hauptstatt ist

[Spaltenumbruch] den Profeſſor Müller aus Würzburg, Redacteur der Deutſchen Volks-
halle, vergebens gegenüberſtellte. Es ſind fünf Männer von Gotha aus
der Urne hervorgegangen und zwar v. Beckerath, Bürgers, Compes,
Meviſſen und Stedmann. Widenmann und Zell, an die gedacht war,
haben in voraus abgelehnt. Wahrſcheinlich gehören Kühlwetter, v. Witt-
genſtein, Aldenhoven und Viehof als Geſinnungsgenoſſen zu dieſer Gruppe,
vielleicht auch Bauerband. Die Namen v. Broicher, Peltzer, v. Sole-
macher v. d. Heydt tragen eine mehr miniſterielle Farbe.

Eine Correſpondeng ſchildert im Frank-
furter Journal die Waſſerfluth als ebenſo hoch wie 1784. Am Mitt-
woch (30 Januar) Morgens 4 Uhr ſetzte ſich die Eismaſſe des Rheins
in Bewegung, blieb aber bald wieder ſtehen, und das Waſſer ſtieg nun ſo
rafch daß viele Leute davon in den Betten überraſcht wurden. „Noch 20 Häu-
ſer des Städtchens ſind verſchont; die Kirche iſt zu einem Viehftall umge-
wandelt! In der Apotheke ſind alle Medicamente verdorben, Mangel an
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wann es enden wird! Geſtern (Mittwoch) Abend abermals Bewegung des
Eiſes. Das Waſſer trat zurück, ſtieg aber bald wieder wie anfangs. Das
Eis liegt in ungeheurer Höhe. Hohe Bäume ſind nicht mehr zu ſehen.
Für diejenigen welche hier bekannt ſind, nur ein Beiſpiel: das maſſive
Luſthaus auf der Rheininſel vor der Stadt, ſchon vor 1632 erbaut, und
jeder Eisfahrt in dieſen 220 Jahren trotzend, iſt von den Eismaſſen weg-
geſchoben worden. An den Gang der Poſten iſt nicht zu denken. Ich gebe
dieſes Schreiben dem Coblenzer Conducteur mit, und Sie werden es über
Coblenz und die naſſauiſchen Bäder erhalten. Wir fahren den ganzen Tag in
den Straßen unſers Städtchens umher, den Unglücklichen Bedürfniſſe rei-
chend.“ Aehnliche Jammerberichte hört man in der Fr. O.-P.-A.-Z. von
Lorch. „Das Rheineis hat ſich nämlich an der Lurley und weiter unten der Art
feſtgeſtellt und aufgethürmt, daß ein Durchgang des Waſſers unmöglich gewor-
den, und ein Steigen desſelben oberhalb des entſtandenen Eisdammes un-
vermeidlich ward. Da in Lorch nun noch die Wisper ſich in den Rhein
ergießt, deren Einſtrömung aber durch den ſtehenden Rhein gehemmt iſt,
ſo trat dieſelbe aus und ſetzte die auf beiden Seiten ſtehenden Häuſer un-
ter Waſſer. Die Bewohner flüchteten in die oberen Stöcke, und ſuch-
ten dabei ihre Hausgeräthe und nothwendigen Lebensmittel zu retten.
Doch die Gefahr ward bald für manche zu groß, ſo daß ſie um Hülfe rie-
fen. Es mußten demnach Nachen durch den Flecken gebracht werden, um
die Unglücklichen aus der Lebensgefahr zu retten. Mittlerweile ſtürzten
Gefache und Wände ein, und viele Wohnungen ſind dadurch gänzlich un-
bewohnbar geworden.“ Die Kölniſche Zeitung vom 1 Febr. beſtätigt dieſe
Berichte. Das Eis bei der Lurley war mehrmals in Bewegung gekom-
men und hatte ſich zuſammengeſchoben, ſtand aber noch feſt. Von Ober-
weſel bis zur Lurley hat ſich das Eis ſo hoch aufgethurmt daß es der
Landſtraße gleichſteht. Bacharach ſteht nebſt mehreren naheliegenden Ort-
ſchaften großentheils unter Waſſer.

Die Wahlen für Erfurt ſind im preußiſchen
Staat der großen Mehrheit nach conſervatio-conſtitutionell, d. h. miniſte-
riell ausgefallen. In Potsdam iſt Patow unterlegen, in Frankfurt
a. d. O. Simſon, und zwar gegen Urlichs von Greifswalde. Im Mini-
ſterium herrſcht in Folge der endlichen Löſung der Verfaſſungsdifferenzen
eine ſehr heitere Stimmung. Unlieb war den Miniſtern daß in der
ueuen königl. Botſchaft die Fideicommißfrage in der Weiſe berührt wer-
den ſollte wie es geſchehen; der König beharrte jedoch auf ſeinem Willen,
und jetzt verſchwindet der Eindruck den man davon fürchtete, in der allge-
meinen Befriedigung den die Erledigung der Verfaſſungsangelegenheit in
allen Fractionen der conſervativen Partei hervorgerufen hat. Selbſt die
Gegner der k. Botſchaft und ihrer weſentlichſten Vorſchläge erklären jetzt
daß ſie mit dem Ausgang zufrieden ſind. Die Conſtitutionelle Zeitung,
die auch hier für den wahren Ausdruck der „conſtitutionellen“ Fraction
gelten darf, hebt in ihrer heutigen Abendnummer die Cardinalpunkte der
revidirten Verfaſſung hervor, und ſagt dann: „Wir werden es laut und
entſchieden vertreten — die preußiſche Verfaſſung entſpricht im weſentli-
chen nicht allein den augenblicklichen Bedürfniſſen, ſondern ſie enthält auch
die Keime einer gedeihlichen und raſchen Entwickelung!“ So hätte denn
das fait accompli den vielgeübten Zauber wieder bewährt! Die conſer-
vative Bevölkerung wird am Tage der Eidablegung ihre Zufriedenheit in
feſtlichen Mahlzeiten kundgeben, die in verſchiedenen Stadttheilen gehal-
ten werden ſollen. Eine prächtige Illumination wird folgen. Die Au-
gen der Anhänger des Miniſteriums ſind jetzt auf Erfurt gerichtet Man
erwartet daß auch dieſe Angelegenheit eine glückliche Löſung finden werde,
um ſo mehr als man nicht glaubt daß die Propoſitionen die Oeſterreich
mit den vier Königreichen machen kann, mit denen der in Erfurt vertre-
tenen Staaten eine Vergleichung werden aushalten können. Der Mini-
ſter v. Manteufſel gedenkt mit ſeinem ganzen Bureau nach Erfurt über-
zuſiedeln. Ein hier verbreitetes Gerücht, wornach Oeſterreich der preu-
[Spaltenumbruch] ßiſchen Regierung die Grundzüge einer neuen deutſchen Verfaſſung vorge-
legt hätte, iſt, wie ich aus beſter Quelle mittheilen kann, unbegründet.
Hrn. v. Cornelius iſt die Directorſtelle an der hieſigen Akademie der Künſte
angeboten worden; er iſt aber nicht geneigt ſie anzunehmen, theils weil
er fürchtet daß die mit ihr verbundenen Geſchäfte ihn allzuſehr von ſeiner
künſtleriſchen Thätigkeit abziehen würden, theils auch weil er es für eine
Ehrenſache halten müßte der Akademie, wenn er einmal ihr Vorſtand
wäre, einen andern Charakter zu geben, und ein ſolches Unternehmen für
ihn doch auch viel bedenkliches hätte. Gegenwärtig arbeitet er an dem
dritten großen Carton zu der königlichen Begräbnißhalle.

So entſchieden man hier das in keiner Be-
ziehung zu rechtfertigende Benehmen des däniſchen Cabinets gegen die
ſchleswigiſchen Vertrauensmänner mißbilligt, ſo iſt man doch mit den in
Folge davon von der Statthalterſchaft und den Vertrauensmännern ge-
thanen Schritten nicht ganz einverſtanden. Es macht ſich hier nämlich
die Anſicht geltend daß der moraliſche Eindruck ein weit größerer und für
die Sache Schleswigs noch vortheilhafterer geweſen wäre, wenn die Ver-
trauensmänner, trotz der ungerechten Forderung des König-Herzogs, nach
Kopenhagen gegangen wären, und dadurch jeden Vorwurf vermieden hät-
ten der vom Standpunkte der „Legitimität“ aus ihnen gemacht, und mit
dem von den Dänen gegen die „widerſpenſtigen Rebellen“ nun immer noch
mit Erfolg wird gewühlt werden. Der weitere Aufenthalt des Grafen
Rechberg in Frankfurt und ſeine nach Erlöſchen ſeines Creditivs unbe-
kannte Miſſion daſelbſt hat hier Veranlaſſung zu einer Reclamation nach
Wien gegeben. Die beiden Cabinette hatten nämlich die Verabredung
getroffen bei Einſetzung des Interim diejenigen Perſönlichkeiten von
Frankfurt zurückzuziehen welche unter den früheren Verhältniſſen mit ei-
ner bedeutenden Thätigkeit im Vordergrunde geſtanden. Preußen hat
dieſe Verabredung gewiſſenhaft gehalten, und den geheimen Legationsrath
Balan, Reſidenten und Geſchäftsträger für Frankfurt und mehrere benach-
barte Höfe, abberufen. Es brachte hiedurch kein geringes Opfer, da die-
ſer ebenſo verdiente als tüchtige Beamte durch eine Reihe von Jahren jenem
Poſten vorgeſtanden und mit den Orts- und Sachverhältniſſen ſehr vertraut
geworden war. Oeſterreichiſcherſeits ſcheint die Abberufung des Grafen
Rechberg noch nicht erfolgt zu ſeyn. Daher hat man dieſſeits an die
Verabredung erinnert.

Mecklenburg.

Der Erlaß der proviſori-
ſchen Bundescommiſſion d. d. 11 Jan. d. J. an das mecklenburg ſchwe-
rin’ſche Geſammtminiſterium iſt dem Verwaltungsrath zu Berlin zuge-
ſtellt worden, und derſelbe hat in Folge der Anträge des mecklenburg-
ſchwerin’ſchen Bevollmächtigten und nach ſtattgehabter Prüfung die-
ſer Angelegenheit durch eine von ihm hiezu niedergeſetzte Commiſſion in
ſeiner 76ſten Sitzung unterm 29 Jan. d. J. beſchloſſen: 1) daß der vor-
liegende Fall nach der Anſicht des Verwaltungsraths allerdings dazu
geeignet ſey vor einer Verfügung der Bundescommiſſion nach Maßgabe
der von der preußiſchen Regierung unterm 8 Oct. v. J. ertheilten Zuſage
zur Kenntniß und Beurtheilung des Verwaltungsraths gebracht zu wer-
den; 2) daß in dem Erſuchen der Bundescommiſſion um eine Gegenäuße-
rung noch nicht die Erklärung liege daß ſich dieſelbe zur Entſcheidung
über die Anwendbarkeit der Verordnung vom 28 Nov. 1817 competent
erachte, und daß es ſelbſt verſtanden ſey daß über die von dergroßherzogl.
mecklenburg-ſchwerin’ſchen Regierung vorzubringenden Einwendungen ge-
gen dieſe Anwendbarkeit vor weiterem Vorſchreiten der Bundescommiſſion
durch richterliches Urtheil entſchieden werden müſſe; 3) daß in dem Er-
laſſe der Bundescommiſſion vom 11 d. M. kein eigentliches mandatum
inhibitorium,
ſondern nur eine Abmahnung erblickt werden könne; 4)
der preußiſchen Regierung die gegenwärtige Verhandlung mit dem Er-
ſuchen um Erwägung bei der den Bundescommiſſarien zu ertheilenden In-
ſtruction mitzutheilen. (Mecklenb. Z)

Oeſterreich.

Wir erhalten heute durch die Wie-
ner Zeitung die Verfaſſung ſür die Grafſchaft Tirol und Vorarlberg,
welche in vielen Stücken höchſt intereſſant iſt, da wir ſchon in den Zah-
len der Deputirten zum Landtage die eigenthümlichen Verhältniſſe dieſes
kleinen Bauernſtaats abgeſpiegelt ſehen. Von den 72 Deputirten fallen auf
die Höchſtbeſteuerten 24. (Bemerkenswerth iſt daß die Oeſterreichiſche
Correſpondenz, deren Facta officielle Glaubwürdigkeit beanſpruchen, vor
einigen Tagen dieſe Zahl auf 20 angab, ſo daß man erſt ſpäter und kurz
vor der Publication ſie auf 24 zu erhöhen ſich entſchloſſen hat.) Auf die
Städte 8 (Innsbruck 2, Trient 2, Brixen, Roveredo, Bregenz, Feldkirch
je einen), auf die Landgemeinden 40. Der Cenſus für Innsbruck und
Trient iſt 10, für die übrigen Städte und die Landgemeinden 5 fl. directe
Steuer. Die Gränzen von Tirol und Vorarlberg bleiben wie ſie die
Reichsverfaſſung beſtimmte, und können nur durch ein Geſetz verändert
werden. Ebenſo wird die Selbſtändigkeit beider Kronländer, ſoweit ſie die
Reichsverfaſſung nicht beſchränkte, aufrecht erhalten. Die Hauptſtatt iſt

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[581/0005] den Profeſſor Müller aus Würzburg, Redacteur der Deutſchen Volks- halle, vergebens gegenüberſtellte. Es ſind fünf Männer von Gotha aus der Urne hervorgegangen und zwar v. Beckerath, Bürgers, Compes, Meviſſen und Stedmann. Widenmann und Zell, an die gedacht war, haben in voraus abgelehnt. Wahrſcheinlich gehören Kühlwetter, v. Witt- genſtein, Aldenhoven und Viehof als Geſinnungsgenoſſen zu dieſer Gruppe, vielleicht auch Bauerband. Die Namen v. Broicher, Peltzer, v. Sole- macher v. d. Heydt tragen eine mehr miniſterielle Farbe. Bacharach, 31 Jan. Eine Correſpondeng ſchildert im Frank- furter Journal die Waſſerfluth als ebenſo hoch wie 1784. Am Mitt- woch (30 Januar) Morgens 4 Uhr ſetzte ſich die Eismaſſe des Rheins in Bewegung, blieb aber bald wieder ſtehen, und das Waſſer ſtieg nun ſo rafch daß viele Leute davon in den Betten überraſcht wurden. „Noch 20 Häu- ſer des Städtchens ſind verſchont; die Kirche iſt zu einem Viehftall umge- wandelt! In der Apotheke ſind alle Medicamente verdorben, Mangel an Lebensmitteln und Brennmaterial tritt ein, und iſt es nicht abzuſehen, wann es enden wird! Geſtern (Mittwoch) Abend abermals Bewegung des Eiſes. Das Waſſer trat zurück, ſtieg aber bald wieder wie anfangs. Das Eis liegt in ungeheurer Höhe. Hohe Bäume ſind nicht mehr zu ſehen. Für diejenigen welche hier bekannt ſind, nur ein Beiſpiel: das maſſive Luſthaus auf der Rheininſel vor der Stadt, ſchon vor 1632 erbaut, und jeder Eisfahrt in dieſen 220 Jahren trotzend, iſt von den Eismaſſen weg- geſchoben worden. An den Gang der Poſten iſt nicht zu denken. Ich gebe dieſes Schreiben dem Coblenzer Conducteur mit, und Sie werden es über Coblenz und die naſſauiſchen Bäder erhalten. Wir fahren den ganzen Tag in den Straßen unſers Städtchens umher, den Unglücklichen Bedürfniſſe rei- chend.“ Aehnliche Jammerberichte hört man in der Fr. O.-P.-A.-Z. von Lorch. „Das Rheineis hat ſich nämlich an der Lurley und weiter unten der Art feſtgeſtellt und aufgethürmt, daß ein Durchgang des Waſſers unmöglich gewor- den, und ein Steigen desſelben oberhalb des entſtandenen Eisdammes un- vermeidlich ward. Da in Lorch nun noch die Wisper ſich in den Rhein ergießt, deren Einſtrömung aber durch den ſtehenden Rhein gehemmt iſt, ſo trat dieſelbe aus und ſetzte die auf beiden Seiten ſtehenden Häuſer un- ter Waſſer. Die Bewohner flüchteten in die oberen Stöcke, und ſuch- ten dabei ihre Hausgeräthe und nothwendigen Lebensmittel zu retten. Doch die Gefahr ward bald für manche zu groß, ſo daß ſie um Hülfe rie- fen. Es mußten demnach Nachen durch den Flecken gebracht werden, um die Unglücklichen aus der Lebensgefahr zu retten. Mittlerweile ſtürzten Gefache und Wände ein, und viele Wohnungen ſind dadurch gänzlich un- bewohnbar geworden.“ Die Kölniſche Zeitung vom 1 Febr. beſtätigt dieſe Berichte. Das Eis bei der Lurley war mehrmals in Bewegung gekom- men und hatte ſich zuſammengeſchoben, ſtand aber noch feſt. Von Ober- weſel bis zur Lurley hat ſich das Eis ſo hoch aufgethurmt daß es der Landſtraße gleichſteht. Bacharach ſteht nebſt mehreren naheliegenden Ort- ſchaften großentheils unter Waſſer. ☿ Berlin, 2 Febr. Die Wahlen für Erfurt ſind im preußiſchen Staat der großen Mehrheit nach conſervatio-conſtitutionell, d. h. miniſte- riell ausgefallen. In Potsdam iſt Patow unterlegen, in Frankfurt a. d. O. Simſon, und zwar gegen Urlichs von Greifswalde. Im Mini- ſterium herrſcht in Folge der endlichen Löſung der Verfaſſungsdifferenzen eine ſehr heitere Stimmung. Unlieb war den Miniſtern daß in der ueuen königl. Botſchaft die Fideicommißfrage in der Weiſe berührt wer- den ſollte wie es geſchehen; der König beharrte jedoch auf ſeinem Willen, und jetzt verſchwindet der Eindruck den man davon fürchtete, in der allge- meinen Befriedigung den die Erledigung der Verfaſſungsangelegenheit in allen Fractionen der conſervativen Partei hervorgerufen hat. Selbſt die Gegner der k. Botſchaft und ihrer weſentlichſten Vorſchläge erklären jetzt daß ſie mit dem Ausgang zufrieden ſind. Die Conſtitutionelle Zeitung, die auch hier für den wahren Ausdruck der „conſtitutionellen“ Fraction gelten darf, hebt in ihrer heutigen Abendnummer die Cardinalpunkte der revidirten Verfaſſung hervor, und ſagt dann: „Wir werden es laut und entſchieden vertreten — die preußiſche Verfaſſung entſpricht im weſentli- chen nicht allein den augenblicklichen Bedürfniſſen, ſondern ſie enthält auch die Keime einer gedeihlichen und raſchen Entwickelung!“ So hätte denn das fait accompli den vielgeübten Zauber wieder bewährt! Die conſer- vative Bevölkerung wird am Tage der Eidablegung ihre Zufriedenheit in feſtlichen Mahlzeiten kundgeben, die in verſchiedenen Stadttheilen gehal- ten werden ſollen. Eine prächtige Illumination wird folgen. Die Au- gen der Anhänger des Miniſteriums ſind jetzt auf Erfurt gerichtet Man erwartet daß auch dieſe Angelegenheit eine glückliche Löſung finden werde, um ſo mehr als man nicht glaubt daß die Propoſitionen die Oeſterreich mit den vier Königreichen machen kann, mit denen der in Erfurt vertre- tenen Staaten eine Vergleichung werden aushalten können. Der Mini- ſter v. Manteufſel gedenkt mit ſeinem ganzen Bureau nach Erfurt über- zuſiedeln. Ein hier verbreitetes Gerücht, wornach Oeſterreich der preu- ßiſchen Regierung die Grundzüge einer neuen deutſchen Verfaſſung vorge- legt hätte, iſt, wie ich aus beſter Quelle mittheilen kann, unbegründet. Hrn. v. Cornelius iſt die Directorſtelle an der hieſigen Akademie der Künſte angeboten worden; er iſt aber nicht geneigt ſie anzunehmen, theils weil er fürchtet daß die mit ihr verbundenen Geſchäfte ihn allzuſehr von ſeiner künſtleriſchen Thätigkeit abziehen würden, theils auch weil er es für eine Ehrenſache halten müßte der Akademie, wenn er einmal ihr Vorſtand wäre, einen andern Charakter zu geben, und ein ſolches Unternehmen für ihn doch auch viel bedenkliches hätte. Gegenwärtig arbeitet er an dem dritten großen Carton zu der königlichen Begräbnißhalle. γ Berlin, 2 Febr. So entſchieden man hier das in keiner Be- ziehung zu rechtfertigende Benehmen des däniſchen Cabinets gegen die ſchleswigiſchen Vertrauensmänner mißbilligt, ſo iſt man doch mit den in Folge davon von der Statthalterſchaft und den Vertrauensmännern ge- thanen Schritten nicht ganz einverſtanden. Es macht ſich hier nämlich die Anſicht geltend daß der moraliſche Eindruck ein weit größerer und für die Sache Schleswigs noch vortheilhafterer geweſen wäre, wenn die Ver- trauensmänner, trotz der ungerechten Forderung des König-Herzogs, nach Kopenhagen gegangen wären, und dadurch jeden Vorwurf vermieden hät- ten der vom Standpunkte der „Legitimität“ aus ihnen gemacht, und mit dem von den Dänen gegen die „widerſpenſtigen Rebellen“ nun immer noch mit Erfolg wird gewühlt werden. Der weitere Aufenthalt des Grafen Rechberg in Frankfurt und ſeine nach Erlöſchen ſeines Creditivs unbe- kannte Miſſion daſelbſt hat hier Veranlaſſung zu einer Reclamation nach Wien gegeben. Die beiden Cabinette hatten nämlich die Verabredung getroffen bei Einſetzung des Interim diejenigen Perſönlichkeiten von Frankfurt zurückzuziehen welche unter den früheren Verhältniſſen mit ei- ner bedeutenden Thätigkeit im Vordergrunde geſtanden. Preußen hat dieſe Verabredung gewiſſenhaft gehalten, und den geheimen Legationsrath Balan, Reſidenten und Geſchäftsträger für Frankfurt und mehrere benach- barte Höfe, abberufen. Es brachte hiedurch kein geringes Opfer, da die- ſer ebenſo verdiente als tüchtige Beamte durch eine Reihe von Jahren jenem Poſten vorgeſtanden und mit den Orts- und Sachverhältniſſen ſehr vertraut geworden war. Oeſterreichiſcherſeits ſcheint die Abberufung des Grafen Rechberg noch nicht erfolgt zu ſeyn. Daher hat man dieſſeits an die Verabredung erinnert. Mecklenburg. Schwerin, 31 Jan. Der Erlaß der proviſori- ſchen Bundescommiſſion d. d. 11 Jan. d. J. an das mecklenburg ſchwe- rin’ſche Geſammtminiſterium iſt dem Verwaltungsrath zu Berlin zuge- ſtellt worden, und derſelbe hat in Folge der Anträge des mecklenburg- ſchwerin’ſchen Bevollmächtigten und nach ſtattgehabter Prüfung die- ſer Angelegenheit durch eine von ihm hiezu niedergeſetzte Commiſſion in ſeiner 76ſten Sitzung unterm 29 Jan. d. J. beſchloſſen: 1) daß der vor- liegende Fall nach der Anſicht des Verwaltungsraths allerdings dazu geeignet ſey vor einer Verfügung der Bundescommiſſion nach Maßgabe der von der preußiſchen Regierung unterm 8 Oct. v. J. ertheilten Zuſage zur Kenntniß und Beurtheilung des Verwaltungsraths gebracht zu wer- den; 2) daß in dem Erſuchen der Bundescommiſſion um eine Gegenäuße- rung noch nicht die Erklärung liege daß ſich dieſelbe zur Entſcheidung über die Anwendbarkeit der Verordnung vom 28 Nov. 1817 competent erachte, und daß es ſelbſt verſtanden ſey daß über die von dergroßherzogl. mecklenburg-ſchwerin’ſchen Regierung vorzubringenden Einwendungen ge- gen dieſe Anwendbarkeit vor weiterem Vorſchreiten der Bundescommiſſion durch richterliches Urtheil entſchieden werden müſſe; 3) daß in dem Er- laſſe der Bundescommiſſion vom 11 d. 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Auf die Städte 8 (Innsbruck 2, Trient 2, Brixen, Roveredo, Bregenz, Feldkirch je einen), auf die Landgemeinden 40. Der Cenſus für Innsbruck und Trient iſt 10, für die übrigen Städte und die Landgemeinden 5 fl. directe Steuer. Die Gränzen von Tirol und Vorarlberg bleiben wie ſie die Reichsverfaſſung beſtimmte, und können nur durch ein Geſetz verändert werden. Ebenſo wird die Selbſtändigkeit beider Kronländer, ſoweit ſie die Reichsverfaſſung nicht beſchränkte, aufrecht erhalten. Die Hauptſtatt iſt

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 37, 6. Februar 1850, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine37_1850/5>, abgerufen am 11.06.2024.