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Allgemeine Zeitung, Nr. 37, 12. September 1914.

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Allgemeine Zeitung 12. September 1914.
[Spaltenumbruch] den lebendigen Patriotismus seiner kleinen Handlung er-
freuen. Wichert hat ja Bedeutenderes geschrieben; gleich
schon sein erstes patriotisches Drama "Unser General York",
das im Jahre 1885 entstand. Ehemals wurden seine harm-
losen aber gutgebauten Lustspiele an unserer Hofbühne gern
gegeben. Das "eiserne Kreuz" wurde von den Herren Peppler,
Randolf und Siegfried Raabe flott gespielt. Darauf trug
Fräulein Annie Rosar eine Dichtung Richard Voß' "Bayerns
Kronprinz" als Göttin des Sieges unter großem Beifall vor
und den Schluß machte "Der zerbrochene Krug" von unserem
vaterländischen Dichter Kleist, dessen Hermannsschlacht über
kurz oder lang wohl auch auf unseren Bühnen erscheinen wird.

Mahnung.
Werdet nur nicht übermütig,
Meinet nicht: "es muß so sein!"
Weil das Herz euch edelblütig,
Und die Fahne fleckenrein.
Nicht die Ruhmsucht darf uns treiben,
Und das Prahlen steht uns schlecht:
Fromm soll unser Glaube bleiben,
Heilig haltet unser Recht!
Laßt dem Feind die großen Worte
Und dem Himmel das Gericht;
Schweigsam tun an jedem Orte
Deutsche Männer ihre Pflicht.
Unsre Kämpfer in den Schlachten
Ziert ein heldenstolzer Ernst:
Danach sollst, mein Volk, du trachten,
Daß du seine Größe lernst!
Gilt es doch die Kraft zu wahren,
Die nicht nur den Gegner schlägt,
Die gerüstet in Gefahren
Würdig auch ein Unglück trägt.
Bücheranzeigen.
Das Buch der Frau.

Aus dem Nachlaß von Dagobert
von Gerhardt-Amyntor
. Herausgegeben und mit einer
Vorbemerkung versehen von Helene von Gerhardt. Mit dem Bilde
Gerhardt-Amyntors in Autotypiedruck. Preis broschiert 1.50 Mk.,
in Leinen gebunden 1.95 Mk., in feinem Moire-Einband mit Gold-
prägung 3 Mk, in elegantem Lederband 3.50 Mk. -- Verlag Otto
Hendel, Halle a. S.

Wenn der Gärtner das Werk vollendet hat in seinem Garten,
dann dürfen wir nur mit ruhigen, vorsichtigen Schritten die Wege
gehen, die er uns freigegeben: -- Rings um sein kunstvolles Werk,
mitten hinein, kreuz und quer. -- Und wenn ein starker Mann nach
sturmvollen und sonnigen Tagen das Werk seines Lebens vollendet
hat, daß er selber die Sonne nicht mehr schauen kann, die er licht
und warm und reich über seinen Pflanzungen ausgegossen, dann
müssen wir mit doppelter Vorsicht seinen Garten betreten, daß wir
den weihevollen Wert seines Wirkens ihm nicht zerstören, daß wir
ihm nicht zuschanden machen, was er mühselig und ehrlich gepflanzt
hat. Nun hat Dagobert von Gerhardt-Amyntor hier und dort auf
seinem Lebenswege noch eine Gabe seines Geistes oder seines Her-
zens verteilt, die in seinen bekannten Werken nicht enthalten ist, die
aber ebenso wie diese wohl wert ist, uns erhalten zu bleiben. Die
einzige Tochter des Dichters, die seine letzten Lebensjahre in innig-
ster Geistesgemeinschaft, treubesorgt um ihn bemüht sein durfte,
hat es sich zur Aufgabe gemacht, die hinterlassenen Schriften zu
sichten und sie nach und nach zu veröffentlichen. "Das Buch der
Frau" ist eine schlichte, liebenswürdige und doch ernste Gabe. Sie
wird hiermit der Oeffentlichkeit übergeben, damit tausend Hände sich
danach ausstrecken, damit tausend Herzen dem klugen, gütigen
Manne dafür danken mögen.

[Spaltenumbruch]
Speckmann, Diedrich, Erich Heydenreichs Dorf.

Erzählung.
3.50 Mk., geb. 4.50 Mk. (Berlin, Martin Warneck).

Ein echter Speckmann mit all der feinen beschaulichen Klein-
malerie -- dabei ein Großes-Ganzes! In seinem neuesten Buch
macht Speckmann, der in "Heidehof-Lohe" das bäuerliche Leben
eines einsamen Hofes in meisterhafter Weise erstehen ließ, ein gan-
zes Dorf vor uns lebendig. Es ist nicht das ruhige gleichmäßige
dörfliche Treiben, bei dem die Aeußerungen des Innenlebens unter
schwerem Arbeitsdruck zurücktreten, sondern sehr bewegte Zeiten,
um die Mitte der 70er Jahre, als durch das Zivilstandsgesetz in
jenem Winkel, "wo die Uhr um 100 Jahre nachgeht", die Gemüter
aufs tiefste erregt wurden und die Köpfe infolgedessen hart aufeinan-
derstießen. Die sich daraus ergebenden Kämpfe bieten dem Schrift-
steller Gelegenheit, dörfliche Verhältnisse und Gestalten mit feinster
Beobachtung und packender Wahrheit, häufig erquickend humoristisch
zu schildern. Einem Sohn des Dorfes, Erich Heydenreich, dessen
innere Entwicklung mit liebevoller Feinheit gezeichnet wird, gelingt
es durch das ihm wie selbstverständlich zufallende Vertrauen der
Bauern, die ihn unter sich haben heranwachsen sehen, gewisser-
maßen zum Kristallisationspunkt zu werden, um den sich die Ge-
meinde wieder sammelt. Bewundernswert ist auch in diesem Werke
die warme Objektivität und beseelte Realistik, die den früheren
Büchern Speckmanns zu so raschem, großem Erfolg verholfen hat.
Ja, uns will scheinen, als ob er in der Richtung unmittelbar tref-
fender Lebenswahrheit noch Fortschritte gemacht hat. Manche
Charakterköpfe, wie der ehrwürdige Sattelhofbauer, der "stark be-
gabte" Nieweg, der tyrannische Bullwinkel, nur um einige heraus-
zugreifen, bleiben dem Leser geradezu unvergeßlich. -- Wir danken
dem Dichter diese neue Gabe von Herzen, es ist ein Buch, dem man
nur die größte Verbreitung wünschen kann.

Handel und Industrie
Die deutsche Kriegsanleihe.

Einer der letzten Beschlüsse des deutschen Reichstages be-
stand in der der Regierung gegebenen Erlaubnis, eine Kriegs-
anleihe bis zur Höhe von 5 Milliarden Mark ausgeben zu
dürfen. Die Reichsleitung fest vertrauend auf die Armee,
wollte indessen solange mit der Transaktion zuwarten, bis es
ihr möglich wäre, einen Erfolg der Anleihe durch eine gün-
stige militärische Lage vorzubereiten. Nunmehr dieser Fall
in kaum geahntem Umfange eingetreten ist, zögert sie auch
nicht und wendet sich an die deutschen Kapitalisten. Sie for-
dert zunächst eine Milliarde und gibt hierfür 5 prozent. Schatz-
anweisungen, rückzahlbar innerhalb 5 Jahren aus. Sie gibt
dem Publikum aber zugleich Gelegenheit, durch weitere Zeich-
nungen auf eine, in ihrem Umfange nicht limitierte Anleihe
in der Form von 5 prozent. Reichsobligationen, unkündbar
bis zum Jahre 1924 zu erwerben. In beiden Fällen verlangt
sie für die zu 100 Prozent rückzahlbaren Schuldscheine nur
971/2 Prozent und gewährt also eine Provision von 21/2 Pro-
zent. In das Reichsschuldbuch eingetragene Sperrstücke
der Reichsanleihe kosten 97.30.

Die Reichsregierung kommt somit den Kapitalisten in der
weitestgehenden Weise entgegen, einzig und allein bestrebt,
auch ihre wirtschaftlichen Maßnahmen in der gleich soliden
Art durchzuführen, wie ihre militärischen. Sie will keine
Scheinglanzleistung durch "Konzertzeichnerei" und sichert des-
halb den Zeichnern den vollen Betrag ihrer Zeichnung, sie
verbilligt die Anleihe, indem sie sich ohne Vermittlung von
Garantiekonsortien usw. direkt an das Publikum wendet.
Dieses ist nun in der glücklichen Lage, sich an einem patrio-
tischen Unternehmen beteiligen zu können und im Gegensatz
zu anderen Maßnahmen solchen Charakters -- dabei noch
ein vorzügliches Geschäft zu machen. Daß aber sowohl der
Erwerb von Schatzanweisungen als der Anleihe ein solches
Geschäft ist, zeigt ein Blick auf den Kursstand der übrigen
deutschen Fonds auch nach ihrem heutigen niedrigem Stande.

Die Verzinsung der Schatzscheine beträgt unter Berück-
sichtigung des Disagios 5.63 Prozent; die der Reichsanleihe
5.38 Prozent. Der Vorteil der letzteren besteht aber in dem
Umstande, daß sie die hohe Rente 10 Jahre lang abwirft,
gegen nur 5 Jahre bei den Schatzscheinen.

Wie die Dinge liegen, ist aber nicht nur eine rege Beteili-
gung der einzelnen Kapitalisten, eine Wiederanlage der in
der Kriegsfurcht angesammelten großen Summen, sondern
auch eine rege Beteiligung von staatlichen Anstalten, wie den
großen Versicherungsunternehmungen, aus den Kreisen der

1) Der alte Freund Richard Wagners hat obenstehende wohlmeinende Verse an
die Kreuz-Zeitung gesandt und dazu geschrieben: An ehr wohlgesinnten Zeitungen
mache ich die nicht behagliche Beobachtung, daß gute deutsche Leute in der Freude
über unsere herrlichen Erfolge und im Gefühle unsres sichern Rechts gleich anfangs
den Mund so voll nehmen von "Zerschmetterung der Feinde" und "Teilung der
Welt", wie es nicht deutsche Art ist. Gutes Gewissen und Gottvertrauen brauchen
der Posaunen nicht. Aus solcher Empfindung heraus kam mir vorstehende "Mahnung."

Allgemeine Zeitung 12. September 1914.
[Spaltenumbruch] den lebendigen Patriotismus ſeiner kleinen Handlung er-
freuen. Wichert hat ja Bedeutenderes geſchrieben; gleich
ſchon ſein erſtes patriotiſches Drama „Unſer General York“,
das im Jahre 1885 entſtand. Ehemals wurden ſeine harm-
loſen aber gutgebauten Luſtſpiele an unſerer Hofbühne gern
gegeben. Das „eiſerne Kreuz“ wurde von den Herren Peppler,
Randolf und Siegfried Raabe flott geſpielt. Darauf trug
Fräulein Annie Roſar eine Dichtung Richard Voß’ „Bayerns
Kronprinz“ als Göttin des Sieges unter großem Beifall vor
und den Schluß machte „Der zerbrochene Krug“ von unſerem
vaterländiſchen Dichter Kleiſt, deſſen Hermannsſchlacht über
kurz oder lang wohl auch auf unſeren Bühnen erſcheinen wird.

Mahnung.
Werdet nur nicht übermütig,
Meinet nicht: „es muß ſo ſein!“
Weil das Herz euch edelblütig,
Und die Fahne fleckenrein.
Nicht die Ruhmſucht darf uns treiben,
Und das Prahlen steht uns ſchlecht:
Fromm ſoll unſer Glaube bleiben,
Heilig haltet unſer Recht!
Laßt dem Feind die großen Worte
Und dem Himmel das Gericht;
Schweigſam tun an jedem Orte
Deutſche Männer ihre Pflicht.
Unſre Kämpfer in den Schlachten
Ziert ein heldenſtolzer Ernſt:
Danach ſollſt, mein Volk, du trachten,
Daß du ſeine Größe lernſt!
Gilt es doch die Kraft zu wahren,
Die nicht nur den Gegner ſchlägt,
Die gerüſtet in Gefahren
Würdig auch ein Unglück trägt.
Bücheranzeigen.
Das Buch der Frau.

Aus dem Nachlaß von Dagobert
von Gerhardt-Amyntor
. Herausgegeben und mit einer
Vorbemerkung verſehen von Helene von Gerhardt. Mit dem Bilde
Gerhardt-Amyntors in Autotypiedruck. Preis broſchiert 1.50 Mk.,
in Leinen gebunden 1.95 Mk., in feinem Moiré-Einband mit Gold-
prägung 3 Mk, in elegantem Lederband 3.50 Mk. — Verlag Otto
Hendel, Halle a. S.

Wenn der Gärtner das Werk vollendet hat in ſeinem Garten,
dann dürfen wir nur mit ruhigen, vorſichtigen Schritten die Wege
gehen, die er uns freigegeben: — Rings um ſein kunſtvolles Werk,
mitten hinein, kreuz und quer. — Und wenn ein ſtarker Mann nach
ſturmvollen und ſonnigen Tagen das Werk ſeines Lebens vollendet
hat, daß er ſelber die Sonne nicht mehr ſchauen kann, die er licht
und warm und reich über ſeinen Pflanzungen ausgegoſſen, dann
müſſen wir mit doppelter Vorſicht ſeinen Garten betreten, daß wir
den weihevollen Wert ſeines Wirkens ihm nicht zerſtören, daß wir
ihm nicht zuſchanden machen, was er mühſelig und ehrlich gepflanzt
hat. Nun hat Dagobert von Gerhardt-Amyntor hier und dort auf
ſeinem Lebenswege noch eine Gabe ſeines Geiſtes oder ſeines Her-
zens verteilt, die in ſeinen bekannten Werken nicht enthalten iſt, die
aber ebenſo wie dieſe wohl wert iſt, uns erhalten zu bleiben. Die
einzige Tochter des Dichters, die ſeine letzten Lebensjahre in innig-
ſter Geiſtesgemeinſchaft, treubeſorgt um ihn bemüht ſein durfte,
hat es ſich zur Aufgabe gemacht, die hinterlaſſenen Schriften zu
ſichten und ſie nach und nach zu veröffentlichen. „Das Buch der
Frau“ iſt eine ſchlichte, liebenswürdige und doch ernſte Gabe. Sie
wird hiermit der Oeffentlichkeit übergeben, damit tauſend Hände ſich
danach ausſtrecken, damit tauſend Herzen dem klugen, gütigen
Manne dafür danken mögen.

[Spaltenumbruch]
Speckmann, Diedrich, Erich Heydenreichs Dorf.

Erzählung.
3.50 Mk., geb. 4.50 Mk. (Berlin, Martin Warneck).

Ein echter Speckmann mit all der feinen beſchaulichen Klein-
malerie — dabei ein Großes-Ganzes! In ſeinem neueſten Buch
macht Speckmann, der in „Heidehof-Lohe“ das bäuerliche Leben
eines einſamen Hofes in meiſterhafter Weiſe erſtehen ließ, ein gan-
zes Dorf vor uns lebendig. Es iſt nicht das ruhige gleichmäßige
dörfliche Treiben, bei dem die Aeußerungen des Innenlebens unter
ſchwerem Arbeitsdruck zurücktreten, ſondern ſehr bewegte Zeiten,
um die Mitte der 70er Jahre, als durch das Zivilſtandsgeſetz in
jenem Winkel, „wo die Uhr um 100 Jahre nachgeht“, die Gemüter
aufs tiefſte erregt wurden und die Köpfe infolgedeſſen hart aufeinan-
derſtießen. Die ſich daraus ergebenden Kämpfe bieten dem Schrift-
ſteller Gelegenheit, dörfliche Verhältniſſe und Geſtalten mit feinſter
Beobachtung und packender Wahrheit, häufig erquickend humoriſtiſch
zu ſchildern. Einem Sohn des Dorfes, Erich Heydenreich, deſſen
innere Entwicklung mit liebevoller Feinheit gezeichnet wird, gelingt
es durch das ihm wie ſelbſtverſtändlich zufallende Vertrauen der
Bauern, die ihn unter ſich haben heranwachſen ſehen, gewiſſer-
maßen zum Kriſtalliſationspunkt zu werden, um den ſich die Ge-
meinde wieder ſammelt. Bewundernswert iſt auch in dieſem Werke
die warme Objektivität und beſeelte Realiſtik, die den früheren
Büchern Speckmanns zu ſo raſchem, großem Erfolg verholfen hat.
Ja, uns will ſcheinen, als ob er in der Richtung unmittelbar tref-
fender Lebenswahrheit noch Fortſchritte gemacht hat. Manche
Charakterköpfe, wie der ehrwürdige Sattelhofbauer, der „ſtark be-
gabte“ Nieweg, der tyranniſche Bullwinkel, nur um einige heraus-
zugreifen, bleiben dem Leſer geradezu unvergeßlich. — Wir danken
dem Dichter dieſe neue Gabe von Herzen, es iſt ein Buch, dem man
nur die größte Verbreitung wünſchen kann.

Handel und Induſtrie
Die deutſche Kriegsanleihe.

Einer der letzten Beſchlüſſe des deutſchen Reichstages be-
ſtand in der der Regierung gegebenen Erlaubnis, eine Kriegs-
anleihe bis zur Höhe von 5 Milliarden Mark ausgeben zu
dürfen. Die Reichsleitung feſt vertrauend auf die Armee,
wollte indeſſen ſolange mit der Transaktion zuwarten, bis es
ihr möglich wäre, einen Erfolg der Anleihe durch eine gün-
ſtige militäriſche Lage vorzubereiten. Nunmehr dieſer Fall
in kaum geahntem Umfange eingetreten iſt, zögert ſie auch
nicht und wendet ſich an die deutſchen Kapitaliſten. Sie for-
dert zunächſt eine Milliarde und gibt hierfür 5 prozent. Schatz-
anweiſungen, rückzahlbar innerhalb 5 Jahren aus. Sie gibt
dem Publikum aber zugleich Gelegenheit, durch weitere Zeich-
nungen auf eine, in ihrem Umfange nicht limitierte Anleihe
in der Form von 5 prozent. Reichsobligationen, unkündbar
bis zum Jahre 1924 zu erwerben. In beiden Fällen verlangt
ſie für die zu 100 Prozent rückzahlbaren Schuldſcheine nur
97½ Prozent und gewährt alſo eine Proviſion von 2½ Pro-
zent. In das Reichsſchuldbuch eingetragene Sperrſtücke
der Reichsanleihe koſten 97.30.

Die Reichsregierung kommt ſomit den Kapitaliſten in der
weiteſtgehenden Weiſe entgegen, einzig und allein beſtrebt,
auch ihre wirtſchaftlichen Maßnahmen in der gleich ſoliden
Art durchzuführen, wie ihre militäriſchen. Sie will keine
Scheinglanzleiſtung durch „Konzertzeichnerei“ und ſichert des-
halb den Zeichnern den vollen Betrag ihrer Zeichnung, ſie
verbilligt die Anleihe, indem ſie ſich ohne Vermittlung von
Garantiekonſortien uſw. direkt an das Publikum wendet.
Dieſes iſt nun in der glücklichen Lage, ſich an einem patrio-
tiſchen Unternehmen beteiligen zu können und im Gegenſatz
zu anderen Maßnahmen ſolchen Charakters — dabei noch
ein vorzügliches Geſchäft zu machen. Daß aber ſowohl der
Erwerb von Schatzanweiſungen als der Anleihe ein ſolches
Geſchäft iſt, zeigt ein Blick auf den Kursſtand der übrigen
deutſchen Fonds auch nach ihrem heutigen niedrigem Stande.

Die Verzinſung der Schatzſcheine beträgt unter Berück-
ſichtigung des Disagios 5.63 Prozent; die der Reichsanleihe
5.38 Prozent. Der Vorteil der letzteren beſteht aber in dem
Umſtande, daß ſie die hohe Rente 10 Jahre lang abwirft,
gegen nur 5 Jahre bei den Schatzſcheinen.

Wie die Dinge liegen, iſt aber nicht nur eine rege Beteili-
gung der einzelnen Kapitaliſten, eine Wiederanlage der in
der Kriegsfurcht angeſammelten großen Summen, ſondern
auch eine rege Beteiligung von ſtaatlichen Anſtalten, wie den
großen Verſicherungsunternehmungen, aus den Kreiſen der

1) Der alte Freund Richard Wagners hat obenſtehende wohlmeinende Verſe an
die Kreuz-Zeitung geſandt und dazu geſchrieben: An ehr wohlgeſinnten Zeitungen
mache ich die nicht behagliche Beobachtung, daß gute deutſche Leute in der Freude
über unſere herrlichen Erfolge und im Gefühle unſres ſichern Rechts gleich anfangs
den Mund ſo voll nehmen von „Zerſchmetterung der Feinde“ und „Teilung der
Welt“, wie es nicht deutſche Art iſt. Gutes Gewiſſen und Gottvertrauen brauchen
der Poſaunen nicht. Aus ſolcher Empfindung heraus kam mir vorſtehende „Mahnung.“
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[562/0012] Allgemeine Zeitung 12. September 1914. den lebendigen Patriotismus ſeiner kleinen Handlung er- freuen. Wichert hat ja Bedeutenderes geſchrieben; gleich ſchon ſein erſtes patriotiſches Drama „Unſer General York“, das im Jahre 1885 entſtand. Ehemals wurden ſeine harm- loſen aber gutgebauten Luſtſpiele an unſerer Hofbühne gern gegeben. Das „eiſerne Kreuz“ wurde von den Herren Peppler, Randolf und Siegfried Raabe flott geſpielt. Darauf trug Fräulein Annie Roſar eine Dichtung Richard Voß’ „Bayerns Kronprinz“ als Göttin des Sieges unter großem Beifall vor und den Schluß machte „Der zerbrochene Krug“ von unſerem vaterländiſchen Dichter Kleiſt, deſſen Hermannsſchlacht über kurz oder lang wohl auch auf unſeren Bühnen erſcheinen wird. Alfred Frhr. v. Menſi. Mahnung. Von Hans v. Wolzogen (Bayreuth). 1) Werdet nur nicht übermütig, Meinet nicht: „es muß ſo ſein!“ Weil das Herz euch edelblütig, Und die Fahne fleckenrein. Nicht die Ruhmſucht darf uns treiben, Und das Prahlen steht uns ſchlecht: Fromm ſoll unſer Glaube bleiben, Heilig haltet unſer Recht! Laßt dem Feind die großen Worte Und dem Himmel das Gericht; Schweigſam tun an jedem Orte Deutſche Männer ihre Pflicht. Unſre Kämpfer in den Schlachten Ziert ein heldenſtolzer Ernſt: Danach ſollſt, mein Volk, du trachten, Daß du ſeine Größe lernſt! Gilt es doch die Kraft zu wahren, Die nicht nur den Gegner ſchlägt, Die gerüſtet in Gefahren Würdig auch ein Unglück trägt. Bücheranzeigen. Das Buch der Frau. Aus dem Nachlaß von Dagobert von Gerhardt-Amyntor. Herausgegeben und mit einer Vorbemerkung verſehen von Helene von Gerhardt. Mit dem Bilde Gerhardt-Amyntors in Autotypiedruck. Preis broſchiert 1.50 Mk., in Leinen gebunden 1.95 Mk., in feinem Moiré-Einband mit Gold- prägung 3 Mk, in elegantem Lederband 3.50 Mk. — Verlag Otto Hendel, Halle a. S. Wenn der Gärtner das Werk vollendet hat in ſeinem Garten, dann dürfen wir nur mit ruhigen, vorſichtigen Schritten die Wege gehen, die er uns freigegeben: — Rings um ſein kunſtvolles Werk, mitten hinein, kreuz und quer. — Und wenn ein ſtarker Mann nach ſturmvollen und ſonnigen Tagen das Werk ſeines Lebens vollendet hat, daß er ſelber die Sonne nicht mehr ſchauen kann, die er licht und warm und reich über ſeinen Pflanzungen ausgegoſſen, dann müſſen wir mit doppelter Vorſicht ſeinen Garten betreten, daß wir den weihevollen Wert ſeines Wirkens ihm nicht zerſtören, daß wir ihm nicht zuſchanden machen, was er mühſelig und ehrlich gepflanzt hat. Nun hat Dagobert von Gerhardt-Amyntor hier und dort auf ſeinem Lebenswege noch eine Gabe ſeines Geiſtes oder ſeines Her- zens verteilt, die in ſeinen bekannten Werken nicht enthalten iſt, die aber ebenſo wie dieſe wohl wert iſt, uns erhalten zu bleiben. Die einzige Tochter des Dichters, die ſeine letzten Lebensjahre in innig- ſter Geiſtesgemeinſchaft, treubeſorgt um ihn bemüht ſein durfte, hat es ſich zur Aufgabe gemacht, die hinterlaſſenen Schriften zu ſichten und ſie nach und nach zu veröffentlichen. „Das Buch der Frau“ iſt eine ſchlichte, liebenswürdige und doch ernſte Gabe. Sie wird hiermit der Oeffentlichkeit übergeben, damit tauſend Hände ſich danach ausſtrecken, damit tauſend Herzen dem klugen, gütigen Manne dafür danken mögen. Speckmann, Diedrich, Erich Heydenreichs Dorf. Erzählung. 3.50 Mk., geb. 4.50 Mk. (Berlin, Martin Warneck). Ein echter Speckmann mit all der feinen beſchaulichen Klein- malerie — dabei ein Großes-Ganzes! In ſeinem neueſten Buch macht Speckmann, der in „Heidehof-Lohe“ das bäuerliche Leben eines einſamen Hofes in meiſterhafter Weiſe erſtehen ließ, ein gan- zes Dorf vor uns lebendig. Es iſt nicht das ruhige gleichmäßige dörfliche Treiben, bei dem die Aeußerungen des Innenlebens unter ſchwerem Arbeitsdruck zurücktreten, ſondern ſehr bewegte Zeiten, um die Mitte der 70er Jahre, als durch das Zivilſtandsgeſetz in jenem Winkel, „wo die Uhr um 100 Jahre nachgeht“, die Gemüter aufs tiefſte erregt wurden und die Köpfe infolgedeſſen hart aufeinan- derſtießen. Die ſich daraus ergebenden Kämpfe bieten dem Schrift- ſteller Gelegenheit, dörfliche Verhältniſſe und Geſtalten mit feinſter Beobachtung und packender Wahrheit, häufig erquickend humoriſtiſch zu ſchildern. Einem Sohn des Dorfes, Erich Heydenreich, deſſen innere Entwicklung mit liebevoller Feinheit gezeichnet wird, gelingt es durch das ihm wie ſelbſtverſtändlich zufallende Vertrauen der Bauern, die ihn unter ſich haben heranwachſen ſehen, gewiſſer- maßen zum Kriſtalliſationspunkt zu werden, um den ſich die Ge- meinde wieder ſammelt. Bewundernswert iſt auch in dieſem Werke die warme Objektivität und beſeelte Realiſtik, die den früheren Büchern Speckmanns zu ſo raſchem, großem Erfolg verholfen hat. Ja, uns will ſcheinen, als ob er in der Richtung unmittelbar tref- fender Lebenswahrheit noch Fortſchritte gemacht hat. Manche Charakterköpfe, wie der ehrwürdige Sattelhofbauer, der „ſtark be- gabte“ Nieweg, der tyranniſche Bullwinkel, nur um einige heraus- zugreifen, bleiben dem Leſer geradezu unvergeßlich. — Wir danken dem Dichter dieſe neue Gabe von Herzen, es iſt ein Buch, dem man nur die größte Verbreitung wünſchen kann. Handel und Induſtrie Die deutſche Kriegsanleihe. Einer der letzten Beſchlüſſe des deutſchen Reichstages be- ſtand in der der Regierung gegebenen Erlaubnis, eine Kriegs- anleihe bis zur Höhe von 5 Milliarden Mark ausgeben zu dürfen. Die Reichsleitung feſt vertrauend auf die Armee, wollte indeſſen ſolange mit der Transaktion zuwarten, bis es ihr möglich wäre, einen Erfolg der Anleihe durch eine gün- ſtige militäriſche Lage vorzubereiten. Nunmehr dieſer Fall in kaum geahntem Umfange eingetreten iſt, zögert ſie auch nicht und wendet ſich an die deutſchen Kapitaliſten. Sie for- dert zunächſt eine Milliarde und gibt hierfür 5 prozent. Schatz- anweiſungen, rückzahlbar innerhalb 5 Jahren aus. Sie gibt dem Publikum aber zugleich Gelegenheit, durch weitere Zeich- nungen auf eine, in ihrem Umfange nicht limitierte Anleihe in der Form von 5 prozent. Reichsobligationen, unkündbar bis zum Jahre 1924 zu erwerben. In beiden Fällen verlangt ſie für die zu 100 Prozent rückzahlbaren Schuldſcheine nur 97½ Prozent und gewährt alſo eine Proviſion von 2½ Pro- zent. In das Reichsſchuldbuch eingetragene Sperrſtücke der Reichsanleihe koſten 97.30. Die Reichsregierung kommt ſomit den Kapitaliſten in der weiteſtgehenden Weiſe entgegen, einzig und allein beſtrebt, auch ihre wirtſchaftlichen Maßnahmen in der gleich ſoliden Art durchzuführen, wie ihre militäriſchen. Sie will keine Scheinglanzleiſtung durch „Konzertzeichnerei“ und ſichert des- halb den Zeichnern den vollen Betrag ihrer Zeichnung, ſie verbilligt die Anleihe, indem ſie ſich ohne Vermittlung von Garantiekonſortien uſw. direkt an das Publikum wendet. Dieſes iſt nun in der glücklichen Lage, ſich an einem patrio- tiſchen Unternehmen beteiligen zu können und im Gegenſatz zu anderen Maßnahmen ſolchen Charakters — dabei noch ein vorzügliches Geſchäft zu machen. Daß aber ſowohl der Erwerb von Schatzanweiſungen als der Anleihe ein ſolches Geſchäft iſt, zeigt ein Blick auf den Kursſtand der übrigen deutſchen Fonds auch nach ihrem heutigen niedrigem Stande. Die Verzinſung der Schatzſcheine beträgt unter Berück- ſichtigung des Disagios 5.63 Prozent; die der Reichsanleihe 5.38 Prozent. Der Vorteil der letzteren beſteht aber in dem Umſtande, daß ſie die hohe Rente 10 Jahre lang abwirft, gegen nur 5 Jahre bei den Schatzſcheinen. Wie die Dinge liegen, iſt aber nicht nur eine rege Beteili- gung der einzelnen Kapitaliſten, eine Wiederanlage der in der Kriegsfurcht angeſammelten großen Summen, ſondern auch eine rege Beteiligung von ſtaatlichen Anſtalten, wie den großen Verſicherungsunternehmungen, aus den Kreiſen der 1) Der alte Freund Richard Wagners hat obenſtehende wohlmeinende Verſe an die Kreuz-Zeitung geſandt und dazu geſchrieben: An ehr wohlgeſinnten Zeitungen mache ich die nicht behagliche Beobachtung, daß gute deutſche Leute in der Freude über unſere herrlichen Erfolge und im Gefühle unſres ſichern Rechts gleich anfangs den Mund ſo voll nehmen von „Zerſchmetterung der Feinde“ und „Teilung der Welt“, wie es nicht deutſche Art iſt. Gutes Gewiſſen und Gottvertrauen brauchen der Poſaunen nicht. Aus ſolcher Empfindung heraus kam mir vorſtehende „Mahnung.“

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 37, 12. September 1914, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine37_1914/12>, abgerufen am 20.05.2024.