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Allgemeine Zeitung, Nr. 38, 7. Februar 1850.

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AUGSBURG. Das Abonnement bei al-
len
auch den entferntesten Postämtern
Bayerns beträgt ohne jeden weitern Post-
aufschlag vierteljährlich. 4 fl. 15 kr.,
für das ganze Jahr 17 fl. im 24 fl.-Fuss
od. 9 Thlr. 22 Sgr. pr. C.; für auswärts
bei der hiesigen k. Oberpostamts-Zeitungs-
Expedition, sodann für Deutschland bei
allen Postämtern, ganzjährig, halbjährig
und auch vierteljährig; für Frankreich
in Strassburg bei G. A. Alexandre, in
Paris bei demselben Nr. 23, rue Notre
Dame de Nazareth und bei der deutschen

[Spaltenumbruch]
Allgemeine Zeitung.


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Buchhandlung von F. Klincksieck Nr. 11,
rue de Lille, und bei dem Postamt in Karls-
ruhe; für England bei Williams & Nor-
gate,
44 Henriette-Street, Covent-Garden
in London, für Nordamerika bei den Post-
ämtern Bremen u. Hamburg, für Italien bei
den k. k. Postämtern zu Bregenz, Innsbruck,
Verona, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie-
chenland u. die Levante etc. bei dem k. k.
Postamt in Triest. Inserate aller Art werden
aufgenommen und der Raum der dreispal-
tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt-
blatt
mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr.

Donnerstag Nr. 38. 7 Februar 1850.


Es liegen der Expedition der Allgemeinen Zeitung eine Anzahl Briefe vor aus verschiedenen Gegenden Deutschlands, in welchen Klage
darüber erhoben wird daß fast überall -- in Preußen wie in Oesterreich, in Hannover wie in Sachsen -- ungeachtet der mit dem Jahr 1850
in Kraft tretenden neuen Poftconvention jener Staaten über Ermäßigung der Zeitungs-Debit-Gebühren, bei dem neuen Abonnement der
Allgemeinen Zeitung noch immer der alte höhere Preis von den Zeitungs-Post-Bureaux erhoben worden ist. Zur Beantwortung dieser Klagen
bemerken wir folgendes, welches sich nach sorgfältiger Erforschung der Sachlage herausstellt: Es kann kein Zweifel darüber obwalten daß die
erwähnte Convention den gesetzlichen Preis der Allgemeinen Zeitung vom Jahr 1850 an auf 50 Procent Zuschlag zum hiesigen Verlags-
preis des Blattes von
12 fl. 45 kr. rheinisch ermäßigt, so daß er sich in folgender Weise berechnet:
in Preußen, Sachsen, Hannover und allen den Ländern wo im 14 Thlr.-Fuß gerechnet wird, auf .. 10 Rthlr. 28 Sgr.
in Württemberg, Baden, und wo im 24fl.-Fuß gerechnet wird, auf ...... 19 fl. 8 kr. Rhein.
in Oesterreich (mit Ausschluß der, wenn wir nicht irren, dort üblichen, also noch hinzuzurechnenden Zustellgebühr) 16 fl. Conv.-M.
Ebenso unterliegt es keinem Zweifel daß der Convention nach vom Jahr 1850 an für die Allgemeine Zeitung ein vierteljähriges Abonnement
überall angenommen werden muß. Die Durchführung aber dieser Convention, welche erst in den letzten Wochen des verflossenen Jahres zum
Abschluß kam, erfordert eine Reihe von Formalitäten und Mittheilungen der oberen an die untern Postämter, die beim Eintritt des neuen
Abonnements noch nicht erledigt seyn konnten. Die unteren Aemter waren daher fast überall in der Lage noch nach den ältern Vorschriften
handeln zu müssen. Bis zum Beginn des nächsten Quartals werden diese Hindernisse beseitigt seyn, und es tritt damit für die Abonnenten
der Allgemeinen Zeitung zugleich die Möglichkeit ein, das bei dem ersten Abonnement zuviel Bezahlte sich zurückerstatten zu lassen.




[Spaltenumbruch]
Uebersicht.

Deutschland. Frankfurt (die Berliner Entwickelungen und die-
deutsche Frage); München (das Künstlermaskenfest); Aus Oberfranken
(die Lage der Lehrer); Mainz (Austreten des Rheins); Dresden (Thätig-
keit der Kammern. Auch die erste Kammer für Erhöhung der Ge-
werbe- und Personalsteuer. Beschluß der zweiten über Schleswig-
Holstein); Bingen (Ueberschwemmung); Berlin (der Verwaltungsrath
über die mecklenburgische Verfassung); Oldenburg (die Landtagswahlen
gegen die Regierung und das preußische Bündniß ausgeschlagen. Be-
deutungslofigkeit der Erfurter Wahlen); Wien (der Völkerrechtsbruch vor
Piräeus. Ministerielle Stimmen dringen auf Intervention der euro-
päischen Diplomatie. Die Organisation des Gerichtswesens. Die Wahlen
zu den Provinciallandtagen sollen am 1 Mai stattfinden. Leichte Er-
krankung des Kaisers. Die Wasser der Donau zurückgetreten. Die
Verfassung von Böhmen verkündigt. Fortgang der Anleihe. Graf
Degenfeld-Schomburg. Der öfterreichische Gesandte in Athen angewiesen
sich dem russischen anzuschließen); Triest (Spannung auf die Berichte von
Athen. Cattaro. Der Vladika. Sturmwetter. Seeunfälle); Vom
Bodensee (Besuch preußischer Officiere in Bregenz).

Großbritannien. Das Ministerium fiegt auch im Unterhaus
mit großer Majorität. Feste Stellung der Whigs. Die Times über
die Schweiz. Aussicht auf nahe Beilegung des Nicaragua-Streits.
Californischer Goldstaub. Die zwei Engländer in Sikkim in Freiheit
gesetzt.

Frankreich. Niederlage des Ministeriums in einer administra-
tiven Frage. Oesterreichisch-preußische Denkschrift gegen die Schweiz.
Die Bank. Leotade.

Italien. Venedig (Berichtigung in Betreff Padua's).

Dänemark. Eröffnung des Reichstags. Thronrede.

Griechenland. Athen 29 Jan. Die englischen Gewaltmaßregeln
fortgesetzt und verschärft.

Datum der Börsen: Madrid 29 Jan.; Hamburg 1; London 2;
Augsburg 6 Febr. Wien: telegraphischer Bericht vom 6 Febr.



Deutschland.

Ich habe schon lange nicht ge-
schrieben, weil ich den Verlauf der Verfassungskrisis in Berlin abwarten
wollte. Sie ist zu Ende. Vermuthlich erinnern Sie sich daß ich Ihnen
zu verschiedenen Zeiten vorhergesagt habe daß noch in der elften Stunde
der souveräne Wille sich geltend machen werde. Die Macht war wieder
dahin zurückgekehrt wo sie vor dem 18 März 1848 fich befunden, und das
Bewußtseyn dieser Macht nicht minder. Die Verhandlungen der Kam-
mern waren ein Schachspiel, und der Constitutionalismus und die Demo-
kratie find endlich matt geworden. Ohne Gefahren ist dieser Vorgang
nicht für die kommenden Zeiten. Wir wollen wünschen daß auch dieß
nicht unbeherzigt geblieben ist. Sonst kann ich Sie versichern daß die
[Spaltenumbruch] Folgen der Handlungsweise richtig abgewogen worden sind. Namentlich
die Einflüsse derselben auf den Bundesstaat. Die Hauptfrage war natür-
lich die nach dem specifisch preußischen Interesse! Es fand sich Ueber-
einstimmung der Anfichten zwischen den Anhängern der alten Monarchie,
zwischen dem aufgeklärten Beamtenthum (im vormärzlichen Sinn ge-
nommen), zwischen der Aristokratie und zwischen dem Theil des
Bürgerthums der Ruhe um jeden Preis will. Vielleicht hätte in dem
Conflict der Meinungen und Worte doch die nicht geringe Anzahl be-
gabter Männer ein großes Gewicht in die Wagschale legen können welche
für das Aufgehen Preußens in Deutschland, oder für die Verjüngung
Deutschlands durch Preußen sprachen, und die Aufpflanzung des Frei-
heitspaniers als Vereinigungszeichen anpriesen. Allein die unverhohlenen
Antipathien im südlichen Deutschland haben diese Strebungen unwirksam
gemacht. Man erschrack vor dem Einsatz und machte fich immer bekannter
mit dem Gedanken daß dennoch nichts zu gewinnen sey. Dazu kamen
die in Besorgnisse gekleideten Warnungen von Wien und München und
Stuttgart daß die Demokratie ihr Haupt nicht beugen, vielmehr rastlos
fortarbeiten werde, solange ihr die für den Bundesstaat gewählte Reprä-
sentativverfassung eine Hoffnung biete zur Geltung zu gelangen, und in
dieser Form selbst ein Element zur Unterhaltung der Unruhe in den un-
mittelbar betheiligten, sowie in den angränzenden Ländern enthalten sey.
Von den Erklärungen des Königs daß der Beitritt der deutschen Re-
gierungen ein Act der Freiwilligkeit seyn müsse, wurde Veranlassung ge-
nommen darauf hinzuweisen daß es auch ein Zwang sey, wenn man eine
Einrichtung schaffe die den Oppositionen in den Einzelstaaten immer
einen Anlehnungspunkt biete, die sich als ein Krystallisationspunkt an-
kündige und zum Anschießen der verwandten Stoffe auffordere, die also
ihrer Natur nach Propaganda mache, und indem sie die Sympathien
der Masse zu gewinnen strebe, die Regierungen moralisch zu denjenigen
Acten zwingen könne die der laut ausgesprochenen Absicht nach nur srei-
willige seyn sollten. Es war dieß sehr genau auf die persönlichen Em-
pfindungen des preußischen Staatsoberhaupts berechnet, welches durchaus
den in seinem innersten Herzen verworfenen Regungen der Zeit nichts zu
danken haben, und auch den Schein nicht tragen will als könnten die
herrschenden Anfichten von ihm zu seinem Vortheil benützt werden wollen.
In der königlichen Botschaft vom 7 Jan. lag also nicht allein eine Wieder-
besitznahme von der königlichen Macht in Preußen, und beziehungsweise
eine Beschränkung des Constitutionalismus auf ein solches Maß wie
es auch vor dem März 1848 zulässig gewesen wäre, und selbst hinter
den damaligen Conftitutionen der meisten deutschen Staaten zurückbleibt,
sondern zugleich eine offene Erklärung daß die Regierung des Königs
das Zustandekommen des Bundesstaats nich: einer vermeintlichen Ueber-
einstimmung mit Zeitrichtungen verdanken wolle, sondern mit diesen gänz-
lich zu brechen entschlossen sey. Sie ermessen hienach daß auch die Frage
von dem Bundesstaat in eine ganz neue Phase eintritt. War schon
früher die Geneigtheit der Ständeversammlungen der theilnehmenden
Länder sehr gering und zweifelhaft, hin und wieder nicht einmal in ge-

AUGSBURG. Das Abonnement bei al-
len
auch den entferntesten Postämtern
Bayerns beträgt ohne jeden weitern Post-
aufschlag vierteljährlich. 4 fl. 15 kr.,
für das ganze Jahr 17 fl. im 24 fl.-Fuss
od. 9 Thlr. 22 Sgr. pr. C.; für auswärts
bei der hiesigen k. Oberpostamts-Zeitungs-
Expedition, sodann für Deutschland bei
allen Postämtern, ganzjährig, halbjährig
und auch vierteljährig; für Frankreich
in Strassburg bei G. A. Alexandre, in
Paris bei demselben Nr. 23, rue Notre
Dame de Nazareth und bei der deutschen

[Spaltenumbruch]
Allgemeine Zeitung.


[Spaltenumbruch]

Buchhandlung von F. Klincksieck Nr. 11,
rue de Lille, und bei dem Postamt in Karls-
ruhe; für England bei Williams & Nor-
gate,
44 Henriette-Street, Covent-Garden
in London, für Nordamerika bei den Post-
ämtern Bremen u. Hamburg, für Italien bei
den k. k. Postämtern zu Bregenz, Innsbruck,
Verona, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie-
chenland u. die Levante etc. bei dem k. k.
Postamt in Triest. Inserate aller Art werden
aufgenommen und der Raum der dreispal-
tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt-
blatt
mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr.

Donnerſtag Nr. 38. 7 Februar 1850.


Es liegen der Expedition der Allgemeinen Zeitung eine Anzahl Briefe vor aus verſchiedenen Gegenden Deutſchlands, in welchen Klage
darüber erhoben wird daß faſt überall — in Preußen wie in Oeſterreich, in Hannover wie in Sachſen — ungeachtet der mit dem Jahr 1850
in Kraft tretenden neuen Poftconvention jener Staaten über Ermäßigung der Zeitungs-Debit-Gebühren, bei dem neuen Abonnement der
Allgemeinen Zeitung noch immer der alte höhere Preis von den Zeitungs-Poſt-Bureaux erhoben worden iſt. Zur Beantwortung dieſer Klagen
bemerken wir folgendes, welches ſich nach ſorgfältiger Erforſchung der Sachlage herausſtellt: Es kann kein Zweifel darüber obwalten daß die
erwähnte Convention den geſetzlichen Preis der Allgemeinen Zeitung vom Jahr 1850 an auf 50 Procent Zuſchlag zum hieſigen Verlags-
preis des Blattes von
12 fl. 45 kr. rheiniſch ermäßigt, ſo daß er ſich in folgender Weiſe berechnet:
in Preußen, Sachſen, Hannover und allen den Ländern wo im 14 Thlr.-Fuß gerechnet wird, auf .. 10 Rthlr. 28 Sgr.
in Württemberg, Baden, und wo im 24fl.-Fuß gerechnet wird, auf ...... 19 fl. 8 kr. Rhein.
in Oeſterreich (mit Ausſchluß der, wenn wir nicht irren, dort üblichen, alſo noch hinzuzurechnenden Zuſtellgebühr) 16 fl. Conv.-M.
Ebenſo unterliegt es keinem Zweifel daß der Convention nach vom Jahr 1850 an für die Allgemeine Zeitung ein vierteljähriges Abonnement
überall angenommen werden muß. Die Durchführung aber dieſer Convention, welche erſt in den letzten Wochen des verfloſſenen Jahres zum
Abſchluß kam, erfordert eine Reihe von Formalitäten und Mittheilungen der oberen an die untern Poſtämter, die beim Eintritt des neuen
Abonnements noch nicht erledigt ſeyn konnten. Die unteren Aemter waren daher faſt überall in der Lage noch nach den ältern Vorſchriften
handeln zu müſſen. Bis zum Beginn des nächſten Quartals werden dieſe Hinderniſſe beſeitigt ſeyn, und es tritt damit für die Abonnenten
der Allgemeinen Zeitung zugleich die Möglichkeit ein, das bei dem erſten Abonnement zuviel Bezahlte ſich zurückerſtatten zu laſſen.




[Spaltenumbruch]
Ueberſicht.

Deutſchland. Frankfurt (die Berliner Entwickelungen und die-
deutſche Frage); München (das Künſtlermaskenfeſt); Aus Oberfranken
(die Lage der Lehrer); Mainz (Austreten des Rheins); Dresden (Thätig-
keit der Kammern. Auch die erſte Kammer für Erhöhung der Ge-
werbe- und Perſonalſteuer. Beſchluß der zweiten über Schleswig-
Holſtein); Bingen (Ueberſchwemmung); Berlin (der Verwaltungsrath
über die mecklenburgiſche Verfaſſung); Oldenburg (die Landtagswahlen
gegen die Regierung und das preußiſche Bündniß ausgeſchlagen. Be-
deutungslofigkeit der Erfurter Wahlen); Wien (der Völkerrechtsbruch vor
Piräeus. Miniſterielle Stimmen dringen auf Intervention der euro-
päiſchen Diplomatie. Die Organiſation des Gerichtsweſens. Die Wahlen
zu den Provinciallandtagen ſollen am 1 Mai ſtattfinden. Leichte Er-
krankung des Kaiſers. Die Waſſer der Donau zurückgetreten. Die
Verfaſſung von Böhmen verkündigt. Fortgang der Anleihe. Graf
Degenfeld-Schomburg. Der öfterreichiſche Geſandte in Athen angewieſen
ſich dem ruſſiſchen anzuſchließen); Trieſt (Spannung auf die Berichte von
Athen. Cattaro. Der Vladika. Sturmwetter. Seeunfälle); Vom
Bodenſee (Beſuch preußiſcher Officiere in Bregenz).

Großbritannien. Das Miniſterium fiegt auch im Unterhaus
mit großer Majorität. Feſte Stellung der Whigs. Die Times über
die Schweiz. Ausſicht auf nahe Beilegung des Nicaragua-Streits.
Californiſcher Goldſtaub. Die zwei Engländer in Sikkim in Freiheit
geſetzt.

Frankreich. Niederlage des Miniſteriums in einer adminiſtra-
tiven Frage. Oeſterreichiſch-preußiſche Denkſchrift gegen die Schweiz.
Die Bank. Léotade.

Italien. Venedig (Berichtigung in Betreff Padua’s).

Dänemark. Eröffnung des Reichstags. Thronrede.

Griechenland. Athen 29 Jan. Die engliſchen Gewaltmaßregeln
fortgeſetzt und verſchärft.

Datum der Börſen: Madrid 29 Jan.; Hamburg 1; London 2;
Augsburg 6 Febr. Wien: telegraphiſcher Bericht vom 6 Febr.



Deutſchland.

Ich habe ſchon lange nicht ge-
ſchrieben, weil ich den Verlauf der Verfaſſungskriſis in Berlin abwarten
wollte. Sie iſt zu Ende. Vermuthlich erinnern Sie ſich daß ich Ihnen
zu verſchiedenen Zeiten vorhergeſagt habe daß noch in der elften Stunde
der ſouveräne Wille ſich geltend machen werde. Die Macht war wieder
dahin zurückgekehrt wo ſie vor dem 18 März 1848 fich befunden, und das
Bewußtſeyn dieſer Macht nicht minder. Die Verhandlungen der Kam-
mern waren ein Schachſpiel, und der Conſtitutionalismus und die Demo-
kratie find endlich matt geworden. Ohne Gefahren iſt dieſer Vorgang
nicht für die kommenden Zeiten. Wir wollen wünſchen daß auch dieß
nicht unbeherzigt geblieben iſt. Sonſt kann ich Sie verſichern daß die
[Spaltenumbruch] Folgen der Handlungsweiſe richtig abgewogen worden ſind. Namentlich
die Einflüſſe derſelben auf den Bundesſtaat. Die Hauptfrage war natür-
lich die nach dem ſpecifiſch preußiſchen Intereſſe! Es fand ſich Ueber-
einſtimmung der Anfichten zwiſchen den Anhängern der alten Monarchie,
zwiſchen dem aufgeklärten Beamtenthum (im vormärzlichen Sinn ge-
nommen), zwiſchen der Ariſtokratie und zwiſchen dem Theil des
Bürgerthums der Ruhe um jeden Preis will. Vielleicht hätte in dem
Conflict der Meinungen und Worte doch die nicht geringe Anzahl be-
gabter Männer ein großes Gewicht in die Wagſchale legen können welche
für das Aufgehen Preußens in Deutſchland, oder für die Verjüngung
Deutſchlands durch Preußen ſprachen, und die Aufpflanzung des Frei-
heitspaniers als Vereinigungszeichen anprieſen. Allein die unverhohlenen
Antipathien im ſüdlichen Deutſchland haben dieſe Strebungen unwirkſam
gemacht. Man erſchrack vor dem Einſatz und machte fich immer bekannter
mit dem Gedanken daß dennoch nichts zu gewinnen ſey. Dazu kamen
die in Beſorgniſſe gekleideten Warnungen von Wien und München und
Stuttgart daß die Demokratie ihr Haupt nicht beugen, vielmehr raſtlos
fortarbeiten werde, ſolange ihr die für den Bundesſtaat gewählte Reprä-
ſentativverfaſſung eine Hoffnung biete zur Geltung zu gelangen, und in
dieſer Form ſelbſt ein Element zur Unterhaltung der Unruhe in den un-
mittelbar betheiligten, ſowie in den angränzenden Ländern enthalten ſey.
Von den Erklärungen des Königs daß der Beitritt der deutſchen Re-
gierungen ein Act der Freiwilligkeit ſeyn müſſe, wurde Veranlaſſung ge-
nommen darauf hinzuweiſen daß es auch ein Zwang ſey, wenn man eine
Einrichtung ſchaffe die den Oppoſitionen in den Einzelſtaaten immer
einen Anlehnungspunkt biete, die ſich als ein Kryſtalliſationspunkt an-
kündige und zum Anſchießen der verwandten Stoffe auffordere, die alſo
ihrer Natur nach Propaganda mache, und indem ſie die Sympathien
der Maſſe zu gewinnen ſtrebe, die Regierungen moraliſch zu denjenigen
Acten zwingen könne die der laut ausgeſprochenen Abſicht nach nur ſrei-
willige ſeyn ſollten. Es war dieß ſehr genau auf die perſönlichen Em-
pfindungen des preußiſchen Staatsoberhaupts berechnet, welches durchaus
den in ſeinem innerſten Herzen verworfenen Regungen der Zeit nichts zu
danken haben, und auch den Schein nicht tragen will als könnten die
herrſchenden Anfichten von ihm zu ſeinem Vortheil benützt werden wollen.
In der königlichen Botſchaft vom 7 Jan. lag alſo nicht allein eine Wieder-
beſitznahme von der königlichen Macht in Preußen, und beziehungsweiſe
eine Beſchränkung des Conſtitutionalismus auf ein ſolches Maß wie
es auch vor dem März 1848 zuläſſig geweſen wäre, und ſelbſt hinter
den damaligen Conftitutionen der meiſten deutſchen Staaten zurückbleibt,
ſondern zugleich eine offene Erklärung daß die Regierung des Königs
das Zuſtandekommen des Bundesſtaats nich: einer vermeintlichen Ueber-
einſtimmung mit Zeitrichtungen verdanken wolle, ſondern mit dieſen gänz-
lich zu brechen entſchloſſen ſey. Sie ermeſſen hienach daß auch die Frage
von dem Bundesſtaat in eine ganz neue Phaſe eintritt. War ſchon
früher die Geneigtheit der Ständeverſammlungen der theilnehmenden
Länder ſehr gering und zweifelhaft, hin und wieder nicht einmal in ge-

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[0001] AUGSBURG. Das Abonnement bei al- len auch den entferntesten Postämtern Bayerns beträgt ohne jeden weitern Post- aufschlag vierteljährlich. 4 fl. 15 kr., für das ganze Jahr 17 fl. im 24 fl.-Fuss od. 9 Thlr. 22 Sgr. pr. C.; für auswärts bei der hiesigen k. Oberpostamts-Zeitungs- Expedition, sodann für Deutschland bei allen Postämtern, ganzjährig, halbjährig und auch vierteljährig; für Frankreich in Strassburg bei G. A. Alexandre, in Paris bei demselben Nr. 23, rue Notre Dame de Nazareth und bei der deutschen Allgemeine Zeitung. Buchhandlung von F. Klincksieck Nr. 11, rue de Lille, und bei dem Postamt in Karls- ruhe; für England bei Williams & Nor- gate, 44 Henriette-Street, Covent-Garden in London, für Nordamerika bei den Post- ämtern Bremen u. Hamburg, für Italien bei den k. k. Postämtern zu Bregenz, Innsbruck, Verona, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie- chenland u. die Levante etc. bei dem k. k. Postamt in Triest. Inserate aller Art werden aufgenommen und der Raum der dreispal- tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt- blatt mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr. Donnerſtag Nr. 38. 7 Februar 1850. Es liegen der Expedition der Allgemeinen Zeitung eine Anzahl Briefe vor aus verſchiedenen Gegenden Deutſchlands, in welchen Klage darüber erhoben wird daß faſt überall — in Preußen wie in Oeſterreich, in Hannover wie in Sachſen — ungeachtet der mit dem Jahr 1850 in Kraft tretenden neuen Poftconvention jener Staaten über Ermäßigung der Zeitungs-Debit-Gebühren, bei dem neuen Abonnement der Allgemeinen Zeitung noch immer der alte höhere Preis von den Zeitungs-Poſt-Bureaux erhoben worden iſt. Zur Beantwortung dieſer Klagen bemerken wir folgendes, welches ſich nach ſorgfältiger Erforſchung der Sachlage herausſtellt: Es kann kein Zweifel darüber obwalten daß die erwähnte Convention den geſetzlichen Preis der Allgemeinen Zeitung vom Jahr 1850 an auf 50 Procent Zuſchlag zum hieſigen Verlags- preis des Blattes von 12 fl. 45 kr. rheiniſch ermäßigt, ſo daß er ſich in folgender Weiſe berechnet: in Preußen, Sachſen, Hannover und allen den Ländern wo im 14 Thlr.-Fuß gerechnet wird, auf .. 10 Rthlr. 28 Sgr. in Württemberg, Baden, und wo im 24fl.-Fuß gerechnet wird, auf ...... 19 fl. 8 kr. Rhein. in Oeſterreich (mit Ausſchluß der, wenn wir nicht irren, dort üblichen, alſo noch hinzuzurechnenden Zuſtellgebühr) 16 fl. Conv.-M. Ebenſo unterliegt es keinem Zweifel daß der Convention nach vom Jahr 1850 an für die Allgemeine Zeitung ein vierteljähriges Abonnement überall angenommen werden muß. Die Durchführung aber dieſer Convention, welche erſt in den letzten Wochen des verfloſſenen Jahres zum Abſchluß kam, erfordert eine Reihe von Formalitäten und Mittheilungen der oberen an die untern Poſtämter, die beim Eintritt des neuen Abonnements noch nicht erledigt ſeyn konnten. Die unteren Aemter waren daher faſt überall in der Lage noch nach den ältern Vorſchriften handeln zu müſſen. Bis zum Beginn des nächſten Quartals werden dieſe Hinderniſſe beſeitigt ſeyn, und es tritt damit für die Abonnenten der Allgemeinen Zeitung zugleich die Möglichkeit ein, das bei dem erſten Abonnement zuviel Bezahlte ſich zurückerſtatten zu laſſen. Augsburg, im Januar 1850. Die Expedition der Allgemeinen Zeitung. Ueberſicht. Deutſchland. Frankfurt (die Berliner Entwickelungen und die- deutſche Frage); München (das Künſtlermaskenfeſt); Aus Oberfranken (die Lage der Lehrer); Mainz (Austreten des Rheins); Dresden (Thätig- keit der Kammern. Auch die erſte Kammer für Erhöhung der Ge- werbe- und Perſonalſteuer. Beſchluß der zweiten über Schleswig- Holſtein); Bingen (Ueberſchwemmung); Berlin (der Verwaltungsrath über die mecklenburgiſche Verfaſſung); Oldenburg (die Landtagswahlen gegen die Regierung und das preußiſche Bündniß ausgeſchlagen. Be- deutungslofigkeit der Erfurter Wahlen); Wien (der Völkerrechtsbruch vor Piräeus. Miniſterielle Stimmen dringen auf Intervention der euro- päiſchen Diplomatie. Die Organiſation des Gerichtsweſens. Die Wahlen zu den Provinciallandtagen ſollen am 1 Mai ſtattfinden. Leichte Er- krankung des Kaiſers. Die Waſſer der Donau zurückgetreten. Die Verfaſſung von Böhmen verkündigt. Fortgang der Anleihe. Graf Degenfeld-Schomburg. Der öfterreichiſche Geſandte in Athen angewieſen ſich dem ruſſiſchen anzuſchließen); Trieſt (Spannung auf die Berichte von Athen. Cattaro. Der Vladika. Sturmwetter. Seeunfälle); Vom Bodenſee (Beſuch preußiſcher Officiere in Bregenz). Großbritannien. Das Miniſterium fiegt auch im Unterhaus mit großer Majorität. Feſte Stellung der Whigs. Die Times über die Schweiz. Ausſicht auf nahe Beilegung des Nicaragua-Streits. Californiſcher Goldſtaub. Die zwei Engländer in Sikkim in Freiheit geſetzt. Frankreich. Niederlage des Miniſteriums in einer adminiſtra- tiven Frage. Oeſterreichiſch-preußiſche Denkſchrift gegen die Schweiz. Die Bank. Léotade. Italien. Venedig (Berichtigung in Betreff Padua’s). Dänemark. Eröffnung des Reichstags. Thronrede. Griechenland. Athen 29 Jan. Die engliſchen Gewaltmaßregeln fortgeſetzt und verſchärft. Datum der Börſen: Madrid 29 Jan.; Hamburg 1; London 2; Augsburg 6 Febr. Wien: telegraphiſcher Bericht vom 6 Febr. Deutſchland. I Frankfurt a. M., 4 Febr. Ich habe ſchon lange nicht ge- ſchrieben, weil ich den Verlauf der Verfaſſungskriſis in Berlin abwarten wollte. Sie iſt zu Ende. Vermuthlich erinnern Sie ſich daß ich Ihnen zu verſchiedenen Zeiten vorhergeſagt habe daß noch in der elften Stunde der ſouveräne Wille ſich geltend machen werde. Die Macht war wieder dahin zurückgekehrt wo ſie vor dem 18 März 1848 fich befunden, und das Bewußtſeyn dieſer Macht nicht minder. Die Verhandlungen der Kam- mern waren ein Schachſpiel, und der Conſtitutionalismus und die Demo- kratie find endlich matt geworden. Ohne Gefahren iſt dieſer Vorgang nicht für die kommenden Zeiten. Wir wollen wünſchen daß auch dieß nicht unbeherzigt geblieben iſt. Sonſt kann ich Sie verſichern daß die Folgen der Handlungsweiſe richtig abgewogen worden ſind. Namentlich die Einflüſſe derſelben auf den Bundesſtaat. Die Hauptfrage war natür- lich die nach dem ſpecifiſch preußiſchen Intereſſe! Es fand ſich Ueber- einſtimmung der Anfichten zwiſchen den Anhängern der alten Monarchie, zwiſchen dem aufgeklärten Beamtenthum (im vormärzlichen Sinn ge- nommen), zwiſchen der Ariſtokratie und zwiſchen dem Theil des Bürgerthums der Ruhe um jeden Preis will. Vielleicht hätte in dem Conflict der Meinungen und Worte doch die nicht geringe Anzahl be- gabter Männer ein großes Gewicht in die Wagſchale legen können welche für das Aufgehen Preußens in Deutſchland, oder für die Verjüngung Deutſchlands durch Preußen ſprachen, und die Aufpflanzung des Frei- heitspaniers als Vereinigungszeichen anprieſen. Allein die unverhohlenen Antipathien im ſüdlichen Deutſchland haben dieſe Strebungen unwirkſam gemacht. Man erſchrack vor dem Einſatz und machte fich immer bekannter mit dem Gedanken daß dennoch nichts zu gewinnen ſey. Dazu kamen die in Beſorgniſſe gekleideten Warnungen von Wien und München und Stuttgart daß die Demokratie ihr Haupt nicht beugen, vielmehr raſtlos fortarbeiten werde, ſolange ihr die für den Bundesſtaat gewählte Reprä- ſentativverfaſſung eine Hoffnung biete zur Geltung zu gelangen, und in dieſer Form ſelbſt ein Element zur Unterhaltung der Unruhe in den un- mittelbar betheiligten, ſowie in den angränzenden Ländern enthalten ſey. Von den Erklärungen des Königs daß der Beitritt der deutſchen Re- gierungen ein Act der Freiwilligkeit ſeyn müſſe, wurde Veranlaſſung ge- nommen darauf hinzuweiſen daß es auch ein Zwang ſey, wenn man eine Einrichtung ſchaffe die den Oppoſitionen in den Einzelſtaaten immer einen Anlehnungspunkt biete, die ſich als ein Kryſtalliſationspunkt an- kündige und zum Anſchießen der verwandten Stoffe auffordere, die alſo ihrer Natur nach Propaganda mache, und indem ſie die Sympathien der Maſſe zu gewinnen ſtrebe, die Regierungen moraliſch zu denjenigen Acten zwingen könne die der laut ausgeſprochenen Abſicht nach nur ſrei- willige ſeyn ſollten. Es war dieß ſehr genau auf die perſönlichen Em- pfindungen des preußiſchen Staatsoberhaupts berechnet, welches durchaus den in ſeinem innerſten Herzen verworfenen Regungen der Zeit nichts zu danken haben, und auch den Schein nicht tragen will als könnten die herrſchenden Anfichten von ihm zu ſeinem Vortheil benützt werden wollen. In der königlichen Botſchaft vom 7 Jan. lag alſo nicht allein eine Wieder- beſitznahme von der königlichen Macht in Preußen, und beziehungsweiſe eine Beſchränkung des Conſtitutionalismus auf ein ſolches Maß wie es auch vor dem März 1848 zuläſſig geweſen wäre, und ſelbſt hinter den damaligen Conftitutionen der meiſten deutſchen Staaten zurückbleibt, ſondern zugleich eine offene Erklärung daß die Regierung des Königs das Zuſtandekommen des Bundesſtaats nich: einer vermeintlichen Ueber- einſtimmung mit Zeitrichtungen verdanken wolle, ſondern mit dieſen gänz- lich zu brechen entſchloſſen ſey. Sie ermeſſen hienach daß auch die Frage von dem Bundesſtaat in eine ganz neue Phaſe eintritt. War ſchon früher die Geneigtheit der Ständeverſammlungen der theilnehmenden Länder ſehr gering und zweifelhaft, hin und wieder nicht einmal in ge-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 38, 7. Februar 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine38_1850/1>, abgerufen am 16.05.2024.