Allgemeine Zeitung, Nr. 75, 15. März 1848.[Spaltenumbruch]
Bürger und selbst von der überwiegenden Majorität der Mitglieder der "Mitten in dem ohnehin schon Schleswig-Holstein. ( Schleswig-Holstein, 5 März. Dieselben Hindernisse des Schleswig, 8 März. Das dänische Finanzcollegium hat * Altona, 9 März. Die mächtigen Rückwirkungen der fran- [Spaltenumbruch]
Bürger und ſelbſt von der überwiegenden Majorität der Mitglieder der „Mitten in dem ohnehin ſchon Schleswig-Holſtein. ( Schleswig-Holſtein, 5 März. Dieſelben Hinderniſſe des ⭙ Schleswig, 8 März. Das däniſche Finanzcollegium hat * Altona, 9 März. Die mächtigen Rückwirkungen der fran- <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0013" n="1197"/><cb/> Bürger und ſelbſt von der überwiegenden Majorität der Mitglieder der<lb/> bürgerlichen Collegien ausgegangenen Bittſchriften um durchgreifendere,<lb/> gleichzeitig in vielen Zweigen unſeres Staatslebens vorzunehmende<lb/> Reformen in ſofortige Erwägung gezogen, und — unter der großen<lb/> Bürde von Geſchäften welche ſeit der Brandkataſtrophe auf allen Be-<lb/> hörden laſten, einer Bürde die hauptſächlich dadurch ſo fühlbar werde<lb/> daß vermöge der eigenthümlichen demokratiſchen Natur unſerer Verfaſſung<lb/> die Regierung und Verwaltung nicht von einem Centrum bureaukratiſch<lb/> ausgehe, ſondern ſich vielmehr in viele abgeſonderte collegialiſch zuſam-<lb/> mengeſetzte bürgerliche Departements vertheile, mit denen alles unter gro-<lb/> ßem Aufwande von Zeit und Kräften verhandelt werden müſſe — den Be-<lb/> ſchluß eines auf Niederſetzung der gedachten Deputation gerichteten<lb/> Antrags gefaßt. Von der Umſicht der Deputation, deren Aufgabe, um<lb/> Gedeihliches zu erzielen, nicht beſchränkt werden dürfe, ſey zu erwarten<lb/> daß ſie ebenſoſehr alles Weſentliche berückſichtigen, als über diejenigen<lb/> Gränzen ſich nicht ausdehnen werde deren Ueberſchreitung einem bal-<lb/> digen und practiſchen Reſultate ihrer Vorſchläge nur Eintrag thun<lb/> könnte. Mit Rückſicht auf die Preßangelegenheit anerkennet ſodann<lb/> der Senat beſondere Dringlichkeit, namentlich ſeit dem Bundesbeſchluß<lb/> vom 3 d. M., und es wird hervorgehoben, wie E. H. Rath bereits un-<lb/> term 28 Jan. d. J. die unſerm Bundestagsgeſandten in Bezug auf<lb/> die k. preußiſchen Vorſchläge über die Preſſe zu ertheilende Jnſtrue-<lb/> tion gerade auf jene Beſchlußnahme gerichtet und demgemäß der Geſandte<lb/> ſeine Stimme abgegeben habe. Wenn es indeß einerſeits in der Natur<lb/> der Sache tief begründet liege daß eine ſofortige Abſchaffung der Cenſur<lb/> ohne ein gleichzeitig zu erlaſſendes Preßgeſetz, namentlich ohne die<lb/> Organiſation eines über Preßvergehen in raſcher Weiſe entſcheidenden<lb/> Preßgerichts, für uns nicht wahrhaft heilbringend ſeyn könne, und wenn<lb/> andererſeits der Bundesbeſchluß über die bei Befreiung der Preſſe von ihm<lb/> verlangten Garantien ſich nicht ausgeſprochen habe, ſo habe E. H. Rath ge-<lb/> glaubt ſeinen deßfallſigen Antrag in der Weiſe wie geſchehen ſofort ſtellen<lb/> zu müſſen. Die gedachte Anlage ſchließt mit der Verſicherung des Zu-<lb/> trauens in den bewährten patriotiſchen und beſonnenen Sinn unſerer<lb/> Bürger und mit den weiteren Worten: <floatingText><body><div n="1"><p>„Mitten in dem ohnehin ſchon<lb/> beſchleunigten Gange unſerer inneren Entwickelungen hat ein ungeheu-<lb/> res Weltereigniß uns überraſcht, welches die Ruhe Europa’s zu erſchüt-<lb/> tern und die Bande der Staaten zu löſen droht. Mögen unter dieſen<lb/> großartigen Bewegungen alle Verſchiedenheiten der Meinungen in unſe-<lb/> rem Jnnern verſchwinden, alle Gegenſätze ſich auflöſen in dem einen Ge-<lb/> danken der alle guten Bürger zunächſt beſeelen muß: die geſetzliche Ord-<lb/> nung zu ſchützen und die ſchwerſte Geißel der Völker, die Anarchie, fern<lb/> zu halten; damit demnächſt unſer großes deutſches Vaterland, welches<lb/> ſein Auge auf alle ſeine Söhne gerichtet hat, uns, wie auch die Zeiten ſich<lb/> geſtalten mögen, ſeiner würdig finde.“</p></div></body></floatingText></p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Schleswig-Holſtein</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>( <hi rendition="#b">Schleswig-Holſtein</hi>, 5 März.</dateline><lb/> <p>Dieſelben Hinderniſſe des<lb/> Verfaſſungsgeſetzes welche von den Abgeordneten der beiden Herzogthü-<lb/> mer vorgebracht ſind, treten den Abſichten der Regierung in entgegen-<lb/> geſetzter und wiederum formell ſehr ähnlicher Weiſe jetzt auch von den<lb/> däniſchen Abgeordneten entgegen. Siebenzehn in Kopenhagen wohn-<lb/> hafte Abgeordnete der däniſchen Jnſelſtifte veröffentlichen jetzt eine dar-<lb/> auf bezügliche Erklärung vom 24 v. M. (Sie iſt in der Allg. Ztg. be-<lb/> reits mitgetheilt.) Die Regierung wird dieſe abzugebende Erklärung<lb/> der däniſchen zur Wahl berufenen Abgeordneten ſowohl als auch die<lb/> der dieſſeitigen Abgeordneten zu Protokoll nehmen laſſen, und wird ſich,<lb/> da die Discuſſion von ihr gewollt wird, ſchon genöthigt ſehen auszuſpre-<lb/> chen daß das Reſcript vom 28 Jan. nicht die unabänderliche Grundlage<lb/> der neuen Verfaſſung enthalte. Unter dieſer Vorausſetzung kann es<lb/> nicht anders als erwünſcht ſeyn daß wir den däniſchen Abgeordneten und<lb/> den Vertretern der Staatsregierung gegenüber Anlaß und Beruf haben<lb/> unſere politiſche und nationale Ueberzeugung, die eine ſo glückliche Ein-<lb/> heit bilden, kräftigſt zu vertreten. Die neulich erfolgte Ernennung des<lb/> Landgrafen Wilhelm zu Heſſen zum General deutet man dahin daß er<lb/> bald zum commandirenden General auf Fünen und für Jütland er-<lb/> nannt werden wird, welchen Poſten der König als Kronprinz bekleidete,<lb/> ſowie die gleichzeitige Ernennung des bekanntlich in Folge des offenen<lb/> Briefes abgegangenen Herzogs v. Glücksburg zum Generalmajor dahin<lb/> daß dieſem das Generalcommando in den Herzogthümern und auch die<lb/> Statthalterſchaft übertragen werden ſoll. Jn den Herzogthümern gibt<lb/> ſich überall wieder eine ſehr belebte politiſche Bewegung zu erkennen.<lb/><cb/> Die Abgeordneten erhalten Erklärungen der Wähler, wodurch dieſe ein-<lb/> ſtimmig ſich für die in Kiel am 17 v. M. gefaßten Beſchlüſſe ausſpre-<lb/> chen. Aus einer großen Anzahl von Communen werden Petitionen an<lb/> den König-Herzog eingeſandt, in denen auf völlige Preßfreiheit in den<lb/> Landesangelegenheiten und auf Aufhebung der Beſchränkungen des<lb/> Rechts der Volksverſammlungen gedrungen und zugleich unverhohlen<lb/> erklärt wird daß man die ſelbſtändige Verfaſſung der Herzogthümer zu-<lb/> rückfordere.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>⭙ <hi rendition="#b">Schleswig,</hi> 8 März.</dateline><lb/> <p>Das däniſche Finanzcollegium hat<lb/> neuen Zündſtoff in die Herzogthümer geworfen, der wohl mehr als<lb/> manche frühere Maaßregel geeignet iſt die Gemüther gegen die<lb/> Theorie des Geſammtſtaats zu entflammen. Dießmal iſt es kein<lb/> Verbot, kein Gebot, ſondern nur eine Erlaubniß, nämlich däniſche<lb/> Bankzettel ſtatt der Landesmünze an die öffentlichen Caſſen der Her-<lb/> zogthümer zahlen zu dürfen, eine mit den Landesrechten unverein-<lb/> bare Anordnung. Es liegt derſelben dieſelbe Unkunde, wo nicht ab-<lb/> ſichtliche Verkennung des in den Herzogthümern gegen das däniſche<lb/> Geldweſen allgemein herrſchenden Widerwillens zum Grunde, welche<lb/> ſich aus dem vor mehrern Jahren vergeblich gemachten Verſuch kund-<lb/> gab däniſche Bankſcheidemünze in Umlauf zu ſetzen. Die von den<lb/> Ständen ſchon oft angeregte Trennung der Finanzverwaltung der<lb/> Herzogthümer von der des Königreichs erſcheint aufs neue als un-<lb/> erläßlich für den Schutz der Rechte und Jntereſſen jener deutſchen<lb/> Lande. Man hat zwar geglaubt den däniſchen Zetteln beſſere Auf-<lb/> nahme zu verſchaffen, indem zugleich verfügt iſt daß preußiſche Thaler in<lb/> Steuerzahlungen, jedoch zu einem Curſe angenommen werden ſollen<lb/> welcher den in Hamburg und im Lande gewöhnlichen um ½ bis 1<lb/> Procent überſteigt, daher nicht benutzt werden wird. Gegen Ende<lb/> des vorigen Jahres in einer beſondern Conjunctur, die jetzt längſt<lb/> vorüber iſt, wurden zwar ähnliche Wünſche laut. Jetzt iſt es zu<lb/> ſpät, und jene Erlaubniß erſcheint als ein ſehr zweideutiges Ge-<lb/> ſchenk, da ſie, weit entfernt den allgemein gewünſchten 14 Thalerfuß<lb/> vorzubereiten, den Werth der preußiſchen Thaler gegen unſere Landes-<lb/> münze um 2½ Proc. herabſetzt. Die Entrüſtung über den Verſuch<lb/> däniſches Papiergeld in den Herzogthümern in Circulation zu ſetzen<lb/> ſteigt um ſo höher weil der Mangel an Landesmünze, der gegen<lb/> Ende vorigen Jahrs zu einer Agiotage führte unter welcher viele<lb/> die Früchte ſauren Erwerbs opfern mußten, durch vereinte Maß-<lb/> regeln der Finanzverwaltung und der däniſchen Nationalbank nach<lb/> und nach entſtanden iſt. Die däniſche Finanzverwaltung bewirkte<lb/> eine im Jahre 1844 erlaſſene, von den Ständen zwar berathene, in<lb/> ihren Folgen aber nicht überſehene Verſügung, daß eine ſeit 1788<lb/> im täglichen Verkehr umlaufende gute Spec. Münze, <formula notation="TeX">\frac{1}{12}</formula> u. <formula notation="TeX">\frac{1}{24}</formula><lb/> Spec., in den öffentlichen Caſſen nur mit bedeutendem Verluſt auf die<lb/> Steuern anzunehmen ſeyen. Dieß hatte zur Folge daß dieſe dadurch im<lb/> Werth geſunkene Münze von einzelnen Steuerbeamten als auf die<lb/> Steuern einbezahlt in großen Summen an die Haupteaſſen einge-<lb/> ſandt wurden. Auf höhern Befehl mußten ſie gegen größere Mün-<lb/> zen für hohes Agio eingewechſelt werden und wanderten dann in den<lb/> Schmelztiegel. Die Nationalbank hat in den letzten Jahren in ihrem<lb/> Depot als Valuta für die circulirenden Zettel, ſtatt Species mit<lb/> denen in Hamburg Bco. gute Geſchäfte zu machen waren, eine kleine<lb/> Münze ¼ und <formula notation="TeX">\frac{1}{12}</formula> Thalerſtücke, die bequemſte und beliebteſte Münze<lb/> für den Verkehr, angehäuft und der Circulation großentheils ent-<lb/> zogen. Und nun unſere Landesmünze auf ſolche Weiſe ſelten gewor-<lb/> den, folgt die Erlaubniß däniſche Zettel auf die Steuern zu zahlen.<lb/> Die Herzogthümer haben ſeit 1813 dem däniſchen Geldweſen die<lb/> größten Opfer gebracht, und nehmen an den großen Vortheilen der<lb/> däniſchen Nationalbank faſt keinen Antheil. Deſto mehr erbittert die<lb/> Zumuthung däniſche Zettel in Umlauf kommen zu laſſen, deren<lb/> Valeur am Sunde aufbewahrt wird. Der Schleswig-Holſteiner iſt<lb/> beſonders reizbar wenn die Landesrechte im Punkte des Geldweſens<lb/> verletzt werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">* Altona,</hi> 9 März.</dateline><lb/> <p>Die mächtigen Rückwirkungen der fran-<lb/> zöſiſchen Ereigniſſe auf Deutſchland, die aller Orten im großen Va-<lb/> terland bereits ſo laut und ſo energiſch ſich kundgeben, dringen all-<lb/> gemach auch in unſern fernen Norden. Unſere Stadt iſt die erſte<lb/> in den Herzogthümern die dem im Süden gegebenen Beiſviele folgt<lb/> und ſich anſchickt mit einer Reihe ſehr beſtimmter Forderungen an<lb/> den regierenden Landesherrn ſich zu wenden. Am geſtrigen Abend<lb/> hat der hieſige Bürgerorden, der über 600 Mitglieder zählt und<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [1197/0013]
Bürger und ſelbſt von der überwiegenden Majorität der Mitglieder der
bürgerlichen Collegien ausgegangenen Bittſchriften um durchgreifendere,
gleichzeitig in vielen Zweigen unſeres Staatslebens vorzunehmende
Reformen in ſofortige Erwägung gezogen, und — unter der großen
Bürde von Geſchäften welche ſeit der Brandkataſtrophe auf allen Be-
hörden laſten, einer Bürde die hauptſächlich dadurch ſo fühlbar werde
daß vermöge der eigenthümlichen demokratiſchen Natur unſerer Verfaſſung
die Regierung und Verwaltung nicht von einem Centrum bureaukratiſch
ausgehe, ſondern ſich vielmehr in viele abgeſonderte collegialiſch zuſam-
mengeſetzte bürgerliche Departements vertheile, mit denen alles unter gro-
ßem Aufwande von Zeit und Kräften verhandelt werden müſſe — den Be-
ſchluß eines auf Niederſetzung der gedachten Deputation gerichteten
Antrags gefaßt. Von der Umſicht der Deputation, deren Aufgabe, um
Gedeihliches zu erzielen, nicht beſchränkt werden dürfe, ſey zu erwarten
daß ſie ebenſoſehr alles Weſentliche berückſichtigen, als über diejenigen
Gränzen ſich nicht ausdehnen werde deren Ueberſchreitung einem bal-
digen und practiſchen Reſultate ihrer Vorſchläge nur Eintrag thun
könnte. Mit Rückſicht auf die Preßangelegenheit anerkennet ſodann
der Senat beſondere Dringlichkeit, namentlich ſeit dem Bundesbeſchluß
vom 3 d. M., und es wird hervorgehoben, wie E. H. Rath bereits un-
term 28 Jan. d. J. die unſerm Bundestagsgeſandten in Bezug auf
die k. preußiſchen Vorſchläge über die Preſſe zu ertheilende Jnſtrue-
tion gerade auf jene Beſchlußnahme gerichtet und demgemäß der Geſandte
ſeine Stimme abgegeben habe. Wenn es indeß einerſeits in der Natur
der Sache tief begründet liege daß eine ſofortige Abſchaffung der Cenſur
ohne ein gleichzeitig zu erlaſſendes Preßgeſetz, namentlich ohne die
Organiſation eines über Preßvergehen in raſcher Weiſe entſcheidenden
Preßgerichts, für uns nicht wahrhaft heilbringend ſeyn könne, und wenn
andererſeits der Bundesbeſchluß über die bei Befreiung der Preſſe von ihm
verlangten Garantien ſich nicht ausgeſprochen habe, ſo habe E. H. Rath ge-
glaubt ſeinen deßfallſigen Antrag in der Weiſe wie geſchehen ſofort ſtellen
zu müſſen. Die gedachte Anlage ſchließt mit der Verſicherung des Zu-
trauens in den bewährten patriotiſchen und beſonnenen Sinn unſerer
Bürger und mit den weiteren Worten: „Mitten in dem ohnehin ſchon
beſchleunigten Gange unſerer inneren Entwickelungen hat ein ungeheu-
res Weltereigniß uns überraſcht, welches die Ruhe Europa’s zu erſchüt-
tern und die Bande der Staaten zu löſen droht. Mögen unter dieſen
großartigen Bewegungen alle Verſchiedenheiten der Meinungen in unſe-
rem Jnnern verſchwinden, alle Gegenſätze ſich auflöſen in dem einen Ge-
danken der alle guten Bürger zunächſt beſeelen muß: die geſetzliche Ord-
nung zu ſchützen und die ſchwerſte Geißel der Völker, die Anarchie, fern
zu halten; damit demnächſt unſer großes deutſches Vaterland, welches
ſein Auge auf alle ſeine Söhne gerichtet hat, uns, wie auch die Zeiten ſich
geſtalten mögen, ſeiner würdig finde.“
Schleswig-Holſtein.
( Schleswig-Holſtein, 5 März.
Dieſelben Hinderniſſe des
Verfaſſungsgeſetzes welche von den Abgeordneten der beiden Herzogthü-
mer vorgebracht ſind, treten den Abſichten der Regierung in entgegen-
geſetzter und wiederum formell ſehr ähnlicher Weiſe jetzt auch von den
däniſchen Abgeordneten entgegen. Siebenzehn in Kopenhagen wohn-
hafte Abgeordnete der däniſchen Jnſelſtifte veröffentlichen jetzt eine dar-
auf bezügliche Erklärung vom 24 v. M. (Sie iſt in der Allg. Ztg. be-
reits mitgetheilt.) Die Regierung wird dieſe abzugebende Erklärung
der däniſchen zur Wahl berufenen Abgeordneten ſowohl als auch die
der dieſſeitigen Abgeordneten zu Protokoll nehmen laſſen, und wird ſich,
da die Discuſſion von ihr gewollt wird, ſchon genöthigt ſehen auszuſpre-
chen daß das Reſcript vom 28 Jan. nicht die unabänderliche Grundlage
der neuen Verfaſſung enthalte. Unter dieſer Vorausſetzung kann es
nicht anders als erwünſcht ſeyn daß wir den däniſchen Abgeordneten und
den Vertretern der Staatsregierung gegenüber Anlaß und Beruf haben
unſere politiſche und nationale Ueberzeugung, die eine ſo glückliche Ein-
heit bilden, kräftigſt zu vertreten. Die neulich erfolgte Ernennung des
Landgrafen Wilhelm zu Heſſen zum General deutet man dahin daß er
bald zum commandirenden General auf Fünen und für Jütland er-
nannt werden wird, welchen Poſten der König als Kronprinz bekleidete,
ſowie die gleichzeitige Ernennung des bekanntlich in Folge des offenen
Briefes abgegangenen Herzogs v. Glücksburg zum Generalmajor dahin
daß dieſem das Generalcommando in den Herzogthümern und auch die
Statthalterſchaft übertragen werden ſoll. Jn den Herzogthümern gibt
ſich überall wieder eine ſehr belebte politiſche Bewegung zu erkennen.
Die Abgeordneten erhalten Erklärungen der Wähler, wodurch dieſe ein-
ſtimmig ſich für die in Kiel am 17 v. M. gefaßten Beſchlüſſe ausſpre-
chen. Aus einer großen Anzahl von Communen werden Petitionen an
den König-Herzog eingeſandt, in denen auf völlige Preßfreiheit in den
Landesangelegenheiten und auf Aufhebung der Beſchränkungen des
Rechts der Volksverſammlungen gedrungen und zugleich unverhohlen
erklärt wird daß man die ſelbſtändige Verfaſſung der Herzogthümer zu-
rückfordere.
⭙ Schleswig, 8 März.
Das däniſche Finanzcollegium hat
neuen Zündſtoff in die Herzogthümer geworfen, der wohl mehr als
manche frühere Maaßregel geeignet iſt die Gemüther gegen die
Theorie des Geſammtſtaats zu entflammen. Dießmal iſt es kein
Verbot, kein Gebot, ſondern nur eine Erlaubniß, nämlich däniſche
Bankzettel ſtatt der Landesmünze an die öffentlichen Caſſen der Her-
zogthümer zahlen zu dürfen, eine mit den Landesrechten unverein-
bare Anordnung. Es liegt derſelben dieſelbe Unkunde, wo nicht ab-
ſichtliche Verkennung des in den Herzogthümern gegen das däniſche
Geldweſen allgemein herrſchenden Widerwillens zum Grunde, welche
ſich aus dem vor mehrern Jahren vergeblich gemachten Verſuch kund-
gab däniſche Bankſcheidemünze in Umlauf zu ſetzen. Die von den
Ständen ſchon oft angeregte Trennung der Finanzverwaltung der
Herzogthümer von der des Königreichs erſcheint aufs neue als un-
erläßlich für den Schutz der Rechte und Jntereſſen jener deutſchen
Lande. Man hat zwar geglaubt den däniſchen Zetteln beſſere Auf-
nahme zu verſchaffen, indem zugleich verfügt iſt daß preußiſche Thaler in
Steuerzahlungen, jedoch zu einem Curſe angenommen werden ſollen
welcher den in Hamburg und im Lande gewöhnlichen um ½ bis 1
Procent überſteigt, daher nicht benutzt werden wird. Gegen Ende
des vorigen Jahres in einer beſondern Conjunctur, die jetzt längſt
vorüber iſt, wurden zwar ähnliche Wünſche laut. Jetzt iſt es zu
ſpät, und jene Erlaubniß erſcheint als ein ſehr zweideutiges Ge-
ſchenk, da ſie, weit entfernt den allgemein gewünſchten 14 Thalerfuß
vorzubereiten, den Werth der preußiſchen Thaler gegen unſere Landes-
münze um 2½ Proc. herabſetzt. Die Entrüſtung über den Verſuch
däniſches Papiergeld in den Herzogthümern in Circulation zu ſetzen
ſteigt um ſo höher weil der Mangel an Landesmünze, der gegen
Ende vorigen Jahrs zu einer Agiotage führte unter welcher viele
die Früchte ſauren Erwerbs opfern mußten, durch vereinte Maß-
regeln der Finanzverwaltung und der däniſchen Nationalbank nach
und nach entſtanden iſt. Die däniſche Finanzverwaltung bewirkte
eine im Jahre 1844 erlaſſene, von den Ständen zwar berathene, in
ihren Folgen aber nicht überſehene Verſügung, daß eine ſeit 1788
im täglichen Verkehr umlaufende gute Spec. Münze, [FORMEL] u. [FORMEL]
Spec., in den öffentlichen Caſſen nur mit bedeutendem Verluſt auf die
Steuern anzunehmen ſeyen. Dieß hatte zur Folge daß dieſe dadurch im
Werth geſunkene Münze von einzelnen Steuerbeamten als auf die
Steuern einbezahlt in großen Summen an die Haupteaſſen einge-
ſandt wurden. Auf höhern Befehl mußten ſie gegen größere Mün-
zen für hohes Agio eingewechſelt werden und wanderten dann in den
Schmelztiegel. Die Nationalbank hat in den letzten Jahren in ihrem
Depot als Valuta für die circulirenden Zettel, ſtatt Species mit
denen in Hamburg Bco. gute Geſchäfte zu machen waren, eine kleine
Münze ¼ und [FORMEL] Thalerſtücke, die bequemſte und beliebteſte Münze
für den Verkehr, angehäuft und der Circulation großentheils ent-
zogen. Und nun unſere Landesmünze auf ſolche Weiſe ſelten gewor-
den, folgt die Erlaubniß däniſche Zettel auf die Steuern zu zahlen.
Die Herzogthümer haben ſeit 1813 dem däniſchen Geldweſen die
größten Opfer gebracht, und nehmen an den großen Vortheilen der
däniſchen Nationalbank faſt keinen Antheil. Deſto mehr erbittert die
Zumuthung däniſche Zettel in Umlauf kommen zu laſſen, deren
Valeur am Sunde aufbewahrt wird. Der Schleswig-Holſteiner iſt
beſonders reizbar wenn die Landesrechte im Punkte des Geldweſens
verletzt werden.
* Altona, 9 März.
Die mächtigen Rückwirkungen der fran-
zöſiſchen Ereigniſſe auf Deutſchland, die aller Orten im großen Va-
terland bereits ſo laut und ſo energiſch ſich kundgeben, dringen all-
gemach auch in unſern fernen Norden. Unſere Stadt iſt die erſte
in den Herzogthümern die dem im Süden gegebenen Beiſviele folgt
und ſich anſchickt mit einer Reihe ſehr beſtimmter Forderungen an
den regierenden Landesherrn ſich zu wenden. Am geſtrigen Abend
hat der hieſige Bürgerorden, der über 600 Mitglieder zählt und
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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