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Allgemeine Zeitung, Nr. 77, 20. März 1900.

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Nr. 77. München, Dienstag Allgemeine Zeitung 20. März 1900.
[Spaltenumbruch]
Deutsches Reich.
Zweihundertjahrfeier der Akademie der Wissenschaften.

Heute Mittag 12 Uhr
fand im Weißen Saale des Schlosses ein Festakt an-
läßlich der Zweihundertjahrfeier der Akademie
der Wissenschaften
statt. Gegenüber dem Thron-
himmel waren auf einem größeren Tisch Globen, Bücher
und wissenschaftliche Instrumente aufgebaut, das Ganze
überragt von einem Adler, einen Lorberzweig tragend.
Sesselreihen füllten den Saal. Es waren erschienen die
Mitglieder der Akademie, viele auswärtige korrespondirende
Mitglieder, ferner als Gäste die Botschafter, Gesandten,
die Generalität, Vertreter wissenschaftlicher Institute, der
Parlamente und der Stadt Berlin. Zur Linken des
Thrones stellten sich die Staatsminister, an ihrer Spitze
der Reichskanzler, auf. Unter Fanfaren des Bläserkorps
erschien mit dem großen Vortritt, die Reichsinsignien von
Generalen getragen, der Kaiser in der Uniform der
Gardes-du-Corps. Ihm folgten der Kronprinz, die übrigen
Prinzen, das Hauptquartier und das sonstige Gefolge.
Der Kaiser nahm in dem Thronsessel Platz, das Haupt
mit dem Helm bedeckend. Die Prinzen traten zur Rechten,
die Insignien wurden zu beiden Seiten auf Tabourets
niedergelegt. Nach dem Vortrag einer Hymne durch den
Chor der kgl. Hochschule folgte eine Rede des Sekretärs
der Akademie Prof. Auwers, der besonders des Gründers
der Akademie, Kurfürsten Friedrich III., ferner Friedrich
des Großen, Friedrich Wilhelms III. und Wilhelms I. ge-
dachte und dem jetzigen Kaiser Dank sagte, daß er stets
der Wissenschaft hülfsbereit die Hand biete. Kultusminister
Studt wies in seiner Ansprache auf die engere Verbindung
mit den auswärtigen Akademien hin, welche besonders
durch die neuerlich gegründete Internationale Association
gefördert wurde und verlas dann einen kaiserlichen Er-
laß, wonach die Zahl der Stellen für ordentliche Mit-
glieder in jeder Klasse von 27 auf 30 erhöht wird. Ferner
theilte der Minister eine große Anzahl von Ordensaus-
zeichnungen mit. Unter Anderen erhielt Geh. Rath
Mommsen den Rothen Adlerorden 1. Kl. Nunmehr
erhob sich der Kaiser und hielt folgende Ansprache:

"Indem Ich Sie an Ihrem Jubeltag in diesem durch
große Erinnerungen geweihten Saal Meines Schlosses will-
kommen heiße, erinnere Ich Mich gern an die Beziehungen,
welche Ihre Körperschaft mit Meinem königlichen Hause
verknüpfen. Das verständnißvolle Interesse, das Kurfürst
Friedrich III. Leibniz' weitausschauenden Plänen entgegen-
brachte, hat sie ins Leben gerufen, der große Friedrich hat
ihr den Stempel seines Geistes aufgedrückt. Alle Könige
Preußens haben als unmittelbare Protektoren theilnehmend,
leitend und fördernd über dieser Schöpfung gewaltet, also
daß das Wort Kaiser Wilhelm des Großen: "Das in
jedem preußischen König innewohnende Gefühl für Wissen-
schaft ist auch in Mir lebendig", im Verhältniß zu ihr in
besonderer Weise seinen Ausdruck gefunden hat. Ich freue
Mich, heute anerkennen zu dürfen, daß die Akademie der
Wissenschaften nun schon durch zwei Jahrhunderte ihre un-
versiegte Lebenskraft bewährt und daß sie den Erwartungen,
die Meine Vorfahren in sie gesetzt haben, voll entsprochen
hat. Es hat gewiß seinen guten Grund, wenn sich die
deutsche Wissenschaft im engen Anschluß an die Universitäten
entwickelt hat und Ich zweifle nicht, daß der Forschung,
wie es auch Unser unvergeßlicher Helmholtz bezeigte, aus
dem akademischen Unterricht und dem Verkehr mit der
studirenden Jugend reiche Lebensströme zufließen. Aber
nicht minder hat sich die Organisation und die Leitung der
wissenschaftlichen Arbeit durch die Akademien als wesent-
liches und zur Erreichung großer Ziele unentbehrliches
Element des wissenschaftlichen Fortschritts erwiesen. Mehr
als ein Jahrhundert vor der Berliner Universität ins
Leben getreten, hat die Berliner Akademie auch früher die
Aufgabe verfolgt, allen Zweigen der Wissenschaft gleich-
zeitig zu dienen. Wenn Ich zum weiteren Ausbau dessen
heute die Zahl der ordentlichen Mitglieder in der philo-
sophisch-historischen Klasse durch Hinzufügung einiger vor-
zugsweise für die deutsche Sprachforschung be-
stimmte Stellen vermehrt habe, so leitete Mich hiebei der
Gedanke, daß die deutsche Sprachforschung, auf die schon
der Stiftungsbrief vom Jahre 1700 hinweist, in der
Hauptstadt des jetzt geeinten Deutschen Reiches einer
besonderen Pflege bedarf. Zugleich erschien es Mir un-
erläßlich, auf die Zahl der Stellen in der physikalisch-
mathematischen Klasse mit Rücksicht auf die heutige Be-
deutung der Technik, in derselben Weise zu verstärken. Und
wie die Akademie die Wissenschaft von vornherein in
ihrer vollen Universalität erfaßt hat, so kann man ihr
andrerseits nachrühmen, daß sie sich der Verfolgung aller
außerhalb der Wissenschaft liegenden Interessen völlig fern-
gehalten hat. Wohl haben sich die großen Ergebnisse der
Nation auch in ihrem Wirken gespiegelt und in Worten
ihrer Festredner nicht selten begeisterten Ausdruck gefunden,
aber sie hat es stets verschmäht in das Gewühl politischer
Leidenschaften hinabzusteigen, und ihre oberste Pflicht viel-
mehr allezeit in der reinen interesselosen Pflege der Wissen-
schaft erblickt. In dieser selbstlosen Hingabe, der sie Großes
zu danken hat und die ihr weiterhin den Erfolg ihres
Schaffens verbürgt, dient sie zugleich dem gottgewollten
Ziel alles Wissens, die Menschheit tiefer in die Erkenntniß
der göttlichen Wahrheit einzuführen. Wie die Natur-
wissenschaften die letzten Ziele und den Urgrund alles Seins
und Werdens zu erforschen trachten, so bleibt, wie Goethe
-- selbst einst Mitglied dieser Körperschaft -- ausgesprochen
hat, "das eigentliche, einzige, tiesste Thema der Welt- und
Menschengeschichte, dem alle übrigen untergeordnet sind,
der Konflikt des Unglaubens und Glaubens" und, wie in
seinem Sinn hinzuzufügen ist, die Bethätigung Gottes am
Menschengeschlecht. So bewährt sich auch an Ihren Arbeiten,
wie es Leibniz wollte, daß durch die Wissenschaften "die
Ehre Gottes und das Beste des ganzen menschlichen Ge-
schlechts beständig befördert wird". Daß dies allezeit ge-
schehe, dazu walte der Segen des Höchsten über Ihnen
auch im neuen Jahrhundert."

Darauf brachte Prof. Auwers ein dreifaches Hoch
auf den Kaiser aus und verlas dann die von der Aka-
demie beschlossenen Ernennungen zu korrespondirenden
Mitgliedern. Der Chor intonirte "Salvum fac regem",
worauf die Feier ihren Abschluß fand.


Tel. Zu korrespondirenden
Mitgliedern der hiesigen Akademie der Wissenschaften
wurden ernannt die Professoren Ludwig Radlkofer,
München, Paul Gordan, Erlangen, und Karl v. Amira,
München.

[Spaltenumbruch]

Tel. Beim heutigen Festäkt
theilte der Kultusminister Studt mit, daß der Kaiser für
die Herausgabe der Werke Wilhelm v. Humboldts und
für ein Wörterbuch der klassischen Rechtswissen-
schaften
die erforderlichen Mittel aus seinem Dispositions-
fonds zur Verfügung stellte, daß ferner zur Erhöhung der
wissenschaftlichen Fonds der Akademie für größere
Unternehmungen ein Mehrbetrag von 25,000 M. und gleich-
zeitig die Mittel zur Begründung von vier für bestimmte
Unternehmungen in Aussicht genommene wissenschaftliche
Beamtenstellen in den Entwurf des Etats für 1900 eingestellt
worden seien.

"Querelles allemandes."


Kein Mensch ist darüber im
Zweifel, daß es den Obstruktionsbemühungen der ver-
einigten Sozialdemokraten und Freisinnigen, in Firma
Singer, Müller-Meiningen und Richter, gelungen ist, eine
vorläufige Vertagung der definitiven Annahme der lex
Heinze herbeizuführen. Man hat inner- und außerhalb
des Parlaments darüber gestritten, wer den ersten Anlaß
dazu gegeben habe, daß eine derartige Obstruktion möglich
war, wie die jetzt in Erscheinung getretene. Wenn es
richtig sein sollte, daß Graf Ballestrem am Donnerstag
Abend die Schlußabstimmung herbeiführen wollte, vom
Centrum und den Konservativen aber im Stiche gelassen
worden sei, weil die Bayern schlechterdings nachhause reisen
wollten, so wäre dies freilich umsomehr zu tadeln, als
die Rücksichtnahme auf die bayerischen Mitglieder des
Centrums in den letzten Jahren bereits in einer Weise
übertrieben worden ist, die früher unmöglich war. Wir
halten unsrerseits aber nicht nur für möglich, sondern für
sehr wahrscheinlich, daß auch ohne den Drang der Bayern,
sich in die Büsche zu schlagen, die Obstruktionsversuche
der vereinigten Sozialdemokraten und Linksliberalen im
Zusammenhang mit der Weiterberathung der lex Heinze
in der einen oder anderen Gestalt hervorgetreten wären,
weil die Sozialdemokraten und ihre Lehensleute, die
Linksliberalen, die Gelegenheit beim Schopfe nehmen und
aus der zum Theil mißverstandenen Auslegung der lex
Heinze in weiten Volkskreisen Wahlkapital für sich schlagen
wollten.

Auf diesen "Zweck der Uebung" hat die Allgemeine
Zeitung zuerst aufmerksam gemacht. Namentlich das
Centrum, indessen auch ein Theil der Konservativen, sind
nicht ohne Mitschuld daran, daß es so weit kommen konnte.
Hätten sie sich an dem genügen lassen, was die ver-
bündeten Regierungen für annehmbar erklärten, so wäre
längst kein Streit mehr um die ganze leidige Angelegenheit.
Statt dessen überspannten sie im Wahl- und Partei-
Interesse den Bogen, begaben sich zu dem Zweck in die
Jagdgründe der Heuchelei und boten den Gegnern Anlaß,
dasselbe zu thun.

Es mag einen gewissen Reiz haben, darüber nach-
zudenken, wie in Zukunft parlamentarische Obstruktionen
zu verhüten seien. Weit wichtiger scheint uns indessen
die Frage, ob es wirklich an der Zeit ist, dergleichen
querelles allemandes jetzt aufzuwerfen und weiter zu ver-
folgen, wo uns weitaus größere Sorgen bedrücken.

Vom Tage.


Tel. Die "Nordd. Allg. Zig."
bezeichnet die Meldung eines rheinischen Blattes, daß in
Regierungskreisen die Absicht bestehe, die Steuerfreiheit
des Branntweins aufzuheben
, insoweit derselbe zur
Bereitung von Speiseessig dient, als vollständig aus der
Luft gegriffen
.

Ueber die Beurlaubung von Offizieren nach
Frankreich
ist unter Aufhebung der Ordre vom 8. Mai
1886 soeben vom Kaiser bestimmt worden, daß die Be-
urlaubung von Offizieren nach Frankreich, mit nachstehenden
Einschränkungen, ebenso zu behandeln ist wie diejenige in
das übrige Ausland:

1. Urlaub nach oder in die unmittelbare Nähe von be-
festigten Orten der Ostgrenze (z. B. Verdun, Toul, Nancy,
Epinal, Belfort, Reims und Langres) darf nur unter ganz be-
sonderen Verhältnissen -- etwa zum Besuche naher Verwandter --
ertheilt werden.

2. Unter Hinweis auf die Bestimmungen des französischen
Spionagegesetzes vom 18. April 1886 muß jedem Offizier vor
Beginn seines Urlaubs eingeschärft werden, sich jeder, auch nur
im entferntesten verdächtigen Handlung zu enthalten und nie-
mals in den Gasthofs- oder polizeilichen Anmeldelisten Namen,
Stand und Staatszugehörigkeit zu verschweigen oder falsch an-
zugeben.

3. Jeder Offizier ist verpflichtet, sich innerhalb der ersten
24 Stunden seines Aufenthalts in Garnisonen beim dienstältesten
Offizier oder der Kommandantur, in Paris außerdem bei der
deutschen Botschaft persönlich oder schriftlich unter Angabe der
Wohnung zu melden.

Protestversammlung gegen das Fleischbeschangesetz.

Tel. Heute Mittag fand im
Börsensaal eine von den Aeltesten der Berliner Kauf-
mannschaft
einberufene Versammlung von Vertretern des
Handels und der Industrie aus einer großen Anzahl deutscher
Städte statt zur Stellungnahme gegen das Fleisch-
beschangesetz
. Die Versammlung nahm eine Resolution
an, in der es heißt, das Verbot der Fleischeinfuhr schädige
die Industrie, den Handel und die Schiffahrt Deutschlands
sehr empfindlich, es störe die wirthschaftlichen Beziehungen,
deren Deutschlands Handel und Gewerbefleiß zu ihrer gedeih-
lichen Entwicklung bedürfen, und stelle den Erfolg der Handels-
vertragsverhandlungen in Frage. Nicht nur die Lebens-
haltung der industriellen Arbeiter, sondern die gesammte
Volksernährung werde durch die Erschwerung des Fleisch-
konsums in Mitleidenschaft gezogen. Die Versammlung er-
blicke daher in den Folgen des Fleischeinfuhrverbots eine
Schwächung der wirthschaftlichen Kraft des Deutschen Reichs
und lege daher gegen die Beschlüsse des Reichstags vom
9. März die entschiedenste Verwahrung ein.

Baden: Abschaffung der Kautionspflicht und Besserung der
Besoldungsverhältnisse der Beamten.

* Die großh. Regierung hat, wie der Finanzminister
Buchenberger kürzlich in der Budgetkommission des Landtags
mittheilte, den Entwurf einer landesherrlichen Verordnung,
wodurch die Kautionspflicht aufgehoben werden soll,
fertiggestellt. Ferner beabsichtigt die Regierung noch diesem
Landtage eine Gesetzesvorlage zugehen zu lassen, wonach die
Wittwenkassenbeiträge der Beamten und Volksschullehrer
mit Wirkung vom 1. Januar 1900 aufgehoben werden
sollen. Es wird damit einem Antrag des Abg. Uibel (nat.-
lib.) und Genossen die Erfüllung gesichert. Endlich erklärte
die Regierung sich mit einem weiteren Antrage einverstanden,
wonach mit Wirkung vom 1. Januar 1902 an, eine Revision
[Spaltenumbruch] des Wohnungsgeldtarifs mit einer namhaften Er-
höhung desselben herbeigeführt werden soll.

Kundgebung zugunsten der Flottenverstärkung.

* Zu Eltville am Rhein fand in vergangener Woche
eine stark besuchte Versammlung von Einwohnern aus Eltville,
Erbach, Rauenthal, Kiedrich, Ober- und Niederwalluf, Oestrich,
Mittelheim, Winkel und Geisenheim behufs Besprechung der
Flottenvorlage statt. Der Vorsitzende Rechtsanwalt,
Lossen-Eltville, wies auf die Bedeutung und Wichtigkeit
der zur Besprechung stehenden Fragen hin und ertheilte dann
dem Gymnasialdirektor Breuer-Wiesbaden das Wort. Dieser
wies in seiner mit Begeisterung aufgenommenen Rede u. a.
an der Hand des einschlägigen statistischen Materials nach,
welch ungeheures Kapital in unsrer deutschen Seeschiffahrt.
Rhederei und Fischerei engagirt sei und wie durch eine lebhafte
Unterstützung dieser Erwerbszweige auch dem Binnenlande
große finanzielle Vortheile zugeführt werden. Kein Mensch
bestreite die Rothwendigkeit, daß Deutschland gerüstet sein
müsse nach Westen und Osten. Dasselbe Recht habe auch zu
beanspruchen die doppelt so große Nordküste und weiter haben
dasselbe Recht die Deutschen im Auslande und das ungeheure
deutsche Kapital, das im Auslande arbeitet. Eine starke
Flotte sei aber nicht nur für die Kriegszeiten nöthig, sondern
auch für die Friedenszeit, denn sie enthielte für uns die Bürgschaft
wie die Armee, daß Niemand es wagen wird, uns zu belästigen.
Die Deckungsfrage könne bei diesen großen Interessen kaum
eine Rolle spielen. Ein Blick auf die Statistik des Konsums
zeigt, daß Deutschland wohl in der Lage ist, diese Kosten zu
tragen. Man habe vor 1866 und 1870 Deutschlands Unter-
gang prophezeit angesichts der kolossalen Rüstungen, und
trotzdem sei Deutschland nicht nur nicht zugrunde gegangen,
sondern sei bei seinen ungeheuren Ausgaben für die Armee
gewachsen und gediehen zu einer ungeahnten Größe.

Administrator Dern-Erbach brachte hierauf ein brausendes
Hoch auf den Kaiser aus, worauf Rechtsanwalt Lossen die
folgenden Depeschen zur Verlesung brachte, welche die Ver-
sammlung einstimmig genehmigte:

"An
Se. Majestät den Deutschen Kaiser und König von Preußen
Berlin.
Euer Majestät entbieten zahlreich versammelte Bürger des
obern Rheinganes ihren unterthänigsten Gruß und versprechen,
jederzeit für die Verstärkung der deutschen Flotte als dringendste
Aufgabe der Gegenwart thatkräftig eintreten zu wollen."

"An
das Präsidium des hohen Reichstags
Berlin.
Die von allen Ständen und Parteien besuchte Versammlung
des oberen Rheingaues zu Eltville behufs Besprechung der
Flottenvorlage bittet alle Volksvertreter, die Vorlage auf das
kräftigste unterstützen zu wollen zum Segen Deutschlands und
seiner Bewohner."

Die Versammlung schloß mit einem Hoch auf den Redner,
welches Hr. Oberst v. Ilenfeld, Schlangenbad, ausbrachte.



Auszug aus dem Wetterbericht der k. b. meteorolog. Zentralstation.

Voraussichtliche Witterung für Dienstag, den 20. März: Besserung
nur vorübergehend, dann neuerdings von Westen her zunehmende
Trübung und später wieder Niederschläge.



[irrelevantes Material]
Nr. 77. München, Dienſtag Allgemeine Zeitung 20. März 1900.
[Spaltenumbruch]
Deutſches Reich.
Zweihundertjahrfeier der Akademie der Wiſſenſchaften.

Heute Mittag 12 Uhr
fand im Weißen Saale des Schloſſes ein Feſtakt an-
läßlich der Zweihundertjahrfeier der Akademie
der Wiſſenſchaften
ſtatt. Gegenüber dem Thron-
himmel waren auf einem größeren Tiſch Globen, Bücher
und wiſſenſchaftliche Inſtrumente aufgebaut, das Ganze
überragt von einem Adler, einen Lorberzweig tragend.
Seſſelreihen füllten den Saal. Es waren erſchienen die
Mitglieder der Akademie, viele auswärtige korreſpondirende
Mitglieder, ferner als Gäſte die Botſchafter, Geſandten,
die Generalität, Vertreter wiſſenſchaftlicher Inſtitute, der
Parlamente und der Stadt Berlin. Zur Linken des
Thrones ſtellten ſich die Staatsminiſter, an ihrer Spitze
der Reichskanzler, auf. Unter Fanfaren des Bläſerkorps
erſchien mit dem großen Vortritt, die Reichsinſignien von
Generalen getragen, der Kaiſer in der Uniform der
Gardes-du-Corps. Ihm folgten der Kronprinz, die übrigen
Prinzen, das Hauptquartier und das ſonſtige Gefolge.
Der Kaiſer nahm in dem Thronſeſſel Platz, das Haupt
mit dem Helm bedeckend. Die Prinzen traten zur Rechten,
die Inſignien wurden zu beiden Seiten auf Tabourets
niedergelegt. Nach dem Vortrag einer Hymne durch den
Chor der kgl. Hochſchule folgte eine Rede des Sekretärs
der Akademie Prof. Auwers, der beſonders des Gründers
der Akademie, Kurfürſten Friedrich III., ferner Friedrich
des Großen, Friedrich Wilhelms III. und Wilhelms I. ge-
dachte und dem jetzigen Kaiſer Dank ſagte, daß er ſtets
der Wiſſenſchaft hülfsbereit die Hand biete. Kultusminiſter
Studt wies in ſeiner Anſprache auf die engere Verbindung
mit den auswärtigen Akademien hin, welche beſonders
durch die neuerlich gegründete Internationale Aſſociation
gefördert wurde und verlas dann einen kaiſerlichen Er-
laß, wonach die Zahl der Stellen für ordentliche Mit-
glieder in jeder Klaſſe von 27 auf 30 erhöht wird. Ferner
theilte der Miniſter eine große Anzahl von Ordensaus-
zeichnungen mit. Unter Anderen erhielt Geh. Rath
Mommſen den Rothen Adlerorden 1. Kl. Nunmehr
erhob ſich der Kaiſer und hielt folgende Anſprache:

„Indem Ich Sie an Ihrem Jubeltag in dieſem durch
große Erinnerungen geweihten Saal Meines Schloſſes will-
kommen heiße, erinnere Ich Mich gern an die Beziehungen,
welche Ihre Körperſchaft mit Meinem königlichen Hauſe
verknüpfen. Das verſtändnißvolle Intereſſe, das Kurfürſt
Friedrich III. Leibniz’ weitausſchauenden Plänen entgegen-
brachte, hat ſie ins Leben gerufen, der große Friedrich hat
ihr den Stempel ſeines Geiſtes aufgedrückt. Alle Könige
Preußens haben als unmittelbare Protektoren theilnehmend,
leitend und fördernd über dieſer Schöpfung gewaltet, alſo
daß das Wort Kaiſer Wilhelm des Großen: „Das in
jedem preußiſchen König innewohnende Gefühl für Wiſſen-
ſchaft iſt auch in Mir lebendig“, im Verhältniß zu ihr in
beſonderer Weiſe ſeinen Ausdruck gefunden hat. Ich freue
Mich, heute anerkennen zu dürfen, daß die Akademie der
Wiſſenſchaften nun ſchon durch zwei Jahrhunderte ihre un-
verſiegte Lebenskraft bewährt und daß ſie den Erwartungen,
die Meine Vorfahren in ſie geſetzt haben, voll entſprochen
hat. Es hat gewiß ſeinen guten Grund, wenn ſich die
deutſche Wiſſenſchaft im engen Anſchluß an die Univerſitäten
entwickelt hat und Ich zweifle nicht, daß der Forſchung,
wie es auch Unſer unvergeßlicher Helmholtz bezeigte, aus
dem akademiſchen Unterricht und dem Verkehr mit der
ſtudirenden Jugend reiche Lebensſtröme zufließen. Aber
nicht minder hat ſich die Organiſation und die Leitung der
wiſſenſchaftlichen Arbeit durch die Akademien als weſent-
liches und zur Erreichung großer Ziele unentbehrliches
Element des wiſſenſchaftlichen Fortſchritts erwieſen. Mehr
als ein Jahrhundert vor der Berliner Univerſität ins
Leben getreten, hat die Berliner Akademie auch früher die
Aufgabe verfolgt, allen Zweigen der Wiſſenſchaft gleich-
zeitig zu dienen. Wenn Ich zum weiteren Ausbau deſſen
heute die Zahl der ordentlichen Mitglieder in der philo-
ſophiſch-hiſtoriſchen Klaſſe durch Hinzufügung einiger vor-
zugsweiſe für die deutſche Sprachforſchung be-
ſtimmte Stellen vermehrt habe, ſo leitete Mich hiebei der
Gedanke, daß die deutſche Sprachforſchung, auf die ſchon
der Stiftungsbrief vom Jahre 1700 hinweist, in der
Hauptſtadt des jetzt geeinten Deutſchen Reiches einer
beſonderen Pflege bedarf. Zugleich erſchien es Mir un-
erläßlich, auf die Zahl der Stellen in der phyſikaliſch-
mathematiſchen Klaſſe mit Rückſicht auf die heutige Be-
deutung der Technik, in derſelben Weiſe zu verſtärken. Und
wie die Akademie die Wiſſenſchaft von vornherein in
ihrer vollen Univerſalität erfaßt hat, ſo kann man ihr
andrerſeits nachrühmen, daß ſie ſich der Verfolgung aller
außerhalb der Wiſſenſchaft liegenden Intereſſen völlig fern-
gehalten hat. Wohl haben ſich die großen Ergebniſſe der
Nation auch in ihrem Wirken geſpiegelt und in Worten
ihrer Feſtredner nicht ſelten begeiſterten Ausdruck gefunden,
aber ſie hat es ſtets verſchmäht in das Gewühl politiſcher
Leidenſchaften hinabzuſteigen, und ihre oberſte Pflicht viel-
mehr allezeit in der reinen intereſſeloſen Pflege der Wiſſen-
ſchaft erblickt. In dieſer ſelbſtloſen Hingabe, der ſie Großes
zu danken hat und die ihr weiterhin den Erfolg ihres
Schaffens verbürgt, dient ſie zugleich dem gottgewollten
Ziel alles Wiſſens, die Menſchheit tiefer in die Erkenntniß
der göttlichen Wahrheit einzuführen. Wie die Natur-
wiſſenſchaften die letzten Ziele und den Urgrund alles Seins
und Werdens zu erforſchen trachten, ſo bleibt, wie Goethe
— ſelbſt einſt Mitglied dieſer Körperſchaft — ausgeſprochen
hat, „das eigentliche, einzige, tieſſte Thema der Welt- und
Menſchengeſchichte, dem alle übrigen untergeordnet ſind,
der Konflikt des Unglaubens und Glaubens“ und, wie in
ſeinem Sinn hinzuzufügen iſt, die Bethätigung Gottes am
Menſchengeſchlecht. So bewährt ſich auch an Ihren Arbeiten,
wie es Leibniz wollte, daß durch die Wiſſenſchaften „die
Ehre Gottes und das Beſte des ganzen menſchlichen Ge-
ſchlechts beſtändig befördert wird“. Daß dies allezeit ge-
ſchehe, dazu walte der Segen des Höchſten über Ihnen
auch im neuen Jahrhundert.“

Darauf brachte Prof. Auwers ein dreifaches Hoch
auf den Kaiſer aus und verlas dann die von der Aka-
demie beſchloſſenen Ernennungen zu korreſpondirenden
Mitgliedern. Der Chor intonirte „Salvum fac regem“,
worauf die Feier ihren Abſchluß fand.


Tel. Zu korreſpondirenden
Mitgliedern der hieſigen Akademie der Wiſſenſchaften
wurden ernannt die Profeſſoren Ludwig Radlkofer,
München, Paul Gordan, Erlangen, und Karl v. Amira,
München.

[Spaltenumbruch]

Tel. Beim heutigen Feſtäkt
theilte der Kultusminiſter Studt mit, daß der Kaiſer für
die Herausgabe der Werke Wilhelm v. Humboldts und
für ein Wörterbuch der klaſſiſchen Rechtswiſſen-
ſchaften
die erforderlichen Mittel aus ſeinem Dispoſitions-
fonds zur Verfügung ſtellte, daß ferner zur Erhöhung der
wiſſenſchaftlichen Fonds der Akademie für größere
Unternehmungen ein Mehrbetrag von 25,000 M. und gleich-
zeitig die Mittel zur Begründung von vier für beſtimmte
Unternehmungen in Ausſicht genommene wiſſenſchaftliche
Beamtenſtellen in den Entwurf des Etats für 1900 eingeſtellt
worden ſeien.

„Querelles allemandes.“


Kein Menſch iſt darüber im
Zweifel, daß es den Obſtruktionsbemühungen der ver-
einigten Sozialdemokraten und Freiſinnigen, in Firma
Singer, Müller-Meiningen und Richter, gelungen iſt, eine
vorläufige Vertagung der definitiven Annahme der lex
Heinze herbeizuführen. Man hat inner- und außerhalb
des Parlaments darüber geſtritten, wer den erſten Anlaß
dazu gegeben habe, daß eine derartige Obſtruktion möglich
war, wie die jetzt in Erſcheinung getretene. Wenn es
richtig ſein ſollte, daß Graf Balleſtrem am Donnerſtag
Abend die Schlußabſtimmung herbeiführen wollte, vom
Centrum und den Konſervativen aber im Stiche gelaſſen
worden ſei, weil die Bayern ſchlechterdings nachhauſe reiſen
wollten, ſo wäre dies freilich umſomehr zu tadeln, als
die Rückſichtnahme auf die bayeriſchen Mitglieder des
Centrums in den letzten Jahren bereits in einer Weiſe
übertrieben worden iſt, die früher unmöglich war. Wir
halten unſrerſeits aber nicht nur für möglich, ſondern für
ſehr wahrſcheinlich, daß auch ohne den Drang der Bayern,
ſich in die Büſche zu ſchlagen, die Obſtruktionsverſuche
der vereinigten Sozialdemokraten und Linksliberalen im
Zuſammenhang mit der Weiterberathung der lex Heinze
in der einen oder anderen Geſtalt hervorgetreten wären,
weil die Sozialdemokraten und ihre Lehensleute, die
Linksliberalen, die Gelegenheit beim Schopfe nehmen und
aus der zum Theil mißverſtandenen Auslegung der lex
Heinze in weiten Volkskreiſen Wahlkapital für ſich ſchlagen
wollten.

Auf dieſen „Zweck der Uebung“ hat die Allgemeine
Zeitung zuerſt aufmerkſam gemacht. Namentlich das
Centrum, indeſſen auch ein Theil der Konſervativen, ſind
nicht ohne Mitſchuld daran, daß es ſo weit kommen konnte.
Hätten ſie ſich an dem genügen laſſen, was die ver-
bündeten Regierungen für annehmbar erklärten, ſo wäre
längſt kein Streit mehr um die ganze leidige Angelegenheit.
Statt deſſen überſpannten ſie im Wahl- und Partei-
Intereſſe den Bogen, begaben ſich zu dem Zweck in die
Jagdgründe der Heuchelei und boten den Gegnern Anlaß,
dasſelbe zu thun.

Es mag einen gewiſſen Reiz haben, darüber nach-
zudenken, wie in Zukunft parlamentariſche Obſtruktionen
zu verhüten ſeien. Weit wichtiger ſcheint uns indeſſen
die Frage, ob es wirklich an der Zeit iſt, dergleichen
querelles allemandes jetzt aufzuwerfen und weiter zu ver-
folgen, wo uns weitaus größere Sorgen bedrücken.

Vom Tage.


Tel. Die „Nordd. Allg. Zig.“
bezeichnet die Meldung eines rheiniſchen Blattes, daß in
Regierungskreiſen die Abſicht beſtehe, die Steuerfreiheit
des Branntweins aufzuheben
, inſoweit derſelbe zur
Bereitung von Speiſeeſſig dient, als vollſtändig aus der
Luft gegriffen
.

Ueber die Beurlaubung von Offizieren nach
Frankreich
iſt unter Aufhebung der Ordre vom 8. Mai
1886 ſoeben vom Kaiſer beſtimmt worden, daß die Be-
urlaubung von Offizieren nach Frankreich, mit nachſtehenden
Einſchränkungen, ebenſo zu behandeln iſt wie diejenige in
das übrige Ausland:

1. Urlaub nach oder in die unmittelbare Nähe von be-
feſtigten Orten der Oſtgrenze (z. B. Verdun, Toul, Nancy,
Epinal, Belfort, Reims und Langres) darf nur unter ganz be-
ſonderen Verhältniſſen — etwa zum Beſuche naher Verwandter —
ertheilt werden.

2. Unter Hinweis auf die Beſtimmungen des franzöſiſchen
Spionagegeſetzes vom 18. April 1886 muß jedem Offizier vor
Beginn ſeines Urlaubs eingeſchärft werden, ſich jeder, auch nur
im entfernteſten verdächtigen Handlung zu enthalten und nie-
mals in den Gaſthofs- oder polizeilichen Anmeldeliſten Namen,
Stand und Staatszugehörigkeit zu verſchweigen oder falſch an-
zugeben.

3. Jeder Offizier iſt verpflichtet, ſich innerhalb der erſten
24 Stunden ſeines Aufenthalts in Garniſonen beim dienſtälteſten
Offizier oder der Kommandantur, in Paris außerdem bei der
deutſchen Botſchaft perſönlich oder ſchriftlich unter Angabe der
Wohnung zu melden.

Proteſtverſammlung gegen das Fleiſchbeſchangeſetz.

Tel. Heute Mittag fand im
Börſenſaal eine von den Aelteſten der Berliner Kauf-
mannſchaft
einberufene Verſammlung von Vertretern des
Handels und der Induſtrie aus einer großen Anzahl deutſcher
Städte ſtatt zur Stellungnahme gegen das Fleiſch-
beſchangeſetz
. Die Verſammlung nahm eine Reſolution
an, in der es heißt, das Verbot der Fleiſcheinfuhr ſchädige
die Induſtrie, den Handel und die Schiffahrt Deutſchlands
ſehr empfindlich, es ſtöre die wirthſchaftlichen Beziehungen,
deren Deutſchlands Handel und Gewerbefleiß zu ihrer gedeih-
lichen Entwicklung bedürfen, und ſtelle den Erfolg der Handels-
vertragsverhandlungen in Frage. Nicht nur die Lebens-
haltung der induſtriellen Arbeiter, ſondern die geſammte
Volksernährung werde durch die Erſchwerung des Fleiſch-
konſums in Mitleidenſchaft gezogen. Die Verſammlung er-
blicke daher in den Folgen des Fleiſcheinfuhrverbots eine
Schwächung der wirthſchaftlichen Kraft des Deutſchen Reichs
und lege daher gegen die Beſchlüſſe des Reichstags vom
9. März die entſchiedenſte Verwahrung ein.

Baden: Abſchaffung der Kautionspflicht und Beſſerung der
Beſoldungsverhältniſſe der Beamten.

* Die großh. Regierung hat, wie der Finanzminiſter
Buchenberger kürzlich in der Budgetkommiſſion des Landtags
mittheilte, den Entwurf einer landesherrlichen Verordnung,
wodurch die Kautionspflicht aufgehoben werden ſoll,
fertiggeſtellt. Ferner beabſichtigt die Regierung noch dieſem
Landtage eine Geſetzesvorlage zugehen zu laſſen, wonach die
Wittwenkaſſenbeiträge der Beamten und Volksſchullehrer
mit Wirkung vom 1. Januar 1900 aufgehoben werden
ſollen. Es wird damit einem Antrag des Abg. Uibel (nat.-
lib.) und Genoſſen die Erfüllung geſichert. Endlich erklärte
die Regierung ſich mit einem weiteren Antrage einverſtanden,
wonach mit Wirkung vom 1. Januar 1902 an, eine Reviſion
[Spaltenumbruch] des Wohnungsgeldtarifs mit einer namhaften Er-
höhung desſelben herbeigeführt werden ſoll.

Kundgebung zugunſten der Flottenverſtärkung.

* Zu Eltville am Rhein fand in vergangener Woche
eine ſtark beſuchte Verſammlung von Einwohnern aus Eltville,
Erbach, Rauenthal, Kiedrich, Ober- und Niederwalluf, Oeſtrich,
Mittelheim, Winkel und Geiſenheim behufs Beſprechung der
Flottenvorlage ſtatt. Der Vorſitzende Rechtsanwalt,
Loſſen-Eltville, wies auf die Bedeutung und Wichtigkeit
der zur Beſprechung ſtehenden Fragen hin und ertheilte dann
dem Gymnaſialdirektor Breuer-Wiesbaden das Wort. Dieſer
wies in ſeiner mit Begeiſterung aufgenommenen Rede u. a.
an der Hand des einſchlägigen ſtatiſtiſchen Materials nach,
welch ungeheures Kapital in unſrer deutſchen Seeſchiffahrt.
Rhederei und Fiſcherei engagirt ſei und wie durch eine lebhafte
Unterſtützung dieſer Erwerbszweige auch dem Binnenlande
große finanzielle Vortheile zugeführt werden. Kein Menſch
beſtreite die Rothwendigkeit, daß Deutſchland gerüſtet ſein
müſſe nach Weſten und Oſten. Dasſelbe Recht habe auch zu
beanſpruchen die doppelt ſo große Nordküſte und weiter haben
dasſelbe Recht die Deutſchen im Auslande und das ungeheure
deutſche Kapital, das im Auslande arbeitet. Eine ſtarke
Flotte ſei aber nicht nur für die Kriegszeiten nöthig, ſondern
auch für die Friedenszeit, denn ſie enthielte für uns die Bürgſchaft
wie die Armee, daß Niemand es wagen wird, uns zu beläſtigen.
Die Deckungsfrage könne bei dieſen großen Intereſſen kaum
eine Rolle ſpielen. Ein Blick auf die Statiſtik des Konſums
zeigt, daß Deutſchland wohl in der Lage iſt, dieſe Koſten zu
tragen. Man habe vor 1866 und 1870 Deutſchlands Unter-
gang prophezeit angeſichts der koloſſalen Rüſtungen, und
trotzdem ſei Deutſchland nicht nur nicht zugrunde gegangen,
ſondern ſei bei ſeinen ungeheuren Ausgaben für die Armee
gewachſen und gediehen zu einer ungeahnten Größe.

Adminiſtrator Dern-Erbach brachte hierauf ein brauſendes
Hoch auf den Kaiſer aus, worauf Rechtsanwalt Loſſen die
folgenden Depeſchen zur Verleſung brachte, welche die Ver-
ſammlung einſtimmig genehmigte:

„An
Se. Majeſtät den Deutſchen Kaiſer und König von Preußen
Berlin.
Euer Majeſtät entbieten zahlreich verſammelte Bürger des
obern Rheinganes ihren unterthänigſten Gruß und verſprechen,
jederzeit für die Verſtärkung der deutſchen Flotte als dringendſte
Aufgabe der Gegenwart thatkräftig eintreten zu wollen.“

„An
das Präſidium des hohen Reichstags
Berlin.
Die von allen Ständen und Parteien beſuchte Verſammlung
des oberen Rheingaues zu Eltville behufs Beſprechung der
Flottenvorlage bittet alle Volksvertreter, die Vorlage auf das
kräftigſte unterſtützen zu wollen zum Segen Deutſchlands und
ſeiner Bewohner.“

Die Verſammlung ſchloß mit einem Hoch auf den Redner,
welches Hr. Oberſt v. Ilenfeld, Schlangenbad, ausbrachte.



Auszug aus dem Wetterbericht der k. b. meteorolog. Zentralſtation.

Vorausſichtliche Witterung für Dienſtag, den 20. März: Beſſerung
nur vorübergehend, dann neuerdings von Weſten her zunehmende
Trübung und ſpäter wieder Niederſchläge.



[irrelevantes Material]
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[3/0003] Nr. 77. München, Dienſtag Allgemeine Zeitung 20. März 1900. Deutſches Reich. Zweihundertjahrfeier der Akademie der Wiſſenſchaften. * Berlin, 19. März. Tel. Heute Mittag 12 Uhr fand im Weißen Saale des Schloſſes ein Feſtakt an- läßlich der Zweihundertjahrfeier der Akademie der Wiſſenſchaften ſtatt. Gegenüber dem Thron- himmel waren auf einem größeren Tiſch Globen, Bücher und wiſſenſchaftliche Inſtrumente aufgebaut, das Ganze überragt von einem Adler, einen Lorberzweig tragend. Seſſelreihen füllten den Saal. Es waren erſchienen die Mitglieder der Akademie, viele auswärtige korreſpondirende Mitglieder, ferner als Gäſte die Botſchafter, Geſandten, die Generalität, Vertreter wiſſenſchaftlicher Inſtitute, der Parlamente und der Stadt Berlin. Zur Linken des Thrones ſtellten ſich die Staatsminiſter, an ihrer Spitze der Reichskanzler, auf. Unter Fanfaren des Bläſerkorps erſchien mit dem großen Vortritt, die Reichsinſignien von Generalen getragen, der Kaiſer in der Uniform der Gardes-du-Corps. Ihm folgten der Kronprinz, die übrigen Prinzen, das Hauptquartier und das ſonſtige Gefolge. Der Kaiſer nahm in dem Thronſeſſel Platz, das Haupt mit dem Helm bedeckend. Die Prinzen traten zur Rechten, die Inſignien wurden zu beiden Seiten auf Tabourets niedergelegt. Nach dem Vortrag einer Hymne durch den Chor der kgl. Hochſchule folgte eine Rede des Sekretärs der Akademie Prof. Auwers, der beſonders des Gründers der Akademie, Kurfürſten Friedrich III., ferner Friedrich des Großen, Friedrich Wilhelms III. und Wilhelms I. ge- dachte und dem jetzigen Kaiſer Dank ſagte, daß er ſtets der Wiſſenſchaft hülfsbereit die Hand biete. Kultusminiſter Studt wies in ſeiner Anſprache auf die engere Verbindung mit den auswärtigen Akademien hin, welche beſonders durch die neuerlich gegründete Internationale Aſſociation gefördert wurde und verlas dann einen kaiſerlichen Er- laß, wonach die Zahl der Stellen für ordentliche Mit- glieder in jeder Klaſſe von 27 auf 30 erhöht wird. Ferner theilte der Miniſter eine große Anzahl von Ordensaus- zeichnungen mit. Unter Anderen erhielt Geh. Rath Mommſen den Rothen Adlerorden 1. Kl. Nunmehr erhob ſich der Kaiſer und hielt folgende Anſprache: „Indem Ich Sie an Ihrem Jubeltag in dieſem durch große Erinnerungen geweihten Saal Meines Schloſſes will- kommen heiße, erinnere Ich Mich gern an die Beziehungen, welche Ihre Körperſchaft mit Meinem königlichen Hauſe verknüpfen. Das verſtändnißvolle Intereſſe, das Kurfürſt Friedrich III. Leibniz’ weitausſchauenden Plänen entgegen- brachte, hat ſie ins Leben gerufen, der große Friedrich hat ihr den Stempel ſeines Geiſtes aufgedrückt. Alle Könige Preußens haben als unmittelbare Protektoren theilnehmend, leitend und fördernd über dieſer Schöpfung gewaltet, alſo daß das Wort Kaiſer Wilhelm des Großen: „Das in jedem preußiſchen König innewohnende Gefühl für Wiſſen- ſchaft iſt auch in Mir lebendig“, im Verhältniß zu ihr in beſonderer Weiſe ſeinen Ausdruck gefunden hat. Ich freue Mich, heute anerkennen zu dürfen, daß die Akademie der Wiſſenſchaften nun ſchon durch zwei Jahrhunderte ihre un- verſiegte Lebenskraft bewährt und daß ſie den Erwartungen, die Meine Vorfahren in ſie geſetzt haben, voll entſprochen hat. Es hat gewiß ſeinen guten Grund, wenn ſich die deutſche Wiſſenſchaft im engen Anſchluß an die Univerſitäten entwickelt hat und Ich zweifle nicht, daß der Forſchung, wie es auch Unſer unvergeßlicher Helmholtz bezeigte, aus dem akademiſchen Unterricht und dem Verkehr mit der ſtudirenden Jugend reiche Lebensſtröme zufließen. Aber nicht minder hat ſich die Organiſation und die Leitung der wiſſenſchaftlichen Arbeit durch die Akademien als weſent- liches und zur Erreichung großer Ziele unentbehrliches Element des wiſſenſchaftlichen Fortſchritts erwieſen. Mehr als ein Jahrhundert vor der Berliner Univerſität ins Leben getreten, hat die Berliner Akademie auch früher die Aufgabe verfolgt, allen Zweigen der Wiſſenſchaft gleich- zeitig zu dienen. Wenn Ich zum weiteren Ausbau deſſen heute die Zahl der ordentlichen Mitglieder in der philo- ſophiſch-hiſtoriſchen Klaſſe durch Hinzufügung einiger vor- zugsweiſe für die deutſche Sprachforſchung be- ſtimmte Stellen vermehrt habe, ſo leitete Mich hiebei der Gedanke, daß die deutſche Sprachforſchung, auf die ſchon der Stiftungsbrief vom Jahre 1700 hinweist, in der Hauptſtadt des jetzt geeinten Deutſchen Reiches einer beſonderen Pflege bedarf. Zugleich erſchien es Mir un- erläßlich, auf die Zahl der Stellen in der phyſikaliſch- mathematiſchen Klaſſe mit Rückſicht auf die heutige Be- deutung der Technik, in derſelben Weiſe zu verſtärken. Und wie die Akademie die Wiſſenſchaft von vornherein in ihrer vollen Univerſalität erfaßt hat, ſo kann man ihr andrerſeits nachrühmen, daß ſie ſich der Verfolgung aller außerhalb der Wiſſenſchaft liegenden Intereſſen völlig fern- gehalten hat. Wohl haben ſich die großen Ergebniſſe der Nation auch in ihrem Wirken geſpiegelt und in Worten ihrer Feſtredner nicht ſelten begeiſterten Ausdruck gefunden, aber ſie hat es ſtets verſchmäht in das Gewühl politiſcher Leidenſchaften hinabzuſteigen, und ihre oberſte Pflicht viel- mehr allezeit in der reinen intereſſeloſen Pflege der Wiſſen- ſchaft erblickt. In dieſer ſelbſtloſen Hingabe, der ſie Großes zu danken hat und die ihr weiterhin den Erfolg ihres Schaffens verbürgt, dient ſie zugleich dem gottgewollten Ziel alles Wiſſens, die Menſchheit tiefer in die Erkenntniß der göttlichen Wahrheit einzuführen. Wie die Natur- wiſſenſchaften die letzten Ziele und den Urgrund alles Seins und Werdens zu erforſchen trachten, ſo bleibt, wie Goethe — ſelbſt einſt Mitglied dieſer Körperſchaft — ausgeſprochen hat, „das eigentliche, einzige, tieſſte Thema der Welt- und Menſchengeſchichte, dem alle übrigen untergeordnet ſind, der Konflikt des Unglaubens und Glaubens“ und, wie in ſeinem Sinn hinzuzufügen iſt, die Bethätigung Gottes am Menſchengeſchlecht. So bewährt ſich auch an Ihren Arbeiten, wie es Leibniz wollte, daß durch die Wiſſenſchaften „die Ehre Gottes und das Beſte des ganzen menſchlichen Ge- ſchlechts beſtändig befördert wird“. Daß dies allezeit ge- ſchehe, dazu walte der Segen des Höchſten über Ihnen auch im neuen Jahrhundert.“ Darauf brachte Prof. Auwers ein dreifaches Hoch auf den Kaiſer aus und verlas dann die von der Aka- demie beſchloſſenen Ernennungen zu korreſpondirenden Mitgliedern. Der Chor intonirte „Salvum fac regem“, worauf die Feier ihren Abſchluß fand. * Berlin, 19. März. Tel. Zu korreſpondirenden Mitgliedern der hieſigen Akademie der Wiſſenſchaften wurden ernannt die Profeſſoren Ludwig Radlkofer, München, Paul Gordan, Erlangen, und Karl v. Amira, München. * Berlin, 19. März. Tel. Beim heutigen Feſtäkt theilte der Kultusminiſter Studt mit, daß der Kaiſer für die Herausgabe der Werke Wilhelm v. Humboldts und für ein Wörterbuch der klaſſiſchen Rechtswiſſen- ſchaften die erforderlichen Mittel aus ſeinem Dispoſitions- fonds zur Verfügung ſtellte, daß ferner zur Erhöhung der wiſſenſchaftlichen Fonds der Akademie für größere Unternehmungen ein Mehrbetrag von 25,000 M. und gleich- zeitig die Mittel zur Begründung von vier für beſtimmte Unternehmungen in Ausſicht genommene wiſſenſchaftliche Beamtenſtellen in den Entwurf des Etats für 1900 eingeſtellt worden ſeien. „Querelles allemandes.“ ♃ Berlin, 18. März. Kein Menſch iſt darüber im Zweifel, daß es den Obſtruktionsbemühungen der ver- einigten Sozialdemokraten und Freiſinnigen, in Firma Singer, Müller-Meiningen und Richter, gelungen iſt, eine vorläufige Vertagung der definitiven Annahme der lex Heinze herbeizuführen. Man hat inner- und außerhalb des Parlaments darüber geſtritten, wer den erſten Anlaß dazu gegeben habe, daß eine derartige Obſtruktion möglich war, wie die jetzt in Erſcheinung getretene. Wenn es richtig ſein ſollte, daß Graf Balleſtrem am Donnerſtag Abend die Schlußabſtimmung herbeiführen wollte, vom Centrum und den Konſervativen aber im Stiche gelaſſen worden ſei, weil die Bayern ſchlechterdings nachhauſe reiſen wollten, ſo wäre dies freilich umſomehr zu tadeln, als die Rückſichtnahme auf die bayeriſchen Mitglieder des Centrums in den letzten Jahren bereits in einer Weiſe übertrieben worden iſt, die früher unmöglich war. Wir halten unſrerſeits aber nicht nur für möglich, ſondern für ſehr wahrſcheinlich, daß auch ohne den Drang der Bayern, ſich in die Büſche zu ſchlagen, die Obſtruktionsverſuche der vereinigten Sozialdemokraten und Linksliberalen im Zuſammenhang mit der Weiterberathung der lex Heinze in der einen oder anderen Geſtalt hervorgetreten wären, weil die Sozialdemokraten und ihre Lehensleute, die Linksliberalen, die Gelegenheit beim Schopfe nehmen und aus der zum Theil mißverſtandenen Auslegung der lex Heinze in weiten Volkskreiſen Wahlkapital für ſich ſchlagen wollten. Auf dieſen „Zweck der Uebung“ hat die Allgemeine Zeitung zuerſt aufmerkſam gemacht. Namentlich das Centrum, indeſſen auch ein Theil der Konſervativen, ſind nicht ohne Mitſchuld daran, daß es ſo weit kommen konnte. Hätten ſie ſich an dem genügen laſſen, was die ver- bündeten Regierungen für annehmbar erklärten, ſo wäre längſt kein Streit mehr um die ganze leidige Angelegenheit. Statt deſſen überſpannten ſie im Wahl- und Partei- Intereſſe den Bogen, begaben ſich zu dem Zweck in die Jagdgründe der Heuchelei und boten den Gegnern Anlaß, dasſelbe zu thun. Es mag einen gewiſſen Reiz haben, darüber nach- zudenken, wie in Zukunft parlamentariſche Obſtruktionen zu verhüten ſeien. Weit wichtiger ſcheint uns indeſſen die Frage, ob es wirklich an der Zeit iſt, dergleichen querelles allemandes jetzt aufzuwerfen und weiter zu ver- folgen, wo uns weitaus größere Sorgen bedrücken. Vom Tage. * Berlin, 19. März. Tel. Die „Nordd. Allg. Zig.“ bezeichnet die Meldung eines rheiniſchen Blattes, daß in Regierungskreiſen die Abſicht beſtehe, die Steuerfreiheit des Branntweins aufzuheben, inſoweit derſelbe zur Bereitung von Speiſeeſſig dient, als vollſtändig aus der Luft gegriffen. Ueber die Beurlaubung von Offizieren nach Frankreich iſt unter Aufhebung der Ordre vom 8. Mai 1886 ſoeben vom Kaiſer beſtimmt worden, daß die Be- urlaubung von Offizieren nach Frankreich, mit nachſtehenden Einſchränkungen, ebenſo zu behandeln iſt wie diejenige in das übrige Ausland: 1. Urlaub nach oder in die unmittelbare Nähe von be- feſtigten Orten der Oſtgrenze (z. B. Verdun, Toul, Nancy, Epinal, Belfort, Reims und Langres) darf nur unter ganz be- ſonderen Verhältniſſen — etwa zum Beſuche naher Verwandter — ertheilt werden. 2. Unter Hinweis auf die Beſtimmungen des franzöſiſchen Spionagegeſetzes vom 18. April 1886 muß jedem Offizier vor Beginn ſeines Urlaubs eingeſchärft werden, ſich jeder, auch nur im entfernteſten verdächtigen Handlung zu enthalten und nie- mals in den Gaſthofs- oder polizeilichen Anmeldeliſten Namen, Stand und Staatszugehörigkeit zu verſchweigen oder falſch an- zugeben. 3. Jeder Offizier iſt verpflichtet, ſich innerhalb der erſten 24 Stunden ſeines Aufenthalts in Garniſonen beim dienſtälteſten Offizier oder der Kommandantur, in Paris außerdem bei der deutſchen Botſchaft perſönlich oder ſchriftlich unter Angabe der Wohnung zu melden. Proteſtverſammlung gegen das Fleiſchbeſchangeſetz. * Berlin, 18. März. Tel. Heute Mittag fand im Börſenſaal eine von den Aelteſten der Berliner Kauf- mannſchaft einberufene Verſammlung von Vertretern des Handels und der Induſtrie aus einer großen Anzahl deutſcher Städte ſtatt zur Stellungnahme gegen das Fleiſch- beſchangeſetz. Die Verſammlung nahm eine Reſolution an, in der es heißt, das Verbot der Fleiſcheinfuhr ſchädige die Induſtrie, den Handel und die Schiffahrt Deutſchlands ſehr empfindlich, es ſtöre die wirthſchaftlichen Beziehungen, deren Deutſchlands Handel und Gewerbefleiß zu ihrer gedeih- lichen Entwicklung bedürfen, und ſtelle den Erfolg der Handels- vertragsverhandlungen in Frage. Nicht nur die Lebens- haltung der induſtriellen Arbeiter, ſondern die geſammte Volksernährung werde durch die Erſchwerung des Fleiſch- konſums in Mitleidenſchaft gezogen. Die Verſammlung er- blicke daher in den Folgen des Fleiſcheinfuhrverbots eine Schwächung der wirthſchaftlichen Kraft des Deutſchen Reichs und lege daher gegen die Beſchlüſſe des Reichstags vom 9. März die entſchiedenſte Verwahrung ein. Baden: Abſchaffung der Kautionspflicht und Beſſerung der Beſoldungsverhältniſſe der Beamten. * Die großh. Regierung hat, wie der Finanzminiſter Buchenberger kürzlich in der Budgetkommiſſion des Landtags mittheilte, den Entwurf einer landesherrlichen Verordnung, wodurch die Kautionspflicht aufgehoben werden ſoll, fertiggeſtellt. Ferner beabſichtigt die Regierung noch dieſem Landtage eine Geſetzesvorlage zugehen zu laſſen, wonach die Wittwenkaſſenbeiträge der Beamten und Volksſchullehrer mit Wirkung vom 1. Januar 1900 aufgehoben werden ſollen. Es wird damit einem Antrag des Abg. Uibel (nat.- lib.) und Genoſſen die Erfüllung geſichert. Endlich erklärte die Regierung ſich mit einem weiteren Antrage einverſtanden, wonach mit Wirkung vom 1. Januar 1902 an, eine Reviſion des Wohnungsgeldtarifs mit einer namhaften Er- höhung desſelben herbeigeführt werden ſoll. Kundgebung zugunſten der Flottenverſtärkung. * Zu Eltville am Rhein fand in vergangener Woche eine ſtark beſuchte Verſammlung von Einwohnern aus Eltville, Erbach, Rauenthal, Kiedrich, Ober- und Niederwalluf, Oeſtrich, Mittelheim, Winkel und Geiſenheim behufs Beſprechung der Flottenvorlage ſtatt. Der Vorſitzende Rechtsanwalt, Loſſen-Eltville, wies auf die Bedeutung und Wichtigkeit der zur Beſprechung ſtehenden Fragen hin und ertheilte dann dem Gymnaſialdirektor Breuer-Wiesbaden das Wort. Dieſer wies in ſeiner mit Begeiſterung aufgenommenen Rede u. a. an der Hand des einſchlägigen ſtatiſtiſchen Materials nach, welch ungeheures Kapital in unſrer deutſchen Seeſchiffahrt. Rhederei und Fiſcherei engagirt ſei und wie durch eine lebhafte Unterſtützung dieſer Erwerbszweige auch dem Binnenlande große finanzielle Vortheile zugeführt werden. Kein Menſch beſtreite die Rothwendigkeit, daß Deutſchland gerüſtet ſein müſſe nach Weſten und Oſten. Dasſelbe Recht habe auch zu beanſpruchen die doppelt ſo große Nordküſte und weiter haben dasſelbe Recht die Deutſchen im Auslande und das ungeheure deutſche Kapital, das im Auslande arbeitet. Eine ſtarke Flotte ſei aber nicht nur für die Kriegszeiten nöthig, ſondern auch für die Friedenszeit, denn ſie enthielte für uns die Bürgſchaft wie die Armee, daß Niemand es wagen wird, uns zu beläſtigen. Die Deckungsfrage könne bei dieſen großen Intereſſen kaum eine Rolle ſpielen. Ein Blick auf die Statiſtik des Konſums zeigt, daß Deutſchland wohl in der Lage iſt, dieſe Koſten zu tragen. Man habe vor 1866 und 1870 Deutſchlands Unter- gang prophezeit angeſichts der koloſſalen Rüſtungen, und trotzdem ſei Deutſchland nicht nur nicht zugrunde gegangen, ſondern ſei bei ſeinen ungeheuren Ausgaben für die Armee gewachſen und gediehen zu einer ungeahnten Größe. Adminiſtrator Dern-Erbach brachte hierauf ein brauſendes Hoch auf den Kaiſer aus, worauf Rechtsanwalt Loſſen die folgenden Depeſchen zur Verleſung brachte, welche die Ver- ſammlung einſtimmig genehmigte: „An Se. Majeſtät den Deutſchen Kaiſer und König von Preußen Berlin. Euer Majeſtät entbieten zahlreich verſammelte Bürger des obern Rheinganes ihren unterthänigſten Gruß und verſprechen, jederzeit für die Verſtärkung der deutſchen Flotte als dringendſte Aufgabe der Gegenwart thatkräftig eintreten zu wollen.“ „An das Präſidium des hohen Reichstags Berlin. 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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine77_1900
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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 77, 20. März 1900, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine77_1900/3>, abgerufen am 14.06.2024.