Allgemeine Zeitung, Nr. 85, 25. März 1848.[Spaltenumbruch]
hat -- nachdem es mit der Liquidation schon vor einiger Zeit begonnen Schweiz. * Von der Schweizer Gränze, 21 März. Auf Anstiften des ^ Bern, 21 März. Auch bei uns nehmen die Dinge wieder Ostindien. China. * Eine Ueberlandpost hat uns neue angloindische und anglochine- Ver. Staaten von Nordamerika. Mexico. Eine New-Yorker Post vom 29 Febr., die am 19 März in *) Aus welchen ein namhaftes deutsches Blatt wundersamerweise 600 durch
die Indier ermordete Engländer gemacht hat, was dann in andere deut- sche Blätter gedankenlos copirt wurde. [Spaltenumbruch]
hat — nachdem es mit der Liquidation ſchon vor einiger Zeit begonnen Schweiz. * Von der Schweizer Gränze, 21 März. Auf Anſtiften des △ Bern, 21 März. Auch bei uns nehmen die Dinge wieder Oſtindien. China. * Eine Ueberlandpoſt hat uns neue angloindiſche und anglochine- Ver. Staaten von Nordamerika. Mexico. Eine New-Yorker Poſt vom 29 Febr., die am 19 März in *) Aus welchen ein namhaftes deutſches Blatt wunderſamerweiſe 600 durch
die Indier ermordete Engländer gemacht hat, was dann in andere deut- ſche Blätter gedankenlos copirt wurde. <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0020" n="4"/><cb/> hat — nachdem es mit der Liquidation ſchon vor einiger Zeit begonnen<lb/> — vorläuſig ſeine Zahlungen eingeſtellt. Die Gläubiger desſelben ſind<lb/> nicht mit dem geringſten Verluſte an ihren Forderungen bedroht. Die<lb/> Rückwirkung der Pariſer Handelskriſe iſt auch für das Elſaß ſehr fühl-<lb/> bar, doch lauten die Berichte aus der Hauptſtadt heute beruhigender.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Schweiz.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">* Von der Schweizer Gränze,</hi> 21 März.</dateline> <p>Auf Anſtiften des<lb/> Centralcomité des Volksvereins zu Bern erließ am 18 d. M. ein pro-<lb/> piſoriſches Comité des „deutſchen Handwerkervereins“ einen öffentlichen<lb/> Aufruf „an die deutſchen Arbeiter in Bern und ſeinen Umgebungen“ zu<lb/> einer Verſammlung aller Deutſchen bei der Linde auf den 19 zur Be-<lb/> rathung und Unterzeichnung einer Adreſſe, „um damit unſern Willen<lb/> und unſere Intereſſen in die Wagſchale der deutſchen Einheit zu legen.“<lb/> Es war damit offenbar auf die gleichzeitige Volksverſammlung in<lb/> Offenburg abgeſehen. Es verſammelten ſich wirklich um 1 Uhr ungefähr<lb/> 150 bis 200 Menſchen, zu einem Theil aus Berner Studenten, Sol-<lb/> daten und andern Schweizern, zum größern Theil aus deutſchen Hand-<lb/> werkern beſtehend. Ein Mitglied des proviſoriſchen Comité hielt eine<lb/> Anrede und forderte zur Wahl eines Präſidenten und definitiven Comi-<lb/> té’s auf. Der zum Präſidenten erwählte Handwerker Frölich lehnte<lb/> die Wahl ab und forderte daß man die Verſammlung mit ihrem Zweck<lb/> bekannt mache. Es ward nun eine bereits vor 8 Tagen entworfene<lb/> Adreſſe an den deutſchen Bundestag vorgeleſen, in welcher unter andern<lb/> auch auf „Befreiung vom Pfaffenthum“ und auf „Einführung der Civil-<lb/> ehe“ angetragen wurde. Der Vorleſer, ein Handwerker, ſetzte aber ſelbſt<lb/> hinzu: mit dieſer Adreſſe ſey es bereits zu ſpät, weil der deutſche Bun-<lb/> destag ſchon nirgends mehr anerkannt werde. Darauf ward der der-<lb/> zeitige Redacteur des (Ochſenbein’ſchen Verfaſſungsfreunds, <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Pol,<lb/> ein heſſiſcher, aber nicht politiſcher Flüchtling, zum Präſidenten und<lb/> im definitiven Comité gewählt. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Pol hielt ſodann eine längere Rede<lb/> darüber: warum es ſich handle; „was wir wollen, und wie? Was man<lb/> wolle ſey weder ein deutſcher Bundestag, noch ein deutſches Parlament,<lb/> ſondern eine deutſche Republik. Dieß ward von einem Theil, ungefähr<lb/> 40 Stimmen, mit lautem Bravo aufgenommen. Was das Wie? be-<lb/> treffe, ſo könne man vorläufig nichts thun als dem deutſchen Volk ſeine<lb/> Wünſche und Sympathien kundgeben und für jeden Augenblick ſich bereit<lb/> erklären mit Gut und Blut ihm zu Hülfe zu kommen. Denn der Staat<lb/> Bern wolle die ihm garantirte Neutralität feſthalten und den dürfe man<lb/> nicht compromittiren. Einige Stimmen forderten bewaffnetes Ein-<lb/> ſchreiten, der Präfident erwiderte aber: dazu werde die Zeit ſchon<lb/> kommen; und ein Mitglied des Comité’s erklärte: es ſey bereits ein zu-<lb/> verläſſiger Mann nach Offenburg abgeſendet um ſofort Kunde zu geben,<lb/> ob und wann ein bewaffneter Zuzug geeignet ſey; das proviſoriſche Comité<lb/> habe ſich auch mit den deutſchen Arbeitern in Paris und London in Verbin-<lb/> dung geſetzt, „um mit ihnen gemeinſam dem Vaterland zu Hülfe zu<lb/> kommen.“ Darauf las der Präſident ein „Programm an das deutſche<lb/> Volk“ vor, das, von ihm bereits vorher entworfen, jetzt berathen und<lb/> morgen zur Unterſchrift vorgelegt, und dann durch die Zeitungen be-<lb/> kannt gemacht werden ſolle. Mehrere Stimmen forderten das Comité<lb/> auf für Waffen und Organiſation der Bewaffnung zu ſorgen. Der<lb/> Präſident rieth aber: es möge jeder ſelbſt für Waffen ſorgen. Die Ver-<lb/> ſammlung ging ruhig auseinander. Sie ſehen was man treibt; wir<lb/> hoffen die Offenburger Verſammlung iſt, wie wir hören, ganz anders<lb/> ausgefallen als die Fickler und ihre Verbindungen ſich dachten; es waren<lb/> übrigens von den Berner Radicalen noch mehrere Agenten nach Offen-<lb/> burg geſendet. Unſere Nachbarn mögen ſich übrigens wahren; auf der<lb/> ganzen Gränze von Schaffhauſen bis Baſel ſind beſtellte Leute unheim-<lb/> lichen Schlages bereit über die Gränze einzufallen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">△ Bern,</hi> 21 März.</dateline> <p>Auch bei uns nehmen die Dinge wieder<lb/> eine ernſtere Wendung. Wie ich Ihnen bereits geſchrieben, wurde Re-<lb/> gierungsrath Funk vom Vorort nach Uri geſchickt um von der dortigen<lb/> Regierung die Aushändigung der aufgefundenen, auf den früher be-<lb/> ſtandenen Sonderbund Bezug habenden Protocolle und Schriften welche<lb/> ſich in den Händen der Regierung befinden, zu verlangen. In ſeiner<lb/> Sitzung vom 18 März beſchloß der Landrath mit Stimmenmehrheit<lb/> den Vorort mit ſeinem Geſuch abzuweiſen und die fraglichen Aeten als<lb/> Eigenthum des Kantons Uri zu erklären. Geſtern erſtattete Hr. Funk<lb/> dem Vorort Bericht, und dieſer beſchloß, der Kanton Uri ſey ſofort mit<lb/><cb/> vier Bataillonen Infanterie, einer Batterie Artillerie und einer Com-<lb/> pagnie Scharfſchützen zu beſetzen, wenn die fraglichen Protocolle und<lb/> Acten des Sonderbunds nicht binnen 48 Stunden an die eidgenöſſiſchen<lb/> Commiſſäre, die HH. Funk und Meyer, abgeliefert würden. Der heu-<lb/> tige Verfaſſungsfreund theilt eines der aufgefundenen Actenſtücke mit<lb/> welches eine Vertheilung der Schweiz enthält. Dieſem zufolge wäre<lb/> von Bern losgetrennt worden: der Jura als Kanton Pruntrut, das<lb/> Oberland zum Theil an Unterwalden, zum Theil an Wallis; Seftigen,<lb/> Schwarzenburg und Laupen an Freiburg. Als Mitglieder der proviſoriſchen<lb/> Regierung von Bern waren beſtimmt folgende Häupter der conſervativen<lb/> Partei: Hr. Blöſch und Hr. Knechtenhofer. Ebenſo ſollte der Kanton Zürich<lb/> vertheilt und Bluntſchli an die Spitze gebracht werden. Von der den radi-<lb/> calen Kantonen aufzulegenden Kriegsſteuer hat eine Million Franken<lb/> zur Errichtung einer katholiſchen Univerſität in Luzern verwendet werden<lb/> ſollen. Geſtern brachte ein Courier der Regierung des Kantons Teſſin<lb/> an den Vorort die Nachricht daß die Lombardei ſich in vollem Aufſtand<lb/> befinde, und der Staatsrath zum Schutz der Gränze zwei Bataillone mit<lb/> Artillerie aufgeſtellt habe. Nach dieſer Depeſche ſind die Inſurgenten<lb/> mit Waffen und Munition wohl verſehen, ſelbſt mit Kanonen, und die<lb/> an die Schweiz gränzenden Städte ſeyen in ihrer Hand. — Die Bundes-<lb/> reviſionscommiſſion wird ſich in dieſer Woche mit der Organiſation der<lb/> Bundesbehörden befaſſen. Nach dem Entwurf welcher von der hiefür<lb/> niedergeſetzten Section vorgelegt wird, werden als Bundesbehörden<lb/> aufgeſtellt: die Bundesverſammlung welche in einen Repräſentanten-<lb/> rath (Nationalvertretung) und die Tagſatzung (Kantonsvertretung) zer-<lb/> fällt, der Bundesrath und das Bundesgericht.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Oſtindien. China.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>* Eine Ueberlandpoſt hat uns neue angloindiſche und anglochine-<lb/> ſiſche Zeitungen gebracht: <hi rendition="#aq">dd.</hi> <hi rendition="#g">Bombay</hi> 15, <hi rendition="#g">Calcutta 8, Singapur</hi><lb/> 7 Febr.; <hi rendition="#g">Victoria</hi> (auf Hongkong) 29 Jan. Sie enthalten indeſſen<lb/> ungemein wenig von politiſcher Bedeutung; das ſonſt ſo kriegeriſch be-<lb/> wegte Indien ſcheint ſeine Rolle mit Europa vertauſcht zu haben, und<lb/> iſt, die unerheblichen Händel in Gumſur abgerechnet, in tiefer Ruhe;<lb/> ebenſo das Pendſchab und Sind, welche letztere Provinz nun der Präſi-<lb/> dentſchaft Bombay definitiv einverleibt iſt. Der Geldmarkt war fort-<lb/> während ſehr gedrückt, neue Fallimente aber ſcheinen nicht vorgekommen<lb/> zu ſeyn. — In China ſcheinen ſich die Verhältniſſe der Engländer zu<lb/> Canton und Süd-China überhaupt immer mehr zu verwirren und zu<lb/> trüben. Die Bevölkerung von Canton war gegen die Fremden gereizter<lb/> als je, und die Bewohner der benachbarten Dörfer erklärten, trotz des<lb/> neuerdings abgeſchloſſenen Vertrags, daß ſie keine Fremden an ihren<lb/> Ufern würden landen laſſen. Die engliſchen Blätter betrachten den Be-<lb/> vollmächtigten und Statthalter von Hongkong, Sir John Davis, als<lb/> ſeiner Aufgabe ganz und gar nicht gewachſen, und fordern wegen der<lb/> neulichen Ermordung von ſechs Engländern<note place="foot" n="*)">Aus welchen ein namhaftes deutſches Blatt wunderſamerweiſe 600 durch<lb/> die Indier ermordete Engländer gemacht hat, was dann in andere deut-<lb/> ſche Blätter gedankenlos copirt wurde.</note> ſtrengere Genugthuung,<lb/> kurz eine kriegeriſche Demonſtration.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ver. Staaten von Nordamerika. Mexico.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Eine <hi rendition="#g">New-Yorker</hi> Poſt vom 29 Febr., die am 19 März in<lb/> Liverpool eingelauſen, läßt die Hoffnungen auf einen nahen Friedens-<lb/> ſchluß mit Merico, welchen die letzten Nachrichten beinahe als gewiß<lb/> in Ausſicht ſtellten, faſt wieder verſchwinden. Der <hi rendition="#g">New-York He-<lb/> rald</hi> ſagt geradezu: „der Friede mit Mexico iſt wieder in unbeſtimmte<lb/> Ferne gerückt.“ Sonſtige Neuigkeiten fehlen. Das genannte. Blatt<lb/> ſagt über den unlängſt zu ſeinen Vätern verſammelten John Quin-<lb/> cey Adams: „Hr. Adams war ein offener und fleckenlos reiner Cha-<lb/> rakter, einfältigen Herzens wie ein Kind oder ein Engel. Als ſeine<lb/> Seele ſich aus dem Repäſentantenhaus in Waſhington entſchwang, war<lb/> es ein reiner Geiſt der aus <hi rendition="#g">einer Höhle von Dieben, Plün-<lb/> derern und Räubern</hi> in die leuchtenden Wohnungen der Ewigkeit<lb/> abſchied. Welche glückliche Veränderung! Welch ein glorreiches Ent-<lb/> weichen!“ Adams war ein Whig, und der New-York Herald iſt ein<lb/> Whigblatt; dadurch erklärt ſich dieſes Compliment gegen den vor-<lb/> wiegend demokratiſchen Congreß. Im amerikaniſchen Geldmarkt war<lb/> keine weſentliche Aenderung vorgegangen. (Engl. Bl.)</p> </div> </div> </div><lb/> </body> </floatingText> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [4/0020]
hat — nachdem es mit der Liquidation ſchon vor einiger Zeit begonnen
— vorläuſig ſeine Zahlungen eingeſtellt. Die Gläubiger desſelben ſind
nicht mit dem geringſten Verluſte an ihren Forderungen bedroht. Die
Rückwirkung der Pariſer Handelskriſe iſt auch für das Elſaß ſehr fühl-
bar, doch lauten die Berichte aus der Hauptſtadt heute beruhigender.
Schweiz.
* Von der Schweizer Gränze, 21 März.Auf Anſtiften des
Centralcomité des Volksvereins zu Bern erließ am 18 d. M. ein pro-
piſoriſches Comité des „deutſchen Handwerkervereins“ einen öffentlichen
Aufruf „an die deutſchen Arbeiter in Bern und ſeinen Umgebungen“ zu
einer Verſammlung aller Deutſchen bei der Linde auf den 19 zur Be-
rathung und Unterzeichnung einer Adreſſe, „um damit unſern Willen
und unſere Intereſſen in die Wagſchale der deutſchen Einheit zu legen.“
Es war damit offenbar auf die gleichzeitige Volksverſammlung in
Offenburg abgeſehen. Es verſammelten ſich wirklich um 1 Uhr ungefähr
150 bis 200 Menſchen, zu einem Theil aus Berner Studenten, Sol-
daten und andern Schweizern, zum größern Theil aus deutſchen Hand-
werkern beſtehend. Ein Mitglied des proviſoriſchen Comité hielt eine
Anrede und forderte zur Wahl eines Präſidenten und definitiven Comi-
té’s auf. Der zum Präſidenten erwählte Handwerker Frölich lehnte
die Wahl ab und forderte daß man die Verſammlung mit ihrem Zweck
bekannt mache. Es ward nun eine bereits vor 8 Tagen entworfene
Adreſſe an den deutſchen Bundestag vorgeleſen, in welcher unter andern
auch auf „Befreiung vom Pfaffenthum“ und auf „Einführung der Civil-
ehe“ angetragen wurde. Der Vorleſer, ein Handwerker, ſetzte aber ſelbſt
hinzu: mit dieſer Adreſſe ſey es bereits zu ſpät, weil der deutſche Bun-
destag ſchon nirgends mehr anerkannt werde. Darauf ward der der-
zeitige Redacteur des (Ochſenbein’ſchen Verfaſſungsfreunds, Dr. Pol,
ein heſſiſcher, aber nicht politiſcher Flüchtling, zum Präſidenten und
im definitiven Comité gewählt. Dr. Pol hielt ſodann eine längere Rede
darüber: warum es ſich handle; „was wir wollen, und wie? Was man
wolle ſey weder ein deutſcher Bundestag, noch ein deutſches Parlament,
ſondern eine deutſche Republik. Dieß ward von einem Theil, ungefähr
40 Stimmen, mit lautem Bravo aufgenommen. Was das Wie? be-
treffe, ſo könne man vorläufig nichts thun als dem deutſchen Volk ſeine
Wünſche und Sympathien kundgeben und für jeden Augenblick ſich bereit
erklären mit Gut und Blut ihm zu Hülfe zu kommen. Denn der Staat
Bern wolle die ihm garantirte Neutralität feſthalten und den dürfe man
nicht compromittiren. Einige Stimmen forderten bewaffnetes Ein-
ſchreiten, der Präfident erwiderte aber: dazu werde die Zeit ſchon
kommen; und ein Mitglied des Comité’s erklärte: es ſey bereits ein zu-
verläſſiger Mann nach Offenburg abgeſendet um ſofort Kunde zu geben,
ob und wann ein bewaffneter Zuzug geeignet ſey; das proviſoriſche Comité
habe ſich auch mit den deutſchen Arbeitern in Paris und London in Verbin-
dung geſetzt, „um mit ihnen gemeinſam dem Vaterland zu Hülfe zu
kommen.“ Darauf las der Präſident ein „Programm an das deutſche
Volk“ vor, das, von ihm bereits vorher entworfen, jetzt berathen und
morgen zur Unterſchrift vorgelegt, und dann durch die Zeitungen be-
kannt gemacht werden ſolle. Mehrere Stimmen forderten das Comité
auf für Waffen und Organiſation der Bewaffnung zu ſorgen. Der
Präſident rieth aber: es möge jeder ſelbſt für Waffen ſorgen. Die Ver-
ſammlung ging ruhig auseinander. Sie ſehen was man treibt; wir
hoffen die Offenburger Verſammlung iſt, wie wir hören, ganz anders
ausgefallen als die Fickler und ihre Verbindungen ſich dachten; es waren
übrigens von den Berner Radicalen noch mehrere Agenten nach Offen-
burg geſendet. Unſere Nachbarn mögen ſich übrigens wahren; auf der
ganzen Gränze von Schaffhauſen bis Baſel ſind beſtellte Leute unheim-
lichen Schlages bereit über die Gränze einzufallen.
△ Bern, 21 März.Auch bei uns nehmen die Dinge wieder
eine ernſtere Wendung. Wie ich Ihnen bereits geſchrieben, wurde Re-
gierungsrath Funk vom Vorort nach Uri geſchickt um von der dortigen
Regierung die Aushändigung der aufgefundenen, auf den früher be-
ſtandenen Sonderbund Bezug habenden Protocolle und Schriften welche
ſich in den Händen der Regierung befinden, zu verlangen. In ſeiner
Sitzung vom 18 März beſchloß der Landrath mit Stimmenmehrheit
den Vorort mit ſeinem Geſuch abzuweiſen und die fraglichen Aeten als
Eigenthum des Kantons Uri zu erklären. Geſtern erſtattete Hr. Funk
dem Vorort Bericht, und dieſer beſchloß, der Kanton Uri ſey ſofort mit
vier Bataillonen Infanterie, einer Batterie Artillerie und einer Com-
pagnie Scharfſchützen zu beſetzen, wenn die fraglichen Protocolle und
Acten des Sonderbunds nicht binnen 48 Stunden an die eidgenöſſiſchen
Commiſſäre, die HH. Funk und Meyer, abgeliefert würden. Der heu-
tige Verfaſſungsfreund theilt eines der aufgefundenen Actenſtücke mit
welches eine Vertheilung der Schweiz enthält. Dieſem zufolge wäre
von Bern losgetrennt worden: der Jura als Kanton Pruntrut, das
Oberland zum Theil an Unterwalden, zum Theil an Wallis; Seftigen,
Schwarzenburg und Laupen an Freiburg. Als Mitglieder der proviſoriſchen
Regierung von Bern waren beſtimmt folgende Häupter der conſervativen
Partei: Hr. Blöſch und Hr. Knechtenhofer. Ebenſo ſollte der Kanton Zürich
vertheilt und Bluntſchli an die Spitze gebracht werden. Von der den radi-
calen Kantonen aufzulegenden Kriegsſteuer hat eine Million Franken
zur Errichtung einer katholiſchen Univerſität in Luzern verwendet werden
ſollen. Geſtern brachte ein Courier der Regierung des Kantons Teſſin
an den Vorort die Nachricht daß die Lombardei ſich in vollem Aufſtand
befinde, und der Staatsrath zum Schutz der Gränze zwei Bataillone mit
Artillerie aufgeſtellt habe. Nach dieſer Depeſche ſind die Inſurgenten
mit Waffen und Munition wohl verſehen, ſelbſt mit Kanonen, und die
an die Schweiz gränzenden Städte ſeyen in ihrer Hand. — Die Bundes-
reviſionscommiſſion wird ſich in dieſer Woche mit der Organiſation der
Bundesbehörden befaſſen. Nach dem Entwurf welcher von der hiefür
niedergeſetzten Section vorgelegt wird, werden als Bundesbehörden
aufgeſtellt: die Bundesverſammlung welche in einen Repräſentanten-
rath (Nationalvertretung) und die Tagſatzung (Kantonsvertretung) zer-
fällt, der Bundesrath und das Bundesgericht.
Oſtindien. China.
* Eine Ueberlandpoſt hat uns neue angloindiſche und anglochine-
ſiſche Zeitungen gebracht: dd. Bombay 15, Calcutta 8, Singapur
7 Febr.; Victoria (auf Hongkong) 29 Jan. Sie enthalten indeſſen
ungemein wenig von politiſcher Bedeutung; das ſonſt ſo kriegeriſch be-
wegte Indien ſcheint ſeine Rolle mit Europa vertauſcht zu haben, und
iſt, die unerheblichen Händel in Gumſur abgerechnet, in tiefer Ruhe;
ebenſo das Pendſchab und Sind, welche letztere Provinz nun der Präſi-
dentſchaft Bombay definitiv einverleibt iſt. Der Geldmarkt war fort-
während ſehr gedrückt, neue Fallimente aber ſcheinen nicht vorgekommen
zu ſeyn. — In China ſcheinen ſich die Verhältniſſe der Engländer zu
Canton und Süd-China überhaupt immer mehr zu verwirren und zu
trüben. Die Bevölkerung von Canton war gegen die Fremden gereizter
als je, und die Bewohner der benachbarten Dörfer erklärten, trotz des
neuerdings abgeſchloſſenen Vertrags, daß ſie keine Fremden an ihren
Ufern würden landen laſſen. Die engliſchen Blätter betrachten den Be-
vollmächtigten und Statthalter von Hongkong, Sir John Davis, als
ſeiner Aufgabe ganz und gar nicht gewachſen, und fordern wegen der
neulichen Ermordung von ſechs Engländern *) ſtrengere Genugthuung,
kurz eine kriegeriſche Demonſtration.
Ver. Staaten von Nordamerika. Mexico.
Eine New-Yorker Poſt vom 29 Febr., die am 19 März in
Liverpool eingelauſen, läßt die Hoffnungen auf einen nahen Friedens-
ſchluß mit Merico, welchen die letzten Nachrichten beinahe als gewiß
in Ausſicht ſtellten, faſt wieder verſchwinden. Der New-York He-
rald ſagt geradezu: „der Friede mit Mexico iſt wieder in unbeſtimmte
Ferne gerückt.“ Sonſtige Neuigkeiten fehlen. Das genannte. Blatt
ſagt über den unlängſt zu ſeinen Vätern verſammelten John Quin-
cey Adams: „Hr. Adams war ein offener und fleckenlos reiner Cha-
rakter, einfältigen Herzens wie ein Kind oder ein Engel. Als ſeine
Seele ſich aus dem Repäſentantenhaus in Waſhington entſchwang, war
es ein reiner Geiſt der aus einer Höhle von Dieben, Plün-
derern und Räubern in die leuchtenden Wohnungen der Ewigkeit
abſchied. Welche glückliche Veränderung! Welch ein glorreiches Ent-
weichen!“ Adams war ein Whig, und der New-York Herald iſt ein
Whigblatt; dadurch erklärt ſich dieſes Compliment gegen den vor-
wiegend demokratiſchen Congreß. Im amerikaniſchen Geldmarkt war
keine weſentliche Aenderung vorgegangen. (Engl. Bl.)
*) Aus welchen ein namhaftes deutſches Blatt wunderſamerweiſe 600 durch
die Indier ermordete Engländer gemacht hat, was dann in andere deut-
ſche Blätter gedankenlos copirt wurde.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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