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Allgemeine Zeitung, Nr. 96, 6. April 1849.

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[Spaltenumbruch] Generale Puchner, Gedeon, Pfersmann und Schurtier mußten sich in die
Walachei zurückziehen; Kronstadt, der letzte Ort wo noch die kaiserliche
Fahne wehte, wurde von Bem besetzt, ja dieser drohte selbst in die Wala-
chei einzufallen und nach Bucharest zu kommen, um auch von dort seine
Todfeinde, die Russen, zu vertreiben, wobei er wohl auf die Romanen
(Walachen), vielleicht selbst auf die Hülfe der gegen die russische Occupa-
tion erbitterten Türken rechnete. So versichern uns heute im wesentlichen
übereinstimmende Briefe aus Wien vom 2 April und aus Galacz vom 22
März. Wir müssen -- gedrängt von der Enge des Raums -- das nähere
auf morgen verschieben. Zum Beweis aber daß auch in den Wiener Blät-
tern der Stand der Dinge nicht mehr verborgen wird, mag folgender Ar-
tikel der neuesten Presse dienen: "So eben erhalten wir aus zuverlässiger
Quelle die verzweiflungsvolle Nachricht daß alle Berichte vom Einrücken
der Russen, von Vernichtung Bems und seiner Horden erfunden waren.
Puchner, 15 Stunden zu spät vor dem brennenden Hermannstadt anlan-
gend, wendete sich sogleich mit seinem Corps nach Kronstadt, der letzten
noch von den Rebellen unbesetzten sächsischen Stadt. Abgeschnitten von
den großen Munitionsvorräthen in Hermannstadt, körperlich krank und er-
schöpft, geistig niedergebeugt durch die erschütternde Hülfslosigkeit seiner
Lage, hat Puchner das Commando niedergelegt und sich in die Walachei
begeben. Die Feldmarschalllieutenante Pfersmann und Gedeon und Ge-
neralmajor Schurtter hatten sich in die Walachei zurückgezogen, bei der
Truppe selbst war nur Generalmajor Kalliani. Die Russen in Kronstadt
hatten nur Munition auf einen Tag, und erklärten diese gegen den Feind
verschießen, dann aber sich in die Walachei zurückziehen zu wollen. Ihre
Bagagen waren bereits dahin abgegangen. Bem hatte also schon fast das
ganze Land im Besitz, und schickte sich eben an Kronstadt zu besetzen, den
letzten Ort wo die kaiserliche Fahne weht! Wir müssen gefaßt seyn auch
über diese reiche und blühende Stadt, von fast 30,000 Einwohnern, diesel-
ben Gräuel vandalischer Nachbarn wiederholt zu sehen welche wir bei Her-
mannstadt beweinen! Und seit vier Monaten war das vorauszusehen!"


Der Lloyd bestätigt die Nachricht daß sämmtliche Länderchefs an-
gewiesen find die im Zuge befindlichen Wahlen zur deutschen Nationalver-
sammlung einzustellen, und die in jüngster Zeit gewählten Abgeordneten
welche noch nicht abgereist sind, aufzufordern die Reise nach Frankfurt
nicht anzutreten. Als nächste Consequenz dürfe man für gewiß annehmen
daß die zu Frankfurt befindlichen Abgeordneten von der Regierung abberu-
fen werden. Zugleich lege der Erzherzog-Reichsverweser seine Würde
nieder, und somit ziehe Oesterreich sich von Frankfurt zurück,
nicht von Deutschland
. Die Nationalversammlung habe, alle poli-
tische Macht für sich allein in Anspruch nehmend, nicht allein die Fürsten,
sondern auch die Staaten unberücksichtigt gelassen. Es seyen aber Zeichen
vorhanden welche darauf schließen lassen daß die Versammlung einen
Fehlschuß gethan. Wenn die größeren deutschen Regierungen Oesterreichs
Beispiel folgten, so dürfte es den einzelnen Staaten gelingen durch eine
allgemeine Einigung, welche Autorität mit sich führen würde und Macht
entwickeln könnte, das Band zu knüpfen welches Deutschland einheitlich
umschließen soll. Die Oft deutsche Post fragt: "Ein Deutschland ohne
die Berge, ein Deutschland ohne die Donau, ist dieß auch wirklich Deutsch-
land? Können wahre deutsche Patrioten eine so forcirte Wahl, eine
Majorität von 45 Stimmen, gegenüber der schweigenden Protestation von
248 Deputirten, Deutschlands würdig finden? Können sie darin wirk-
lich eine Bürgschaft für die Ordnung und die Wohlfahrt deutscher Zu-
kunft sehen, wenn die eine Hälfte Deutschlands der unerwarteten uner-
wünschten Wahl den Rücken kehrt? Wenn Fürsten und Völker, deren
Stammessympathien, deren historische Traditionen, deren materielle In-
teressen sogar einem preußischen Erbkaiser entgegen sind, zu nichtdeutschen
Allianzen gewissermaßen hingedrängt werden?" Die Presse urtheilt:
"Intriguen auf der einen Seite, Leidenschaften auf der andern, die Besorg-
niß vor einer nahen Auflösung der Versammlung, hervorgerufen durch die
unvorsichtigen Aeußerungen von Staatsmännern welche eine von außen
herbeigeführte Sprengung des Parlaments und eine durch die Fürsten zu
verleihende Verfassung in Aussicht stellten, trieben zur Entscheidung. Jetzt
galt es zum wenigsten die Ehre zu retten, um den deutschen Namen nicht
für alle Zeiten gebrandmarkt zu sehen. Man muß das Verfassungswerk
um jeden Preis zu Ende bringen. Das Verhalten der Cabinette hatte
leider zu gegründetem Mißtrauen Anlaß gegeben. Oesterreichs Erklä-
rung, so vorsichtig sie auch abgefaßt war, und obgleich sie das Einlenken
zu einer Politik welche den Wünschen der deutschen Völker entsprach, mög-
lich machte, mußte doch viele die durch eine offene und unzweideutige
Sprache gewonnen werden konnten, in ihrem Vertrauen zu einer Regie-
rung erschüttern welche die Vertretung durch ein Volkshaus verweigern
zu wollen schien. Welches aber auch das Schicksal dieses Beschlusses der
deutschen Nationalversammlung seyn möge, für die Politik Oesterreichs ist
der Weg so bestimmt und unabweichlich vorgezeichnet daß jeder neue Fehl-
[Spaltenumbruch] tritt ernste Complicationen berbeiführen kann.... Die große Bewegung
der Geister, welche im März ganz Deutschland ergriffen hatte, macht es
den Cabinetten zur Pflicht den Wünschen der Völker Deutschlands Rech-
nung zu tragen. Daß aber diese den alten Bundesstaat sich nicht mehr
aufdringen lassen werden, darüber kann man kaum im Zweifel seyn."


Gestern find sämmtliche hier anwesende Minister
zu einer Conferenz nach Olmütz beschieden worden, an welcher auch der
Fürst Windisch Grätz und unser Civil- und Militärgouverneur Welden
theilnehmen sollen. Feldzeugmeister Welden, welcher eben von Comorn
hieher zurückgekehrt ist, hat sich auch sogleich nach Olmütz begeben. Fürst
Windisch-Grätz hingegen war dem Vernehmen nach durch Unwohlseyn
verhindert Ofen zu verlassen. Görgey soll mit seinem Corps noch bei Lo-
sonz stehen.


Die slavischen Centralblätter geben im Auszug einige Paragraphen
der böhmischen Landesverfassung. Danach bliebe Prag die Hauptstadt des
Königreichs. Tschechen und Deutsche find "gleichberechtigt." Dieß äu-
ßert sich rechtlich hauptsächlich darin daß der "Statthalter" des Königreichs
wie jeder neu anzustellende Beamte in den Bezirken gemischter Bevolke-
rung beider Sprachen mächtig seyn muß. Die Autonomie der Provinz ist
allerdings in enge Gränzen gewiesen, und der Landtag der mit dem Kaiser
und König die gesetzgebende Gewalt theilt ist eigentlich nur in ökonomi-
schen Angelegenheiten der Provinz competent. Zusammengesetzt wird er
aus 240 Deputirten, wovon 60 von den Höchstbesteuerten der Wahlbe-
zirke (wahrscheinlich nach Analogie des Modus zur österreichischen ersten
Kammer), 80 von den Städten und Ortschaften, 100 von der übrigen
Bevölkerung gewählt werden.

Oesterreichische Monarchie.

Es circulirten durch deutsche wie österreichische
Blätter vielfach Gerüchte als sey Ban Jellachich bei den Croaten unpopu-
lär geworden, weil er bei den österreichischen Ministern den nationalen
Bestrebungen seiner Landsleute keine Concessionen bewirkt hätte. Was auch
daran gewesen seyn mag, so zeugen nenere Vorgänge von dem Gegentheil.
Am 20 März feierte man, und nicht bloß in Agram, sondern selbst in den
kleinsten Marktflecken, den Jahrestag an welchem Jellachich als Ban vom
Kaiser bestätigt worden. Ueberall im Lande Illumination, Musik, Böller-
knallen, Jubel und Zivios.

Spanien.

Unser * Correspondent schreibt d. d. Madrid 26 März, daß man
auf diesen Tag, als den Jahrestag des vorjährigen blutigen Aufstands, den
Ausbruch neuer Unruhen fürchtete, und daß die Regierung deßhalb Vor-
kehrungsmaßregeln ergriffen hatte; indeß halte er diese Besorgnisse für
grundlos. Diese Ansicht war die richtige; denn die Madrider Journale,
welche vom 27 und 28 vor uns liegen, liefern den Beweis daß der gefürch-
tete Tag ganz ruhig vorübergegangen war. Unser Correspondent berich-
tet ferner: "Der Congreß (die Deputirtenkammer) hat die Bank-Bill erle-
digt. Die Verhandlung darüber war lang und sehr lebhast; aber, wie ge-
wöhnlich, widersetzte sich die Regierung mit Erfolg jedem Bersuch an dem
von ihr eingebrachten Gesetzvorschlag etwas wesentliches zu ändern. Die
Bank wird auf 200 Millionen Realen Capital beschränkt bleiben, bloß
für 100 Millionen Scheine ausgeben, zu deren Discontirung sie 33 Mil-
lionen in baarer Münze oder in Barren aufbewahrt; sie wird auf öffent-
liche Effecten, ja auf ihre eigenen Actien kein Geld ausleihen, hingegen
Verträge mit der Regierung schließen, Depositen und laufende Rechnun-
gen halten, Wechselbriefe, Zahlungsanweisungen (pagares) etc. discontiren
können. Fortan also wird die Bank gegen Risikos gesicherter dastehen,
aber auch weniger Gewinn machen. Böse Zungen behaupten: man habe
der Bank die Ermächtigung auf Staatspapiere und ihre Actien Geld zu
leihen darum entzogen, um diesen Gewinn der Geldaristokratie, den großen
Capitalisten zuzuwenden; und in der That, bei der Lage worin sich Ma-
drid befindet, ist in dieser Art von Geldgeschäft das meiste zu profitiren.
Im Senat glaubt man werde dieser Gesetzvorschlag hitzige Angriffe erlei-
den; aber ich glaube daß die Regierung auch da triumphiren wird." Der
Minister der Gnade und Justiz hatte dem Senat einen Gesetzvorschlag zu
einer umfassenden Reorganisation des ganzen Klerus, vorbehaltlich der Zu-
stimmung des Papstes, vorgelegt. Die Deputirtenkammer hatte die Dis-
cussion der Bill über die außerordentliche Staaatsanleihe von 100 Millio-
nen R. begonnen. -- Der Kaiser von Oesterreich hat der Königin Isabelle
den Maria Theresia-Orden übersandt.

Großbritannien.

Nicht Sir George Napier, sondern Hr. Henry George Ward, der-
malen Admiralitätssecretär und Parlamentsglied für Sheffield, ist zum
Lord. Obercommissär der jonischen Inseln bestimmt, und Hr. Tufnell,
einer von den Secretarien des Schatzamtes und P. M. für Devonport,
wird Hrn. Ward in der Admiralität nachfolgen. Um den Sitz für Shef-

[Spaltenumbruch] Generale Puchner, Gedeon, Pfersmann und Schurtier mußten ſich in die
Walachei zurückziehen; Kronſtadt, der letzte Ort wo noch die kaiſerliche
Fahne wehte, wurde von Bem beſetzt, ja dieſer drohte ſelbſt in die Wala-
chei einzufallen und nach Buchareſt zu kommen, um auch von dort ſeine
Todfeinde, die Ruſſen, zu vertreiben, wobei er wohl auf die Romanen
(Walachen), vielleicht ſelbſt auf die Hülfe der gegen die ruſſiſche Occupa-
tion erbitterten Türken rechnete. So verſichern uns heute im weſentlichen
übereinſtimmende Briefe aus Wien vom 2 April und aus Galacz vom 22
März. Wir müſſen — gedrängt von der Enge des Raums — das nähere
auf morgen verſchieben. Zum Beweis aber daß auch in den Wiener Blät-
tern der Stand der Dinge nicht mehr verborgen wird, mag folgender Ar-
tikel der neueſten Preſſe dienen: „So eben erhalten wir aus zuverläſſiger
Quelle die verzweiflungsvolle Nachricht daß alle Berichte vom Einrücken
der Ruſſen, von Vernichtung Bems und ſeiner Horden erfunden waren.
Puchner, 15 Stunden zu ſpät vor dem brennenden Hermannſtadt anlan-
gend, wendete ſich ſogleich mit ſeinem Corps nach Kronſtadt, der letzten
noch von den Rebellen unbeſetzten ſächſiſchen Stadt. Abgeſchnitten von
den großen Munitionsvorräthen in Hermannſtadt, körperlich krank und er-
ſchöpft, geiſtig niedergebeugt durch die erſchütternde Hülfsloſigkeit ſeiner
Lage, hat Puchner das Commando niedergelegt und ſich in die Walachei
begeben. Die Feldmarſchalllieutenante Pfersmann und Gedeon und Ge-
neralmajor Schurtter hatten ſich in die Walachei zurückgezogen, bei der
Truppe ſelbſt war nur Generalmajor Kalliani. Die Ruſſen in Kronſtadt
hatten nur Munition auf einen Tag, und erklärten dieſe gegen den Feind
verſchießen, dann aber ſich in die Walachei zurückziehen zu wollen. Ihre
Bagagen waren bereits dahin abgegangen. Bem hatte alſo ſchon faſt das
ganze Land im Beſitz, und ſchickte ſich eben an Kronſtadt zu beſetzen, den
letzten Ort wo die kaiſerliche Fahne weht! Wir müſſen gefaßt ſeyn auch
über dieſe reiche und blühende Stadt, von faſt 30,000 Einwohnern, dieſel-
ben Gräuel vandaliſcher Nachbarn wiederholt zu ſehen welche wir bei Her-
mannſtadt beweinen! Und ſeit vier Monaten war das vorauszuſehen!“


Der Lloyd beſtätigt die Nachricht daß ſämmtliche Länderchefs an-
gewieſen find die im Zuge befindlichen Wahlen zur deutſchen Nationalver-
ſammlung einzuſtellen, und die in jüngſter Zeit gewählten Abgeordneten
welche noch nicht abgereist ſind, aufzufordern die Reiſe nach Frankfurt
nicht anzutreten. Als nächſte Conſequenz dürfe man für gewiß annehmen
daß die zu Frankfurt befindlichen Abgeordneten von der Regierung abberu-
fen werden. Zugleich lege der Erzherzog-Reichsverweſer ſeine Würde
nieder, und ſomit ziehe Oeſterreich ſich von Frankfurt zurück,
nicht von Deutſchland
. Die Nationalverſammlung habe, alle poli-
tiſche Macht für ſich allein in Anſpruch nehmend, nicht allein die Fürſten,
ſondern auch die Staaten unberückſichtigt gelaſſen. Es ſeyen aber Zeichen
vorhanden welche darauf ſchließen laſſen daß die Verſammlung einen
Fehlſchuß gethan. Wenn die größeren deutſchen Regierungen Oeſterreichs
Beiſpiel folgten, ſo dürfte es den einzelnen Staaten gelingen durch eine
allgemeine Einigung, welche Autorität mit ſich führen würde und Macht
entwickeln könnte, das Band zu knüpfen welches Deutſchland einheitlich
umſchließen ſoll. Die Oft deutſche Poſt fragt: „Ein Deutſchland ohne
die Berge, ein Deutſchland ohne die Donau, iſt dieß auch wirklich Deutſch-
land? Können wahre deutſche Patrioten eine ſo forcirte Wahl, eine
Majorität von 45 Stimmen, gegenüber der ſchweigenden Proteſtation von
248 Deputirten, Deutſchlands würdig finden? Können ſie darin wirk-
lich eine Bürgſchaft für die Ordnung und die Wohlfahrt deutſcher Zu-
kunft ſehen, wenn die eine Hälfte Deutſchlands der unerwarteten uner-
wünſchten Wahl den Rücken kehrt? Wenn Fürſten und Völker, deren
Stammesſympathien, deren hiſtoriſche Traditionen, deren materielle In-
tereſſen ſogar einem preußiſchen Erbkaiſer entgegen ſind, zu nichtdeutſchen
Allianzen gewiſſermaßen hingedrängt werden?“ Die Preſſe urtheilt:
„Intriguen auf der einen Seite, Leidenſchaften auf der andern, die Beſorg-
niß vor einer nahen Auflöſung der Verſammlung, hervorgerufen durch die
unvorſichtigen Aeußerungen von Staatsmännern welche eine von außen
herbeigeführte Sprengung des Parlaments und eine durch die Fürſten zu
verleihende Verfaſſung in Ausſicht ſtellten, trieben zur Entſcheidung. Jetzt
galt es zum wenigſten die Ehre zu retten, um den deutſchen Namen nicht
für alle Zeiten gebrandmarkt zu ſehen. Man muß das Verfaſſungswerk
um jeden Preis zu Ende bringen. Das Verhalten der Cabinette hatte
leider zu gegründetem Mißtrauen Anlaß gegeben. Oeſterreichs Erklä-
rung, ſo vorſichtig ſie auch abgefaßt war, und obgleich ſie das Einlenken
zu einer Politik welche den Wünſchen der deutſchen Völker entſprach, mög-
lich machte, mußte doch viele die durch eine offene und unzweideutige
Sprache gewonnen werden konnten, in ihrem Vertrauen zu einer Regie-
rung erſchüttern welche die Vertretung durch ein Volkshaus verweigern
zu wollen ſchien. Welches aber auch das Schickſal dieſes Beſchluſſes der
deutſchen Nationalverſammlung ſeyn möge, für die Politik Oeſterreichs iſt
der Weg ſo beſtimmt und unabweichlich vorgezeichnet daß jeder neue Fehl-
[Spaltenumbruch] tritt ernſte Complicationen berbeiführen kann.... Die große Bewegung
der Geiſter, welche im März ganz Deutſchland ergriffen hatte, macht es
den Cabinetten zur Pflicht den Wünſchen der Völker Deutſchlands Rech-
nung zu tragen. Daß aber dieſe den alten Bundesſtaat ſich nicht mehr
aufdringen laſſen werden, darüber kann man kaum im Zweifel ſeyn.“


Geſtern find ſämmtliche hier anweſende Miniſter
zu einer Conferenz nach Olmütz beſchieden worden, an welcher auch der
Fürſt Windiſch Grätz und unſer Civil- und Militärgouverneur Welden
theilnehmen ſollen. Feldzeugmeiſter Welden, welcher eben von Comorn
hieher zurückgekehrt iſt, hat ſich auch ſogleich nach Olmütz begeben. Fürſt
Windiſch-Grätz hingegen war dem Vernehmen nach durch Unwohlſeyn
verhindert Ofen zu verlaſſen. Görgey ſoll mit ſeinem Corps noch bei Lo-
ſonz ſtehen.


Die ſlaviſchen Centralblätter geben im Auszug einige Paragraphen
der böhmiſchen Landesverfaſſung. Danach bliebe Prag die Hauptſtadt des
Königreichs. Tſchechen und Deutſche find „gleichberechtigt.“ Dieß äu-
ßert ſich rechtlich hauptſächlich darin daß der „Statthalter“ des Königreichs
wie jeder neu anzuſtellende Beamte in den Bezirken gemiſchter Bevolke-
rung beider Sprachen mächtig ſeyn muß. Die Autonomie der Provinz iſt
allerdings in enge Gränzen gewieſen, und der Landtag der mit dem Kaiſer
und König die geſetzgebende Gewalt theilt iſt eigentlich nur in ökonomi-
ſchen Angelegenheiten der Provinz competent. Zuſammengeſetzt wird er
aus 240 Deputirten, wovon 60 von den Höchſtbeſteuerten der Wahlbe-
zirke (wahrſcheinlich nach Analogie des Modus zur öſterreichiſchen erſten
Kammer), 80 von den Städten und Ortſchaften, 100 von der übrigen
Bevölkerung gewählt werden.

Oeſterreichiſche Monarchie.

Es circulirten durch deutſche wie öſterreichiſche
Blätter vielfach Gerüchte als ſey Ban Jellachich bei den Croaten unpopu-
lär geworden, weil er bei den öſterreichiſchen Miniſtern den nationalen
Beſtrebungen ſeiner Landsleute keine Conceſſionen bewirkt hätte. Was auch
daran geweſen ſeyn mag, ſo zeugen nenere Vorgänge von dem Gegentheil.
Am 20 März feierte man, und nicht bloß in Agram, ſondern ſelbſt in den
kleinſten Marktflecken, den Jahrestag an welchem Jellachich als Ban vom
Kaiſer beſtätigt worden. Ueberall im Lande Illumination, Muſik, Böller-
knallen, Jubel und Zivios.

Spanien.

Unſer • Correſpondent ſchreibt d. d. Madrid 26 März, daß man
auf dieſen Tag, als den Jahrestag des vorjährigen blutigen Aufſtands, den
Ausbruch neuer Unruhen fürchtete, und daß die Regierung deßhalb Vor-
kehrungsmaßregeln ergriffen hatte; indeß halte er dieſe Beſorgniſſe für
grundlos. Dieſe Anſicht war die richtige; denn die Madrider Journale,
welche vom 27 und 28 vor uns liegen, liefern den Beweis daß der gefürch-
tete Tag ganz ruhig vorübergegangen war. Unſer Correſpondent berich-
tet ferner: „Der Congreß (die Deputirtenkammer) hat die Bank-Bill erle-
digt. Die Verhandlung darüber war lang und ſehr lebhaſt; aber, wie ge-
wöhnlich, widerſetzte ſich die Regierung mit Erfolg jedem Berſuch an dem
von ihr eingebrachten Geſetzvorſchlag etwas weſentliches zu ändern. Die
Bank wird auf 200 Millionen Realen Capital beſchränkt bleiben, bloß
für 100 Millionen Scheine ausgeben, zu deren Discontirung ſie 33 Mil-
lionen in baarer Münze oder in Barren aufbewahrt; ſie wird auf öffent-
liche Effecten, ja auf ihre eigenen Actien kein Geld ausleihen, hingegen
Verträge mit der Regierung ſchließen, Depoſiten und laufende Rechnun-
gen halten, Wechſelbriefe, Zahlungsanweiſungen (pagarés) ꝛc. discontiren
können. Fortan alſo wird die Bank gegen Riſikos geſicherter daſtehen,
aber auch weniger Gewinn machen. Böſe Zungen behaupten: man habe
der Bank die Ermächtigung auf Staatspapiere und ihre Actien Geld zu
leihen darum entzogen, um dieſen Gewinn der Geldariſtokratie, den großen
Capitaliſten zuzuwenden; und in der That, bei der Lage worin ſich Ma-
drid befindet, iſt in dieſer Art von Geldgeſchäft das meiſte zu profitiren.
Im Senat glaubt man werde dieſer Geſetzvorſchlag hitzige Angriffe erlei-
den; aber ich glaube daß die Regierung auch da triumphiren wird.“ Der
Miniſter der Gnade und Juſtiz hatte dem Senat einen Geſetzvorſchlag zu
einer umfaſſenden Reorganiſation des ganzen Klerus, vorbehaltlich der Zu-
ſtimmung des Papſtes, vorgelegt. Die Deputirtenkammer hatte die Dis-
cuſſion der Bill über die außerordentliche Staaatsanleihe von 100 Millio-
nen R. begonnen. — Der Kaiſer von Oeſterreich hat der Königin Iſabelle
den Maria Thereſia-Orden überſandt.

Großbritannien.

Nicht Sir George Napier, ſondern Hr. Henry George Ward, der-
malen Admiralitätsſecretär und Parlamentsglied für Sheffield, iſt zum
Lord. Obercommiſſär der joniſchen Inſeln beſtimmt, und Hr. Tufnell,
einer von den Secretarien des Schatzamtes und P. M. für Devonport,
wird Hrn. Ward in der Admiralität nachfolgen. Um den Sitz für Shef-

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[1470/0006] Generale Puchner, Gedeon, Pfersmann und Schurtier mußten ſich in die Walachei zurückziehen; Kronſtadt, der letzte Ort wo noch die kaiſerliche Fahne wehte, wurde von Bem beſetzt, ja dieſer drohte ſelbſt in die Wala- chei einzufallen und nach Buchareſt zu kommen, um auch von dort ſeine Todfeinde, die Ruſſen, zu vertreiben, wobei er wohl auf die Romanen (Walachen), vielleicht ſelbſt auf die Hülfe der gegen die ruſſiſche Occupa- tion erbitterten Türken rechnete. So verſichern uns heute im weſentlichen übereinſtimmende Briefe aus Wien vom 2 April und aus Galacz vom 22 März. Wir müſſen — gedrängt von der Enge des Raums — das nähere auf morgen verſchieben. Zum Beweis aber daß auch in den Wiener Blät- tern der Stand der Dinge nicht mehr verborgen wird, mag folgender Ar- tikel der neueſten Preſſe dienen: „So eben erhalten wir aus zuverläſſiger Quelle die verzweiflungsvolle Nachricht daß alle Berichte vom Einrücken der Ruſſen, von Vernichtung Bems und ſeiner Horden erfunden waren. Puchner, 15 Stunden zu ſpät vor dem brennenden Hermannſtadt anlan- gend, wendete ſich ſogleich mit ſeinem Corps nach Kronſtadt, der letzten noch von den Rebellen unbeſetzten ſächſiſchen Stadt. Abgeſchnitten von den großen Munitionsvorräthen in Hermannſtadt, körperlich krank und er- ſchöpft, geiſtig niedergebeugt durch die erſchütternde Hülfsloſigkeit ſeiner Lage, hat Puchner das Commando niedergelegt und ſich in die Walachei begeben. Die Feldmarſchalllieutenante Pfersmann und Gedeon und Ge- neralmajor Schurtter hatten ſich in die Walachei zurückgezogen, bei der Truppe ſelbſt war nur Generalmajor Kalliani. Die Ruſſen in Kronſtadt hatten nur Munition auf einen Tag, und erklärten dieſe gegen den Feind verſchießen, dann aber ſich in die Walachei zurückziehen zu wollen. Ihre Bagagen waren bereits dahin abgegangen. Bem hatte alſo ſchon faſt das ganze Land im Beſitz, und ſchickte ſich eben an Kronſtadt zu beſetzen, den letzten Ort wo die kaiſerliche Fahne weht! Wir müſſen gefaßt ſeyn auch über dieſe reiche und blühende Stadt, von faſt 30,000 Einwohnern, dieſel- ben Gräuel vandaliſcher Nachbarn wiederholt zu ſehen welche wir bei Her- mannſtadt beweinen! Und ſeit vier Monaten war das vorauszuſehen!“ Der Lloyd beſtätigt die Nachricht daß ſämmtliche Länderchefs an- gewieſen find die im Zuge befindlichen Wahlen zur deutſchen Nationalver- ſammlung einzuſtellen, und die in jüngſter Zeit gewählten Abgeordneten welche noch nicht abgereist ſind, aufzufordern die Reiſe nach Frankfurt nicht anzutreten. Als nächſte Conſequenz dürfe man für gewiß annehmen daß die zu Frankfurt befindlichen Abgeordneten von der Regierung abberu- fen werden. Zugleich lege der Erzherzog-Reichsverweſer ſeine Würde nieder, und ſomit ziehe Oeſterreich ſich von Frankfurt zurück, nicht von Deutſchland. Die Nationalverſammlung habe, alle poli- tiſche Macht für ſich allein in Anſpruch nehmend, nicht allein die Fürſten, ſondern auch die Staaten unberückſichtigt gelaſſen. Es ſeyen aber Zeichen vorhanden welche darauf ſchließen laſſen daß die Verſammlung einen Fehlſchuß gethan. Wenn die größeren deutſchen Regierungen Oeſterreichs Beiſpiel folgten, ſo dürfte es den einzelnen Staaten gelingen durch eine allgemeine Einigung, welche Autorität mit ſich führen würde und Macht entwickeln könnte, das Band zu knüpfen welches Deutſchland einheitlich umſchließen ſoll. Die Oft deutſche Poſt fragt: „Ein Deutſchland ohne die Berge, ein Deutſchland ohne die Donau, iſt dieß auch wirklich Deutſch- land? Können wahre deutſche Patrioten eine ſo forcirte Wahl, eine Majorität von 45 Stimmen, gegenüber der ſchweigenden Proteſtation von 248 Deputirten, Deutſchlands würdig finden? Können ſie darin wirk- lich eine Bürgſchaft für die Ordnung und die Wohlfahrt deutſcher Zu- kunft ſehen, wenn die eine Hälfte Deutſchlands der unerwarteten uner- wünſchten Wahl den Rücken kehrt? Wenn Fürſten und Völker, deren Stammesſympathien, deren hiſtoriſche Traditionen, deren materielle In- tereſſen ſogar einem preußiſchen Erbkaiſer entgegen ſind, zu nichtdeutſchen Allianzen gewiſſermaßen hingedrängt werden?“ Die Preſſe urtheilt: „Intriguen auf der einen Seite, Leidenſchaften auf der andern, die Beſorg- niß vor einer nahen Auflöſung der Verſammlung, hervorgerufen durch die unvorſichtigen Aeußerungen von Staatsmännern welche eine von außen herbeigeführte Sprengung des Parlaments und eine durch die Fürſten zu verleihende Verfaſſung in Ausſicht ſtellten, trieben zur Entſcheidung. Jetzt galt es zum wenigſten die Ehre zu retten, um den deutſchen Namen nicht für alle Zeiten gebrandmarkt zu ſehen. Man muß das Verfaſſungswerk um jeden Preis zu Ende bringen. Das Verhalten der Cabinette hatte leider zu gegründetem Mißtrauen Anlaß gegeben. Oeſterreichs Erklä- rung, ſo vorſichtig ſie auch abgefaßt war, und obgleich ſie das Einlenken zu einer Politik welche den Wünſchen der deutſchen Völker entſprach, mög- lich machte, mußte doch viele die durch eine offene und unzweideutige Sprache gewonnen werden konnten, in ihrem Vertrauen zu einer Regie- rung erſchüttern welche die Vertretung durch ein Volkshaus verweigern zu wollen ſchien. Welches aber auch das Schickſal dieſes Beſchluſſes der deutſchen Nationalverſammlung ſeyn möge, für die Politik Oeſterreichs iſt der Weg ſo beſtimmt und unabweichlich vorgezeichnet daß jeder neue Fehl- tritt ernſte Complicationen berbeiführen kann.... Die große Bewegung der Geiſter, welche im März ganz Deutſchland ergriffen hatte, macht es den Cabinetten zur Pflicht den Wünſchen der Völker Deutſchlands Rech- nung zu tragen. Daß aber dieſe den alten Bundesſtaat ſich nicht mehr aufdringen laſſen werden, darüber kann man kaum im Zweifel ſeyn.“ L Wien, 3 April. Geſtern find ſämmtliche hier anweſende Miniſter zu einer Conferenz nach Olmütz beſchieden worden, an welcher auch der Fürſt Windiſch Grätz und unſer Civil- und Militärgouverneur Welden theilnehmen ſollen. Feldzeugmeiſter Welden, welcher eben von Comorn hieher zurückgekehrt iſt, hat ſich auch ſogleich nach Olmütz begeben. Fürſt Windiſch-Grätz hingegen war dem Vernehmen nach durch Unwohlſeyn verhindert Ofen zu verlaſſen. Görgey ſoll mit ſeinem Corps noch bei Lo- ſonz ſtehen. Die ſlaviſchen Centralblätter geben im Auszug einige Paragraphen der böhmiſchen Landesverfaſſung. Danach bliebe Prag die Hauptſtadt des Königreichs. Tſchechen und Deutſche find „gleichberechtigt.“ Dieß äu- ßert ſich rechtlich hauptſächlich darin daß der „Statthalter“ des Königreichs wie jeder neu anzuſtellende Beamte in den Bezirken gemiſchter Bevolke- rung beider Sprachen mächtig ſeyn muß. Die Autonomie der Provinz iſt allerdings in enge Gränzen gewieſen, und der Landtag der mit dem Kaiſer und König die geſetzgebende Gewalt theilt iſt eigentlich nur in ökonomi- ſchen Angelegenheiten der Provinz competent. Zuſammengeſetzt wird er aus 240 Deputirten, wovon 60 von den Höchſtbeſteuerten der Wahlbe- zirke (wahrſcheinlich nach Analogie des Modus zur öſterreichiſchen erſten Kammer), 80 von den Städten und Ortſchaften, 100 von der übrigen Bevölkerung gewählt werden. Oeſterreichiſche Monarchie. Agram, 23 März. Es circulirten durch deutſche wie öſterreichiſche Blätter vielfach Gerüchte als ſey Ban Jellachich bei den Croaten unpopu- lär geworden, weil er bei den öſterreichiſchen Miniſtern den nationalen Beſtrebungen ſeiner Landsleute keine Conceſſionen bewirkt hätte. Was auch daran geweſen ſeyn mag, ſo zeugen nenere Vorgänge von dem Gegentheil. Am 20 März feierte man, und nicht bloß in Agram, ſondern ſelbſt in den kleinſten Marktflecken, den Jahrestag an welchem Jellachich als Ban vom Kaiſer beſtätigt worden. Ueberall im Lande Illumination, Muſik, Böller- knallen, Jubel und Zivios. Spanien. Unſer • Correſpondent ſchreibt d. d. Madrid 26 März, daß man auf dieſen Tag, als den Jahrestag des vorjährigen blutigen Aufſtands, den Ausbruch neuer Unruhen fürchtete, und daß die Regierung deßhalb Vor- kehrungsmaßregeln ergriffen hatte; indeß halte er dieſe Beſorgniſſe für grundlos. Dieſe Anſicht war die richtige; denn die Madrider Journale, welche vom 27 und 28 vor uns liegen, liefern den Beweis daß der gefürch- tete Tag ganz ruhig vorübergegangen war. Unſer Correſpondent berich- tet ferner: „Der Congreß (die Deputirtenkammer) hat die Bank-Bill erle- digt. Die Verhandlung darüber war lang und ſehr lebhaſt; aber, wie ge- wöhnlich, widerſetzte ſich die Regierung mit Erfolg jedem Berſuch an dem von ihr eingebrachten Geſetzvorſchlag etwas weſentliches zu ändern. Die Bank wird auf 200 Millionen Realen Capital beſchränkt bleiben, bloß für 100 Millionen Scheine ausgeben, zu deren Discontirung ſie 33 Mil- lionen in baarer Münze oder in Barren aufbewahrt; ſie wird auf öffent- liche Effecten, ja auf ihre eigenen Actien kein Geld ausleihen, hingegen Verträge mit der Regierung ſchließen, Depoſiten und laufende Rechnun- gen halten, Wechſelbriefe, Zahlungsanweiſungen (pagarés) ꝛc. discontiren können. Fortan alſo wird die Bank gegen Riſikos geſicherter daſtehen, aber auch weniger Gewinn machen. Böſe Zungen behaupten: man habe der Bank die Ermächtigung auf Staatspapiere und ihre Actien Geld zu leihen darum entzogen, um dieſen Gewinn der Geldariſtokratie, den großen Capitaliſten zuzuwenden; und in der That, bei der Lage worin ſich Ma- drid befindet, iſt in dieſer Art von Geldgeſchäft das meiſte zu profitiren. Im Senat glaubt man werde dieſer Geſetzvorſchlag hitzige Angriffe erlei- den; aber ich glaube daß die Regierung auch da triumphiren wird.“ Der Miniſter der Gnade und Juſtiz hatte dem Senat einen Geſetzvorſchlag zu einer umfaſſenden Reorganiſation des ganzen Klerus, vorbehaltlich der Zu- ſtimmung des Papſtes, vorgelegt. Die Deputirtenkammer hatte die Dis- cuſſion der Bill über die außerordentliche Staaatsanleihe von 100 Millio- nen R. begonnen. — Der Kaiſer von Oeſterreich hat der Königin Iſabelle den Maria Thereſia-Orden überſandt. Großbritannien. Nicht Sir George Napier, ſondern Hr. 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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-09-09T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 96, 6. April 1849, S. 1470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine96_1849/6>, abgerufen am 29.05.2024.