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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 18. Bremen, 2. März 1852.

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[Beginn Spaltensatz] dienen, daß wir fünf Personen im letzten Januar ungefähr 50 Rind-
fleisch, 1 Hirsch, 1 wilde Gans, 2 große Präriehühner, 2 wilde Enten,
2 Haushühner und mehrere kleine Hasen vertilgten. Wir sind aber auch
alle viel stärker geworden, als wir in Deutschland waren; überhaupt Nah-
rungssorgen, wie in Deutschland, kennt man hier nicht; und wie sich der
Körper ohne Sorgen selbst bei täglich strenger Arbeit conservirt, sehe ich
an uns recht deutlich. Mir werden alle Röcke zu enge, und die grauen
Haare, welche dort schon in ziemlich bedeutender Menge ankamen, sind fast
sämmtlich verschwunden. Ein jeder von uns hat seine bestimmte Beschäf-
tigung. Jch und die Jungen arbeiten im Felde, das Vieh wird von den
Kindern allein besorgt, was im Füttern der Schweine, Pferde, Hühner,
Gänse und im Melken der Kühe besteht. Wir haben jetzt incl. Kälber 24 Stück
Rindvieh, denken aber im Laufe des Sommers 10 bis 12 Milchkühe zu haben.
Das Kochen, Braten, Backen besorgt Röschen fast allein, da meine Frau
besonders in der Umgegend bei Amerikanern schon so viel Bekanntschaft hat,
daß sie fast nur mit feinen weiblichen Handarbeiten beschäftigt ist, womit sie
ohne große Anstrengung wöchentlich 2 bis 3 Dollar verdient. Jch verdiene
durch meine kleinen mechanischen Fertigkeiten auch noch hin und wieder
einige Dollars, und werden wir dadurch in den Stand gesetzt, unsere
Grundstücke und Viehstock nachgerade immer noch mehr zu vergrößern.
So haben wir in der letzten Zeit zu den zuerst gekauften 150 Aeckern,
welche nicht im Zusammenhange lagen, noch die dazwischen liegenden
40 Aecker gekauft, so daß wir nun 190 Aecker, was beinahe 10 Magdeburger
Hufen sind, besitzen. Holz haben wir in solcher Menge, daß 30 Familien
dort sicher ihren Bedarf jährlich davon entnehmen könnten, ohne frieren
zu müssen. Nur in der Wohnung sind wir noch beschränkt. Doch so
wie das Feld fertig ist, kömmt ein neues Haus an die Reihe. Das
Häuserbauen geht hier viel rascher, als in Deutschland, weil man nicht
nöthig hat, die Häuser so groß und dicht zu bauen als dort. Man sorgt
nur für einen dichten Raum der im Winter herrschenden Nordwinde
( Norther ) wegen, die oft sehr kalt sind, einer diesen Winter bei 10 bis
12 Grad R. Kälte, unerhört hier, aber nicht länger als drei Tage höchstens
jedesmal anhalten, wo man denn wieder 8 bis 14 Tage, auch wohl drei
Wochen das schönste Frühlingswetter bis zu 18 bis 20 Gr. Wärme hat.
Die übrigen Räume der Häuser sind offen und nur mit Fußboden und
gutem Dache versehen, was meistens hier in unserer Gegend mit Cedern-
holz gemacht wird. Trotzdem daß alles offen ist ( verschlossen wird nichts ) ,
fallen Hausdiebstähle höchst selten hier vor, weil keiner das Stehlen nöthig
hat. Ebenso haben wir hier noch keinen Bettler gesehen. Der Arbeit-
samkeit befleißigt sich hier fast jeder, aber es arbeitet sich auch hier mit
Lust, wenn man sieht, daß es einem hilft. Von reißenden Thieren und
Schlangen hat man ebenfalls nichts zu befürchten, sonst würde man nicht,
wie allgemein geschieht, den ganzen Sommer zu ebener Erde schlafen;
was man übrigens in offenen Prärien mit eben der Sicherheit kann.


Diese Prärien ( Wiesen oder Aenger, wie man sie dort nennt ) sind
nun schon seit Mitte Februar mit frischem grünen Grase und den schönsten
Blumen bedeckt.

Die Blumenpracht hier ist wirklich großartig, welche von Anfang
März bis Ende November dauert. Es blühen in verschiedenen Zeiten
immer wieder andere Sorten, von allen, meistens sehr reinen und bren-
nenden Farben und in solcher Menge, daß die Prärien mehr ungeheuren
Blumenbeeten als Wiesen gleichen. Außer einer Menge dort unbekannter
Blumen finden sich hier wildwachsend: Cactus in verschiedener Art, Ver-
benen, Narzissen, Veilchen, Rittersporn, Hyazinthen, Scabiosen, rother
Fingerhut, Lupinen, Zinnien, Löwenmaul, ganz kleine Schwerdtlilien, nie-
drig wachsende Malven, Präriennelken, Priemeln, eine kleine Art Som-
merrosen, Winden, Wicken, Schöngesichter und 4 Sorten der ächten Mimosa
pudica
, weißgelb, dunkelroth und rosa blühend; wovon letztere, äußerst
wohlriechende, sehr empfindlich sind. Die Blätter der Mimosa, den Aka-
zienblättern ähnlich, nur bedeutend kleiner und feiner, haben die Eigen-
schaft, sich bei der leisesten Berührung zusammenzufalten, den Stengel
niederzuklappen, richten sich jedoch nach kurzer Zeit wieder auf. Man
findet sie dort nur in Gewächshäusern. Bohnen, Erbsen und Kartoffeln
gedeihen ausnehmend; nur schade, daß man letztere hier nicht gut durch-
wintern kann und genöthigt ist, sich im Frühjahre neue Saatkartoffeln,
welche im Winter aus den Nordstaaten hier ankommen, zu kaufen und
die durch den weiten Transport und den Verdienst, den die verschiedenen
Kaufleute, durch deren Hände sie bis hier hergehen, so ungeheuer theuer
sind, daß ein Barrel, circa 1 Sack voll, in diesem Frühjahre hier 13 Dollar
( 19 ) jede einzelne Kartoffel im Durchschnitt 6 Pfenninge kostete; unter
6 Dollar werden sie im Frühjahre nie verkauft. Nach der Ernte, welche
hier Anfangs Mai beginnt, kostet der Barrel zuerst 2 Dollar und später,
wenn sie gut gerathen sind, 1 Dollar. Sie bringen hier den 18= und
20=fachen Ertrag. Anfang April hat man schon grüne Erbsen und An-
fang Mai grüne Bohnen. Man fängt auch hier jetzt schon an Waizen,
Rocken und Hafer zu bauen, was sehr gut gedeihen soll. Uebrigens ist
das Maiskorn viel einträglicher und das Brod und der Kuchen davon so
wohlschmeckend, das es uns jetzt schwer würde, wieder immer Rockenbrod
essen zu müssen. Es war in diesem Winter Rockenmehl zu demselben
Preise wie Maismehl zu haben. Wir haben aber nichts gekauft. Trotz-
dem, daß es hier gewöhnlich viel heißer ist wie dort, ist die Hitze doch
lange nicht so unangenehm und drückend, als drüben. Die Luft ist so
rein, daß man bei 32 bis 34 Grad Hitze freier athmet als dort bei
[Spaltenumbruch] 24 Grad, und kann beim stärksten Schweiße so viel Wasser trinken, als
man will, nur muß man sich hüten, ohne Kopfbedeckung sich den Son-
nenstrahlen auszusetzen und von 11 bis 2 Uhr Mittags zu arbeiten. Am
Unangenehmsten sind hier außer den kalten Northern die bei meistens
starken Gewittern, stundenlang anhaltenden schweren Regengüsse, wahre
Tropenregen mit Tropfen beinahe fingerdick; dann im Sommer die Menge
von kleinen Jnsecten, wovon besonders Ameisen, Schmeißfliegen und
Motten den Hausfrauen viel zu schaffen machen, um Lebensmittel und
Kleidungsstücke vor ihnen zu schützen.

Muskiten, eine kleine Art Mücken, die weiter unten im Lande bei
ihrer Menge und tagelang anhaltenden sehr schmerzhaften und schlafrau-
benden Stichen, besonders dem neu ankommenden Deutschen, seines dickern
und flüssigern Blutes wegen, sehr lästig sind, giebt es hier auf unsern
Bergen nicht, indem solche nur in feuchten Gegenden leben. Die Menge
und Mannigfaltigkeit der Jnsecten ist hier wirklich großartig. Schmetter-
linge, deren es hier das ganze Jahr hindurch giebt, habe ich zwar nicht
so verschiedenartig gesehen als dort, aber einige darunter sehr groß und
schön. Dagegen giebt es so viel schöne Sorten Libellen ( Wasserjungfern
in Derenburgen ) in fast allen Farben, daß ein Sammler eine bedeutende
Sammlung hätte, wenn er nur von jeder Sorte ein Exemplar besäße.
Fast eben so verschieden sind die sogenannten Grashüpfer in Größe und
Farbe, einige sind so schön gezeichnet, daß man sie beim Fliegen für
Schmetterlinge halten würde, wenn sie sich nicht durch Geräusch zu erken-
nen geben. Einen imposanten und außerordentlichen Anblick gewähren
vom Frühjahr bis in den Herbst hinein am Abende die kleinen Leuchtkäfer,
unschuldige Thierchen, welche eine kleine starke Phosphorblase am Hinter-
theile des Körpers tragen und im Sommer in solcher Menge bis nach
Mitternacht fliegen, daß es aussieht, als ob Hunderttausende von hellleuch-
tenden Funken in der Luft die Kreuz und Quere fliegen, wovon die Prärie
förmlich erleuchtet ist. Ueberhaupt von der Schönheit der Nächte hier im
Sommer macht man sich dort keinen Begriff.

An jagdbaren vierfüßigen Thieren finden sich hier Hirsche in Rudeln
von 20 bis 30 Stück, nicht viel größer, aber ebenso wohlschmeckend als
dort die Rehe; sie sind sehr schlau, weshalb es oft schwer hält, daß man
so nahe heran kömmt, um schießen zu können; ferner eine Art kleiner Hasen,
so groß als dort die Kaninchen, aber freche Geschöpfe, die trotz der Hunde
sich in den Gärten und unter den Korn= und Wohnhäusern verstecken, wo
man nur ein Loch hineinhaut, wenn nicht schon eins ist, und sie mit der
Hand herausnimmt. Unser Leo zeigt hierbei den größten Eifer und weiß
die Bäume so gut zu finden und durch Bellen das Dasein der Hasen an-
zuzeigen, daß Gustav und August neulich in ein paar Stunden 4 Stück
fingen. Der Leo ist auf das Jagen so erpicht, daß er auch nicht einmal
die Stinkkatzen schont, die alsdann mit ihrem Urin den ganzen Hund
besudeln, welcher so fürchterlich stinkt, daß man in der Nähe förmlich ohn-
mächtig werden kann; glücklicherweise sind diese aber selten, und ich habe
nur erst 3 gesehen, so lange ich hier bin, wovon aber keine mit dem Leben
davonkam. Diese Bestien sind den Hühnern sehr gefährlich, ebenso das
Opossum oder die Beutelratte und der Waschbär; letzterer ist eßbar. Eine
Art kleiner Wölfe, so groß als ein gewöhnlicher Schäferhund, finden sich
noch in ziemlicher Menge, thun fast nur den kleinen Schweinen Schaden,
scheinen aber nicht soviel Muth zu haben, das kleinste Schaf anzugreifen,
obgleich die Kälber immer in der Nacht draußen sind, geschweige denn
einen Menschen, bei dessen Erscheinen, und wenn es ein Kind ist, sie sich
in schleuniger Flucht davon machen. Eine größere Art, beinahe schwarz
und muthiger als die vorige, sowie kleine schwarze Bären und Panther,
giebt es auch hin und wieder; alle halten sich jedoch nur in menschenleeren
Gegenden auf. Jch habe im Freien noch keine gesehen, nur einige Bären
an der Kette, die zum Spaß oder zum Schlachten gehalten werden. Eben
so wenig fürchtet man sich auch vor Schlangen, sonst würden nicht alle
Kinder, selbst die der reichsten Pächter, überall in der Prairie den ganzen
Sommer hindurch barfuß laufen. Fische, und zwar sehr große und wohl-
schmeckende, befinden sich in allen Flüssen und Bächen in ziemlicher Menge,
so daß man in ein paar Stunden bei einigem Glücke 15 bis 20 Pfund
angeln kann.     ( Fortsetzung folgt. )



Reise auf dem St. Juanflusse.

Einem kürzlich in der Augsb. Allg. Z. abgedruckten Berichte von
W. Heine, den Alterthumsforschungen nach Centralamerika geführt haben,
entnehmen wir die Beschreibung einer im Juni 1851 gemachten Reise von
der Küste des atlantischen Oceans auf dem St. Juanflusse nach dem
Nicaraguasee - ein Verkehrsweg, den in nicht gar ferner Zeit die
begonnenen Flußverbesserungen, eine regelmäßige Dampfschifffahrt und eine
Wasserverbindung des Nicaraguasees mit dem stillen Ocean zu einer nicht
zu berechnenden Bedeutung erheben werden.

St. Juan de Nicaragua oder Greytown, wie es die Engländer
nennen, schildert der Reisende als eine abenteuerliche Niederlassung von 4-500
Einwohnern, an der Mündung des St. Juanflusses in sumpfiger unge-
sunder
Gegend gelegen, ein schreckliches Moskitonest. Die Einwohner,
von denen drei Fünftel Jndianer oder Neger sind, leben lediglich von dem
Umsatz der importirten Produkte gegen die Erzeugnisse des Binnenlandes,
d. h. Cochenille, Jndigo, Taback, Zucker, Baumwolle. Kultur ist an der
Küste gar keine; Korn, Kartoffeln beziehen sie entweder von oberhalb
[Ende Spaltensatz]

* ) Am Coloradoflusse im Bezirk Lafayette, etwa in der Mitte des Landes
gelegen.     D. Red.

[Beginn Spaltensatz] dienen, daß wir fünf Personen im letzten Januar ungefähr 50 Rind-
fleisch, 1 Hirsch, 1 wilde Gans, 2 große Präriehühner, 2 wilde Enten,
2 Haushühner und mehrere kleine Hasen vertilgten. Wir sind aber auch
alle viel stärker geworden, als wir in Deutschland waren; überhaupt Nah-
rungssorgen, wie in Deutschland, kennt man hier nicht; und wie sich der
Körper ohne Sorgen selbst bei täglich strenger Arbeit conservirt, sehe ich
an uns recht deutlich. Mir werden alle Röcke zu enge, und die grauen
Haare, welche dort schon in ziemlich bedeutender Menge ankamen, sind fast
sämmtlich verschwunden. Ein jeder von uns hat seine bestimmte Beschäf-
tigung. Jch und die Jungen arbeiten im Felde, das Vieh wird von den
Kindern allein besorgt, was im Füttern der Schweine, Pferde, Hühner,
Gänse und im Melken der Kühe besteht. Wir haben jetzt incl. Kälber 24 Stück
Rindvieh, denken aber im Laufe des Sommers 10 bis 12 Milchkühe zu haben.
Das Kochen, Braten, Backen besorgt Röschen fast allein, da meine Frau
besonders in der Umgegend bei Amerikanern schon so viel Bekanntschaft hat,
daß sie fast nur mit feinen weiblichen Handarbeiten beschäftigt ist, womit sie
ohne große Anstrengung wöchentlich 2 bis 3 Dollar verdient. Jch verdiene
durch meine kleinen mechanischen Fertigkeiten auch noch hin und wieder
einige Dollars, und werden wir dadurch in den Stand gesetzt, unsere
Grundstücke und Viehstock nachgerade immer noch mehr zu vergrößern.
So haben wir in der letzten Zeit zu den zuerst gekauften 150 Aeckern,
welche nicht im Zusammenhange lagen, noch die dazwischen liegenden
40 Aecker gekauft, so daß wir nun 190 Aecker, was beinahe 10 Magdeburger
Hufen sind, besitzen. Holz haben wir in solcher Menge, daß 30 Familien
dort sicher ihren Bedarf jährlich davon entnehmen könnten, ohne frieren
zu müssen. Nur in der Wohnung sind wir noch beschränkt. Doch so
wie das Feld fertig ist, kömmt ein neues Haus an die Reihe. Das
Häuserbauen geht hier viel rascher, als in Deutschland, weil man nicht
nöthig hat, die Häuser so groß und dicht zu bauen als dort. Man sorgt
nur für einen dichten Raum der im Winter herrschenden Nordwinde
( Norther ) wegen, die oft sehr kalt sind, einer diesen Winter bei 10 bis
12 Grad R. Kälte, unerhört hier, aber nicht länger als drei Tage höchstens
jedesmal anhalten, wo man denn wieder 8 bis 14 Tage, auch wohl drei
Wochen das schönste Frühlingswetter bis zu 18 bis 20 Gr. Wärme hat.
Die übrigen Räume der Häuser sind offen und nur mit Fußboden und
gutem Dache versehen, was meistens hier in unserer Gegend mit Cedern-
holz gemacht wird. Trotzdem daß alles offen ist ( verschlossen wird nichts ) ,
fallen Hausdiebstähle höchst selten hier vor, weil keiner das Stehlen nöthig
hat. Ebenso haben wir hier noch keinen Bettler gesehen. Der Arbeit-
samkeit befleißigt sich hier fast jeder, aber es arbeitet sich auch hier mit
Lust, wenn man sieht, daß es einem hilft. Von reißenden Thieren und
Schlangen hat man ebenfalls nichts zu befürchten, sonst würde man nicht,
wie allgemein geschieht, den ganzen Sommer zu ebener Erde schlafen;
was man übrigens in offenen Prärien mit eben der Sicherheit kann.


Diese Prärien ( Wiesen oder Aenger, wie man sie dort nennt ) sind
nun schon seit Mitte Februar mit frischem grünen Grase und den schönsten
Blumen bedeckt.

Die Blumenpracht hier ist wirklich großartig, welche von Anfang
März bis Ende November dauert. Es blühen in verschiedenen Zeiten
immer wieder andere Sorten, von allen, meistens sehr reinen und bren-
nenden Farben und in solcher Menge, daß die Prärien mehr ungeheuren
Blumenbeeten als Wiesen gleichen. Außer einer Menge dort unbekannter
Blumen finden sich hier wildwachsend: Cactus in verschiedener Art, Ver-
benen, Narzissen, Veilchen, Rittersporn, Hyazinthen, Scabiosen, rother
Fingerhut, Lupinen, Zinnien, Löwenmaul, ganz kleine Schwerdtlilien, nie-
drig wachsende Malven, Präriennelken, Priemeln, eine kleine Art Som-
merrosen, Winden, Wicken, Schöngesichter und 4 Sorten der ächten Mimosa
pudica
, weißgelb, dunkelroth und rosa blühend; wovon letztere, äußerst
wohlriechende, sehr empfindlich sind. Die Blätter der Mimosa, den Aka-
zienblättern ähnlich, nur bedeutend kleiner und feiner, haben die Eigen-
schaft, sich bei der leisesten Berührung zusammenzufalten, den Stengel
niederzuklappen, richten sich jedoch nach kurzer Zeit wieder auf. Man
findet sie dort nur in Gewächshäusern. Bohnen, Erbsen und Kartoffeln
gedeihen ausnehmend; nur schade, daß man letztere hier nicht gut durch-
wintern kann und genöthigt ist, sich im Frühjahre neue Saatkartoffeln,
welche im Winter aus den Nordstaaten hier ankommen, zu kaufen und
die durch den weiten Transport und den Verdienst, den die verschiedenen
Kaufleute, durch deren Hände sie bis hier hergehen, so ungeheuer theuer
sind, daß ein Barrel, circa 1 Sack voll, in diesem Frühjahre hier 13 Dollar
( 19 ) jede einzelne Kartoffel im Durchschnitt 6 Pfenninge kostete; unter
6 Dollar werden sie im Frühjahre nie verkauft. Nach der Ernte, welche
hier Anfangs Mai beginnt, kostet der Barrel zuerst 2 Dollar und später,
wenn sie gut gerathen sind, 1 Dollar. Sie bringen hier den 18= und
20=fachen Ertrag. Anfang April hat man schon grüne Erbsen und An-
fang Mai grüne Bohnen. Man fängt auch hier jetzt schon an Waizen,
Rocken und Hafer zu bauen, was sehr gut gedeihen soll. Uebrigens ist
das Maiskorn viel einträglicher und das Brod und der Kuchen davon so
wohlschmeckend, das es uns jetzt schwer würde, wieder immer Rockenbrod
essen zu müssen. Es war in diesem Winter Rockenmehl zu demselben
Preise wie Maismehl zu haben. Wir haben aber nichts gekauft. Trotz-
dem, daß es hier gewöhnlich viel heißer ist wie dort, ist die Hitze doch
lange nicht so unangenehm und drückend, als drüben. Die Luft ist so
rein, daß man bei 32 bis 34 Grad Hitze freier athmet als dort bei
[Spaltenumbruch] 24 Grad, und kann beim stärksten Schweiße so viel Wasser trinken, als
man will, nur muß man sich hüten, ohne Kopfbedeckung sich den Son-
nenstrahlen auszusetzen und von 11 bis 2 Uhr Mittags zu arbeiten. Am
Unangenehmsten sind hier außer den kalten Northern die bei meistens
starken Gewittern, stundenlang anhaltenden schweren Regengüsse, wahre
Tropenregen mit Tropfen beinahe fingerdick; dann im Sommer die Menge
von kleinen Jnsecten, wovon besonders Ameisen, Schmeißfliegen und
Motten den Hausfrauen viel zu schaffen machen, um Lebensmittel und
Kleidungsstücke vor ihnen zu schützen.

Muskiten, eine kleine Art Mücken, die weiter unten im Lande bei
ihrer Menge und tagelang anhaltenden sehr schmerzhaften und schlafrau-
benden Stichen, besonders dem neu ankommenden Deutschen, seines dickern
und flüssigern Blutes wegen, sehr lästig sind, giebt es hier auf unsern
Bergen nicht, indem solche nur in feuchten Gegenden leben. Die Menge
und Mannigfaltigkeit der Jnsecten ist hier wirklich großartig. Schmetter-
linge, deren es hier das ganze Jahr hindurch giebt, habe ich zwar nicht
so verschiedenartig gesehen als dort, aber einige darunter sehr groß und
schön. Dagegen giebt es so viel schöne Sorten Libellen ( Wasserjungfern
in Derenburgen ) in fast allen Farben, daß ein Sammler eine bedeutende
Sammlung hätte, wenn er nur von jeder Sorte ein Exemplar besäße.
Fast eben so verschieden sind die sogenannten Grashüpfer in Größe und
Farbe, einige sind so schön gezeichnet, daß man sie beim Fliegen für
Schmetterlinge halten würde, wenn sie sich nicht durch Geräusch zu erken-
nen geben. Einen imposanten und außerordentlichen Anblick gewähren
vom Frühjahr bis in den Herbst hinein am Abende die kleinen Leuchtkäfer,
unschuldige Thierchen, welche eine kleine starke Phosphorblase am Hinter-
theile des Körpers tragen und im Sommer in solcher Menge bis nach
Mitternacht fliegen, daß es aussieht, als ob Hunderttausende von hellleuch-
tenden Funken in der Luft die Kreuz und Quere fliegen, wovon die Prärie
förmlich erleuchtet ist. Ueberhaupt von der Schönheit der Nächte hier im
Sommer macht man sich dort keinen Begriff.

An jagdbaren vierfüßigen Thieren finden sich hier Hirsche in Rudeln
von 20 bis 30 Stück, nicht viel größer, aber ebenso wohlschmeckend als
dort die Rehe; sie sind sehr schlau, weshalb es oft schwer hält, daß man
so nahe heran kömmt, um schießen zu können; ferner eine Art kleiner Hasen,
so groß als dort die Kaninchen, aber freche Geschöpfe, die trotz der Hunde
sich in den Gärten und unter den Korn= und Wohnhäusern verstecken, wo
man nur ein Loch hineinhaut, wenn nicht schon eins ist, und sie mit der
Hand herausnimmt. Unser Leo zeigt hierbei den größten Eifer und weiß
die Bäume so gut zu finden und durch Bellen das Dasein der Hasen an-
zuzeigen, daß Gustav und August neulich in ein paar Stunden 4 Stück
fingen. Der Leo ist auf das Jagen so erpicht, daß er auch nicht einmal
die Stinkkatzen schont, die alsdann mit ihrem Urin den ganzen Hund
besudeln, welcher so fürchterlich stinkt, daß man in der Nähe förmlich ohn-
mächtig werden kann; glücklicherweise sind diese aber selten, und ich habe
nur erst 3 gesehen, so lange ich hier bin, wovon aber keine mit dem Leben
davonkam. Diese Bestien sind den Hühnern sehr gefährlich, ebenso das
Opossum oder die Beutelratte und der Waschbär; letzterer ist eßbar. Eine
Art kleiner Wölfe, so groß als ein gewöhnlicher Schäferhund, finden sich
noch in ziemlicher Menge, thun fast nur den kleinen Schweinen Schaden,
scheinen aber nicht soviel Muth zu haben, das kleinste Schaf anzugreifen,
obgleich die Kälber immer in der Nacht draußen sind, geschweige denn
einen Menschen, bei dessen Erscheinen, und wenn es ein Kind ist, sie sich
in schleuniger Flucht davon machen. Eine größere Art, beinahe schwarz
und muthiger als die vorige, sowie kleine schwarze Bären und Panther,
giebt es auch hin und wieder; alle halten sich jedoch nur in menschenleeren
Gegenden auf. Jch habe im Freien noch keine gesehen, nur einige Bären
an der Kette, die zum Spaß oder zum Schlachten gehalten werden. Eben
so wenig fürchtet man sich auch vor Schlangen, sonst würden nicht alle
Kinder, selbst die der reichsten Pächter, überall in der Prairie den ganzen
Sommer hindurch barfuß laufen. Fische, und zwar sehr große und wohl-
schmeckende, befinden sich in allen Flüssen und Bächen in ziemlicher Menge,
so daß man in ein paar Stunden bei einigem Glücke 15 bis 20 Pfund
angeln kann.     ( Fortsetzung folgt. )



Reise auf dem St. Juanflusse.

Einem kürzlich in der Augsb. Allg. Z. abgedruckten Berichte von
W. Heine, den Alterthumsforschungen nach Centralamerika geführt haben,
entnehmen wir die Beschreibung einer im Juni 1851 gemachten Reise von
der Küste des atlantischen Oceans auf dem St. Juanflusse nach dem
Nicaraguasee – ein Verkehrsweg, den in nicht gar ferner Zeit die
begonnenen Flußverbesserungen, eine regelmäßige Dampfschifffahrt und eine
Wasserverbindung des Nicaraguasees mit dem stillen Ocean zu einer nicht
zu berechnenden Bedeutung erheben werden.

St. Juan de Nicaragua oder Greytown, wie es die Engländer
nennen, schildert der Reisende als eine abenteuerliche Niederlassung von 4–500
Einwohnern, an der Mündung des St. Juanflusses in sumpfiger unge-
sunder
Gegend gelegen, ein schreckliches Moskitonest. Die Einwohner,
von denen drei Fünftel Jndianer oder Neger sind, leben lediglich von dem
Umsatz der importirten Produkte gegen die Erzeugnisse des Binnenlandes,
d. h. Cochenille, Jndigo, Taback, Zucker, Baumwolle. Kultur ist an der
Küste gar keine; Korn, Kartoffeln beziehen sie entweder von oberhalb
[Ende Spaltensatz]

* ) Am Coloradoflusse im Bezirk Lafayette, etwa in der Mitte des Landes
gelegen.     D. Red.
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[70/0002] 70 dienen, daß wir fünf Personen im letzten Januar ungefähr 50 Rind- fleisch, 1 Hirsch, 1 wilde Gans, 2 große Präriehühner, 2 wilde Enten, 2 Haushühner und mehrere kleine Hasen vertilgten. Wir sind aber auch alle viel stärker geworden, als wir in Deutschland waren; überhaupt Nah- rungssorgen, wie in Deutschland, kennt man hier nicht; und wie sich der Körper ohne Sorgen selbst bei täglich strenger Arbeit conservirt, sehe ich an uns recht deutlich. Mir werden alle Röcke zu enge, und die grauen Haare, welche dort schon in ziemlich bedeutender Menge ankamen, sind fast sämmtlich verschwunden. Ein jeder von uns hat seine bestimmte Beschäf- tigung. Jch und die Jungen arbeiten im Felde, das Vieh wird von den Kindern allein besorgt, was im Füttern der Schweine, Pferde, Hühner, Gänse und im Melken der Kühe besteht. Wir haben jetzt incl. Kälber 24 Stück Rindvieh, denken aber im Laufe des Sommers 10 bis 12 Milchkühe zu haben. Das Kochen, Braten, Backen besorgt Röschen fast allein, da meine Frau besonders in der Umgegend bei Amerikanern schon so viel Bekanntschaft hat, daß sie fast nur mit feinen weiblichen Handarbeiten beschäftigt ist, womit sie ohne große Anstrengung wöchentlich 2 bis 3 Dollar verdient. Jch verdiene durch meine kleinen mechanischen Fertigkeiten auch noch hin und wieder einige Dollars, und werden wir dadurch in den Stand gesetzt, unsere Grundstücke und Viehstock nachgerade immer noch mehr zu vergrößern. So haben wir in der letzten Zeit zu den zuerst gekauften 150 Aeckern, welche nicht im Zusammenhange lagen, noch die dazwischen liegenden 40 Aecker gekauft, so daß wir nun 190 Aecker, was beinahe 10 Magdeburger Hufen sind, besitzen. Holz haben wir in solcher Menge, daß 30 Familien dort sicher ihren Bedarf jährlich davon entnehmen könnten, ohne frieren zu müssen. Nur in der Wohnung sind wir noch beschränkt. Doch so wie das Feld fertig ist, kömmt ein neues Haus an die Reihe. Das Häuserbauen geht hier viel rascher, als in Deutschland, weil man nicht nöthig hat, die Häuser so groß und dicht zu bauen als dort. Man sorgt nur für einen dichten Raum der im Winter herrschenden Nordwinde ( Norther ) wegen, die oft sehr kalt sind, einer diesen Winter bei 10 bis 12 Grad R. Kälte, unerhört hier, aber nicht länger als drei Tage höchstens jedesmal anhalten, wo man denn wieder 8 bis 14 Tage, auch wohl drei Wochen das schönste Frühlingswetter bis zu 18 bis 20 Gr. Wärme hat. Die übrigen Räume der Häuser sind offen und nur mit Fußboden und gutem Dache versehen, was meistens hier in unserer Gegend mit Cedern- holz gemacht wird. Trotzdem daß alles offen ist ( verschlossen wird nichts ) , fallen Hausdiebstähle höchst selten hier vor, weil keiner das Stehlen nöthig hat. Ebenso haben wir hier noch keinen Bettler gesehen. Der Arbeit- samkeit befleißigt sich hier fast jeder, aber es arbeitet sich auch hier mit Lust, wenn man sieht, daß es einem hilft. Von reißenden Thieren und Schlangen hat man ebenfalls nichts zu befürchten, sonst würde man nicht, wie allgemein geschieht, den ganzen Sommer zu ebener Erde schlafen; was man übrigens in offenen Prärien mit eben der Sicherheit kann. Diese Prärien ( Wiesen oder Aenger, wie man sie dort nennt ) sind nun schon seit Mitte Februar mit frischem grünen Grase und den schönsten Blumen bedeckt. Die Blumenpracht hier ist wirklich großartig, welche von Anfang März bis Ende November dauert. Es blühen in verschiedenen Zeiten immer wieder andere Sorten, von allen, meistens sehr reinen und bren- nenden Farben und in solcher Menge, daß die Prärien mehr ungeheuren Blumenbeeten als Wiesen gleichen. Außer einer Menge dort unbekannter Blumen finden sich hier wildwachsend: Cactus in verschiedener Art, Ver- benen, Narzissen, Veilchen, Rittersporn, Hyazinthen, Scabiosen, rother Fingerhut, Lupinen, Zinnien, Löwenmaul, ganz kleine Schwerdtlilien, nie- drig wachsende Malven, Präriennelken, Priemeln, eine kleine Art Som- merrosen, Winden, Wicken, Schöngesichter und 4 Sorten der ächten Mimosa pudica, weißgelb, dunkelroth und rosa blühend; wovon letztere, äußerst wohlriechende, sehr empfindlich sind. Die Blätter der Mimosa, den Aka- zienblättern ähnlich, nur bedeutend kleiner und feiner, haben die Eigen- schaft, sich bei der leisesten Berührung zusammenzufalten, den Stengel niederzuklappen, richten sich jedoch nach kurzer Zeit wieder auf. Man findet sie dort nur in Gewächshäusern. Bohnen, Erbsen und Kartoffeln gedeihen ausnehmend; nur schade, daß man letztere hier nicht gut durch- wintern kann und genöthigt ist, sich im Frühjahre neue Saatkartoffeln, welche im Winter aus den Nordstaaten hier ankommen, zu kaufen und die durch den weiten Transport und den Verdienst, den die verschiedenen Kaufleute, durch deren Hände sie bis hier hergehen, so ungeheuer theuer sind, daß ein Barrel, circa 1 Sack voll, in diesem Frühjahre hier 13 Dollar ( 19 ) jede einzelne Kartoffel im Durchschnitt 6 Pfenninge kostete; unter 6 Dollar werden sie im Frühjahre nie verkauft. Nach der Ernte, welche hier Anfangs Mai beginnt, kostet der Barrel zuerst 2 Dollar und später, wenn sie gut gerathen sind, 1 Dollar. Sie bringen hier den 18= und 20=fachen Ertrag. Anfang April hat man schon grüne Erbsen und An- fang Mai grüne Bohnen. Man fängt auch hier jetzt schon an Waizen, Rocken und Hafer zu bauen, was sehr gut gedeihen soll. Uebrigens ist das Maiskorn viel einträglicher und das Brod und der Kuchen davon so wohlschmeckend, das es uns jetzt schwer würde, wieder immer Rockenbrod essen zu müssen. Es war in diesem Winter Rockenmehl zu demselben Preise wie Maismehl zu haben. Wir haben aber nichts gekauft. Trotz- dem, daß es hier gewöhnlich viel heißer ist wie dort, ist die Hitze doch lange nicht so unangenehm und drückend, als drüben. Die Luft ist so rein, daß man bei 32 bis 34 Grad Hitze freier athmet als dort bei 24 Grad, und kann beim stärksten Schweiße so viel Wasser trinken, als man will, nur muß man sich hüten, ohne Kopfbedeckung sich den Son- nenstrahlen auszusetzen und von 11 bis 2 Uhr Mittags zu arbeiten. Am Unangenehmsten sind hier außer den kalten Northern die bei meistens starken Gewittern, stundenlang anhaltenden schweren Regengüsse, wahre Tropenregen mit Tropfen beinahe fingerdick; dann im Sommer die Menge von kleinen Jnsecten, wovon besonders Ameisen, Schmeißfliegen und Motten den Hausfrauen viel zu schaffen machen, um Lebensmittel und Kleidungsstücke vor ihnen zu schützen. Muskiten, eine kleine Art Mücken, die weiter unten im Lande bei ihrer Menge und tagelang anhaltenden sehr schmerzhaften und schlafrau- benden Stichen, besonders dem neu ankommenden Deutschen, seines dickern und flüssigern Blutes wegen, sehr lästig sind, giebt es hier auf unsern Bergen nicht, indem solche nur in feuchten Gegenden leben. Die Menge und Mannigfaltigkeit der Jnsecten ist hier wirklich großartig. Schmetter- linge, deren es hier das ganze Jahr hindurch giebt, habe ich zwar nicht so verschiedenartig gesehen als dort, aber einige darunter sehr groß und schön. Dagegen giebt es so viel schöne Sorten Libellen ( Wasserjungfern in Derenburgen ) in fast allen Farben, daß ein Sammler eine bedeutende Sammlung hätte, wenn er nur von jeder Sorte ein Exemplar besäße. Fast eben so verschieden sind die sogenannten Grashüpfer in Größe und Farbe, einige sind so schön gezeichnet, daß man sie beim Fliegen für Schmetterlinge halten würde, wenn sie sich nicht durch Geräusch zu erken- nen geben. Einen imposanten und außerordentlichen Anblick gewähren vom Frühjahr bis in den Herbst hinein am Abende die kleinen Leuchtkäfer, unschuldige Thierchen, welche eine kleine starke Phosphorblase am Hinter- theile des Körpers tragen und im Sommer in solcher Menge bis nach Mitternacht fliegen, daß es aussieht, als ob Hunderttausende von hellleuch- tenden Funken in der Luft die Kreuz und Quere fliegen, wovon die Prärie förmlich erleuchtet ist. Ueberhaupt von der Schönheit der Nächte hier im Sommer macht man sich dort keinen Begriff. An jagdbaren vierfüßigen Thieren finden sich hier Hirsche in Rudeln von 20 bis 30 Stück, nicht viel größer, aber ebenso wohlschmeckend als dort die Rehe; sie sind sehr schlau, weshalb es oft schwer hält, daß man so nahe heran kömmt, um schießen zu können; ferner eine Art kleiner Hasen, so groß als dort die Kaninchen, aber freche Geschöpfe, die trotz der Hunde sich in den Gärten und unter den Korn= und Wohnhäusern verstecken, wo man nur ein Loch hineinhaut, wenn nicht schon eins ist, und sie mit der Hand herausnimmt. Unser Leo zeigt hierbei den größten Eifer und weiß die Bäume so gut zu finden und durch Bellen das Dasein der Hasen an- zuzeigen, daß Gustav und August neulich in ein paar Stunden 4 Stück fingen. Der Leo ist auf das Jagen so erpicht, daß er auch nicht einmal die Stinkkatzen schont, die alsdann mit ihrem Urin den ganzen Hund besudeln, welcher so fürchterlich stinkt, daß man in der Nähe förmlich ohn- mächtig werden kann; glücklicherweise sind diese aber selten, und ich habe nur erst 3 gesehen, so lange ich hier bin, wovon aber keine mit dem Leben davonkam. Diese Bestien sind den Hühnern sehr gefährlich, ebenso das Opossum oder die Beutelratte und der Waschbär; letzterer ist eßbar. Eine Art kleiner Wölfe, so groß als ein gewöhnlicher Schäferhund, finden sich noch in ziemlicher Menge, thun fast nur den kleinen Schweinen Schaden, scheinen aber nicht soviel Muth zu haben, das kleinste Schaf anzugreifen, obgleich die Kälber immer in der Nacht draußen sind, geschweige denn einen Menschen, bei dessen Erscheinen, und wenn es ein Kind ist, sie sich in schleuniger Flucht davon machen. Eine größere Art, beinahe schwarz und muthiger als die vorige, sowie kleine schwarze Bären und Panther, giebt es auch hin und wieder; alle halten sich jedoch nur in menschenleeren Gegenden auf. Jch habe im Freien noch keine gesehen, nur einige Bären an der Kette, die zum Spaß oder zum Schlachten gehalten werden. Eben so wenig fürchtet man sich auch vor Schlangen, sonst würden nicht alle Kinder, selbst die der reichsten Pächter, überall in der Prairie den ganzen Sommer hindurch barfuß laufen. Fische, und zwar sehr große und wohl- schmeckende, befinden sich in allen Flüssen und Bächen in ziemlicher Menge, so daß man in ein paar Stunden bei einigem Glücke 15 bis 20 Pfund angeln kann. ( Fortsetzung folgt. ) Reise auf dem St. Juanflusse. Einem kürzlich in der Augsb. Allg. Z. abgedruckten Berichte von W. Heine, den Alterthumsforschungen nach Centralamerika geführt haben, entnehmen wir die Beschreibung einer im Juni 1851 gemachten Reise von der Küste des atlantischen Oceans auf dem St. Juanflusse nach dem Nicaraguasee – ein Verkehrsweg, den in nicht gar ferner Zeit die begonnenen Flußverbesserungen, eine regelmäßige Dampfschifffahrt und eine Wasserverbindung des Nicaraguasees mit dem stillen Ocean zu einer nicht zu berechnenden Bedeutung erheben werden. St. Juan de Nicaragua oder Greytown, wie es die Engländer nennen, schildert der Reisende als eine abenteuerliche Niederlassung von 4–500 Einwohnern, an der Mündung des St. Juanflusses in sumpfiger unge- sunder Gegend gelegen, ein schreckliches Moskitonest. Die Einwohner, von denen drei Fünftel Jndianer oder Neger sind, leben lediglich von dem Umsatz der importirten Produkte gegen die Erzeugnisse des Binnenlandes, d. h. Cochenille, Jndigo, Taback, Zucker, Baumwolle. Kultur ist an der Küste gar keine; Korn, Kartoffeln beziehen sie entweder von oberhalb * ) Am Coloradoflusse im Bezirk Lafayette, etwa in der Mitte des Landes gelegen. D. Red.

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 18. Bremen, 2. März 1852, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung018_1852/2>, abgerufen am 01.06.2024.