Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bayreuther Zeitungen. Nr. 26. Bayreuth, 29. Februar 1752.

Bild:
erste Seite

Bayreuther [Abbildung] Zeitungen
    ( Num. 26 )     Dienstags / den 29 Februarii 1752
[Beginn Spaltensatz]
Amsterdam / vom 18 Febr.

Allhier hat
man von dem traurigen Schicksale, welches
dem Kriegsschiffe, das Hauß im Busche ge-
nannt, und nachhero dessen Capitain und
Equipage wiederfahren, mit Briefen aus Te-
tuan vom 27 Dec. folgende zuverläßige Nach-
richt erhalten:

Nachdeme gedachtes Schiff vom 18 bis
auf den 20 Nov. einen der erschröcklichsten
Stürme ausgestanden, wurde es an diesem
Tage zwischen 12 und 1 Uhr des Nachmittags
an die Küste zwischen Ceuta und dem Vorge-
bürge Porkas verschlagen, wo selbiges stran-
dete. Weil der Capitain in diesen unglückli-
chen Umständen kein Mittel fand, das Schiff
zu salviren, nahm er den Entschluß, sich mit sei-
nen Leuten ans Land zu begeben, diese bestun-
den in 132 Personen, wovon 5 das Unglück
hatten, zu ertrinken, worunter der Sohn des
Herrn van Aerssen, Herrn van Voshol, Prä-
sidenten von der Auditions Rechnungs=Kam-
mer von Holland sich befunden. Die übri-
gen haben die Küste mit vieler Gefahr gewon-
nen. Der Himmel war damals so trübe, daß
man nicht erkennen konnte, ob die Gegend, wo
sie ans Land gekommen, auf dem Gebiethe der
Spanier, oder der Mohren gelegen seye; und
gleichwie die Nacht herannahete und zugleich
[Spaltenumbruch] ein starcker Regen fiel, so wurde, ohnerachtet
man keine Lebensmittel hatte, beschlossen, die
Nacht allda zu zubringen, in der Hofnung, des
andern Morgens einige Entdeckung zu machen.
Während dieser Zeit kamen noch 9 Mann von
der Equipage eines Holländischen Schiffes,
welches ebenfalls auf eben dieser Küste gestran-
det, zu denen von diesem Schiffe. Den 21
mit anbrechendem Tage begab sich der Capi-
tain mit seinen Leuten auf den Marsch, um zu
trachten, nach Ceuta zu gelangen, und nahm
seinen Weg Nordwärts. Allein sie wurden
gar bald von einer grossen Anzahl Mohren ent-
decket und umringet und sämmtlich zu Gefan-
genen gemacht. Diese Barbaren plünderten
sie bis auf das Hemd aus, und nöthigten sie
mit Stockschlägen zu marschiren, ja sie begien-
gen sogar die Grausamkeit, 2 Matrossen, wel-
che ihren Willen nach nicht geschwind genug
marschirten, zu massacriren. Des Abends
wurden sie in die Ställe eines Schlosses einge-
sperret, wo man ihnen nichts als ein Stück
schwarz Brod und ein wenig Wasser reichte.
Den 22 und 23 sezten sie ihren Marsch auf eben
die Weise fort und den 24 Morgens beraubten
sie die Mohren noch alles, was sie ihnen bisher
gelassen. Des Nachmittags kam der Gou-
[Ende Spaltensatz]


Bayreuther [Abbildung] Zeitungen
    ( Num. 26 )     Dienstags / den 29 Februarii 1752
[Beginn Spaltensatz]
Amsterdam / vom 18 Febr.

Allhier hat
man von dem traurigen Schicksale, welches
dem Kriegsschiffe, das Hauß im Busche ge-
nannt, und nachhero dessen Capitain und
Equipage wiederfahren, mit Briefen aus Te-
tuan vom 27 Dec. folgende zuverläßige Nach-
richt erhalten:

Nachdeme gedachtes Schiff vom 18 bis
auf den 20 Nov. einen der erschröcklichsten
Stürme ausgestanden, wurde es an diesem
Tage zwischen 12 und 1 Uhr des Nachmittags
an die Küste zwischen Ceuta und dem Vorge-
bürge Porkas verschlagen, wo selbiges stran-
dete. Weil der Capitain in diesen unglückli-
chen Umständen kein Mittel fand, das Schiff
zu salviren, nahm er den Entschluß, sich mit sei-
nen Leuten ans Land zu begeben, diese bestun-
den in 132 Personen, wovon 5 das Unglück
hatten, zu ertrinken, worunter der Sohn des
Herrn van Aerssen, Herrn van Voshol, Prä-
sidenten von der Auditions Rechnungs=Kam-
mer von Holland sich befunden. Die übri-
gen haben die Küste mit vieler Gefahr gewon-
nen. Der Himmel war damals so trübe, daß
man nicht erkennen konnte, ob die Gegend, wo
sie ans Land gekommen, auf dem Gebiethe der
Spanier, oder der Mohren gelegen seye; und
gleichwie die Nacht herannahete und zugleich
[Spaltenumbruch] ein starcker Regen fiel, so wurde, ohnerachtet
man keine Lebensmittel hatte, beschlossen, die
Nacht allda zu zubringen, in der Hofnung, des
andern Morgens einige Entdeckung zu machen.
Während dieser Zeit kamen noch 9 Mann von
der Equipage eines Holländischen Schiffes,
welches ebenfalls auf eben dieser Küste gestran-
det, zu denen von diesem Schiffe. Den 21
mit anbrechendem Tage begab sich der Capi-
tain mit seinen Leuten auf den Marsch, um zu
trachten, nach Ceuta zu gelangen, und nahm
seinen Weg Nordwärts. Allein sie wurden
gar bald von einer grossen Anzahl Mohren ent-
decket und umringet und sämmtlich zu Gefan-
genen gemacht. Diese Barbaren plünderten
sie bis auf das Hemd aus, und nöthigten sie
mit Stockschlägen zu marschiren, ja sie begien-
gen sogar die Grausamkeit, 2 Matrossen, wel-
che ihren Willen nach nicht geschwind genug
marschirten, zu massacriren. Des Abends
wurden sie in die Ställe eines Schlosses einge-
sperret, wo man ihnen nichts als ein Stück
schwarz Brod und ein wenig Wasser reichte.
Den 22 und 23 sezten sie ihren Marsch auf eben
die Weise fort und den 24 Morgens beraubten
sie die Mohren noch alles, was sie ihnen bisher
gelassen. Des Nachmittags kam der Gou-
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <front>
      <titlePage type="heading">
        <pb facs="#f0001" n="101"/>
        <fw type="pageNum" place="top">101</fw><lb/>
        <docTitle>
          <titlePart type="main">Bayreuther <figure/> Zeitungen<lb/><space dim="horizontal"/>   ( <hi rendition="#aq">Num</hi>. 26 )   <space dim="horizontal"/>  Dienstags / den 29 Februarii 1752</titlePart>
        </docTitle>
      </titlePage>
    </front>
    <body>
      <cb type="start"/>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <head>Amsterdam / vom 18 Febr.</head>
          <p>Allhier hat<lb/>
man von dem traurigen Schicksale, welches<lb/>
dem Kriegsschiffe, das Hauß im Busche ge-<lb/>
nannt, und nachhero dessen Capitain und<lb/>
Equipage wiederfahren, mit Briefen aus Te-<lb/>
tuan vom 27 Dec. folgende zuverläßige Nach-<lb/>
richt erhalten:</p><lb/>
          <p>Nachdeme gedachtes Schiff vom 18 bis<lb/>
auf den 20 Nov. einen der erschröcklichsten<lb/>
Stürme ausgestanden, wurde es an diesem<lb/>
Tage zwischen 12 und 1 Uhr des Nachmittags<lb/>
an die Küste zwischen Ceuta und dem Vorge-<lb/>
bürge Porkas verschlagen, wo selbiges stran-<lb/>
dete. Weil der Capitain in diesen unglückli-<lb/>
chen Umständen kein Mittel fand, das Schiff<lb/>
zu salviren, nahm er den Entschluß, sich mit sei-<lb/>
nen Leuten ans Land zu begeben, diese bestun-<lb/>
den in 132 Personen, wovon 5 das Unglück<lb/>
hatten, zu ertrinken, worunter der Sohn des<lb/>
Herrn van Aerssen, Herrn van Voshol, Prä-<lb/>
sidenten von der Auditions Rechnungs=Kam-<lb/>
mer von Holland sich befunden. Die übri-<lb/>
gen haben die Küste mit vieler Gefahr gewon-<lb/>
nen. Der Himmel war damals so trübe, daß<lb/>
man nicht erkennen konnte, ob die Gegend, wo<lb/>
sie ans Land gekommen, auf dem Gebiethe der<lb/>
Spanier, oder der Mohren gelegen seye; und<lb/>
gleichwie die Nacht herannahete und zugleich<lb/><cb n="2"/>
ein starcker Regen fiel, so wurde, ohnerachtet<lb/>
man keine Lebensmittel hatte, beschlossen, die<lb/>
Nacht allda zu zubringen, in der Hofnung, des<lb/>
andern Morgens einige Entdeckung zu machen.<lb/>
Während dieser Zeit kamen noch 9 Mann von<lb/>
der Equipage eines Holländischen Schiffes,<lb/>
welches ebenfalls auf eben dieser Küste gestran-<lb/>
det, zu denen von diesem Schiffe. Den 21<lb/>
mit anbrechendem Tage begab sich der Capi-<lb/>
tain mit seinen Leuten auf den Marsch, um zu<lb/>
trachten, nach Ceuta zu gelangen, und nahm<lb/>
seinen Weg Nordwärts. Allein sie wurden<lb/>
gar bald von einer grossen Anzahl Mohren ent-<lb/>
decket und umringet und sämmtlich zu Gefan-<lb/>
genen gemacht. Diese Barbaren plünderten<lb/>
sie bis auf das Hemd aus, und nöthigten sie<lb/>
mit Stockschlägen zu marschiren, ja sie begien-<lb/>
gen sogar die Grausamkeit, 2 Matrossen, wel-<lb/>
che ihren Willen nach nicht geschwind genug<lb/>
marschirten, zu massacriren. Des Abends<lb/>
wurden sie in die Ställe eines Schlosses einge-<lb/>
sperret, wo man ihnen nichts als ein Stück<lb/>
schwarz Brod und ein wenig Wasser reichte.<lb/>
Den 22 und 23 sezten sie ihren Marsch auf eben<lb/>
die Weise fort und den 24 Morgens beraubten<lb/>
sie die Mohren noch alles, was sie ihnen bisher<lb/>
gelassen. Des Nachmittags kam der Gou-<lb/><cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0001] 101 Bayreuther [Abbildung] Zeitungen ( Num. 26 ) Dienstags / den 29 Februarii 1752 Amsterdam / vom 18 Febr. Allhier hat man von dem traurigen Schicksale, welches dem Kriegsschiffe, das Hauß im Busche ge- nannt, und nachhero dessen Capitain und Equipage wiederfahren, mit Briefen aus Te- tuan vom 27 Dec. folgende zuverläßige Nach- richt erhalten: Nachdeme gedachtes Schiff vom 18 bis auf den 20 Nov. einen der erschröcklichsten Stürme ausgestanden, wurde es an diesem Tage zwischen 12 und 1 Uhr des Nachmittags an die Küste zwischen Ceuta und dem Vorge- bürge Porkas verschlagen, wo selbiges stran- dete. Weil der Capitain in diesen unglückli- chen Umständen kein Mittel fand, das Schiff zu salviren, nahm er den Entschluß, sich mit sei- nen Leuten ans Land zu begeben, diese bestun- den in 132 Personen, wovon 5 das Unglück hatten, zu ertrinken, worunter der Sohn des Herrn van Aerssen, Herrn van Voshol, Prä- sidenten von der Auditions Rechnungs=Kam- mer von Holland sich befunden. Die übri- gen haben die Küste mit vieler Gefahr gewon- nen. Der Himmel war damals so trübe, daß man nicht erkennen konnte, ob die Gegend, wo sie ans Land gekommen, auf dem Gebiethe der Spanier, oder der Mohren gelegen seye; und gleichwie die Nacht herannahete und zugleich ein starcker Regen fiel, so wurde, ohnerachtet man keine Lebensmittel hatte, beschlossen, die Nacht allda zu zubringen, in der Hofnung, des andern Morgens einige Entdeckung zu machen. Während dieser Zeit kamen noch 9 Mann von der Equipage eines Holländischen Schiffes, welches ebenfalls auf eben dieser Küste gestran- det, zu denen von diesem Schiffe. Den 21 mit anbrechendem Tage begab sich der Capi- tain mit seinen Leuten auf den Marsch, um zu trachten, nach Ceuta zu gelangen, und nahm seinen Weg Nordwärts. Allein sie wurden gar bald von einer grossen Anzahl Mohren ent- decket und umringet und sämmtlich zu Gefan- genen gemacht. Diese Barbaren plünderten sie bis auf das Hemd aus, und nöthigten sie mit Stockschlägen zu marschiren, ja sie begien- gen sogar die Grausamkeit, 2 Matrossen, wel- che ihren Willen nach nicht geschwind genug marschirten, zu massacriren. Des Abends wurden sie in die Ställe eines Schlosses einge- sperret, wo man ihnen nichts als ein Stück schwarz Brod und ein wenig Wasser reichte. Den 22 und 23 sezten sie ihren Marsch auf eben die Weise fort und den 24 Morgens beraubten sie die Mohren noch alles, was sie ihnen bisher gelassen. Des Nachmittags kam der Gou-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation; Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayreuther26_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayreuther26_1752/1
Zitationshilfe: Bayreuther Zeitungen. Nr. 26. Bayreuth, 29. Februar 1752, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayreuther26_1752/1>, abgerufen am 14.05.2024.