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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 5. Berlin, 9. Juli 1740.

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[Beginn Spaltensatz] gesonnen sey, nächstens von Wien eine Reise in hiesige
Lande zu thun, ist bereits völlig wieder verschwunden.
Desgleichen hat sich auch der bisherige Ruf, daß die
Durchlauchtigste Ertz= Hertzogin, unsere gnädigste Gou-
vernantin, in kurtzem von hier nach dem Kayserlichen
Hofe zurück reisen wolle, gäntzlich verlohren. Die
sämmtlichen Bürger dieser Stadt wünschen aus einem
Ehrfurcht= und Liebes= vollen Eyfer, die Regierung der
Oesterreichischen Niederlande so lange, als nur immer
möglich ist, in den Händen einer solchen weisen und güti-
gen Prinzessin zu sehen. Vorige Woche ging ein aus
Paris kommender Curier durch unsere Stadt nach Ber-
lin. Selbiger soll nicht allein dem am Preussischen Ho-
fe befindlichen Minister des Französischen Hofes Mar-
quis von Valory, sondern auch den beyden Ambassa-
deurs des Allerchristlichsten Königs zu Petersburg und
Stockholm, Briefe von grosser Wichtigkeit überbrin-
gen. Ein anderer von dem Groß= Brittannischen Ge-
sandten am Französischen Hofe, Grafen von Walde-
grave, abgefertigter Curier reisete neulich gleichfalls
hier durch nach Hannover, und man sagt, dessen Brief-
schaften beträfen hauptsächlich einen zwischen Engelland
und Spanien vorhabenden Waffen= Stillstand. Von
Brügge wird gemeldet, daß der Graf von Limminge
letztens zum dasigen Bürgermeister einmüthig sey erweh-
let worden. Den jüngsten Nachrichten aus Wien zu-
folge, habe der General, Graf von Wallis, welcher,
bekannter massen, auf der Vestung Spielberg Arrest hält,
bey dem Magistrat zu Brün klagend angebracht, daß ein
dortiger Zeitungs= Verfasser in einem seiner Blätter
erwehnet hätte, der Commandant gemeldeter Vestung
sey genöthiget worden, des Grafen wegen alle junge
Mägdgen und hübsche Weiber wegzuschaffen.

Leipzig, vom 5. Julii.

Neulich ist hier das Jubel=Fest der vor nunmehro drey
hundert Jahren erfundenen Buchdruckerey= Kunst feyer-
lichst begangen worden, und vorigen Montag hielt der
berühmte Professor Gottsched deswegen im grossen Für-
sten- Collegio mit allgemeinem Beyfall eine ausbün-
dig schöne Rede. Ausser dem Rectore und ein Paar
jungen Grafen von Reuß und von Hoym, waren wohl
50. bis 60. graduirte Personen von allen Facultäten
mit zugegen. Die Studenten liefen in solcher Menge
herbey, daß auch eine Wache von 28 Mann ihnen kaum
wiederstehen konte. Ein gewisser Professor, welcher
glaubte, es geschähe dieser edlen Erfindung gar zu viel
[Spaltenumbruch] Ehre, wenn die Jubel= Rede in der Pauliner Kirche
gehalten würde, und der auch nicht einmahl verstatten
wolte, eine Wache vor das Fürsten=Collegium zu setzen,
gerieth nebst einem jungen Grafen, der sich mit ihm
nach gedachtem Collegio zu begeben im Begrif war,
so sehr ins Gedränge, daß man ihn fast erdrückt hätte.
Er verlohr unter dem Schwarm des Volcks seinen jun-
gen Grafen, und muste gar befürchten, daß selbiger,
als ein zarter Herr, sein Leben einbüssen könnte.
Es ist aber weder ihm, noch sonst jemanden, ein merck-
licher Schade geschehen, ohngeachtet viele um ihre Hü-
te, und einige Catecheten um ihre Mäntel kamen, auch
der Professor Teller sehr im Gedränge litte. D. Bör-
ner und D Olearius musten wieder umkehren; weil sie
unmöglich durch das Volck konten. Der gantze Platz
im grossen Fürsten= Collegio und bey der Niclas= Kirche
stund so voll, als inwendig schon alles mit Menschen an-
gefüllet war. Die Leute stiegen mit Leitern an die Fen-
ster hinauf, und hinter dem Catheder auf dem Walle am
Fenster, befand sich eine grosse Menge, um durch dassel-
be mit zuzuhören. Die Rede daurete 5. Viertelstun-
den, und mit der Music 2. gantze Stunden Hernach
war ein Gastgebot ohngefehr von funfzig Personen,
auf Kosten der Buchdrucker= Herren, deren 15. mit
speiseten. Die übrige Gesellschaft bestund aus dem
Rectore, vielen Professoribus von allen Facultäten, ver-
schiedenen Raths= Herrn und etlichen andern Gelehr-
ten, so denn aus den vornehmsten hiesigen Buchhänd-
lern.



Gelehrte Sachen.

Wir werden bey gelegener Zeit dem geneigten Leser an-
zeigen, was eigentlich der Jnhalt dieses Articuls
von gelehrten Sachen seyn soll. Anitzo wollen wir nur
melden, daß wir gar nicht gesinnet seyn, anderen Jour-
nal
en oder Zeitungen das ihrige abzuborgen, es sey dann,
daß man vor nöthig befinde, bey einem oder dem andern
etwas zu erinnern, welches jederzeit mit aller gebühren-
den Bescheidenheit geschehen soll. Und sind wir der ve-
sten Hofnung, es werde uns hinkünftig niemahls an-
Materie gebrechen, die Lehrbegierigen mit annehmli-
chen Sachen zu unterhalten, welche mit der gesammten
Gelahrtheit eine Verbindung haben. Wir sehen auch
gerne, wann uns jemand neue Entdeckungen, Nachrich-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] gesonnen sey, nächstens von Wien eine Reise in hiesige
Lande zu thun, ist bereits völlig wieder verschwunden.
Desgleichen hat sich auch der bisherige Ruf, daß die
Durchlauchtigste Ertz= Hertzogin, unsere gnädigste Gou-
vernantin, in kurtzem von hier nach dem Kayserlichen
Hofe zurück reisen wolle, gäntzlich verlohren. Die
sämmtlichen Bürger dieser Stadt wünschen aus einem
Ehrfurcht= und Liebes= vollen Eyfer, die Regierung der
Oesterreichischen Niederlande so lange, als nur immer
möglich ist, in den Händen einer solchen weisen und güti-
gen Prinzessin zu sehen. Vorige Woche ging ein aus
Paris kommender Curier durch unsere Stadt nach Ber-
lin. Selbiger soll nicht allein dem am Preussischen Ho-
fe befindlichen Minister des Französischen Hofes Mar-
quis von Valory, sondern auch den beyden Ambassa-
deurs des Allerchristlichsten Königs zu Petersburg und
Stockholm, Briefe von grosser Wichtigkeit überbrin-
gen. Ein anderer von dem Groß= Brittannischen Ge-
sandten am Französischen Hofe, Grafen von Walde-
grave, abgefertigter Curier reisete neulich gleichfalls
hier durch nach Hannover, und man sagt, dessen Brief-
schaften beträfen hauptsächlich einen zwischen Engelland
und Spanien vorhabenden Waffen= Stillstand. Von
Brügge wird gemeldet, daß der Graf von Limminge
letztens zum dasigen Bürgermeister einmüthig sey erweh-
let worden. Den jüngsten Nachrichten aus Wien zu-
folge, habe der General, Graf von Wallis, welcher,
bekannter massen, auf der Vestung Spielberg Arrest hält,
bey dem Magistrat zu Brün klagend angebracht, daß ein
dortiger Zeitungs= Verfasser in einem seiner Blätter
erwehnet hätte, der Commandant gemeldeter Vestung
sey genöthiget worden, des Grafen wegen alle junge
Mägdgen und hübsche Weiber wegzuschaffen.

Leipzig, vom 5. Julii.

Neulich ist hier das Jubel=Fest der vor nunmehro drey
hundert Jahren erfundenen Buchdruckerey= Kunst feyer-
lichst begangen worden, und vorigen Montag hielt der
berühmte Professor Gottsched deswegen im grossen Für-
sten- Collegio mit allgemeinem Beyfall eine ausbün-
dig schöne Rede. Ausser dem Rectore und ein Paar
jungen Grafen von Reuß und von Hoym, waren wohl
50. bis 60. graduirte Personen von allen Facultäten
mit zugegen. Die Studenten liefen in solcher Menge
herbey, daß auch eine Wache von 28 Mann ihnen kaum
wiederstehen konte. Ein gewisser Professor, welcher
glaubte, es geschähe dieser edlen Erfindung gar zu viel
[Spaltenumbruch] Ehre, wenn die Jubel= Rede in der Pauliner Kirche
gehalten würde, und der auch nicht einmahl verstatten
wolte, eine Wache vor das Fürsten=Collegium zu setzen,
gerieth nebst einem jungen Grafen, der sich mit ihm
nach gedachtem Collegio zu begeben im Begrif war,
so sehr ins Gedränge, daß man ihn fast erdrückt hätte.
Er verlohr unter dem Schwarm des Volcks seinen jun-
gen Grafen, und muste gar befürchten, daß selbiger,
als ein zarter Herr, sein Leben einbüssen könnte.
Es ist aber weder ihm, noch sonst jemanden, ein merck-
licher Schade geschehen, ohngeachtet viele um ihre Hü-
te, und einige Catecheten um ihre Mäntel kamen, auch
der Professor Teller sehr im Gedränge litte. D. Bör-
ner und D Olearius musten wieder umkehren; weil sie
unmöglich durch das Volck konten. Der gantze Platz
im grossen Fürsten= Collegio und bey der Niclas= Kirche
stund so voll, als inwendig schon alles mit Menschen an-
gefüllet war. Die Leute stiegen mit Leitern an die Fen-
ster hinauf, und hinter dem Catheder auf dem Walle am
Fenster, befand sich eine grosse Menge, um durch dassel-
be mit zuzuhören. Die Rede daurete 5. Viertelstun-
den, und mit der Music 2. gantze Stunden Hernach
war ein Gastgebot ohngefehr von funfzig Personen,
auf Kosten der Buchdrucker= Herren, deren 15. mit
speiseten. Die übrige Gesellschaft bestund aus dem
Rectore, vielen Professoribus von allen Facultäten, ver-
schiedenen Raths= Herrn und etlichen andern Gelehr-
ten, so denn aus den vornehmsten hiesigen Buchhänd-
lern.



Gelehrte Sachen.

Wir werden bey gelegener Zeit dem geneigten Leser an-
zeigen, was eigentlich der Jnhalt dieses Articuls
von gelehrten Sachen seyn soll. Anitzo wollen wir nur
melden, daß wir gar nicht gesinnet seyn, anderen Jour-
nal
en oder Zeitungen das ihrige abzuborgen, es sey dann,
daß man vor nöthig befinde, bey einem oder dem andern
etwas zu erinnern, welches jederzeit mit aller gebühren-
den Bescheidenheit geschehen soll. Und sind wir der ve-
sten Hofnung, es werde uns hinkünftig niemahls an-
Materie gebrechen, die Lehrbegierigen mit annehmli-
chen Sachen zu unterhalten, welche mit der gesammten
Gelahrtheit eine Verbindung haben. Wir sehen auch
gerne, wann uns jemand neue Entdeckungen, Nachrich-
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 5. Berlin, 9. Juli 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin005_1740/3>, abgerufen am 20.05.2024.