Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 38. Berlin, 24. September 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

[Beginn Spaltensatz] worden, in höchster Person bey. Da die Sache wegen
Herrstall bereits so ernsthaft geworden; so dürfte der
Prinz und Bischof von Lüttich erfahren, daß man die
Freundschaft eines grossen Königs, nicht ohne Schaden
versäumet. Seine Königliche Majestät haben den
jungen Prinzen von Hessen= Homburg zum Capitain
über eine Compagnie Dragoner, und den Gra-
fen von Neu= Wied zum Oberkammerherrn ernannt.
Wie man vernimmt, so soll Frankreich nunmehro wirk-
lich den Krieg gegen Engelland declariret haben Ehe-
gestern brachte man einen Prediger aus dem Mecklen-
burgischen, der sich Mag: Darges nennt, zur gefängli-
chen Haft hieher. Er giebt vor, daß er ehedem bey
dem Herzoge von Mecklenburg, Cabinetsprediger gewe-
sen sey. Man wird ihn nunmehro mit einem berüch-
tigten Diebe, der ein Studiosus Theologie seyn will,
und sich Musäus nennt, der aber eigentlich Werenberg
heissen soll, confrontiren, weil dieser auf jenen bekennet,
und ihn zum Mitschuldigen einer Bande angiebt, von
welcher bereits vor zweyen Jahren einige in Perlberg
ertappet worden.

Sogleich vernimmt man, daß Se Königliche Ma-
jestät von Dero Reise glücklich und bey höchstem Wohl-
seyn gestern Abend wieder zu Potsdam eingetroffen.

Madrid, vom 29. August.

Der Holländische Minister, Herr van der Meer ist
sehr oft mit dem Marquis de Villarias zu St. Jldefonse
in Unterredung, welche hauptsächlich die Handlung der
Holländer nach America betrift. Der französische Mi-
nister, Graf von der Mark, ist wegen einer zugestossenen
Unpäslichkeit nicht mehr als einmahl zu St. Jldefonse bey
Hofe gewesen, allein die Unterhandlungen gehen dem un-
geachtet ihren Weg Der Marquis de Villarias besucht
ihn, und arbeitet mit ihm in seinem Zimmer, so oft es die
Umstände erfordern. Die grosse Junta versammlet sich
wöchentlich zweymahl, und ist immer beschäftigt, die Mit-
tel ausfündig zu machen, den Krieg mit den Engellän-
dern fortzusetzen.

Neapolis, vom 30. August.

Der Tractat zwischen unserm Hofe und der Republick
Tripolis, ist nunmehro durch die Geschicklichkeit des Rit-
ters Finochietti völlig zu Stande gebracht worden Hin-
gegen ist man mit dem Dey von Algier noch lange nicht so
weit gekommen, weil derselbe viele sehr wichtige Vortheile
verlangt, um den Algierern den Schaden zu ersetzen, wel-
cher ihnen durch den vorgeschlagenen Tractat zugefügt
[Spaltenumbruch] werden dürfte Jnzwischen hat sich der Grossultan die-
ser Sache ernstlich angenommen, und die Algierer durch
ein zweites Schreiben zu freundschaftlichern Gedanken zu
bewegen gesucht. Der Gesandte von Malta hat der Pforte
wegen verschiedener Artickel, die sich in dem Tractate, der
zwischen dem türkischen Hofe und dem Könige beider Si-
cilien geschlossen worden, im Namen seines Ordens einige
Vorstellungen gethan. Eines von unsern Schiffen, wel-
ches kürzlich hier angekommen ist, hat die Nachricht mit-
gebracht, daß der Capitain Cacace eine barbarische Gal-
liotte erobert, so haben auch noch zwo von unsern Galliot-
ten, zwo andere barbarische zu Messina aufgebracht. Auf
diesen letztern sind 80 Mann von den unsern getödtet und
70 in die Fessel geschlagen worden., Am Dienstage als
am Tage des heiligen Ludewigs, welchen Namen der
Bruder unsers Königs führet, war der Hof sehr prächtig.
Der König hat ein goldnes Kästchen von sehr grossem
Werthe gekauft. Er wird dasselbe mit Juwelen besetzen
lassen, wozu er zwanzig tausend Ducaten bestimmt hat,
sodann dasselbe mit dreissig tausend Pistolen anfüllen, und
dieses alles der Königin zum Geschenke in ihrem Wochen-
bette überreichen lassen. Die letztern Briefe von Ma-
drid melden, daß ehestens eine Veränderung im Ministe-
rio vorgenommen werden dürfte, und man glaubt, daß
diese Veränderung auch in unser Ministerium einen Ein-
fiuß haben könnte.

Venedig, vom 9. September.

Der Herr Pietro Andrea Capello, welcher als unser
Gesandter nach Wien gehet, von wannen der Herr Ale-
xander Zeno, welcher bisher daselbst als unser Minister
gestanden, zurück kommen wird, wird seine Sachen in we-
nig Tagen dahin voraus schicken. So macht sich auch
der Rathsherr Manin, welcher zum Podesta von Padua
erwehlt worden, bereit dahin zu gehen. Dieser Herr,
welcher grosse Reichthümer besitzt, hat sich einen sehr präch-
tigen Staat zugelegt. Seine Staatskutsche ist eine un-
geheure Maschine und bey aller ihrer Kostbarkeit, von
sehr schlechtem Geschmacke. Die Bologneser sollen
mit ihrem neuen Legaten dem Cardinal Alberoni gar nicht
zufrieden seyn, weil sie sich nicht viel gutes von ihm ver-
sprechen. Die Republick S. Marino ist willens gewe-
sen, zu Ende dieses Monaths ein dreytägiges Freudenfest
zu feyern, weil ihnen der vorige Papst ihre völlige Frey-
heit wieder zugestanden. Allein dem Verlaute nach, soll
dasselbe gegenwärtig noch aufgeschoben seyn, weil der
neue Papst ihnen zugemuthet, alle diejenigen wieder in die
Stadt zu nehmen, welche wegen des Verständnisses, das
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] worden, in höchster Person bey. Da die Sache wegen
Herrstall bereits so ernsthaft geworden; so dürfte der
Prinz und Bischof von Lüttich erfahren, daß man die
Freundschaft eines grossen Königs, nicht ohne Schaden
versäumet. Seine Königliche Majestät haben den
jungen Prinzen von Hessen= Homburg zum Capitain
über eine Compagnie Dragoner, und den Gra-
fen von Neu= Wied zum Oberkammerherrn ernannt.
Wie man vernimmt, so soll Frankreich nunmehro wirk-
lich den Krieg gegen Engelland declariret haben Ehe-
gestern brachte man einen Prediger aus dem Mecklen-
burgischen, der sich Mag: Darges nennt, zur gefängli-
chen Haft hieher. Er giebt vor, daß er ehedem bey
dem Herzoge von Mecklenburg, Cabinetsprediger gewe-
sen sey. Man wird ihn nunmehro mit einem berüch-
tigten Diebe, der ein Studiosus Theologie seyn will,
und sich Musäus nennt, der aber eigentlich Werenberg
heissen soll, confrontiren, weil dieser auf jenen bekennet,
und ihn zum Mitschuldigen einer Bande angiebt, von
welcher bereits vor zweyen Jahren einige in Perlberg
ertappet worden.

Sogleich vernimmt man, daß Se Königliche Ma-
jestät von Dero Reise glücklich und bey höchstem Wohl-
seyn gestern Abend wieder zu Potsdam eingetroffen.

Madrid, vom 29. August.

Der Holländische Minister, Herr van der Meer ist
sehr oft mit dem Marquis de Villarias zu St. Jldefonse
in Unterredung, welche hauptsächlich die Handlung der
Holländer nach America betrift. Der französische Mi-
nister, Graf von der Mark, ist wegen einer zugestossenen
Unpäslichkeit nicht mehr als einmahl zu St. Jldefonse bey
Hofe gewesen, allein die Unterhandlungen gehen dem un-
geachtet ihren Weg Der Marquis de Villarias besucht
ihn, und arbeitet mit ihm in seinem Zimmer, so oft es die
Umstände erfordern. Die grosse Junta versammlet sich
wöchentlich zweymahl, und ist immer beschäftigt, die Mit-
tel ausfündig zu machen, den Krieg mit den Engellän-
dern fortzusetzen.

Neapolis, vom 30. August.

Der Tractat zwischen unserm Hofe und der Republick
Tripolis, ist nunmehro durch die Geschicklichkeit des Rit-
ters Finochietti völlig zu Stande gebracht worden Hin-
gegen ist man mit dem Dey von Algier noch lange nicht so
weit gekommen, weil derselbe viele sehr wichtige Vortheile
verlangt, um den Algierern den Schaden zu ersetzen, wel-
cher ihnen durch den vorgeschlagenen Tractat zugefügt
[Spaltenumbruch] werden dürfte Jnzwischen hat sich der Grossultan die-
ser Sache ernstlich angenommen, und die Algierer durch
ein zweites Schreiben zu freundschaftlichern Gedanken zu
bewegen gesucht. Der Gesandte von Malta hat der Pforte
wegen verschiedener Artickel, die sich in dem Tractate, der
zwischen dem türkischen Hofe und dem Könige beider Si-
cilien geschlossen worden, im Namen seines Ordens einige
Vorstellungen gethan. Eines von unsern Schiffen, wel-
ches kürzlich hier angekommen ist, hat die Nachricht mit-
gebracht, daß der Capitain Cacace eine barbarische Gal-
liotte erobert, so haben auch noch zwo von unsern Galliot-
ten, zwo andere barbarische zu Messina aufgebracht. Auf
diesen letztern sind 80 Mann von den unsern getödtet und
70 in die Fessel geschlagen worden., Am Dienstage als
am Tage des heiligen Ludewigs, welchen Namen der
Bruder unsers Königs führet, war der Hof sehr prächtig.
Der König hat ein goldnes Kästchen von sehr grossem
Werthe gekauft. Er wird dasselbe mit Juwelen besetzen
lassen, wozu er zwanzig tausend Ducaten bestimmt hat,
sodann dasselbe mit dreissig tausend Pistolen anfüllen, und
dieses alles der Königin zum Geschenke in ihrem Wochen-
bette überreichen lassen. Die letztern Briefe von Ma-
drid melden, daß ehestens eine Veränderung im Ministe-
rio vorgenommen werden dürfte, und man glaubt, daß
diese Veränderung auch in unser Ministerium einen Ein-
fiuß haben könnte.

Venedig, vom 9. September.

Der Herr Pietro Andrea Capello, welcher als unser
Gesandter nach Wien gehet, von wannen der Herr Ale-
xander Zeno, welcher bisher daselbst als unser Minister
gestanden, zurück kommen wird, wird seine Sachen in we-
nig Tagen dahin voraus schicken. So macht sich auch
der Rathsherr Manin, welcher zum Podesta von Padua
erwehlt worden, bereit dahin zu gehen. Dieser Herr,
welcher grosse Reichthümer besitzt, hat sich einen sehr präch-
tigen Staat zugelegt. Seine Staatskutsche ist eine un-
geheure Maschine und bey aller ihrer Kostbarkeit, von
sehr schlechtem Geschmacke. Die Bologneser sollen
mit ihrem neuen Legaten dem Cardinal Alberoni gar nicht
zufrieden seyn, weil sie sich nicht viel gutes von ihm ver-
sprechen. Die Republick S. Marino ist willens gewe-
sen, zu Ende dieses Monaths ein dreytägiges Freudenfest
zu feyern, weil ihnen der vorige Papst ihre völlige Frey-
heit wieder zugestanden. Allein dem Verlaute nach, soll
dasselbe gegenwärtig noch aufgeschoben seyn, weil der
neue Papst ihnen zugemuthet, alle diejenigen wieder in die
Stadt zu nehmen, welche wegen des Verständnisses, das
[Ende Spaltensatz] 

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0002"/><cb type="start"/>
worden, in höchster Person bey. Da die Sache wegen<lb/>
Herrstall bereits so ernsthaft geworden; so dürfte der<lb/>
Prinz und Bischof von Lüttich erfahren, daß man die<lb/>
Freundschaft eines grossen Königs, nicht ohne Schaden<lb/>
versäumet. Seine Königliche Majestät haben den<lb/>
jungen Prinzen von Hessen= Homburg zum Capitain<lb/>
über eine Compagnie Dragoner, und den Gra-<lb/>
fen von Neu= Wied zum Oberkammerherrn ernannt.<lb/>
Wie man vernimmt, so soll Frankreich nunmehro wirk-<lb/>
lich den Krieg gegen Engelland declariret haben Ehe-<lb/>
gestern brachte man einen Prediger aus dem Mecklen-<lb/>
burgischen, der sich Mag: Darges nennt, zur gefängli-<lb/>
chen Haft hieher. Er giebt vor, daß er ehedem bey<lb/>
dem Herzoge von Mecklenburg, Cabinetsprediger gewe-<lb/>
sen sey. Man wird ihn nunmehro mit einem berüch-<lb/>
tigten Diebe, der ein Studiosus Theologie seyn will,<lb/>
und sich Musäus nennt, der aber eigentlich Werenberg<lb/>
heissen soll, confrontiren, weil dieser auf jenen bekennet,<lb/>
und ihn zum Mitschuldigen einer Bande angiebt, von<lb/>
welcher bereits vor zweyen Jahren einige in Perlberg<lb/>
ertappet worden.</p><lb/>
          <p>Sogleich vernimmt man, daß Se Königliche Ma-<lb/>
jestät von Dero Reise glücklich und bey höchstem Wohl-<lb/>
seyn gestern Abend wieder zu Potsdam eingetroffen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head>Madrid, vom 29. August.</head><lb/>
          <p>Der Holländische Minister, Herr van der Meer ist<lb/>
sehr oft mit dem Marquis de Villarias zu St. Jldefonse<lb/>
in Unterredung, welche hauptsächlich die Handlung der<lb/>
Holländer nach America betrift. Der französische Mi-<lb/>
nister, Graf von der Mark, ist wegen einer zugestossenen<lb/>
Unpäslichkeit nicht mehr als einmahl zu St. Jldefonse bey<lb/>
Hofe gewesen, allein die Unterhandlungen gehen dem un-<lb/>
geachtet ihren Weg Der Marquis de Villarias besucht<lb/>
ihn, und arbeitet mit ihm in seinem Zimmer, so oft es die<lb/>
Umstände erfordern. Die grosse Junta versammlet sich<lb/>
wöchentlich zweymahl, und ist immer beschäftigt, die Mit-<lb/>
tel ausfündig zu machen, den Krieg mit den Engellän-<lb/>
dern fortzusetzen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head>Neapolis, vom 30. August.</head><lb/>
          <p>Der Tractat zwischen unserm Hofe und der Republick<lb/>
Tripolis, ist nunmehro durch die Geschicklichkeit des Rit-<lb/>
ters Finochietti völlig zu Stande gebracht worden Hin-<lb/>
gegen ist man mit dem Dey von Algier noch lange nicht so<lb/>
weit gekommen, weil derselbe viele sehr wichtige Vortheile<lb/>
verlangt, um den Algierern den Schaden zu ersetzen, wel-<lb/>
cher ihnen durch den vorgeschlagenen Tractat zugefügt<lb/><cb n="2"/>
werden dürfte Jnzwischen hat sich der Grossultan die-<lb/>
ser Sache ernstlich angenommen, und die Algierer durch<lb/>
ein zweites Schreiben zu freundschaftlichern Gedanken zu<lb/>
bewegen gesucht. Der Gesandte von Malta hat der Pforte<lb/>
wegen verschiedener Artickel, die sich in dem Tractate, der<lb/>
zwischen dem türkischen Hofe und dem Könige beider Si-<lb/>
cilien geschlossen worden, im Namen seines Ordens einige<lb/>
Vorstellungen gethan. Eines von unsern Schiffen, wel-<lb/>
ches kürzlich hier angekommen ist, hat die Nachricht mit-<lb/>
gebracht, daß der Capitain Cacace eine barbarische Gal-<lb/>
liotte erobert, so haben auch noch zwo von unsern Galliot-<lb/>
ten, zwo andere barbarische zu Messina aufgebracht. Auf<lb/>
diesen letztern sind 80 Mann von den unsern getödtet und<lb/>
70 in die Fessel geschlagen worden., Am Dienstage als<lb/>
am Tage des heiligen Ludewigs, welchen Namen der<lb/>
Bruder unsers Königs führet, war der Hof sehr prächtig.<lb/>
Der König hat ein goldnes Kästchen von sehr grossem<lb/>
Werthe gekauft. Er wird dasselbe mit Juwelen besetzen<lb/>
lassen, wozu er zwanzig tausend Ducaten bestimmt hat,<lb/>
sodann dasselbe mit dreissig tausend Pistolen anfüllen, und<lb/>
dieses alles der Königin zum Geschenke in ihrem Wochen-<lb/>
bette überreichen lassen. Die letztern Briefe von Ma-<lb/>
drid melden, daß ehestens eine Veränderung im Ministe-<lb/>
rio vorgenommen werden dürfte, und man glaubt, daß<lb/>
diese Veränderung auch in unser Ministerium einen Ein-<lb/>
fiuß haben könnte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head>Venedig, vom 9. September.</head><lb/>
          <p>Der Herr Pietro Andrea Capello, welcher als unser<lb/>
Gesandter nach Wien gehet, von wannen der Herr Ale-<lb/>
xander Zeno, welcher bisher daselbst als unser Minister<lb/>
gestanden, zurück kommen wird, wird seine Sachen in we-<lb/>
nig Tagen dahin voraus schicken. So macht sich auch<lb/>
der Rathsherr Manin, welcher zum Podesta von Padua<lb/>
erwehlt worden, bereit dahin zu gehen. Dieser Herr,<lb/>
welcher grosse Reichthümer besitzt, hat sich einen sehr präch-<lb/>
tigen Staat zugelegt. Seine Staatskutsche ist eine un-<lb/>
geheure Maschine und bey aller ihrer Kostbarkeit, von<lb/>
sehr schlechtem Geschmacke. Die Bologneser sollen<lb/>
mit ihrem neuen Legaten dem Cardinal Alberoni gar nicht<lb/>
zufrieden seyn, weil sie sich nicht viel gutes von ihm ver-<lb/>
sprechen. Die Republick S. Marino ist willens gewe-<lb/>
sen, zu Ende dieses Monaths ein dreytägiges Freudenfest<lb/>
zu feyern, weil ihnen der vorige Papst ihre völlige Frey-<lb/>
heit wieder zugestanden. Allein dem Verlaute nach, soll<lb/>
dasselbe gegenwärtig noch aufgeschoben seyn, weil der<lb/>
neue Papst ihnen zugemuthet, alle diejenigen wieder in die<lb/>
Stadt zu nehmen, welche wegen des Verständnisses, das<lb/><cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0002] worden, in höchster Person bey. Da die Sache wegen Herrstall bereits so ernsthaft geworden; so dürfte der Prinz und Bischof von Lüttich erfahren, daß man die Freundschaft eines grossen Königs, nicht ohne Schaden versäumet. Seine Königliche Majestät haben den jungen Prinzen von Hessen= Homburg zum Capitain über eine Compagnie Dragoner, und den Gra- fen von Neu= Wied zum Oberkammerherrn ernannt. Wie man vernimmt, so soll Frankreich nunmehro wirk- lich den Krieg gegen Engelland declariret haben Ehe- gestern brachte man einen Prediger aus dem Mecklen- burgischen, der sich Mag: Darges nennt, zur gefängli- chen Haft hieher. Er giebt vor, daß er ehedem bey dem Herzoge von Mecklenburg, Cabinetsprediger gewe- sen sey. Man wird ihn nunmehro mit einem berüch- tigten Diebe, der ein Studiosus Theologie seyn will, und sich Musäus nennt, der aber eigentlich Werenberg heissen soll, confrontiren, weil dieser auf jenen bekennet, und ihn zum Mitschuldigen einer Bande angiebt, von welcher bereits vor zweyen Jahren einige in Perlberg ertappet worden. Sogleich vernimmt man, daß Se Königliche Ma- jestät von Dero Reise glücklich und bey höchstem Wohl- seyn gestern Abend wieder zu Potsdam eingetroffen. Madrid, vom 29. August. Der Holländische Minister, Herr van der Meer ist sehr oft mit dem Marquis de Villarias zu St. Jldefonse in Unterredung, welche hauptsächlich die Handlung der Holländer nach America betrift. Der französische Mi- nister, Graf von der Mark, ist wegen einer zugestossenen Unpäslichkeit nicht mehr als einmahl zu St. Jldefonse bey Hofe gewesen, allein die Unterhandlungen gehen dem un- geachtet ihren Weg Der Marquis de Villarias besucht ihn, und arbeitet mit ihm in seinem Zimmer, so oft es die Umstände erfordern. Die grosse Junta versammlet sich wöchentlich zweymahl, und ist immer beschäftigt, die Mit- tel ausfündig zu machen, den Krieg mit den Engellän- dern fortzusetzen. Neapolis, vom 30. August. Der Tractat zwischen unserm Hofe und der Republick Tripolis, ist nunmehro durch die Geschicklichkeit des Rit- ters Finochietti völlig zu Stande gebracht worden Hin- gegen ist man mit dem Dey von Algier noch lange nicht so weit gekommen, weil derselbe viele sehr wichtige Vortheile verlangt, um den Algierern den Schaden zu ersetzen, wel- cher ihnen durch den vorgeschlagenen Tractat zugefügt werden dürfte Jnzwischen hat sich der Grossultan die- ser Sache ernstlich angenommen, und die Algierer durch ein zweites Schreiben zu freundschaftlichern Gedanken zu bewegen gesucht. Der Gesandte von Malta hat der Pforte wegen verschiedener Artickel, die sich in dem Tractate, der zwischen dem türkischen Hofe und dem Könige beider Si- cilien geschlossen worden, im Namen seines Ordens einige Vorstellungen gethan. Eines von unsern Schiffen, wel- ches kürzlich hier angekommen ist, hat die Nachricht mit- gebracht, daß der Capitain Cacace eine barbarische Gal- liotte erobert, so haben auch noch zwo von unsern Galliot- ten, zwo andere barbarische zu Messina aufgebracht. Auf diesen letztern sind 80 Mann von den unsern getödtet und 70 in die Fessel geschlagen worden., Am Dienstage als am Tage des heiligen Ludewigs, welchen Namen der Bruder unsers Königs führet, war der Hof sehr prächtig. Der König hat ein goldnes Kästchen von sehr grossem Werthe gekauft. Er wird dasselbe mit Juwelen besetzen lassen, wozu er zwanzig tausend Ducaten bestimmt hat, sodann dasselbe mit dreissig tausend Pistolen anfüllen, und dieses alles der Königin zum Geschenke in ihrem Wochen- bette überreichen lassen. Die letztern Briefe von Ma- drid melden, daß ehestens eine Veränderung im Ministe- rio vorgenommen werden dürfte, und man glaubt, daß diese Veränderung auch in unser Ministerium einen Ein- fiuß haben könnte. Venedig, vom 9. September. Der Herr Pietro Andrea Capello, welcher als unser Gesandter nach Wien gehet, von wannen der Herr Ale- xander Zeno, welcher bisher daselbst als unser Minister gestanden, zurück kommen wird, wird seine Sachen in we- nig Tagen dahin voraus schicken. So macht sich auch der Rathsherr Manin, welcher zum Podesta von Padua erwehlt worden, bereit dahin zu gehen. Dieser Herr, welcher grosse Reichthümer besitzt, hat sich einen sehr präch- tigen Staat zugelegt. Seine Staatskutsche ist eine un- geheure Maschine und bey aller ihrer Kostbarkeit, von sehr schlechtem Geschmacke. Die Bologneser sollen mit ihrem neuen Legaten dem Cardinal Alberoni gar nicht zufrieden seyn, weil sie sich nicht viel gutes von ihm ver- sprechen. Die Republick S. Marino ist willens gewe- sen, zu Ende dieses Monaths ein dreytägiges Freudenfest zu feyern, weil ihnen der vorige Papst ihre völlige Frey- heit wieder zugestanden. Allein dem Verlaute nach, soll dasselbe gegenwärtig noch aufgeschoben seyn, weil der neue Papst ihnen zugemuthet, alle diejenigen wieder in die Stadt zu nehmen, welche wegen des Verständnisses, das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation; Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin038_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin038_1740/2
Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 38. Berlin, 24. September 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin038_1740/2>, abgerufen am 20.05.2024.