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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 39. Berlin, 27. September 1740.

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[Beginn Spaltensatz]

Da nun kein ander Mittel war, Gerechtigkeit zu er-
langen, als wenn man sich dieselbe selbst wiederfahren
liesse, und da der König mächtig genug ist, Sich Selbst[unleserliches Material]Recht zu schaffen, so wird Er den Prinzen von Lüttich
alles das Unrecht empfinden lassen, mit welchem Er die
Mässigung Sr Majestät so unanständig beleidiget hat;
ungeachtet aber des übeln Verfahrens, von Seiten die-
ses Prinzen, wird der König doch nicht unerbittlich seyn.
Er ist zufrieden dem Bischof zu zeigen, daß Er ihn stra-
fen kann, und zu großmütig, ihm gar zu schwer zu fal-
len. Wesel, den 11ten September 1740.

Factum.

Als die Unterthanen der Herrschaft Herstall, im Jah-
re 1733. wieder den König rebellirten, so begaben sie sich
unter den Schutz des Prinzen von Lüttich, der ihnen den-
selben ohne Bedenken verliehe. Dieser Prinz hatte sich
einer eingebildeten Souverainität über die Herrschaft
Herstall angemaßt, die ihm zu allen Zeiten von den Prin-
zen von Oranien, als den ersten Besitzern derselben strei-
tig gemacht war.

Ob nun gleich Jhro Majestät höchstseligen Anden-
kens, alle Mittel der Güte versuchten, die Herstallischen
Rebellen wieder zum Gehorsam zu bringen, so kamen
sie doch niemals zu Stande; indem sich der Prinz von
Lüttich beständig angelegen seyn ließ, die Rebellen in ih-
rem Unfuge zu unterstützen.

Der König, welcher keine andere Absicht hatte, als
Seiner Nachbaren zu schonen, und die Früchte Seiner
Mässigung geniessen zu lassen, erboth sich die Herrschaft
Herstall dem Prinzen von Lüttich für hundertausend Pa-
tacons zu verkaufen. Eine sehr mässige Summa, in
Ansehung der Herrschaft Herstall, welche längst der Maas
in einer reichen und fruchtbaren Gegend liegt. Da
aber Herstall an die Thore von Lüttich stößt, und von
den Staaten Sr. Majestät entfernt ist, so hielt es der
König für gut, durch diesen Verkauf alle gemachte
Schwierigkeiten zu heben, die doch zuletzt dem Prinzen
von Lüttich zur Last würden gefallen seyn. Doch bey
diesem Anerbieten, wurden von Seiten des Prinzen so
viele neue Schwierigkeiten erregt, daß endlich, man moch-
te machen was man wollte, die ganze Unterhandlung
unterbrochen wurde.

Der Prinz von Lüttich war noch nicht zufrieden, daß
er sich dem Könige so oft mißfällig erwiesen, er beleidig-
te auch noch den Obersten von Creutzen. Se Maje-
stät hatten ihm die Ehre gethan, und denselben als De-
ro Minister an ihn abgeschickt, die Angelegenheiten sei-
[Spaltenumbruch] nes Königs zu besorgen. Man belegte seine Güter,
mit Arrest, man begegnete ihm mit Verachtung, und der
Prinz brach in der Hitze in solche Worte aus, worüber
ihn jeder anderer Prinz, der nicht so viele Mässigung be-
sessen hätte, als der König, zur Reue gebracht haben
würde.

Jn diesen Umständen gefiel es dem Allmächtigen,
der nach seiner unendlichen Weisheit alle Abwechselun-
gen der Welt regieret, die Tage Sr. Majestät zu endi-
gen, und Sie zu sich zu nehmen, nachdem Dieselbe ei-
ne Regierung beschlossen, die ewig rühmlich und denk-
würdig seyn wird. Der König forderte nunmehro bey
dem Antritt Seiner Regierung, von den Herstallern den
Eid der Treue, der Jhm aber ungeachtet aller Vorstel-
lung, und ungeachtet des Pardons, der den Urhebern
der Rebellion versprochen worden, abgeschlagen ward.

Der Prinz von Lüttich, welcher immer von seinem
Entwurfe eingenommen war, diesen unrechtmässigen Be-
sitz zu behaupten, unterstützte die Rebellen, und unterhielt
ihre Halsstarrigkeit mit solcher Geschicklichkeit, daß alle
gute Worte und alle Bedrohungen vergebens angewandt
wurden.

Der König, welcher sich in nichts übereilen wollte,
und der nichts eyfriger verlangte, als die Freundschaft
mit seinen Nachbaren fortzusetzen, sahe noch bis zu Sei-
ner Ankunft in Wesel nach Von dannen aber schickten
Se. Majestät den Rath Rambonet mit dem Befehle ab,
von dem Prinzen von Lüttich eine endliche Antwort zu
verlangen; ob er fortfahren wollte, sich der Souverai-
nität über die Herrschaft Herstall anzumassen, und die
Rebellen zu unterstützen; oder ob er entschlossen wäre,
förmlich davon abzustehen, und die Urheber der Rebel-
lion zu verlassen? welchen Antrag dieser Prinz nicht ein-
mahl zu beantworten würdigte.

Dieses hieß der Ungerechtigkeit die empfindlichste Be-
leidigung beyfügen. Da aber dieses die Ehre des Kö-
nigs unmittelbar betraf, so sind Se. Majestät durch den
Prinzen von Lüttich gezwungen worden, bey dieser Ge-
legenheit, Jhre gewöhnliche Mässigung bey Seite zu se-
tzen, und ihn die Würkungen Jhres gereitzten Misfal-
lens, über die Rebellion der Herstaller, welche von ihm
unterstützt worden, über das üble Betragen, mit welchem
man Jhrem Minister dem von Creutzen begegnet ist, über
die Souveränität, deren sich der Prinz ungerechter Wei-
se über Herstall anmasset, und über die verächtliche Art,
mit welcher er des Königs Brief nicht einmahl beant-
wortet, empsinden zu lassen.

[Ende Spaltensatz]
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Da nun kein ander Mittel war, Gerechtigkeit zu er-
langen, als wenn man sich dieselbe selbst wiederfahren
liesse, und da der König mächtig genug ist, Sich Selbst[unleserliches Material]Recht zu schaffen, so wird Er den Prinzen von Lüttich
alles das Unrecht empfinden lassen, mit welchem Er die
Mässigung Sr Majestät so unanständig beleidiget hat;
ungeachtet aber des übeln Verfahrens, von Seiten die-
ses Prinzen, wird der König doch nicht unerbittlich seyn.
Er ist zufrieden dem Bischof zu zeigen, daß Er ihn stra-
fen kann, und zu großmütig, ihm gar zu schwer zu fal-
len. Wesel, den 11ten September 1740.

Factum.

Als die Unterthanen der Herrschaft Herstall, im Jah-
re 1733. wieder den König rebellirten, so begaben sie sich
unter den Schutz des Prinzen von Lüttich, der ihnen den-
selben ohne Bedenken verliehe. Dieser Prinz hatte sich
einer eingebildeten Souverainität über die Herrschaft
Herstall angemaßt, die ihm zu allen Zeiten von den Prin-
zen von Oranien, als den ersten Besitzern derselben strei-
tig gemacht war.

Ob nun gleich Jhro Majestät höchstseligen Anden-
kens, alle Mittel der Güte versuchten, die Herstallischen
Rebellen wieder zum Gehorsam zu bringen, so kamen
sie doch niemals zu Stande; indem sich der Prinz von
Lüttich beständig angelegen seyn ließ, die Rebellen in ih-
rem Unfuge zu unterstützen.

Der König, welcher keine andere Absicht hatte, als
Seiner Nachbaren zu schonen, und die Früchte Seiner
Mässigung geniessen zu lassen, erboth sich die Herrschaft
Herstall dem Prinzen von Lüttich für hundertausend Pa-
tacons zu verkaufen. Eine sehr mässige Summa, in
Ansehung der Herrschaft Herstall, welche längst der Maas
in einer reichen und fruchtbaren Gegend liegt. Da
aber Herstall an die Thore von Lüttich stößt, und von
den Staaten Sr. Majestät entfernt ist, so hielt es der
König für gut, durch diesen Verkauf alle gemachte
Schwierigkeiten zu heben, die doch zuletzt dem Prinzen
von Lüttich zur Last würden gefallen seyn. Doch bey
diesem Anerbieten, wurden von Seiten des Prinzen so
viele neue Schwierigkeiten erregt, daß endlich, man moch-
te machen was man wollte, die ganze Unterhandlung
unterbrochen wurde.

Der Prinz von Lüttich war noch nicht zufrieden, daß
er sich dem Könige so oft mißfällig erwiesen, er beleidig-
te auch noch den Obersten von Creutzen. Se Maje-
stät hatten ihm die Ehre gethan, und denselben als De-
ro Minister an ihn abgeschickt, die Angelegenheiten sei-
[Spaltenumbruch] nes Königs zu besorgen. Man belegte seine Güter,
mit Arrest, man begegnete ihm mit Verachtung, und der
Prinz brach in der Hitze in solche Worte aus, worüber
ihn jeder anderer Prinz, der nicht so viele Mässigung be-
sessen hätte, als der König, zur Reue gebracht haben
würde.

Jn diesen Umständen gefiel es dem Allmächtigen,
der nach seiner unendlichen Weisheit alle Abwechselun-
gen der Welt regieret, die Tage Sr. Majestät zu endi-
gen, und Sie zu sich zu nehmen, nachdem Dieselbe ei-
ne Regierung beschlossen, die ewig rühmlich und denk-
würdig seyn wird. Der König forderte nunmehro bey
dem Antritt Seiner Regierung, von den Herstallern den
Eid der Treue, der Jhm aber ungeachtet aller Vorstel-
lung, und ungeachtet des Pardons, der den Urhebern
der Rebellion versprochen worden, abgeschlagen ward.

Der Prinz von Lüttich, welcher immer von seinem
Entwurfe eingenommen war, diesen unrechtmässigen Be-
sitz zu behaupten, unterstützte die Rebellen, und unterhielt
ihre Halsstarrigkeit mit solcher Geschicklichkeit, daß alle
gute Worte und alle Bedrohungen vergebens angewandt
wurden.

Der König, welcher sich in nichts übereilen wollte,
und der nichts eyfriger verlangte, als die Freundschaft
mit seinen Nachbaren fortzusetzen, sahe noch bis zu Sei-
ner Ankunft in Wesel nach Von dannen aber schickten
Se. Majestät den Rath Rambonet mit dem Befehle ab,
von dem Prinzen von Lüttich eine endliche Antwort zu
verlangen; ob er fortfahren wollte, sich der Souverai-
nität über die Herrschaft Herstall anzumassen, und die
Rebellen zu unterstützen; oder ob er entschlossen wäre,
förmlich davon abzustehen, und die Urheber der Rebel-
lion zu verlassen? welchen Antrag dieser Prinz nicht ein-
mahl zu beantworten würdigte.

Dieses hieß der Ungerechtigkeit die empfindlichste Be-
leidigung beyfügen. Da aber dieses die Ehre des Kö-
nigs unmittelbar betraf, so sind Se. Majestät durch den
Prinzen von Lüttich gezwungen worden, bey dieser Ge-
legenheit, Jhre gewöhnliche Mässigung bey Seite zu se-
tzen, und ihn die Würkungen Jhres gereitzten Misfal-
lens, über die Rebellion der Herstaller, welche von ihm
unterstützt worden, über das üble Betragen, mit welchem
man Jhrem Minister dem von Creutzen begegnet ist, über
die Souveränität, deren sich der Prinz ungerechter Wei-
se über Herstall anmasset, und über die verächtliche Art,
mit welcher er des Königs Brief nicht einmahl beant-
wortet, empsinden zu lassen.

[Ende Spaltensatz]
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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 39. Berlin, 27. September 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin039_1740/2>, abgerufen am 23.05.2024.