mühung, mit diesem kleinen Andencken vorlieb, biß ihnen vielleicht zur andern Zeit was bessers und angenehmers schen- cken kan.
Der Bräutigam muß sich wol in acht nehmen, daß er das Tranck-Geld nicht zu klein beschneide; sintemal er darüber von dergleichen Menschern greulich durch die Hechel der Lauferey gezogen wird. Es dörfte solches die Braut auch selbst übel aufnehmen, und dencken, die Braut- Wäsche wäre ihm nicht schön und kostbar genug, weil er die Mühe mit so schlechten Praesent belohnet.
Mancher Orten ist es gebräuchlich, daß der Bräutigam seiner Braut einen raren Blumen-Strauß, Vornehmere aber, ei- nen kostbaren Schmuck zum Praesent über- sendet: Da denn das Uberreichungs- Compliment eben auf die Art, nur mit Veränderung in Benennung des kost- baren Schmucks, gebrauchet werden kan.
Wenn sich die Hochzeit-Gäste nun ent- weder vor der Trauung, oder nach der- selben im Gast-Hause einstellen, da hö-
ret
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muͤhung, mit dieſem kleinen Andencken vorlieb, biß ihnen vielleicht zur andern Zeit was beſſers und angenehmers ſchen- cken kan.
Der Braͤutigam muß ſich wol in acht nehmen, daß er das Tranck-Geld nicht zu klein beſchneide; ſintemal er daruͤber von dergleichen Menſchern greulich durch die Hechel der Lauferey gezogen wird. Es doͤrfte ſolches die Braut auch ſelbſt uͤbel aufnehmen, und dencken, die Braut- Waͤſche waͤre ihm nicht ſchoͤn und koſtbar genug, weil er die Muͤhe mit ſo ſchlechten Præſent belohnet.
Mancher Orten iſt es gebraͤuchlich, daß der Braͤutigam ſeiner Braut einen raren Blumen-Strauß, Vornehmere aber, ei- nen koſtbaren Schmuck zum Præſent uͤber- ſendet: Da denn das Uberreichungs- Compliment eben auf die Art, nur mit Veraͤnderung in Benennung des koſt- baren Schmucks, gebrauchet werden kan.
Wenn ſich die Hochzeit-Gaͤſte nun ent- weder vor der Trauung, oder nach der- ſelben im Gaſt-Hauſe einſtellen, da hoͤ-
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muͤhung, mit dieſem kleinen Andencken
vorlieb, biß ihnen vielleicht zur andern
Zeit was beſſers und angenehmers ſchen-
cken kan.
Der Braͤutigam muß ſich wol in acht
nehmen, daß er das Tranck-Geld nicht
zu klein beſchneide; ſintemal er daruͤber
von dergleichen Menſchern greulich durch
die Hechel der Lauferey gezogen wird. Es
doͤrfte ſolches die Braut auch ſelbſt uͤbel
aufnehmen, und dencken, die Braut-
Waͤſche waͤre ihm nicht ſchoͤn und koſtbar
genug, weil er die Muͤhe mit ſo ſchlechten
Præſent belohnet.
Mancher Orten iſt es gebraͤuchlich, daß
der Braͤutigam ſeiner Braut einen raren
Blumen-Strauß, Vornehmere aber, ei-
nen koſtbaren Schmuck zum Præſent uͤber-
ſendet: Da denn das Uberreichungs-
Compliment eben auf die Art, nur mit
Veraͤnderung in Benennung des koſt-
baren Schmucks, gebrauchet werden
kan.
Wenn ſich die Hochzeit-Gaͤſte nun ent-
weder vor der Trauung, oder nach der-
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/113>, abgerufen am 17.06.2024.
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