Mein Herr! Jch schwaches Werck- zeug bin viel zu wenig, der Gewalt zu wiederstehen, mit welcher man mir, bey Beraubung meines Jungfern-Kranzes, vorjezo begegnet. Allein ich muß mich mit Gedult speisen, und mich mit den Exempeln anderer trösten, denen eben dergleichen Gewaltthätigkeit wiederfah- ren, und doch von jedermann geliebet und geehret werden. Jch dancke vor dessen wolmeinenden Wunsch, und wünsche ih- nen ebenfalls alles vergnügliche Wol- ergehen.
Und diß wären die nöthigsten Com- plimenten bey denen Hochzeiten, deren man sich kürzlich, und ohne verhaßte Weitläufigkeit, bedienen und gebrau- chen könte. Viele Leute gibts zwar, die bey ihrer alten einfältigen Weise bleiben, und sich nichts weisen lassen, haben aber nichts, als Spott davon, darüber sie aber endlich so verbittert werden, daß sie alle dergleichen Hochzeiten und andere solenne Gastmahl verabscheuen, und sich,
Zeit
F 7
Beantwortung:
Mein Herr! Jch ſchwaches Werck- zeug bin viel zu wenig, der Gewalt zu wiederſtehen, mit welcher man mir, bey Beraubung meines Jungfern-Kranzes, vorjezo begegnet. Allein ich muß mich mit Gedult ſpeiſen, und mich mit den Exempeln anderer troͤſten, denen eben dergleichen Gewaltthaͤtigkeit wiederfah- ren, und doch von jedermann geliebet und geehret werden. Jch dancke vor deſſen wolmeinenden Wunſch, und wuͤnſche ih- nen ebenfalls alles vergnuͤgliche Wol- ergehen.
Und diß waͤren die noͤthigſten Com- plimenten bey denen Hochzeiten, deren man ſich kuͤrzlich, und ohne verhaßte Weitlaͤufigkeit, bedienen und gebrau- chen koͤnte. Viele Leute gibts zwar, die bey ihrer alten einfaͤltigen Weiſe bleiben, und ſich nichts weiſen laſſen, haben aber nichts, als Spott davon, daruͤber ſie aber endlich ſo verbittert werden, daß ſie alle dergleichen Hochzeiten und andere ſolenne Gaſtmahl verabſcheuen, und ſich,
Zeit
F 7
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0139"n="133"/><p><hirendition="#c"><hirendition="#fr">Beantwortung:</hi></hi></p><lb/><p>Mein Herr! Jch ſchwaches Werck-<lb/>
zeug bin viel zu wenig, der Gewalt zu<lb/>
wiederſtehen, mit welcher man mir, bey<lb/>
Beraubung meines Jungfern-Kranzes,<lb/>
vorjezo begegnet. Allein ich muß mich<lb/>
mit Gedult ſpeiſen, und mich mit den<lb/>
Exempeln anderer troͤſten, denen eben<lb/>
dergleichen Gewaltthaͤtigkeit wiederfah-<lb/>
ren, und doch von jedermann geliebet und<lb/>
geehret werden. Jch dancke vor deſſen<lb/>
wolmeinenden Wunſch, und wuͤnſche ih-<lb/>
nen ebenfalls alles vergnuͤgliche Wol-<lb/>
ergehen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Und diß waͤren die noͤthigſten Com-<lb/>
plimenten bey denen Hochzeiten, deren<lb/>
man ſich kuͤrzlich, und ohne verhaßte<lb/>
Weitlaͤufigkeit, bedienen und gebrau-<lb/>
chen koͤnte. Viele Leute gibts zwar, die<lb/>
bey ihrer alten einfaͤltigen Weiſe bleiben,<lb/>
und ſich nichts weiſen laſſen, haben aber<lb/>
nichts, als Spott davon, daruͤber ſie<lb/>
aber endlich ſo verbittert werden, daß ſie<lb/>
alle dergleichen Hochzeiten und andere<lb/>ſolenne Gaſtmahl verabſcheuen, und ſich,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 7</fw><fwplace="bottom"type="catch">Zeit</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[133/0139]
Beantwortung:
Mein Herr! Jch ſchwaches Werck-
zeug bin viel zu wenig, der Gewalt zu
wiederſtehen, mit welcher man mir, bey
Beraubung meines Jungfern-Kranzes,
vorjezo begegnet. Allein ich muß mich
mit Gedult ſpeiſen, und mich mit den
Exempeln anderer troͤſten, denen eben
dergleichen Gewaltthaͤtigkeit wiederfah-
ren, und doch von jedermann geliebet und
geehret werden. Jch dancke vor deſſen
wolmeinenden Wunſch, und wuͤnſche ih-
nen ebenfalls alles vergnuͤgliche Wol-
ergehen.
Und diß waͤren die noͤthigſten Com-
plimenten bey denen Hochzeiten, deren
man ſich kuͤrzlich, und ohne verhaßte
Weitlaͤufigkeit, bedienen und gebrau-
chen koͤnte. Viele Leute gibts zwar, die
bey ihrer alten einfaͤltigen Weiſe bleiben,
und ſich nichts weiſen laſſen, haben aber
nichts, als Spott davon, daruͤber ſie
aber endlich ſo verbittert werden, daß ſie
alle dergleichen Hochzeiten und andere
ſolenne Gaſtmahl verabſcheuen, und ſich,
Zeit
F 7
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/139>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.