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Das Heller-Blatt. Nr. 16. Breslau, 19. April 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] liegt, und dessen Felder bei 14,900 Fuß Höhe noch eine
gute Roggen=Erndte gaben. Früher hielt man Anti-
sana
und die Stadt Potosi, beide in den Anden, für
die höchsten Menschenwohnungen. Erstere ist 13,265
und die zweite 13,000 Fuß hoch.



Demondions neues Feuergewehr.

Dieses neueste Feuergewehr wird durch eine und
dieselbe Operation geladen und mit Zündkraut versehen,
und der Hahn wird durch das Emporheben der Schwanz-
schraube zum Einlegen der Patrone aufgezogen. Die
Patrone hat eine eigenthümliche Einrichtung; sie ent-
hält eine mit Knallpulver angefüllte Röhre, die, da sie
in der Mitte der Patrone epplodirt, eine bessere Ent-
ladung veranlaßt. Sie erfordert ein Drittel Pulver
weniger als die gewöhnlichen Patronen, und das Kali-
ber des Gewehrs ist in der Pulverkammer weiter als an
der Mündung, wodurch ein weiterer und sicherer Schuß
veranlaßt wird. - Wegen der Eigenthümlichkeit der
Patrone und des Laufs können die von dem Feinde ge-
nommenen Patronen unmittelbar in dem neuen Gewehr
angewendet werden, welches aber nicht der Fall mit den
neuen Patronen für die Gewehre des Feindes ist. Das
Bajonnett ist beim Exerciren leichter zu handhaben, kann
von dem Feinde weit schwieriger abgezogen werden, ist
länger und die Schulter kürzer als gewöhnlich. Es ist
daher auch stärker, und da es nach unterwärts bei dem
Gewehr statt seitwärts gebogen, so ist es auch gefähr-
licher und hindert auch nicht am Zielen. Die Ladung ist
vollständig gedeckt und vor der Feuchtigkeit geschützt. -
Das Gewehr ist so leicht zu handhaben, daß ein Soldat,
der nur wenige Stunden Uebung gehabt hat, in einer
Minute zehn bis neunzehn Mal schießen kann. Das
Laden und Feuern kann in jeder Stellung und Lage vor-
genommen werden. Weil das Laden nicht so mühsam
ist, so ist der Soldat auch weniger den Verwundungen
von Seiten des Feindes ausgesetzt, und aus diesem
Grunde ist das Gewehr besonders an Bord von Schiffen
vortheilhaft. Auch im Dunkeln kann es leicht geladen
werden. - Obgleich schneller hintereinander geschossen
werden kann, so erhitzen sich die Läufe doch nicht so,
wie die der gewöhnlichen Gewehre, weil nach jedem
Schuß ein Luftstrom durchgeht. Das neue Gewehr ist
stark, kann nicht aus Nachlässigkeit doppelt geladen
werden, und ist überhaupt frei von manchen Mängeln
der gewöhnlichen Flinten oder Perkussions=Gewehre.
Es ist einfach, kann von gewöhnlichen Arbeitern ge-
macht werden und alle Theile haben eine so regelmäßige
Gestalt, daß sie durch Maschinen angefertigt werden
können, wodurch diese neuen Gewehre wohlfeiler als die
gewöhnlichen werden. Endlich gewähren sie den Vor-
theil, leicht geputzt werden zu können, da sie weder
Hähne, noch ein zusammengesetztes System von Federn
haben; und der Ring, welcher das Bajonnett fest hält,
[Spaltenumbruch] hat einen Schraubenzieher an sich, womit alle Theile
losgeschraubt werden können.



John Adams.

John Adams, dessen Bild wir hier sehen, gehörte
mit zu der Mannschaft des englischen Schiffes Bounty,
welche sich im Jahr 1789 gegen ihren Befehlshaber, den
Lieutenant Bligh, empörte, denselben auf offener See,
nebst mehreren andern Offizieren und Matrosen, auf
einem Boote aussetzte und sich dann, theils auf Otaheite,
theils auf Pitcaire niederließ. Diejenigen Empörer,
welche auf Otaheite zurückgeblieben waren, wurden von
englischen Schiffen abgeholt, und büßten größtentheils
in England ihr Verbrechen mit dem Tode. Lange
wußte man nicht, wohin der Haupträdelsführer, der
Steuermann Christian Fletscher mit dem Rest der
Mannschaft, nämlich mit acht Matrosen, sechs Jnsu-
lanern und mehreren Weibern gekommen war, als 1814
der Befehlshaber der englischen Fregatte Breton auf
der im Jahr 1767 von Carteret entdeckten und beschrie-
benen Jnsel Pitcaire ein Völkchen fand, was englisch
und otaheitisch sprach und sich als die Nachkommen jener
geflüchteten Schiffsmannschaft auswies. Schon früher,
im Jahre 1803, hatten europäische Schiffe die Jnsel
Pitcaire besucht und die Kolonie gefunden, was die
Neugier in Europa reizte, aber die damaligen politi-
schen Verhältnisse wirkten mit darauf ein, daß sich die-
ser Gegenstand aus den Augen verlor.

Als die Mannschaft der Fregatte Breton sich der
Jnsel Pitcaire, im großen Weltmeer unterm 25. Grade
südlicher Breite und 130. Grade westlicher Länge von
Greenwich gelegen, näherten, sah sie sich durch den
Anblick niedlicher Hütten und angebauter Felder über-
rascht, auch versammelten sich Menschen am Ufer.
Nachdem man mit Schwierigkeit gelandet war, fand
man den letzten Matrosen der Bounty, John Adams,
der die kleine Kolonie mit patriarchalischer Macht re-
gierte. Die Ansiedelung bestand aus 48 Menschen, die
glücklich lebten. Der Befehlshaber machte Adams den
Vorschlag, ihn nach England zu führen, und glaubte ihm
Verzeihung für die Theilnahme an der Empörung gegen
Bligh versprechen zu können; aber seine Zöglinge um-
ringten den Kapitain und baten mit Thränen in den
Augen, ihnen den guten Vater Adams zu lassen. Ka-
pitain Beechey besuchte Pitcaire im December 1825.
Adams war damals über 60 Jahr alt, aber noch rüstig
und munter, kam an Bord. Er hatte seit seiner Nie-
derlassung auf der Jnsel nie wieder ein europäisches
Schiff bestiegen. Der Anblick der Dinge, die er hier
sah, mußte lebendige Erinnerungen in ihm erwecken,
und er zeigte anfänglich einige Verlegenheit. Die jun-
gen Leute der Kolonie, die ihn begleiteten, zehn an der
Zahl, waren schlank und rüstig, von gutmüthigem und
freundlichem Aussehn, schlicht und anständig in ihrem
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] liegt, und dessen Felder bei 14,900 Fuß Höhe noch eine
gute Roggen=Erndte gaben. Früher hielt man Anti-
sana
und die Stadt Potosi, beide in den Anden, für
die höchsten Menschenwohnungen. Erstere ist 13,265
und die zweite 13,000 Fuß hoch.



Demondions neues Feuergewehr.

Dieses neueste Feuergewehr wird durch eine und
dieselbe Operation geladen und mit Zündkraut versehen,
und der Hahn wird durch das Emporheben der Schwanz-
schraube zum Einlegen der Patrone aufgezogen. Die
Patrone hat eine eigenthümliche Einrichtung; sie ent-
hält eine mit Knallpulver angefüllte Röhre, die, da sie
in der Mitte der Patrone epplodirt, eine bessere Ent-
ladung veranlaßt. Sie erfordert ein Drittel Pulver
weniger als die gewöhnlichen Patronen, und das Kali-
ber des Gewehrs ist in der Pulverkammer weiter als an
der Mündung, wodurch ein weiterer und sicherer Schuß
veranlaßt wird. – Wegen der Eigenthümlichkeit der
Patrone und des Laufs können die von dem Feinde ge-
nommenen Patronen unmittelbar in dem neuen Gewehr
angewendet werden, welches aber nicht der Fall mit den
neuen Patronen für die Gewehre des Feindes ist. Das
Bajonnett ist beim Exerciren leichter zu handhaben, kann
von dem Feinde weit schwieriger abgezogen werden, ist
länger und die Schulter kürzer als gewöhnlich. Es ist
daher auch stärker, und da es nach unterwärts bei dem
Gewehr statt seitwärts gebogen, so ist es auch gefähr-
licher und hindert auch nicht am Zielen. Die Ladung ist
vollständig gedeckt und vor der Feuchtigkeit geschützt. –
Das Gewehr ist so leicht zu handhaben, daß ein Soldat,
der nur wenige Stunden Uebung gehabt hat, in einer
Minute zehn bis neunzehn Mal schießen kann. Das
Laden und Feuern kann in jeder Stellung und Lage vor-
genommen werden. Weil das Laden nicht so mühsam
ist, so ist der Soldat auch weniger den Verwundungen
von Seiten des Feindes ausgesetzt, und aus diesem
Grunde ist das Gewehr besonders an Bord von Schiffen
vortheilhaft. Auch im Dunkeln kann es leicht geladen
werden. – Obgleich schneller hintereinander geschossen
werden kann, so erhitzen sich die Läufe doch nicht so,
wie die der gewöhnlichen Gewehre, weil nach jedem
Schuß ein Luftstrom durchgeht. Das neue Gewehr ist
stark, kann nicht aus Nachlässigkeit doppelt geladen
werden, und ist überhaupt frei von manchen Mängeln
der gewöhnlichen Flinten oder Perkussions=Gewehre.
Es ist einfach, kann von gewöhnlichen Arbeitern ge-
macht werden und alle Theile haben eine so regelmäßige
Gestalt, daß sie durch Maschinen angefertigt werden
können, wodurch diese neuen Gewehre wohlfeiler als die
gewöhnlichen werden. Endlich gewähren sie den Vor-
theil, leicht geputzt werden zu können, da sie weder
Hähne, noch ein zusammengesetztes System von Federn
haben; und der Ring, welcher das Bajonnett fest hält,
[Spaltenumbruch] hat einen Schraubenzieher an sich, womit alle Theile
losgeschraubt werden können.



John Adams.

John Adams, dessen Bild wir hier sehen, gehörte
mit zu der Mannschaft des englischen Schiffes Bounty,
welche sich im Jahr 1789 gegen ihren Befehlshaber, den
Lieutenant Bligh, empörte, denselben auf offener See,
nebst mehreren andern Offizieren und Matrosen, auf
einem Boote aussetzte und sich dann, theils auf Otaheite,
theils auf Pitcaire niederließ. Diejenigen Empörer,
welche auf Otaheite zurückgeblieben waren, wurden von
englischen Schiffen abgeholt, und büßten größtentheils
in England ihr Verbrechen mit dem Tode. Lange
wußte man nicht, wohin der Haupträdelsführer, der
Steuermann Christian Fletscher mit dem Rest der
Mannschaft, nämlich mit acht Matrosen, sechs Jnsu-
lanern und mehreren Weibern gekommen war, als 1814
der Befehlshaber der englischen Fregatte Breton auf
der im Jahr 1767 von Carteret entdeckten und beschrie-
benen Jnsel Pitcaire ein Völkchen fand, was englisch
und otaheitisch sprach und sich als die Nachkommen jener
geflüchteten Schiffsmannschaft auswies. Schon früher,
im Jahre 1803, hatten europäische Schiffe die Jnsel
Pitcaire besucht und die Kolonie gefunden, was die
Neugier in Europa reizte, aber die damaligen politi-
schen Verhältnisse wirkten mit darauf ein, daß sich die-
ser Gegenstand aus den Augen verlor.

Als die Mannschaft der Fregatte Breton sich der
Jnsel Pitcaire, im großen Weltmeer unterm 25. Grade
südlicher Breite und 130. Grade westlicher Länge von
Greenwich gelegen, näherten, sah sie sich durch den
Anblick niedlicher Hütten und angebauter Felder über-
rascht, auch versammelten sich Menschen am Ufer.
Nachdem man mit Schwierigkeit gelandet war, fand
man den letzten Matrosen der Bounty, John Adams,
der die kleine Kolonie mit patriarchalischer Macht re-
gierte. Die Ansiedelung bestand aus 48 Menschen, die
glücklich lebten. Der Befehlshaber machte Adams den
Vorschlag, ihn nach England zu führen, und glaubte ihm
Verzeihung für die Theilnahme an der Empörung gegen
Bligh versprechen zu können; aber seine Zöglinge um-
ringten den Kapitain und baten mit Thränen in den
Augen, ihnen den guten Vater Adams zu lassen. Ka-
pitain Beechey besuchte Pitcaire im December 1825.
Adams war damals über 60 Jahr alt, aber noch rüstig
und munter, kam an Bord. Er hatte seit seiner Nie-
derlassung auf der Jnsel nie wieder ein europäisches
Schiff bestiegen. Der Anblick der Dinge, die er hier
sah, mußte lebendige Erinnerungen in ihm erwecken,
und er zeigte anfänglich einige Verlegenheit. Die jun-
gen Leute der Kolonie, die ihn begleiteten, zehn an der
Zahl, waren schlank und rüstig, von gutmüthigem und
freundlichem Aussehn, schlicht und anständig in ihrem
[Ende Spaltensatz]

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Sie erfordert ein Drittel Pulver weniger als die gewöhnlichen Patronen, und das Kali- ber des Gewehrs ist in der Pulverkammer weiter als an der Mündung, wodurch ein weiterer und sicherer Schuß veranlaßt wird. – Wegen der Eigenthümlichkeit der Patrone und des Laufs können die von dem Feinde ge- nommenen Patronen unmittelbar in dem neuen Gewehr angewendet werden, welches aber nicht der Fall mit den neuen Patronen für die Gewehre des Feindes ist. Das Bajonnett ist beim Exerciren leichter zu handhaben, kann von dem Feinde weit schwieriger abgezogen werden, ist länger und die Schulter kürzer als gewöhnlich. Es ist daher auch stärker, und da es nach unterwärts bei dem Gewehr statt seitwärts gebogen, so ist es auch gefähr- licher und hindert auch nicht am Zielen. Die Ladung ist vollständig gedeckt und vor der Feuchtigkeit geschützt. – Das Gewehr ist so leicht zu handhaben, daß ein Soldat, der nur wenige Stunden Uebung gehabt hat, in einer Minute zehn bis neunzehn Mal schießen kann. Das Laden und Feuern kann in jeder Stellung und Lage vor- genommen werden. Weil das Laden nicht so mühsam ist, so ist der Soldat auch weniger den Verwundungen von Seiten des Feindes ausgesetzt, und aus diesem Grunde ist das Gewehr besonders an Bord von Schiffen vortheilhaft. Auch im Dunkeln kann es leicht geladen werden. – Obgleich schneller hintereinander geschossen werden kann, so erhitzen sich die Läufe doch nicht so, wie die der gewöhnlichen Gewehre, weil nach jedem Schuß ein Luftstrom durchgeht. Das neue Gewehr ist stark, kann nicht aus Nachlässigkeit doppelt geladen werden, und ist überhaupt frei von manchen Mängeln der gewöhnlichen Flinten oder Perkussions=Gewehre. Es ist einfach, kann von gewöhnlichen Arbeitern ge- macht werden und alle Theile haben eine so regelmäßige Gestalt, daß sie durch Maschinen angefertigt werden können, wodurch diese neuen Gewehre wohlfeiler als die gewöhnlichen werden. 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Der Anblick der Dinge, die er hier sah, mußte lebendige Erinnerungen in ihm erwecken, und er zeigte anfänglich einige Verlegenheit. Die jun- gen Leute der Kolonie, die ihn begleiteten, zehn an der Zahl, waren schlank und rüstig, von gutmüthigem und freundlichem Aussehn, schlicht und anständig in ihrem

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 16. Breslau, 19. April 1834, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller16_1834/7>, abgerufen am 01.06.2024.